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Barftgaans Februar 2017

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THEMEN<br />

SCHON IMMER EIN SOUL MAN<br />

Von London nach Uelzen: Musiker Art Regis im Portrait<br />

Art Regis ist noch ein Hammond-Orgelspieler der alten Garde. 1942 in<br />

London geboren, spielte er im Schulorchester Posaune und ihm wurde<br />

schnell klar, dass die Musik einmal seinen Lebensunterhalt finanzieren<br />

soll. Anfang der 60er-Jahre studierte Art am Trinity College of Music und<br />

spielte während seines Studiums Keyboard in verschiedenen Bands.<br />

Die Musikszene in London war in den „Swinging Sixties“ und den 70er-<br />

Jahren besonders lebendig. In vielen Live-Clubs traten spontan bekannte<br />

Musikgrößen auf. Künstler wie Eric Clapton oder die Rolling Stones gaben<br />

sich die Türklinke in die Hand. Zu jener Zeit spielte auch der begnadete<br />

amerikanische Gitarrist Jimmy Hendrix auf etlichen Sessions und startete<br />

seine Karriere auf dem europäischen Kontinent. Später begleitete Art<br />

Jimmy Hendrix auf dessen erster Tournee durch Großbritannien.<br />

Zu jener wilden Rock n Roll-Zeit gab es im Londoner Szeneviertel „Soho“<br />

ein Musikcafé mit dem Namen „Giaconda“. Dort traf man sich immer montags<br />

zu einem Musikerstammtisch. Durch Kontakte zu anderen Musikern<br />

und der Live-Musik-Szene erhielt Art damals seine Jobs als Keyboarder. Etliche<br />

große Studios, in denen er mit seiner Hammond-Orgel ein und aus<br />

ging, befanden sich in „Soho“. Zu dieser Zeit kamen viele Künstler aus den<br />

USA nach London, um ihre Tourneen in Europa zu starten.<br />

Die Liste der berühmten Musiker ist lang: Percey Sledge, The Temptations,<br />

Chuck Berry, Jerry Lee Lewis, Jimmy Hendrix, Wilson Picket ... Für all‘<br />

diese Größen spielte Art im Studio seine Keyboard-Sounds, vorzugsweise<br />

auf der Hammond-Orgel, ein und begleitete als Live-Musiker etliche<br />

Tourneen. Das war ein hartes Geschäft! Erst war er eine Woche lang auf<br />

Tournee in England, dann spielte er eine weitere Woche Gigs in Deutschland.<br />

Und das zwei Jahre lang. Auch für Künstler aus seinem Heimatland<br />

England griff er in die Orgel-Tasten. Mit Arthur Brown spielte er den Titel<br />

„Nothing can stop me“ ein. Art Regis arbeitete außerdem für viele bekannte<br />

Labels und Studios wie ABBEY ROAD, EMI, ATLANTIC oder SCORPIO.<br />

Nach vielen Jahren als erfolgreicher Studio- und Live-Musiker kehrte<br />

Art London den Rücken – er hatte genug von dem immer härter werdenden<br />

Musikbusiness, einer immer stärker werdenden Konkurrenz und dem<br />

Aussterben vieler Live-Musik-Etablissments. Fortan lebte er anfangs der<br />

80er-Jahre mit seiner Familie sieben Jahre lang in Südspanien. Dort spielte<br />

er überwiegend in Clubs, auf Partys und anderen Feiern. Über Umwege<br />

strandete Art Anfang der 90er in Hamburg und gründete die „Art Regis<br />

Band.“ Mit dieser Band brachte Art noch einmal die großartige Zeit des<br />

Souls und des „Rhythm and Blues“ zurück, die ihn sein Leben lang geprägt<br />

hat.<br />

Seit einigen Jahren lebt Art, mittlerweile in Rente, in der Hansestadt<br />

Uelzen. Es ist ruhig um ihn geworden. Nach einem schweren Unfall vor<br />

einigen Jahren kann er die Hammond-Orgel nur noch als Hobbymusiker<br />

spielen. Seine schwere „B3 Hammond-Orgel“, die immerhin bis zu 250<br />

Kilo auf die Waage bringt, hat er längst gegen ein modernes Keyboard<br />

mit täuschend echten Hammond-Sounds getauscht. Hin und wieder<br />

kann man Art noch live erleben – zum Beispiel bei einer Blues-Session,<br />

die monatlich im „Café Klatsch“ in Lüneburg stattfindet. Hier ist Art der<br />

„Man of Soul“ und lässt den wunderbaren Sound der Hammond erklingen.<br />

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[Andreas Grell]<br />

16 www.barftgaans.de | <strong>Februar</strong>/März <strong>2017</strong>

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