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EDUCATION 1.17

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Thema | Dossier<br />

dabei spezifisches Wissen erwerben. Dieser positive innere<br />

Antrieb, sich auf eine Sache zu konzentrieren und<br />

dranzubleiben, ist ein typisches Merkmal der intrinsischen<br />

Motivation. Intrinsisch Motivierte lernen, weil sie an der<br />

Sache selbst interessiert sind, weil sie sich einer Sache<br />

selbst emotional verbunden fühlen. Entscheidend ist,<br />

dass ihr Fokus dabei voll auf die Sache gerichtet ist. Ziel<br />

müsste sein, ein intrinsisch motiviertes Lernen anzustreben,<br />

da dieses nachhaltiger ist als extrinsisches, welches<br />

nur auf Druck und Belohnung hin reagiert. 4<br />

Stufengerechte Anwendung<br />

Spielformen unterstützen die Ausbildung der kognitiven,<br />

sozialen und emotionalen Seiten der Kinder und Jugendlichen.<br />

Sofern diese stufengerecht angewandt werden,<br />

sind Lernspiele in jedem Fach eine ideale Methode, um<br />

Gelerntes zu festigen, Lust am Lernen zu entfachen und<br />

Kreativität freizusetzen. Wie eine amerikanische Studie<br />

zeigt, erhalten Kinder den «Verleider» und verlieren die<br />

Spielfreude, wenn Lehrpersonen zu direkt Einfluss nehmen.<br />

«Es ist entscheidend, dass ich als Lehrperson den<br />

Kindern und Jugendlichen im Spielen bewusst Freiheiten<br />

lasse», meint Evelyne Wannack. Lehrpersonen sollten im<br />

Spiel eine begleitende Funktion übernehmen oder selbst<br />

mitspielen. Wichtig ist, das eigene Handeln nach dem<br />

Spiel zu reflektieren. Was haben wir beobachtet? Welche<br />

Erkenntnisse ziehen wir daraus? Damit auch eine Ertragssicherung<br />

stattfindet. An der Oberstufe sind vor allem der<br />

Sport und die Mathematik ein ideales Feld, um Freude am<br />

Spielen zu entwickeln, aber seine Anwendung sollte sich<br />

nicht auf diese Fächer beschränken. 5 Die Palette der<br />

Spiele im Sprachunterricht zum Beispiel ist sehr breit, sie<br />

reicht von Schreib-, Lese- und Rätselspielen über Würfelund<br />

Strategiespiele bis zum szenischen Spiel.<br />

Darstellendes Spiel<br />

Rollenspiele, szenisches Spiel und das Aufführen von kurzen<br />

Theaterstücken haben sich in den letzten Jahren in<br />

vielen Fächern auf der Oberstufe etabliert. Das spielerische<br />

Ausgestalten von fiktiven Begegnungen und Dialogen<br />

zwischen Figuren, das Fortführen von Erzählungen<br />

und deren szenische Umsetzung ist eine gute Methode,<br />

um im Sprachunterricht die erzählerische Wirklichkeit<br />

nachzuempfinden. Insbesondere das bekannte Rollenspiel<br />

bietet sich an, in verschiedenen Als-ob-Situationen<br />

andere Wirklichkeiten zu erfahren, sich in den Augen anderer<br />

zu sehen (Fremdwahrnehmung) und eigene Verhaltensvorstellungen<br />

zu erproben. Das Rollenspiel, aber<br />

auch das darstellende Spiel im Allgemeinen sind eine<br />

Möglichkeit, sich in andere Rollen, Identitäten hineinzudenken<br />

und die eigene Lebenswirklichkeit zu hinterfragen.<br />

Im Gegensatz zur rein geistigen Bearbeitung von Textinhalten<br />

sind sie handlungsorientiert, wobei die ganze<br />

Bandbreite sprachlicher, mimischer und körperlicher Ausdrucksmöglichkeiten<br />

aktiviert wird. 6 Charaktere werden<br />

erlebbar, und ihre Handlungsmotive erscheinen plötzlich<br />

in anderem Licht. Darstellende Spielangebote dieser Art<br />

dienen der emotionalen, sozialen und ästhetischen Persönlichkeitsentwicklung<br />

