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COMPACT-Spezial 10

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Sonder-Ausgabe Nr. <strong>10</strong> | 8,80 EUR (D) · spezial.compact-online.de<br />

Islam<br />

Gefahr für Europa<br />

Gefahr für Europa<br />

9,90 Euro (A), 13 sFr (CH)<br />

Grundwissen: Koran, Koran, Scharia Scharia und und Dschihad Dschihad als akute als akute Bedrohung unserer unserer Freiheit Freiheit<br />

Geschichte: Raubzüge und und Kolonisierung unter unter der der grünen grünen Fahne Fahne des des Propheten<br />

Gegenwart: Warum Warum der der Islam Islam mit mit unserem unserem Grundgesetz nicht nicht vereinbar ist ist<br />

Zukunft: Zukunft: Wie Wie wir wir das das Abendland und und unsere unsere Werte Werte verteidigen können können


Ehrlicher Journalismus in Zeiten der Lüge.<br />

Die schweigende Mehrheit kann die Verhältnisse zum Tanzen bringen,<br />

wenn sie ihre Stimme wiederfindet. <strong>COMPACT</strong> ist ihr Lautsprecher, weil<br />

wir drucken und verbreiten, was andere nicht zu schreiben wagen.<br />

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Himmel<br />

hilf!<br />

Die neue Christenverfolgung<br />

Brüssel-Terror<br />

Merkels Schande<br />

Böhmermann<br />

Je suis Arschgeige<br />

RFID-Chip<br />

Spion unter der Haut<br />

Deutsches Bier<br />

Zurück zum Original<br />

Merkel im<br />

Erdowahn<br />

Die türkische Kanzlerin<br />

AfD-Triumph<br />

Klatsche für Blockparteien<br />

Bargeld-Verbot<br />

Die digitale Enteignung<br />

HC Strache<br />

Das große Interview<br />

Die bessere<br />

Kanzlerin<br />

AfD vor dem Durchbruch<br />

Merkel am Ende<br />

Drei Schritte zum Sturz<br />

Stalingrad 2.0<br />

Putin siegt in Aleppo<br />

Trump ist Trumpf<br />

Spur zum Mossad<br />

Der Barschel-Krimi<br />

Patriot unter Falken<br />

Handball-Helden<br />

Blut, Schweiß und Tore<br />

Dossier: Protestparteien<br />

Ausgabe 5/2016 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

Dossier: US-Wahlen<br />

Von Grün bis AfD – Tops und Flopps<br />

Präsidentin Killary und die Neocons<br />

Dossier: Revoltiert!<br />

Ausgabe 4/2016 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

Camus über die Verteidigung Europas<br />

Ausgabe 3/2016 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Editorial<br />

Der Verrat der Eliten<br />

London wird Londonistan: Anfang Mai 2016<br />

wurde Sadiq Khan mit 57 Prozent zum Bürgermeister<br />

gewählt. Damit ist erstmals ein Moslem Stadtoberhaupt<br />

in einer europäischen Metropole. Der<br />

Erfolg war nur möglich, weil er nicht nur von seinen<br />

Glaubensgenossen – mittlerweile sind das an der<br />

Themse über eine Million –, sondern von den meisten<br />

Einwanderern und auch der englischen Linken<br />

unterstützt wurde. Diese Regenbogenkoalition erhält<br />

mit jedem weiteren Migranten neue Unterstützung.<br />

Wie es weitergehen könnte, hat Michel Houellebecq<br />

in seinem Roman Unterwerfung geschildert:<br />

Frankreich wird im Jahr 2022 islamisch. In der<br />

Stichwahl zum Präsidentenamt unterliegt Marine<br />

Le Pen dem Kandidaten der Muslimbruderschaft,<br />

danach geht es Zug um Zug: Wer im Staatsdienst<br />

bleiben will, muss konvertieren. Die Miniröcke auf<br />

den Straßen verschwinden, die Frauen verschleiern<br />

sich. Homosexuelle müssen sich ducken. Am Ende<br />

greift der neue Mann im Élysée-Palast sogar nach<br />

der Führung in der Europäischen Union.<br />

Messerscharf seziert Houellebecq, wie es zum<br />

Regime Change kommt: Hauptgrund ist der degenerierte<br />

Antifaschismus, der zur Staatsräson der sterbenden<br />

Ordnung geworden ist. Als es zur Stichwahl<br />

zwischen Marine Le Pen und dem Islamisten kommt,<br />

wird letzterer von sämtlichen Blockparteien unterstützt.<br />

Von den Konservativen bis zu den Linken<br />

erscheint allen der Islam als das kleinere Übel im<br />

Vergleich zum Front National. Die Furcht vor einer<br />

patriotischen Erneuerung, die die Bonsai-Antifanten<br />

ohne jede Geschichtskenntnis mit der Rückkehr<br />

zum Faschismus gleichsetzen, ist stärker als<br />

die Angst vor dem Gottesstaat. Das reflexhafte<br />

«Nie wieder» verhindert das Erkennen des neuen<br />

Totalitarismus – und verleitet besonders die Intellektuellen,<br />

die die Hitler-Kollaborateure von Vichy<br />

so sehr verachtet haben, zum Arrangement mit der<br />

fremden Ordnung.<br />

Bedenkenswert ist auch Houellebecqs Diagnose,<br />

dass sich die Eliten dem Islam in die Arme werfen,<br />

weil sie sich längst vor sich selbst ekeln. Sie verachten<br />

unsere christlichen Traditionen, sie verwüsten<br />

das Verhältnis der Geschlechter durch die sexuelle<br />

Revolution, sie machen unsere Kinder kirre mit<br />

Conchita Wurst und Gender Mainstream. Die Großkonzerne<br />

impfen uns ein, wir bräuchten immer mehr<br />

Ausländer, um uns kulturell zu bereichern – dabei<br />

gieren sie nur nach billigen Arbeitskräften.<br />

außen ist, sondern vor allem die Folge von Verrat im<br />

Innern. Tatsächlich: Je frecher und gewalttätiger sich<br />

die Langbärte aufführen, umso schwülstiger wird die<br />

Arie «Der Islam gehört zu Deutschland» tremoliert.<br />

Innenminister Thomas de Maizière verharmlost die<br />

Dschihad-Zöglinge als «unsere Söhne und Töchter»,<br />

die Promille-Theologin Margot Käßmann will den<br />

«Terroristen mit Liebe begegnen», Claudia Roth bettelte<br />

beim Zentralrat der Muslime um Unterstützung<br />

gegen die AfD: «Als Fatima bitte ich sie darum.»<br />

Der Hippie-Romancier hat seinen Roman Ende<br />

2014 fertiggestellt und konnte deshalb nicht berücksichtigen,<br />

dass Deutschland im Folgejahr – auf Einladung<br />

der Schlepperkönigin im Bundeskanzleramt –<br />

von über einer Million Muslime förmlich überrannt<br />

wurde. Seither mischt sich Sultan Erdogan, der die<br />

Migrationsströme entfesselt hat, immer dreister in<br />

unsere Innenpolitik ein – und mit der Visafreiheit<br />

für fast 80 Millionen Türken wird seine 5. Kolonne<br />

noch stärker werden. Schon wird ein Edelmuslim<br />

wie der Schriftsteller Navid Kermani als möglicher<br />

Bundespräsident gehandelt, ein Cem Özdemir darf<br />

sich Hoffnungen auf den Vizekanzlerposten in einer<br />

schwarz-grünen Koalition machen. In Deutschland<br />

droht Houllebecqs Schicksalsjahr 2022 vielleicht<br />

schon 2017. Wollen wir eine Regierung, die die Islamisierung<br />

vorantreibt, nicht endlich vom Hof jagen?<br />

Chefredakteur Jürgen Elsässer.<br />

Foto: Jörg Gründler<br />

Mit Houellebecq kann man aufzeigen, dass die<br />

Islamisierung weniger ein gewaltsamer Prozess von<br />

3


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Themen<br />

Islam und Dschihad<br />

Die islamische Expansion<br />

Der Islam in Deutschland<br />

Das Abendland verteidigen<br />

6 Islam – Gefahr für Europa<br />

8 Zitate zum Thema<br />

Islam und Dschihad<br />

12 «Es gibt keine Sure, die Frieden heißt»<br />

von Mark A. Gabriel<br />

16 Ein heiliges Buch?<br />

O-Ton<br />

18 Allah und die Frauen<br />

von Manfred Kleine-Hartlage<br />

21 Ein Gott, Ein Reich, Ein Führer<br />

von Peter Boehringer<br />

24 Gewalt im Koran<br />

von Sabatina James<br />

25 Die verfeindeten Brüder<br />

von Jürgen Elsässer<br />

27 «Hat nichts mit dem Islam zu tun»<br />

von Tino Perlick<br />

29 Islamkritiker<br />

O-Ton<br />

30 Islamversteher<br />

O-Ton<br />

Die islamische Expansion<br />

32 Auf dem blutigen Pfad des Propheten<br />

von Jan von Flocken<br />

35 Kampf ums Abendland<br />

von Jan von Flocken<br />

37 Himmlers Muselgermanen<br />

von Jürgen Elsässer<br />

40 Dschihad gegen das Kreuz<br />

von Martin Müller-Mertens/<br />

Federico Bischoff<br />

43 Die islamische Karte<br />

von Marc Dassen<br />

Der Islam in Deutschland<br />

48 Die große Unterwerfung<br />

von Hans-Hermann Gockel<br />

52 Keine Freiheit für die Feinde der Freiheit!<br />

von Karl Albrecht Schachtschneider<br />

56 Die falschen Opfer<br />

von Open Doors<br />

57 «Hat gerade noch gefehlt»<br />

von Jan von Flocken<br />

59 Von Kairo bis Köln<br />

von Karel Meissner<br />

62 Imame und Agenten<br />

von Martin Müller-Mertens<br />

65 «Es wird Blut fließen»<br />

Interview mit Hassan G.<br />

Das Abendland verteidigen<br />

70 Untergang in Dekadenz<br />

von Jürgen Elsässer<br />

72 Die Werte des Abendlandes<br />

von Manfred Kleine-Hartlage<br />

76 Thesen zum Islam<br />

von Thor von Waldstein<br />

80 Unsere Werte, unser Widerstand<br />

Diskussion<br />

<strong>COMPACT</strong> Impressum<br />

Herausgeber & Verlag<br />

<strong>COMPACT</strong>-Magazin GmbH<br />

Geschäftsführer Kai Homilius<br />

Am Zernsee 9, 14542 Werder (Havel)<br />

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Redaktion<br />

E-Mail redaktion@compact-magazin.com<br />

Chefredakteur Jürgen Elsässer (V.i.S.d.P.)<br />

Chef vom Dienst Martin Müller-Mertens<br />

Cover/Intros Iris Fischer<br />

Fotoquelle Cover<br />

Peter Macdiarmid/Getty Images<br />

Bildcollagen Seite 11, 31, 47, 69 unter<br />

Verwendung von Bildern von shutterstock,<br />

Fotolia, istock<br />

Layout/Bild Steffen Jordan<br />

<strong>COMPACT</strong>-Online Arne Fischer<br />

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Gedruckt in Deutschland<br />

Druckauflage dieser Ausgabe<br />

40.000 Exemplare<br />

Redaktionsschluss<br />

8.6.2016<br />

Erscheinungsdatum<br />

der nächsten Ausgabe<br />

Samstag, den 1.<strong>10</strong>.2016<br />

5


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam – Gefahr für Europa<br />

Über die Anzahl der Moscheen und<br />

Gebetsräume in Deutschland werden<br />

keine offiziellen Statistiken geführt.<br />

Diese Grafik basiert daher auf einer<br />

Erhebung aus dem Jahre 2011 sowie<br />

<strong>COMPACT</strong>-Recherchen. Insbesondere<br />

durch die Asylkrise dürfte die Anzahl<br />

inzwischen deutlich gestiegen sein.<br />

Schleswig-Holstein<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Hamburg<br />

Bremen<br />

Muslime in Deutschland 2015<br />

4.760.000<br />

Niedersachsen<br />

Sachsen-<br />

Anhalt<br />

Brandenburg<br />

Berlin<br />

Muslime nach Glaubensrichtung und Herkunft<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Hessen<br />

Thüringen<br />

Sunniten<br />

66%<br />

Aleviten<br />

12,5%<br />

Schiiten<br />

5,7%<br />

Alawiten<br />

1,8%<br />

Andere<br />

14%<br />

Sachsen<br />

Türkei 63,1%<br />

Südosteuropa 13,6%<br />

Nahost 8,2%<br />

Nordafrika 6,9%<br />

Süd-/Südostasien 4,6%<br />

Iran 1,75%<br />

Sonstiges Afrika 1,6%<br />

Zentralasien 0,4%<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Gläubigkeit der befragten Muslime<br />

36,0%<br />

Sehr stark gläubig<br />

Saarland<br />

50,4%<br />

9,6%<br />

Eher gläubig<br />

Eher nicht gläubig<br />

Legende<br />

4,0%<br />

Gar nicht gläubig<br />

Moscheen (Schwerpunktgebiete;<br />

Gesamtzahl liegt<br />

bei 2300)<br />

Moscheen<br />

mit Muezzinrufe<br />

(Auswahl; Gesamtzahl<br />

etwa 30)<br />

Stand 2011<br />

Baden-<br />

Würtemberg<br />

Bayern<br />

6<br />

Quellen: Islamarchiv, Statista, Studie MLD, Wikipedia, <strong>COMPACT</strong>-Recherche


TSCHECHIEN<br />

IRLAND<br />

MALTA<br />

ESTLAND<br />

LETTLAND<br />

LITAUEN<br />

SLOWAKEI<br />

UNGARN<br />

MOLDAWIEN<br />

WEISS-<br />

RUSSLAND<br />

RUSSLAND<br />

NORWEGEN<br />

KOSOVO<br />

ALBANIEN<br />

BOSNIEN-<br />

HERZEGOWINA<br />

MAZE-<br />

DONIEN<br />

MONTE-<br />

NEGRO<br />

BULGARIEN<br />

FRANKREICH<br />

NIEDERLANDE<br />

BELGIEN<br />

DEUTSCHLAND<br />

SCHWEIZ<br />

ÖSTERREICH<br />

SERBIEN<br />

VEREINIGTES<br />

KÖNIGREICH<br />

GRIECHENLAND<br />

SLOWENIEN<br />

DÄNEMARK<br />

SCHWEDEN<br />

UKRAINE<br />

RUMÄNIEN<br />

POLEN<br />

ITALIEN<br />

LUXEMBURG<br />

KROATIEN<br />

PORTUGAL<br />

FINNLAND<br />

TÜRKEI<br />

LIBYEN<br />

ALGERIEN<br />

MAROKKO<br />

TUNESIEN<br />

SPANIEN<br />

4.7<strong>10</strong>.000<br />

7,5%<br />

2.960.000<br />

4,8%<br />

2.220.000<br />

3,7%<br />

1.020.000<br />

13,7%<br />

4.760.000<br />

5,8%<br />

1.000.000<br />

6,0%<br />

630.000<br />

5,9%<br />

980.000<br />

2,1%<br />

6<strong>10</strong>.000<br />

5,3%<br />

450.000<br />

5,4%<br />

430.000<br />

4,6%<br />

230.000<br />

4,1%<br />

70.000<br />

0,3%<br />

70.000<br />

3,6%<br />

60.000<br />

1,4%<br />

50.000<br />

1,1%<br />

40.000<br />

0,8%<br />

30.000<br />

0,3%<br />

<strong>10</strong>.000<br />

2,3%<br />

1.522.000<br />

40%<br />

323.000<br />

4,3%<br />

244.000<br />

3,2%<br />

680.000<br />

33,3%<br />

111.000<br />

17,7%<br />

456.000<br />

1%<br />

48.000<br />

0,1%<br />

65.000<br />

1,3%<br />

<strong>10</strong>.000<br />

5,4%<br />

5.000<br />


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Zitate zum Thema<br />

8<br />

Merkel im<br />

Erdowahn<br />

Die türkische Kanzlerin<br />

AfD-Triumph<br />

Klatsche für Blockparteien<br />

Bargeld-Verbot<br />

Die digitale Enteignung<br />

HC Strache<br />

Das große Interview<br />

Spur zum Mossad<br />

Der Barschel-Krimi<br />

Alles vergessen?<br />

«Die multikulturelle Gesellschaft ist gescheitert.»<br />

(Die spätere Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

in einer Rede vom 20.11.2004)<br />

Alles vergessen!<br />

«Es ist offenkundig, dass der Islam inzwischen<br />

unzweifelhaft zu Deutschland gehört.»<br />

(Angela Merkel, Welt Online, 30.6.2015)<br />

Kriegserklärung<br />

«Europe you will pay, your 9/11 is on the way.<br />

(Europa, Du wirst bezahlen, Dein 9/11 ist in<br />

Vorbereitung.)» (Slogan auf einer Islamistendemonstration<br />

in London, 4.2.2006)<br />

Präsidiale Bekanntmachung<br />

«Der Islam gehört zu Deutschland.» (Der damalige<br />

Bundespräsident Christian Wulff, 3.<strong>10</strong>.20<strong>10</strong>)<br />

Realitäts-Check<br />

«Es stellt sich ja gar nicht mehr die Frage,<br />

ob der Islam zu Deutschland gehört. Er ist<br />

da und wird in Großstädten teilweise bald<br />

die Mehrheit der Bevölkerung unter 45 Jahren<br />

stellen. Auf diese Realitäten muss man<br />

sich einstellen.» (Christian Lindner, Generalsekretär<br />

der FDP, April 2011)<br />

Käßmann-Käse<br />

Ausgabe 4/2016 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

Dossier: US-Wahlen<br />

Präsidentin Killary Killary und und die die Neocons<br />

<strong>COMPACT</strong> 4/2016. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

«Sie gehören zu uns und damit auch der Islam.»<br />

(Margot Käßmann über Muslime in Deutschland,<br />

Frankfurter Rundschau Online, 3.6.2011)<br />

Der ganz normale Wahnsinn<br />

«Der Täter ist erst zwölf Jahre alt, sein Opfer<br />

nicht älter: In Essen hat ein Junge einen<br />

anderen mit einem Küchenmesser niedergestochen<br />

und schwer verletzt. Die Ermittlungen<br />

führen wohl hinein in die Parallelgesellschaft<br />

zugewanderter Großfamilien.» (Spiegel<br />

Online, 4.<strong>10</strong>.2013)<br />

Sozialamt BRD<br />

«Sind wir ein Land, das für Migrantinnen<br />

und Migranten offen ist, was Leute anzieht<br />

– die wir übrigens dringend brauchen, nicht<br />

nur die Fachkräfte, sondern weil wir auch<br />

Menschen brauchen, die in unserem Sozialsystem<br />

zuhause sind…» (Katrin Göring-Eckardt,<br />

Bündnis 90/Die Grünen, ARD-Morgenmagazin,<br />

<strong>10</strong>.<strong>10</strong>.2013)<br />

Kein Puff in Mekka<br />

«Der Islam gehört zu uns wie die Reeperbahn<br />

nach Mekka.» (Bestsellerautor Akif Pirinçci, Bild<br />

Online, 30.3.2014)<br />

Thomas’ Terror-Söhne<br />

«Die deutschen Kämpfer sind nun mal auch<br />

Teil des Konflikts, den wir zu lösen haben.<br />

(…) Es sind unsere Söhne und Töchter.»<br />

(Bundesinnenminister Thomas de Maizière über<br />

Dschihad-Pilger aus Deutschland, Welt Online,<br />

14.9.2014)<br />

Klein Istanbul<br />

«Für ein Viertel in Mannheim, in dem mehrheitlich<br />

Türken wohnen und türkische Geschäfte<br />

ansässig sind, wird ein Name gesucht.<br />

Ein türkischer Name. (…) Dr. Peter<br />

Kurz, der Bürgermeister von Mannheim,<br />

schlug den Namen ”Little Istanbul” vor (…).<br />

Außerdem standen weitere Namen wie<br />

”Beyoglu” und ”Kücük Istanbul” zur Debatte.<br />

(Sabah, deutsche Ausgabe, 16.9.2014)<br />

Augstein für Dummies<br />

«Die Verbrechen des Islamismus haben mit<br />

dem Islam weniger zu tun als die Dummheit<br />

unserer Rechten mit uns selbst.» (Jakob Augstein,<br />

Spiegel Online, 30.<strong>10</strong>.2014)<br />

Euro-Islam<br />

«Wir werden eines Tages Europa erobern.<br />

Nicht wir wollen, nein, wir werden. Darin<br />

sind wir uns sicher.» (Abu Qatada, ein deutscher<br />

IS-Mitläufer, im Interview mit Jürgen Todenhöfer,<br />

Dezember 2014)<br />

Entweihte Weihnacht<br />

«Am ersten Advent wurde vielen Bürgern<br />

von Berlin-Kreuzberg erst bewusst, dass<br />

(…) die Bezirksbürgermeisterin (…) den<br />

örtlichen Weihnachtsmarkt in ein ”Winterfest”<br />

umbenannt hat, obwohl eine Zweidrittel-Mehrheit<br />

in der Bevölkerung dies ablehnte.<br />

Diese Umbenennung des Weihnachtsmarktes<br />

soll zu einem besseren Miteinander<br />

des christlichen und muslimischen<br />

Kulturkreis in der Stadt führen.» (Shortnews<br />

Online, 1.12.2014)<br />

Keine Islamisierung, nirgends<br />

«Es gibt keine Islamisierung Deutschlands<br />

und es droht auch keine Überfremdung (…).»<br />

(Staatsministerin Aydan Özoguz, SPD, Bild Online,<br />

24.12.2014)<br />

Abu bin Kanzler<br />

«Viele unserer besten Fußballer haben einen<br />

Migrationshintergrund (…). Vielleicht werden<br />

eines Tages auch die Vorfahren kommender<br />

Kanzler aus fernen Ländern kommen.»<br />

(Leitartikel, Bild, 6.1.2015)<br />

Arme Opfer<br />

«Die Muslime haben es im Augenblick schwer<br />

in Deutschland. (…) Es ist wichtig, dass wir<br />

uns vor die Muslime stellen.» (Thomas Opper-<br />

<strong>COMPACT</strong>-<strong>Spezial</strong> Nr. 5. Foto: <strong>COMPACT</strong>


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Zitate zum Thema<br />

mann, Chef der SPD-Bundestagsfraktion nach<br />

dem Terroranschlag in Paris, Zeit Online, 8.1.2015)<br />

Deutsche Schotten<br />

«Muslime integrieren sich, Deutsche schotten<br />

sich ab.» (Ergebnis einer Umfrage laut Spiegel<br />

Online, 8.1.2015)<br />

Selbst schuld<br />

«Warum hat (…) die französische Regierung<br />

dem Magazin Charlie Hebdo erlaubt, fortgesetzt<br />

Muslime zu provozieren – und so ihre<br />

Bürger einem Risiko ausgesetzt?» (USA Today,<br />

8.1.2015)<br />

Mensch, Meyer!<br />

«Die Gefahr einer Islamisierung ist in<br />

Deutschland genauso groß, als wenn uns<br />

ein Meteorit auf den Kopf fällt.» (Der Sänger<br />

Herbert Grönemeyer am Rande eines Multikulti-Konzerts<br />

in Dresden, 26.1.2015)<br />

Diskussionsverbot<br />

«Man kann über die Zugehörigkeit des Islams<br />

zu Deutschland genauso wenig diskutieren<br />

wie über die Frage, ob Pizzerien oder<br />

Aikido zu Deutschland gehören, da kann das<br />

Volk meinen, was es will.» (Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung Online, 29.1.2015)<br />

Tuch-Fühler<br />

«Das Kopftuch gehört zu Deutschland // Das<br />

Bundesverfassungsgericht hat das pauschale<br />

Kopftuchverbot für Lehrerinnen gekippt.<br />

Gut so (…). Denn das Stück Stoff steht nicht<br />

für Unterdrückung und Fundamentalismus –<br />

sondern nur für ein religiöses Bekenntnis.»<br />

(Tagesspiegel, 13.3.2015)<br />

Hurra, Scharia!<br />

«Der Staat fördert aus gutem Grund den Islam<br />

im öffentlichen Leben. Mit Islamisierung<br />

hat dies nichts zu tun, sondern mit der<br />

Freiheitlichkeit der Verfassung.» (Zeit Online,<br />

22.4.2015)<br />

Maaslos stolz<br />

«Mir ist eines ganz wichtig: Vielfalt ist ein<br />

Zeichen der Freiheit. Eine Muslimin mit Kopftuch,<br />

ein junger Mann mit Kippa, ein Minarett<br />

im Stadtbild – all das sind keine Widersprüche<br />

zu unserem Grundgesetz, sondern<br />

das ist genauso gelebte Religionsfreiheit<br />

wie das Läuten der Kirchenglocken. Wir<br />

können stolz sein auf diese Freiheit, gerade<br />

weil sie für Menschen in vielen Teilen der<br />

Welt nur ein Traum, aber keine Realität ist.»<br />

(Bundesjustizminister Heiko Maas, Spiegel Online,<br />

4.6.2015)<br />

Des Muftis neue Kleider<br />

«Da unsere Schule in direkter Nachbarschaft<br />

ist, sollte eine zurückhaltende Alltagskleidung<br />

angemessen sein, um Diskrepanzen<br />

zu vermeiden (…). Durchsichtige Tops oder<br />

Blusen, kurze Shorts oder Miniröcke könnten<br />

zu Missverständnissen führen.» (Auszug<br />

aus einem Elternrundschreiben des Wilhelm-Diess-Gymnasiums<br />

in Niederbayern zu Sensibilitäten<br />

von männlichen Flüchtlingen, Welt Online,<br />

26.6.2015)<br />

Wie wir unsere<br />

Heimat verlieren<br />

Deutsche<br />

raus!<br />

Asyl-Lobby<br />

vertreibt Mieter<br />

Petry Heil?<br />

Die AfD nach Lucke<br />

Rihanna<br />

Amerikas Albtraum<br />

Früh übt sich<br />

«Es sei ein ”wichtiger Schritt im Sinne einer<br />

Willkommenskultur”: Das Saarland<br />

führt ab dem nächsten Schuljahr einen islamischen<br />

Religionsunterricht ein. Nordrhein-Westfalen<br />

lieferte die Vorlage.» (Welt<br />

Online, 21.7.2015)<br />

Multikulti-Party mit Bums<br />

Ausgabe 8/2015 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

Dossier: Der Der verratene Grexit Grexit<br />

Merkel, Merkel, Tsipras Tsipras und und der der Euro-Schwindel<br />

<strong>COMPACT</strong> 8/2015. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

«Allein in Malmö detonierten dieses Jahr 30<br />

Handgranaten im Zuge ethnischer Konflikte.<br />

Deutsche Dienste fürchten, Schwedens<br />

schwierige Gegenwart könnte Deutschlands<br />

Zukunft sein.» (Welt am Sonntag,<br />

8.11.2015)<br />

Vergessene Warnungen<br />

«Wir importieren islamistischen Extremismus,<br />

arabischen Antisemitismus, nationale<br />

und ethnische Konflikte anderer Völker.<br />

Wir importieren ein anderes Rechts- und<br />

Gesellschaftsverständnis.» (Aus einer Analyse<br />

des Bundesinnenministeriums, Welt am Sonntag,<br />

8.11.2015)<br />

Terror-Integration<br />

«Die Terroristen, sagte Cem Özdemir, (…)<br />

”legen es doch darauf an, dass muslimische<br />

Jugendliche das Gefühl haben, dass sie ausgegrenzt<br />

sind”. Daher müsse ”die Antwort”<br />

auf den Massenmord von Paris ”gerade<br />

aus Sicherheitsgründen” lauten: ”Jetzt erst<br />

recht Integration, jetzt erst recht Gleichberechtigung!”»<br />

(Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />

Online, 25.11.2015)<br />

Die blinden Pfaffen<br />

«Ich habe nicht die Angst, dass Deutschland<br />

in zehn Jahren islamisch wird.» (Reinhard<br />

Marx, Erzbischof von München, Zeit Online,<br />

18.12.2015)<br />

Rettung als Katastrophe<br />

«Regierungschef Kretschmann kann Befürchtungen<br />

vor einer Islamisierung Deutschlands<br />

nicht verstehen. Abschottung wäre keine<br />

Lösung – sondern eine ”epochale Katastrophe”.»<br />

(n-tv.de, 1.1.2016)<br />

Sittenwächter<br />

«Eine Fatwa, ein islamisches Rechtsgutachten,<br />

sorgt in der Türkei für Diskussionsstoff:<br />

Das Amt für religiöse Angelegenheiten, bekannt<br />

unter dem Namen Diyanet, will Verlobten<br />

vorschreiben, wie sie sich zu verhalten<br />

haben. Zum Beispiel sollten sie nicht in der<br />

Öffentlichkeit Händchen halten oder als Paar<br />

allein sein.» (Spiegel Online, 4.1.2016)<br />

Rekers Ratschlag<br />

«Es ist immer eine Möglichkeit, eine gewisse<br />

Distanz zu halten, die weiter als<br />

eine Armlänge betrifft. Also von sich aus<br />

schon gar nicht eine große Nähe zu suchen<br />

zu Menschen, die einem fremd sind,<br />

zu denen man kein gutes Vertrauensverhältnis<br />

hat.» (Kölner Oberbürgermeisterin Henriette<br />

Reker, parteilos, Frankfurter Allgemeine Zeitung,<br />

8.1.2016)<br />

9


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Zitate zum Thema<br />

<strong>10</strong><br />

Importiertes Mittelalter<br />

«Mitten auf offener Straße sind in Dortmund<br />

zwei Transsexuelle beleidigt und mit Steinen<br />

angegriffen worden. (…) als das Männertrio<br />

(…) bemerkt, dass es sich um zwei Transsexuelle<br />

handelt, fallen wüste Beleidigungen<br />

auf Arabisch. Die Tatverdächtigen schimpfen,<br />

dass man ”solche Personen” steinigen<br />

müsse, heißt es im Polizeibericht.» (Focus Online,<br />

18.1.2016)<br />

Scharia im Selbstversuch<br />

«Teenager hackt sich wegen Blasphemie-Vorwurf<br />

die Hand ab // Während einer<br />

Predigt hebt ein Jugendlicher an der falschen<br />

Stelle die Hand, die Anwesenden unterstellen<br />

ihm Gotteslästerung. Als Zeichen<br />

der Reue schneidet er sich die Hand ab – und<br />

wird in Pakistan dafür gefeiert.» (Spiegel Online,<br />

18.1.2016)<br />

Scharia-Schlägertrupp<br />

«Drei Männer in einem Neuköllner Kiosk sind<br />

von 30 Kindern und Jugendlichen attackiert<br />

worden. (…) Als Vorwand für diese Attacken<br />

nannten die laut Kioskbetreiber muslimischen<br />

Jugendlichen, dass hier Alkohol<br />

verkauft werde und ”dafür müssen sie bestraft<br />

werden”.» (morgenpost.de, 1.2.2016)<br />

Arabendland<br />

«Der Hamburger Informatikprofessor Thomas<br />

Strothotte fordert die Einführung von<br />

Arabisch als Schulsprache in Deutschland.<br />

Mutti<br />

Multikulti<br />

Merkels Migrationspolitik<br />

Tugce<br />

Die verhöhnten Opfer<br />

PEGIDA<br />

Dresden wehrt sich<br />

Ferguson<br />

Rambo gegen Django<br />

Mütter & Sex<br />

Baby da, Lust weg?<br />

Ausgabe 1/2015 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

Dossier: Frieden mit Russland<br />

Plädoyers für eine Achse Paris-Berlin-Moskau<br />

<strong>COMPACT</strong> 1/2015. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

(…) Deutsch und Arabisch sollten für Schüler<br />

bis zum Abitur verpflichtend sein.» (Welt<br />

Online, 3.2.2016)<br />

Metzgersrecht<br />

«Schächtung und Beschneidung im Namen<br />

des Herrn – religiöse Praktiken wie diese<br />

kollidieren eigentlich mit deutschen Gesetzen.<br />

Erlaubt sind sie trotzdem. // (…) Doch<br />

das Tierschutzgesetz bestimmt: Ein warmblütiges<br />

Tier darf nur geschlachtet werden,<br />

wenn es betäubt wurde. Das schränkt den<br />

Metzger nicht nur in seinem Beruf ein, sondern<br />

auch in einer religiösen Handlung. Er<br />

beruft sich auf seine Glaubensfreiheit und<br />

verlangt eine Ausnahme.» (Spiegel Online,<br />

21.2.2016)<br />

Christliche Opferlämmer<br />

«Wir sollten versuchen, den Terroristen mit<br />

Beten und Liebe zu begegnen.» (Evangelische<br />

Theologin Margot Käßmann, Bild am Sonntag,<br />

27.3.2016)<br />

Erdogans langer Arm<br />

«Während Angela Merkel die Türkei besucht,<br />

entbrennt in Deutschland eine Debatte um<br />

die DITIB – die Türkisch-Islamische Union<br />

der Anstalt für Religion e. V. kontrolliert rund<br />

900 Moscheen in Deutschland. Die türkische<br />

Religionsbehörde sagt auf Anfrage, sie habe<br />

derzeit rund 970 Imame nach Deutschland<br />

entsandt, für je fünf Jahre.» (Welt am Sonntag,<br />

24.4.2016)<br />

Mohammeds Sex-Knigge<br />

«Im Asylheim // Ehefrau musste Vergewaltiger<br />

die Füße küssen // Ein Mann (35) misshandelt<br />

und vergewaltigt seine junge, bildschöne<br />

Ehefrau (23). Drückt ihr Mund und<br />

Nase zu, bis sie beinah erstickt. Nur: Dass<br />

er dafür auf die Anklagebank muss, versteht<br />

er nicht. Der gläubige Muslim hält sich nach<br />

islamischem Recht für unschuldig.» (Bild Online,<br />

27.4.2016)<br />

Scharia-Polizei<br />

«Religionswächter in Saudi-Arabien missbrauchen<br />

bei der Verfolgung ”unislamischen<br />

Verhaltens” oft ihre Macht (…) Sie haben<br />

Bürger geschlagen – vornehmlich Frauen –<br />

und sogar einige in den Tod gejagt. (…) Vor<br />

einigen Wochen erst empörte sich die Nation<br />

über ein Video in den sozialen Netzwerken,<br />

das Religionspolizisten zeigte, wie sie<br />

eine junge Frau zu Boden schlugen, weil sie<br />

ihr Gesicht nicht verschleiern wollte.» (Die<br />

Welt, 3.5.2016)<br />

Die Demografie-Bombe<br />

«Ein Fünftel der in Deutschland lebenden<br />

Menschen hat mittlerweile einen Migrationshintergrund,<br />

ist also entweder selbst<br />

im Ausland geboren oder hat Eltern, für die<br />

das gilt. Mit Stand des Jahres 2014 waren<br />

das 16,4 der 80,9 Millionen Personen umfassenden<br />

Gesamtbevölkerung Deutschlands.»<br />

(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.5.2016)<br />

Buddhas Bester<br />

«Europa, zum Beispiel Deutschland, kann<br />

kein arabisches Land werden. Deutschland<br />

ist Deutschland.» (Der Dalai Lama über Flüchtlinge<br />

in Deutschland, Frankfurter Allgemeine Zeitung,<br />

31.5.2016)<br />

Schöner Leben im Kalifat<br />

«Anstatt sich über die Islamisierung des<br />

Abendlandes zu echauffieren, können diese<br />

Almanis [Deutschen] endlich mal anfangen,<br />

sich über die Chance auf ein schöneres Leben<br />

zu freuen.» (Tageszeitung Online, 3.6.2016)<br />

Kanak-Sprak<br />

«AfD-Vize Gauland sagt: ”Heute sind wir tolerant,<br />

morgen fremd im eigenen Land.”<br />

Meine Antwort: Gewöhn Dich dran, Alter!»<br />

(Spiegel-Korrespondent Hasnain Kazim, Twitter,<br />

5.6.2016; die angebliche Fortsetzung seines Tweets<br />

«Wir sind hier, werden immer mehr und beanspruchen<br />

Deutschland für uns. Ob du willst oder nicht.»<br />

ist auf seinem Account nicht mehr zu finden.)<br />

Schleichende Machtergreifung<br />

«Die Radikalisierung halte ich für <strong>10</strong>0 Mal<br />

gefährlicher als den Terrorismus. (…) Aber<br />

diese schleichende Radikalisierung wird<br />

das profunde Gleichgewicht unserer Gesellschaft<br />

ins Wanken bringen (…).» (Patrick<br />

Calvar, Chef des französischen Inlandsgeheimdienstes<br />

DGSI, Frankfurter Allgemeine Zeitung,<br />

7.6.2016)<br />

Der Dhimmi spricht<br />

«Für uns sind Muslime in Deutschland eine Bereicherung<br />

unserer Offenheit und unserer Vielfalt.»<br />

(Wolfgang Schäuble, Die Welt, 8.6.2016)


Islam und Dschihad<br />

Grundwissen über eine orientalische Religion: Koran und Hadithe verpflichten<br />

die Gläubigen zu strenger Unterwürfigkeit gegenüber Allah<br />

und seinen Vorschriften. Mit Dschihad und Scharia bedrohen die Mohammedaner<br />

das freiheitliche Europa. Moderate Muslime verlieren<br />

immer mehr an Einfluss.<br />

11


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

«Es gibt keine Sure, die Frieden heißt»<br />

_ von Mark A. Gabriel<br />

Unser Autor lehrte Islamische Geschichte an der renommierten<br />

al-Azhar Universität in Kairo. In seinen Büchern räumt der Konvertit<br />

mit der westlichen Verklärung seiner einstigen Religion auf: Der<br />

Islam zeichnet sich durch eine Geisteshaltung der Gewalt aus, die<br />

kriegerischen Suren heben die friedfertigen Verse des Koran auf.<br />

«Der Dschihad und<br />

das Töten sind das<br />

Haupt des Islams.» <br />

Omar Abdel Rahman<br />

Schlacht von Uhud bei Mekka wird<br />

im Islam als Tag der Heimsuchung,<br />

des Unglücks und der Prüfung angesehen.<br />

Foto: picture alliance / CPA<br />

Media Co. Ltd<br />

Als Studienanfänger an der al-Azhar-Universität<br />

schrieb ich mich 1980 für einen Kurs zum Thema<br />

Koranauslegung ein. Zweimal im Monat versammelten<br />

wir uns, um Vorlesungen von einem blinden<br />

Scheich zu hören, der wegen seiner Leidenschaft für<br />

den Islam bei den Studenten sehr beliebt war. Allerdings<br />

war sein Hang zur Radikalität nicht zu übersehen.<br />

Immer, wenn er im Koran an eine Stelle kam,<br />

wo Christen oder Juden erwähnt wurden, machte<br />

es ihm große Freude, die Christen als «Ungläubige»<br />

und die Juden als «Schweinekinder» zu bezeichnen.<br />

Er ließ keinen Zweifel daran, dass er am liebsten<br />

die glorreichen Tage des islamischen Reiches durch<br />

den Dschihad zurückbringen wollte.<br />

Eines Tages gab er uns Studenten die Gelegenheit,<br />

ihm Fragen zu stellen. Ich stand auf und<br />

fragte ihn etwas, was mich schon seit langer Zeit<br />

beschäftigte: «Warum lehren Sie uns so viel über<br />

den Dschihad? Was ist mit den anderen Versen im<br />

Koran, die von Frieden, Liebe und Vergebung sprechen?»<br />

Sogleich lief sein Gesicht rot an. Ich sah,<br />

wie zornig er war, aber ich sah auch, dass er sich<br />

dazu durchrang, seinen Zorn zu beherrschen. Statt<br />

mich anzuschreien, nutzte er die Chance, um seinen<br />

Standpunkt vor den 500 Studenten, die ihm zuhörten,<br />

zu bekräftigen. «Mein Bruder», sagte er, «es<br />

gibt eine Sure, die ”Die Kriegsbeute” heißt. Es gibt<br />

keine Sure, die ”Frieden” heißt. Der Dschihad und<br />

das Töten sind das Haupt des Islams.» Heute sitzt<br />

dieser Mann in einem Gefängnis in den USA. Sein<br />

Name ist Omar Abdel Rahman, und er wurde als<br />

Drahtzieher des ersten Bombenanschlages auf das<br />

World Trade Center im Jahr 1993 verurteilt. Bevor<br />

er nach Amerika kam, war er der geistliche Anführer<br />

der radikalen ägyptischen Gruppe al-Dschihad,<br />

die für die Ermordung des ägyptischen Präsidenten<br />

Anwar al-Sadat verantwortlich war.<br />

Einmaleins des Islams<br />

Wie Sie aus dieser Geschichte und aus meinem<br />

Zeugnis ersehen können, habe ich den größten Teil<br />

meines Lebens in der Nachbarschaft des Terrorismus<br />

zugebracht. Die Menschen im Westen haben<br />

große Mühe damit, Terroristen zu verstehen. Sind<br />

die denn alle verrückt?, fragen sie sich. Ich kann<br />

Ihnen versichern, dass diese Leute keine Wahnsinnigen<br />

sind. Sie sind auch keine Psychopathen,<br />

die ein perverses Vergnügen daran finden, anderen<br />

wehzutun. Nein, sie folgen einer Philosophie, und<br />

wenn Sie diese Philosophie verstehen, wird keine<br />

ihrer Taten Sie mehr überraschen können.<br />

12<br />

Das Wort Islam bedeutet «Unterwerfung»;<br />

das Wort Muslim bedeutet «einer, der sich Allah<br />

unterwirft». Der Koran sagt, dass man kein wahrer<br />

Muslim sein kann, wenn man sich nicht unterwirft:<br />

«Oh, Ihr, die Ihr glaubt! Gehorcht Allah und<br />

gehorcht dem Gesandten (Mohammed) und denen,<br />

die Befehl unter Euch (Muslimen) haben.» (Sure<br />

4,59) Nun, die Frage, die man beantworten muss,<br />

wenn man sich Allah unterwirft, ist diese: Was will<br />

Allah? Die Antwort ist in den heiligen Büchern des<br />

Islams zu finden – dem Koran und den Hadithen.<br />

Die Offenbarung des Koran begann im Jahre 6<strong>10</strong>,<br />

als Mohammed, der Prophet des Islams, sagte, der<br />

Engel Gabriel habe zu ihm gesprochen, während er<br />

in einer Höhle in der Nähe von Mekka meditierte.


