ADAC Urlaub März-Ausgabe 2017, Westfalen
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E-Bike Irland Inspiration<br />
Hafen-Idylle<br />
Im Fischerörtchen<br />
Spiddal liegen die<br />
Boote auf dem<br />
Trockenen<br />
Seite<br />
scannen,<br />
mehr<br />
erfahren<br />
Rückenwind<br />
inklusive<br />
Zwei Freunde, zwei E-Bikes und ein langes<br />
Wochenende an der rauen irischen Atlantikküste: eine<br />
sportlich-gemütliche Radtour auf der grünen Insel<br />
TEXT Wolfgang Siesing<br />
Wir stehen auf<br />
Folkmusik und<br />
dunkles Guinness,<br />
mögen<br />
Sport unter<br />
blauem Himmel und lieben unisono<br />
überhaupt ganz Irland. Da ist es nicht<br />
abwegig, dass zwei alte Freunde am<br />
Telefon spontan beschließen, einen<br />
Kurztrip auf die grüne Insel mit einer<br />
entspannten Radtour zu verbinden.<br />
Die Idee: Von der heimlichen Musikhauptstadt<br />
Galway aus soll es auf<br />
den Wild Atlantic Way gehen – zumindest<br />
für ein, zwei Etappen zum<br />
Schnuppern. Denn die magische<br />
Panoramastraße windet sich auf gut<br />
2600 Kilometern an Buchten und<br />
steilen Felsklippen vorbei die gesamte<br />
irische Atlantikküste entlang.<br />
Gesagt, getan: Keine vier Wochen<br />
später läuten wir das verlängerte<br />
Wochenende mit einer<br />
abendlichen Tour durch die reizenden<br />
Gassen von Galway ein. Urige<br />
Pubs und Fish-and-Chips-Läden<br />
gibt es in dem lebhaften Städtchen<br />
an der Westküste gefühlt so viele<br />
wie Schafe und Kühe auf der Insel.<br />
Aus den offenen Türen und Fenstern<br />
der knallbunten Häuser ertönt<br />
On the Road<br />
Radspuren<br />
sind die Ausnahme<br />
auf<br />
dem Wild<br />
Atlantic Way<br />
Live-Musik und Altbekanntes von<br />
Johnny Cash bis U2. Willkommen<br />
in Irland! Wir lassen uns köstliches<br />
Pale Ale aus lokalen Brauereien<br />
schmecken (eine fantastische Auswahl<br />
gibt’s im Tigh Neachtain in der<br />
Cross Street), frischen Erinnerungen<br />
auf und kommen umgehend mit unseren<br />
Tischnachbarn ins Gespräch.<br />
Die Iren sind ein geselliges Völkchen.<br />
Als wir bereits gemeinsam alte Oasis-<br />
Nummern schmettern, erinnern wir<br />
uns an den sportlichen Teil unserer<br />
Reise und verabschieden uns.<br />
Am nächsten Morgen empfängt<br />
uns Derek vom örtlichen Fahrradverleih.<br />
„Klar könnt ihr Rennräder<br />
haben“, sagt er, während wir die Auswahl<br />
in seinem Laden inspizieren.<br />
„Bedenkt aber, dass ihr am Atlantik<br />
unterwegs seid. Da bläst euch schon<br />
mal eine steife Brise ins Gesicht.“<br />
Offenbar erwecken wir nicht gerade<br />
den Anschein, als würden wir unentwegt<br />
für die Tour de France trainieren.<br />
Wenig später radeln wir bei strahlendem<br />
Sonnenschein auf zwei<br />
gemütlichen Holland-E-Bikes über<br />
den Wild Atlantic Way gen Westen,<br />
Etappenziel Indreabhán. Dereks zunächst<br />
belächelte Empfehlung erweist<br />
sich als echter Glücksgriff: Ich schalte<br />
gleich nach dem Start die Elektrounterstützung<br />
hinzu und rolle wie<br />
Party-Stadt Galway<br />
In irgendeinem<br />
Pub gibt’s immer<br />
Live-Musik<br />
von selbst über den glatten Asphalt.<br />
Das Treten wird zum Kinderspiel –<br />
was für eine sensationelle Erfindung!<br />
Saftig grüne Wiesen ziehen vorbei,<br />
auf den Feldern grasen Schafe und<br />
Pferde. Hinter Steinmauern ducken<br />
sich weiße Häuschen, in deren Gärten<br />
hin und wieder sogar Palmen gedeihen,<br />
dem milden Golfstrom sei Dank.<br />
Und linkerhand glitzert fast ununterbrochen<br />
der silberblaue Atlantik in<br />
der Sonne. Kleiner Wermutstropfen<br />
unserer Spontanplanung: Die Strecke<br />
ist eigentlich eine Autoroute und die<br />
Straßen sind recht schmal. Aber die<br />
raue Landschaft, die frische Seeluft<br />
und die schönen Stopps unterwegs<br />
machen das allemal wett. Manche<br />
sind bisweilen herrlich skurril, etwa<br />
der Blackrock Diving Tower, der sich<br />
unverwüstlich gegen die Atlantikwellen<br />
stemmt und uns schon kurz<br />
hinter Galway vom Sattel steigen lässt.<br />
Das archaisch anmutende Betonungetüm<br />
bestätigt jedes Klischee über<br />
den hartgesottenen Iren: Stämmige<br />
Kerle wuchten sich hier den gelben<br />
Sprungturm hinauf, um sich anschließend<br />
mit lautem Gejohle in den eiskalten<br />
Ozean zu stürzen – Badespaß<br />
auf irisch, der eher wie ein keltisches<br />
Ritual anmutet.<br />
Kurz darauf hat uns die Straße<br />
wieder. Wir radeln durch winzige<br />
2/<strong>2017</strong> 35