Barftgaans Februar 2017
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THEMEN<br />
auf private Spenden und weitere Mittel, zum Beispiel von<br />
der Greyer-Stiftung, angewiesen.<br />
Geöffnet hat die Anlaufstelle montags bis freitags von<br />
8 bis 16 Uhr, die Mitarbeiter sind in zwei Schichten, von 8<br />
bis 12 und von 12 bis 16 Uhr, vor Ort. Rund 2.000 Öffnungsstunden<br />
kommen so im Jahr zusammen. „Die Begleitungen,<br />
vor allem von Kindern, die von einem Elternteil zum<br />
anderen fahren, laufen meist am Wochenende. Da ist von<br />
den Ehrenamtlichen schon besonderer Einsatz gefordert,<br />
das muss man wollen.“ Die Bahnhofsmission sucht immer<br />
Freiwillige, die sich hier engagieren möchten. „Man sollte<br />
wissen, worauf man sich einlässt, es gibt auch schwierige<br />
Einsätze“, erzählt Scholz. Schicksale, die nahegehen. Zwei<br />
Suizide musste Scholz erleben. „Das vergisst man nie, das<br />
ist die dunkle Seite unserer Arbeit.“ Oder die Frau, die vor<br />
ihrem prügelnden Ehemann flüchtete und von Mitarbeitern<br />
der Bahnhofsmission begleitet wurde. „Da braucht<br />
man nicht lange zu überlegen. Da geht es darum, sofort zu<br />
helfen.“ Manchmal bestehe die Hilfe einfach nur aus einem<br />
heißen Kaffee, einem Schmalzbrot und ein bisschen Reden<br />
und Zuhören. „Es stranden hier immer wieder Obdachlose,<br />
zur Zeit so sieben bis acht. Es gibt auch Menschen, die regelmäßig<br />
drei- bis viermal in der Woche kommen. Die wollen<br />
nur reden, die haben niemanden mehr. Insofern haben<br />
die Bahnhofsmissionen eine wichtige soziale Funktion als<br />
Anlaufstelle für Menschen, die durch das Raster gefallen<br />
sind.“<br />
Wenn die Bahnhofsmission in Uelzen in zwei Jahren ihr<br />
einhundertjähriges Jubiläum feiert, dann wird das Jahr<br />
2015 sicherlich einen großen Raum in den Festreden und<br />
Erinnerungen einnehmen. Zehn Sonderzüge mit rund 500<br />
Flüchtlingen pro Zug waren es, die zu einer besonderen Herausforderung<br />
für die Bahnhofsmission wurden. „Manchmal<br />
hatte ich Tränen in den Augen und fragte mich, wie es<br />
diese Menschen wohl bis hierher geschafft haben. Ein Kind<br />
war während der Flucht geboren, in Griechenland – das<br />
war gerade mal eine Woche alt“, erinnert sich Scholz. Gemeinsam<br />
mit allen beteiligten Akteuren wie Stadt, Landkreis,<br />
DRK, der Diakonie, den Dolmetschern und den vielen<br />
Ehrenamtlichen hat man sich um die Flüchtlinge gekümmert;<br />
in der Bahnhofsmission ging es auch darum, den<br />
Helfern zu helfen. „Zum Beispiel konnten sich die Dolmetscher<br />
bei uns aufhalten und einfach mal reden, während<br />
sie auf die verspäteten Züge gewartet haben.“ Räume der<br />
Mission wurden mit Unterstützung der Bahn, des Metronom,<br />
der Bundespolizei und anderen Beteiligten zu einer<br />
„Notunterkunft“ umgestaltet. „Das ging alles ganz formlos<br />
und es gab viel Unterstützung von allen Seiten, zum Beispiel<br />
von Bäckereien, die gespendet haben.“ – Eine prägende<br />
Erfahrung für alle Mitarbeiter der Bahnhofsmission.<br />
Scholz schaut in seinen Kalender, die nächsten Begleitungen<br />
sind schon gebucht. Die Bewohner des Martinshofes<br />
in Klein Bollensen sind wieder unterwegs, um am<br />
Wochenende zu ihren Familien zu fahren. „Diese Begleitungen,<br />
die sind auch etwas Besonderes. Da kommt so viel<br />
Herzlichkeit zurück. So etwas motiviert, immer weiterzumachen.<br />
Und weitermachen – das müssen die Ehrenamtlichen<br />
der Bahnhofsmission wohl noch lang. „Immer mehr<br />
ältere Menschen werden in Zukunft auf Hilfe beim Bahnfahren<br />
angewiesen sein. Durch unsere Unterstützung erleichtern<br />
wir ihren Alltag und sorgen dafür, dass sie mobil<br />
bleiben. So stärken wir die Mobilität der Älteren.“ Die Mitarbeiter<br />
und Ehrenamtlichen der Bahnhofsmission werden<br />
mit dem Herzen dabei sein und helfen, wo sie können.<br />
„Man wird so vielfältig belohnt, mit einem Lächeln und<br />
einem Danke. Wenn man einmal damit angefangen hat,<br />
bei der Bahnhofsmission zu helfen, dann kann man nicht<br />
mehr damit aufhören“, lacht Scholz zum Abschied. [Lütke]<br />
Die Mitarbeiter der<br />
Bahnhofsmission helfen<br />
den Bewohnern<br />
des Martinshofes in<br />
Klein Bollensen.<br />
www.barftgaans.de | <strong>Februar</strong>/März <strong>2017</strong><br />
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