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

Mohammed behauptete, dies seien die Worte des<br />

einen wahren Gottes – Allah. Er schrieb diese<br />

Worte nieder, wie er sie über einen Zeitraum von<br />

etwa 22 Jahren empfing. Kurz, der Koran enthält<br />

nicht die Lehren Mohammeds, er enthält die Worte<br />

Allahs. Signifikant ist, dass die Offenbarungen nicht<br />

alle zur gleichen Zeit erfolgten, wie wir später noch<br />

sehen werden.<br />

Die Hadithe stellen eine weitere Gruppe heiliger<br />

Schriften dar. Diese Bücher enthalten eine verbindliche<br />

Schilderung der Dinge, die der Prophet<br />

Mohammed während seines Lebens sagte und tat.<br />

Mit anderen Worten, die Hadithe liefern die Lehren<br />

Mohammeds in Wort und Beispiel. Die Hadithe entstanden<br />

folgendermaßen: Menschen, die Mohammed<br />

nahestanden, etwa seine Gefährten oder<br />

seine Ehefrauen, beobachteten seine Aktivitäten<br />

und zeichneten sie auf. Gelehrte sammelten diese<br />

Schriften und hielten sie in den sechs Sammlungen<br />

fest, die wir heute haben. Bezeichnet werden sie<br />

nach dem jeweiligen Herausgeber der Bücher, zum<br />

Beispiel als «Hadith von al-Bukhari». Die Mehrheit<br />

in der muslimischen Welt betrachtet die Hadithe als<br />

verbindliche Autorität. (Um genau zu sein, die sunnitischen<br />

Muslime akzeptieren sie alle; die schiitischen<br />

Muslime akzeptieren die meisten von ihnen.)<br />

Es ist wichtig, die Hadithe im Blick zu haben, denn<br />

Mohammeds Leben und seine Lehren bildeten die<br />

Grundlage der Prinzipien der Kriegführung des<br />

Zwanges, die heute praktiziert werden. Schließlich<br />

sollten Sie den Begriff Scharia kennen, der das islamische<br />

Gesetz bezüglich der Pflichten der Muslime<br />

gegenüber dem Gott des Islams bezeichnet.<br />

gegen die Feinde Allahs kämpfen müssen, bis entweder<br />

die Feinde oder die Muslime sterben. Das<br />

Wort bedeutet eigentlich «Kampf». In der islamischen<br />

Fiqh (Rechtswissenschaft) ist der Dschihad<br />

sogar folgendermaßen juristisch definiert: «(Der<br />

Dschihad) ist der Kampf gegen jeden, der der Ausbreitung<br />

des Islams im Weg steht. Oder der Kampf<br />

gegen jeden, der sich weigert, den Islam anzunehmen.»<br />

(nach Sure 8,39).<br />

Die 72 Jungfrauen warten schon...<br />

Das Paradies ist im Koran «der<br />

Lohn derer, die gottesfürchtig sind».<br />

Foto: Public domain, Wikimedia<br />

Commons<br />

Warum ist es so wichtig, dass Muslime tun, was<br />

Allah will? Weil der Islam eine Religion der Werke<br />

ist. Der Eingang ins Paradies (in den Himmel) muss<br />

verdient werden. Das Traurige daran ist, dass Muslime<br />

niemals ihres Heils gewiss sein können. Wenn<br />

sie sterben, so glauben sie, werden sie ins Grab<br />

gelegt, wo sie auf ihr Urteil am Tag der Auferstehung<br />

warten. Wenn dieser Tag des Gerichts kommt,<br />

wägt Allah die guten gegen die bösen Werke ab<br />

und entscheidet über ihr Schicksal. Es gibt keine<br />

Garantie, dass man das Paradies erlangt, selbst<br />

wenn man sein ganzes Leben lang gute Werke tut.<br />

Alles hängt davon ab, wie Allah entscheidet.<br />

Freifahrtschein ins Paradies<br />

Es gibt nur einen Weg, sich eine Garantie für<br />

das Paradies zu verschaffen. Und dieser Weg liefert<br />

das perfekte Motiv für die Selbstmordattentäter<br />

und Dschihad-Kämpfer. Der einzige Weg, um<br />

sicher zu wissen, dass man ins Paradies kommt,<br />

besteht darin, im Dschihad zu sterben – zu sterben,<br />

während man gegen die Feinde des Islams<br />

kämpft. Dschihad bedeutet schlicht, dass Muslime<br />

Der einzige Weg, sicher ins Paradies<br />

zu kommen, ist der Märtyrertod<br />

im Dschihad.<br />

Wenn man im Dschihad stirbt, muss man gar<br />

nicht erst im Grab auf das Gericht warten; man<br />

kommt direkt ins Paradies. Im Grunde ist der<br />

Dschihad ein Vertrag zwischen Allah und dem Muslim.<br />

Wenn der Muslim kämpft, belohnt Allah ihn in<br />

seinem Leben nach dem Tod. «Und so soll auf Allahs<br />

Weg kämpfen, wer (unter den Gläubigen) das irdische<br />

Leben für das Jenseits verkauft. Und wer auf<br />

Allahs Weg kämpft, ob er nun fällt oder siegt, wahrlich,<br />

dem geben Wir gewaltigen Lohn» (Sure 4,74).<br />

Über diejenigen, die im Dschihad kämpfen, sagt<br />

der Koran außerdem: «Allah hat ihnen Gärten (das<br />

Paradies) bereitet, durcheilt von Bächen, ewig darin<br />

zu verweilen. Das ist die große Glückseligkeit!»<br />

(Sure 9,89) Nach dem Tod eines gewöhnlichen<br />

Menschen wird sein Leichnam gewaschen und in<br />

besondere Leintücher gehüllt. Nach dem Tod eines<br />

Die Kaaba in der heiligen Moschee<br />

von Mekka ist das zentrale Heiligtum<br />

des Islams. Foto: Zurijeta/<br />

iStockphoto/Thinkstock<br />

Das Buch von Mark A. Gabriel.<br />

Foto: Resch Verlag<br />

13


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

Koran<br />

Der Koran besteht aus 114 Kapiteln,<br />

Suren genannt. Muslime<br />

sehen im Koran die endgültige,<br />

auf arabisch diktierte Offenbarung<br />

Allahs an Mohammed.<br />

Der Koran erhebt den Anspruch,<br />

überall und jederzeit nicht nur<br />

in religiösen Fragen maßgeblich<br />

zu sein, sondern auch in höchst<br />

persönlichen sowie in gesellschaftlichen,<br />

staatlichen und internationalen<br />

Angelegenheiten.<br />

«Das oft zu Lesende», wie das<br />

Wort «Koran» erklärt wird, ist<br />

nicht thematisch geordnet und<br />

auch nicht nach der zeitlichen<br />

Reihenfolge der Offenbarungen,<br />

sondern vorwiegend der Länge<br />

nach. Von der Längen-«Ordnung»<br />

ausgenommen ist zum<br />

Beispiel die erste Sure.<br />

Scharia<br />

Die Scharia umfasst Forderungen<br />

und Weisungen, die im Koran<br />

stehen, sich aus Hadithen<br />

ableiten sowie aus Rechtsgutachten<br />

(Fatwas) insbesondere<br />

aus bei Muslimen allgemein anerkannten<br />

Rechtsschulen. Hinzu<br />

kommen noch Stammestraditionen<br />

und Bräuche. Deshalb<br />

gibt es auch nicht eine einzige<br />

Scharia, sondern jeder islamische<br />

Staat hat seine eigene<br />

Scharia. (nach Udo Hildenbrand<br />

u.a., Freiheit und Islam Gerhard-Hess-Verlag,<br />

2016)<br />

Mohammed empfängt einen jüdischen<br />

Stamm, den er bei Medina<br />

besiegt hat. Foto: Public domain,<br />

Wikimedia Commons<br />

Dschihad-Kämpfers dagegen wird sein Leichnam<br />

weder gewaschen noch in saubere Tücher gehüllt.<br />

Er wird so in den Sarg gelegt, wie er gestorben ist.<br />

Das Blut ist sein Zeugnis vor Allah – eine ehrenvolle<br />

Auszeichnung. Die Muslime glauben, dass<br />

die Engel ihn als jemanden behandeln werden, der<br />

Allah besonders nahe steht.<br />

In den westlichen Medien macht man sich gern<br />

über das muslimische Verständnis des Paradieses<br />

(oder des Himmels) lustig – wegen der Jungfrauen,<br />

an denen sich Männer ergötzen dürfen, und so weiter<br />

– aber viel wichtiger ist, sich klar zu machen,<br />

dass der Tod im Dschihad für einen Muslim die einzige<br />

Möglichkeit ist, sich überhaupt einen sicheren<br />

Eintritt ins Paradies zu verschaffen. Darum verlassen<br />

Muslime ihre eigenen Länder, um in anderen<br />

im Dschihad zu kämpfen. Ihre Motivation ist religiös,<br />

was weitaus gefährlicher ist als jede politische<br />

Motivation.<br />

«Aber da steht doch auch…»<br />

Wahrscheinlich haben Sie schon im Fernsehen<br />

oder in den Printmedien gehört oder gelesen,<br />

dass es im Koran Verse gibt, die positiv über Christen<br />

sprechen oder zu Freundlichkeit aufrufen. Vielleicht<br />

haben Sie sich gefragt: «Stehen diese Verse<br />

wirklich dort?» Hier ist die Lösung des Rätsels: Der<br />

Koran steckt voller Widersprüche. Verse, in denen<br />

Christen gelobt werden, finden Sie dort ebenso wie<br />

Verse, in denen Christen in die Hölle verdammt werden.<br />

Widersprüche gibt es auch zu anderen Themen.<br />

Zum Beispiel wurde in der arabischen Gesellschaft<br />

zur Zeit Mohammeds viel Alkohol getrunken. Eine<br />

Offenbarung gebot den Arabern, aufzuhören, wenn<br />

sie zum Gebet in die Moschee gingen. Später wurde<br />

diese Bestimmung so verschärft, dass es zu jeder<br />

Bei Protesten gegen den Mohammed-Film Innocence of Muslims<br />

– hier 2012 in Sydney – starben etwa 30 Menschen. Foto:<br />

Jamie Kennedy, CC BY 2.0, Wikimedia Commons<br />

Zeit verboten war, Alkohol zu trinken (siehe Sure<br />

2,219 mit Sure 5,90). Aus diesen Gründen mussten<br />

islamische Gelehrte entscheiden, welche Verse im<br />

Fall eines Widerspruchs zu befolgen seien. Erreicht<br />

wurde dies durch das Prinzip des Naskh.<br />

Um Widersprüche aufzulösen,<br />

beschloss man, dass neuere<br />

Offenbarungen Mohammeds die<br />

älteren aufheben.<br />

14<br />

Naskh basiert auf der Tatsache, dass der Koran<br />

Mohammed zu verschiedenen Zeiten über einen<br />

Zeitraum von 22 Jahren hinweg offenbart wurde.<br />

Manche Teile des Koran kamen später, manche früher.<br />

Um einen Widerspruch aufzulösen, beschloss<br />

man, dass neuere Offenbarungen die älteren Offenbarungen<br />

aufheben. Es gibt im Koran mindestens<br />

114 Verse, die von Liebe, Frieden und Vergebung<br />

sprechen, besonders in der Sure mit dem Titel<br />

«Die Kuh» (Sure 2,62; <strong>10</strong>9). Doch als später Sure<br />

9,5 geoffenbart wurde, hob sie diese früheren<br />

Verse auf. In diesem Vers heißt es: «…tötet die<br />

Götzendiener, wo immer Ihr sie findet, und ergreift<br />

sie und belagert sie und lauert ihnen aus jedem<br />

Hinterhalt auf. Wenn sie jedoch in Reue umkehren<br />

und das Gebet verrichten und die Steuer zah-


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

Schwarzes Meer<br />

_ Islam und Dschihad<br />

len, lasst sie ihres Weges ziehen. Siehe, Allah ist<br />

verzeihend und barmherzig.» Dies ist als der «Vers<br />

des Schwertes» bekannt, und er erklärt, dass Muslime<br />

jeden bekämpfen müssen, der sich nicht zum<br />

Islam bekehren will, ob innerhalb oder außerhalb<br />

von Arabien. Darin sieht man die endgültige Entwicklung<br />

des Dschihad im Islam. Das Naskh-Prinzip<br />

ist sehr wirksam. Wenn ein Vers nasikh oder aufgehoben<br />

ist, dann existiert er praktisch nicht mehr.<br />

Anfangs waren die Botschaften, die Mohammed<br />

offenbart wurden, friedlich und freundlich, um Menschen<br />

anzuziehen. Doch die Umstände veränderten<br />

sich. Mohammed traf in Mekka, der Stadt, wo er<br />

seine Botschaft erstmals predigte, auf viel Widerstand,<br />

so dass er sie im Jahre 622 verließ. Er ging<br />

nach Yathrib, in eine Stadt, die heute Medina heißt,<br />

wo er eine Militärmacht aufbaute und die Zahl seiner<br />

Anhänger vergrößerte. (Sowohl Mekka als auch<br />

Medina liegen im heutigen Saudi-Arabien.) Als<br />

Mohammed eine gewisse Macht erlangt hatte, war<br />

er in der Lage, zurückzukehren und Mekka und die<br />

umliegenden Gebiete zu erobern. Der Islam wandelte<br />

sich von einer geistlichen Religion in eine politische<br />

Revolution.<br />

60 Prozent der Koranverse handeln<br />

vom Dschihad.<br />

In Mekka drehte sich das ganze Leben des Propheten<br />

Mohammed um Gebete und Meditationen,<br />

sodass die koranischen Offenbarungen in Mekka<br />

von Frieden und Zusammenarbeit mit anderen<br />

sprechen. In Medina jedoch wurde Mohammed<br />

zu einem Militärführer und Eroberer, und entsprechend<br />

ist in den Offenbarungen in Medina von<br />

Militärmacht und Eroberung im Namen des Islams<br />

(Dschihad) die Rede. 60 Prozent der Koranverse<br />

handeln vom Dschihad, was einleuchtend ist, da<br />

Mohammed den größten Teil des Koran empfing,<br />

nachdem er Mekka verlassen hatte. Der Dschihad<br />

wurde zur grundlegenden Triebkraft des Islams. Es<br />

wäre schön, wenn die Suren im Koran in der Reihenfolge<br />

angeordnet wären, in der sie offenbart wurden,<br />

aber das ist nicht der Fall.<br />

Die drei Phasen des Dschihad<br />

Wenn Sie sich die Muslime in der Welt ansehen,<br />

werden Sie feststellen, dass sie sich in einer<br />

der folgenden drei Phasen des Dschihad befinden.<br />

Die geschwächte Phase: In dieser Phase befinden<br />

sich Muslime, wenn sie als schwache, kleine<br />

Minderheit in einem nichtislamischen Land leben.<br />

In einem solchen Fall ist offener Dschihad nicht<br />

Byzantinisches Reich<br />

Antiochia<br />

Aleppo<br />

637 657<br />

Mittelmeer<br />

Beirut<br />

Damaskus<br />

Jerusalem 635<br />

Alexandria Gaza<br />

639<br />

Heliopolis<br />

635<br />

Schlacht von<br />

Tabuk 631<br />

635<br />

1 Auszug Mohammed<br />

von Mekka nach<br />

Medina 620<br />

2 Schlacht von Bedr 624<br />

3 Schlachten von Uhud 625,<br />

Trench 627– 628<br />

4 Eroberung von Mekka 630<br />

5 Schlacht von Hunayn und<br />

Ta'if 630<br />

heutige Grenzen<br />

Quelle: <strong>COMPACT</strong><br />

Rotes<br />

Meer<br />

3<br />

Medina<br />

Aksum<br />

Mosul<br />

Erbil<br />

Hira<br />

Mekka<br />

Ta'if<br />

5<br />

Sanaa<br />

der richtige Ansatz. Die Muslime ordnen sich den<br />

Gesetzen des Landes unter, arbeiten aber daran,<br />

ihre Zahl zu vergrößern. In dieser Phase folgen Muslime<br />

dem Wort, das Mohammed in Mekka empfing:<br />

«Kein Zwang im Glauben!» (Sure 2,256).<br />

Die Vorbereitungsphase: Diese Phase ist erreicht,<br />

wenn die Muslime eine einigermaßen einflussreiche<br />

Minderheit sind. Da ihr Ziel für die Zukunft die<br />

direkte Konfrontation mit dem Feind ist, treffen<br />

sie Vorbereitungen in jedem erdenklichen Bereich<br />

– im finanziellen, körperlichen, militärischen, geistigen<br />

und in jedem anderen Bereich. «Und lass die<br />

Ungläubigen nicht meinen, dass sie Uns entgehen<br />

könnten; sie können (Allah) nichts vereiteln. So rüstet<br />

gegen sie, so viel Ihr vermögt an Mann und Pferd,<br />

um Allahs Feinde abzuschrecken und Euren Feind<br />

und andere außer ihnen, die Ihr nicht kennt, Allah<br />

aber kennt.» (Sure 8,59-60).<br />

Die Phase des Dschihads: Diese Phase ist<br />

erreicht, wenn die Muslime eine Minderheit sind,<br />

die über Stärke, Einfluss und Macht verfügt. In dieser<br />

Phase ist jeder Muslim verpflichtet, aktiv gegen<br />

den Feind zu kämpfen, das System des nichtmuslimischen<br />

Landes umzustürzen und die islamische<br />

Herrschaft aufzurichten. Diese Phase gründet sich<br />

auf die letzte Offenbarung, die Mohammed bezüglich<br />

des Dschihad empfing, nämlich Sure 9,5. Ich<br />

habe diesen Vers zwar schon einmal zitiert, aber<br />

er ist für das islamische Denken so wichtig, dass<br />

eine Wiederholung nicht schaden kann: «Tötet die<br />

Götzendiener, wo immer Ihr sie findet, und ergreift<br />

sie und belagert sie und lauert ihnen aus jedem<br />

Hinterhalt auf.»<br />

2<br />

1<br />

4<br />

Mohammeds Kriege<br />

Gewalt von Anfang an<br />

Seleukia<br />

636<br />

Kufa<br />

Basra<br />

656<br />

Persischer<br />

Golf<br />

632<br />

630<br />

Golf von Aden<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Esfahãn<br />

Persisches Reich<br />

633<br />

_ Mark A. Gabriel konnte bereits<br />

mit zwölf Jahren den gesamten<br />

Koran auswendig. Als Professor<br />

für Islamische Geschichte an<br />

der angesehensten Universität<br />

des Nahen Ostens, der al-Azhar<br />

Universität in Kairo, kam er zu dem<br />

Schluss, dass Islam und Heiliger<br />

Krieg untrennbar zusammengehören.<br />

Die Entscheidung, diese<br />

Religion hinter sich zu lassen,<br />

bedeuteten für ihn Gefängnis<br />

und Folter durch die ägyptische<br />

Geheimpolizei. Nach seiner Konversion<br />

zum Christentum musste<br />

er vor seiner Familie flüchten.<br />

Heute lebt er unter neuem Namen<br />

in Texas. – Der obige Text ist ein<br />

Auszug aus Gabriels Buch «Islam<br />

und Terrorismus – Was der Koran<br />

wirklich über Christentum, Gewalt<br />

und die Ziele des Djihad lehrt»<br />

(2005), 272 Seiten, 14,90 Euro<br />

(resch-verlag.com).<br />

Golf von Oman<br />

Maskat<br />

Mohammed<br />

Arabisches<br />

Meer<br />

Rechtgeleitete<br />

Kalifen<br />

15


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

Ein heiliges Buch?<br />

_ O-Ton<br />

Der Koran kommt angeblich von Allah selbst, die Hadithe sind<br />

Weisungen des Propheten Mohammed, die von seinen Anhängern<br />

gesammelt wurden. Diese zwei wichtigsten Quellentexte, an die sich<br />

jeder gläubige Moslem halten muss, sind gespickt mit Aufrufen, die<br />

den Menschenrechten und unserem Grundgesetz widersprechen.<br />

«Und tötet die<br />

Ungläubigen, wo<br />

immer Ihr auf sie<br />

stoßt.» Koran<br />

Die 114 Suren des Koran wurden<br />

nach islamischer Sicht von Gott<br />

herabgesandt und dürfen nicht<br />

لالب Foto: interpretiert werden.<br />

CC BY-SA 3.0, Wikimedia ‏,كيودلا<br />

Commons<br />

Sure 3,1<strong>10</strong>: «Ihr Gläubigen seid die beste Gemeinschaft,<br />

die unter den Menschen entstanden ist. Ihr<br />

gebietet, was recht ist, verbietet, was verwerflich<br />

ist, und glaubt an Allah.»<br />

Sure 8,55: «Als die schlimmsten Tiere gelten bei<br />

Allah diejenigen, die ungläubig sind und [auch] nicht<br />

glauben werden.»<br />

Sure 47,12: «Die Ungläubigen aber genießen [ihr<br />

kurz befristetes Dasein] und verleiben sich [gedankenlos]<br />

ihre Nahrung ein, wie das Vieh es tut. Sie<br />

werden ihr Quartier im Höllenfeuer haben.»<br />

Mord und Totschlag<br />

Sure 2,191: «Und tötet die Ungläubigen, wo immer<br />

ihr auf sie stoßt.»<br />

Sure 5,35: «Ihr Gläubigen! Fürchtet Allah und trachtet<br />

danach, ihm nahe zu kommen, und führet um seinetwillen<br />

Krieg.»<br />

Sure 8,12: «Haut [den Ungläubigen mit dem<br />

Schwert] auf den Nacken und schlagt zu auf jeden<br />

Finger von ihnen!»<br />

Sure 9,73: «Führe Krieg gegen die Ungläubigen und<br />

die Heuchler. Sei streng mit ihnen. Ihre Herberge ist<br />

die Hölle und schlimm ist ihr Ende.»<br />

Hadith nach Abdullah ibn Umar: «Ihr werdet die<br />

Juden bekämpfen, bis einer von ihnen Zuflucht hinter<br />

einem Stein sucht. Und dieser Stein wird rufen:<br />

Komm herbei! Dieser Jude hat sich hinter mir versteckt,<br />

töte ihn!»<br />

Hadith nach Abd Allah ibn Abi Aufa: «Ihr sollt<br />

wissen: Das Paradies liegt im Schatten der Schwerter.»<br />

(Khoury, Adel Theodor, So sprach der Prophet,<br />

Nr. 542, Seite 285)<br />

Hadith nach Ali: «Eine Jüdin pflegte den Propheten<br />

zu beschimpfen und anzugreifen. Ein Mann<br />

drückte ihr den Hals, bis sie starb. Da erklärte der<br />

Gesandte Allahs ihr Blut für nichtig.» [das heißt<br />

wertlos, daher ist weder eine Wiedervergeltung<br />

noch ein Blutgeld fällig.] (Khoury, Adel Theodor,<br />

So sprach der Prophet, Nr. 565, Seite 295)<br />

Hadith nach Abu Umama: «Ich hörte den Gesandten<br />

Allahs in der Ansprache im Jahre der Abschiedswallfahrt<br />

sagen: […] und der Unzüchtige verdient<br />

die Steinigung.» (Khoury, Adel Theodor, Der Hadith,<br />

Band III, Nr. 3117, Seite 68)<br />

Hadith nach Umar: «Er hörte den Propheten<br />

sagen: Ich werde die Juden und die Christen aus<br />

der arabischen Halbinsel vertreiben, bis nur noch<br />

Muslime darin bleiben.» (Khoury, Adel Theodor, Der<br />

Hadith, Band III, Nr. 4163, Seite 293)<br />

Hadith nach Abu Dawud: «Der Prophet Allahs<br />

sagte: Töte jene, die ihre Religion wechseln.»<br />

(Michael Steiner, Die islamischen Eroberer, Langen<br />

2001, Seite 169)<br />

Hadith nach Abu Djafar und von Abu Abdallah:<br />

«Der Abtrünnige wird aufgefordert umzukehren.<br />

Wenn er umkehrt, [dann ist es gut], sonst wird<br />

er getötet.» (Khoury, Adel Theodor, Der Hadith,<br />

Band V, Nr. 417, Seite 163)<br />

16<br />

Hadith nach Abu l-Hasan Musa: «Er wurde<br />

nach einem Muslim, der Christ wird, gefragt. Er<br />

sagte: Er wird getötet, und er wird nicht aufgefordert,<br />

umzukehren. Es wurde gesagt: Was ist mit


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

einem Christen, der Muslim wurde, der aber dann<br />

vom Islam abgefallen ist. Er sagte: Er wird aufgefordert,<br />

umzukehren. Wenn er zurückkehrt, [ist es<br />

gut]. Sonst wird er getötet.» (Khoury, Adel Theodor,<br />

Der Hadith, Band V, Nr. 419, Seite 163)<br />

Hadith nach Abu Abdallah: «Über die Steinigung:<br />

Die Frau wird bis zu ihrer Körpermitte begraben,<br />

dann wirft zuerst der Imam, und die Menschen<br />

werfen dann kleine Steine. Der Mann aber, wenn<br />

er gesteinigt wird, wird nur bis zu seinen Hüften<br />

begraben.» (VII, Seite 198, 2; Khoury, Adel Theodor,<br />

Der Hadith, Band V, Nr. 409, Seite 158)<br />

Sklaverei<br />

Sure 23,1: «Selig sind die Gläubigen, die sich des<br />

Geschlechtsverkehrs enthalten, außer gegenüber<br />

ihren Gattinnen, oder was sie [an Sklavinnen] besitzen,<br />

[denn] dann sind sie nicht zu tadeln.»<br />

Sure 24,33: «Und zwingt nicht Eure Sklavinnen,<br />

wenn sie ein ehrbares Leben führen wollen, zur<br />

Prostitution, um [auf diese Weise] den Glücksgütern<br />

des diesseitigen Lebens nachzugehen! Wenn<br />

[jedoch] jemand sie [wirklich dazu] zwingt, ist Allah,<br />

nachdem dies [nun einmal] geschehen ist, barmherzig<br />

und bereit zu vergeben.»<br />

Hadith nach al-Sa’b Ibn Djaththama: «Der Prophet<br />

wurde gefragt nach den Hausbewohnern, die<br />

von den Polytheisten zusammengebracht werden<br />

und von denen dann einige von ihren Frauen und<br />

ihren Nachkommen erbeutet werden. Er sagte: Sie<br />

gehören ihnen.» (Khoury, Adel Theodor, Der Hadith,<br />

Band III, Nr. 4090, Seite 273)<br />

Körperstrafen<br />

Sure 5,38: «Wenn ein Mann oder eine Frau einen<br />

Diebstahl begangen hat, dann haut ihnen die Hand<br />

ab.»<br />

Hadith nach Aisha: «Der Prophet sagte: Die Hand<br />

des Diebes darf nur bei einem Wert von einem Viertel<br />

Dinar oder mehr abgehackt werden.» (Khoury,<br />

Adel Theodor, Der Hadith, Band II, Nr. 2852, Seite<br />

379)<br />

Hadith nach Sabra: «Der Prophet sagte: Befehlt<br />

dem Knaben zu beten, wenn er das Alter von sieben<br />

Jahren erreicht hat. Wenn er zehn Jahre alt<br />

geworden ist, sollt ihr ihn durch Schläge dazu zwingen.»<br />

(Khoury, Adel Theodor, Der Hadith, Band II,<br />

Nr. 1404, Seite 54)<br />

Hadith nach Abu Abdallah: «Wenn ein Mann<br />

und eine Frau unter einer Decke gefunden werden<br />

und wenn der Beweis gegen sie feststeht, aber von<br />

ihnen nichts Weiteres festgestellt wird, dann werden<br />

jedem von ihnen <strong>10</strong>0 Peitschenhiebe verabreicht.»<br />

(Khoury, Adel Theodor, Der Hadith, Band V,<br />

Nr. 408, Seite 158)<br />

Frauenunterdrückung<br />

Sure 2, 228: «Und die Männer stehen [bei alledem]<br />

eine Stufe über ihnen [den Frauen].»<br />

Sure 4,34: «Die Männer stehen über den Frauen<br />

[…]. Und wenn ihr fürchtet, dass Frauen sich auflehnen,<br />

dann vermahnt sie, meidet sie im Ehebett<br />

und schlagt sie.»<br />

Sure 60, <strong>10</strong>: «Die gläubigen Frauen sind diesen<br />

[den ungläubigen Männern] nicht [zur Ehe] erlaubt<br />

und umgekehrt.»<br />

Hadith nach Ibn Kathir: «Der Prophet Allahs<br />

sagte: Wenn ein Mann seine Frau zu sich ruft,<br />

damit er seine Begierde befriedigen kann, so soll<br />

sie zu ihm kommen, auch wenn sie gerade am Herd<br />

beschäftigt ist.» (Newton, P., Rafiqul Haqq, M., Ist<br />

Allah Gott?, Frauen im Islam, Toleranz im Islam, Uhldingen,<br />

2. Auflage 1997, Seite 55)<br />

Hadith nach Ibn Abbas: «Eine Frau darf nicht<br />

[allein] reisen, es sei denn in Begleitung von jemandem,<br />

der [ihr gegenüber] mit ”Verbot” belegt ist.»<br />

(Khoury, Adel Theodor, So sprach der Prophet,<br />

Nr. 4<strong>10</strong>, Seite 227)<br />

Mohammed bei der Enthauptung<br />

seines Widersachers Nadr ibn<br />

al-Harith im März 624. Foto: Public<br />

domain, Wikimedia Commons<br />

«Die Hand des<br />

Diebes darf […]<br />

abgehackt werden.»<br />

Hadith<br />

_ Die Überlieferer der Hadithe sind<br />

in dem jeweiligen Zitat am Anfang<br />

genannt; der häufig als Sekundärquelle<br />

angegebene Adel Theodor<br />

Khoury ist ein katholischer<br />

Priester und stammt aus dem<br />

Libanon. Er hat sich in Deutschland<br />

als Islamwissenschaftler einen<br />

Namen gemacht. Der Iran hat<br />

seine deutsche Koranübersetzung<br />

2009 als «Buch des Jahres» in der<br />

Kategorie «Islamische Studien»<br />

ausgezeichnet.<br />

17


Allah und die Frauen<br />

_ von Manfred Kleine-Hartlage<br />

Ob Hidschab, Tschador oder Burka: Verschleierung – wie hier<br />

in Teheran 2013 zum Ende des Fastenmonats Ramadan – ist<br />

das vielleicht sichtbarste Symbol des Islams. Foto: picture alliance/ZUMAPRESS.com<br />

18<br />

Machismo findet man auch bei den Gläubigen anderer Religionen –<br />

aber nur im Islam ist es angeblich Gott selbst, der die Frau unter die<br />

Despotie des Mannes zwingt. Anders als in der Bibel ist die Kontrolle<br />

der weiblichen Sexualität und Fortpflanzung im Koran ein zentrales<br />

Thema.<br />

Der Koran schreibt<br />

die Verschleierung<br />

nicht vor – schon<br />

gar nicht Tschador<br />

oder Burka.<br />

Mindestens acht von 24 Suren aus Mohammeds<br />

Zeit in Medina enthalten allgemeingültige Verhaltensnormen<br />

juristischen Charakters für das Alltagsleben,<br />

wobei das Ehe-, Familien- und Erbrecht deutlich<br />

dominieren. Das beherrschende Einzelthema<br />

innerhalb dieses Themenkreises ist das Verhältnis<br />

von Mann und Frau, genauer die Unterordnung der<br />

Frau unter den Mann: Frauen seien von Natur aus<br />

dem Mann unterlegen, weswegen ihr Zeugnis vor<br />

Gericht auch nur halb so viel wert sei; ungehorsame<br />

Frauen seien zu züchtigen; die Ehefrau müsse sexuell<br />

jederzeit zur Verfügung stehen (ob sie will oder<br />

nicht); der Mann solle nicht auf die Ausübung seiner<br />

Rechte verzichten, nur um der Frau zu gefallen;<br />

Frauen sollten auf züchtige Kleidung achten, um<br />

nicht die Belästigung durch fremde Männer herauszufordern<br />

und so weiter.<br />

Man wird schwerlich behaupten können, dass<br />

nur Muslime so denken. Machismo mag im islamischen<br />

Kulturkreis ausgeprägter sein als anderswo,<br />

aber es gibt wahrhaftig genug Machos anderen<br />

Glaubens, die einen Vergleich mit ihren muslimischen<br />

Gesinnungs- und Geschlechtsgenossen ohne<br />

Weiteres aushalten würden.<br />

Eine islamische Besonderheit aber ist die Tatsache,<br />

dass dieser Sexismus von Gott verkündet wird,<br />

und zwar als zentrales Thema seiner Offenbarung<br />

und als Tugend mit dem Anspruch auf ewige Gültigkeit<br />

und letzte Wahrheit. (Der Koran beglaubigt<br />

sich selbst als Allahs eigenes – das heißt nicht von<br />

anderen geschaffenes –, ewiges und letztes Wort.)<br />

Ich zeige anhand dieses Themas noch einmal,<br />

wie wichtig es ist, den Koran als geschlossenes<br />

Gedankengebäude zu interpretieren. Letzteres<br />

ist er nicht nur seinem eigenen Anspruch nach;<br />

die Widerspruchsfreiheit des Korans ist auch das<br />

Grundaxiom jeder Exegese durch islamische Theologen.<br />

Den Koran interpretiert man nicht angemessen,<br />

wenn man jeden Vers einzeln interpretiert<br />

(wobei man, wie in jedem anderen Text auch,<br />

feststellen wird, dass jede Aussage, und sogar<br />

fast jedes Wort, mehrdeutig ist) und ihm dann die<br />

Bedeutung beimisst, die man selbst bevorzugt, um<br />

am Ende der Exegese festzustellen, dass der Koran<br />

widerspruchsfrei ist oder auch nicht.<br />

Argumente der Islam-Versteher<br />

Ich sage das deshalb, weil zwei Einwände gegen<br />

die These der islamischen Frauenfeindlichkeit von<br />

islamophiler Seite mit Sicherheit vorgebracht werden:<br />

Zum einen enthalte der Koran die Verpflichtung<br />

des Mannes, seine Frau (und überhaupt seine<br />

Familie) zu versorgen und zu schützen und sie gütig,


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

gerecht und wohlwollend zu behandeln. Das ist<br />

zutreffend, und ich achte es auch nicht gering. Es<br />

ist nur kein Argument gegen die These, dass das<br />

Verhältnis des Mannes zur Frau nach dem Koran das<br />

eines Despoten zur Untertanin ist. Wenn der Mann<br />

sich im islamischen Sinne der Frau gegenüber wohlwollend<br />

zu verhalten hat, so besagt dies nicht, dass<br />

er kein Despot, sondern, dass er ein wohlwollender<br />

Despot sein soll. Jedenfalls solange man von dem<br />

Axiom der Widerspruchsfreiheit des Koran ausgeht.<br />

Frauen dürfen keinesfalls<br />

«Ungläubige» heiraten, Männer<br />

durchaus.<br />

Zum anderen seien sozialkonservative Vorstellungen<br />

über die Rollenverteilung zwischen den<br />

Geschlechtern nicht nur im Koran niedergelegt,<br />

sondern auch zum Beispiel in der Bibel. Auch das<br />

ist zutreffend. Nur bilden sie dort erstens keinen<br />

Themenschwerpunkt, der sie als zentralen Bestandteil<br />

des christlichen Weltbildes ausweisen würde,<br />

und zweitens gibt sich die Bibel – anders als der<br />

Koran – nicht selbst als buchstäblich das Wort Gottes<br />

aus: Letztes Kriterium des Christlichen ist der<br />

Glaube an die Menschwerdung Gottes in Christus,<br />

nicht an die Verbalinspiration der Bibel. Man kann<br />

daher bibelkritisch sein, ohne unchristlich zu sein.<br />

Man kann aber nicht korankritisch sein, ohne unislamisch<br />

zu sein; oder, um es moderater zu formulieren:<br />

ohne eine bis in die Fundamente gehende<br />

Reinterpretation des Islam zu postulieren, die mit<br />

dem, was 1400 Jahre lang «der Islam» war, nicht<br />

mehr viel zu tun hätte.<br />

Beide Einwände laufen also auf die Missachtung<br />

des gedanklichen Kontextes hinaus, in dem<br />

der Koran die Rolle der Frau definiert. Sie missachten<br />

das Axiom der Widerspruchsfreiheit des Koran<br />

und sind damit – gerade vom islamischen Standpunkt<br />

– unhaltbar.<br />

Frauenunterdrückung als Religionskern<br />

Mannes kodifiziert. Es bedeutet, dass die Implikationen<br />

gerade dieser Normen und Wertvorstellungen<br />

in einer Weise kulturell verbindlich sind, dass<br />

ihre Missachtung geradezu eine Infragestellung der<br />

Grundlage der Gesellschaft bedeuten würde.<br />

Wohlgemerkt: Dabei geht es nicht um die Frage,<br />

ob man den Koran strenger oder liberaler interpretiert.<br />

Man kann die islamischen Verhaltensnormen<br />

durchaus großzügig auslegen, zum Beispiel dem<br />

Sinn und Zweck nach, und etwa argumentieren,<br />

der Koran schreibe nicht etwa die Verschleierung<br />

vor – schon gar nicht in der monströsen Form des<br />

Tschador oder gar der Burka –, sondern verpflichte<br />

die Frauen lediglich zu dezentem, nicht sexuell aufreizendem<br />

Verhalten in der Öffentlichkeit. Was als<br />

aufreizend zu gelten hat und was nicht, wäre dann<br />

eine Frage der Konvention, und tatsächlich sind die<br />

Unterschiede im Hinblick auf die gesellschaftliche<br />

Position von Frauen, einschließlich der Kleiderordnung,<br />

zwischen verschiedenen Ländern der islamischen<br />

Welt, oft sogar innerhalb desselben Landes,<br />

erheblich.<br />

Was aber unter keinen Umständen zur Disposition<br />

stehen kann, sind die Implikationen der Tatsache,<br />

dass es diese Gebote überhaupt gibt – wie<br />

immer man sie auslegt. Das Verschleierungsgebot<br />

etwa, wie liberal auch immer man es interpretiert,<br />

bedeutet, dass die Kleidung von Frauen nicht<br />

in deren Ermessen steht, und dass Frauen, die es<br />

missachten, eine Sünde gegen Allah begehen, die<br />

Sanktionen der Gemeinschaft herausfordert, und<br />

sei es in Gestalt sexueller Übergriffe, an denen<br />

diese Frauen dann «selbst schuld» sind.<br />

Wie Muslime weltweit<br />

denken<br />

Soll Ehebruch mit Steinigung<br />

bestraft werden? (Zustimmung<br />

in Prozent)<br />

Pakistan<br />

Palästina<br />

Ägypten<br />

Malaysia<br />

Irak<br />

Tunesien<br />

Türkei<br />

Kosovo<br />

89<br />

84<br />

81<br />

60<br />

58<br />

44<br />

29<br />

25<br />

Quelle: Pew Reserch Center<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Maharadscha Bijay Singh in seinem<br />

Harem, etwa 1770. Foto: India,<br />

Rajasthan, Jodhpur, Public domain,<br />

Wikimedia Commons<br />

Kehren wir nun zur eigentlichen Analyse zurück<br />

und fragen uns, was es zu bedeuten hat, dass<br />

gerade die Rolle der Frau so sehr im Mittelpunkt der<br />

islamischen Alltagsnormen steht. Es bedeutet, dass<br />

alle anderen alltagsethischen Normen des Islam<br />

leichter über den Haufen zu werfen wären als die,<br />

die sich auf die Kontrolle der weiblichen Sexualität<br />

beziehen – auf nichts anderes läuft das dichte<br />

Regelwerk ja hinaus, das Heirat, Scheidung, Sittlichkeitsgebote<br />

und so weiter in ausdrücklicher und<br />

hervorgehobener Verbindung mit der Dominanz des<br />

19


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

Hadith<br />

Über Mohammed gibt es viele<br />

zum Teil heroisierende Erzählungen,<br />

Hadithe genannt. Diese<br />

Berichte über seine angeblichen<br />

Worte, Taten und Unterlassungen<br />

haben im Lauf der Zeit<br />

stark zugenommen. Orientalische<br />

Erzählkunst sowie politische<br />

und theologische Erfordernisse<br />

haben offensichtlich eine<br />

Flut von Geschichten und Legenden<br />

hervorgebracht. Die mündlichen<br />

Überlieferungen über Mohammed<br />

sind schließlich von einigen<br />

Muslimen gesammelt und<br />

einer kritischen Prüfung unterzogen<br />

worden. Die Hadith-Sammler<br />

haben, um die Spreu vom<br />

Weizen zu trennen, bei jeder<br />

dieser «Geschichten» vermerkt,<br />

wer sie erlebt beziehungsweise<br />

berichtet und wer sie überliefert<br />

hat. (nach Udo Hildenbrand<br />

u.a., Freiheit und Islam Gerhard-Hess-Verlag,<br />

2016)<br />

Fatwa<br />

Mit Fatwa wird ein Rechtsgutachten<br />

einer islamischen Autorität<br />

bezeichnet. Eine Fatwa<br />

ergeht gewöhnlich auf eine<br />

Anfrage zu einem religiösen,<br />

gesellschaftlichen oder staatlichen<br />

Problem. Fatwas spiegeln<br />

gleichsam die Situation<br />

von Muslimen in der jeweiligen<br />

Zeit wider.<br />

Eine Fatwa kann man befolgen,<br />

ist dazu rechtlich aber nicht verpflichtet.<br />

Die Bedeutung einer<br />

Fatwa ergibt sich daraus, welchen<br />

Rang der Verfasser beziehungsweise<br />

das Verfasser-Gremium<br />

in einer islamischen Gesellschaft<br />

hat. Der Mordaufruf<br />

gegen den Autor Salman Rushdie<br />

war besonders gefährlich,<br />

weil er in Form einer Fatwa des<br />

höchsten iranischen Geistlichen,<br />

des Ajatollah Chomeini, ergangen<br />

war.<br />

Sexualität als Waffe<br />

Ein häufig übersehener Aspekt des islamischen<br />

Rechts liegt in den Regeln darüber, wer wen heiraten<br />

darf: Frauen dürfen nämlich unter keinen<br />

Umständen «Ungläubige» heiraten, während Männer<br />

das durchaus dürfen. Zumindest, soweit die<br />

«Ungläubigen» zu den «Schriftbesitzern» gehören,<br />

also Christinnen oder Jüdinnen sind.<br />

Damit unterscheidet sich das islamische Recht<br />

grundlegend von den entsprechenden halachischen<br />

Bestimmungen, die für (orthodoxe) Juden gelten:<br />

Bei den Juden ist es Männern und Frauen gleichermaßen<br />

verboten, Nichtjuden zu ehelichen. Damit<br />

soll der Bestand und der innere Zusammenhalt des<br />

jüdischen Volkes gewährleistet und sein Aufgehen<br />

in anderen Völkern verhindert werden.<br />

Ein Muslim darf sich außerehelich<br />

vergnügen, nur eben nicht mit<br />

einer Muslima.<br />

Eine Gemeinschaft wie die islamische aber, die<br />

dieses Exogamieverbot für Männer aufhebt, für<br />

Frauen aber nicht, betreibt nicht Konsolidierung,<br />

sondern demographische Expansion, sofern sie es<br />

mit Gruppen zu tun hat, die selber die Exogamie<br />

zumindest dulden, wie es Christen normalerweise<br />

tun und auch zur Zeit des Propheten schon taten:<br />

Wer die eigenen Mädchen nur innerhalb der eigenen<br />

Gemeinschaft verheiratet, die der anderen Gruppen<br />

aber wegheiratet und dafür sorgt, dass deren<br />

Kinder die Religion des Vaters annehmen (was mit<br />

einer gewissen Selbstverständlichkeit unterstellt<br />

wird), sorgt dafür, dass die anderen Gruppen durch<br />

Osmose langsam, aber sicher verschwinden.<br />

Diese Regel ist der Grund dafür, dass bei<br />

gemischtreligiösen Paaren im Westen der muslimische<br />

Partner in der Regel der Mann ist. Gerade weil<br />

sie so unspektakulär und scheinbar nebensächlich<br />

sind, fallen solche Regeln überhaupt nur dem auf,<br />

der den Islam nicht unter dem Gesichtspunkt seiner<br />

theologischen Begründung, sondern unter dem<br />

seiner sozialen Wirkungen, also nicht theologisch,<br />

sondern soziologisch analysiert.<br />

Zuletzt weise ich auf die psychologische Wirkung<br />

hin, die es haben muss, wenn solche Regeln fast<br />

anderthalb Jahrtausende lang angewandt werden:<br />

Indem der Prophet sich neben seinen Ehefrauen<br />

auch noch eine Reihe von – nichtmuslimischen –<br />

Konkubinen gönnte, während er gleichzeitig alle<br />

außerehelichen Beziehungen von muslimischen<br />

Frauen im Koran verurteilte, definierte er zugleich,<br />

was im Islam zulässig ist und was nicht: Ein muslimisches<br />

Mädchen hat weder vor noch außerhalb<br />

der Ehe irgendwelche sexuellen Beziehungen<br />

(und die Ehe selbst darf sie nur mit einem Muslim<br />

schließen). Ein muslimischer Mann dagegen darf<br />

sich auch außerehelich vergnügen, nur eben nicht<br />

mit Glaubensgenossinnen. Da er normalerweise nur<br />

bei «ungläubigen» Frauen das findet, was er bei<br />

anständigen muslimischen Mädchen gar nicht erst<br />

suchen darf (und besser auch gar nicht erst suchen<br />

sollte, sofern die Mädchen Väter und Brüder haben<br />

und ihm selbst sein Leben lieb ist), kann er gar nicht<br />

anders, als in «ungläubigen» Frauen, und nur in diesen,<br />

potenzielle Konkubinen und damit sittlich minderwertige<br />

Wesen zu sehen.<br />

Der Ausdruck «deutsche Schlampen», der unter<br />

jungen Muslimen in Deutschland durchaus gängig<br />

ist, bringt genau diese Art von Verachtung zum Ausdruck.<br />

Nicht mal die Augen sind zu erkennen: Burkaträgerinnen in<br />

einem Wahllokal in Indisch-Kaschmir. Foto: picture-alliance/<br />

dpa<br />

20<br />

_ Manfred Kleine-Hartlage ist<br />

Publizist und Buchautor. Der<br />

Text ist ein bearbeiteter Auszug<br />

aus seinem Standardwerk «Das<br />

Dschihadsystem. Wie der Islam<br />

funktioniert» (Resch-Verlag, 292<br />

Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-<br />

935197-96-0). In der Monatsausgabe<br />

von <strong>COMPACT</strong>-Magazin<br />

veröffentlicht er regelmäßig in der<br />

Rubrik «BRD-Sprech».


