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RUBRIK<br />
Sie sind selbst ein Freund der Kunst, welche Künstler schätzen Sie besonders?<br />
Meier: Da gibt es so viele, aber zu meinen Favoriten unter<br />
den Architekten und Künstlern gehören Le Corbusier, Alvar<br />
Aalto, Louis Khan, Mies van der Rohe, Frank Lloyd Wright,<br />
Luis Barragán, die russischen Konstruktivisten, die italienischen<br />
Rationalisten, Cézanne, Picasso und Kurt Schwitters.<br />
Wie ist Ihre Liebe zur Farbe Weiß entstanden?<br />
Meier: Unser Architekturbüro ist sehr bekannt für den<br />
Einsatz der Farbe Weiß. Architektonische Konzepte können<br />
durch die weiße Farbe deutlicher verstanden werden,<br />
und Trübung und Transparenz, Formen und Leere, Strukturen<br />
und Oberächen sind in einer weißen Umgebung<br />
besser wahrnehmbar. Sie sind klarer und bilden eine Beziehung<br />
zu einigen der Elemente, die in einem Gebäude<br />
immer vorhanden sind.<br />
Was raten Sie einem jungen Architekten, der noch ganz am Anfang<br />
seiner Berufslaufbahn steht?<br />
Meier: In der Architektur passiert zurzeit sehr viel. Die<br />
Menge an Innovationen und Kreativität ist außergewöhnlich<br />
und wir beobachten eine Rückkehr zur Suche nach<br />
Klarheit. Diese Entwicklung ndet nicht nur in Amerika<br />
statt, sondern auf der ganzen Welt. Die Kommunikation ist<br />
schneller denn je – sie sorgt wirklich für Wahrnehmung und<br />
Aufmerksamkeit auf Seiten der Architekten auf der ganzen<br />
Welt. Es wird danach gefragt, was für den Ort bedeutungsvoll<br />
und angemessen ist und wie architektonische Vorstellungen<br />
direkt und einfach zum Ausdruck gebracht werden<br />
können. Bei der virtuellen Architektur und allem Vergänglichen,<br />
wie „merkwürdigen“ Gebäuden, muss die Idee/Vorstellung,<br />
die dahinter steckt, Bedeutung haben und aussagekräftig<br />
sein. Sonst ist alles ideenlos, und wen kümmert das?<br />
Eine Sache nervt mich zudem gewaltig, das weiß jeder in<br />
diesem Büro aus erster Hand und ich sage es den Studenten<br />
bei jeder Gelegenheit. Alles wird am Computer gezeichnet,<br />
damit wir bestimmte Dinge schneller und hoentlich auch<br />
präziser machen können. Doch vielen Menschen – vor allem<br />
jenen, die gerade mit dem Studium fertig sind – mangelt<br />
es an Verständnis für Dimensionen. Und damit meine ich<br />
nicht nur die Dimension des Raumes, den sie am Computer<br />
zeichnen. Ich meine auch die Dimension einer Linie, die<br />
den Umfang dieser nung bestimmt. Wie groß ist diese<br />
Tür? Das hat in jeder Hinsicht mit Dimension zu tun – vom<br />
Gesamtkonzept bis hin zum letzten Detail. Viele werden sagen:<br />
„Ich messe das aus.“ Aber man sollte das nicht ausmessen<br />
müssen – man sollte wissen, was man zeichnet.<br />
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