EDUCATION 1.17
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Porträt | Portrait<br />
Beat Gertsch<br />
Mehr als ein Hauswart<br />
Catherine Arber<br />
Foto: Mark Nolan<br />
Seit 20 Jahren ist Beat Gertsch Hauswart an der Oberstufenschule<br />
in Hinterkappelen. Für ihn ist es mehr als nur ein Beruf. Wenn er nach<br />
Feierabend noch gerufen wird, so macht ihm das nichts aus.<br />
Er möchte den Gesprächstermin lieber erst auf nach der<br />
grossen Pause ansetzen, sagt der Hauswart Beat Gertsch<br />
am Telefon. Denn für ihn ist klar: Er kümmert sich nicht<br />
nur um den Unterhalt der Oberstufenschule Hinterkappelen.<br />
Er ist auch für die Schülerinnen und Schüler sowie für<br />
die Lehrerschaft da, wenn sie ihn brauchen. So ist es für<br />
ihn selbstverständlich, dass er während der grossen<br />
Pause im Lehrerzimmer präsent ist, damit sie zu ihm kommen<br />
können, wenn etwas sein sollte. «Ich habe einen<br />
guten Draht zu den Jugendlichen», sagt der 58-Jährige.<br />
Er halte aber immer auch professionelle Distanz. «Das<br />
macht es mir einfacher, mit ihnen auszukommen. Es ist<br />
wichtig, dass wir uns gegenseitig respektieren.»<br />
Hilfe bei Beinbruch<br />
Die Jugendlichen dürfen den Pausenplatz auch ausserhalb<br />
der Schulzeiten benutzen. Wenn sie da ihren Abfall<br />
rumliegen lassen, sucht der Hauswart das Gespräch mit<br />
ihnen und macht ihnen klar, dass er dieses Verhalten nicht<br />
duldet. Beat Gertsch und seine Frau Brigitte, die ebenfalls<br />
zu 30 Prozent als Hauswartin angestellt ist, eilten aber<br />
auch schon zu Hilfe, als sich an einem Abend ein Jugendlicher<br />
beim Basketballspielen ein Bein gebrochen hatte.<br />
«Das fördert den Zusammenhalt, wenn die Jugendlichen<br />
merken, dass man für sie da ist», weiss Beat Gertsch.<br />
Grenzerfahrung auf Eseltrekking<br />
Regelmässig begleitet der Hauswart zusammen mit einer<br />
Lehrerin oder einem Lehrer eine Oberstufenklasse ins<br />
Lager oder hilft beim Sporttag. «So lernen sie mich auch<br />
noch von einer anderen Seite als in der Schule kennen»,<br />
sagt er. Schon fünf Mal war er beim Eseltrekking in Südfrankreich<br />
mit einer neunten Klasse dabei. Das bedeutete:<br />
Ein Woche lang jeden Tag während sechs Stunden mit<br />
dem Esel unterwegs zu sein, für die Schülerinnen und<br />
Schüler kein Natel und fernab der Zivilisation, im Zelt zu<br />
übernachten. «Das waren schon Grenzerfahrungen», erinnert<br />
sich Beat Gertsch. Erfahrungen, die er nicht missen<br />
möchte. Auch in seiner Freizeit beschäftigte sich Beat<br />
Gertsch mit Jugendlichen. Bis vor einigen Jahren trainierte<br />
der leidenschaftliche Fussballfan nebst Erwachsenen<br />
auch Junioren beim FC Wyler.<br />
«Ich habe einen guten<br />
Draht zu den Jugendlichen.<br />
Das macht es mir einfacher,<br />
mit ihnen auszukommen.<br />
Es ist wichtig, dass wir uns<br />
gegenseitig respektieren.»<br />
Er kann fast alles reparieren<br />
Für den Hauswart ist sein Beruf nicht bloss Arbeit, sondern<br />
Berufung. Seine Arbeit sei sehr vielseitig, er könne<br />
selbstständig wirken und sei gleichzeitig gut ins Schulteam<br />
integriert. Beat Gertsch ist für den Unterhalt der drei<br />
Schulhäuser, der Turnhalle und des Schwimmbads zuständig.<br />
Er versucht so viel wie möglich selber zu flicken,<br />
etwa beim Mobiliar, oder er führt kleinere Malerarbeiten<br />
durch. Kürzlich fertigte er eigenhändig eine neue Tür an.<br />
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