Ein Gott, Ein Reich, Ein Führer<br />

_ von Peter Boehringer<br />

Die vorherrschende Islamlehre ist die orthodox-sunnitische. Sie ist mit Demokratie<br />

und Menschenrechten unvereinbar. Moderate Muslime können ihre Kritik daran oft<br />

nur unter Lebensgefahr vorbringen und verlieren zunehmend an Einfluss.<br />

Sowohl historisch als auch inhaltlich wird der<br />

Charakter der grundlegenden islamischen Schriften<br />

bei der Lektüre schnell klar. Die frühen Suren<br />

des Koran aus den Jahren zwischen 6<strong>10</strong> und 622, in<br />

denen Mohammed noch ein kaum beachteter Prediger<br />

in Mekka war, haben noch weitgehend klassisch-religiösen,<br />

spirituellen, prophetischen, «sozialistisch»-egalitären<br />

und ethischen Charakter. Dagegen<br />

sind sowohl die maßgeblichen Suren aus seiner<br />

Zeit in Medina (ab 622) mit Mohammed als weltlichem<br />

Führer und Kriegsherrn als auch die biographischen<br />

Schriften Mohammeds (Sira, Hadithen beziehungsweise<br />

Sunna) durch und durch weltlich, kriegerisch,<br />

verfolgend, missionierend, strafend und<br />

ausgrenzend.<br />

Praktisch alle Versuche sogenannter islamischer<br />

Reformtheologen, die relativ unproblematischen<br />

mekkanischen Suren für entscheidend («normativ»)<br />

zu erklären, scheitern seit vielen Jahrhunderten<br />

immer wieder am geistlich-orthodoxen Establishment.<br />

Dieses wird heute in der islamischen<br />

Welt weitgehend durch sunnitische und wahhabitische<br />

Imame repräsentiert, die sich bei ihrer strengen,<br />

wörtlichen Auslegung der Schriften leider zu<br />

Recht auf den Koran selbst stützen können: Das<br />

Heilige Buch der Mohammedaner verlangt die drakonische<br />

Bestrafung all jener Menschen, die den<br />

Koran nicht wortlautgetreu (!) leben – also täglich,<br />

ständig, ohne Einschränkungen, ohne Möglichkeit<br />

der Relativierung, ohne individuellen Auslegungsspielraum!<br />

Zurück zu Mohammed!<br />

Dieser Absolutheitscharakter der islamischen<br />

Schriften ist bei muslimischen Gelehrten somit<br />

überwältigend mehrheitsfähig. Es gibt aber etliche<br />

westliche Islamforscher, die eine absurde Weichspülung<br />

des Koran vornehmen, indem sie die grausamen<br />

Verfolgungs-Suren ausfiltern oder erklären,<br />

diese seien durch andere überholt. Die von der riesigen<br />

Mehrheit der islamischen Geistlichen in aller<br />

Welt vertretene Islamauslegung lässt diese Relativierungen<br />

aber nicht zu.<br />

Eine Reformation des Islams im Sinne einer<br />

Abschwächung dieses Absolutheitsanspruches ist<br />

nirgendwo auf der Welt in Sicht. Ganz im Gegenteil:<br />

Was sich derzeit überall als Reformbewegung<br />

regt, ist die Rückbesinnung auf die Ursprünge des<br />

Koran – oder noch schlimmer auf das für alle Gläu-<br />

Außerhalb der Hotelinseln hat sich<br />

das Urlaubsland Malediven in eine<br />

islamistische Despotie verwandelt.<br />

Diese Demonstranten gingen im<br />

Jahre 2014 für die Scharia auf die<br />

Straße. Foto: Dying Regime from<br />

Maldives (Protest calling for Sharia<br />

in Maldives), CC BY 2.0, Wikimedia<br />

Commons<br />

«Es ist verboten,<br />

einem anderen das<br />

Leben zu nehmen,<br />

außer wenn die<br />

Scharia es verlangt.»<br />

Kairoer Erklärung der<br />

Menschenrechte<br />

21


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

Der arabische Arzt und Philosoph<br />

Averroës (1126–1198) sah in der<br />

Logik den einzigen Weg zum Glück.<br />

Bekannt wurde er vor allem durch<br />

seine Kommentierung der Werke<br />

Aristoteles. Foto: picture alliance/<br />

Isadora/Leemage<br />

Das Gesicht des Islams: Diese Frau<br />

im indonesischen Aceh Besar wurde<br />

20<strong>10</strong> wegen der Öffnung eines<br />

Essensstandes während des Fastenmonats<br />

Ramadan ausgepeitscht.<br />

Foto: Reuters/Tarmizy Harva<br />

bigen «vorbildliche, nachahmenswerte» Leben des<br />

Kriegsherrn Mohammed. Dieses wird gleich in mehreren<br />

grundlegenden biographischen Schriften festgehalten,<br />

die zusammen mit dem Koran «den Islam»<br />

ausmachen. Die oftmals kriegerischen oder strafenden<br />

Taten des Religionsgründers werden in Sira,<br />

Hadithen und Sunna bis ins akribischste Detail ausgebreitet.<br />

Man kann die Bibel kritisieren und<br />

Christ, aber nicht den Koran<br />

kritisieren und Muslim bleiben.<br />

Diese verbindlichen Vorgaben aus dem 7. Jahrhundert<br />

beeinflussen noch heute einen großen<br />

Teil der 1,5 Milliarden Muslime auf der Welt. Sie<br />

machen 86 Prozent der Lehrinhalte des Islams aus,<br />

nur die restlichen 14 Prozent kommen aus dem<br />

Koran. Deshalb ist es kein Zufall, dass das islamische<br />

Lehrgebäude, das als weltliches aber verbindliches<br />

Gesetzeswerk in der Scharia zusammengefasst<br />

ist, in sehr weiten Teilen eine brutal-aggressive,<br />

frühmittelalterliche Ansammlung von<br />

Verfolgungs-, Straf- und Kriegsvorschriften ist. Der<br />

türkische Säulenheilige Kemal Atatürk (den sein<br />

tiefgläubiger Nachfolger Recep Tayyip Erdogan<br />

heute am liebsten aus der Geschichte tilgen würde)<br />

hat das so kommentiert: «Der Islam gehört auf den<br />

Müllhaufen der Geschichte: Seit mehr als 500 Jahren<br />

haben die Regeln und Theorien eines alten Araberscheichs<br />

[Mohammed] (…) in der Türkei sämtliche<br />

Zivil- und Strafgesetze festgelegt. Sie haben<br />

die Form der Verfassung, die geringsten Handlungen<br />

und Gesten eines Bürgers festgesetzt, seine<br />

Nahrung, die Stunden für Wachen und Schlafen,<br />

Sitten und Gewohnheiten und selbst die intimsten<br />

Gedanken. Der Islam, diese absurde Gotteslehre<br />

eines unmoralischen Beduinen, ist ein verwesender<br />

Kadaver, der unser Leben vergiftet.» Das<br />

– belegte! – Zitat ist über 80 Jahre alt – und doch<br />

aktueller denn je.<br />

Scharia und Menschenrechte<br />

Nach der Scharia gibt es keine Religionsfreiheit,<br />

keine Freiheit der Rede, der Gedanken, der Kunst,<br />

keine freie Presse, keine rechtliche Gleichheit von<br />

Muslim und Nichtmuslim, keinen gleichen juristischen<br />

Schutz, keine gleichen Rechte für Frauen.<br />

Laut Scharia ist das Täuschen und Belügen der<br />

Ungläubigen ebenso erlaubt wie das Schlagen von<br />

Frauen. Demzufolge kann es auch keine Demokratie<br />

geben, da dies die Gleichstellung von Muslimen<br />

und Nicht-Muslimen bedeuten würde.<br />

Auch die Menschenrechte stehen unter Schariavorbehalt!<br />

Die Kairoer al-Azhar-Universität hat als<br />

eine der wichtigsten islamischen Autoritäten schon<br />

1978 gezeigt, wohin die Reise des real existierenden<br />

sunnitisch-mohammedanischen Islams geht.<br />

In ihrer «Islamischen Musterverfassung» steht in<br />

Paragraph 43 unmissverständlich: «Alle Rechte gelten<br />

im Rahmen der höheren Ziele der Scharia.» In<br />

der autoritativen «Kairoer Erklärung der Menschenrechte»<br />

von 1990 wird die UN-Charta der Menschenrechte<br />

nur insoweit anerkannt, «als sie den heiligen<br />

Büchern nicht widerspricht». Dies schließt die Menschenwürde<br />

(hat nur der Muslim), die Meinungsfreiheit<br />

(insbesondere von Islamkritikern), die Religionsfreiheit<br />

(Todesstrafe für Abfall vom Islam und<br />

Übertritt zum Beispiel zum Christentum), das Recht<br />

auf Leben und körperliche Unversehrtheit (Körperstrafe,<br />

Steinigung, Hinrichtung) sowie Minderheiten-<br />

und Frauenrechte aus. «Alle Menschen sind<br />

frei» (Artikel 1 UN-Charta) steht gegen «Alle Menschen<br />

sind Gottes Untertanen». «Jeder Mensch<br />

hat das Recht auf Leben» (Artikel 3 UN-Charta)<br />

steht gegen «Es ist verboten, einem anderen das<br />

Leben zu nehmen, außer wenn die Scharia es verlangt.»<br />

Eine Fatwa der frommen Männer ist in dieser<br />

Welt bedeutender als jedes weltliche Gesetz<br />

oder Machtwort weltlicher Regenten!<br />

22<br />

Wo es in den Schriften nicht um das Schlagen,<br />

Demütigen oder um – auch erzwungenen – Sex<br />

mit Frauen geht, geht es gegen die Ungläubigen –<br />

gegen die Kuffar (ein zutiefst beleidigendes arabisches<br />

Wort). Diese sind «böse und verflucht», dürfen<br />

keinesfalls «Zakat» (Wohltätigkeiten) erhalten, sie<br />

dürfen verspottet, terrorisiert, erniedrigt, geköpft


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

Länderübersicht Scharia<br />

Länder und Mitglieder<br />

der OIC (Organisation<br />

für Islamische Zusammenarbeit),<br />

in denen<br />

die Scharia keine<br />

Rolle im Rechtssystem<br />

spielt.<br />

Länder, in denen die<br />

Scharia im Privatrecht<br />

(z.B. Ehe, Scheidung,<br />

Erbrecht, Sorgerecht)<br />

Anwendung findet.<br />

Länder mit voller Gültigkeit<br />

der Scharia.<br />

Länder mit regional<br />

unterschiedlicher<br />

Anwendung der<br />

Scharia.<br />

Quelle: Wikipedia Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Sunna<br />

Die Grundlage fast aller religiöser<br />

Praktiken und jener Verhaltensregeln,<br />

die von den Muslimen<br />

zu befolgen sind, bilden<br />

gemeinsam Hadith und Sira<br />

(Mohammed-Biographie), zusammengefasst<br />

in der Sunna. Die<br />

Sunna betrifft Dinge, die Mohammed<br />

getan, befohlen, empfohlen<br />

oder auch einfach nur<br />

kommentarlos hingenommen haben<br />

soll. Mohammeds Verhalten<br />

gilt bei den Muslimen als vorbildlich,<br />

unantastbar und nachahmenswert.<br />

Neben dem Koran<br />

ist die Sunna die autoritative<br />

Quelle für die Auslegung des islamischen<br />

Glaubens und für das<br />

islamische Recht. (nach Udo Hildenbrand<br />

u.a., Freiheit und Islam<br />

Gerhard-Hess-Verlag, 2016)<br />

werden. Der Fromme darf sie täuschen oder sich<br />

gegen sie verschwören. Es gibt zudem volle zwölf<br />

Suren im Koran, die verbindlich vorschreiben, dass<br />

der Rechtgläubige kein Freund der Kuffar sein kann.<br />

Allenfalls bekommt der Ungläubige den sogenannten<br />

«Dhimmi»-Status von Bürgern dritter Klasse –<br />

das heißt, er wird nach Mafia-Manier gegen permanente<br />

Schutzgeldzahlung vorläufig von Gewalt verschont.<br />

Immer wieder richtet sich der Zorn gegen<br />

Christen und Juden: In Koran, Sira und Hadithen<br />

finden sich fast zehn Prozent antisemitische Textstellen,<br />

in Adolf Hitlers Mein Kampf sind es sieben.<br />

Koran und vor allem Sunna rechtfertigen auch<br />

die Sklavenhaltung, bei Frauen weitgehend als Sexsklavinnen<br />

– Mohammed nahm sich sogar eine<br />

weiße Christin. Die Mohammedaner versklavten<br />

Afrikaner, Europäer, Hindus, Buddhisten – einfach<br />

jeden, der dem Dschihad im Weg war – und hat mehr<br />

Menschen versklavt als jede andere Kultur. Heutzutage<br />

ist es der Islamische Staat, der wöchentlich<br />

Hunderte verschleppt – und sich dabei durch<br />

das Vorbild Mohammeds bestätigt und gesegnet<br />

fühlen kann.<br />

Die Schwäche der Moderaten<br />

Diese theologischen Dogmen von der unabänderlichen,<br />

gottgegebenen, nicht auslegungsfähigen<br />

Natur des Koran und der Scharia werden, außer<br />

von westlichen Gutmenschen, von niemandem<br />

bestritten, zuallerletzt von den Führern der mohammedanischen<br />

Welt vor allem in Kairo, Mekka und<br />

Ankara oder deren Anhängern in den westlichen<br />

Islamverbänden. Sie sind sowohl wissenschaftlich<br />

aus den Schriften als auch aus der islamischen Geschichte<br />

heraus belegbar. Aleviten, Sufis und Schiiten<br />

stehen für abweichende und zum Teil gemäßigtere<br />

Interpretationen – aber sie werden zunehmend<br />

zurückgedrängt. Es gibt in der islamischen<br />

Welt zwar Widerstand gegen die Herausbildung<br />

totalitärer Gottesstaaten – doch er ist überall lebensgefährlich.<br />

Man kann also beim sunnitischen Mainstream<br />

die in westlichen Medien so beliebte Abgrenzung<br />

von gutem Islam und bösem Islamismus nicht vornehmen.<br />

Zudem bestreiten die maßgeblichen<br />

mohammedanischen Autoritäten selbst eine solche<br />

Unterscheidbarkeit. So sagt zum Beispiel<br />

Erdogan: «Islam ist Islam – und damit hat es sich.»<br />

Der beliebte Einwand, der Islam der Scharia sei<br />

nicht der wahre, ist deswegen sowohl theologisch<br />

wie auch angesichts der immer klarer zutage tretenden<br />

Machtverhältnisse falsch.<br />

«Islam ist Islam – und damit hat<br />

es sich.» <br />

Erdogan<br />

Im Westen sollte man sich dieser Tatsachen<br />

bewusst werden – und nicht länger jegliche Islamkritik<br />

in absurder und verfassungswidriger, geradezu<br />

faschistischer Weise unterdrücken, wie es<br />

derzeit in Deutschland geschieht. Hier hat der<br />

Islam schon vor der Machtübernahme willige und<br />

effiziente Helfer gefunden, die eines seiner obersten<br />

Ziele, die Verfolgung kritischer Meinungen, für<br />

ihn durchsetzen. Andererseits: Der privat gelebte<br />

moslemische Glaube wäre nicht das Problem, wie<br />

das Beispiel der Aleviten zeigt. Säkulare Moslems<br />

gehören zu Deutschland. Der gläubige Islam nicht.<br />

Theoretisch wäre ein moderater Islam also möglich.<br />

Theoretisch. Allein, uns fehlt der Glaube.<br />

Taliban verprügelten eine Frau im<br />

August 2001 in Kabul, weil sie<br />

in der Öffentlichkeit ihre Burka<br />

abnahm. Foto: RAWA, CC BY 3.0,<br />

Wikimedia Commons<br />

_ Peter Boehringer ist Gründungsvorstand<br />

der Deutschen<br />

Edelmetall-Gesellschaft und<br />

Initiator der Bürgerinitiative «Holt<br />

unser Gold heim». Er ist Träger<br />

der Roland-Baader-Auszeichnung<br />

und Mitglied der Friedrich A. von<br />

Hayek-Gesellschaft. Hauptpräsenz<br />

im Internet: goldseitenblog.de/<br />

author/peter-boehringer. Der<br />

letzte Absatz seines obigen Essays<br />

erschien ähnlich bereits 2013 in<br />

der Zeitschrift «eigentümlich frei».<br />

23


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

Gewalt im Koran<br />

_ von Sabatina James<br />

24<br />

Wer nach Legitimation für Gewaltanwendung sucht, wird im<br />

Heiligen Buch der Muslime an vielen Stellen fündig. Im Gegensatz<br />

zur Bibel sind das meistens keine historischen Erzählungen. Die<br />

Gültigkeit ist nicht auf die Vergangenheit begrenzt, sondern besteht<br />

für immer und ewig.<br />

_ Der Text ist ein bearbeiteter<br />

Auszug aus «Scharia in Deutschland<br />

– Wenn die Gesetze des Islam<br />

das Recht brechen» , 144 Seiten,<br />

12,99 Euro, Droemer-Knaur, 2015.<br />

Sabatina James (Pseudonym)<br />

wurde 1982 als Muslima in Pakistan<br />

geboren und kam im Alter von<br />

zehn Jahren mit ihrer Familie nach<br />

Österreich. Nachdem sie sich der<br />

Zwangsheirat mit einem Cousin<br />

widersetzte und zum Christentum<br />

konvertierte, fällte ihre Familie das<br />

Todesurteil über sie. Seitdem lebt<br />

sie unter Polizeischutz an einem<br />

geheimen Ort.<br />

www.sabatina-ev.de<br />

Die Islamaufklärerin Sabatina<br />

James ist häufig Gast in Talkshows.<br />

Foto: picture alliance/APA/picturedesk.com<br />

In unzähligen Suren des Koran taucht Gewalt<br />

als Gebot auf oder wird zumindest gerechtfertigt.<br />

Es richtet sich gegen zwei Gruppen: Frauen und die<br />

Feinde des Islams. Zu den Textstellen, die Gewalt<br />

rechtfertigen oder sogar anordnen, zählt Sure 9,29:<br />

«Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und<br />

den jüngsten Tag glauben (…), bis sie kleinlaut aus<br />

der Hand Tribut entrichten!» Sure 4,89 sagt: «Sie<br />

möchten gern, Ihr wäret ungläubig, so wie sie selber<br />

sind, damit ihr (alle) gleich wäret. Nehmt Euch<br />

daher niemand von ihnen zu Freunden, solange sie<br />

nicht um Allahs Willen auswandern! Und wenn sie<br />

sich abwenden (und Eurer Aufforderung zum Glauben<br />

kein Gehör schenken), da greift sie und tötet sie,<br />

wo (immer) Ihr sie findet, und nehmt Euch niemand<br />

von ihnen zum Beschützer oder Helfer!.» Die Gültigkeit<br />

der Suren ist nicht auf einen bestimmten Zeitraum<br />

begrenzt, sondern besteht für alle Zeiten, wie<br />

etwa Sure 8,39 belegt: «Und kämpft gegen sie (…),<br />

bis nur noch Allah verehrt wird.» In einer Hadith<br />

sagte Mohammed: «Ich wurde angewiesen, die<br />

Menschen zu bekämpfen, bis sie bezeugen, dass<br />

es keinen Gott außer Allah gibt und Mohammed<br />

der Gesandte Allahs ist.»<br />

Vergleich zur Bibel<br />

Weder Juden noch Christen haben derartige religiöse<br />

Pflichten. Die biblischen «Kampfbefehle» im<br />

Alten Testament galten lediglich in einer ganz speziellen<br />

historischen Situation, nämlich der Landnahme<br />

in Kanaan. Nie wurden die Israeliten jedoch<br />

dazu aufgefordert, Kämpfe außerhalb dieses geografischen<br />

Territoriums, ihres gelobten Landes, zu<br />

führen. Islamische Gewalt wurde und wird außerhalb<br />

der Arabischen Halbinsel angewendet und<br />

hatte immer das Ziel, die Welt zu erobern.<br />

Das unterscheidet sich von der vielzitierten «alttestamentarischen<br />

Gewalt». Geschichte und Theologie<br />

dürfen an diesem Punkt also nicht verwechselt<br />

werden. Die Israeliten kannten nie einen bestimmten<br />

Befehl Gottes, die Menschen zum Judentum zu<br />

bekehren, weder durch Gewalt noch durch Mission.<br />

Das Christentum dagegen wurde zwar mit einem<br />

generellen Missionsauftrag begründet, gleichzeitig<br />

aber auf strikte Gewaltlosigkeit verpflichtet; von<br />

keinem einzigen der Jünger Jesu ist bekannt, dass<br />

er die Taufe Andersgläubiger erzwang, im Gegenteil:<br />

Sie alle wurden Opfer von Gewalt, erlitten fast<br />

ausnahmslos das Martyrium.<br />

Im Christentum ist Gewalt allein<br />

der weltlichen Macht vorbehalten.<br />

So war das Christentum in seinen ersten drei<br />

Jahrhunderten eine Religion der Gewaltlosigkeit. Da<br />

sich Jesus selbst ohne Widerstand verhaften und<br />

hinrichten ließ und da Christen Töten selbst zur Verteidigung<br />

als Sünde erachteten, wehrten sie sich<br />

nicht einmal, als die römischen Kaiser Nero, Domitian,<br />

Decius, Valerian und Diokletian sie blutig verfolgen<br />

ließen. Sie trotzten der Gewalt ihrer Verfolger,<br />

indem sie diese still und betend erduldeten. Auch<br />

der Soldatenberuf war Christen zunächst verboten.<br />

Erst als mit Konstatin dem Großen ein römischer<br />

Kaiser zum christlichen Glauben fand, kam<br />

es zu Kompromissen mit der Staatsräson. Natürlich<br />

musste eine Großmacht sich verteidigen. Schließlich<br />

formulierte der Kirchenvater Augustinus (um<br />

420) einen historischen Kompromiss, indem er zwischen<br />

geistlichen und weltlichen Angelegenheiten,<br />

zwischen der civitas Dei, der «Gemeinschaft Gottes»,<br />

also der Kirche, und der civitas terrena, dem<br />

weltlichen Staat, unterschied. Diese Trennung von<br />

Staat und Kirche, von weltlicher Gesetzgebung und<br />

Religion, ist die Antithese zum Gottesstaat, wie ihn<br />

die Scharia fordert. Der weltliche Staat, so Augustinus,<br />

dürfe allein «gerechte» Kriege führen, wenn er<br />

angegriffen wird oder es darum geht, ein größeres<br />

Unrecht zu verhindern. Die Kirche dagegen müsse<br />

stets als Friedensstifter wirken.


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

Die verfeindeten Brüder<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

Die sunnitische Hauptströmung des Islams hat im Salafismus einen mächtigen Radikalisierungsschub<br />

erfahren. Konkurrierende Richtungen wie die Schiiten werden bis<br />

auf den Tod bekämpft. Ein Überblick.<br />

Der Dschihad der sunnitischen Mehrheitsströmung<br />

des Islams – sie umfasst etwa 1,3 Milliarden<br />

Anhänger weltweit – richtet sich nicht nur<br />

gegen den Westen, sondern auch gegen verfeindete<br />

Glaubensbrüder. Sowohl die aktuellen Kriege<br />

in Syrien und im Jemen wie auch der nicht enden<br />

wollende Terror im Irak, Pakistan und Afghanistan<br />

trägt Züge eines blutigen Konfessionsstreites, wie<br />

er zwischen 1618 und 1648 im Deutschen Reich<br />

tobte. Standen damals Katholiken gegen Protestanten,<br />

sind es in diesem Fall Sunniten und Schiiten,<br />

wobei die Aggression in allen genannten Staaten<br />

eindeutig von ersteren ausgeht.<br />

Die Erben des Propheten _ Glaubensrichtungen im Islam<br />

Als Schiiten bekennen sich weltweit etwa zehn<br />

bis 15 Prozent der Moslems. Die Mehrheit stellen<br />

sie im Iran, wo sie ihre Version eines Gottesstaates<br />

errichtet haben, im Irak, wo sie derzeit die<br />

Regierung dominieren, in Aserbaidschan, das allerdings<br />

seit der Sowjetzeit weitgehend säkularisiert<br />

ist, sowie in Bahrain – dort werden sie aber unterdrückt.<br />

Im multireligiösen Libanon ist die schiitische<br />

Hisbollah an der Allparteienregierung beteiligt<br />

und unterhält militärische Formationen, die<br />

auch in Syrien kämpfen.<br />

Sunniten<br />

Schiiten<br />

Ibaditen (Sekte im Oman)<br />

Aleviten/Alawiten<br />

jahrzehntelangen Bürgerkrieg, bis schließlich die<br />

Dynastie der Umayyaden sicher im Sattel saß. Für<br />

die Schiiten waren das machtgeile Usurpatoren, nur<br />

sie selbst verkörperten die religiöse Reinheit ohne<br />

persönliche Ambitionen.<br />

Quelle: Wikipedia Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Die Sunniten beherrschen alle anderen islamischen<br />

Staaten, wobei in Nordafrika – mit Ausnahme<br />

des dank der NATO in die Barbarei gefallenen<br />

Libyen – und in Indonesien eine relativ moderate<br />

Ausprägung vorherrscht, während Saudi-Arabien<br />

das Bollwerk des mittelalterlichen Fundamentalismus<br />

ist. Auch in der früher laizistischen Türkei<br />

schlägt unter ihrem neuen Führer Recep Tayyip Erdogan<br />

das Pendel immer stärker Richtung Extremismus<br />

aus, wohingegen in Ägypten die Machtergreifung<br />

des Fundamentalismus 2012 erst durch einen<br />

Militärputsch im Folgejahr gestoppt werden konnte.<br />

Die Nachfahren Abu Bakrs<br />

Der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten<br />

geht auf die Wirren nach dem Tod des Propheten<br />

zurück: Die Parteigänger seines Cousins und<br />

Schwiegersohns Ali, die Schia Ali, beriefen sich<br />

darauf, dass dieser von Mohammed selbst als<br />

Nachfolger bestimmt worden sei. Stattdessen<br />

setzte sich aber ein gewisser Abu Bakr putschartig<br />

als erster Kalif durch. Der Streit führte in einen<br />

Dieser theologische Streit prägt auch heute<br />

noch das Profil der Hauptmächte Iran und Saudi-Arabien:<br />

Während sich in Persien eine islamische<br />

Spielart des Kommunismus mit hohem Maß an<br />

tiefreligiösem Egalitarismus und Gemeineigentum<br />

nebst einer Gewaltenteilung zwischen Parlament<br />

und Räten etabliert hat, herrscht auf der arabischen<br />

Halbinsel eine Art sunnitischer Kapitalismus, in<br />

faschistischer Manier geführt vom Königshaus der<br />

Saud und seinen aktuell 700 Prinzen, mit märchenhaftem<br />

Reichtum auf der einen und tiefer Armut, ja<br />

Sklavenhaltertum (vor allem gegenüber den Gastarbeitern)<br />

auf der anderen Seite.<br />

Das Sunnitentum wird von salafistischen Denkschulen<br />

dominiert, die allesamt in die islamische<br />

Frühzeit (arabisch: Salaf) zurückkehren wollen.<br />

Wichtigster Vertreter dieser Steinzeitideologie ist<br />

Muhammad ibn Abdalwahhab (1703-1792), der sich<br />

mit Stammvater Mohammad ibn Saud verbündete,<br />

wodurch der Wahhabismus zur Staatsreligion des<br />

entstehenden Wüstenreiches wurde. Weiterhin<br />

bedeutsam ist die Ende der 1920er Jahre in Ägyp-<br />

Das Lächeln der Kumpane: US-Präsident<br />

Barack Obama und Saudi-Arabiens<br />

König Abdullah im Juli<br />

2014. Foto: US Embassy Riyadh<br />

(facebook), Public domain, Wikimedia<br />

Commons<br />

Die Islamisierung<br />

Europas wird<br />

derzeit nur von den<br />

Sunniten betrieben.<br />

25


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

Die Macht der<br />

Vergangenheit<br />

ten gegründete Moslembruderschaft, die – nach<br />

eigenen Angaben – <strong>10</strong>0 Millionen Mitglieder in 70<br />

Ländern hat (siehe Seite xy).<br />

Die Dissidenten<br />

26<br />

Im April 2012 besuchte ich mit<br />

einer deutschen Journalistendelegation<br />

den Iran. Unter anderem<br />

konnten wir am großen<br />

Freitagsgebet in Teheran teilnehmen.<br />

In <strong>COMPACT</strong> 6/2012<br />

berichtete ich über diesen Gottesdienst.<br />

«Der Prediger, Ajatollah Dschanatti,<br />

brach in Tränen aus, als<br />

er über das Schicksal der Prophetentochter<br />

Fatima sprach –<br />

und viele der <strong>10</strong>0.000 Gläubigen<br />

auf dem Riesenareal weinten<br />

mit ihm. Das für uns Westler<br />

schwer Verständliche ist, dass<br />

diese Erinnerung an Ereignisse<br />

vor fast 1.500 Jahren für die<br />

Schiiten keine religiöse Folklore<br />

ist, sondern aktuelle politische<br />

Handlungsanleitung: Sie assoziieren<br />

die Kalifen, die sich (unter<br />

anderem) durch die Tötung<br />

Fatimas den Weg zur Nachfolge<br />

Mohammeds freikämpften,<br />

mit dem Macht- und Geldprinzip,<br />

das heute in den westlichen<br />

Staaten ebenso dominiert wie<br />

etwa in Saudi-Arabien. Demgegenüber<br />

verträten nur sie, die<br />

Partei (Schia) des von Mohammed<br />

designierten Nachfolgers<br />

Ali, die Reinheit des Glaubens<br />

ohne persönliche Bereicherung.<br />

Aus dieser Lesart der islamischen<br />

Geschichte ergibt sich ein<br />

starker sozialrevolutionärer Impuls,<br />

der den Iran auf den ersten<br />

Blick aussehen lässt wie früher<br />

die sozialistischen Staaten:<br />

Überall hängen in Teheran<br />

die riesigen Porträts der Revolutionsführer<br />

Chomeini und Chamenei,<br />

so wie früher in Moskau<br />

die Konterfeis von Marx und Lenin.<br />

Auch die Slogans auf den<br />

Spruchbändern («Für die Unterdrückten<br />

auf der Welt!») sind<br />

ähnlich.» (je)<br />

Unsere deutsche Journalistendelegation<br />

wurde im April 2012 auch<br />

vom damaligen Präsidenten Mahmud<br />

Ahmadinedschad empfangen.<br />

Foto: privat<br />

Die innere Repression, messbar zum Beispiel an<br />

der Zahl der Todesurteile, ist in Saudi-Arabien und<br />

dem Iran vergleichbar stark. Aber es gibt einen für<br />

Europa wichtigen Unterschied: Die Schiiten haben<br />

seit über 20 Jahren – seit dem Anschlag auf das<br />

Berliner Restaurant Mykonos – keine Selbstmordattentate<br />

mehr praktiziert, ihre von Teheran gesteuerten<br />

Milizen unterstützen in Syrien die weltliche<br />

Assad-Regierung und stellen sich auch schützend an<br />

die Seite bedrohter Christen und Kurden. Die Saudis<br />

dagegen finanzieren rund um den Globus sunnitische<br />

Terrorgruppen. Die Islamisierung Europas,<br />

vorangetrieben durch Steuerung der Migrationsströme,<br />

Moscheebau und bewaffnete Anschläge,<br />

ist derzeit nur ein Projekt der Sunniten – insbesondere<br />

die unheilige Trias Türkei, Saudi-Arabien und<br />

Islamischer Staat (IS).<br />

Alawiten wie Assad sind Schiiten,<br />

die Alkohol trinken.<br />

Syriens Präsident Baschar al-Assad ist der letzte<br />

Vertreter des arabischen Nationalismus in der Tradition<br />

von Gammad Abdel Nasser, Saddam Hussein<br />

und Muammar al–Gaddafi – einer proto-sozialistischen<br />

Ideologie, die sich seit den 1950er Jahren im<br />

Kampf gegen den Panislamismus der Moslembrüder<br />

herausgebildet hat. In Syrien werden die Rechte<br />

aller Glaubensrichtungen, einschließlich der Christen<br />

und Juden, verteidigt. Hauptstütze von Assads<br />

Macht sind die Alawiten, die ebenso wie die Aleviten<br />

in der Türkei eine Art Schiitentum light praktizieren.<br />

Flapsig könnte man sagen: Alawiten/Aleviten<br />

sind Schiiten, die Alkohol trinken. In der ersten<br />

Felsendom in Jerusalem. Foto: CC0 Public Domain, pixabay<br />

IS-Schergen zerstören einzigartiges Kulturgut aus assyrischer<br />

Zeit. Foto: picture alliance / dpa<br />

Generation der osmanischen Gastarbeiter bei uns<br />

findet man viele dieser relativ angenehmen Zeitgenossen;<br />

politisch handelt es sich um meist links stehende<br />

Kemalisten, also Anhänger von Kemal Atatürk,<br />

dem Gründer der modernen Türkei.<br />

Eine völlig andere Richtung des Islams verkörpern<br />

die Sufis. Sie suchen die Annäherung an Allah<br />

nicht über die strenge Befolgung der durch koranische<br />

Strafen und Drohungen verpanzerten Gebote,<br />

sondern über mystische Rauschzustände und esoterische<br />

Verzückung. Ihre im Westen bekanntesten<br />

Vertreter sind die Derwische (persisch für Bettelmönche),<br />

die sich über stundenlange Tänze in eine<br />

Art Trancezustand versetzen und dadurch Gott finden<br />

wollen. Unter den Sufis gibt es nur eine Minderheit,<br />

die strenge Anhänger der Scharia sind. Viele<br />

von ihnen glauben, dass in allen Religionen grundlegende<br />

Wahrheiten zu finden seien. Einige gehen<br />

deswegen sogar so weit, den Sufismus nicht innerhalb<br />

des Islams, sondern über allen Religionen stehend<br />

zu verorten. Kein Wunder, dass diese Sonderlinge<br />

von den dogmatischen Hauptströmungen der<br />

Mohammedaner erbittert bekämpft werden: In Saudi-Arabien<br />

sind sie des Götzendienstes («Schirk»)<br />

angeklagt und komplett verboten. Im Iran wurden<br />

2006 1.200 Wohnungen und Gebetshäuser von<br />

Derwischen in der Stadt Qom von regierungsnahen<br />

Milizen angezündet. Die Ableger von al-Qaida<br />

und IS machten durch spektakuläre Zerstörungen<br />

von Sufi-Heiligtümern vor allem in Afrika von sich<br />

reden. In der Türkei sind die Derwische zur Touristenattraktion<br />

verkommen.<br />

Für undogmatische Islam-Strömungen wie Alawiten/Aleviten<br />

und Sufis gilt, dass ihre Position<br />

innerhalb der islamischen Welt allein schon deswegen<br />

immer schwächer wird, weil sie sich nur partiell<br />

auf den Koran stützen können. Das macht es für die<br />

tonangebenden Dogmatiker leicht, sie als Ketzer<br />

und Ungläubige zu verteufeln. Die Zahl der Sufis in<br />

Deutschland schätzt Wikipedia auf gerade <strong>10</strong>.000<br />

– bei insgesamt 4,5 Millionen Muslimen im Land.


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

«Hat nichts mit dem Islam zu tun»<br />

_ von Tino Perlick<br />

Mit diesem Satzbaustein melden sich nach jedem Terroranschlag die professionellen<br />

Gesundbeter zu Wort. Fanatische Muslime seien fehlgeleitet, die Mehrheit lehne<br />

Gewalt ab. Diese selbstberuhigenden Erklärungen sind unzureichend, wie sowohl<br />

ein Blick in den Koran als auch Dutzende Umfragen zeigen.<br />

Die Amazon-Bestellhistorie von zwei Dschihadisten<br />

aus dem britischen Birmingham wirft Fragen<br />

auf: Diese hatten, kurz bevor sie sich dem Islamischen<br />

Staat in Syrien anschlossen, die Bücher<br />

«Islam für Dummies» und «Koran für Dummies»<br />

erworben. Eine geläufige These von Sozialwissenschaftlern<br />

scheint dadurch bestätigt. Die besagt,<br />

dass wir nicht die Radikalisierung des Islams, sondern<br />

lediglich die Islamisierung des Radikalismus<br />

erleben. Der Dschihad im 21. Jahrhundert komme<br />

einer Popkultur gleich. «Burka ist der neue Punk»,<br />

titelte die Süddeutsche Zeitung am 31. Januar 2015,<br />

wenige Wochen nach dem Massaker auf die Charlie-Hebdo-Redaktion<br />

unter Berufung auf den Bochumer<br />

Soziologen Aladdin el-Mafaalani.<br />

«Gerade in unserer säkularisierten und materialistischen<br />

Gesellschaft suchen junge Menschen<br />

nach Sinn und Orientierung», bestätigt die zum<br />

Christentum konvertierte Islamkritikerin Sabatina<br />

James diese These. Denn: «Materialismus befriedigt<br />

die Seele nicht.» Doch im Gegensatz zu westlichen<br />

Gesundbetern, die jeden Zusammenhang<br />

zwischen Islam, Terror und Integrationsunwillen<br />

kategorisch leugnen, kennt James auch das<br />

faschistisch-verführerische Potential des Islams<br />

sehr genau. Eine Radikalisierung hat dieser gar<br />

nicht nötig. Legitimationsgründe für Gewalt finden<br />

sich im Koran viele (siehe Seite 24).<br />

Die Zustände in Europas Parallelgesellschaften<br />

sind das Resultat eines Giftcocktails aus islamischen<br />

Glaubensfundamenten und westlicher Werteerosion.<br />

Vor dem hierdurch aufziehenden Sturm<br />

warnen aufgeklärte (Ex-)Muslime seit Jahren. Der<br />

libanesischstämmige Filmemacher Imad Karim<br />

beobachtet die muslimischen Gemeinschaften in<br />

Deutschland seit fast vier Jahrzehnten. «Dort spielen<br />

sich Szenen ab, die für einen autochthonen<br />

Deutschen unvorstellbar sind», schreibt er heute.<br />

«Auch dort wird bald die ”Entweder-für-oder-gegen-Formel”<br />

herrschen: Für absolut islamische radikalisierte<br />

Ziele oder gegen den Islam und seine mittelalterliche<br />

Ideologie.»<br />

Auf die Feststellung, dass der Islam mitnichten<br />

eine barmherzige Religion ist, muss daher die<br />

Frage folgen, wie viele seiner Anhänger dem im<br />

Die Kopf-ab-Miliz Islamischer<br />

Staat (IS) - hier im Oktober 2013 in<br />

Aleppo - terrorisiert weiterhin große<br />

Gebiete in Syrien und im Irak. Auch<br />

unter Muslimen in Europa findet der<br />

IS Anklang. Foto: picture alliance /<br />

ZUMAPRESS.com<br />

«Rund ein Viertel<br />

der in Deutschland<br />

lebenden Muslime<br />

ist zu Gewalttaten<br />

(…) bereit.» <br />

Bundesinnenministerium,<br />

20<strong>10</strong><br />

27


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

28<br />

Toleranzbekloppt<br />

in Hamburg<br />

Ende Mai fand in der evangelischen<br />

St. Pauli Kirche eine Totenmesse<br />

für einen deutschen<br />

Jugendlichen statt, der sich<br />

2015 dem Islamischen Staat<br />

in Syrien angeschlossen hatte.<br />

Ein islamischer Imam durfte<br />

dabei nicht fehlen. Schließlich<br />

war «Bilal», wie sich der gebürtige<br />

Kameruner nach seiner<br />

Konversion zum Islam nannte,<br />

kein Christ mehr. Weil er kurz<br />

vor seiner Ermordung eine kritische<br />

Audiobotschaft nach<br />

Deutschland schickte, feierten<br />

die Leitmedien den 17-Jährigen<br />

posthum als Helden. Dabei<br />

schimpft der minderjährige Gotteskrieger<br />

in der fast sechsminütigen<br />

Aufnahme hauptsächlich<br />

über die Hitze und das fehlende<br />

Kampftraining: «Der Amir,<br />

Bruder, (…) sagt einfach zu denen:<br />

”Ja, kämpft einfach. Geht<br />

einfach nach vorne, stürmt einfach<br />

nach vorne.” Die fragen:<br />

”Ja – haben wir keinen Plan,<br />

haben wir keine Taktik?” und so.<br />

Er sagt: ”Nein. Kämpft einfach”<br />

und so. Er schickt die einfach<br />

zum Tod. (…) Wir sind hierher<br />

gekommen, um Allahs Gesetze<br />

zu verbreiten, nicht einfach, um<br />

zu sterben.»<br />

Florent aka «Bilal».<br />

Foto: Landesamt für Verfassungsschutz<br />

_ Tino Perlick ist Korrespondent<br />

bei <strong>COMPACT</strong>. In Ausgabe 6/2016<br />

schrieb er über die drohende<br />

Durchsetzung von TTIP ohne<br />

Zustimmung der nationalen<br />

Parlamente.<br />

Koran verankerten Herrschaftsanspruch sowie dessen<br />

archaischen Grundsätzen eines «gottesfürchtigen»<br />

Lebens Folge leisten wollen. Anders ausgedrückt:<br />

Wie viele potentielle Islam-Soldaten stehen<br />

in Europa auf Abruf bereit?<br />

Die harten Fakten<br />

Allein die Tatsache, dass 60 Prozent der in<br />

Deutschland lebenden Türken bei der letzten Wahl<br />

ihre Stimme dem Islamisten Recep Tayyip Erdogan<br />

gegeben haben, beunruhigt. Das türkische Staatsoberhaupt<br />

verkündete einst: «Die Demokratie ist nur<br />

der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind.<br />

Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette<br />

unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und<br />

die Gläubigen unsere Soldaten.»<br />

«Rund ein Viertel der in Deutschland lebenden<br />

Muslime ist zu Gewalttaten gegen Andersgläubige<br />

bereit. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Innenminister<br />

Schäuble in Auftrag gegeben hat», meldete<br />

die Süddeutsche Zeitung schon im Mai 20<strong>10</strong>. 2012<br />

veröffentlichte das Bundesinnenministerium (BIM)<br />

die Untersuchung «Lebenswelten junger Muslime in<br />

Deutschland». Demnach sind 15 Prozent der deutschen<br />

und 24 Prozent der nichtdeutschen Muslime<br />

«streng Religiöse mit starken Abneigungen gegenüber<br />

dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz<br />

und ohne Integrationstendenz». 48 Prozent der nichtdeutschen<br />

Muslime lehnten Integration stark ab. Als<br />

eines der wesentlichen Ergebnisse wird dennoch<br />

hervorgehoben, dass die Mehrzahl der Befragten<br />

Anlass zur Hoffnung gebe. Als Beleg dafür gilt, dass<br />

78 Prozent der deutschen Muslime «mehr oder weniger»<br />

bereit seien, sich zu integrieren… Mehr als<br />

dieses Wischiwaschi benötigen die Wissenschaftler<br />

des BIM anscheinend nicht für ihre Entwarnung.<br />

Die Studie «Fundamentalismus und Fremdenfeindlichkeit:<br />

Muslime und Christen im europäischen<br />

Vergleich» des Wissenschaftszentrums Berlin<br />

ist weniger zimperlich. «Religiöser Fundamentalismus<br />

unter Muslimen ist in Westeuropa kein<br />

Randphänomen», ergab die Auswertung einer<br />

repräsentativen Befragung von Einwanderern und<br />

Einheimischen in sechs europäischen Ländern im<br />

Jahr 2008. «Fast die Hälfte der in Europa lebenden<br />

Muslime findet, dass es nur eine gültige Auslegung<br />

des Koran gibt, dass Muslime zu den Wurzeln<br />

des Islams zurückkehren sollten und dass religiöse<br />

Gesetze wichtiger seien als weltliche», fassen die<br />

Forscher die Erkenntnisse zusammen.<br />

Was britische Muslime wirklich denken (»What<br />

British Muslims really think»), wollte eine von Channel<br />

4 in Auftrag gegebene Umfrage dieses Jahr wissen.<br />

Die Ergebnisse der 615 Seiten umfassenden<br />

Expertise, die anhand von Interviews zu Hause bei<br />

den Befragten erhoben wurde, ernüchtern: Mehr als<br />

<strong>10</strong>0.000 in Großbritannien lebende Muslime sympathisieren<br />

demnach mit Menschen, die Terroranschläge<br />

ausführen. Nur einer von drei britischen<br />

Muslimen (34 Prozent) würde die Polizei kontaktieren,<br />

falls eine nahestehende Person mit Dschihadisten<br />

verbandelt wäre. 23 Prozent befürworten<br />

zudem, dass in Gebieten mit hohem muslimischen<br />

Bevölkerungsanteil das Gesetz der Scharia gelten<br />

solle. Gegen das Recht, den Propheten Mohammed<br />

zu beleidigen, sprachen sich ganze 87 Prozent aus.<br />

18 Prozent sehen in solch einem Fall Gewalt als<br />

Gegenmaßnahme als gerechtfertigt an. Jeder Dritte<br />

bringt ein gewisses Verständnis für die Steinigung<br />

von ehebrechenden Frauen auf.<br />

Ein Sympathisantensumpf<br />

Außerhalb Europas sieht es nicht besser aus.<br />

Dem renommierten Pew-Meinungsforschungsinstitut<br />

zufolge halten relevante Minderheiten in<br />

muslimischen Ländern Selbstmordattentate und<br />

vergleichbare Anschläge im Namen des Islams für<br />

mindestens «manchmal gerechtfertigt». Im Libanon<br />

denkt so jeder dritte, in Ägypten jeder vierte Moslem.<br />

Besonders erschreckend: Im EU-Beitrittskandidatenland<br />

Türkei befürwortete im Jahr der Erhebung<br />

(2013) einer von zehn Befragten islamische<br />

Gewalt gegen Zivilisten – der höchste Stand seit<br />

zehn Jahren.<br />

60 Prozent der in Deutschland<br />

lebenden Türken hat beim letzten<br />

Mal Erdogan gewählt.<br />

Der arabische Fernsehsender al-Dschasira<br />

wollte im Mai 2015 von seinen Zuschauern in aller<br />

Welt wissen, wie sie zum IS stünden. Man lese<br />

und staune: 81 Prozent der Befragten äußerten sich<br />

positiv. Laut einer vom Arab Center for Research<br />

and Policy Studies im November 2014 veröffentlichten<br />

Erhebung sind 13 Prozent der befragten syrischen<br />

Flüchtlinge mehr oder weniger starke Sympathisanten<br />

der Terrorgruppe.<br />

Zahlen beiseite: Den erschreckendsten Beleg<br />

für die Gefahr liefern gegenwärtige Ereignisse.<br />

In Mossul konnten 20.000 IS-Kämpfer ungehindert<br />

die Christen und Jesiden töten und versklaven,<br />

während drei Millionen Sunniten zu- oder wegsahen.<br />

Multikulturalisten und Islamverstehern sei<br />

daher gesagt: Dass die offen radikal auftretenden<br />

Muslime eine Minderheit sind, macht aus der stillen<br />

Mehrheit noch lange keine freiheitsliebenden<br />

Demokraten.


