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Trotz allem kamen wir bis ins Spanische Fiqueres, wo meine beiden Besitzer das Museum des genialen Künstlers<br />

Dali besuchen wollten. Wie schon so oft musste ich draussen warten, wo es – wie könnte es auch anders sein -<br />

schon wieder zu regnen begann. Nachdem die Beiden endlich wieder zurück waren suchten wir uns einen Campingplatz<br />

für die Nacht, es ist wohl überflüssig zu sagen, dass es immer noch regnete. So wurde beschlossen am<br />

nächsten Tag nach Barcelona aufzubrechen da dort Sonnenschein prognostiziert war.<br />

Gesagt getan! Der Campingplatz lag etwas ausserhalb der Stadt. Das Areal gefiel mir gut, es war in einem kleinen,<br />

schattenspendenen Wäldchen gelegen und der Autobus nach Barcelona startete direkt vor der Rezeption. Beim<br />

Einchecken hörte ich wie der Campingplatz-Chef die Zwei fragte ob sie wüssten, dass morgen Grand Prix von<br />

Barcelona sei, naiv wie sie nun mal sind verneinten meine Besitzer, ohne viel darüber nachzudenken, mir jedoch<br />

schwante nichts Gutes. Meine Ahnung sollte mich nicht täuschen. Noch am selben Tag kam der erste Motorradfahrer<br />

an und es wurden immer mehr und mehr. Bald war der Platz gefüllt mit Motorrädern und ihren Fans aus<br />

ganz Europa und jeder dieser Grand-Prix-Groupies wollte den lautesten Feuerstuhl haben. Die Freunde des Zweirades<br />

veranstalteten einen Wettbewerb wessen Motor am meisten dröhne. Wenn aus einer Ecke ein Motorrad<br />

aufheulte, donnerte es sofort in der entgegengesetzten Ecke doppelt so laut, um dann wieder aus der ersten Ecke<br />

ohrenbetäubend zu krachen und zu knallen. Wir Glücklichen waren mittendrin. Der Chef vom Platz – unter uns<br />

gesagt nicht mehr der Jüngste – rannte von einem Ort zum anderen, war aber relativ glücklos im Ruhe herstellen.<br />

Meine Chauffeure machten sich am nächsten Morgen schnellstens per Autobus vom Acker um Barcelona auszukundschaften<br />

und sich vom Lärm zu erholen. Ich musste bleiben weil sie befürchteten für mich in der Stadt keinen<br />

Parkplatz zu finden. Nun war für mich eine „Gefechtspause“ angesagt, die Anhänger des Motorsportes fuhren<br />

zur Rennpiste. Am Abend jedoch ging die Post wieder ab, es wurde sogar noch besser einer hatte eine Musikanlage<br />

mitsamt Mischpult aufgestellt und beschallte den Platz die halbe Nacht lang. Sogar mir wurde es dann<br />

doch etwas zu viel mein ohnehin schon lädiertes Dach zitterte nur noch unkontrolliert. Wir alle drei wünschten<br />

uns etwas mehr Ruhe und so zogen weiter ins Ebro Delta, einem Naturschutzgebiet das etwas weniger Krawall<br />

verhiess.<br />

So war es dann leider nicht. Vorerst jedenfalls. Es war Sonntagnachmittag und die Spanier, mitsamt ihren Sippschaften<br />

frönten dem unbeschwerten Campingleben. Unsere Nachbarn, eine Grossfamilie mit Grosseltern, Eltern,<br />

vielen Kindern, Onkeln, Tanten, Cousinen und was weiss ich noch wem, waren - wie soll man sagen - fröhlich und<br />

lautstark am Plaudern. Uns kam es vor wie in eine Schulklasse mit mindestens fünfzig Schülern. Aber dann,<br />

schlussendlich am Abend packten sie Kind und Kegel zusammen und fuhren nach Hause. Endlich konnten wir drei<br />

die Ruhe geniessen.<br />

Man hätte denken können wir seien in Asien und nicht in Spanien. Vor dem Camping befand sich ein grosser menschenleerer<br />

Sandstrand, im Hinterland war Reisfeld an Reisfeld so weit das Auge reichte. Ich wurde am nächsten<br />

Tag allein zurückgelassen während meine Besitzer sich mit dem Fahrrad auf den Weg machten die Gegend zu erkunden.<br />

Endlich konnte auch ich mich etwas erholen. Um die Ruhe noch etwas länger zu geniessen machten wir<br />

uns erst nach ein paar Tagen wieder auf den Weg. Zuerst wollte er jedoch unbedingt noch mit mir mitten auf den<br />

Sandstrand fahren um ein Foto zu machen. Das gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie sah sich schon mit Schaufeln hantieren<br />

um mich aus dem Sand auszubuddeln oder noch schlimmer jemanden organisieren der mich raus schleppt.<br />

Der Familienfriede stand auf<br />

der Kippe. Schlussendlich war<br />

er mit dem Standort halbwegs<br />

zufrieden bzw. er mochte<br />

wohl nichts mehr von Schaufeln<br />

und Traktoren hören. Er<br />

schoss das gewünschte Foto<br />

von mir, nicht ohne jedoch<br />

etwas griessgrämig zu bemerken,<br />

dass hier der falsche Platz<br />

sei und es weiter vorne ein<br />

viel schöneres Bild gegeben<br />

hätte. Nun denn, Hauptsache<br />

ich kam unbeschadet aus dem<br />

Sand raus.<br />

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