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Magazin 2017_03

Eine Anthologie zum 5. Jubiläum. Kuratiert von Lissan, Leralya, Nederlandfreak und welcome home.

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Text<br />

© Thomas (*2000)<br />

Text<br />

© Thomas (*2000)<br />

schwungvoll geschlossen wurden. Die beiden Geschwister<br />

standen zitternd am Eingang der dunklen Gasse, die zum<br />

Hafen führte und sahen sich an. Dann gingen sie gemeinsam<br />

Richtung Meer, um sich zu waschen.<br />

Das kalte Wasser tat den beiden Kindern gut, als es den<br />

Schmutz von ihrer Haut wusch. Selbst die sonst so verstrubbelten<br />

und verschmutzten Haare wurden wieder<br />

einigermassen sauber. Doch für die Kleidung konnten sie<br />

nicht viel tun - sie war einfach viel zu dreckig und hatte zu<br />

viele Löcher. Alexandra schluckte hörbar, als sie begriff,<br />

dass sie wieder neue Sachen für sich und ihren Bruder<br />

stehlen musste.<br />

In diesen Augenblick sah Daniel sie bittend an und fragte:<br />

„Muss ich diese Sachen wirklich anziehen? Die sind so eklig!“<br />

Alexandra überwand ihren eigenen Ekel und zog sich an.<br />

Danach versprach sie ihm in einem beruhigenden Ton, dass<br />

sie neue Sachen besorgen würde. Daniel zog sich langsam an,<br />

während Alexandra besorgt beobachtete, wie sich die Sonne<br />

immer mehr dem Horizont näherte. „Wir müssen einen<br />

Unterschlupf finden, Daniel, du weisst doch, heute ist<br />

Vollmond und ich will ihnen nicht ähnlicher werden, als ich<br />

es schon bin.“, sagte Alexandra mit besorgter und zugleich<br />

befehlender Stimme. Sie sah sich langsam um. Sie standen<br />

ein Stück unterhalb des Hafens, wo es eine von Büschen<br />

geschützte Stelle gab. Hier konnte man sich waschen, ohne<br />

dass jemand etwas mitbekam, aber als Unterschlupf für die<br />

Nacht war dieser Ort nicht geeignet. Also machten sie sich<br />

wieder auf den Weg in die Stadt, um dort einen geeigneten<br />

Unterschlupf zu finden.<br />

www.schreibdichfrei.net/texte/text/2966<br />

Die Bruderschaft der Schatten<br />

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Die Bruderschaft der Schatten www.schreibdichfrei.net/texte/text/2966<br />

Sie gingen zügig durch die immer dunkler werdenden Gassen<br />

und suchten verzweifelt einen Unterschlupf, in dem sie<br />

für diese Nacht sicher sein würden. Alexandra und Daniel<br />

hatten Angst, auch nur zu flüstern, da ging langsam der<br />

Mond auf – so voll und Rund wie es nur geht. Es war jetzt zwar<br />

etwas heller, aber es begannen auch die ersten jaulenden<br />

Rufe der dunklen Kreaturen. Für sie war die Zeit gekommen,<br />

sich zu verwandeln. Alexandra hatte Angst. Die Angst, die<br />

ie verspürte, sah sie in Daniels Augen glühen. Die beiden<br />

hatten das Verlangen zu rennen, aber sie wussten ganz<br />

genau, dass man diesem Verlangen nicht nachgeben durfte.<br />

Die Kreaturen mit ihrem furchteinflössenden, stahlgrauen<br />

Fell, strahlten eine Aura der Macht aus, die dafür sorgte,<br />

dass man in Panik davonlaufen wollte, doch wenn man diesem<br />

Verlangen nachgab, wurde man entdeckt. Sie jagen einen<br />

und … Alexandra wollte darüber lieber nicht mehr nachdenken<br />

und zog Daniel hinter eine Hausecke, wo sich ein<br />

kleines Vordach befand, das den Eingang zu einem mit dicken<br />

Eisengittern gesicherten Tunneleingang überdeckte.<br />

Alexandra hoffte, dass das als Unterschlupf reichen würde.<br />

Sie sah ihren Bruder vielsagend an. Dieser verstand sofort<br />

und legte sich direkt vor den Tunneleingang und versuchte,<br />

es sich so bequem wie möglich zu machen. Alexandra sah<br />

sich nochmal besorgt um, dann lehnte sie sich an die Metallstangen<br />

und schlief ein. In Alexandras Träumen erfüllte<br />

sich ihr grösster Wunsch: „Sie stand an Deck eines grossen<br />

Schiffes. Ein mässiger, kühler Wind straffte die Segel, die an<br />

den drei Masten befestigt waren. Auf dem grössten dieser<br />

drei befand sich ein Krähennest, in dem ein scharfsichtiger<br />

Matrose nach Land Ausschau hielt. Auf dem Deck selbst eil-

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