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

Islamkritiker<br />

_ O-Ton<br />

Atatürk verdammt<br />

den Koran<br />

Die wichtigsten Klassiker auf einen Blick: Von Voltaire über Marx bis Churchill reicht<br />

die Phalanx derjenigen, die Mohammed und seine Anhänger als Gefahr empfanden.<br />

Ob ihre politischen Nachfahren in heutiger Zeit – zum Beispiel die geschichtsvergessenen<br />

Jünger des kommunistischen Stammvaters – sich dessen bewusst sind?<br />

«Der Koran lehrt Angst, Hass,<br />

Verachtung für Andere, Mord<br />

als legitimes Mittel zur Verbreitung<br />

und zum Erhalt dieser<br />

Satanslehre, er redet die<br />

Frauen schlecht, stuft Menschen<br />

in Klassen ein, fordert Blut und immer wieder<br />

Blut. Doch dass ein Kamelhändler in seinem<br />

Nest Aufruhr entfacht, dass er seine Mitbürger<br />

glauben machen will, dass er sich mit dem Erzengel<br />

Gabriel unterhielte; dass er sich damit brüstet,<br />

in den Himmel entrückt worden zu sein und<br />

dort einen Teil jenes unverdaulichen Buches empfangen<br />

zu haben, das bei jeder Seite den gesunden<br />

Menschenverstand erbeben lässt, dass er, um<br />

diesem Werke Respekt zu verschaffen, sein Vaterland<br />

mit Feuer und Eisen überzieht, dass er Väter<br />

erwürgt, Töchter fortschleift, dass er den Geschlagenen<br />

die freie Wahl zwischen Tod und seinem<br />

Glauben lässt: Das ist nun mit Sicherheit etwas,<br />

das kein Mensch entschuldigen kann, es sei denn,<br />

er ist als Türke auf die Welt gekommen, es sei<br />

denn, der Aberglaube hat ihm jedes natürliche<br />

Licht des Verstandes erstickt.» (Voltaire in einem<br />

Brief an Friedrich II., 1740)<br />

«Mohammed war nicht fromm,<br />

sondern nur ein Betrüger, der<br />

sich der Religion bediente,<br />

um sein Reich und seine Herrschaft<br />

zu begründen.» (Friedrich<br />

II., Geschichte meiner Zeit)<br />

«Dieses schlechte Buch [der<br />

Koran] war hinreichend, eine<br />

Weltreligion zu begründen,<br />

das metaphysische Bedürfnis<br />

zahlloser Millionen Menschen<br />

seit 1200 Jahren zu<br />

befriedigen, die Grundlage ihrer Moral und einer<br />

bedeutenden Verachtung des Todes zu werden, wie<br />

auch, sie zu blutigen Kriegen und den ausgedehntesten<br />

Eroberungen zu begeistern. Wir finden in ihm<br />

die traurigste und ärmlichste Gestalt des Theismus.<br />

Viel mag durch die Übersetzungen verloren gehen;<br />

aber ich habe keinen einzigen wertvollen Gedanken<br />

darin entdecken können.» (Arthur Schopenhauer,<br />

Deutsche Philosophie, Zweiter Band)<br />

«Im Namen der Menschheit<br />

fordere ich, dass der schwarze<br />

Stein zermahlen, sein Staub<br />

in den Wind gestreut, dass<br />

Mekka verwüstet und das<br />

Grab von Mohammed entehrt<br />

wird. Das ist der Weg, um gegen den Fanatismus<br />

anzugehen.» (Gustave Flaubert in einem Brief an<br />

Madame Roger des Genettes, 1878)<br />

«Die Hauptstütze der türkischen<br />

Bevölkerung in Europa<br />

ist – abgesehen von der stets<br />

bereiten Reserve in Asien –<br />

der Mob Konstantinopels<br />

und einiger anderer großer<br />

Städte. Er ist vorwiegend türkischer Abkunft, und<br />

obgleich er seinen Unterhalt hauptsächlich durch<br />

die Beschäftigung bei christlichen Kapitalisten<br />

verdient, hält er doch eifersüchtig an der eingebildeten<br />

Überlegenheit und an der tatsächlichen<br />

Straflosigkeit für alle Exzesse fest, die ihm der privilegierte<br />

Islam gegenüber den Christen verleiht.<br />

(…) Und sicherlich wird sich früher oder später die<br />

absolute Notwendigkeit herausstellen, einen der<br />

schönsten Teile des europäischen Kontinents von<br />

der Herrschaft eines Mobs zu befreien, mit dem<br />

verglichen der Mob des römischen Kaiserreichs<br />

eine Versammlung von Weisen und Helden war.»<br />

(Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Band 9).<br />

«Weit entfernt von seinem<br />

Untergang ist der Mohammedanismus<br />

ein militanter,<br />

bekehrungseifriger Glaube.<br />

Wäre das Christentum nicht<br />

in den starken Armen der<br />

Wissenschaft geborgen, könnte die Zivilisation des<br />

modernen Europa untergehen.» (Winston Churchill,<br />

Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi)<br />

«Der Glaubenskrieg kam<br />

durch den Islam völlig in die<br />

Welt. (…) Der Islam wurde<br />

das Original für alles expansive<br />

”Gott will es“, von den<br />

Kreuzzügen bis Cromwell.»<br />

(Ernst Bloch, Prinzip Hoffnung)<br />

Kemal Atatürk war nach dem<br />

Ersten Weltkrieg der Gründer<br />

der modernen Türkei. Er schuf<br />

einen laizistischen Staat mit<br />

strikter Trennung von Politik und<br />

Religion. Zur Begründung sagte<br />

er 1922:<br />

«Seit über fünf Jahrhunderten<br />

haben die Regeln und Theorien<br />

eines alten Araberscheichs und<br />

die unsinnigen Auslegungen von<br />

Generationen schmutziger und<br />

unwissender Pfaffen in der Türkei<br />

sämtliche Einzelheiten des<br />

Zivil- und Strafrechts festgelegt.<br />

Sie haben die Form der Verfassung,<br />

die geringsten Handlungen<br />

und Gesten im Leben eines<br />

jeden Bürgers festgesetzt, seine<br />

Nahrung, die Stunden für Wachen<br />

und Schlafen, den Schnitt<br />

seiner Kleidung, was er in der<br />

Schule lernt, seine Sitten und<br />

Gewohnheiten und selbst die intimsten<br />

Gedanken. Der Islam ist<br />

die absurde Gotteslehre eines<br />

unmoralischen Beduinen, ist ein<br />

verwesender Kadaver, der unser<br />

Leben vergiftet.» (zitiert nach<br />

Bernd Rill, Kemal Atatürk, rororo-Monographien,<br />

1999)<br />

Mustafa Kemal Atatürk,1923. Foto:<br />

Public domain, Wikimedia Commons<br />

«Mohammed war<br />

nicht fromm, sondern<br />

nur ein Betrüger.»<br />

Friedrich II.<br />

Fotos: Bild 1–6 Gemeinfrei;<br />

Bild 7 Bundesarchiv, Bild<br />

183-35545-0009/C-BY-SA 3.0; alle<br />

via Wikimedia Commons<br />

29


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Islam und Dschihad<br />

Islamversteher<br />

_ O-Ton<br />

30<br />

Man reibt sich die Augen: Von Goethe bis Hitler reicht das Spektrum<br />

der Bewunderer der von Mohammed geschaffenen Religion und<br />

ihrer Kultur. Eine kleine Zitatenlese aus den letzten Jahrhunderten.<br />

Obama preist den<br />

Islam<br />

«Als Student der Geschichte<br />

weiß ich, was die Zivilisation<br />

dem Koran schuldet. (…) Amerika<br />

und Islam schließen sich<br />

nicht gegenseitig aus und müssen<br />

nicht miteinander konkurrieren.<br />

Vielmehr überlappen sie<br />

sich und teilen die gemeinsamen<br />

Prinzipien von Gerechtigkeit<br />

und Fortschritt, Toleranz und<br />

der Würde aller menschlichen<br />

Wesen.» (Rede an der Universität<br />

Kairo, 4.6.2009)<br />

«Der Islam war immer ein Teil<br />

Amerikas. (…) Der Ramadan ist<br />

die Feier eines Glaubens, der<br />

für seine großartige Vielfalt und<br />

rassische Gleichheit bekannt<br />

ist.» (Erklärung zum Ramadan,<br />

12.8.2009)<br />

Saudi-Arabien ist Washingtons<br />

Hauptverbündeter am Golf. 2014<br />

avancierte das wahhabitische<br />

Königreich sogar zum Hauptwaffenkunden<br />

der USA. Foto: dpa<br />

«Der Islam hat<br />

Männer zur Voraussetzung.»<br />

<br />

<br />

Nietzsche<br />

Fotos: Bild 1–5 Gemeinfrei; Bild 6<br />

Bundesarchiv, Bild 183-H1216-0500-<br />

002/CC-BY-SA 3.0; Bild 7 Bundesarchiv,<br />

Bild 183-S72707/CC-BY-SA<br />

3.0; Bild 8 Udoweier, CC BY-SA 3.0;<br />

alle via Wikimedia Commons<br />

«Seit dem Verfalle des römischen<br />

Reiches verdient wohl<br />

die Geschichte keines einzigen<br />

Volkes mit mehr Recht<br />

bekannt zu sein als die<br />

Geschichte der arabischen<br />

Muselmänner; sowohl in Betrachtung der großen<br />

Leute welche unter ihnen aufgestanden sind, (…)<br />

als in Ansehung der Künste und Wissenschaften,<br />

welche ganze Jahrhunderte hindurch den schönsten<br />

Fortgang unter einem Volke genossen, welches<br />

uns unsre Vorurteile gemeiniglich als ein barbarisches<br />

Volk betrachten lassen.» (Gotthold Ephraim<br />

Lessing, Ankündigung der Übersetzung von Marignys<br />

Geschichte der Araber zur Zeit des Kalifen)<br />

«Er [Mohammed] ist ein Prophet<br />

und kein Dichter. Deswegen<br />

muss man seinen<br />

Koran als göttliches Gesetz<br />

und nicht als ein menschliches<br />

Buch betrachten, das<br />

der Bildung oder der Unterhaltung dient.» (Johann<br />

Wolfgang von Goethe, Noten und Abhandlungen zum<br />

west-östlichen Divan)<br />

«Während das Abendland<br />

anfängt, sich in Zufälligkeit,<br />

Verwicklung und Partikularität<br />

einzuhausen, so musste<br />

die entgegensetzte Richtung<br />

in der Welt zur Integration<br />

des Ganzen auftreten, und das geschah in der Revolution<br />

des Orients, welche alle Partikularität und<br />

Abhängigkeit zerschlug und das Gemüt vollkommen<br />

aufklärte und reinigte, indem sie nur den abstrakten<br />

Einen zum absoluten Gegenstand und ebenso<br />

das reine subjektive Bewusstsein, das Wissen nur<br />

dieses Einen zum einzigen Zweck der Wirklichkeit<br />

– das Verhältnislose zum Verhältnis der Existenz –<br />

machte.» (Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Vorlesungen<br />

über die Philosophie der Geschichte)<br />

«Das Christentum hat uns<br />

um die Ernte der antiken Kultur<br />

gebracht, es hat uns später<br />

wieder um die Ernte der<br />

Islam-Kultur gebracht. Die<br />

wunderbare maurische Kulturwelt<br />

Spaniens, uns im Grunde verwandter, zu<br />

Sinn und Geschmack redender als Rom und Griechenland,<br />

wurde niedergetreten – ich sage nicht<br />

von was für Füßen – warum? Weil sie vornehmen,<br />

weil sie Männer-Instinkten ihre Entstehung verdankte,<br />

weil sie zum Leben Ja sagte auch noch mit<br />

den seltnen und raffinierten Kostbarkeiten des maurischen<br />

Lebens!» (Friedrich Nietzsche, Der Antichrist)<br />

«Wenn der Islam das Christentum<br />

verachtet, so hat er<br />

tausend Mal Recht dazu: Der<br />

Islam hat Männer zur Voraussetzung<br />

(…).» (Friedrich Nietzsche,<br />

Der Antichrist)<br />

«Hätte bei Poitiers nicht Karl<br />

Martell gesiegt: Haben wir<br />

schon die jüdische Welt auf<br />

uns genommen – das Christentum<br />

ist so etwas Fades –,<br />

so hätten wir viel eher noch<br />

den Mohammedanismus übernommen, diese Lehre<br />

der Belohnung des Heldentums: Der Kämpfer allein<br />

hat den siebenten Himmel! Die Germanen hätten<br />

die Welt damit erobert, nur durch das Christentum<br />

sind wir davon abgehalten worden.» (Adolf Hitler,<br />

Monologe im Führerhauptquartier)<br />

«Die nationalsozialistische<br />

Bewegung Großdeutschlands<br />

hat seit ihrer Entstehung den<br />

Kampf gegen das Weltjudentum<br />

auf ihre Fahne geschrieben.<br />

(...) Die Erkenntnis dieses<br />

Feindes und der gemeinsame Kampf gegen ihn<br />

bilden die feste Grundlage des natürlichen Bündnisses<br />

zwischen dem nationalsozialistischen Großdeutschland<br />

und den freiheitsliebenden Mohammedanern<br />

der ganzen Welt.» (Heinrich Himmler, Brief an<br />

den Großmufti von Jerusalem, 1943)<br />

«Dazu kommt, dass mir ein<br />

gläubiger Muslim viel näher<br />

ist als ein Christ mit wegtheologisierter<br />

Religion. (…)<br />

Nichts ist so berührend, wie<br />

einem muslimischen Großvater<br />

dabei zuzusehen, wie er seinem Enkel das Beten<br />

beibringt. (…) Und der Anblick von Muslimen, die<br />

vor Gott auf die Knie gehen, ist mir da ein unendlicher<br />

Trost.» (Der Philosoph und Schriftsteller Martin<br />

Mosebach im Gespräch mit Navid Kermani, SZ-Magazin,<br />

Heft 35/2015)


Die islamische Expansion<br />

Unter der blutigen Fahne des Propheten eroberten die Mohammedaner<br />

ab dem 7. Jahrhundert den Orient, Nordafrika und Spanien,<br />

schließlich drangen sie über den Balkan bis an die Tore Wiens vor.<br />

In unserer Zeit versuchten skrupellose Politiker von Hitler bis Obama<br />

den Islam für ihre eigenen Interessen einzuspannen.<br />

31


Auf dem blutigen Pfad des Propheten<br />

_ von Jan von Flocken<br />

32<br />

Mit Feuer und Schwert breitete sich der Islam ab dem 7. Jahrhundert<br />

in alle Himmelsrichtungen aus und griff auf Europa über. Ihr<br />

religiöser Eifer machte die Gotteskrieger besonders gefährlich – im<br />

Dschihad zu sterben führt nach dem Koran auf direktem Weg ins<br />

Paradies.<br />

Der Maler Leander Russ (1809–<br />

1864) war vor allem für seine Bilder<br />

vom Volksleben Wiens bekannt.<br />

Doch auch den Sturm der Türken<br />

auf die Löwelbastei während der<br />

zweiten Belagerung der österreichischen<br />

Hauptstadt brachte er 1837<br />

auf Leinwand. Foto: Public domain,<br />

Wikimedia Commons<br />

«Die Ungläubigen<br />

sollten sich unterlegen<br />

fühlen und<br />

ihren niedrigen<br />

Platz in der Gesellschaft<br />

kennen.» <br />

US-Historiker Hodgson<br />

Als der Prophet Mohammed am 8. Juni 632 in<br />

der Stadt Medina starb, galt die arabische Halbinsel<br />

als Gebiet zerstrittener, unbedeutender Nomadenstämme.<br />

Die Grenzen zu den Nachbarstaaten<br />

– das Oströmische oder Byzantinische Kaiserreich<br />

und das persische Reich der Sassaniden – waren<br />

kaum gesichert, außerdem hatten sich diese beiden<br />

Staaten in jahrzehntelangen Kriegen gegenseitig<br />

erschöpft. Namentlich das Perserreich stand<br />

kurz vor dem Zusammenbruch. Die Expansion der<br />

arabischen Stämme traf ihre Nachbarn völlig überraschend.<br />

Niemand hatte den religiösen Eifer der<br />

Moslems als bedeutenden Faktor der militärischen<br />

Schlagkraft erkannt. Die Nachfolger des Propheten<br />

trieben ihren «Kampf auf dem Pfade Allahs»<br />

mit ungeheurer Aggressivität und Brutalität voran,<br />

denn ihr neuer Gott versprach jedem den sofortigen<br />

Eintritt ins Paradies, wenn er für seinen Glauben<br />

auf dem Schlachtfeld starb. Der Heilige Krieg<br />

(Dschihad) diente schon unter Mohammed «als<br />

Mittel, die untereinander zerstrittenen Nomadenstämme<br />

der Halbinsel (…) auf das gemeinsame Ziel<br />

auszurichten – ein höchstmögliches Maß an Beutegewinnen<br />

zu erzielen», heißt es in Lothar Rathmanns<br />

Geschichte der Araber.<br />

Den muslimischen Glaubenskriegern boten sich<br />

überdies größere Aufstiegschancen, wenn sie sich<br />

im Kampf bewährten; ihr gesellschaftlicher Rang<br />

spielte hier erstmals nur eine Nebenrolle. Ihnen traten<br />

meist schwerfällige Söldner gegenüber, die eher<br />

gleichgültig für ihre Auftraggeber agierten. So zerbrach<br />

während der Regierungszeit der ersten vier<br />

Kalifen (632 bis 661) das fragile Gefüge der spätantiken<br />

Mittelmeerwelt. 636 eroberten muslimische<br />

Truppen Syrien und Mesopotamien, Palästina folgte<br />

638, Ägypten dann 641 und Libyen wurde 642 eingenommen.<br />

Das persische Großreich wurde im Jahre<br />

644 zerschlagen, die Insel Zypern 649 besetzt und<br />

653 schließlich auch Armenien. Nur der Angriff auf<br />

das Oströmische Reich scheiterte. Vor der Hauptstadt<br />

Konstantinopel erlitten mehrere Flotten der<br />

Araber blutige Niederlagen.<br />

Islamische Apartheid<br />

In den eroberten Ländern hielt sich der Bekehrungseifer<br />

der Moslems in Grenzen. Nur in den<br />

Städten, wo Allahs Anhänger direkt mit Andersgläubigen<br />

Kontakt halten mussten, kam es zu<br />

Zwangsbekehrungen. Was wie religiöse Toleranz<br />

anmutet, war tatsächlich nur ökonomisches Kalkül.<br />

Denn alle Nichtmoslems (vorrangig Christen und<br />

Juden) mussten die Hauptlast des Steueraufkommens<br />

tragen. Wobei Höhe und Umfang der «Anwa»<br />

genannten Kopfsteuer völlig willkürlich festgelegt<br />

wurden und allein im Ermessen der jeweiligen mos-


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die islamische Expansion<br />

lemischen Obrigkeit lagen. Diese als «Dhimmis»<br />

(Schutzbefohlene) verachteten Menschen durften<br />

weder neue Kirchen oder Synagogen errichten<br />

noch ihre heiligen Schriften laut beten oder lesen;<br />

ihnen war das Tragen von Waffen und das Reiten<br />

von Pferden verboten, ihr Zeugnis galt vor Gericht<br />

weniger als das eines Moslems. Der Mord an einem<br />

Dhimmi war ein minderschweres Verbrechen. Im<br />

Jahre 850 erließ der Bagdader Kalif al-Mutawakkil<br />

einen Befehl, wonach sämtliche Dhimmis gelbe<br />

Umhänge und gelbe Kopfbedeckungen zu tragen<br />

hätten. Der arabische Geschichtsschreiber Dscharir<br />

at-Tabari berichtet, dass der Kalif an die Häuser<br />

aller Nichtmoslems schwarze Teufelsköpfe aufmalen<br />

und ihre Gräber einebnen ließ, um sie dadurch<br />

von den Grabstätten der Rechtgläubigen unterscheiden<br />

zu können. Die auch als «Kuffar» bezeichneten<br />

Ungläubigen «sollten sich unterlegen fühlen und<br />

ihren niedrigen Platz in der Gesellschaft kennen»,<br />

schreibt der US-Historiker Marshall G. S. Hodgson<br />

in seinem Buch The Venture of Islam.<br />

Islamische Expansion 622 – 750<br />

Ausbreitung unter dem Propheten<br />

Mohammed, 622– 632<br />

Ausbreitung unter den vier «rechtgeleiteten<br />

Kalifen», 632-661<br />

Ausbreitung unter den Umayyaden,<br />

661-750<br />

Quelle: Wikipedia Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Grundsätzlich galt, was Mohammeds Cousin<br />

Abdallah ibn Abbas in seiner Koranauslegung<br />

festgeschrieben hatte: «Es existieren sechs Religionen.<br />

Eine [der Islam] ist für den barmherzigen<br />

Gott bestimmt, die fünf anderen gehören dem Teufel.»<br />

Für Mitleid blieb da wenig Raum. Namentlich<br />

gegen die armenischen Christen kam es zu grässlichen<br />

Massakern. So etwa 705, als alle christlichen<br />

Adligen des Landes in eine Kirche gesperrt und verbrannt<br />

wurden. Nach der Eroberung Karthagos in<br />

Nordafrika «richteten sie ein Blutbad an, plünderten<br />

und legten Brände (…) bis die Stadt halb zerstört<br />

war. Kaum ein Bewohner kam mit dem Leben<br />

davon», heißt es in einer zeitgenössischen Quelle.<br />

«Das alles zeigt, dass Versuche, die Muslime als<br />

aufgeklärte Anhänger eines Multikulturalismus hinzustellen,<br />

bestenfalls ignorant sind», so der Religionswissenschaftler<br />

Rodney Stark (Gottes Krieger,<br />

2009).<br />

711 griff die moslemische Aggression auch nach<br />

Europa über. Arabische Truppen landeten in Südspanien<br />

(siehe Seite 37/38) und konnten erst 732<br />

im Herzen Frankreichs durch die Schlacht von Tours<br />

und Poitiers vom fränkischen Vizekönig Karl Martell<br />

zurückgeschlagen werden. Der Großteil Spaniens<br />

blieb für lange Zeit eine muslimische Provinz.<br />

Kriegsgefangene und Zivilisten verschleppten<br />

die Araber zu jener Zeit regelmäßig in die Sklaverei.<br />

Diese archaische Form des Menschenhandels<br />

wurde dadurch wieder gebräuchlich. «Mehrere hundert<br />

Sklaven in angesehenen arabischen Familien<br />

waren keine Seltenheit», konstatiert der Orient-Historiker<br />

Heinrich Pleticha. So verwundert es nicht,<br />

wenn der Islam den Menschen des Abendlandes<br />

als «Vorläufer des Antichristen» und Mohammed<br />

als «falscher Prophet» erschien, wie es der Kirchenvater<br />

Johannes von Damaskus Mitte des 8. Jahrhunderts<br />

formulierte.<br />

Das Abendland schlägt zurück<br />

Es dauerte viele Jahrzehnte, bis die Christenheit<br />

sich von dem lähmenden Schrecken der muslimischen<br />

Invasion erholt hatte und eine Gegenbewegung<br />

erfolgte. Die «Reconquista» (Wiedererobe-<br />

«Man bewarf sie<br />

mit Steinen und<br />

Unrat.»<br />

Christenverfolgung in <br />

Jerusalem<br />

Fotos: Bild 1-5 Public domain, Wikimedia<br />

Commons, Bild 6 David Iliff,<br />

CC-BY-SA-3.0, Wikimedia Commons<br />

Siegeszug<br />

des Islams<br />

Etwa 570 6<strong>10</strong> 622 630<br />

650 Ab 705 <strong>10</strong>85<br />

Der spätere Prophet<br />

Mohammed wird in<br />

Medina geboren. Das<br />

genaue Datum ist umstritten.<br />

Mohammed wird zum<br />

Propheten. Die ersten<br />

Verse des Koran soll<br />

er vom Erzengel Gabriel<br />

erhalten haben.<br />

Die Hidschra, die<br />

Flucht Mohammeds<br />

und seiner Getreuen<br />

aus Medina, markiert<br />

den Beginn der islamischen<br />

Zeitrechnung.<br />

Mohammeds Truppen<br />

erobern Medina und<br />

zerstören alle Götterstatuen.<br />

Die Kaaba<br />

wird zentrales Heiligtum<br />

des Islams.<br />

Mit der Zusammenfassung<br />

der mündlichen<br />

Überlieferungen<br />

Mohammeds entstehen<br />

die Hadithen.<br />

Moslemische Heere<br />

erobern weite Teile<br />

der iberischen Halbinsel<br />

sowie Gebiete<br />

Vorderasiens bis zum<br />

heutigen Pakistan.<br />

Mit der Rückgewinnung<br />

der alten Königsstadt<br />

Toledo durch<br />

Christen endet die<br />

erste Phase der Reconquista,<br />

der Wiedereroberung<br />

Spaniens.<br />

33


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die islamische Expansion<br />

Zweierlei Maß<br />

Die Männer des ersten Kreuzzuges<br />

standen im Sommer <strong>10</strong>99<br />

vor ihrem ersehnten Ziel Jerusalem.<br />

Nach fünfwöchiger verlustreicher<br />

Belagerung wurde<br />

die Stadt am 15. Juli eingenommen.<br />

Danach kam es zu einem<br />

wahllosen Massaker an der Bevölkerung,<br />

was zu damaligen<br />

Zeiten keineswegs ungewöhnlich<br />

war, aber heutzutage gern<br />

als «beispiellose» Grausamkeit<br />

verzerrt wird. Das größte Blutbad<br />

der Kreuzzugsära fand jedoch<br />

1268 statt, nachdem der<br />

Mameluken-Sultan Baibars I.<br />

die christliche Stadt Antiochia<br />

erobert hatte. Danach schrieb<br />

er an ihren Grafen Bohemund einen<br />

höhnischen Brief: «Du hättest<br />

sicher gern gesehen, wie<br />

deine muslimischen Feinde den<br />

Mönchen, Priestern und Diakonen<br />

auf den Altären die Kehle<br />

durchschnitten, den Patriarchen<br />

einen plötzlichen Tod brachten<br />

und die königlichen Prinzen in<br />

die Sklaverei führten. Du hättest<br />

sicher auch gern das Feuer<br />

in euren Häusern und eure Toten<br />

verbrannt gesehen.» Antiochia<br />

war nach der Eroberung völlig<br />

entvölkert und unbewohnbar,<br />

ganz anders als Jerusalem. (JvF)<br />

Der Journalist und Historiker Jan<br />

von Flocken ist Autor zahlreicher<br />

geschichtswissenschaftlicher<br />

Bücher und schreibt seit der<br />

ersten Ausgabe für <strong>COMPACT</strong>. In<br />

Ausgabe 5/2016 erklärte er die<br />

Bedeutung des Sykes-Picot-Abkommens<br />

von 1916.<br />

Fotos: Public domain, Wikimedia<br />

Commons<br />

rung) in Spanien setzte Mitte des 11. Jahrhunderts<br />

ein erstes Zeichen. Hier kämpfte der kastilische<br />

Nationalheld «El Cid» erfolgreich mit seinen Rittern<br />

gegen fanatische Dschihadisten aus Nordafrika und<br />

konnte die Städte Toledo und Valencia besetzen.<br />

Wenig später begann die Ära der Kreuzzüge in<br />

den Nahen Osten. Hier waren die heiligsten Stätten<br />

der Christenheit in Palästina nach der Eroberung<br />

Jerusalems schon 637 unter muslimische Herrschaft<br />

gefallen. Doch während anfangs noch eine<br />

gewisse Duldsamkeit gegenüber den zahlreichen<br />

christlichen Pilgern geübt wurde, änderte sich das<br />

zu Beginn des 11. Jahrhunderts dramatisch. Unter<br />

dem doktrinären Kalifen al-Hakim kam es zu Plünderungen<br />

und Enteignungen christlicher Kirchen.<br />

Es durften keine öffentlichen Prozessionen mehr<br />

durchgeführt werden und alle christlichen Beamten<br />

wurden zur Annahme des Islams gezwungen.<br />

Im Jahre <strong>10</strong>09 befahl al-Hakim die Zerstörung<br />

der Kirche vom heiligen Grab in Jerusalem. Christen<br />

und Juden waren während der folgenden Jahrzehnte<br />

immer größeren Verfolgungen ausgesetzt.<br />

So berichtet der Geschichtsschreiber Wilhelm von<br />

Tyrus: «Selbst in ihren Häusern waren sie nicht in<br />

Frieden und Sicherheit; man bewarf sie mit großen<br />

Steinen, und durch die Fenster warf man Kot<br />

und Schmutz und allerlei Unrat. Wenn es geschah,<br />

dass ein Christ ein einziges Wort sagte, das diesen<br />

Ungläubigen missfiel, wurde er sogleich, als habe<br />

er einen Mord begangen, ins Gefängnis geworfen<br />

und verlor deswegen Fuß oder Hand (…). Oft<br />

schleppten die Ungläubigen die Söhne und Töchter<br />

der Christen in ihre Häuser und vergewaltigten sie.»<br />

Kampf um das Heilige Land<br />

Auf diese Provokationen musste der seit <strong>10</strong>88<br />

regierende Papst Urban II., ein gebürtiger Franzose,<br />

reagieren. Auf der Synode von Clermont, der bis<br />

dato größten Kirchenversammlung des Abendlandes,<br />

rief er im November <strong>10</strong>95 zum Kreuzzug gegen<br />

die Moslems auf. Urban erzählte von «schlimmen<br />

Nachrichten» aus Nahost: «Ein fremdes Volk, ein<br />

gottfernes Volk hat die Länder der dortigen Christen<br />

überfallen, durch Mord, Raub und Brand verwüstet,<br />

die Gefangenen verschleppt oder abgeschlachtet,<br />

die Kirchen Gottes entweder völlig zerstört oder<br />

für seinen Kult beschlagnahmt (…). Wem anders<br />

kommt die Aufgabe zu, dieses alles zu rächen und<br />

das Land zu befreien, als Euch?» Wie der Chronist<br />

und Synodenteilnehmer Fulcher von Chartres<br />

berichtet, wurde die Rede von einer tausendköpfigen<br />

Menge begeistert aufgenommen, die spontan<br />

in den Ruf «Deus lo vult!» (Gott will es) ausbrach.<br />

«Versuche, die Muslime als aufgeklärte<br />

Anhänger eines Multikulturalismus<br />

hinzustellen, sind<br />

bestenfalls ignorant.»<br />

Religionswissenschaftler Stark<br />

Der im folgenden Jahr unternommene Kreuzzug<br />

war keine unbegründete Aggression beutegieriger<br />

Strauchritter, wie heute gern dargestellt, sondern<br />

eine von einflussreichen Adligen vorbereitete und<br />

geführte Gegenreaktion: Es waren «die Versuche<br />

zur Rückgewinnung oder Verteidigung der Heiligen<br />

Stätten Palästinas insbesondere Jerusalems», wie<br />

der Mittelalter-Experte Nikolas Jaspert in seinem<br />

Buch Die Kreuzzüge (2008) urteilt. «Zwar ziehen<br />

auch Frauen, Kinder, Bauern und Kleriker mit, doch<br />

ist zum einen der ritterliche Anteil unter den Kämpfern<br />

höher, zum anderen unterstehen die Truppen<br />

der Leitung hochrangiger, kampferfahrener Fürsten.»<br />

Die Sorge um ihr Seelenheil sei ein wichtiges<br />

Motiv der Kreuzfahrer gewesen.<br />

Nach Ende der Kreuzzüge im 13. Jahrhundert<br />

war die Kette muslimischer Aggressionen gegen<br />

Europa noch lange nicht vorüber. Das osmanische<br />

Türkenreich eroberte Konstantinopel (1453), um<br />

danach als erklärtes Ziel den gesamten Kontinent<br />

zu unterwerfen.<br />

34<br />

<strong>10</strong>95 <strong>10</strong>99 1187 1291 1453 1492 1683<br />

Mit dem Aufruf «Gott<br />

will es» durch Papst<br />

Urban II. auf der Synode<br />

von Clermont beginnen<br />

die Kreuzzüge.<br />

Nach der Eroberung<br />

Jerusalems werden<br />

in der Levante vier<br />

Kreuzfahrerstaaten<br />

gegründet.<br />

In der Schlacht von<br />

Hattin nimmt der muslimische<br />

Heerführer<br />

Saladin Jerusalem<br />

ein.<br />

Mit Akkon fällt die<br />

letzte Festung der<br />

Kreuzfahrer im Heiligen<br />

Land in die Hände<br />

der Mamelucken.<br />

Mit der Eroberung<br />

Konstantinopels durch<br />

die Türken unter Mehmed<br />

II. endet das<br />

christliche Byzantinische<br />

Reich.<br />

Mit der Kapitulation<br />

von Granada fällt<br />

die letzte muslimische<br />

Enklave in Spanien.<br />

Die Reconquista ist<br />

abgeschlossen.<br />

Am Kahlenberg beendet<br />

ein europäisches<br />

Heer unter Führung<br />

Johann III. Sobieski<br />

die Belagerung Wiens<br />

durch die Türken.


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die islamische Expansion<br />

Kampf ums Abendland<br />

_ von Jan von Flocken<br />

Fast 800 Jahre lang befand sich nahezu ganz Spanien unter muslimischer Herrschaft.<br />

Die Eroberer waren aus Nordafrika gekommen, und es bedurfte einer riesigen Kraftanstrengung<br />

und glücklicher Zufälle, um die Mauren wieder dorthin zurückzujagen.<br />

In der Schlacht von Tours und Poitiers<br />

im Oktober 732 stoppten die<br />

Franken unter Karl Martell die islamische<br />

Expansion in Europa.<br />

Foto: Public domain, Wikimedia<br />

Commons<br />

Der arabische Name Gibraltar erinnert heute<br />

noch daran. Im Jahre 711 überfiel ein riesiges arabisches<br />

Heer von Nordafrika aus die iberische Halbinsel.<br />

Unter Führung des Feldherren Tarik ibn Zijad landete<br />

es am südlichsten Punkt, der später «Dschebel<br />

al-Tarik» (Felsen des Tarik) genannt wurde. Binnen<br />

weniger Jahre eroberten die Moslems nahezu ganz<br />

Spanien und vernichteten die Herrschaft der germanischen<br />

Westgoten. Nur im äußersten Nordwesten,<br />

bei den Städten Gijón und Pamplona, vermochten<br />

sich winzige christliche Teilreiche zu behaupten.<br />

Als arabische Truppen schon in Südfrankreich<br />

eindrangen, erhob sich 718 der westgotische Herzog<br />

Pelayo von Asturien. Ihm gelangen mehrere<br />

militärische Erfolge gegen die Invasoren und er<br />

konnte sich bis zu seinem Tod 737 an der Macht<br />

halten. Mit dem seinem Aufstand begann ein Phänomen,<br />

das als «Reconquista» (Zurückeroberung)<br />

in die Geschichte einging. Dabei handelte es sich<br />

nicht um einen kontinuierlichen Prozess, sondern<br />

um eine Jahrhunderte andauernde Bewegung in<br />

Etappen. Zunächst mussten sich die christlichen<br />

Teilstaaten im Norden etablieren.<br />

Es entstanden die Königreiche Kastilien (später<br />

mit Asturien und León vereinigt), Aragón, Navarra<br />

sowie die Grafschaft Barcelona. Ab 1139 kam das<br />

von Frankreich protegierte Königreich Portugal<br />

hinzu. Diese führten nach frühfeudaler Sitte häufig<br />

Kriege gegeneinander, wobei die Abwehr der<br />

moslemischen Aggression zeitweise in den Hintergrund<br />

trat. Mächtigster Herrscher der Halbinsel bis<br />

zur Grenze am Duero-Fluss war der Emir von Cordoba,<br />

der sich 929 sogar zum Kalifen ausrufen ließ.<br />

Erst als Ende des 11. Jahrhunderts noch fanatischere<br />

Gotteskrieger aus Nordafrika (Almoraviden<br />

und Almohaden) große Teile des Landes okkupierten,<br />

erfolgte eine größere christliche Gegenbewegung.<br />

Ihr Protagonist war Spaniens Nationalheld<br />

Rodrigo Diaz de Vivar, bekannter unter seinen Ehrennamen<br />

«El Cid» (der Gebieter) oder «Campeador»<br />

(Vorkämpfer). Durch die Eroberung der Stadt Valencia<br />

<strong>10</strong>94 konnte er den Gegnern zumindest temporär<br />

einen wichtigen Stützpunkt entreißen. Toledo wurde<br />

schon neun Jahre zuvor von kastilischen Truppen zurückgewonnen.<br />

Den Höhepunkt der Reconquista setzte<br />

König Alfonso VIII. von Kastilien, genannt «El No-<br />

El Cid, eigentlich Rodrigo Díaz de<br />

Vivar, avancierte in der Neuzeit zum<br />

spanischen Nationalhelden.<br />

Foto: Larrea, Escarlati CC BY-SA 3.0,<br />

Wikimedia Commons<br />

Erster Held der<br />

Reconquista war<br />

Rodrigo Diaz de<br />

Vivar, bekannter<br />

unter seinem<br />

Ehrennamen El Cid.<br />

35


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die islamische Expansion<br />

36<br />

Geschichtslügen<br />

Eugen Sorg nimmt in dem Sammelband<br />

Freiheit und Islam (herausgegeben<br />

von Udo Hildenbrand,<br />

Friedrich Rau und Reinhard<br />

Wenner, Gerhard Hess<br />

Verlag, 2016) zu den politisch-korrekten<br />

Mythen Stellung,<br />

die die islamische Eroberung<br />

Spaniens verklärt haben.<br />

Ein Auszug:<br />

Der Orientalist Bernard Lewis<br />

hat bemerkt, dass der «Mythos<br />

spanisch-islamistischer Toleranz<br />

besonders von jüdischen<br />

Gelehrten gefördert wurde, denen<br />

er als Stock diente, um ihre<br />

christlichen Nachbarn zu schlagen».<br />

Einer der Hauptgründe<br />

dafür war die lang anhaltende<br />

Weigerung des christlichen Europa,<br />

die Emanzipation der Juden<br />

anzuerkennen. Jüdische Intellektuelle<br />

führten dagegen<br />

den historischen Musterfall von<br />

al-Andalus ins Feld, «jene schöne<br />

und unübertroffene Zivilisation»,<br />

wie der englische Staatsmann<br />

und Schriftsteller Benjamin<br />

Disraeli mit mahnendem<br />

Unterton lobpries (Coningsby,<br />

1844), in der «die Kinder Ismaels<br />

[die Araber] die Kinder Israels<br />

mit gleichen Rechten und Privilegien<br />

belohnten». (…)<br />

Wie es wirklich in dieser «Zivilisation»<br />

zuging, machte ein anderer<br />

Jude deutlich, der große<br />

Arzt und Philosoph Moses Maimonides.<br />

Als der 14-Jährige<br />

1149 mit seiner Familie vor den<br />

Judenverfolgungen aus Córdoba<br />

floh, existierten bereits kaum<br />

mehr christliche und jüdische<br />

Gemeinden in al-Andalus. Später<br />

schrieb er in einem oft zitierten<br />

Brief an die Juden des Jemen,<br />

die von den dortigen Pogromen<br />

berichtet hatten: «Bedenkt<br />

meine Glaubensgenossen,<br />

dass Gott uns unserer großen<br />

Sündenlast wegen mitten unter<br />

dieses Volk, die Araber, geschleudert<br />

hat (…). Nie hat uns<br />

ein Volk so beschwert, erniedrigt,<br />

gedemütigt und gehasst<br />

wie sie (…), wir wurden von ihnen<br />

in unerträglicher Weise<br />

entehrt.»<br />

_ Jan von Flocken ist Journalist<br />

und Historiker. In <strong>COMPACT</strong> 6/2016<br />

schrieb er über die Geschichte des<br />

deutschen Helden Arminius.<br />

ble» (der Edle). Er schmiedete 1192 ein Bündnis zwischen<br />

den spanischen Königreichen und Portugal. In<br />

der Entscheidungsschlacht von Las Navas de Tolosa<br />

am 16. Juli 1212 fügte Alfonso den Heeren der Moslems,<br />

welche von den Christen als «Mauren» bezeichnet<br />

wurden, eine vernichtende Niederlage zu. Das Kalifat<br />

von Cordoba brach danach allmählich zusammen.<br />

Sieg unter dem Kreuz<br />

Während der folgenden Jahre eroberten die<br />

christlichen Ritter Städte wie Badajoz, Cordoba,<br />

Murcia, Sevilla und Cadiz. Danach trat wieder eine<br />

Periode relativer Ruhe ein. «Was an dieser Bewegung<br />

außergewöhnlich scheint, ist ihre Langlebigkeit,<br />

der Umstand, dass sich ein einziges politisches<br />

Ziel mehr als sieben Jahrhunderte lang behaupten<br />

konnte und ihm ständig neue Generationen bis zu<br />

seiner Erreichung die Treue hielten», schreibt der<br />

britische Historiker Derek W. Lomax in seinem Buch<br />

Reconquista – Die Wiedereroberung Spaniens.<br />

Im weiteren Verlauf mussten die Moslems im 14.<br />

Jahrhundert Algeciras räumen. Jetzt existierte nur<br />

noch im Südosten der Halbinsel das muslimische<br />

Emirat von Granada mit den Städten Malaga, Almeria<br />

und Marbella. Die dort residierende Dynastie<br />

der Nasriden konnte die Kontrolle über die Straße<br />

von Gibraltar gewinnen und ihren Handel dadurch<br />

kräftig ausweiten. Alles deutete darauf hin, dass<br />

sich die muslimische Enklave auf Dauer erhalten<br />

würde. Doch in völliger Fehleinschätzung des militärischen<br />

Kräfteverhältnisses lieferte der seit 1464<br />

regierende Emir von Granada Abul Hassan Ali den<br />

Spaniern einen veritablen Kriegsgrund: 1481 griff<br />

er die spanische Festungsstadt Zahara de la Sierra<br />

nahe Cadiz an, die durch den Orden der Ritter von<br />

Santiago verteidigt wurde.<br />

Spaniens Feldherren schossen<br />

mit ihren Kanonen eine Stadt<br />

nach der anderen sturmreif.<br />

Die spanischen Königreiche waren inzwischen<br />

in Personalunion durch Isabella von Kastilien und<br />

Ferdinand von Aragón vereinigt worden. Dem Emir<br />

von Granada stand also eine geballte Kriegsmacht<br />

gegenüber. Nach dem Angriff auf Zahara stellte<br />

das Königspaar ein Heer von <strong>10</strong>.000 Reitern und<br />

16.000 Fußsoldaten sowie umfangreiche Artillerie<br />

auf und begann das Emirat systematisch zu belagern.<br />

Abul Hassan Ali wurde schon 1482 von seinem<br />

20-jährigen Sohn Mohammed XII. Abu Abdallah<br />

gestürzt, der den Krieg weiterführte. «Beeinflusst<br />

durch die Eingebungen seiner Berater, seiner furchtbaren<br />

Mutter Fatima und wohl auch durch das Volk<br />

von Granada selbst, ließ er sich auf einen schicksalhaften<br />

Kampf gegen die Spanier ein», schreibt David<br />

Nicolle in seinem Werk The Fall of Granada (1998).<br />

Entscheidungsschlacht um Granada<br />

Was die Mauren nicht einkalkulierten, war die<br />

Nutzlosigkeit ihrer mächtigen Festungswälle. Der<br />

Mauerkranz war Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet<br />

worden und sollte mit seinen 1.030 Wehrtürmen<br />

die Stadt und ihren zentralen Alhambra-Palast<br />

schützen. Doch inzwischen war die Waffe<br />

der Artillerie erfunden worden. Spaniens Feldherren<br />

Rodrigo Ponce de Leon und Enrique de Guzmán<br />

schossen mit ihren Kanonen eine Stadt nach<br />

der anderen sturmreif. Als erste fiel schon 1482<br />

die zentral gelegene Festung Alhama. Das Emirat<br />

war dadurch senkrecht in zwei Hälften geteilt. Im<br />

Juni 1485 wurde Marbella erobert, im August 1487<br />

folgte Malaga und Ende 1489 Almeria.<br />

Im April 1490 begann die Belagerung von Granada.<br />

Seine Mauern trotzten der spanischen Artillerie<br />

lange. Außerdem machte Abu Abdallah, den<br />

die Christen «Boabdil» nannten, mehrere tollkühne<br />

Ausfälle mit seinen Kriegern, die jedes Mal größte<br />

Verwirrung stifteten. Isabella und Ferdinand nahmen<br />

seit dem Jahresende persönlich am Kriegsgeschehen<br />

teil. Als das christliche Heerlager durch<br />

ein Unglück niederbrannte, ließen sie westlich von<br />

Granada eine ganze Stadt aus dem Boden stampfen,<br />

die sie Santa Fé (heiliger Glaube) tauften. Hier<br />

empfing Königin Isabella am 27. April 1491 einen<br />

Mann mit hochfliegenden Plänen: Christoph Kolumbus.<br />

Er war ihr schon im Mai 1486 zum ersten Mal<br />

begegnet. Obwohl Spaniens Staatskasse aufgrund<br />

des Maurenkrieges fast leer war, sicherte die Königin<br />

dem wagemutigen Kolumbus finanzielle Unterstützung<br />

für seine Entdeckungsfahrt nach Indien<br />

zu, wenn nur erst Granada gefallen sei. Sie wollte<br />

sogar große Teile ihres persönlichen Schmucks verpfänden,<br />

um Mittel für die Reise aufzubringen.<br />

In Granada erkannte Emir Boabdil mittlerweile<br />

die hoffnungslose Lage. Gegen den Widerspruch<br />

seiner Generäle bot er die Kapitulation an. Am<br />

2. Januar 1492 überreichte er Isabella und Ferdinand<br />

unterwürfig die Torschlüssel. Vier Tage später<br />

zog das Königspaar triumphal in die nun wieder<br />

christliche Stadt ein. Auf der Alhambra wurden<br />

das kastilisch-aragonesische Königsbanner und die<br />

Fahne des Ordens von Santiago mit dem roten Lilienkreuz<br />

gehisst. Spanien war ein geeintes Land geworden<br />

– die Reconquista hatte nach fast 800 Jahren<br />

ihr Ziel erreicht. Nur sieben Monate nach der Wiedereroberung<br />

von Granada brach Christoph Kolumbus<br />

vom südspanischen Hafen Palos zu seiner ersten<br />

großen Reise auf, welche die Neuzeit einläutete.