der Jugendlichen und unterstützen<br />

sie in ihrer Selbstfindung.<br />

Wer viel mit den Schülerinnen und Schülern spielt,<br />

wird eine gewisse Vorliebe entwickeln, systematischer<br />

vorgehen, möglicherweise eine Spielsammlung aufbauen<br />

oder im eigenen Schulhaus die Spielkultur fördern. Vielleicht<br />

führt dies dann zu etwas mutigeren Formen, bei<br />

denen man die Schülerinnen und Schüler einmal experimentieren<br />

und ein Spiel selbst weiterentwickeln lässt. Ein<br />

weiterer spannender Ansatz ist das explorative Lernen 7 ,<br />

das aus den Naturwissenschaften stammt. Das probierende<br />

Erforschen spornt die Schülerinnen und Schüler an.<br />

Es folgt dem Prinzip: Du sollst es lieben, Spiele zu spielen,<br />

die du noch nie gespielt hast.<br />

4 Hauser, Bernhard (2016): Spielen. Frühes Lernen in Familie,<br />

Krippe und Kindergarten. S. 22, Stuttgart.<br />

5 Diesen spielerischen Ansatz haben wir bereits im<br />

<strong>EDUCATION</strong> 1/2015 vorgestellt. S. 11: « Formen, Figuren,<br />

Rätsel – der Welt auf die Spur kommen ».<br />

6 Thiesen, Peter (2006): Freche Spiele. Starke Spielideen<br />

gegen Frust und Lustverlust in Schule, Jugendarbeit und<br />

Erwachsenenbildung. S. 17, Weinheim und München.<br />

7 Steiner Verena (2010): Lernstrategien. Spielend lernend.<br />

UNI Magazin 2/10.<br />

Synthese « Un lieu de liberté et<br />

d’ouverture » Jouer ne remplit pas<br />

de fonction immédiate. Ce n’est<br />

pas pour autant que jouer est inutile,<br />

bien au contraire : cela aide<br />

les enfants à développer leurs capacités<br />

de base, leur créativité et leur<br />

plaisir au jeu et contribue ainsi à<br />

leur autonomie et à leur joie de<br />

vivre. L’attrait principal du jeu réside<br />

dans le fait qu’il s’inscrit en<br />

dehors des obligations et des habitudes<br />

de la vie ordinaire. Il suit des<br />

règles à part, qui ne s’appliquent<br />

pas aux autres comportements.<br />

Pour certains, le jeu est synonyme<br />

de liberté et d’ouverture favorisant<br />

l’autonomie. Le propre du jeu est de<br />

nous apporter de la magie et de l’excitation<br />

qui nous tirent de notre<br />

quotidien. En jouant, apprendre se<br />

fait de façon amusante et variée. Les<br />

révisions ennuyeuses et pénibles<br />

sont récompensées par de la joie et<br />

du plaisir. A l’école enfantine, les<br />

séquences de jeu et d’apprentissage<br />

s’entremêlent. Lorsque les enfants<br />

jouent, ils apprennent en même<br />

temps. Si les adultes exercent trop<br />

directement leur influence, les<br />

enfants ont moins de plaisir à jouer.<br />

Il est donc indispensable de leur<br />

laisser suffisamment de liberté dans<br />

ces moments. Les enseignants et<br />

enseignantes ne devraient endosser<br />

qu’un rôle d’accompagnement ou<br />

alors participer activement au jeu<br />

au même titre que les enfants. Il est<br />

important de prendre le temps de<br />

réfléchir à sa manière de jouer une<br />

fois la séquence de jeu terminée.<br />

Qu’avons-nous observé ? Qu’avonsnous<br />

appris ? Cette démarche permet<br />

d’assurer que le jeu apporte une<br />

plus-value.<br />

<strong>EDUCATION</strong> <strong>1.17</strong> 11

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