Himmlers Muselgermanen<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

Der osmanische Vorstoß auf den Balkan schuf in Bosnien einen islamischen<br />

Brückenkopf. Als Verbündete des Dritten Reiches wüteten die dortigen Muslime so<br />

sehr, dass man sogar im deutschen Generalstab besorgt war.<br />

Als die Osmanen im Jahre 1389 die Serben und<br />

deren Verbündete auf dem Amselfeld – im heutigen<br />

Kosovo – besiegten, gerieten weite Teile des Südbalkans<br />

unter die Kontrolle des Sultans. In Bosnien<br />

verlief die Okkupation besonders günstig, weil die<br />

dortige Bevölkerung mehrheitlich der christlichen<br />

Sekte der Bogumilen angehörte, die sich sowohl<br />

vom katholischen Rom wie vom orthodoxen Byzanz<br />

bedrängt fühlte. Vor allem die Adeligen mussten<br />

nicht lange zur Konversion überredet werden:<br />

Wenn sie zum Islam übertraten, konnten sie ihre<br />

Besitztümer und Privilegien behalten. Wer das nicht<br />

tat, wurde zum weitgehend rechtlosen Untertanen.<br />

«Niemand wurde gezwungen, zum Islam zu konvertieren.<br />

Wer aber nicht wollte, wurde als Raja – als<br />

”Steuerzahler” – eingestuft. Das bedeutete praktisch,<br />

neben dem allmächtigen und hochfahrenden Moslemvolk<br />

nichts zu sein, weder Waffen führen noch<br />

Mohammedaner vor den Richter laden, noch die Farben<br />

Rot (der Herrschaft) und Grün (des Islams) tragen<br />

zu dürfen. Ihr Leben galt nach dem Koran als verfallen,<br />

und die Raja mussten es mit der Kopfsteuer<br />

immer aufs neue erkaufen», schreiben der Kirchenkritiker<br />

Karlheinz Deschner und der Historiker Milan<br />

Perovic in ihrem Standardwerk Der Krieg der Religionen<br />

aus dem Jahr 1999. Die schlimmste der Steuern<br />

war die Blutsteuer oder Knabenlese (türkisch:<br />

devsirme). «In jedem dritten, fünften oder siebten<br />

Jahr wurden christliche Knaben oder Jünglinge nach<br />

bestimmten Kriterien ihren Eltern weggenommen,<br />

nach Konstantinopel geführt, islamisiert und zum<br />

Unterricht entweder für den Janitscharen- [Elitesoldaten-]<br />

oder den Hofdienst bestimmt.»<br />

Die türkische Provinz Bosnien wurde zwar seit<br />

der Berliner Konferenz 1878 von Österreich-Ungarn<br />

verwaltet und 1908 sogar förmlich annektiert.<br />

Doch die Habsburger tasteten die Vorrechte<br />

der Muslime nicht an, um sie als Bundesgenossen<br />

gegen die erstarkende serbische und jugoslawische<br />

Freiheitsbewegung zu gewinnen, die das Fortbestehen<br />

des k.u.k.-Reiches auf dem Balkan bedrohte.<br />

Folgerichtig unterstützte die Mehrheit der bosnischen<br />

Mohammedaner im Ersten Weltkrieg die<br />

Mittelmächte, also das Bündnis zwischen Deutschland,<br />

Österreich und der Türkei, während die Serben<br />

an der Seite der französisch-britisch-russischen<br />

Entente kämpften.<br />

Der Großmufti von Jerusalem<br />

Mohammed Amin al-Husseini bei<br />

bosnischen SS-Freiwilligen.<br />

Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1978-<br />

070-04A / Mielke / CC-BY-SA 3.0,<br />

Wikimedia Commons<br />

Christenkinder<br />

wurden an den Hof<br />

des Sultans verschleppt.<br />

37


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die islamische Expansion<br />

Europa ohne Halbmond<br />

Der Balkan nach dem<br />

Zusammenbruch des<br />

Osmanischen Reiches<br />

Grenzen 1919<br />

Größte Ausdehnung<br />

des Osmanisches Reiches, 1683<br />

Quelle: Wikipedia<br />

Der Großmufti von Jerusalem<br />

wirkte ab 1941 aus Berlin. Am 28.<br />

November wurde er auch von Hitler<br />

empfangen, auf dessen Anordnung<br />

er pro Monat 90.000 Mark erhielt.<br />

Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1987-<br />

004-09A / Heinrich Hoffmann /<br />

CC-BY-SA 3.0, Wikimedia Commons<br />

Die Habsburger<br />

sicherten die<br />

Vorrechte der<br />

Muslime, weil sie<br />

diese gegen die<br />

Serben brauchten.<br />

Ungarn<br />

Jugoslawien<br />

Albanien<br />

Rumänien<br />

Griechenland<br />

Bulgarien<br />

Kurz nach der Gründung des ersten jugoslawischen<br />

Staates verfügte Belgrad im Jahre 1919<br />

eine umfassende Landreform. Damit wurde der bis<br />

dahin in halbfeudalen Abhängigkeitsverhältnissen<br />

stehenden Dorfbevölkerung ein Rechtsanspruch auf<br />

das von ihr bewirtschaftete Land zugesprochen. In<br />

Bosnien ging dies zu Lasten der fast ausschließlich<br />

muslimischen Grundbesitzer, die vorher über 80 Prozent<br />

des Landes besessen hatten. Mit ihrer Enteignung<br />

wurden sie über Nacht ärmer als ihre früheren<br />

Leibeigenen und Hintersassen.<br />

Rückfall ins Mittelalter<br />

Türkei<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Mit der Zerschlagung Jugoslawiens im Zweiten<br />

Weltkrieg bot sich der früheren Moslem-Elite<br />

die Chance, wieder zur Herrenrasse aufzusteigen.<br />

Deutschland überfiel Jugoslawien am 6. April 1941<br />

ohne Kriegserklärung. Bereits am <strong>10</strong>. April wurde<br />

mit Zustimmung aus Berlin der Unabhängige Staat<br />

Kroatien gegründet, der von der nationalkatholischen<br />

Ustascha-Bewegung und deren Führer Ante<br />

Pavelic beherrscht wurde. Bosnien wurde großteils<br />

dem Ustascha-Staat zugeschlagen. Die dortigen<br />

Moslems waren für Pavelic die rassisch «echtesten»<br />

Kroaten, weil sie sich nach dem Übertritt<br />

zum Islam 500 Jahre zuvor am reinsten erhalten<br />

hatten. Für SS-Führer Heinrich Himmler gehörten<br />

die Mohammedaner zu den «rassisch wertvollen<br />

Völkern Europas», mit ihnen gebe es eine «weltanschauliche<br />

Verbundenheit», im Grunde handele es<br />

sich um «Muselgermanen». Die Zuneigung wurde<br />

erwidert: Am <strong>10</strong>. August 1941 legte die Jugoslawische<br />

Muslimische Organisation (JMO) ein Bekenntnis<br />

zum Ustascha-Staat ab und wurde mit einer<br />

Vielzahl hoher Posten in der Regierung belohnt.<br />

ungelegen kam, weil dies ein Überlaufen unpolitischer<br />

oder antikommunistischer Teile der Landbevölkerung<br />

auf die Seite der Partisanen befürchten ließ.<br />

Auszüge: «Es handelt sich bei den Kämpfen der Serben<br />

keineswegs um Auflehnung gegen den kroatischen<br />

Staat, es sind das auch keine Freischärler oder<br />

Kommunisten, sondern lediglich gehetzte Menschen,<br />

die zur Verzweiflung getrieben. (…) Als Vergeltung<br />

für diesen von den Ustascha provozierten Aufstand<br />

werden in Krupa, dessen etwa 6000 Einwohner zu<br />

60 Prozent Serben und zu 40 Prozent Moslems sind<br />

– Kroaten gibt es da nur vereinzelt –, alle Serben<br />

männlichen Geschlechts von etwa 14 Jahren aufwärts<br />

buchstäblich restlos hingeschlachtet. (…) Die<br />

Muslims hausen in der bosnischen Krajina viel ärger<br />

als einst die Türken, die immerhin die Andersgläubigen<br />

nicht restlos vertilgten.»<br />

Die bosnischen Moslems strebten eine weitgehende<br />

Autonomie im kroatischen Satellitenstaat an<br />

und hofften dafür auf Unterstützung aus Berlin. Im<br />

November 1942 sandte ein muslimisches Volkskomitee<br />

eine entsprechende Denkschrift an Adolf Hitler<br />

und beklagte sich, dass die Ustascha zu «nachgiebig»<br />

gegenüber den Juden sei. Mit Verweis auf<br />

ihre angeblich gotische Herkunft regten die Autoren<br />

die Gründung eines bosnisch-muslimischen<br />

Heeres unter dem Oberkommando der Wehrmacht<br />

an. Nach der Niederlage bei Stalingrad 1943 griffen<br />

die Nazis die Offerte auf.<br />

Der Krummdolch sticht<br />

Ab März 1943 begann die Rekrutierung der<br />

SS-Division Handschar, benannt nach dem türkischen<br />

Wort für Krummdolch. Entscheidende Hilfestellung<br />

dabei leistete Amin al-Husseini, der<br />

Großmufti von Jerusalem. Schon frühzeitig suchte<br />

er Kontakt zu Hitler. «Die Moslems innerhalb und<br />

38<br />

Die Moschee des Sisman Ibrahim-Pasa<br />

im bosnischen Pocitelj<br />

wurde in den Jahren 1562/63<br />

errichtet. Foto: Mediha from bs,<br />

CC-BY-SA-3.0, Wikimedia Commons<br />

Einem «Bericht über die Greueltaten der Muslim-Ustascha»,<br />

welcher der deutschen Generalität in<br />

Agram (Zagreb) am 17. August 1941 vorgelegt wurde,<br />

kann man entnehmen, dass sich Moslems in einer<br />

Weise als Schlächter betätigten, die selbst den Nazis


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die islamische Expansion<br />

außerhalb Palästinas begrüßen das neue Regime<br />

in Deutschland und hoffen, dass sich die faschistische<br />

(…) Staatsführung auch auf andere Länder<br />

ausdehnt», teilte er dem deutschen Generalkonsul<br />

Heinrich Wolff im Frühjahr 1933 mit.<br />

Politisch wirksam wurde diese Wertschätzung<br />

erst nach Beginn des Zweiten Weltkriegs.<br />

Der Großmufti hatte aus Palästina fliehen müssen,<br />

nachdem er als Führer des Aufstandes von 1936<br />

bis 1939 für die Mandatsmacht untragbar geworden<br />

war. Über Bagdad und weitere Zwischenstationen<br />

kam er im November 1941 nach Berlin. 1942<br />

sagte er: «Wir sind der festen Überzeugung, dass<br />

eine enge Zusammenarbeit zwischen den Millionen<br />

von Mohammedanern in der Welt und Deutschland<br />

und seinen Verbündeten des Dreimächtepakts, die<br />

gegen die gemeinsamen Feinde, Juden, Bolschewisten<br />

und Angelsachsen gerichtet ist, mit Gottes<br />

Hilfe zu einem siegreichen Ausgang dieses Krieges<br />

für die Achsenmächte führen wird.»<br />

Das Abschlachten der Serben<br />

Bis Mitte April 1943 meldeten sich 20.000 bis<br />

25.000 Freiwillige für die neue SS-Division, ihre spätere<br />

Kampfstärke betrug aber lediglich 6.500 Soldaten.<br />

Für die SS-Führung war die Handschar-Truppe<br />

jedoch nicht nur von militärischer, sondern mehr noch<br />

von propagandistischer Bedeutung. «Durch die Aufstellung<br />

einer muselmanischen SS-Division dürfte<br />

erstmalig eine Verbindung zwischen Islam und Nationalsozialismus<br />

auf offener, ehrlicher Grundlage<br />

gegeben sein, da diese Division bluts- und rassemäßig<br />

vom Norden, weltanschaulich-geistig dagegen<br />

vom Orient gelenkt wird», hieß es in einem<br />

Erlass des SS-Hauptamtes vom Mai 1943. Himmler<br />

war darüber hinaus sehr darum bemüht, dass<br />

die Truppe gemäß dem Koran geführt wurde. Den<br />

weltanschaulichen Hintergrund schildert der Kroatien-Beauftragte<br />

der Wehrmacht, General Edmund<br />

Glaise-Horstenau, nach einem Gespräch mit dem<br />

Reichsführer SS: «Meiner schüchtern vorgebrachten<br />

Meinung, dass bei der Bosnijaken-Division die<br />

bewährte SS-Kulturpolitik wohl durch Feldmuftis<br />

ergänzt werden müsste, stimmte Himmler durchaus<br />

zu. Lediglich das Christentum lehne er wegen<br />

seiner Weichheit ab. Die Hoffnung auf das Paradies<br />

Mohammeds sei bei den Bosnijaken unbedingt zu<br />

pflegen, da sie heldische Komplexe sichere.»<br />

«Die Hoffnung auf das Paradies<br />

Mohammeds (…) sichert heldische<br />

Komplexe.» Himmler<br />

Im Laufe des Jahres 1944 organisierte Himmler<br />

nach dem Vorbild von Handschar zwei weitere moslemische<br />

SS-Einheiten, die Division Kama und die<br />

Division Skanderbeg in Albanien. Letztere bestand<br />

hauptsächlich aus Kosovo-Albanern. Skanderbeg<br />

und die nationalistisch-albanische Guerilla Balli<br />

Kombetar verfolgten die Serben gnadenlos, aus<br />

dem Kosovo wurden nach verschiedenen Berechnungen<br />

von 1941 bis 1945 70.000 bis 120.000 vertrieben,<br />

<strong>10</strong>.000 bis 20.000 umgebracht. Zur Bilanz<br />

des Terrors im Ustascha-Staat, also in Kroatien<br />

und Bosnien, schrieb Hermann Neubacher, Hitlers<br />

Südosteuropa-Beauftragter, 1943: «Wenn die Führer<br />

der Ustascha damit prahlen, eine Million orthodoxe<br />

Serben abgeschlachtet zu haben, ist das meiner<br />

Meinung nach selbstbeweihräuchernde Übertreibung.<br />

Nach den Berichten, die ich erhalten habe,<br />

schätze ich die Zahl der wehrlos abgeschlachteten<br />

Serben auf eine dreiviertel Million.»<br />

Der ewige Vidovdan<br />

Man könnte abergläubisch werden,<br />

wenn man sich die Katastrophen<br />

vor Augen führt, die<br />

in der Geschichte Serbiens immer<br />

wieder am 28. Juni passiert<br />

sind. An diesem Tag des heiligen<br />

Veit, in der Landessprache<br />

Vidovdan, unterlagen eine von<br />

Serbien geführte Balkankoalition<br />

im Jahre 1389 den osmanischen<br />

Heeren auf dem Amselfeld,<br />

das Land kam fast fünf<br />

Jahrhunderte lang unter türkisches<br />

Joch. Am gleichen Tag<br />

im Jahre 1914 erschoss Gavrilo<br />

Princip von der Verschwörergruppe<br />

Mlada Bosna in Sarajevo<br />

den österreichischen Thronfolger<br />

Franz Ferdinand, im darauf<br />

folgenden Weltkrieg verlor fast<br />

jeder zweite erwachsene Serbe<br />

sein Leben. Im Jahre 1948,<br />

wiederum an Vidovdan, kam<br />

es zum Schisma zwischen Stalin<br />

und Tito, Jugoslawien wurde<br />

aus der sozialistischen Staatengemeinschaft<br />

(Kominform)<br />

ausgeschlossen. Als der neue<br />

starke Mann Serbiens, Slobodan<br />

Milosevic, zum 600. Jahrestag<br />

der Amselfelder Schlacht<br />

im Jahre 1989 vor einer halben<br />

Million Menschen seine historische<br />

Rede zur Verteidigung gegen<br />

den völkischen Separatismus<br />

hielt, wurde dies im Westen<br />

zum Anlass für dessen militärische<br />

Anheizung genommen<br />

– zur Zerstückelung Jugoslawiens.<br />

Und genau 13 Jahre später<br />

wurde derselbe Mann in einer<br />

Nacht-und-Nebelaktion und<br />

unter Bruch der jugoslawischen<br />

und serbischen Verfassung an<br />

das Haager Tribunal ausgeliefert.<br />

(je)<br />

Schlacht um das Kosovo. Foto: Public<br />

domain, Wikimedia Commons<br />

Bei der Verpflegung der muslimischen<br />

SS-Divisionen waren Alkohol<br />

und Schweinefleisch ausgenommen.<br />

Die Soldaten trugen<br />

den traditionellen Fez, darauf den<br />

Reichs adler und den Knochenschädel<br />

der Totenkopfverbände.<br />

Foto: Bundesarchiv, Bild <strong>10</strong>1III-<br />

Mielke-036-23 / Mielke / CC-BY-SA<br />

3.0, Wikimedia Commons<br />

39


Dschihad gegen das Kreuz<br />

_ von Martin Müller-Mertens/Federico Bischoff<br />

40<br />

Die 2000-jährige Geschichte der Christen im Orient neigt sich dem<br />

Ende zu: Sie sind von Auslöschung bedroht, der Islamofaschismus<br />

marschiert. Auch weltweit sind die Anhänger von Jesus die am<br />

meisten bedrohte Glaubensgemeinschaft.<br />

Koptische Christen bei einer Messe<br />

in Kairo. In Ägypten stellen sie etwa<br />

20 Prozent der 80 Millionen Bürger.<br />

Nach dem Sturz von Präsident Mubarak<br />

durch die Muslimbrüder 2011<br />

gab es zahlreiche Pogrome.<br />

Foto: AFP/Getty Images<br />

«Bewahrt die Christen<br />

im Nahen Osten<br />

vor der Auslöschung!»<br />

Pfarrer Jaar<br />

Die Leichen wurden nie gefunden. Nur Handyfotos<br />

ihrer angstverzerrten Gesichter erinnern an die<br />

Opfer: Zwölf Flüchtlinge, die im April 2015 irgendwo<br />

im Mittelmeer ertranken. Doch nicht raue See oder<br />

ein überladener Seelenverkäufer schickte sie in<br />

den Tod, sondern ein rasender Mob warf sie über<br />

Bord. Das Motiv war, dass die Ermordeten «sich<br />

zum christlichen Glauben bekannten, während die<br />

Angreifer Muslime waren», teilten später die Behörden<br />

im italienischen Palermo mit. Es sei «mehrfacher<br />

Totschlag erschwert durch religiösen Hass»<br />

gewesen. 15 Verdächtige nahm die Polizei fest.<br />

«Größte Christenverfolgung aller Zeiten»<br />

Die ertrunkenen Christen schafften es nur kurze<br />

Zeit in die Spalten europäischer Zeitungen. Auffallend<br />

zurückhaltend fielen die Reaktionen von Asyllobby<br />

und Bereicherungsindustrie aus. Kein Einzelfall:<br />

Während in den westlichen Ländern Politik<br />

und Leitmedien vor allem vor Islamfeindschaft<br />

(«Islamophobie») warnen, ignorieren sie die Bedrohung<br />

jener Religion, die das Abendland seit bald<br />

2000 Jahren geprägt hat. «Gegenwärtig ist die<br />

größte Christenverfolgung aller Zeiten im Gang»,<br />

warnte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte<br />

(IGFM) auf einer Konferenz im November<br />

2015. Nach wie vor gibt es weltweit mit etwa<br />

2,26 Milliarden mehr Anhänger von Jesus als von<br />

Mohammed (1,57 Milliarden). Mit Ausnahme von<br />

Afrika und Asien sind sie auf allen Kontinenten in<br />

der Mehrheit. Doch jeder zehnte Anhänger unseres<br />

Glaubens, rund 250 Millionen Menschen, lebt<br />

in Angst vor Diskriminierung, Verfolgung und Ermordung,<br />

wie Johann Marte, Präsident der Organisation<br />

Pro Oriente, bei der IGFM-Tagung hervorhob.<br />

«Christen machen Experten zufolge rund 80 Prozent<br />

all jener Menschen aus, die wegen ihres Glaubens<br />

bedroht, misshandelt, eingesperrt oder getötet werden.»<br />

Das Hilfswerk Open Doors nennt 50 Länder,<br />

in denen ein beträchtlicher Teil der dort lebenden<br />

rund 625 Millionen Christen direkt von Verfolgung<br />

betroffen sind. In 35 der 50 Länder sei der islamische<br />

Extremismus die Haupttriebkraft.<br />

Der einstige Beauftragte für Religionsfreiheit<br />

der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit<br />

in Europa (OSZE), Massimo Introvigne, gibt an,<br />

dass alle fünf Minuten ein Christ irgendwo auf der<br />

Welt wegen seines Glaubens ermordet wird. Die<br />

20<strong>10</strong> veröffentlichte Studie «The Price of Freedom<br />

Denied» geht von 130.000 bis 170.000 Märtyrern


Ausgabe 5/2016 | 4,95 EUR<br />

www.compact-online.de<br />

<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die islamische Expansion<br />

pro Jahr aus – Zahlen, die jedoch kaum öffentlich<br />

diskutiert werden. Urs Gehriger machte 2012 in der<br />

Schweizer Weltwoche eine regelrechte «Verschwörung<br />

des Schweigens» aus, als deren Grund er auch<br />

die weitverbreitete Angst vor dem politisch korrekten<br />

Vorwurf der Islamophobie nannte.<br />

Besonders dramatisch ist die Lage im Orient.<br />

Dort geht gerade die 2000-jährige Geschichte der<br />

Christen in den Stürmen der Gewalt unter, die<br />

der sogenannte Arabische Frühling entfesselt hat.<br />

«Bewahrt die Christen im Nahen Osten vor der Auslöschung»,<br />

fordert der Koordinator der Flüchtlingshilfe<br />

in Jordanien, Pfarrer Khalil Jaar. Von den insgesamt<br />

35 Millionen Christen, deren Muttersprache<br />

Arabisch ist, leben 20 Millionen im Exil und<br />

nur noch 15 Millionen in ihren Herkunftsländern.<br />

In Syrien, wo im Jahr 1920 noch jeder dritte Bürger<br />

unter dem Kreuz betete, war es 20<strong>10</strong> nur noch<br />

jeder zehnte. Von diesen zwei Millionen sind nach<br />

fünf Jahren Dschihad-Aggression gerade noch<br />

770.000 im Land geblieben, oft als Binnenvertriebene.<br />

Auch im benachbarten Irak hat der Vormarsch<br />

der Kopf-ab-Milizen zur Entstehung «christenfreier<br />

Zonen» geführt, wie der CDU/CSU-Fraktionschef<br />

Volker Kauder zu Jahresanfang 2016 beklagte.<br />

Bezeichnend ist das Verhalten der US-Regierung,<br />

die die Entstehung des IS und der verbündeten al-<br />

Nusra-Front lange gefördert hat. Während Washington<br />

immer dann, wenn Muslime sich bedroht<br />

fühlen, schnell mit dem Vorwurf «Genozid» zur Hand<br />

war – etwa in Bosnien, im Kosovo und in Tschetschenien<br />

–, weigert sich die US-Regierung mit Ausnahme<br />

des Außenministeriums, diesen Begriff für<br />

unsere von Mord und Vertreibung bedrohten Glaubensbrüder<br />

in der Levante und im Zweistromland<br />

zu verwenden. Im Unterschied dazu hat das Europaparlament<br />

in einer Resolution vom Februar 2016 die<br />

Christenverfolgung durch den IS als «Völkermord»<br />

gebrandmarkt – aber nur im Irak, nicht in Syrien.<br />

Die Unterscheidung ist, was das Vorgehen der Terroristen<br />

angeht, völlig unsinnig. Ihr einziger Zweck<br />

besteht darin, dass die wackeren Menschenrechtsstreiter<br />

nicht ins selbe Horn stoßen wollen wie der<br />

syrische Präsident Baschar al-Assad. Diesen hassen<br />

die Eurokraten nämlich noch mehr als den IS –<br />

obwohl in seinem Herrschaftsbereich die Angehörigen<br />

der religiösen Minderheiten immer gleichberechtigte<br />

Bürger waren und es noch sind.<br />

NATO bombt den Weg frei<br />

Nicht nur in Syrien und dem Irak wetzen IS & Co<br />

die Messer gegen Christen. Im jährlichen Weltverfolgungsindex<br />

von Open Doors befindet sich Libyen<br />

2016 erstmals in der Top <strong>10</strong> der christenfeindlichsten<br />

Länder. 2015 enthauptete der IS am Strand der<br />

Hauptstadt Tripolis 21 christliche Ägypter, die sich<br />

als Gastarbeiter im Land verdingt hatten. Ein Sprecher<br />

kündigte auf einem Bekennervideo an: «Wir<br />

werden das Meer mit eurem Blut tränken». Den<br />

Grund für die Eruption islamischen Terrors formuliert<br />

Open Doors unmissverständlich: «Nach dem<br />

Sturz Gaddafis haben islamistische Gruppen inklusive<br />

Salafisten und andere Dschihadisten praktisch<br />

freie Hand im Land und sammeln kontinuierlich weitere<br />

Unterstützer.» Anders ausgedrückt: Die Straße<br />

für die Kopf-ab-Banditen wurden durch die NATO<br />

freigebombt.<br />

Im Jemen zerstörten Islamisten im Herbst 2015<br />

die St. Josephs-Kirche in der Hafenstadt Aden – es<br />

war die letzte noch in Betrieb befindliche christliche<br />

Kirche des Landes. Neben dem IS terrorisiert vor<br />

allem die Gruppe al-Qaida auf der Arabischen Halb-<br />

Himmel<br />

hilf!<br />

Die neue Christenverfolgung<br />

Brüssel-Terror<br />

Merkels Schande<br />

Böhmermann<br />

Je suis Arschgeige<br />

RFID-Chip<br />

Spion unter der Haut<br />

Deutsches Bier<br />

Zurück zum Original<br />

Dossier: Protestparteien<br />

Von Grün bis AfD – Tops und Flopps<br />

<strong>COMPACT</strong> 5/2016. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

«Wir werden das<br />

Meer mit eurem<br />

Blut tränken.» <br />

Islamischer Staat<br />

Bild links: Muslime demonstrieren<br />

in London gegen den Krieg im Irak<br />

und in Afghanistan. Foto: picture<br />

alliance / Photoshot<br />

Wo Christen am stärksten<br />

verfolgt werden<br />

MAURETANIEN<br />

KASACHSTAN<br />

ASERBAI- USBEKISTAN<br />

DSCHAN<br />

TÜRKEI<br />

TURKMENISTAN TADSCHIKISTAN<br />

CHINA<br />

TUNESIEN<br />

SYRIEN<br />

IRAK IRAN<br />

AFGHANISTAN<br />

JORDANIEN KUWEIT PAKISTAN<br />

BHUTAN<br />

ALGERIEN LIBYEN<br />

ÄGYPTEN SAUDI- KATAR<br />

BANGLA-<br />

ARABIEN VAE<br />

INDIEN DESCH LAOS<br />

MALI<br />

OMAN<br />

MYANMAR<br />

SUDAN<br />

ERITREA JEMEN<br />

VIETNAM<br />

NIGERIA<br />

DSCHIBUTI<br />

ZENTRALA-<br />

SOMALIA<br />

ÄTHIOPIEN<br />

FRIKA<br />

SRI LANKA<br />

MALAYSIA<br />

KENIA<br />

MALEDIVEN<br />

NORDKOREA<br />

TANSANIA<br />

MEXICO<br />

KOMOREN<br />

KOLUMBIEN<br />

Quelle: Weltverfolgungsindex Open Doors, 2015<br />

Ausmaß der Verfolgung:<br />

Absolut > 85 Punkte<br />

Extrem > 70 Punkte<br />

Schwer > 45 Punkte<br />

Mittel > 40 Punkte<br />

<strong>10</strong>0 = totale Verfolgung<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

INDONESIEN<br />

41


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die islamische Expansion<br />

Christen unter Assad<br />

Bischof Armash Nalbandian,<br />

Oberhaupt der armenischen<br />

Christen in Damaskus, in COM-<br />

PACT 8/2013:<br />

«Die Stabilität der Regierung<br />

[von Assad] garantiert Sicherheit<br />

für unsere Kirche, für uns<br />

Christen und für alle Menschen<br />

in Syrien. Ich sehe Fehler und<br />

Versagen auf Seiten der Regierung,<br />

aber das heißt nicht, dass<br />

ich gegen die Regierung bin.<br />

Ich bin für Reformen, aber das<br />

heißt nicht, dass ich für die Opposition<br />

bin. (…) Wir Christen<br />

haben Angst, dass wir zwischen<br />

den beiden Seiten zertreten<br />

werden. Da wir uns selbst<br />

nicht schützen können, brauchen<br />

wir Hilfe. Die Regierung<br />

kann uns schützen – die Opposition<br />

nicht. (…) Die Christen sind<br />

eine geschützte Minderheit, das<br />

heißt wir dürfen unseren Glauben<br />

frei ausüben, die armenische<br />

Sprache sprechen, wir haben<br />

eigene Krankenhäuser und<br />

karitative Dienste. (…) Die Regierung<br />

mischt sich nicht in unsere<br />

Angelegenheiten ein. Etwa<br />

auch, was den Religionsunterricht<br />

angeht: In jeder Schule, wo<br />

es christliche Schüler gibt, gibt<br />

es christlichen Religionsunterricht.<br />

Unsere Pfarrer erarbeiten<br />

die Lehrbücher, die Regierung<br />

gibt sie frei.»<br />

Bischof Armash Nalbandian.<br />

Foto: picture alliance / AP Photo<br />

Brandschatzung einer Kirche in<br />

Lahore/Pakistan, März 2013. Als<br />

Vorwand nahm der Mob, dass<br />

sich ein Christ blasphemisch über<br />

Mohammed geäußert habe.<br />

Foto: AFP/Getty Images<br />

insel (AQAP) die ohnehin nahezu versteckt lebende<br />

christliche Minderheit. Am ungeniertesten operieren<br />

die Dschihadisten dabei in Gegenden, die von<br />

saudi-arabischen Truppen oder deren Verbündeten<br />

beherrscht werden.<br />

Lediglich in Ägypten können Christen – rund<br />

zehn Prozent der 82 Millionen Einwohner gehören<br />

der koptischen Kirche an – zumindest auf relativen<br />

Schutz durch die Behörden hoffen. Der Grund<br />

ist jedoch keine irgendwie geartete Christenfreundlichkeit<br />

des Staates. Die faktische Militärregierung<br />

von Präsident Abdel as-Sisi fürchtet die Islamisten<br />

schlicht als Bedrohung ihrer Macht und geht daher<br />

rigoros vor allem gegen die 2013 durch einen Putsch<br />

gestürzten Moslembrüder vor. Sehr zum Unwillen<br />

der USA, die anscheinend auf ein Bündnis mit den<br />

weiterhin einflussreichen Islamisten setzen. Anfang<br />

2015 wurden Vertreter der Fanatiker im dortigen<br />

Außenministerium empfangen. Als Willkommensgeschenk<br />

veröffentlichte die Administration von<br />

Präsident Barack Obama sogar eine Erklärung,<br />

wonach die Bruderschaft «weder eine Terrororganisation<br />

ist noch als gewalttätige Gruppe betrachtet»<br />

werden könne. Anscheinend sollen die Moslembrüder<br />

gegen den Islamischen Staat gestärkt werden.<br />

Beginnt nun «ein weiteres «typisches» Kapitel der<br />

US-Außenpolitik, wo B aufgerüstet wird, um für die<br />

USA gegen Feind A zu kämpfen, morgen dann der<br />

aufgerüstete B zum Feind erklärt wird, und C aufgerüstet<br />

wird, um für die USA B zu bekämpfen?»,<br />

fragte die Nachrichtenseite katholisches.info.<br />

Weltweite Koordination<br />

Nicht nur im Orient sind unsere Glaubensbrüder<br />

ihres Lebens nicht mehr sicher. Ebenfalls eine Todeszone<br />

für Christen sind unter anderem die nördlichen<br />

Bundesstaaten Nigerias, in denen längst die Scharia<br />

als geltendes Recht den Ton angibt. 2014 griff die<br />

dortige Terrormiliz Boko Haram 700 Studenten an und<br />

sonderte 148 Christen aus, um diese anschließend<br />

zu ermorden. Im pakistanischen Lahore zündete die<br />

den Taliban nahestehende Gruppe Jamaat-ul-Ahrar<br />

zu Ostern 2016 eine Bombe in einem von Christen<br />

besuchten Vergnügungspark. Mehr als 70 Menschen<br />

starben, rund 340 weitere wurden verletzt. Jamaat-ul-Ahrar<br />

erklärte, sie habe «das Attentat von<br />

Lahore begangen, weil Christen unser Ziel sind».<br />

«Wir haben das Attentat begangen,<br />

weil Christen unser Ziel<br />

sind.» <br />

Jamaat ul-Ahrar<br />

Mittlerweile koordinieren islamische Kopf-ab-<br />

Truppen ihre Attacken sogar weltweit. Im März 2016<br />

kam es fast zeitgleich zu einer Serie von Anschlägen<br />

auf westliche Hotels in moslemischen Staaten<br />

von Indonesien bis nach Westafrika. Obgleich<br />

dabei auch die Leiterin des Goethe-Instituts in der<br />

Elfenbeinküste, Henrike Grohs, erschossen wurde,<br />

fand die Terrorserie in Deutschland kaum Beachtung.<br />

Dass den Islamisten nahestehende Nachrichtenportal<br />

al-Akhbar rühmte die Tat mit den Worten:<br />

«Dank Allah, dem Allmächtigen, konnten Ritter der<br />

al-Qaida im islamischen Maghreb in den Urlaubsort<br />

einbrechen».<br />

Im Zuge der Migrationsflut kamen auch Zigtausende<br />

Dschihadisten, die bei uns ihren Arabischen<br />

Frühling fortsetzen wollen – nachdem ihnen die russische<br />

und syrische Armee in der Levante zunehmend<br />

ihr blutiges Handwerk legen. Bereits bei den<br />

Anschlägen in Paris sowie in Brüssel im November<br />

2015 und März 2016 waren Täter als sogenannte<br />

Flüchtlinge nach Europa eingereist. Doch derartige<br />

Taten dürften nur den Auftakt darstellen: «Unser<br />

heutiges Leiden ist ein Vorgeschmack darauf, was<br />

Ihr Europäer und Christen in naher Zukunft erleiden<br />

werdet», prophezeite der damalige chaldäische<br />

Erzbischof von Mossul Emil Shimoun Nona 2015 in<br />

einem Interview.<br />

42<br />

_ Martin Müller-Mertens ist Chef<br />

vom Dienst bei <strong>COMPACT</strong>-Magazin.<br />

Federico Bischoff ist Katholik und<br />

lebt im Tessin.


Die islamische Karte<br />

_ von Marc Dassen<br />

Mudschaheddin am Hindukusch.<br />

Foto: picture alliance / AP Images<br />

Der Islamismus ist das Ass im Ärmel westlicher Geostrategen. Sie züchten ihn seit<br />

Jahrzehnten, mal offen, mal verdeckt, um ihn als Instrument der eigenen Weltherrschaftspläne<br />

einzusetzen. Arabische Staaten sollen destabilisiert, säkulare Kräfte<br />

geschwächt, Ressourcenkriege und Totalüberwachung legitimiert werden.<br />

Als US-Präsident George W. Bush neun Tage<br />

nach dem 11. September 2001 ans Mikrofon tritt,<br />

um den globalen «Krieg gegen den Terror» auszurufen,<br />

ahnt die Menschheit noch nicht, welch grausame<br />

Konsequenzen seine Worte für die Zukunft<br />

haben würden. Heute, 15 Jahre später, liegen die<br />

Dinge anders: 9/11 – das «neue Pearl Harbor»<br />

(Bush) – schlug im ewigen Teile- und Herrsche-Spiel<br />

des angloamerikanischen Imperiums ein neues blutiges<br />

Kapitel auf. Nachdem der Erzrivale im Osten<br />

mit dem Ende des Kalten Krieges 1990 zusammengebrochen<br />

war, galt ab sofort der politische Islam<br />

als neue Bedrohung. Der erklärte Krieg gegen die<br />

sogenannte «Achse des Bösen» brachte seither<br />

unendliches Leid, Millionen Tote, unvorstellbares<br />

Chaos und ebenso unvorstellbaren Profit – sicherer<br />

oder gar friedlicher ist die Welt nicht geworden,<br />

ganz im Gegenteil.<br />

Bush Junior versprach damals jedoch nicht nur<br />

Krieg bis zum Sieg, er nutzte den Moment auch, um<br />

erneut zu verschleiern, dass allein die unheilige Allianz<br />

des Westens mit den finstersten Ausgeburten<br />

des Islamismus dem nun beginnenden Konflikt den<br />

Boden bereitet hatte. Die Muslimbruderschaft, Khomeinis<br />

Ajatollah-Regime, Saudia-Arabiens orthodoxe<br />

Wahhabiten, Afghanistans Mudschaheddin,<br />

Osama bin Ladens al-Qaida, al-Baghdadis Islamischer<br />

Staat – sie alle wurden aus strategischen<br />

Gründen umarmt und gefördert, um sie entweder<br />

als Verbündete im Kampf gegen die Sowjetunion<br />

oder gegen jene säkularen Kräfte des Orients einzusetzen,<br />

die dem Einfluss und den kommerziellen<br />

Interessen des Westens gefährlich werden konnten<br />

– etwa Gamal Abdel Nasser in Ägypten, Mohammed<br />

Mossadegh im Iran und Baschar al-Assad<br />

in Syrien. Daraus folgte immer wieder das Déjà-vue<br />

der US-Außenpolitik: Die Feinde von heute sind die<br />

Freunde von gestern.<br />

Die Feinde der Freiheit<br />

Nach den Anschlägen von 2001 rief die neokonservative<br />

Bush-Administration den globalen Krieg<br />

gegen die «ansteckendste Sorte eines Virus» aus,<br />

«zu dessen Erschaffung die Vereinigten Staaten<br />

selbst beigetragen hatten», wie Robert Dreyfuss<br />

in seinem 2006 erstveröffentlichten Buch Devils<br />

Game treffend formuliert. Gemeint war al-Qaida,<br />

ein Produkt der US-Geheimdienste. Selbst die Isra-<br />

Das ewige Déjàvue<br />

der US-Außenpolitik:<br />

Die Feinde<br />

von heute sind die<br />

Freunde von gestern.<br />

43


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die islamische Expansion<br />

Das Wachstum des<br />

islamischen Fundamentalismus<br />

ist Teil<br />

der US-Strategie,<br />

nicht Merkmal<br />

ihres Scheiterns.<br />

Mehrere Milliarden Dollar investierten<br />

die USA in den 1980er Jahren in<br />

den afghanischen Bürgerkrieg. Foto:<br />

Erwin Lux, CC BY-SA 3.0, Wikimedia<br />

Commons<br />

elis züchteten «den Islam als Gegengewicht zum<br />

palästinensischen Nationalismus», wie CIA-Analytikerin<br />

Martha Kessler bei Dreyfuss erklärt, und förderten<br />

damit den Hamas-Terrorismus, der bis heute<br />

als größte Bedrohung des jüdischen Staates gilt.<br />

Diese geopolitische Dialektik sollte die angloamerikanisch-zionistische<br />

Interessenpolitik auch im 21.<br />

Jahrhundert charakterisieren.<br />

Die Angreifer vom 11.9.2001, so heuchelte Bush<br />

Junior in seiner Kriegserklärung weiter, hassten<br />

«unsere Freiheiten», «unsere Religionsfreiheit (…)<br />

und die Freiheit, kontroverse Meinungen zu vertreten».<br />

Es war jedoch nicht der Terror, der der Freiheit<br />

in den USA ein Ende setzte, sondern das als<br />

Patriot Act bezeichnete Ermächtigungsgesetz, welches<br />

Bush danach unterschrieb und das den US-Präsidenten<br />

(bis heute) mit diktatorischen Vollmachten<br />

ausstattet. Die Mär vom Kampf Gut gegen Böse<br />

wird seither durch Staatsführer weltweit immer<br />

wieder in die Köpfe der sogenannten westlichen<br />

Wertegemeinschaft gehämmert, etwa nach den<br />

Anschlägen in Madrid, London, Istanbul, Paris und<br />

Brüssel, die alle ohne die aktive Unterstützung<br />

staatlicher Sicherheitsapparate undenkbar gewesen<br />

wären. Immer waren die Täter längst aktenkundig<br />

oder standen unter Überwachung, oft besorgten<br />

die Dienste ihnen Waffen oder Sprengstoff und<br />

hielten ihre schützende Hand über sie. Das Gleichnis<br />

vom Kampf der christlichen Zivilisation gegen<br />

die islamischen Barbaren ist die wohl nachhaltigste<br />

Lebenslüge des westlichen Systems. Nicht Menschenrechte,<br />

sondern Schürfrechte waren immer<br />

Amerikas Hauptantrieb. Dreyfuss zufolge kapierten<br />

die US-Strategen schon zu Zeiten des Kalten<br />

Krieges, dass die Verteidigung Westeuropas ohne<br />

einen «Plan zur Kontrolle der Golfregion nicht denkbar<br />

war». Hier kamen die Dschihadisten ins Spiel,<br />

die sich von westlichen Globalstrategen immer wieder<br />

für diese Zwecke einspannen ließen. Keinen<br />

Zweifel ließ Bush in seiner Rede aufkommen, dass<br />

sich die Welt «nicht auf eine Schlacht, sondern auf<br />

einen lang andauernden Feldzug» einstellen müsse,<br />

wie sie ihn bislang noch nicht erlebt habe. Weiter<br />

nahm er Amerikas Verbündete in die Pflicht: «Dies<br />

ist nicht nur ein Kampf Amerikas. (…) Es ist der<br />

Kampf aller, die an Fortschritt und Pluralismus, Toleranz<br />

und Freiheit glauben.»<br />

Die Geister, die sie riefen<br />

Der 11. September 2001 schlug ein neues Kapitel<br />

im Plan der Washingtoner Kriegstreiber auf,<br />

doch wo begann die Geschichte des gezüchteten<br />

Islamismus? 1916, als Briten und Franzosen im<br />

sogenannten Sykes-Picot-Abkommen die Gebiete<br />

des ehemaligen Osmanischen Reiches in kolonialherrlicher<br />

Manier unter sich aufteilten? 1917, als<br />

der Brite Arthur Lord Balfour das Heilige Land Palästina<br />

mit Unterstützung der Bankiersfamilie Rothschild<br />

zur «Heimstätte für die Juden» erklärte und<br />

dadurch das jüdische Finanzkapital zur Unterstützung<br />

der Alliierten im Ersten Weltkrieg bewegte?<br />

1920, als der Völkerbund die Herrschaft über den<br />

Nahen Osten übernahm und die Hoffnung auf nationale<br />

Unabhängigkeit der arabischen Völker im Keim<br />

erstickte? 1928, als mit finanzieller Hilfe der Briten<br />

und der Unterstützung des MI6 ein junger islamischer<br />

Gelehrter namens Hassan al-Banna die Muslimbruderschaft<br />

gründete? 1948, als die Staatsgründung<br />

Israels erfolgte und damit ein Satellit westlicher<br />

Macht im Orient installiert wurde? 1953, als<br />

man den säkularen Ministerpräsidenten des Iran,<br />

Mohammad Mossadegh mithilfe von CIA, MI6 und<br />

radikaler Islamisten stürzte (Operation Ajax), um<br />

den Schah von Persien, Mohammad Reza Pahlavi,<br />

an die Macht zubringen? Halfen die westlichen<br />

Dienste auch 1979 bei dessen gewaltsamer Ersetzung<br />

durch ein Ajatollah-Regime mit? 1979, als der<br />

berüchtigte Globalstratege Zbigniew Brzezinski die<br />

Operation Cyclone einfädelte, die afghanische Gotteskrieger<br />

zum Kampf gegen das Sowjetimperium<br />

instrumentalisierte? (siehe Infobox Seite 46)<br />

44<br />

Die Liste westlicher Schandtaten ließe sich beliebig<br />

verlängern. Den ebenso sinnlosen wie blutigen<br />

(Anti-)Terror-Krieg führt die US-hörige Welt mit offenen<br />

und verdeckten Mitteln nun seit über 15 Jahren<br />

– in Afghanistan, Irak, Pakistan, Libyen, Syrien und<br />

überall sonst, wo sich das Phantom des Islamismus<br />

zu verstecken droht, sprich: wo geostrategische Interessen<br />

des Westens bedroht sind. Ergebnis: Statt


<strong>COMPACT</strong> 4_01_Entwurf Mock Cover 23.05.11 <strong>10</strong>:52 Seite 1<br />

<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die islamische Expansion<br />

den Terrorismus von der Erdoberfläche zu tilgen,<br />

haben sich die Islamisten in einem selbsternannten<br />

Kalifat konsolidiert. Viele weitere Terrorgruppen<br />

sind durch das geschaffene Vakuum wie Krebsgeschwüre<br />

gewachsen, vereint im Hass auf den Westen.<br />

Der globale Dschihad erfreut sich rekordverdächtiger<br />

Beliebtheit und kann sogar europäische<br />

Konvertiten zum Märtyrertod verführen. Wer diese<br />

Tatsache aber als Versagen westlicher Geostrategie<br />

interpretiert, hat nichts verstanden. Das Wachstum<br />

des islamischen Fundamentalismus und das Schüren<br />

des gegenseitigen Hasses ist Teil der Strategie,<br />

nicht Merkmal ihres Scheiterns.<br />

Das Islamismus-Phantom<br />

Mubarak in Ägypten und Muammar al-Gaddafi in<br />

Libyen den Einfluss des Westens bedrohten, ließ<br />

man sie durch künstliche Protestbewegungen mithilfe<br />

der Muslimbruderschaft hinwegfegen. Dasselbe<br />

sollte mit dem säkular eingestellten Präsidenten<br />

Syriens Baschar al-Assad geschehen, erst<br />

durch Giftgas-Lügen, dann mittels Guerilla-Terror.<br />

Nur dank russischer Hilfestellung konnte dies bisher<br />

verhindert werden.<br />

Unabhängiges<br />

Monatsmagazin<br />

Grüner Horror<br />

Joschka wird Kanzler<br />

CIA-Agent<br />

Bin Laden<br />

Kriegslügen<br />

NATO gegen Libyen<br />

Stuxnet<br />

Cyberangriff auf Iran<br />

Ausgabe 6/2011 | 4 EUR<br />

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EINER FÜR ALLE<br />

«Wir haben geholfen, ISIS aufzubauen.»<br />

US-General<br />

<strong>COMPACT</strong> 6/2011. Foto: <strong>COMPACT</strong><br />

McInerney<br />

Freitod<br />

Gunter Sachs †<br />

BVB – ein Meister aus Deutschland<br />

Fakt ist, dass der Kampf gegen den Terror eine<br />

Art Blankoscheck für westliche Angriffskriege liefert.<br />

Zufällig treibt der heimlich unterstützte Erzfeind<br />

immer gerade dort sein Unwesen, wo die<br />

westlichen Globalstrategen Chaos erzeugen wollen:<br />

Als Saddam Hussein im Irak zu gefährlich<br />

wurde, schob man ihm zuerst 9/11 in die Schuhe,<br />

dann erfand man seine angeblichen Massenvernichtungswaffen;<br />

Osama bin Laden – dem ehemaligen<br />

CIA-Agenten – unterstellte man ebenfalls,<br />

die Anschläge auf das World Trade Center und das<br />

Pentagon geplant und ausgeführt zu haben, und<br />

marschierte kurzerhand in Afghanistan ein, wo die<br />

US-Armee interessanterweise den internationalen<br />

Opiumhandel zu neuer Blüte brachte, der unter den<br />

Taliban fast vollständig gestoppt worden war. Als<br />

dann ab 2011 auch die ehemaligen «Partner» Hosni<br />

Heute steht die Welt vor den Trümmern einer<br />

Politik, die fremde Völker gegen den Westen aufgebracht,<br />

in unseren Ländern aber ebenso zerstörerisch<br />

auf die Rechte und Freiheiten des Einzelnen<br />

und die Verfassung unserer Nationen gewirkt<br />

hat. Der Krieg gegen den Terror war «genau der<br />

falsche Weg, mit der Herausforderung des politischen<br />

Islam umzugehen», wusste der Autor Dreyfuss<br />

bereits 2006, als er warnte, dass «neue al-Qaida-ähnliche<br />

Organisationen entstehen könnten»,<br />

die ihre Geburt alleine dem Hass auf die US-Imperialisten<br />

verdankten. Genau das geschah dann auch<br />

in Form des IS. Von ihrem gefährlichen Zynismus<br />

rücken die US-Globalstrategen trotzdem nicht ab –<br />

immer noch wird die Bedrohung durch den islamistischen<br />

Terrorismus maßlos übertrieben und propagandistisch<br />

inszeniert. Die verdeckte Unterstützung<br />

Für Ronald Reagan waren die Mudschaheddin<br />

willkommene Bundesgenossen<br />

im Kampf gegen das<br />

«Reich des Bösen», die Sowjetunion.<br />

Foto: Unbekannt (vermutlich<br />

Tim Clary), Public domain, Wikimedia<br />

Commons<br />

45


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Die islamische Expansion<br />

Amerikas geheimer<br />

Krieg<br />

Brzezinski: «Was soll ich bereuen?<br />

Diese geheime Operation<br />

[die Unterstützung der Mudschaheddin<br />

in Afghanistan in<br />

den 1980er Jahren] war eine exzellente<br />

Idee. Sie hatte den Effekt,<br />

die Russen in die afghanische<br />

Falle zu locken. Und Sie<br />

wollen, dass ich das bereue? An<br />

dem Tag, an dem die Sowjets<br />

offiziell die Grenze überquerten,<br />

schrieb ich an Präsident Carter:<br />

Wir haben jetzt die Möglichkeit,<br />

der UdSSR ihren Vietnamkrieg<br />

zu geben. Und tatsächlich,<br />

knapp zehn Jahre lang musste<br />

Moskau einen Krieg weiterführen,<br />

der für die Regierung nicht<br />

tragbar war, ein Konflikt, der zuerst<br />

die Demoralisierung und<br />

endlich den Zusammenbruch<br />

des Sowjetimperiums brachte.»<br />

Frage: «Und Sie bereuen auch<br />

nicht, den islamischen Fundamentalismus<br />

unterstützt, Waffen<br />

und Beratung an zukünftige<br />

Terroristen gegeben zu haben?»<br />

Brzezinski: «Was ist am Wichtigsten<br />

für die Weltgeschichte?<br />

Die Taliban oder der Zusammenbruch<br />

des Sowjetimperiums?<br />

Ein paar verärgerte Muslime<br />

oder die Befreiung Zentraleuropas<br />

und das Ende des Kalten<br />

Krieges?»<br />

(Zbigniew Brzezinski, Nationaler<br />

Sicherheitsberater unter Präsident<br />

Jimmy Carter und dessen<br />

Nachfolgern, Interview in Le<br />

Nouvel Observateur, Paris, Januar<br />

1998)<br />

Sowjetischer BMD-Panzer 1986 in<br />

Afghanistan. Foto: Public domain,<br />

Wikimedia Commons<br />

für die blutrünstigen Vollstrecker des Propheten verschweigt<br />

man. Wie ließe sich der Wahn des Weltpolizisten<br />

besser rechtfertigen als vor der Drohkulisse<br />

permanenter Gefahr?<br />

Fanatische Feinde, falsche Freunde<br />

Zu den vielleicht folgenreichsten Lügen im Krieg<br />

gegen den Terror gehört, dass sich das aus dem<br />

Westen stetig gefütterte Monster des Islamismus –<br />

spätestens seit 9/11 – selbstständig gemacht habe<br />

und der Kontrolle westlicher Geheimdienste entglitten,<br />

dementsprechend zu einer echten Gefahr für<br />

den Weltfrieden geworden sei. Diese These ignoriert<br />

alle Fakten, die den Schulterschluss westlicher<br />

Agenten und islamistischer Terrorzellen belegen<br />

– und sie verwischt mal wieder die Interessen<br />

der angloamerikanisch-zionistischen Achse in dieser<br />

Weltregion. Allgemein bekannt ist heute, was<br />

etwa Jürgen Elsässer in seinem 2008 erschienen<br />

Buch Terrorziel Europa – Das gefährliche Doppelspiel<br />

der geheimen Dienste herausgearbeitet hat:<br />

dass bei allen Anschlägen in Europa «Agenten oder<br />

V-Männer von Geheimdiensten eine tragende Rolle»<br />

gespielt haben, «kein einziger dieser Morde oder<br />

Mordversuche (…) ohne die Hilfe der Staatssicherheit»<br />

hätte unternommen werden können. (siehe<br />

auch <strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong> Nr. 5 – Dschihad in Europa)<br />

Obwohl heute alle Welt ahnt, dass die Anschläge<br />

vom 11. September ein Inside Job par excellence<br />

waren, obwohl das verhängnisvolle Joint Venture<br />

von al-Qaida und CIA auch im Mainstream bekannt<br />

ist und auch die jüngeren Anschläge in Europa deutliche<br />

Zeichen von externer Steuerung aufweisen,<br />

versuchen die großen Medien, jede Verantwortung<br />

westlicher Schlapphüte zu leugnen. David Shayler,<br />

ein ehemaliger Agent des britischen Inlandsgeheimdienstes<br />

MI5, erklärte zu den Anschlägen von<br />

Paris im November 2015, dass sie «alle Merkmale<br />

einer Gladio-Operation» aufwiesen, wahrscheinlich<br />

also durch NATO-Terroristen ausgeführt wurden,<br />

nicht durch Islamisten.<br />

Schon im Februar 2012 flog auf, dass die USA<br />

in Jordanien ein Trainingslager zur Ausbildung von<br />

Rebellen für den syrischen Umsturz unterhielt und<br />

einige der dort trainierten Kämpfer später zum IS<br />

überliefen. Zum Thema IS ließ der US-General Thomas<br />

McInerney im September 2014 die Katze aus<br />

dem Sack: «In Syrien haben wir, wie ich glaube,<br />

die falschen Leute innerhalb der richtigen Teile der<br />

Freien Syrischen Armee unterstützt (…). Wir haben<br />

also geholfen, ISIS aufzubauen.» Was bleibt uns<br />

anderes übrig, als zu konstatieren, dass das westliche<br />

Geheimdienstnetzwerk im Terroruntergrund<br />

immer noch die Fäden zieht? Es gilt: Gefährlicher<br />

noch als der Feind, der dich angreift, sind falsche<br />

Freunde, die dich umarmen.<br />

Die Zerstückelung des Nahen<br />

Ostens wird von den US-Globalstrategen<br />

vorangetrieben.<br />

Das Ziel der Destabilisierung und Balkanisierung<br />

arabischer Staaten hängt auch mit dem Anfang der<br />

1980er Jahre veröffentlichten Oded Yinon Plan –<br />

dem Projekt eines «Groß-Israel» vom Nil bis zum<br />

Euphrat – zusammen, der von Zionisten seit den<br />

Tagen Theodor Herzls stetig vorangetrieben wird.<br />

Der Autor Oded Yinon ist ein israelischer Journalist,<br />

der zeitweilig für das israelische Außenministerium<br />

tätig war. Israel Shahak, ehemals Professor<br />

an der Hebräischen Universität Jerusalem und<br />

bekennender Kritiker des ultraorthodoxen Machtflügels<br />

im Heiligen Land, sieht hier vor allem die Hardliner<br />

der Likud-Partei von Ministerpräsident Benjamin<br />

Netanjahu sowie deren Verbündete in Militär<br />

und Geheimdiensten am Werk. Shahak meint, dass<br />

sich die Kriege im Irak, im Libanon, in Syrien und im<br />

Jemen ebenso wie die Machtergreifung der Muslimbrüder<br />

2012 in Ägypten am besten vor dem Hintergrund<br />

dieses Plans begreifen lassen.<br />

46<br />

_ Marc Dassen ist Redakteur bei<br />

<strong>COMPACT</strong>-Magazin und schreibt<br />

vorwiegend über Probleme<br />

der internationalen Politik und<br />

Zeitgeschichte. In Ausgabe 5/2016<br />

befasste er sich mit den Propaganda-Tricks<br />

des Westens im Syrien-Krieg<br />

und der Komplizenschaft<br />

der deutschen Lügenpresse.<br />

Der 11. September 2001 war der Auftakt für Bushs (Anti-) Terror-Kriege.<br />

Foto: picture-alliance/dpa<br />

Die Zerstückelung des Nahen Ostens wird aber<br />

nicht nur von Zionisten, sondern auch von den<br />

US-Globalstrategen vorangetrieben. In einem 2006<br />

publizierten Pentagon-Strategiepapier mit dem Titel<br />

«Wie ein besserer Mittlerer Osten aussehen würde»<br />

spielen die Vereinigten Staaten mit der Idee, die<br />

bestehenden Grenzen der dort existierenden Staaten<br />

allesamt neu zu ziehen. Dazu braucht es genau<br />

jenes Chaos, das vom IS verbreitet wird.


Der Islam in Deutschland<br />

Über fünf Millionen Muslime leben in Deutschland, allein 2015 hat die Bundeskanzlerin<br />

eine Million ins Land gelassen. Parallelgesellschaften und bewaffnete<br />

Bandenstrukturen zerstören unsere freiheitliche Ordnung, in vielen Moscheen<br />

wird Hass und Gewalt gepredigt, zunehmend frecher nimmt Erdogans 5. Kolonne<br />

bei uns Einfluss.<br />

47


Die große Unterwerfung<br />

_ von Hans-Hermann Gockel<br />

48<br />

«Der Islam gehört zu Deutschland»: Für Merkel war 2015 die Zeit<br />

reif, um diese Aussage des ehemaligen Bundespräsidenten Christian<br />

Wulff zu bekräftigen. Auf perverse Weise hat sich das Postulat<br />

bestätigt: Unser Land wird mit Unterstützung der Regierungen in<br />

Bund und Ländern zunehmend von einer fremden Religion und<br />

Kultur geprägt.<br />

Deutschlands Zukunft? Islamischer<br />

Nachwuchs bei der Eröffnung der<br />

Beit-ul-Wahid Moschee in Hanau,<br />

2015. Foto: picture alliance / dpa<br />

Heute haben wir<br />

eine vorauseilende<br />

Toleranz – armselig,<br />

unsinnig, anbiedernd.<br />

Das Martinsfest ist in vielen Kitas abgeschafft.<br />

Es sei eine Zumutung für die muslimischen Jungen<br />

und Mädchen, heißt es unisono. Auf christliches<br />

Liedgut wird dabei schon lange verzichtet. Islamische<br />

Feste für die Kleinen werden dagegen voller<br />

Hingabe zelebriert. Ein Kinderhort im bayerischen<br />

Essenbach darf nicht «St. Josef» heißen. Eine türkischstämmige<br />

SPD-Gemeinderätin hielt den Heiligen<br />

als Namensgeber für nicht mehr zeitgemäß.<br />

Die Mehrheit des Gemeinderates sah es genauso.<br />

Die Islamverbände forderen zwei gesetzliche<br />

Feiertage. Die Ministerpräsidenten wollen es<br />

wohlwollend prüfen. Aus der islamischen Gemeinschaft<br />

kommt der Wunsch, der Bundespräsident<br />

möge künftig eine Ramadan- und Opferfestansprache<br />

halten. Ein Moslem klagte sich durch sämtliche<br />

Instanzen, um an einem Karfreitag in seiner<br />

Mehrzweckhalle mit 700 Gästen ausgelassen<br />

das Fest der Beschneidung feiern zu können – mit<br />

Musik, Tanz und Lesungen aus dem Koran. Und<br />

das Bundesverfassungsgericht kippte das Kopftuchverbot<br />

für muslimische Lehrerinnen an unseren<br />

Schulen.<br />

Merkels Islam<br />

«Der Islam gehört zu Deutschland». Was Angela<br />

Merkel und vorab Christian Wulff bei ihrer Aussage<br />

geritten hat, wird deren Geheimnis bleiben. Jedenfalls<br />

haben sie bewusst oder unbewusst verdrängt,<br />

dass der Islam, im Gegensatz zum Christentum,<br />

einen beinahe aggressiv zu nennenden politischen<br />

und rechtlichen Anspruch erhebt. Dass ausgerechnet<br />

eine prominente Muslimin und langjährige<br />

Politikerin wie Lale Akgün, die frühere Integrationsbeauftragte<br />

der SPD im Bundestag, darauf hinweisen<br />

muss, spricht Bände – und ist alles andere<br />

als ein Ruhmesblatt für die prominenten Vertreter<br />

einer «christlich»-demokratischen Union. Wie viele<br />

andere kritische Zeitgenossen stellt sie die Frage:<br />

«Welcher Islam ist denn gemeint?» Und sie verweist<br />

darauf, dass die meisten türkischen Organisationen<br />

in Deutschland vom islamistischen Weltbild der türkischen<br />

Regierung beeinflusst sind.


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Der Islam in Deutschland<br />

«Diese Regierung», so Akgün, «steht für eine<br />

hoch konservative bis fundamentalistische Auslegung<br />

der Religion.» Deshalb wird die 62-Jährige<br />

auch nicht müde, in ihren Vorträgen und öffentlichen<br />

Äußerungen davor zu warnen, «diesen selbstermächtigten<br />

Islamvertretern hier in Deutschland<br />

die Deutungshoheit über die Religion zuzusprechen,<br />

ihnen gleichsam nach dem Mund zu reden und sie<br />

damit aufzuwerten.» Zumal diese Verbände nachweislich<br />

nur zehn bis 15 Prozent der Muslime in<br />

Deutschland repräsentieren würden.<br />

Akgün bedauert in dem Zusammenhang, dass<br />

sich Gesellschaft und Politik von Show-Veranstaltungen<br />

dieser Organisationen täuschen lassen<br />

und deren Vertreter geradezu hofieren: «Ihr wahres<br />

Gesicht ist eine rückwärtsgewandte Theologie<br />

mit Koranschulen für Kinder, schwarzer Pädagogik<br />

und einer konstruierten islamischen Identität.»<br />

Wo bleibt zum Beispiel das wortgewaltige<br />

Engagement der Islamverbände gegen Antisemitismus,<br />

Christenverfolgung und Polygamie? Wo<br />

bleiben die klaren Worte gegen Zwangsehen und<br />

Ehrenmorde oder gegen die ausufernde islamische<br />

Paralleljustiz der sogenannten Friedensrichter hier<br />

in Deutschland? «Die Religion muss sich reformieren»,<br />

sagt Lale Akgün, «nur dann kann sie Teil eines<br />

weltoffenen und demokratischen Deutschlands<br />

sein.» Es ist gut, dass eine Muslimin das sagt. Die<br />

selbe Forderung, etwa aus dem Mund eines Katholiken,<br />

hätte nicht einmal ansatzweise das gleiche<br />

Gewicht.<br />

Islam-Rabatt für Mörder<br />

Es gab einmal unselige Zeiten, da sprach man<br />

von vorauseilendem Gehorsam. Heute haben wir<br />

eine vorauseilende Toleranz – armselig, unsinnig,<br />

anbiedernd. Vielen ist das nicht mehr geheuer.<br />

Wie auch dem deutsch-türkischen Schriftsteller<br />

Akif Pirinçci: «Die Buckelei vor dem Islam nimmt<br />

absurde Züge an.»<br />

Und die Justiz buckelt mit. In Frankfurt am Main<br />

will sich eine 26-jährige Deutsche marokkanischer<br />

Herkunft noch vor Ablauf des gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Trennungsjahres scheiden lassen. Ihr<br />

gewalttätiger marokkanischer Ehemann hatte sie<br />

immer wieder geschlagen und sogar mit dem Tode<br />

bedroht. Eine Familienrichterin sieht jedoch keine<br />

«unzumutbare Härte», die eine sofortige Auflösung<br />

der Ehe nötig macht. Die Frau habe damit rechnen<br />

müssen, dass ihr Gatte sein religiös verbrieftes<br />

Züchtigungsrecht auch ausüben würde.<br />

dienstlichen Erklärung nachlegt: In Sure 4, Vers 34<br />

enthalte der Koran «neben dem Züchtigungsrecht<br />

des Mannes gegenüber der ungehorsamen Ehefrau<br />

auch die Feststellung zur Überlegenheit des Mannes<br />

gegenüber der Frau». Mit anderen Worten: Eine<br />

Frau, die einen Muslim heiratet, muss wissen, welches<br />

Ungemach in der Ehe auf sie zukommen kann.<br />

Eine Urteilsbegründung, die auch jeder islamistische<br />

Hinterhof-Imam unterschreiben würde.<br />

«Im Jenseits kann der Deutsche<br />

nur das Höllenfeuer erwarten.»<br />

<br />

Ein Berliner Hodscha<br />

Noch ein Beispiel: Ein Deutsch-Afghane ermordet<br />

in Wiesbaden seine schwangere Ex-Freundin.<br />

Dreimal rammt er ihr ein Messer in den Rücken.<br />

Zuvor hatte er mehrfach versucht, die junge Frau<br />

zur Abtreibung zu zwingen. Würde sie es nicht tun,<br />

lernte sie «den Afghanen» in ihm kennen. Eine<br />

Aussage, die nicht von mir stammt, sondern die<br />

so im Protokoll der Gerichtsverhandlung steht. Der<br />

Mann ist in Deutschland aufgewachsen, hat hier<br />

die Schule besucht und besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft.<br />

Das Urteil: Lebenslänglich – allerdings ohne<br />

Anerkennung einer besonderen Schwere der Schuld.<br />

Der Staatsanwalt hatte diese ausdrücklich eingefordert,<br />

um eine Haftentlassung auf Bewährung<br />

nach 15 Jahren zu verhindern. Der Richter am Landgericht<br />

Wiesbaden stimmte dem nicht zu, weil sich<br />

der Täter «aufgrund seiner kulturellen und religiösen<br />

Herkunft in einer Zwangslage befunden» habe.<br />

Herkunft der Intensivtäter<br />

mit Migrationshintergrund<br />

3%<br />

2% 11%<br />

5%<br />

46%<br />

Türken<br />

Araber<br />

Bosnier<br />

Kosovo-Albaner<br />

Sonst. Orientale<br />

Sonstige<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

33%<br />

Quelle: Roman Reusch,<br />

«Migration und Kriminalität.<br />

Rechtsstaatliche und kriminologische<br />

Aspekte und Lösungsansätze<br />

für eine erfolgreiche<br />

Integration.»<br />

Der Konvertit Pierre Vogel gehört<br />

zu den führenden Einpeitschern<br />

des Salafismus in Deutschland. Im<br />

Juni 2016 provozierte er durch ein<br />

öffentliches Gebet mit Flüchtlingen<br />

vor einem Asylheim in Cloppenburg.<br />

Die Polizei ermittelt. Foto: picture<br />

alliance / dpa<br />

«Prügeln im Namen des Volkes», titelt daraufhin<br />

die Tageszeitung. Zumal die Richterin, eine Deutsche<br />

mit einem exzellenten Staatsexamen, in einer<br />

49


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Der Islam in Deutschland<br />

50<br />

Die Haremsmasche<br />

Vor allem kurdischstämmige<br />

Großfamilien und das radikal-muslimische<br />

Milieu finanzieren<br />

sich auf Staatskosten. Genutzt<br />

wird eine Lücke im Gesetz.<br />

Seit 2009 ist es für Muslime in<br />

Deutschland erlaubt, nach islamischem<br />

Recht mit mehreren<br />

Frauen gleichzeitig verheiratet<br />

zu sein. Diese Ehen werden nicht<br />

beim Standesamt gemeldet.<br />

«In diesen Strukturen ist es daher<br />

selbstverständlich, dass neben<br />

einer behördlich geschlossenen<br />

Ehe noch weitere – religiöse<br />

– Ehen geschlossen werden», so<br />

Falko Liecke (CDU), stellvertretender<br />

Bürgermeister von Neukölln.<br />

«Finanziert wird der ganze<br />

Harem aus Arbeitslosengeld II,<br />

Wohngeld und weiteren staatlichen<br />

Leistungen.»<br />

Denn: Obwohl die Frauen mit<br />

dem Mann zusammenleben, bekommen<br />

sie als «eigenständige<br />

Bedarfsgemeinschaft» Leistungen<br />

wie zum Beispiel Hartz IV.<br />

Damit aber nicht genug. Auch<br />

mithilfe der aus Mehrfachehen<br />

hervorgegangenen Kinder wird<br />

abkassiert. Oftmals geben sich<br />

laut Liecke die Zweit- und Drittfrauen<br />

gegenüber den Ämtern<br />

als alleinerziehend aus und behaupten,<br />

den Vater nicht zu kennen.<br />

Auf diesem Wege würden<br />

die Frauen mehr Arbeitslosengeld<br />

sowie staatlichen Unterhaltsvorschuss<br />

beziehen können.<br />

Die Harems-Masche aufzudecken<br />

und rechtssicher zu belegen,<br />

ist für die Ämter ein Akt der<br />

Unmöglichkeit.<br />

Liecke im Klartext: «Ein Staat,<br />

der diese Entwicklungen schulterzuckend<br />

hinnimmt, es gar als<br />

kulturelle Folklore oder Bereicherung<br />

ansieht, wenn archaische<br />

Gesellschaftsbilder unsere<br />

hart erkämpften Errungenschaften<br />

wie Gleichberechtigung und<br />

Toleranz konterkarieren, braucht<br />

sich nicht wundern, wenn diese<br />

Art von Toleranz immer weiter<br />

ausgenutzt wird.» (Berliner Kurier,<br />

11.1.2016)<br />

Erstfrau, Zweitfrau, Drittfrau?<br />

Foto: picture alliance / dpa<br />

Hinter den Mauern mancher Moschee könnte die Polizei<br />

fündig werden. Foto: picture alliance / dpa<br />

Die Familie des Opfers war fassungslos, und die<br />

Presse urteilte: «Islam-Rabatt für Mord!» Eine Studie<br />

des Max-Planck-Instituts im Auftrag des Bundeskriminalamtes<br />

ergab, dass sich der kulturelle<br />

Hintergrund bei sogenannten Ehrenmorden tatsächlich<br />

in etwa zehn Prozent der Fälle strafmildernd<br />

ausgewirkt hatte, obwohl das laut Bundesgerichtshof<br />

(BGH) zulässig ist. Anwaltliches Geschick zahlt<br />

sich aus, vor allem, wenn ein deutscher Richter ein<br />

«Papa Gnädig» ist, der sich nicht nur an den Vorgaben<br />

des Strafgesetzbuches orientiert, sondern<br />

immer auch einen Blick für die archaischen Verhältnisse<br />

in weiten Teilen der islamischen Welt hat.<br />

So kuscht diese Gesellschaft vor einer Religion,<br />

der man auf höchster politischer Ebene eine Art<br />

Freibrief ausgestellt hat. Nichts anderes nämlich ist<br />

der Satz «Der Islam gehört zu Deutschland» aus den<br />

Mündern der Regierungschefin und ihres ehemaligen<br />

Staatsoberhauptes. Angesichts dieser Tatsache<br />

könnte man für die gerade geschilderten Aussagen<br />

der bundesdeutschen Richter – um in der Sprache<br />

der Juristen zu bleiben – beinahe mildernde<br />

Umstände fordern.<br />

Was die sogenannten Ehrenmorde betrifft, dürften<br />

die Gerichte in Deutschland in den nächsten<br />

Jahren noch einiges zu tun bekommen. Deutlich<br />

wurde das am Rande eines Falles in Darmstadt.<br />

Eine 19-jährige Muslimin wurde von ihrem Vater<br />

erdrosselt, weil sie – aus Sicht ihrer Familie – «den<br />

Falschen» heiraten wollte. Die Mutter der jungen<br />

Frau hatte das Vorhaben des Vaters von Anfang<br />

an unterstützt. Sie half sogar beim Abtransport der<br />

Leiche. Soweit die traurigen Fakten. Im RTL-Nachtjournal,<br />

das den Fall ausführlich behandelte, kam<br />

die prominente Berliner Rechtsanwältin und muslimische<br />

Frauenrechtlerin Syran Ates zu Wort. Die<br />

Sendung stellte sie als Fachanwältin für Ehrenmorde<br />

vor. Die Frau weiß also, worüber sie spricht.<br />

Ihre Prognose für Deutschland ist erschütternd. Sie<br />

schätzt, dass 20 bis 30 Prozent der in Deutschland<br />

lebenden muslimischen Familien von einem antiquierten<br />

und unmenschlichen Weltbild geprägt<br />

sind: «Wenn sie verletzt werden in ihrer Ehre und<br />

in ihren Vorstellungen, (…) wie die Tochter aufzuwachsen<br />

hat und wie sie ihre Zukunft zu planen<br />

hat, sind sie bereit, bis zum Äußersten zu gehen.<br />

Und davon haben wir einige Tausend Familien in<br />

Deutschland.» Düstere Aussichten, Frau Merkel.<br />

Schimpfwort Deutscher<br />

Biokartoffeln. Biomasse. Biokompost. Der Politiker<br />

Cem Özdemir, Bundesvorsitzender seiner Partei<br />

Bündnis 90/Die Grünen, hat sichtlich Freude<br />

daran, in Talkshows und auf Veranstaltungen den<br />

Begriff Bio-Deutsche zu verwenden. Damit bezeichnet<br />

er Personen, die ethnisch von deutschen Eltern<br />

abstammen. Ich will ihm die Freude an dieser Wortschöpfung<br />

keinesfalls nehmen. Aber ich darf darauf<br />

hinweisen, dass der Begriff in der muslimischen<br />

Gemeinschaft eine beachtliche Karriere gemacht<br />

hat. Man könnte auch sagen, der Bio-Deutsche<br />

erfreut sich, dank Cem Özdemir, wachsender<br />

Beliebtheit.<br />

Insbesondere das Vokabular auf den Pausenhöfen<br />

der Berliner Schulen, die vornehmlich von<br />

Kindern mit Migrationshintergrund besucht werden,<br />

hat sich dadurch erheblich erweitert. Am<br />

meisten benutzt wird zwar immer noch «Du Jude»,<br />

dicht gefolgt von «Du Christ». Auf dem dritten<br />

Platz der beliebtesten Beschimpfungen liegt «Du<br />

Opfer», dicht gefolgt von «Du Kartoffel». Doch «Du<br />

Bio-Deutscher» wird von Tag zu Tag populärer.<br />

Eine Urteilsbegründung, die jeder<br />

Hinterhof-Imam unterschreiben<br />

würde.<br />

Jedes zweite Kind, das heute in unseren Großstädten<br />

und Ballungszentren geboren wird, hat<br />

muslimische Eltern. Seriösen Schätzungen zufolge<br />

werden spätestens im Jahre 2070 weit mehr als<br />

35 Millionen Muslime in Deutschland leben – bei<br />

einer gleichzeitig stark abnehmenden deutschen<br />

Bevölkerung, also uns Bio-Deutschen.<br />

Die CDU, die Christlich-Demokratische Union –<br />

falls es diese Partei dann überhaupt noch gibt –,<br />

dürfte bei der Besetzung politischer Ämter in ein<br />

paar Jahrzehnten keine wesentliche Rolle mehr<br />

spielen. Die Özdemirs dieser Welt wird es freuen.


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Der Islam in Deutschland<br />

Jeder hat das Recht, die katholische oder die<br />

evangelische Kirche zu kritisieren. Ich habe noch<br />

niemanden erlebt, der deshalb zu Wortschöpfungen<br />

wie katholophob oder evangelophob gegriffen<br />

hätte. Selbst den multikulturellen Gutmenschen<br />

dürften diese beiden Wörter schlicht und ergreifend<br />

zu blöd sein. Ganz anders verhält es sich mit<br />

islamophob. Für manche Kreise liegt in diesem<br />

Begriff scheinbar ein besonderer Zauber. Es sind<br />

Mitmenschen, die gerne ungefragt betonen, auf<br />

welcher Seite sie stehen. Natürlich ist das immer<br />

die richtige Seite, die gute. Weshalb sie auch Gutmenschen<br />

genannt werden – was ihnen auch wieder<br />

nicht passt.<br />

Totschlagvokabel Islamophobie<br />

Sie benutzen die Wörter Islamophobie und islamophob<br />

als eine Art Gewissens-Keule. Von mir<br />

aus können sie das gerne tun. Nur dürfen sie dann<br />

nicht auf Sensibelchen machen, wenn man ihnen<br />

mit der schärfsten Waffe kommt, die es in unserer<br />

freien Gesellschaft gibt: Fakten, Fakten, Fakten.<br />

Ist man islamophob, wenn man aus dem Freitagsgebet<br />

eines Hodscha in der Mewlana-Moschee in<br />

Berlin zitiert? «Es gibt Deutsche, die auch gut sind.<br />

Aber sie sind und bleiben doch Atheisten. Wozu nützen<br />

sie also? Haben wir jemals einen Nutzen von<br />

ihnen gehabt? Auf der ganzen Welt noch nicht. Weil<br />

Gott mit ihnen Mitleid hatte, gab er ihnen Freuden<br />

im Diesseits. Aber im Jenseits kann der Deutsche<br />

wegen seiner Ungläubigkeit nur das Höllenfeuer<br />

erwarten. Die Deutschen, diese Atheisten, rasieren<br />

sich nicht unter den Armen. Ihr Schweiß verbreitet<br />

einen üblen Geruch und sie stinken. Sie benutzen<br />

daher Parfüm und haben deshalb eine ganze<br />

Parfümindustrie aufgebaut.»<br />

Ist der Lehrer der Carl-von-Ossietzky-Oberschule<br />

islamophob, wenn er einem B.Z.-Reporter<br />

sagt: «Die Schüler gehen zwar hier zur Schule,<br />

leben aber in einer völlig anderen Welt. Vor allem<br />

türkische und arabische Fernsehsender vergiften<br />

die Köpfe der Jugendlichen. Es geht dort ständig<br />

um Ehrenmord und Blutrache. Wenn Sie mal eine<br />

Woche alle Sendungen übersetzen würden, bekämen<br />

Sie Gänsehaut.»<br />

Ist der Leserbrief-Schreiber Fritz Grübl aus München<br />

islamophob, wenn er eine simple Frage stellt:<br />

«In welchem islamischen Land könnte jemand die<br />

Charlie-Hebdo-Karikaturen veröffentlichen, ohne<br />

umgebracht zu werden?»<br />

Ist man islamophob, wenn man manche Literatur<br />

konservativer Muslime als menschenverachtend<br />

bezeichnet? Etwa das Buch Frauen im Islam,<br />

in dem der Imam Mohammed Kamal Mustafa seinen<br />

Lesern empfiehlt, wie sie ihre Frauen zu schlagen<br />

haben: Mit nicht zu dicken Ruten auf Hände und<br />

Füße, damit keine Narben zurückbleiben. Ist der frühere<br />

SPD-Bezirksbürgermeister von Neukölln Heinz<br />

Buschkowsky islamophob, wenn er in einer Talkshow<br />

der ARD seine alltäglichen Erfahrungen schildert?<br />

«Heute ist es so, wenn ein Kind von seiner<br />

Lehrerin gefragt wird: Sag mal Ayse, du bist doch<br />

eigentlich nie mit dem Kopftuch gekommen, jetzt<br />

trägst du Kopftuch, was ist passiert? Dann sagt das<br />

Kind: Es hat geklingelt und da waren zwei Männer,<br />

die haben mit Mutti geschimpft.»<br />

Islamkritik ist Aufklärung.<br />

«Der Islam gehört zu Deutschland»: Der Kanzlerin<br />

und ihrem moralinen Ex-Bundespräsidenten<br />

ist es unbenommen, diese These zu vertreten. Es<br />

wäre allerdings wunderbar, wenn sie genau definieren<br />

würden, welchen Islam sie meinen. Ist es<br />

jener, in dessen Namen drei jüdische Kinder und<br />

ein Rabbiner in Montauban und Toulouse in Frankreich<br />

erschossen wurden?<br />

Betrachten wir es doch einfach so: Islamkritik<br />

ist Aufklärung. Wenn wir anfangen, Verbotszonen<br />

zu definieren, können wir Abschied nehmen von<br />

unserer Freiheit des Denkens und Redens. Kuscheldiskussionen<br />

bringen uns nicht weiter. Eine freie<br />

Gesellschaft, eine freiheitlich-demokratische Kultur,<br />

gewährt keinen Rabatt. Niemandem. Davon<br />

sollte man ausgehen. Doch leider sind die ersten<br />

Rabatt-Aktionen schon angelaufen.<br />

«Die Bürgermeister, die Stadtkämmerer<br />

und die Leiter der Sozialämter<br />

wissen, wie es um Deutschland<br />

steht: Diese Nation wird gegen<br />

die Wand gefahren!», schrebt<br />

Hans-Hermann Gockel in seinem<br />

aktuellen Buch. Foto: HHG Verlag<br />

_ Hans-Hermann Gockel hat<br />

als TV-Journalist viele Jahre für<br />

RTL, SAT. 1 und N24 gearbeitet.<br />

Heute ist er freier Journalist und<br />

Produzent. Der Text ist seinem<br />

aktuellen Buch «Finale Deutschland<br />

– Asyl. Islam. Innere Sicherheit.»<br />

(HHG-Verlag, 19,99 Euro)<br />

entnommen, das den passenden<br />

Untertitel trägt: «Mit Klartext gegen<br />

die Gedankenfeigheit.»<br />

Ausschreitungen zwischen Kurden<br />

und Salafisten vor der Hamburger<br />

Nour Moschee, 2014.Foto: picture<br />

alliance / dpa<br />

51


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Der Islam in Deutschland<br />

Keine Freiheit für die<br />

Feinde der Freiheit!<br />

_ von Karl Albrecht Schachtschneider<br />

Der Islam ist in seinem Kern mit unserer freiheitlichen demokratischen<br />

Ordnung nicht vereinbar – und ein sogenannter Reformislam<br />

ist nicht in Sicht. Das Bundesverfassungsgericht hat Unrecht, wenn<br />

es eine Religionsfreiheit kreiert, mittels derer der Islamisierung<br />

Deutschlands die Tore weit geöffnet werden.<br />

Das Bundesverfassungsgericht<br />

definierte die<br />

Religionsfreiheit<br />

anders als das<br />

Grundgesetz.<br />

2015 kippte das Bundesverfassungsgericht<br />

das Kopftuchverbot für<br />

Lehrerinnen. Foto: picture alliance /<br />

Winfried Roth<br />

«Der Islam gehört zu Deutschland» oder «Der<br />

Islam gehört nicht zu Deutschland»? Beide Sätze<br />

sind zugleich richtig und falsch, je nachdem, in welcher<br />

Konnotation das Verb «gehören» verstanden<br />

wird, empirisch oder normativ; wenn normativ, dann<br />

ist die Richtigkeit des Satzes eine Frage des Rechts.<br />

In Deutschland leben einige Millionen Muslime<br />

und die gehören zur Umma, der weltweiten<br />

Gemeinschaft des Islam. Wie die Muslime gehört,<br />

empirisch betrachtet, deren Islamismus zu Deutschland<br />

– und zwar als ein existentielles Problem. Normativ<br />

gehört der Islam nicht zu Deutschland, wenn<br />

sich die Zwecke der muslimischen Vereinigungen<br />

gegen die verfassungsmäßige Ordnung richten;<br />

denn solche Vereinigungen sind durch Artikel 9<br />

Absatz 2 Grundgesetz verboten. Der Satz «Der Islam<br />

gehört zu Deutschland» könnte auch ein politisches<br />

Programm propagieren, dass nämlich Deutschland<br />

weiter islamisiert werden sollte. Dann kann aber<br />

auch gleich gesagt werden: Deutschland gehört<br />

dem Islam. Das ist nämlich das Ziel des Dschihad,<br />

nicht nur für Deutschland, sondern für Europa, ja<br />

die Welt. Denn laut Koran sind alle Menschen als<br />

Muslime geboren und müssen von den Irreleitungen<br />

zum aufklärerischen Atheismus «befreit» werden.<br />

Sie können Juden oder Christen bleiben, wenn<br />

sie den Muslimen als Schutzbefohlenen (Dhimmis)<br />

dienen und «in Demut» den Tribut für ihre Sicherheit,<br />

sprich ihr Leben, an die muslimischen Herren zahlen.<br />

Verfassungsgericht contra Grundgesetz<br />

Zur «verfassungsmäßigen Ordnung» gehören<br />

nach Artikel 4 Absatz 1 und 2 Grundgesetz der<br />

Schutz der Religionsgrundrechte und damit Religionen.<br />

Darauf stützen die Muslime ihr islamkonformes<br />

Leben in Deutschland, und das wird von unseren<br />

Staatsorganen und von vielen, wenn nicht den<br />

meisten Bürgern mittlerweile toleriert. Weil mehr<br />

und mehr Muslime die deutsche Staatsangehörigkeit<br />

haben, wächst diese Zustimmung, und die Toleranz<br />

wird immer weiter ausgedehnt.<br />

Die Islamisierung Deutschlands wird also mit<br />

Verweis auf eine vermeintliche Religionsfreiheit<br />

betrieben. Das Bundesverfassungsgericht fasst<br />

die Religionsgrundrechte der Absätze 1 und 2 des<br />

Art. 4 GG zu einem eigenständigen Grundrecht der<br />

Religionsfreiheit zusammen. Dieses soll das Recht<br />

geben, zu leben und zu handeln, wie es die Religion<br />

gebietet.<br />

52<br />

In diesem Zusammenhang muss man beachten:<br />

Der Islam, die Hingabe an Gott, ordnet das Leben<br />

und Handeln der Muslime nicht nur für das Jenseits,<br />

die Zweite Welt, sondern auch für die Erste Welt,


das Diesseits. Höchste, nämlich göttliche, Verbindlichkeit<br />

haben nicht nur der Koran, sondern auch<br />

die Hadithe der koranischen Tradition. Auf beiden<br />

baut die Scharia auf, der gebotene Weg, das von<br />

Gott Gewollte, die Gesetze. Der Islam ist somit eine<br />

politische Religion. Er ist ein religiöses Rechtssystem,<br />

das jeder Muslim größtmöglich zur Geltung<br />

zu bringen hat. Das Bundesverfassungsgericht hat<br />

also die Religionsfreiheit so definiert, dass islamisches<br />

Leben und Handeln mit höchstem Verfassungsrang<br />

geschützt sind.<br />

Das Grundgesetz jedoch kennt eine solche Religionsfreiheit<br />

nicht. Artikel 4 Absatz 1 und 2 schützen<br />

drei Religionsgrundrechte, die zu unterscheiden<br />

sind. Die Glaubensfreiheit des Absatzes 1 ist<br />

«unverletzlich» und darf mangels eines Vorbehalts<br />

nicht durch Gesetze eingeschränkt werden. Absatz<br />

1 schützt ebenfalls die «unverletzliche» Bekenntnisfreiheit.<br />

Das Bekenntnis ist das Glaubensbekenntnis,<br />

das seit der Confessio Augustana 1530 bis in<br />

die Weimarer Reichsverfassung (WRV) als «Gewissenfreyheit»<br />

geschützt war. Aus der Bekenntnisfreiheit<br />

kann man herleiten, dass der Gläubige sein<br />

Bekenntnis kundmachen wie auch verschweigen<br />

darf. Das stellt Absatz 3 des durch Artikel 140 in<br />

das Grundgesetz inkorporierten Artikel 136 WRV<br />

klar: «Niemand ist verpflichtet, seine religiöse Überzeugung<br />

zu offenbaren.»<br />

Drittens gewährleistet Absatz 2 des Artikel 4<br />

Grundgesetz die ungestörte Religionsausübung,<br />

das religiöse Handeln im Privaten und in der Öffentlichkeit.<br />

Dieses Handlungsgrundrecht unterliegt<br />

aber dem Vorrang des Staatlichen, also dem Vorrang<br />

der bürgerlichen Gesetze. Das steht in Absatz 1<br />

des Artikel 136 WRV: «Die bürgerlichen und staatsbürgerlichen<br />

Rechte und Pflichten werden durch die<br />

Ausübung der Religionsfreiheit weder bedingt noch<br />

beschränkt.» Außerdem heißt es in Absatz 2 dieser<br />

Vorschrift: «Der Genuss bürgerlicher und staatsbürgerlicher<br />

Rechte sowie die Zulassung zu öffentlichen<br />

Ämtern sind unabhängig von dem religiösen<br />

Bekenntnis.» Bereits in der Weimarer Staatsrechtslehre<br />

wurden die drei Religionsgrundrechte als<br />

«Religionsfreiheit» zusammengefasst, ohne freilich<br />

deren Materie so, wie es das Bundesverfassungsgericht<br />

dekretiert hat, zu erweitern.<br />

Trennung von Religion und Politik<br />

Die Religionsgrundrechte schützen somit den<br />

Glauben des Menschen, sein Bekenntnis einer Religion<br />

und – in den Grenzen der Gesetze! – deren<br />

Ausübung. Sie schützen vor allem den Glauben an<br />

einen Gott. Sie geben jedoch dem politischen Handeln<br />

keinerlei Grundrechtsschutz, auch wenn sich<br />

dieses religiös legitimiert. In der Politik geht es um<br />

die Gestaltung des gemeinsamen Lebens durch bürgerliche<br />

Gesetze. Das verlangt nach der Kenntnis<br />

der Wirklichkeit, um diese richtig durch Gesetze<br />

gestalten zu können. Das Bemühen darum ist<br />

Schutzgegenstand der in Artikel 5 geschützten Freiheiten<br />

– der Meinungsäußerungsfreiheit, der Pressefreiheit,<br />

begrenzt der Rundfunk- und Filmfreiheit<br />

und der Wissenschaftsfreiheit, aber auch Schutzgegenstand<br />

der sonstigen politischen Grundrechte.<br />

An Gott, das ewige Leben und die Unsterblichkeit<br />

Für gläubige Muslime gibt es nur<br />

ein Gesetz: die Scharia.<br />

Foto: picture alliance / dpa<br />

Wer mit der Religion<br />

Politik machen<br />

will, kann sich nicht<br />

auf die Religionsfreiheit<br />

berufen.<br />

2012 führte Nordrhein-Westfalen<br />

als erstes Bundesland Islamunterricht<br />

an öffentlichen Schulen ein.<br />

Foto: picture alliance / dpa<br />

53


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Der Islam in Deutschland<br />

Scharia ist die wesentliche Botschaft dieser Erklärung.<br />

Allen muslimischen Religionsgruppen ist die<br />

Scharia verbindliches Fundament des Lebens und<br />

Handelns, in allen Varianten des Islam, weil diese<br />

aus dem Koran und der koranischen Tradition, der<br />

Sunna, folgt. Es gibt kein Verständnis des Islam,<br />

das die Verbindlichkeit der Scharia zurückweist<br />

– und damit keinen aufklärerischen Islam. Das<br />

Gerede davon folgt einem apologetischen Impetus<br />

oder gehört zur Taqiyya-Strategie (dem Verschweigen<br />

der Wahrheit). Eine Religionsgemeinschaft,<br />

die die Säkularisation nicht zu ihrer Sache<br />

macht, kann Grundrechtsschutz aus Artikel 4 Grundgesetz<br />

also nicht in Anspruch nehmen. Die Säkularität<br />

gehört zur Verfassungsidentität eines freiheitlichen<br />

Gemeinwesens, einer Republik, die im freiheitlichen<br />

Sinne demokratisch sein muss.<br />

Die Grenzen des Religionspluralismus<br />

54<br />

In Frankreich ist bereits 32 Prozent<br />

des produzierten Rindfleisches<br />

halal. Für Deutschland liegen leider<br />

noch keine entsprechenden Statistiken<br />

vor. Foto: metropolico.org CC<br />

BY-SA 2.0, flickr.com<br />

Die meisten Asylbewerber<br />

sind Muslime<br />

Religionszugehörigkeit der<br />

Asylbewerber in Deutschland<br />

im Jahr 2014<br />

126.534<br />

49.676<br />

<strong>10</strong>.782<br />

3.922<br />

12.550<br />

Moslems Christen<br />

Jesiden<br />

andere (Hinduismus,<br />

Buddhismus, Judentum,<br />

Naturreligionen, sonstige)<br />

unbekannt oder<br />

konfessionslos<br />

Quelle: BAMF, Die Welt<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

der Seele kann man glauben. Wissen kann man<br />

darum nicht. Folglich sind religiöse Äußerungen<br />

keine Meinungen im grundrechtlichen Sinne, weil<br />

diese ein Beitrag zu Wahrheit und Richtigkeit des<br />

Diesseits sein müssen. Die Religionsgrundrechte<br />

können auch nicht wie die politischen Grundrechte<br />

nach Artikel 18 Grundgesetz verwirkt werden, weil<br />

nur politisches Handeln die freiheitliche demokratische<br />

Grundordnung bekämpfen kann, nicht aber auf<br />

das Jenseits bezogenes religiöses Handeln, soweit<br />

dieses grundrechtlich geschützt ist.<br />

Wenn die Ausübung einer Religion Politik zu verwirklichen<br />

trachtet, kann sie sich somit nicht auf die<br />

Religionsgrundrechte stützen. Die meisten Religionen<br />

stellen aber politische Maximen auf, Regeln für<br />

das Leben im Diesseits, auch die christlichen Kirchen,<br />

gegenwärtig vor allem mit Islamkritiker diffamierendem<br />

Moralismus. Diese Politik muss Grundrechtsschutz<br />

in den politischen Grundrechten zu finden<br />

versuchen. Die Einheit von Religion und Politik<br />

(von Kirchen oder Religionsgesellschaften) ist in der<br />

aufklärerischen Republik nur hinnehmbar, wenn die<br />

Religionsgemeinschaft und die Gläubigen nachhaltig<br />

die Säkularisation leben, äußerlich und innerlich,<br />

nämlich die Trennung der Politik von der Religion,<br />

der Kirche vom Staat, der Zweiten von der Ersten<br />

Welt. Das leisten – derzeit immer weniger, aber<br />

doch noch geradeso hinreichend – die christlichen<br />

Kirchen. Aber Jesus sagt zu Pilatus: «Mein Reich<br />

ist nicht von dieser Welt.» Das ist die Grundlage<br />

des augustinischen Gottesstaates und der Zwei-<br />

Schwerter-Lehre, widerspricht aber diametral dem<br />

Islam. Das erweist allein schon die religiöse Verbindlichkeit<br />

der Scharia, hinter der ausweislich der<br />

Kairoer Erklärung der Organisation der islamischen<br />

Konferenz (OIC) von 1990 auch die Menschenrechte<br />

zurückstehen. Der Vorbehalt und der Vorrang der<br />

Die weltliche Republik freier Bürger ist religionspluralistisch.<br />

Demgemäß muss der Staat Neutralität<br />

gegenüber den verschiedenen Religionen<br />

wahren. Er darf sich mit keiner Religion identifizieren,<br />

sondern hat die Religionen, soweit diese<br />

sich auf Glauben, dessen Bekenntnis und Ausübung<br />

beschränken, nicht nur wie jeder seiner Bürger, die<br />

als Bürgerschaft der Staat sind, zu tolerieren, sondern<br />

um der Religionsgrundrechte willen zu schützen<br />

und den Gläubigen hinreichende Möglichkeiten<br />

zu geben, ihre Religion auszuüben. Aber der Staat<br />

hat auch die Grenze der Religionsausübung durchzusetzen,<br />

also die Gesetze, die die Bürger wegen<br />

ihres Glaubens weder diskriminieren noch privilegieren<br />

dürfen.<br />

Der Islam ist mit dem Grundgesetz<br />

nicht vereinbar.<br />

In der freiheitlichen Demokratie ist jeder Bürger<br />

Gesetzgeber. Er hat teil an der Ausübung der<br />

Staatsgewalt, sei es unmittelbar durch Abstimmungen<br />

oder mittelbar durch die Vertretung des Volkes<br />

in der Gesetzgebung, vollziehenden Gewalt und<br />

Rechtsprechung durch die Organe des Staates. Verbindlich<br />

sind die Gesetze nur, weil sie der allgemeine<br />

Wille des Volkes sind, nicht etwa der Wille<br />

der Volksvertreter, zumal der Abgeordneten. Diese<br />

haben, freiheitsdogmatisch, das Mandat, die richtigen<br />

allgemeinen Sollenssätze zu erkennen und<br />

namens des Volkes als Gesetze zu beschließen.<br />

Das verlangt nach wissenschaftlicher Methode,<br />

die Wirklichkeit festzustellen und auf Grundlage der<br />

erkannten Lage ebenso wissenschaftlich das Richtige<br />

zu bestimmen. Jede andere Methode der Politik<br />

ist der praktischen Vernunft zuwider, kann nicht


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Der Islam in Deutschland<br />

das Gemeinwohl verwirklichen und somit nicht der<br />

Wille des ganzen Volkes, die volonté générale, sein.<br />

Jede andere Dogmatik ist herrschaftlich und mit der<br />

freiheitlichen demokratischen Grundordnung unvereinbar.<br />

Sie ist freilich die herrschende und praktizierte<br />

Lehre, die gar in der Mehrheit des Parlaments<br />

die Mehrheit des Volkes repräsentiert sieht<br />

und selbst mit dieser Irrlehre die tendenziell totalitäre<br />

Parteienoligarchie verkennt. Einem Totalitarismus<br />

ist freilich eine das Diesseits verbindlich<br />

regelnde Religion wie der Islam dienlich.<br />

Die Bürger können zur Erkenntnis dessen, was<br />

auf der Grundlage der Wahrheit richtig für das gute<br />

Leben aller Bürger ist, insbesondere nur gelangen,<br />

wenn sie sich in politischen Angelegenheiten von<br />

ihrer Religion lösen; denn ihre Religion ist nicht allgemein.<br />

Sie sind als Bürger verpflichtet, sich innerlich<br />

zu säkularisieren. Das gilt für Muslime nicht<br />

anders als für Katholiken, Protestanten, Juden<br />

und andere religiöse Menschen. Im Islam sind die<br />

Gesetze jedoch der Wille Allahs. Deren Erkenntnis<br />

kann von den Weisen, den Ulama, in der Schura<br />

beratschlagt werden, ihre Verbindlichkeit ist aber<br />

nicht Wille des Volkes, sondern Wille Allahs. Der<br />

Gegensatz einer islamischen Verfassung, in welcher<br />

Besonderheit auch immer, zur aufklärerischen, bürgerlichen<br />

Verfassung ist unüberwindlich.<br />

Missbrauch von Grundrechten<br />

Deswegen und aus vielen weiteren Gründen<br />

ist der Islam mit der freiheitlichen demokratischen<br />

Grundordnung des Grundgesetzes unvereinbar. Hingewiesen<br />

sei auf die Defizite der Gleichberechtigung<br />

von Mann und Frau, auf die menschenrechtswidrigen<br />

Strafen der Scharia, vor allem aber auf<br />

die theokratische Fundierung jeder islamischen<br />

Ordnung. Vereinigungen, die den Islam in seinen<br />

elementaren Prinzipien in Deutschland verwirklichen<br />

wollen, sind nach Artikel 9 Absatz 2 verboten,<br />

weil sie gegen die verfassungsmäßige Ordnung<br />

verstoßen. Darüber helfen die Religionsgrundrechte<br />

nicht hinweg, in welcher Dogmatik auch immer. Im<br />

Gegenteil hat nach Artikel 20 Absatz 4 Grundgesetz<br />

jeder Deutsche das Widerstandsrecht gegen<br />

jeden, der es unternimmt, diese Ordnung, die freiheitliche<br />

demokratische Grundordnung nämlich, zu<br />

beseitigen, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.<br />

Es können nicht die einen ein Grundrecht haben,<br />

gegen dessen Ausübung die anderen Widerstand<br />

leisten dürfen. Die freiheitliche demokratische<br />

Grundordnung ist Grenze jeden Grundrechts. Sie<br />

verpflichtet jeden Menschen in Deutschland. Selbst<br />

wenn, freilich irrig, aus dem Grundgesetz vermeintlich<br />

wegen der Menschenwürde eine umfassende<br />

Religionsfreiheit hergeleitet wird, die nur zugunsten<br />

anderer gleichrangiger, von der Menschenwürde<br />

gebotener Verfassungsprinzipien eingeschränkt<br />

werden dürfe, wie das das Bundesverfassungsgericht<br />

dogmatisiert, ist doch diese Grenze<br />

unverbrüchlich. Jede Missachtung dieser Ordnung<br />

ist nicht Ausübung eines Grundrechts, sondern dessen<br />

Missbrauch. Vermerkt sei, dass das Bundesverfassungsgericht<br />

es bislang tunlichst vermieden hat<br />

zu prüfen, ob der Islam in irgendeiner Variante mit<br />

der freiheitlichen demokratischen Grundordnung<br />

vereinbar ist. Das ist ein überfälliger Prozess, der<br />

über das Schicksal Deutschlands und Europas entscheiden<br />

wird.<br />

Eine Säkularisierung des Islams<br />

würde zu einer anderen Religion<br />

führen.<br />

Nur nach nachhaltiger Säkularisierung kann der<br />

Islam zu Deutschland gehören. Das ist Aufgabe für<br />

die muslimischen Vereinigungen und für jeden Muslim<br />

und für jede Muslima. Bisher wird ein solches<br />

Bemühen im Islam noch als Apostasie, als Abfall<br />

vom Glauben, verfolgt. Eine Säkularisierung widerstreitet<br />

dem Islam im Kern und würde zu einer anderen<br />

Religion führen. Sie ist deshalb nicht zu erwarten.<br />

Vielmehr verpflichtet der Islam die Umma und<br />

damit alle Muslime zum Dschihad, zur Ausbreitung<br />

des Islams in alle Welt mit allen zur Verfügung stehenden<br />

Mitteln.<br />

Für ein Scharia-<br />

Verbot!<br />

Durch ein Verbot der Scharia<br />

oder eine Nichterfüllung vieler<br />

politischer Forderungen der Islam-Verbände<br />

– Gleichstellung<br />

ihrer Feiertage mit christlichen,<br />

Kopftuch im Staatsdienst, Halal<br />

in Kindergärten – würde unser<br />

Staat die Religionsfreiheit für<br />

Muslime nicht beschneiden: Die<br />

Scharia selbst gewährt nämlich<br />

den Gläubigen in Ländern,<br />

in denen das islamische Recht<br />

noch nicht umgesetzt ist, explizit<br />

«Erleichterungen» bei der Befolgung<br />

ihrer Vorschriften. Zum<br />

Beispiel dürfen in diesem Fall<br />

Gebete samt ritueller Waschungen<br />

auch außerhalb der vorgegebenen<br />

Zeiten praktiziert, also<br />

nachgeholt werden, sogar der<br />

Verzehr von Schweinefleisch<br />

ist dann möglich. Minarette gar<br />

kennt der ganze Koran an keiner<br />

einzigen Stelle – warum also<br />

sollte deren Errichtung nicht in<br />

Deutschland ebenso verboten<br />

sein wie in der Schweiz seit einem<br />

entsprechenden Volksentscheid<br />

2008? (Peter Boehringer)<br />

_ Karls Albrecht Schachtschneider<br />

gehört zu den bedeutendsten<br />

Staatsrechtlern in Deutschland<br />

und hat sich besonders durch<br />

seine Klagen gegen den Euro<br />

und den EU-Zentralismus vor<br />

dem Bundesverfassungsgericht<br />

einen Namen gemacht. Im Buch<br />

«Grenzen der Religionsfreiheit am<br />

Beispiel des Islam» (Duncker &<br />

Humblot, Berlin, 20<strong>10</strong>, 2. Auflage<br />

2011, 140 Seiten) hat er die hier<br />

skizzierten Rechtsfragen näher<br />

erörtert. Eine kurze Abhandlung<br />

dazu findet sich unter dem Titel<br />

«Islamische Religionsausübung<br />

in Deutschland» auch in seinem<br />

aktuellen Buch «Erinnerung ans<br />

Recht. Essays zur Politik unserer<br />

Tage» (Kopp-Verlag, Rottenburg,<br />

2016).<br />

Proteste gegen Scharia-Polizei:<br />

2014 marschierte eine selbsternannte<br />

Uniformtruppe des Konvertiten<br />

Sven Lau durch Wuppertal.<br />

Foto: metropolico.org CC BY-SA 2.0,<br />

flickr.com<br />

55


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Der Islam in Deutschland<br />

Die falschen Opfer<br />

_ von Open Doors<br />

Sie entkamen zwar dem Islam-Terror in ihrem Heimatland – werden<br />

aber weiterhin von Muslimen drangsaliert: christliche Flüchtlinge<br />

in deutschen Asylheimen. Es gibt Hunderte gut dokumentierter Fälle<br />

– doch für die Lügenpresse kann nicht sein, was nicht sein darf.<br />

Gewalt gegen<br />

Christen<br />

In der von Open Doors vorgelegten<br />

Erhebung heißt es: «Die<br />

meisten Teilnehmer der Erhebung<br />

kamen aus dem Iran (etwa<br />

69 Prozent), knapp 13 Prozent<br />

aus Afghanistan und 5 Prozent<br />

aus Syrien. 86 Prozent der Befragten<br />

sind Christen muslimischer<br />

Herkunft, wobei der Großteil<br />

von ihnen schon in ihrem<br />

Heimatland zum christlichen<br />

Glauben übergetreten ist. Die<br />

christlichen Flüchtlinge haben<br />

angegeben, dass sie sowohl von<br />

Mitflüchtlingen als auch vonseiten<br />

des Wachpersonals Verfolgung<br />

erlebt haben. Drei Viertel<br />

der Befragten wurden wiederholt<br />

angegriffen.»<br />

Leiden für den Glauben: Allein das<br />

Kreuz reicht aus, um zu Opfern fanatisierter<br />

Muslime zu werden. Foto:<br />

picture alliance / dpa<br />

In der Studie «Religiös motivierte Übergriffe<br />

gegen christliche Flüchtlinge in Deutschland» dokumentiert<br />

Open Doors anhand detaillierter Fragebögen<br />

die Erfahrungen von 231 christlichen Flüchtlingen<br />

in deutschen Flüchtlingsunterkünften. Darin<br />

berichten sie von gewaltsamen Angriffen, Drohungen<br />

und Diskriminierungen, die demzufolge gehäuft<br />

auftreten. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung<br />

hat sich umfangreich und mit deutlicher Kritik<br />

zur Erhebung geäußert. Sie titelt: «Unseriöse Studie<br />

– Zweifel an Christenverfolgung in Flüchtlingsheimen».<br />

Sie bezweifelt, dass die Erhebung deutschlandweit<br />

durchgeführt wurde. Die von der FAS monierte<br />

Besonderheit, dass über die Hälfte der Befragten<br />

aus Berlin stammt, ist für die Aussagekraft der<br />

Erhebung von wenig Belang und wurde dort bereits<br />

klar kommuniziert: «49 Prozent der Befragten (114<br />

Personen) wohnten zum Zeitpunkt der Befragung<br />

noch in einer Erstunterkunft in einem der Bundesländer<br />

Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg,<br />

Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen<br />

oder Sachsen-Anhalt, wobei Berlin<br />

mit insgesamt 124 Personen etwas über die Hälfte<br />

der Befragten stellt.»<br />

Im Artikel heißt es: «Trotz mehrfacher Nachfrage<br />

ist die Organisation (…) nicht in der Lage, auch nur<br />

einen Pfarrer aus dem Bereich der großen Landeskirchen<br />

zu benennen, der an einem Fragebogen mitgewirkt<br />

hat.» Entgegen der Aussage gab es Rückläufe<br />

ausgefüllter Fragebögen, auch von Pfarrern<br />

aus der Landeskirche. Der Redakteur hatte jedoch<br />

ausdrücklich nach Fragebögen aus Hessen und Niedersachsen<br />

gefragt. Dementsprechende Berichte<br />

lagen nicht vor und waren innerhalb einer Woche<br />

nicht zu erhalten.<br />

Aussage, die Vorwürfe seien «zu <strong>10</strong>0 Prozent aus<br />

der Luft gegriffen», deckt sich exakt mit der Problematik,<br />

die bereits in der Erhebung benannt wird:<br />

Oftmals haben Heimleiter und Betreiber keinerlei<br />

Interesse daran, religiös motivierten Übergriffen<br />

nachzugehen.<br />

Täter-Opfer-Umkehr<br />

Ausgeprägtes Interesse zeigte die FAS an einem<br />

«besonders eklatanten Fall der Gewalt gegen einen<br />

Christen» in (…) Niedersachsen. Dazu wurde der<br />

Kontakt zu Pastor Michel Youssif hergestellt, der<br />

zahlreiche christliche Flüchtlinge im Rahmen seiner<br />

arabischsprachigen Gemeinde betreut. Ein<br />

Flüchtling aus dem niedersächsischen Lamspringe<br />

hatte ihm berichtet, dass er wegen seiner erklärten<br />

Absicht, als Alevit zum christlichen Glauben zu konvertieren,<br />

bereits mehrfach von sunnitischen Muslimen<br />

und IS-Sympathisanten angegriffen worden<br />

sei. Der Pastor glaubte ihm. Eine telefonische Nachfrage<br />

der FAS im Flüchtlingsheim erbrachte, dass<br />

der christliche Flüchtling «aggressiv» gewesen sei.<br />

Immer wieder flehte er: «Bitte, ich<br />

habe Angst!»<br />

Wie Pastor Youssif jedoch zu berichten wusste,<br />

hatte der betroffene Flüchtling aus Lamspringe nach<br />

dem FAS-Interview große Angst, auf die Straße zu<br />

gehen. «Er hat mehrere Male bei mir angerufen und<br />

versichert, dass er die Wahrheit sage. Immer wieder<br />

sagte er auch: ”Bitte, ich habe Angst!”»<br />

56<br />

_ Der Text erschien als Presseerklärung<br />

des Hilfswerks Open Doors<br />

und wurde für die Veröffentlchung<br />

in <strong>COMPACT</strong> gekürzt und behutsam<br />

redaktionell bearbeitet. (Quelle:<br />

opendoors.de)<br />

Die FAS stellt die Glaubwürdigkeit der Flüchtlinge<br />

in Frage, indem sie einen Fall aus der Gemeinde<br />

des Berliner Pfarrers Dr. Gottfried Martens aufgreift.<br />

Sie greift den in der Erhebung genannten Fall eines<br />

christlichen Ehepaars aus Afghanistan (Konvertiten)<br />

auf, das aufgrund massiver Drangsalierung in seiner<br />

Unterkunft in die Kirche von Pfarrer Martens geflohen<br />

war. In diesem Zusammenhang kommt auch ein<br />

Vertreter der Betreibergesellschaft zu Wort. Seine<br />

Die jahrtausendealten christlichen Gemeinden im Nahen<br />

Osten befinden sich durch den IS-Terror praktisch in Auflösung.<br />

Foto: picture alliance / AP Photo


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Der Islam in Deutschland<br />

«Hat gerade noch gefehlt»<br />

_ von Jan von Flocken<br />

Die Leitmedien fälschen Friedrich den Großen zum Islam-Versteher um. Tatsächlich<br />

war die preußische Religions- und Einwanderungspolitik an strikte Bedingungen<br />

geknüpft: Hereingelassen wurden nur, wer dem Staat nützlich war.<br />

Preußens König Friedrich II. saß erst wenige<br />

Wochen auf dem Thron, da erreichte ihn am 15. Juni<br />

1740 die amtliche Anfrage, ob ein Katholik in der<br />

evangelischen Stadt Frankfurt/Oder das Bürgerrecht<br />

erwerben dürfe. Friedrich antwortete mit einem<br />

Satz, der in die Geschichtsbücher einging: «Alle<br />

Religionen sind gleich gut, wenn nur die Leute, die<br />

sie ausüben, ehrliche Leute sind, und wenn Türken<br />

und Heiden kämen und wollten das Land bevölkern,<br />

so wollen wir ihnen Moscheen und Kirchen bauen.»<br />

Dieses Zitat wird heute benutzt, um Friedrich<br />

den Großen gleichsam als Vorkämpfer einer islamischen<br />

Masseneinwanderung hinzustellen, obwohl<br />

er hier nur im Konjunktiv von einer damals gänzlich<br />

unwahrscheinlichen Möglichkeit spricht. Tatsächlich<br />

stand der Monarch allen Belangen der Religion<br />

zeitlebens gleichgültig bis spöttisch gegenüber;<br />

egal ob Katholiken, Evangelische, Juden,<br />

Mohammedaner oder Buddhisten – gläubige Menschen<br />

hielt er für bedauernswerte Schwachköpfe.<br />

Zum Ende seiner Regierungszeit wollte Friedrich<br />

sogar Tataren an der äußersten Landesgrenze zu<br />

Polen ansiedeln, «wenn nur die Seen und die vielen<br />

Moräste urbar gemacht werden können». Womit<br />

wir beim Kern der Sache angelangt sind. Der brandenburgisch-preußische<br />

Staat zeigte seit Anfang<br />

des 17. Jahrhunderts eine bemerkenswerte Toleranz<br />

in Religions- und Einwanderungsfragen. Nach<br />

horrenden Menschenverlusten während des 30-jährigen<br />

Krieges war es ebenso klug wie berechnend,<br />

Immigration nach Kräften zu fördern. Friedrich Wilhelm,<br />

der Große Kurfürst, betrieb diese ab 1650 mit<br />

seinem «Patent für Neusiedler». Er rief niederländische<br />

Kolonisten und Handwerker, <strong>Spezial</strong>isten für<br />

Garten- und Kanalbau, ins Land, um den Wiederaufbau<br />

der verwüsteten Mark Brandenburg voranzubringen.<br />

Bis 1669 wurden weitere Einwanderungsedikte<br />

erlassen, die den Ankömmlingen mehrjährige<br />

Befreiung von Steuern und Abgaben, unentgeltliche<br />

Zuweisung von Bauland, Befreiung von militärischen<br />

Einquartierungen sowie kostenlose Erteilung<br />

des Meisterrechts zusicherten. Den Neuansiedlern<br />

bot man «verfallene, wüste und ruinierte<br />

Häuser» an, die sie wieder aufbauen konnten. Holz,<br />

Kalk und Steine stellte der Staat zur Verfügung, und<br />

die Gebäude waren jahrelang von sämtlichen Steuern,<br />

Hypotheken oder Altschulden befreit.<br />

Gesucht: Aufbauhelfer<br />

Der große Unterschied zu heutigen Verhältnissen:<br />

Preußen benötigte nicht Menschen schlechthin,<br />

sondern Arbeitskräfte und Produzenten, Leute voller<br />

Fleiß und Unternehmungsgeist, welche dem Staat<br />

nicht auf der Tasche lagen. Die landwirtschaftliche<br />

Erschließung des Landes, Gewerbeförderung,<br />

Nachwuchspflege für Armee oder Beamtenschaft<br />

und nicht zuletzt die Steigerung des Steueraufkommens<br />

bildeten die entscheidenden Gesichtspunkte<br />

bei der Einwanderungspolitik.<br />

Ganz eindeutig erfolgten Bevölkerungspolitik<br />

und Minoritätenschutz in Brandenburg-Preußen<br />

ausschließlich nach rationalen Kriterien. Das<br />

Wohlergehen des eigenen Landes stand hierbei<br />

an vorderster Stelle. Von den Einwanderern, die<br />

ihre gewohnten Lebensumstände zurücklassen<br />

mussten, wurde verlangt, dass sie sich den neuen<br />

Sozialstrukturen, den ungewohnten Verhaltensweisen<br />

und Traditionen anpassen. Erst nach ihrer<br />

Eta blierung in Preußen «sollen ihnen auch alle diejenigen<br />

Freiheiten, Privilegien, Rechte und Gerech-<br />

Friedrich Wilhelm von Brandenburg,<br />

der Große Kurfürst, empfängt aus<br />

Frankreich geflohene Hugenotten<br />

im Potsdamer Schloss, Hugo Vogel,<br />

Holzstich, 1885. Foto: picture-alliance<br />

/ akg<br />

«Sind liederliche<br />

Leute dabei?» <br />

Friedrich Wilhelm I.<br />

57


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Der Islam in Deutschland<br />

58<br />

Emanzipation<br />

der Juden<br />

Mit dem «Edikt betreffend die<br />

bürgerlichen Verhältnisse der<br />

Juden in dem Preußischen Staate»<br />

vom 11. März 1812 wurden<br />

die im Lande lebenden Juden Inländer<br />

und preußische Staatsbürger.<br />

Damit wurden sie nicht<br />

mehr als Fremde angesehen und<br />

unterschieden sich staatsrechtlich<br />

nicht mehr von den übrigen<br />

Untertanen.<br />

Das Dekret hob das Schutzverhältnis<br />

der Juden auf und gewährte<br />

ihnen Niederlassungs-,<br />

Handels- und Gewerbefreiheit.<br />

Juden konnten sich erstmals im<br />

gesamten preußischen Gebiet<br />

frei bewegen und nach eigenem<br />

Gutdünken ohne weitere obrigkeitliche<br />

Kontrolle Grundbesitz<br />

erwerben. Alle Sonderabgaben<br />

fielen weg.<br />

Allerdings konnten die Staatsbehörden<br />

einzelnen Juden das<br />

neue Staatsbürgerrecht wieder<br />

entziehen. Es erstreckte sich<br />

auch nicht auf die Zulassung der<br />

Juden zum Offizierskorps, zur<br />

Justiz und zur öffentlichen Verwaltung,<br />

sondern verwies diese<br />

Zulassungen auf Einzelfälle und<br />

eine spätere Gesetzgebung. Alle<br />

älteren preußischen Vorschriften,<br />

die sich mit den Rechtsverhältnissen<br />

der Juden befassten,<br />

wurden aufgehoben, insbesondere<br />

das Revidierte General-Privileg<br />

Friedrichs des Großen von<br />

1750. Auf abweichende religiöse<br />

Bräuche – wie die Form der<br />

Eheschließung oder die der Eidesleistung<br />

– wurde Rücksicht<br />

genommen.<br />

Moses Mendelssohn (1729-1786)<br />

war der bedeutendste jüdische Aufklärer<br />

und Philosoph seiner Zeit.<br />

Foto: Gemeinfrei / Wikimedia Commons<br />

Rund 20.000 Salzburger Protestanten<br />

siedelten sich nach 1731 in Ostpreußen<br />

an. Foto: picture-alliance /<br />

Judaica-Sammlung Richter<br />

tigkeiten daselbst zustehen, welche anderen auch<br />

zugute kommen», hieß es im Preußischen Einladungspatent<br />

für die Salzburger Emigranten vom<br />

Februar 1732.<br />

Unter diesen Gesichtspunkten erfolgte bereits<br />

1685 die Aufnahme von 20.000 aus Frankreich vertriebenen<br />

Hugenotten. Ähnliches spielte sich 1732<br />

ab, als der sogenannte Soldatenkönig Friedrich Wilhelm<br />

I. fast 20.000 Protestanten aufnahm, die aus<br />

dem Salzburger Land fliehen mussten. In langen,<br />

gut organisierten Trecks zogen sie über Halle und<br />

Berlin nach Ostpreußen, wo die meisten auf königlichen<br />

Domänen oder auf brachliegendem Land angesiedelt<br />

wurden. Aber die Preußen sahen sich ihre<br />

Einwanderer zuvor sehr genau an. Friedrich Wilhelm<br />

I. ließ durch Kommissare überprüfen: «Sind<br />

liederliche Leute dabei? Welche, die sich besaufen<br />

oder der Völlerei ergeben?» Solche Menschen<br />

wurden selbstverständlich nicht aufgenommen.<br />

Genau unter die Lupe nahm man auch jene fast<br />

5.000 Schweizer Landwirtsfamilien, die bis 1740<br />

einwanderten, um bei der Trockenlegung des Oderbruchs<br />

und anderer Moorgebiete tätig zu werden.<br />

Verlangt: Bekenntnis zu Preußen<br />

Mit voller Härte reagierte der Staat hingegen<br />

auf sämtliche gesellschaftlichen Außenseiter. In<br />

Preußen galten zahlreiche Verordnungen, wonach<br />

Arme, Bettler, Landstreicher «und anderes unnützes<br />

Gesinde» abzuweisen seien. Deren «Abhaltung und<br />

Vertreibung aus den königlichen Landen» war eine<br />

grundlegende Maßnahme. Schon König Friedrich I.<br />

erließ am 24. November 17<strong>10</strong> das «Edikt wider die<br />

Zigeuner». Friedrich Wilhelm I. befahl 1725, «dass<br />

die Zigeuner, welche das Land betreten wollen und<br />

über 18 Jahre alt sind, ohne Gnade mit dem Galgen<br />

bestraft und ihre Kinder in die Waisenhäuser<br />

gebracht werden sollen». Wobei mit Waisenhäusern<br />

streng reglementierte Arbeitsstätten gemeint<br />

waren. Über die Juden urteilte der König 1721: «Ich<br />

verlange mir das Schachergesindel nicht in meinem<br />

Lande.» Dem folgte 1726 eine Vorschrift, wonach<br />

Juden, denen Betrug in Geldangelegenheiten nachgewiesen<br />

wurde, sämtliche Privilegien verloren und<br />

Preußen zu verlassen hatten.<br />

Unter diesen Voraussetzungen konnte sich der<br />

preußische Staat auch durchaus Toleranz auf gewissen<br />

Gebieten leisten. Die für ihren Fleiß berühmte<br />

Sekte der Mennoniten lehnte jeglichen Militärdienst<br />

aus Gewissensgründen ab. Als mit dem<br />

Erwerb von Westpreußen 12.000 von ihnen Untertanen<br />

wurden, stellte Friedrich der Große ihnen 1780<br />

ein Privileg aus, wonach sie dauerhaft vom Wehrdienst<br />

befreit wurden – so viel zum Thema preußischer<br />

Militarismus. Toleranz konnte umso leichter<br />

geübt werden, als die Einwanderer fast ausnahmslos<br />

aus demselben christlich-abendländischen Kulturkreis<br />

stammten, aus dessen gemeinsamen Erfahrungsbereich<br />

und seiner traditionellen Lebenswelt.<br />

Differenzen bezüglich Sprache, Konfession oder<br />

wirtschaftlicher Potenzen blieben zweitrangig.<br />

Sie alle «bekannten sich aber zu Preußen und der<br />

damit verbundenen übernationalen Staatsidee.»,<br />

schrieb Julius H. Schoeps in seinem Buch Preußen.<br />

Geschichte eines Mythos.<br />

Hochgewachsene Türken durften<br />

in der Leibgarde der «Langen<br />

Kerls» dienen.<br />

Das galt ebenso für die wenigen Zuwanderer<br />

moslemischen Glaubens. Als einige hochgewachsene<br />

Türken in die Leibgarde des Soldatenkönigs,<br />

den «Langen Kerls», eintraten, erteilte er ihnen<br />

die Erlaubnis, in Garnisonsnähe eine improvisierte<br />

Moschee zu errichten und dort Gottesdienste abzuhalten<br />

– aber selbstverständlich mussten sie ihren<br />

strengen Wach- und Exerzierdienst ableisten, wie<br />

jeder andere auch.<br />

Noch einmal zu Friedrich dem Großen und dessen<br />

Devise, in Preußen «muss ein jeder nach seiner<br />

Fasson selig werden». Seinem Freund Voltaire<br />

berichtete er im August 1775 von vagen Plänen,<br />

tausend moslemische Familien in Westpreußen<br />

anzusiedeln und ihnen dort Moscheen zu bauen.<br />

Im Kontext liest sich das freilich wie blanke Ironie:<br />

«Dann wird man dort hilli und halla singen hören.<br />

Diese Sekte hat dem Land gerade noch gefehlt.»


Von Kairo bis Köln<br />

_ von Karel Meissner<br />

Proteste nach der Absetzung des<br />

ägyptischen Präsidenten Mohammed<br />

Mursi in Kairo am 11. Oktober<br />

2013. Foto: picture alliance / AP<br />

Photo<br />

Überall, wo der Dschihad vorbereitet wird, finden sich Emissäre eines Geheimbundes:<br />

der Muslimbrüder. In Deutschland reicht ihr Einfluss bis in die höchsten<br />

islamischen Gremien. Die Staatsschutzorgane sind alarmiert, doch die Politik zieht<br />

keine Konsequenzen.<br />

Am 6. Januar 2015 gedachte Berlin der Opfer<br />

der islamistischen Anschläge, die kurz zuvor Paris<br />

und ganz Frankreich in Schrecken versetzt hatten.<br />

<strong>10</strong>.000 Menschen waren einem Aufruf des Zentralrats<br />

der Muslime (ZMD) gefolgt, der seinerseits<br />

von der Bundesregierung mehr oder weniger kräftig<br />

animiert worden war. Redner war unter anderem<br />

der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek. Wie<br />

wenig populär die Veranstaltung bei Mazyeks Leuten<br />

gewesen ist, zeigt eine genauere Untersuchung.<br />

Das RTL-Nachtjournal merkt an: «Für eine muslimische<br />

Veranstaltung waren es zu wenige Muslime.<br />

Vielleicht 2.000. Doppelt so viele kommen,<br />

wenn Erdogan Wahlkampf macht in Berlin.» Stern.<br />

de resümierte: «Bei dieser Mahnwache waren fast<br />

mehr Minister als Moslems.»<br />

kischen Grauen Wölfe, sind Mitglied des Zentralrats<br />

der Muslime. Das sind Fundamentalisten und<br />

Islamo-Faschisten. Wie kann man einerseits Pegida<br />

verteufeln, aber mit ihren muslimischen und türkischen<br />

Gesinnungsgenossen eine Mahnwache<br />

gegen Extremismus machen?»<br />

Bomben gegen Nasser<br />

Während die Grauen Wölfe eine spezifisch<br />

osmanische Vereinigung sind, hat die Muslimbruderschaft<br />

(MB) weltweite Bedeutung: Sie gilt als<br />

Impulsgeber des islamischen Terrorismus auf allen<br />

Kontinenten und hat heute nach eigenen Angaben<br />

<strong>10</strong>0 Millionen Mitglieder, die in nationalen Sektionen<br />

in über 70 Ländern organisiert sind.<br />

Mohammed Mursi im Käfig vor<br />

Gericht im Juni 2015; Der den Muslimbrüdern<br />

nahestehende Ex-Präsident<br />

wurde zum Tode verurteilt.<br />

Foto: picture alliance / ZUMA-<br />

PRESS.com<br />

Ali Ertan Toprak, Vorsitzender der Kurdischen<br />

Gemeinde Deutschland, äußerte im Vorfeld Unverständnis,<br />

dass mit Islamisten gegen Terrorismus<br />

demonstriert werden sollte: «Wissen die deutschen<br />

Parteien, mit wem sie am Dienstag demonstrieren?<br />

Muslimbrüder und Atib, eine Abspaltung der tür-<br />

Gegründet wurde die MB 1928 in Ägypten von<br />

dem Grundschullehrer Hasan al-Banna (1906–<br />

1949). Berühmt und berüchtigt wurde die Organisation<br />

zu Beginn der 1950er Jahre, als der ägyptische<br />

König von patriotischen Offizieren unter Gamal<br />

abdel Nasser gestürzt wurde. Die MB kritisierte die<br />

«Erdogan, der<br />

ewige Muslimbruder».<br />

Die Welt<br />

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<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Der Islam in Deutschland<br />

Das gelbe Stirnband war Symbol<br />

der von Muslimbrüdern organisierten<br />

Proteste gegen den Militärputsch<br />

zur Absetzung Mursis im<br />

Juli 2013. Hier eine vollverschleierte<br />

Demonstrantin im gutsituierten<br />

Kairoer Vorort Helwan. Foto: picture<br />

alliance/AP Photo<br />

Am <strong>10</strong>.5.2015 versammeln sich<br />

Anhänger des türkischen Staatspräsidenten<br />

Erdogan. Foto: picture alliance/dpa<br />

mangelnde Frömmigkeit der neuen Führung und<br />

reagierte mit Bombenanschlägen und Attentaten.<br />

Nasser konterte, ließ die MB mehrfach verbieten<br />

und ihren wichtigsten Theoretiker Seyyid Qutb 1966<br />

in Kairo hinrichten. Dessen Bruder flüchtete nach<br />

Saudi-Arabien, unterrichtete dort als Professor an<br />

der Universität von Dschidda und verbreitete dessen<br />

verbotene Schriften weiter – unter anderem an<br />

einen jungen Studenten namens Osama bin Laden.<br />

Der hingerichtete Qutb war «der intellektuelle Held<br />

aller Gruppen, die später bei al-Qaida mitmachten,<br />

ihr Karl Marx, ihr Führer», fasst Paul Berman in der<br />

New York Times zusammen. Jedenfalls gingen aus<br />

der Muslimbruderschaft Organisationen wie die<br />

Hamas in Palästina und die Gruppe Islamischer<br />

Dschihad in Ägypten hervor. In Syrien (1982) und<br />

Algerien (in den 1990er Jahren) waren sie an blutigen<br />

Aufständen gegen die Staatsmacht beteiligt.<br />

Vorstoß nach Europa<br />

Der Anführer der ägyptischen MB, Aywan al-Zawahiri,<br />

schickte in den 1990er Jahren, ebenso wie<br />

bin Laden, seine Gotteskrieger auf den Balkan. Ziel<br />

war die Einführung der Scharia in Bosnien-Herzegowina,<br />

das sich 1991 von Jugoslawien abgespalten<br />

hatte.<br />

In Sarajevo wurden die 5.000 arabischen<br />

Dschihadisten 1992 bereitwillig von Alija Izetbegovic<br />

empfangen, der sich als Präsident an die<br />

Spitze der Sezessionsrepublik Bosnien-Herzegowina<br />

gesetzt hatte. Die serbische Volksgruppe<br />

kämpfte erbittert gegen die Abspaltung – auch deswegen,<br />

weil sie die Entrechtung aller Nicht-Muslime<br />

befürchtete. Ein dreijähriger Bürgerkrieg mit<br />

<strong>10</strong>0.000 Toten war die Folge.<br />

Wie sehr Izetbegovic selbst von der Muslimbruderschaft<br />

beeinflusst war, kann man seinem Hauptwerk<br />

Islamische Deklaration entnehmen. Im Mittelpunkt<br />

steht «das Prinzip der islamischen Ordnung,<br />

das heißt die Einheit von Religion und Politik». Das<br />

Buch ist eine Kampfansage an andere Religionen:<br />

«Es kann keinen Frieden und keine Koexistenz zwischen<br />

dem islamischen Glauben und nicht-islamischen<br />

Gemeinschaften und politischen Institutionen<br />

geben.» Izetbegovic befürwortete «den Kampf<br />

zur Schaffung einer großen islamischen Föderation<br />

von Marokko bis Indonesien, von Schwarzafrika<br />

bis Mittelasien». Dafür müssten auch Gesellschaften<br />

mit nicht-islamischen Bevölkerungsteilen<br />

erobert werden. «Die islamische Bewegung sollte<br />

und muss die Macht übernehmen, sobald sie moralisch<br />

und numerisch stark genug ist, um nicht nur<br />

die vorhandene nicht-islamische Herrschaft zu<br />

stürzen, sondern auch eine neue islamische aufzubauen<br />

(…).» Um den verderblichen westlichen<br />

Einfluss zurückzudrängen, empfahl er eine fundamentalistische<br />

Gleichschaltung des öffentlichen<br />

Lebens: «Die Erziehung des Volkes und besonders<br />

die Massenmedien – Presse, Radio, TV und Film –<br />

sollten in den Händen von Leuten sein, deren islamische<br />

Moral und intellektuelle Autorität unzweifelhaft<br />

sind. Die Medien dürfen nicht, wie so oft, in<br />

die Hände verdorbener und degenerierter Leute fallen,<br />

die dann die Ziellosigkeit und Leere ihres eigenen<br />

Lebens auf andere übertragen.»<br />

«Das Weiße Haus sah die Muslimbrüder<br />

als stillen Alliierten.» <br />

<br />

CIA-Agent Robert Baer<br />

60<br />

Trotz dieser extremistischen Ansichten, die Izetbegovic<br />

in Jugoslawien eine Haftstrafe eingebracht<br />

hatten, und trotz seines Schulterschlusses mit bin<br />

Laden und al-Zawahiri erfreute sich der Politiker<br />

während des bosnischen Bürgerkrieges der<br />

geschlossenen Unterstützung der NATO-Staaten.<br />

Dieses perverse Bündnis war nicht neu. Der Islamwissenschaftler<br />

Robert Dreyfuss weist in seinem<br />

Buch Devil‘s Game (Des Teufels Spiel; New York,<br />

2005) nach, dass der Westen sich immer wieder der<br />

Muslimbruderschaft für eigene Interessen bedient<br />

hat – vor allem als Rammbock gegen arabische Nationalisten<br />

wie Nasser, die mit Enteignungen gegen<br />

anglo amerikanische Ölinteressen vorgingen. Auch<br />

die Hamas erfreute sich in der Frühphase kräftiger<br />

Unterstützung aus Israel – die Zionisten wollten in<br />

den 1980er Jahren die damals noch allmächtige PLO<br />

von Jassir Arafat schwächen. Der ehemalige CIA-<br />

Agent Robert Baer spricht in seinem Buch Sleeping<br />

with the Devil (Mit dem Teufel schlafen; New York,


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Der Islam in Deutschland<br />

2003) von einem «schmutzigen kleinen Geheimnis»:<br />

«Das Weiße Haus sah die Brüder als stillen Alliierten,<br />

eine Geheimwaffe gegen (was sonst?) den<br />

Kommunismus.» Tatsächlich nutzte die US-Außenpolitik<br />

die MB auch zur Anzettelung von Unruhen in<br />

den zentralasiatischen Sowjetrepubliken.<br />

Ein Alarmruf<br />

Gefahr für Deutschland<br />

Die aktuelle Stärke der Muslimbrüder zeigte sich<br />

im Jahr 2012, als sie in Ägypten nach dem Sturz<br />

von Staatschef Hosni Mubarak vorübergehend die<br />

Macht ergreifen und einen der ihren, Mohammed<br />

Mursi, als Präsidenten durchsetzen konnten. In den<br />

Oppositions- und Terrorbewegungen gegen Baschar<br />

al-Assad in Syrien spielen sie, nicht erst seit dem<br />

Ausbruch offener Gewalt 2011, ebenfalls die zentrale<br />

Rolle.<br />

Auch dem türkischen Präsidenten werden Verbindungen<br />

zur MB nachgesagt: «Recep Tayyip<br />

Erdogan, der ewige Muslimbruder», titelte Die Welt<br />

Ende 2013. Tatsächlich hatte sich der Türke im ägyptischen<br />

Machtkampf offen hinter Mursi gestellt. In<br />

jedem Fall gehörte Erdogans politischer Ziehvater<br />

Necmettin Erbakan der Geheimgesellschaft an: Die<br />

MB hatte auf die Gründung eines türkischen Zweiges<br />

verzichtet, weil sie in der von Erbakan geführten<br />

Milli-Görüs-Bewegung («Nationale Sicht») Gesinnungsgenossen<br />

sah.<br />

Ist es möglich, dass sich das bosnische Szenario<br />

in Mitteleuropa wiederholt? Könnten Erdogan<br />

und die Dschihadisten in Syrien ihre MB-Verbindung<br />

nutzen, um auch Deutschland in einen Bürgerkrieg<br />

zu treiben? Der deutsche Inlandsgeheimdienst<br />

hat jedenfalls ein wachsames Auge auf die Muslimbrüder<br />

mit ihren geschätzt 1.600 Anhängern in der<br />

Bundesrepublik. 2009 fand man einen Vierjahresplan<br />

der MB. «Die darin vorgesehenen Maßnahmen<br />

basieren auf einer Doppelstrategie», heißt es im<br />

bayrischen Verfassungsschutzbericht 2013. «Nach<br />

außen gibt sich die MB offen, tolerant und dialogbereit<br />

und strebt eine Zusammenarbeit mit politischen<br />

Institutionen und Entscheidungsträgern an,<br />

um so Einfluss im öffentlichen Leben zu gewinnen.<br />

Ihr Ziel bleibt aber die Errichtung einer auf der Scharia<br />

basierenden gesellschaftlichen und politischen<br />

Ordnung, wobei die MB für sich die Führungsrolle<br />

für alle Muslime beansprucht.»<br />

«Als Generalbevollmächtigter der Europäischen Moscheebauund<br />

Unterstützungsgesellschaft verwaltet el-Zayat mehr als<br />

600 Moscheen in Europa.» (Kölner Stadtanzeiger, 19.12.2007)<br />

Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb<br />

Der in Kairo wohnhafte, langjährige oberste<br />

MB-Führer Mohammed Mahdi Akef bezeichnete<br />

2007 den damaligen IGD-Präsidenten Ibrahim el-Zayat<br />

in einem ARD-Fernsehbeitrag als «Chef der Muslimbrüder<br />

in Deutschland». El-Zayat bestritt dies.<br />

Das NRW-Innenministerium schrieb, el-Zayats Verbindungen<br />

reichten «durch persönliche Kontakte von<br />

Funktionären und gemeinsame Projekte sowohl in<br />

den Bereich von islamisch-extremistischen Organisationen<br />

arabischstämmiger als auch türkischstämmiger<br />

Muslime, sowie zu einer islamischen Hilfsorganisation,<br />

die im Verdacht steht, heimlich den islamistischen<br />

Terrorismus zu unterstützen».<br />

«Ihr Ziel bleibt die Errichtung einer<br />

auf der Scharia basierenden<br />

Ordnung.» Verfassungsschutz<br />

«Die IGD in Deutschland und<br />

die mit ihr unmittelbar oder mittelbar<br />

vernetzten Organisationen,<br />

wie etwa die türkische Milli<br />

Görüs, sind politische Islamisten.<br />

Sie vertreten eine sehr<br />

radikale Haltung, die die absolute<br />

Geltung des Grundgesetzes<br />

nicht akzeptiert. Wie die terroristischen<br />

Islamisten kämpfen<br />

sie für die Verbreitung der Scharia,<br />

doch ihre Vorgehensweise<br />

ist anders: Sie rufen nicht direkt<br />

zur Gewalt auf, sondern nutzen<br />

gesetzliche Freiräume, um gegen<br />

unsere Rechtsordnung vorzugehen.<br />

Die ihnen zugerechneten<br />

Publikationen sind voll von<br />

antisemitischer Hetze und propagieren<br />

die Überlegenheit des<br />

Mannes gegenüber der Frau.<br />

Die Frage zum Beispiel, ob man<br />

seine Ehefrau schlagen sollte,<br />

wenn sie nicht gehorcht, beantworten<br />

politische Islamisten<br />

auf ihren Internetseiten so:<br />

erst reden, dann getrennte Ehebetten,<br />

und wenn auch das nicht<br />

hilft, helfen Prügel.» (Die damalige<br />

CDU-Bundestagsabgeordnete<br />

und spätere Bundesfamilienministerin<br />

Kristina Schröder<br />

in der Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung, 11.5.2007, nach einem<br />

Auftritt des IGD-Chefs el-Zayat<br />

auf der Islamkonferenz der Bundesregierung)<br />

Das Symbol der IGD. Quelle: IGD<br />

Als mitgliederstärkste MB-Organisation in<br />

Deutschland wird die 1958 gegründete Islamische<br />

Gemeinschaft in Deutschland (IGD) mit Sitz in Köln<br />

betrachtet. Am 15. November 2014 veröffentlichte<br />

das Kabinett der Vereinigten Arabischen Emirate<br />

eine Liste mit 83 dem islamischen Terrorismus zuzurechnenden<br />

Organisationen. Als einzige deutsche<br />

Organisation ist hier die IGD aufgeführt.<br />

Obwohl el-Zayat eine Mitgliedschaft in der Muslimbruderschaft<br />

immer leugnete, bezeichnete er sie<br />

als «die wichtigste islamische Reformbewegung im<br />

20. Jahrhundert», die sich «für die Befreiung der<br />

Frau, für die Lösung sozialer Probleme» einsetze<br />

und «eine an Raum und Zeit angepasste Interpretation<br />

des Koran» fordere – alles Ziele, die er unterstütze.<br />

_ Karel Meissner war <strong>COMPACT</strong>-<br />

Volontär und lebt in Birmingham.<br />

61


Imame und Agenten<br />

_ von Martin Müller-Mertens<br />

Für den Aufbau einer 5. Kolonne reist Erdogan gerne nach<br />

Deutschland. Hier in Karlsruhe am <strong>10</strong>. Mai 2016. Foto: picture<br />

alliance / AA<br />

62<br />

Die türkische Religionsbehörde hat über den Dachverband DITIB<br />

Hunderte Moscheen in Deutschland gleichgeschaltet. Ihr Ziel: Eine<br />

Fünfte Kolonne für die Regierung Erdogan aufzubauen.<br />

«Seit Erdogan im<br />

Amt ist, wird der<br />

Verband immer<br />

islamistischer». <br />

Ralph Ghadban<br />

Der Sultan hält Heerschau. Wie ein Meer branden<br />

türkische Fahnen. Unter dem frenetischen<br />

Jubel seiner Anhänger betritt der türkische Präsident<br />

Recep Tayyip Erdogan die Bühne. Ihr seid<br />

«unsere Macht außerhalb des Landes» ruft er Tausenden<br />

seiner Landsleute im Mai 2015 in Karlsruhe<br />

zu. «Unsere Religion, unser Glaube ist unser Alles.»<br />

15 Mal preist der Staatschef in seiner Rede Allah.<br />

Fanatisiert skandiert die Menge: «Eine Nation–eine<br />

Fahne–ein Vaterland–ein Staat».<br />

Seit 2003 beherrscht Erdogan die Türkei, 2014<br />

wechselte er vom Amt des Premierministers in den<br />

Sessel des Präsidenten. Das Land am Bosporus in<br />

eine ihm folgsame Autokratie umzubauen, genügt<br />

dem heute 62-Jährigen jedoch nicht. Längst versucht<br />

Erdogan, die in Deutschland lebenden Türken<br />

als 5. Kolonne Ankaras zu organisieren. Mit<br />

wachsendem Erfolg: Bei der Parlamentswahl im<br />

November 2015 votierten sie mit knapp 60 Prozent<br />

für Erdogans Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung<br />

(AKP). In Großbritannien waren es lediglich<br />

20, selbst in der Türkei nur 49 Prozent.<br />

Invasion der Vorbeter<br />

Neben türkischem Chauvinismus ist Religion das<br />

wichtigste Instrument dieser Gleichschaltung. Mit<br />

der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt der Religion<br />

(DITIB) verfügt Ankara über eine Organisation,<br />

die selbst für den Grünen-Vorsitzenden Cem Özdemir<br />

«nichts anderes als der verlängerte Arm des türkischen<br />

Staates» ist. Im April 2016 geriet der Verband<br />

kurzzeitig auch in die Schlagzeilen der deutschen<br />

Konformistenpresse: Rund 970 Imame schicke die<br />

türkische Religionsbehörde an DITIB-Moscheen in<br />

Deutschland, hatte die Welt am Sonntag herausgefunden.<br />

Als «nicht akzeptabel» bezeichnet Bayerns<br />

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) die Flut<br />

der Vorbeter von Erdogans Gnaden. Selbst die Bürgermeisterin<br />

des Berliner Problembezirks Neukölln<br />

Franziska Giffey (SPD) übt zaghafte Kritik. Sie sehe<br />

es kritisch, «wenn Moscheevereine fremdgesteuert<br />

sind und dort Imame predigen, die nicht nach<br />

dem deutschen Werteverständnis ausgebildet und<br />

nicht hier aufgewachsen sind», so die 38-jährige<br />

Kommunalpolitikerin.<br />

Das Stirnrunzeln über die Imaminvasion ist<br />

jedoch unglaubwürdig. Seit Jahren verschließen<br />

deutsche Politiker die Augen vor der wachsenden<br />

Macht Ankaras in den Moscheen. Gegründet wurde


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Der Islam in Deutschland<br />

DITIB bereits im Jahre 1984 in Köln – aus den<br />

damals 230 angeschlossenen Gemeinden sind mittlerweile<br />

über 900 geworden. Im Jahre 2001 betrieb<br />

die Organisation 55 der damals 66 Moscheeneubauten.<br />

Über 70 Prozent der in Deutschland lebenden<br />

Muslime will die Dachorganisation unter Verweis<br />

auf nicht näher bezeichnete Umfragen vertreten,<br />

was Beobachter jedoch bezweifeln. Noch<br />

wichtiger: Von den etwa 1.250 hauptamtlichen und<br />

rund 1.000 ehrenamtlichen Imamen in Deutschland<br />

stammen nach Schätzungen über 90 Prozent aus der<br />

Türkei, ein Großteil ist über DITIB organisiert. Damit<br />

ist der Islam in Deutschland fest in anatolischer<br />

Hand – und wandelt sich zunehmend. So galt die<br />

Organisation lange Zeit durchaus als «pro-westlich<br />

und liberal», meint der Islamforscher Ralph Ghadban.<br />

Doch «seit Erdogan im Amt ist, wird der Verband<br />

immer islamistischer».<br />

Wahlkampf für den neuen Führer<br />

Tätigkeit von Diyanet allein im Jahre 2016 kosten –<br />

das Dreifache des Budgets von 2008. «Für Erdogan<br />

sind Diyanet und DITIB erklärte Waffen in seinem<br />

Kampf für die Islamisierung», meint der Herausgeber<br />

der Zeitschrift Cicero Wolfram Weimer im<br />

Mai 2016. Nicht nur das: Zwar darf DITIB gemäß<br />

den eigenen Statuten keine politische Arbeit leisten.<br />

Doch man sieht, wie sich die Gemeinden im<br />

Wahlkampf verhalten. «Sie karren Busladungen<br />

voller Zuhörer an, wenn Erdogan eine Rede hält»,<br />

sagt die Direktorin des Forschungszentrums Globaler<br />

Islam an der Universität Frankfurt am Main,<br />

Susanne Schröter.<br />

Prediger einer DITIB-Moschee<br />

priesen den Märtyrertod.<br />

Was an dem deutschen Dachverband und seiner<br />

türkischen Muttergesellschaft Religion, was staatliche<br />

Verwaltung oder AKP-Parteiapparat ist, lässt<br />

sich ohnehin nur schwer auseinanderhalten. So<br />

sind die nach Deutschland entsandten Imame von<br />

einem Regierungsgremium ausgewählt, als türkische<br />

Beamte weisungsgebunden und während ihrer<br />

Deutschlandaufenthalte bei den jeweiligen Konsulaten<br />

angestellt. Ihr Gastland bleibt ihnen meist<br />

fremd. «Es ist bei Diyanet in der Regel gar nicht<br />

gewünscht, dass die Imame Deutsch können. Denn<br />

Erdogan sagt, die in Deutschland lebenden Türken<br />

sollen sich nicht assimilieren», meint Schröter.<br />

«Die Imame, die in DITIB-Moscheen nach Deutschland<br />

kommen, haben in der Regel vorher noch<br />

nie im Westen gelebt. Sie akzeptieren die Menschenrechte<br />

nicht, sondern sehen die Scharia als<br />

höchstes Gesetz an», fasst es Ghadban zusammen.<br />

Imam-Ausbildungen in Deutschland lehnt DITIB ab.<br />

Das Spinnennetz<br />

der Verbände<br />

Neben dem im Artikel erwähnten<br />

Dachverband DITIB gibt es<br />

vier weitere bundesweite Strukturen<br />

der Mohammedaner.<br />

Islamrat: Gegründet 1986, 400<br />

Gemeinden. Beherrscht von Milli<br />

Görüs, dem türkischen Ableger<br />

der Muslimbruderschaft.<br />

VIKZ: Verband Islamischer Kulturzentren.<br />

Ein Vorläufer bestand<br />

schon 1973. 300 Moschee-<br />

und Bildungsvereine.<br />

Indoktriniert über eigene<br />

Imam-Ausbildung und eigene<br />

Schulen.<br />

ZMD: Zentralrat der Muslime in<br />

Deutschland. Mit 300 Gemeinden<br />

der kleinste Verband, aber<br />

mit seinem agilen Vorsitzenden<br />

Aiman Mazyek in den Medien<br />

dauerpräsent.<br />

KRM: Koordinierungsrat der<br />

Muslime. Wurde erst 2007 gegründet<br />

und sollte eigentlich die<br />

bereits erwähnten vier anderen<br />

Dachverbände zusammenführen.<br />

Aber wegen der Konkurrenz<br />

untereinander ist der KRM<br />

gelähmt und kaum interventionsfähig.<br />

Mit Platz für 1.200 Gläubige<br />

ist die DITIB-Moschee in Duisburg-Marxloh<br />

eine der größten in<br />

Deutschland. Foto: picture alliance /<br />

Horst Ossinger<br />

Geld spielt beim Aufbau der «Macht außerhalb<br />

des Landes» offenbar keine Rolle. Zwar würde man<br />

«im Prinzip über die Finanzierung von Moscheen<br />

nicht so viel wissen», räumt die Islamwissenschaftlerin<br />

Riem Spielhaus im Januar 2016 im<br />

Deutschlandfunk ein. Bekannt ist jedoch, dass die<br />

DITIB-Imame vom türkischen Staat bezahlt werden.<br />

Faktisch ist der Verein eine Abteilung der Regierungsbehörde<br />

Präsidium für Religionsangelegenheiten<br />

(Diyanet), die dem türkischen Ministerpräsidenten<br />

untersteht und 120.000 Mitarbeiter hat. Umgerechnet<br />

1,8 Milliarden Euro lässt sich Ankara die<br />

63


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Der Islam in Deutschland<br />

Islamverbände<br />

2.350<br />

Moscheengemeinden<br />

KRM<br />

Koordinierungsrat der<br />

Muslime in Deutschland<br />

Islamrat<br />

17<br />

12<br />

%<br />

12<br />

38<br />

21<br />

DITIB<br />

VIKZ Zentralrat andere<br />

Quelle: <strong>COMPACT</strong>-Recherche<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Dass der Dachverband einige seiner Moscheen in<br />

der Bundesrepublik «nach Kriegsherrn wie dem Konstantinopel-Eroberer<br />

Fatih Sultan Mehmet» benennt,<br />

kritisierte bereits 2007 die Islamwissenschaftlerin<br />

Ursula Spuler-Stegemann. Auf vielen Moscheedächern<br />

weht die türkische Fahne als Hoheitssymbol.<br />

Auch Integration interpretiert die Erdogan-Behörde<br />

auf ihre eigene Art – die DITIB-Webseite offeriert<br />

unter anderem «Türkischkurse für Deutsche».<br />

Werbung für den Dschihad<br />

Undurchsichtig sind auch mögliche Verbindungen<br />

zwischen Erdogans deutschen Gemeinden<br />

und dem immer offener agierenden Salafismus.<br />

Die Aufzeichnung einer Predigt aus einer Berliner<br />

DITIB-Moschee fand sich während einer Wohnungsdurchsuchung<br />

bei einer Wolfsburger Salafisten-Einheit.<br />

Darin huldigten die Vorbeter dem Märtyrertod:<br />

«Selbst die Paradiesbewohner blicken<br />

mit wohlwollendem Neid auf den Rang derer, die<br />

ihr Leben für Allah ließen.» In den Räumlichkeiten<br />

einer Moschee in Dinslaken-Lohberg trafen sich<br />

zeitweise 22 Unterstützer des Islamischen Staates.<br />

Auf einem Foto posiert ein Mann in IS-T-Shirt nach<br />

Angaben des ARD-Magazins Report München mit<br />

einem Vorstandsmitglied der DITIB-Gemeinde. In<br />

einer anderen Moschee trat sogar der Anwerber der<br />

Kopf-ab-Truppen Yassin Oussaifi auf, bezeichnete<br />

Deutsche in seiner Predigt als «Kuffar» (Ungläubige)<br />

und «Takfir» (Abtrünnige). Deutsche Sicherheitsbehörden<br />

reagieren jedoch auffallend zurückhaltend.<br />

«Offensichtlich fehlen die Kompetenz und<br />

das Know How, was man hier den entsprechenden<br />

Demagogen aus dem Salafismusbereich entgegenstellen<br />

könnte», glaubt Herbert Müller vom<br />

Verfassungsschutz Baden-Württemberg. Doch vielleicht<br />

ist die Affinität zur Schlächter-Miliz durchaus<br />

gewollt. Jedenfalls kann mit dem Drill für den<br />

Dschihad in Erdogans Moscheen offenbar nicht früh<br />

genug begonnen werden. So gab Diyanet eigens<br />

ein Comicheft heraus, in dem Kinder für den Tod im<br />

Namen Allahs begeistert werden sollen. «Märtyrer<br />

sind im Himmel so glücklich, dass sie zehnmal Märtyrer<br />

sein wollen», heißt es darin. Und: «Wenn Du<br />

es Dir genug ersehnst, dann wird Allah Dir die Gelegenheit<br />

geben.» Lange warten mussten einige der<br />

so Indoktrinierten nicht: Nach Angaben von Sicherheitsbehörden<br />

stellen Türken 33 Prozent aller aus<br />

Deutschland nach Syrien ausgereisten IS-Rekruten.<br />

Für Bestrafungsaktionen stehen<br />

die Grauen Wölfe bereit.<br />

Wiederholt wurde der Name DITIB zudem auch<br />

im Zusammenhang mit Spionage genannt. So<br />

bezeichnete der Focus 2015 die Zentralmoschee in<br />

Köln-Ehrenfeld als «wichtigen Stützpunkt» des türkischen<br />

Geheimdienstes MIT. Der Verein bestreitet<br />

dies. Nach Angaben des dem linken kurdischen<br />

Milieu zuzurechnenden Magazins Widerstand wurden<br />

bereits 1995 in Gelsenkirchen drei DITIB-Imame<br />

suspendiert, weil sie die Zusammenarbeit mit dem<br />

MIT verweigerten. Im Juli 2015 verhandelte das<br />

Oberlandesgericht Koblenz gegen mehrere mutmaßliche<br />

Agenten Ankaras, die in Deutschland die<br />

Opposition gegen den türkischen Machthaber ausgespäht<br />

haben sollen. «Die Vorbeter werden angeblich<br />

angewiesen, Informationen über Erdogans Kritiker<br />

sowie Personenfotos über vermeintliche Landesverräter<br />

zu liefern. Falls ein Rollkommando für<br />

harte Bestrafungsaktionen benötigt wird, stehen<br />

die Schläger der nationalistischen Grauen Wölfe<br />

gern bereit», schreibt der Focus. Womöglich kein<br />

Einzelfall: Deutschland sei ein «prioritäres Ausspähziel»<br />

von Erdogans Schattenkriegern, analysiert der<br />

Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom.<br />

Für deutsche Politiker sind derartige Umtriebe<br />

jedoch offenbar kein Problem. DITIB sei ein «unverzichtbarer<br />

Partner» etwa bei Richtlinien für den Religionsunterricht<br />

oder bei der Integration von Flüchtlingen,<br />

sagte die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz,<br />

Malu Dreyer (SPD), noch im Februar<br />

2016.<br />

64<br />

Die Vorbeter, wie hier in Stuttgart, sind türkische Staatsbeamte.<br />

Foto: picture alliance / dpa


«Es wird Blut fließen»<br />

_ Interview mit Hassan G.<br />

So sehen also Teilnehmer eines<br />

«islamischen Friedenskongresses»<br />

am 7. September 2013 in Frankfurt<br />

am Main aus. Foto: picture alliance<br />

/ dpa<br />

Im Ruhrgebiet gibt es eine Gruppe junger Muslime namens 12thMemoRise. Sie<br />

kämpfen gegen Salafismus und Islamisierung – und für eine Reform ihrer Religion.<br />

Die Aktivisten sind Morddrohungen ausgesetzt, ihr Sprecher wurde schon überfallen.<br />

12thMemoRise besteht aus praktizierenden<br />

Muslimen. Gehört der Islam zu Deutschland?<br />

Muslime gehören zu Deutschland, weil hier Muslime<br />

leben. Aber der Islam hat mit Deutschland<br />

überhaupt nichts zu tun. Gar nichts. Als Mentalität,<br />

als Religion ist er neu nach Deutschland gekommen.<br />

Das ist übrigens nicht nur meine Meinung,<br />

sondern die Auffassung muslimischer Gelehrter.<br />

In welcher Form sollten Muslime dann in<br />

Deutschland leben?<br />

Als Minderheit, als Migrantengruppe, die im Ausland<br />

lebt und sich anpasst. Wir haben eine Überlieferung<br />

von Imam Ali, der sowohl von Sunniten wie<br />

von Schiiten respektiert wird: Wenn einer in ein<br />

fremdes Land geht, sollte er innerhalb von sechs<br />

Monaten die Sprache erlernen. Ich kenne Leute,<br />

die sind seit 20 Jahren hier und können überhaupt<br />

kein Deutsch. Wer setzt die Regeln in einer Gesellschaft?<br />

Nicht die Minderheit, sondern die Mehrheit.<br />

Die hat ihre Gebräuche, Sitten, Traditionen.<br />

Es gibt in Deutschland eine Gesellschaft, die sich<br />

seit Tausenden Jahren entwickelt hat. Wenn jetzt<br />

eine Gruppe kommt und immer weitere Forderungen<br />

stellt, reicht es der Gesellschaft irgendwann.<br />

Dann sagt sie: Das ist unser Ort hier. Entweder Ihr<br />

passt Euch uns an auf diesem Stück Erde, oder Ihr<br />

wählt ein anderes Stück Erde. Du kannst nicht einfach<br />

herkommen und sagen, ich will Moscheen, ich<br />

will dies und das, und wenn einer Dich kritisiert,<br />

sagst Du: Der ist islamophob. Wir müssen dankbar<br />

sein, dass wir überhaupt Moscheen haben dürfen.<br />

Wie weit darf die Mehrheitsgesellschaft<br />

gehen? Ich denke etwa an Mohammed-Karikaturen<br />

oder den Film «Innocence of Muslims»?<br />

Beide – also die Karikaturen und der Film – haben<br />

dem Propheten nichts vorgeworfen. Sie fußen auf<br />

Zitaten aus unseren Hadithen, die die Mehrheit der<br />

Muslime als zweite Stufe der Erkenntnis nach dem<br />

Koran schätzen. Da steht: Der Prophet Gottes heiratet<br />

eine 6-Jährige. Er hat immer wieder Eingebungen<br />

bekommen, während er – es tut mir leid<br />

für diese Worte – zwischen ihren Beinen war. Was<br />

ist das für ein Prophet, was ist das für eine Inspiration,<br />

was ist das für ein Koran, wenn er so entstanden<br />

ist? Das soll authentisch sein? Das ist unser<br />

Problem. Ich habe mich nicht über diesen Film aufgeregt.<br />

Wenn man sich aufregen will, dann über<br />

diese Hadithe.<br />

Kalte Augen, langer Bart: Der Konvertit<br />

Sven Lau, hier am 28.6.2014<br />

auf einer Kundgebung seines Gesinnungsbruders<br />

Pierre Vogel in Offenbach.<br />

Foto: picture alliance / dpa<br />

«Wir müssen dankbar<br />

sein, dass wir<br />

Moscheen haben<br />

dürfen.»<br />

65


Ehrlicher Journalismus in Zeiten der Lüge<br />

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<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Der Islam in Deutschland<br />

Die Flüchtlingskrise hat die Islam-Diskussion<br />

wie ein Katalysator beschleunigt. Insbesondere<br />

durch Vorfälle wie in der Silvesternacht<br />

in Köln oder Ende Mai in Darmstadt. Sind solche<br />

Frauenjagden religiös bedingt?<br />

Bei den Moslembrüdern in Ägypten – und das sind<br />

nicht wenige Leute – gab es bei Demonstrationen<br />

mal einen Aufruf, dem Feind zu schaden, seine Ehre<br />

zu verletzten, indem man seine Frauen belästigt. Es<br />

gibt aber noch einen anderen Punkt. In unseren Ländern<br />

ist es peinlich, wenn man den Namen seiner<br />

Schwester oder seiner Mutter ausspricht. Man<br />

redet nicht über das andere Geschlecht. Man hat<br />

natürlich menschliche Triebe, die man die ganze Zeit<br />

unter Kontrolle halten muss. Jetzt sieht man hier die<br />

Frauen, siehst die schönen Körper, man hat Drang.<br />

Ganz ehrlich: Wir sind nicht zivilisiert. Das Problem<br />

ist unsere Gesellschaft. Wenn diese Leute kommen,<br />

dann kommen die Probleme mit ihnen. Die werden<br />

gelöst, aber das dauert. Deutschland wird erst mal<br />

stark darunter leiden. Da knallen zwei komplett verschiedene<br />

Kulturen aufeinander, und man will sofort<br />

integrieren? Das geht nicht. Das braucht einen längeren<br />

Prozess, und in diesem Prozess fließt Blut.<br />

Tante Merkels Einladungen<br />

Das bedeutet: Integration klappt erst nach<br />

einem Bürgerkrieg?<br />

Niemand will das, aber ich sehe es leider in diese<br />

Richtung laufen. Hätte man mich gefragt, wie wir<br />

das Problem mit den Flüchtlingen lösen können,<br />

hätte ich gesagt, wir sollten sie gar nicht erst herholen.<br />

Ich würde eine Zone schaffen, in der sie friedlich<br />

und in Sicherheit leben können und gut versorgt<br />

werden. Dann müsste man etwas dafür tun, dass<br />

der Krieg beendet wird. Die meisten Flüchtlinge<br />

wollen ja zurückkehren. Aber wenn sie im Fernsehen<br />

die Aufforderung sehen: Kommt! – und man<br />

empfängt sie an den Bahnhöfen mit Klatschen und<br />

Rosen, ist es eine Einladung. Ich habe mit Syrern<br />

und Irakern in einem Deutschkurs gesprochen. Die<br />

sagen: Es kam ein Aufruf von – sie nennen sie Tante<br />

Merkel, und wir sind diesem Aufruf gefolgt.<br />

Braucht der Islam eine Reform, gar eine<br />

Reformation?<br />

Das ist notwendig und auch sehr, sehr wichtig.<br />

Sonst hat der Islam keine Zukunft. Weder in<br />

Deutschland noch weltweit. In den islamischen<br />

Ländern sind die Muslime zwar noch in der Mehrheit,<br />

aber es wird der Zeitpunkt kommen, an dem<br />

die Leute es satt haben, dass so viel Blut fließt.<br />

Religion ist Privatsache<br />

Mutti ruft – und alle, alle kommen.<br />

Illegale vor dem Budapester Ostbahnhof<br />

am 4. September 2015.<br />

Foto: picture alliance/dpa<br />

«Wenn diese Leute<br />

kommen, dann<br />

kommen die Probleme<br />

mit ihnen.»<br />

Apostasie im Islam _ Länder mit<br />

Todesstrafe für den Abfall vom Glauben<br />

Mauretanien<br />

Quelle: Wikipedia<br />

Qatar<br />

Saudi-Arabien<br />

Sudan<br />

Pakistan<br />

Afghanistan<br />

Iran<br />

Jemen<br />

Somalia<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong><br />

Wie sollte ein reformierter Islam aussehen?<br />

Es gibt Grundprinzipien. Im Islam ist der Glaube<br />

Privatsache zwischen mir und meinem Schöpfer.<br />

Das haben viele Muslime vergessen. Wir brauchen<br />

keine Missionierung. Es ist gut, wenn man<br />

durch seine Taten Barmherzigkeit zeigt und gut in<br />

der Gesellschaft funktioniert. Das zweite Prinzip ist,<br />

wie man auf andere Leute schaut. Dein Gegenüber<br />

ist Mensch, und Du behandelst ihn als Mensch!<br />

Egal ob er gläubig ist, nicht gläubig, homosexuell<br />

oder sonst was. Auch ein reformierter Islam wird<br />

immer noch der Islam sein. Aber ohne die Gewaltlehren,<br />

die nach dem Ableben des Propheten entstanden<br />

sind. Wir als überzeugte Muslime haben<br />

die Entstehungsgeschichte des Koran gar nicht<br />

miterlebt. Ich habe keinen Propheten gesehen.<br />

Ich habe nicht miterlebt, wie der Koran geschrieben<br />

wurde. Uns wurde er überliefert – sowohl das<br />

Gute als auch das Schlechte. Unsere Aufgabe ist,<br />

Nach den Mohammed-Karrikaturen<br />

in der Zeitung Jyllands-Posten 2006<br />

kam es in allen moslemischen Ländern<br />

zu anti-dänischen Ausschreitungen.<br />

Hier eine Flaggenverbrennung<br />

im pakistanischen Peshawar.<br />

Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb<br />

67


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Der Islam in Deutschland<br />

12thMemoRise<br />

Die 2014 gegründete Gruppe<br />

12thMemoRise setzt sich mit<br />

spektakulären Aktionen insbesondere<br />

gegen Salafisten und<br />

Wahhabiten sowie gegen die<br />

Koranverteilaktion Lies! ein. In<br />

ihr haben sich junge Muslime,<br />

mehrheitlich Schiiten, im Ruhrgebiet<br />

organisiert. Für Aufsehen<br />

sorgte vor allem eine Aktion<br />

in Essen, bei der als IS-Kämpfer<br />

verkleidete Aktivisten öffentlich<br />

Scheinhinrichtungen durchführten.<br />

12thMemoRise-Sprecher<br />

Hassan G. kam als Kind<br />

aus dem Irak nach Deutschland.<br />

Aufgrund wiederholter Morddrohungen<br />

und Überfällen will<br />

er seinen Nachnamen nicht nennen.<br />

– Mehr Informationen auf<br />

der Facebook-Seite 12thMemoRise.<br />

Bild oben: Anti-IS-Demo von<br />

12MemoRise in Essen.<br />

Bild unten: Mitglieder von 12Memo-<br />

Rise. Fotos: Screenshot YouTube,<br />

12MemoRise<br />

_ Interview: Martin Müller-Mertens.<br />

Der ungekürzte Mitschnitt<br />

des Interviews erscheint im Juli<br />

auch auf YouTube im Kanal von<br />

<strong>COMPACT</strong>-TV.<br />

zu reflektieren und auch zu filtern. Wir brauchen<br />

überarbeitete Auflagen vieler Auslegungen. Beim<br />

Koran kann man das nicht machen – dann ist es<br />

für die Muslime kein Islam mehr. Aber alle anderen<br />

Werke sind anfechtbar.<br />

Auch die islamischen Dachverbände postulieren<br />

etwa die Ablehnung von Gewalt.<br />

Warum reicht Ihnen das nicht?<br />

Die Dachverbände haben zwei Gesichter. Jeder, der<br />

Türkisch oder Arabisch spricht, wird bestätigen können,<br />

dass dann, wenn Kameras laufen, etwas komplett<br />

anderes gesagt wird als hinter den Kulissen.<br />

Da werden ganz andere Ziele verfolgt als Integration<br />

oder Konformität mit dem Grundgesetz. Nehmen<br />

wir die Rahman-Moschee hier in Düsseldorf.<br />

Dort habe ich recherchiert und ein Buch gefunden,<br />

in dem Anweisungen und Aufrufe zum Töten eines<br />

Ungläubigen stehen. Wer sind die Ungläubigen?<br />

Das ist dort auch definiert. Auf jeden Fall Atheisten,<br />

Homosexuelle, aber auch Andersgläubige wie<br />

Christen und Juden, wenn sie die Einladung zum<br />

Islam nicht annehmen. Das ist nicht auf einzelne<br />

Länder beschränkt, gilt also auch hier in Europa.<br />

«Wir dürfen keine Moschee<br />

mehr betreten.»<br />

Geht es solchen Gruppen um die Missionierung<br />

oder die Unterwerfung der Deutschen?<br />

Es gibt Leute, die sagen, wir müssen den Islam verbreiten,<br />

der Islam muss expandieren, weil das die<br />

beste Lösung für die Welt ist. Es gibt andere, die<br />

nur ihre Religion bewahren wollen. Die kommen<br />

nach Deutschland mit ihrer Kultur, ihrer Mentalität,<br />

bilden hier geschlossene Gemeinschaften und<br />

Parallelgesellschaften. Beide sind zu kritisieren.<br />

Die muslimischen Gemeinden in Deutschland<br />

sind stark vom Ausland beeinflusst, insbesondere<br />

durch die türkische Religionsbehörde<br />

Diyanet. Welche Konsequenzen hat das?<br />

Ich habe lange Zeit in Bielefeld gelebt. Da gab es<br />

eine Gemeinde, die wurde von Diyanet, also von<br />

der türkischen Regierungspartei AKP, unterstützt.<br />

Alle Gelehrten kamen aus der Türkei. Der Imam hat<br />

jeden Freitag eine religiös-politische Rede gehalten.<br />

Diese Rede kam von der Botschaft. Auf Probleme<br />

in Deutschland ging er gar nicht ein. Er konnte<br />

nicht mal Deutsch. Einmal habe ich mich mit ihm<br />

über einige Regeln im Islam auseinandergesetzt.<br />

Da hat er gesagt: Ich weiß, Du hast recht, aber ich<br />

gehe nach dem, was von der Türkei kommt. Ich<br />

habe auch mal bei einem Vorstandsmitglied von<br />

einem der Dachverbände gefragt, warum wir keine<br />

Großdemo aller Verbände gegen den Terror organisieren,<br />

gegen Salafismus. Da meinte er, sie hätten<br />

keine Anweisung.<br />

Todesdrohungen<br />

Diese Dachverbände vertreten nur eine<br />

kleine Minderheit der Muslime. Weshalb ist<br />

ihr Einfluss auf Politik und Religion dennoch<br />

so groß?<br />

Die Dachverbände haben vor allem viel Geld. Das<br />

heißt, sie können ihre Interessen durchsetzen.<br />

Andere Gemeinden, die vielleicht friedlich sind und<br />

Arbeit gegen den Terror leisten, bleiben im Dunkeln.<br />

Wenn sie den Dachverbänden zu nahe kommen und<br />

sie kritisieren, werden sie bedroht, werden angegriffen,<br />

werden isoliert. Wir haben das erlebt. Wir<br />

dürfen die meisten Moscheen nicht betreten.<br />

Wie laufen solche Bedrohungen ab?<br />

Ich wurde auf offener Straße angegriffen. Als ich<br />

einkaufen war, kam jemand mit längerem Bart, der<br />

mich wiedererkannte. Er sagte: An Deiner Stelle<br />

würde ich eine Lebensversicherung abschließen,<br />

denn wenn ich Dich noch mal sehe, wird das<br />

nicht gut für Dich enden. In der Moschee – ich war<br />

gerade beim Beten – wurde mir gesagt: Wenn Du<br />

hier noch mal reinkommst, kommst Du nicht heil<br />

raus. Ob sie das umsetzen würden, weiß ich nicht.<br />

Aber ich will das auch gar nicht riskieren.<br />

68<br />

Wenn Deutsche Kritik am Islam üben, werden<br />

sie sofort als islamophob diskreditiert. Seid<br />

Ihr diesem Vorwurf auch ausgesetzt?<br />

Bei uns haben sie das nicht machen können, denn<br />

wir sind Muslime. Aber die hatten andere Vorwürfe<br />

– dass wir zum Beispiel Zionisten seien. Es ist bei<br />

Muslimen gang und gäbe zu sagen: Diese Gruppe<br />

wird von Israel unterstützt. Dann hieß es: Ihr seid<br />

abtrünnig. Abtrünnig zu sein ist im Islam ein sehr<br />

gefährliches Wort, denn die Strafe dafür ist der<br />

Tod.


Das Abendland verteidigen<br />

Europa vor dem Abgrund: Der Raubtierkapitalismus hat unsere traditionellen<br />

Werte zerstört, in das Vakuum strömt der Islam mit seiner fremden<br />

Kultur. Können wir die Kolonisierung stoppen, ohne zum Christentum und<br />

seinem konservativen Familienbild zurückzufinden? Oder rettet uns ein<br />

wehrhafter Laizismus?<br />

69


Untergang in Dekadenz<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

70<br />

Das Ende des antiken Rom erinnert an die Gegenwart: Die Eliten<br />

traten die traditionellen Werte mit Füßen und spuckten auf ihre<br />

angestammte Religion. Zug um Zug wurde auch im italienischen<br />

Kernland die produktive Bevölkerung durch Sklaven aus den<br />

Randprovinzen des Imperiums ersetzt, die ihre eigenen Götter<br />

mitbrachten.<br />

So etwas fiele heute unter das<br />

Sexismus-Verdikt. Aber im Grunde<br />

unterscheidet sich die Dekadenz<br />

des heutigen Westeuropas nicht<br />

vom niedergehenden Römischen<br />

Reich. Foto: Thomas Couture, Les<br />

Romains de la décadence, 1847,<br />

Musée d'Orsay, Paris, CC BY-SA 4.0,<br />

Wikimedia Commons<br />

Die religiöse Indifferenz<br />

der EU<br />

zerstört die eigene<br />

Kultur.<br />

Europa schafft sich ab, könnte man in Anlehnung<br />

an Thilo Sarrazin sagen. Doch es ist nicht in<br />

erster Linie die wirtschaftliche Sklerose des von<br />

Mario Draghi kommandierten Bankierssozialismus,<br />

die den Kontinent an den Abgrund führt – viel verheerender<br />

ist, dass die One-World-Ideologie die<br />

geistigen Fundamente des Abendlandes geschleift<br />

hat, die jahrhundertelang unsere Selbstbehauptung<br />

ermöglichten. Die Dramatik der Situation wird im<br />

historischen Vergleich deutlich. «Die Krise der Europäischen<br />

Union und der Untergang der römischen<br />

Republik» ist Thema einer fulminanten Untersuchung<br />

des Historikers David Engels. Der Belgier<br />

sieht den Niedergang in beiden Fällen in der «vollständigen<br />

Verleugnung der eigenen Vergangenheit»<br />

begründet. Er kritisiert explizit das politisch<br />

korrekte Mantra, wonach die europäische Identität<br />

nichts anderes sei «als eine eher abstrakte Verbundenheit<br />

mit rein universalistischen (und gefühlsmäßig<br />

unbesetzten) Werten, (…) dazu bestimmt, als<br />

bloßer Platzhalter einer künftigen Weltstaatsidentität<br />

zu fungieren».<br />

Die Zerstörung des Eigenen<br />

Im Konkreten kritisiert Engels, dass die Werte<br />

im Lissabonner Vertrag der EU nur universalistische<br />

Allgemeinplätze sind, die überall auf der Welt<br />

ihre Gültigkeit haben («Menschenwürde, Freiheit,<br />

Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und<br />

Wahrung der Menschenrechte einschließlich der<br />

Rechte der Personen, die Minderheiten angehören»,<br />

heißt es in Artikel 2). Getilgt wurde dagegen<br />

jeder Verweis auf die spezifisch europäische Ausformung<br />

dieser Abstrakta. Das begann schon bei<br />

dem Satz «Unsere Verfassung (…) heißt Demokratie,<br />

weil die Macht in den Händen nicht einer<br />

Minderheit, sondern der größtmöglichen Zahl ist».<br />

Dieser Passus wurde bereits im Entwurf von 2006<br />

gestrichen, weil er von Perikles stammt – der den<br />

Tugendwächtern nicht genehm war, weil in Athen<br />

zu seiner Zeit Frauen, Fremde und Sklaven kein Mitspracherecht<br />

hatten.<br />

Insbesondere betrifft die Auslöschung jedes Traditionsbezugs<br />

die christlichen Wurzeln Europas. Die<br />

Zurschaustellung religiöser Indifferenz in den Verträgen<br />

und Institutionen der EU benachteiligt die<br />

Kirchen und begünstigt die Islamisierung. «Da es<br />

wegen des sogenannten Kulturchristentums durchaus<br />

möglich ist, sich als Europäer zu fühlen, ohne<br />

sich innerlich zum christlichen Glauben zu beken-


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Das Abendland verteidigen<br />

nen, es aber sehr schwierig ist, sich etwa als Teil der<br />

arabisch-muslimischen Welt zu begreifen, ohne dem<br />

Islam und seiner vielschichtigen Gesellschaftsordnung<br />

anzugehören, bedeutet die religiöse Neutralität<br />

der europäischen Institutionen in Wirklichkeit eine<br />

ungeheure Schwächung der einen und Stärkung der<br />

anderen Glaubensgemeinschaft», schreibt Engels.<br />

Im alten Rom hatte die zunehmende Distanz von<br />

Staat und Eliten zum Glauben der Väter fatale Folgen<br />

im Volk. «Die breiten Massen allerdings, auch<br />

wenn sie sich von der altererbten Religion loslösen,<br />

scheinen das gefühlsmäßige Bedürfnis nach<br />

transzendenten Werten keineswegs durch einen<br />

abstrakten Verfassungspatriotismus ersetzen zu<br />

können. Sie wenden sich daher zunehmend exotischen<br />

Glaubensvorstellungen zu (…). Erneut stellen<br />

wir daher fest, dass der Sieg rein universalistisch<br />

gefasster Identitätswerte langfristig keineswegs<br />

eine allgemeine humanistische Aufgeklärtheit der<br />

breiten Masse zur Folge hat, sondern ungewollt<br />

vielmehr den Rückfall in einen halbprimitiven, halb<br />

spätzeitlichen Aberglauben (…).»<br />

Dieselbe Haltung, die vor 2000 Jahren den Einzug<br />

indischer und orientalischer Götter in die römische<br />

Gesellschaft begünstigte (später kam das<br />

Christentum hinzu), öffnet heute in Europa dem<br />

Islam Tür und Tor. Ein Menetekel war die Bürgermeisterwahl<br />

in London Anfang Mai 2016: Mit 57<br />

Prozent der Stimmen wurde mit Sadiq Khan zum<br />

ersten Mal ein Muslim zum Stadtoberhaupt einer<br />

europäischen Metropole gewählt. Der Labour-Politiker<br />

ist pakistanischer Abstammung, betont aber<br />

seine «Britishness». Das wollte er unter Beweis<br />

stellen, indem er sich für die Schwulenehe einsetzte<br />

und als erste Amtshandlung einer Holocaust-Gedenkzeremonie<br />

beiwohnte…<br />

London wird Londonistan<br />

Am Wahlkampf war bemerkenswert, wie locker<br />

alle Hinweise auf Verbindungen zum islamischen<br />

Terrorismus an Khan abperlten, obwohl er noch mindestens<br />

bis vor zehn Jahren Verbindungen zu militanten<br />

Gotteskriegern hatte. Gefährlich sind Politiker<br />

wie er aber gerade deswegen, weil sie sich<br />

nicht als Moslem-, sondern als Multikultivertreter<br />

präsentieren – das sichert Mehrheiten, die es<br />

zur Zeit für ein Scharia-Programm noch nicht gäbe.<br />

«Seine Biographie drückt gerade ideal das Lebensgefühl<br />

der Weltstadt aus, wo mehr als dreihundert<br />

Sprachen gesprochen werden und Weiße nur noch<br />

knapp in der Mehrheit sind», jubelte die Frankfurter<br />

Rundschau über Khan. Es ist in erster Linie diese<br />

suizidale Liberalität, die London schrittweise in eine<br />

nicht-europäische Stadt verwandelt: Je mehr Einwanderer<br />

kommen und je weniger von ihnen die<br />

Übernahme der englischen Kultur verlangt wird,<br />

umso schneller schreitet die Überfremdung voran.<br />

Dabei gibt der Islam, der schon jetzt über eine Million<br />

Anhänger an der Themse hat, den Ton an und<br />

kann allein über sein demographisches Wachstum<br />

in den nächsten Jahren Kultur, Stadtbild, Lebensrealität<br />

und zum Schluss auch die Gesetze prägen.<br />

Kein Wunder, dass Khan für den Verbleib des<br />

Vereinigten Königreichs in der EU warb – sie ist der<br />

beste Garant für offene Grenzen. Sein Gegenkandidat,<br />

der konservative Zac Goldsmith, stand dagegen<br />

für den Brexit. Das hat offensichtlich nicht gereicht,<br />

um die Wähler zu begeistern: Als blasierter Multimilliardär,<br />

verheiratet mit einer Rothschild-Tochter,<br />

fand er nie einen Zugang zum einfachen Volk und<br />

stand gerade nicht für die abendländischen Werte,<br />

die es zu verteidigen gilt.<br />

Der Islam hat schon jetzt über<br />

eine Million Anhänger in London.<br />

Wie die Entwicklung weitergeht, zeigt das<br />

antike Rom: Die dekadenten Oberklassen lassen<br />

immer mehr fremde Sklaven ins Land und drücken<br />

mit diesen billigen Arbeitskräften das eigene Volk<br />

ins Elend. Die Aufstände von Bauern und Plebejern<br />

werden blutig niedergeschlagen, an die Stelle<br />

der Republik tritt der Cäsarismus, dann die Kaiserdiktatur.<br />

Auf reine Militärmacht gestützt, kann das<br />

Reich zwar noch überleben – aber nur, bis seine<br />

fremden Söldner ihren aus dem Osten anbrandenden<br />

Stammesbrüdern die Grenzen öffnen. Im Jahre<br />

4<strong>10</strong> wurde Rom von den Westgoten erobert und<br />

sollte seine alte Größe nie mehr wiedererlangen.<br />

Der Ostteil des Reiches mit der Hauptstadt Byzanz<br />

hielt immerhin noch bis 1453 durch – vor allem deswegen,<br />

weil es das Christentum als Staatsreligion<br />

standhaft verteidigte.<br />

Das Kalifat droht<br />

«Und langfristig ist Deutschland<br />

das Land, das am meisten<br />

bedroht ist. (…) Weil sich<br />

Deutschland lange Zeit eingebildet<br />

hat, von den Problemen<br />

nicht betroffen zu sein.<br />

Der Islam, der war in Frankreich,<br />

in Großbritannien, aber<br />

bei uns doch nicht! Und dann<br />

ist Deutschland aufgrund der<br />

Kriegserfahrung eine extrem tolerante<br />

Gesellschaft. Das wird<br />

ausgenutzt. Als die algerischen<br />

Islamisten verjagt wurden, haben<br />

sie in Deutschland Unterschlupf<br />

gefunden, da wurden<br />

sie als politische Flüchtlinge anerkannt.<br />

(…) Die Rückkehr des<br />

Religiösen [in der Türkei], vor allem<br />

bei den jungen Leuten, kontaminiert<br />

die ganze Gesellschaft<br />

– und das wird bald auch in<br />

Deutschland zu spüren sein. (…)<br />

Erdogan will das Kalifat wieder<br />

aufbauen, aber er weiß, dass<br />

die Araber dies niemals akzeptieren<br />

würden. Vielleicht stellt<br />

er sich vor, sein Reich nach Europa<br />

auszudehnen. Aus diesem<br />

Grund ist Deutschland am<br />

meisten bedroht.» (Der algerisch-französische<br />

Schriftsteller<br />

Boualem Sansal in der Welt am<br />

Sonntag, 29.5.2016)<br />

Seit 7. Mai 2016 ist der «britische<br />

Moslem» Sadiq Aman Khan Bürgermeister<br />

von London. 2006 hatte<br />

er nach den dänischen Mohammed-Karrikaturen<br />

an einer Kundgebung<br />

teilgenommen, auf der ein<br />

Redner mit «Feuer auf der ganzen<br />

Welt» gedroht hatte. Foto: picture<br />

alliance/empics<br />

71


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Das Abendland verteidigen<br />

Die Werte des Abendlandes<br />

_ von Manfred Kleine-Hartlage<br />

Muss Europa zu Jesus zurückfinden, wenn es sich gegen die Islamisierung<br />

verteidigen will? Oder reicht die Aufklärung als Bollwerk<br />

aus? Der Widerspruch führt in die Irre: Nur das Christentum, und nicht<br />

irgendeine andere Weltzivilisation, konnte die liberale Säkularität<br />

hervorbringen.<br />

Jesus stellt den<br />

Samariter als<br />

Vorbild dar, obwohl<br />

dieser als Ungläubiger<br />

galt.<br />

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.<br />

Neben dem Christentum gehört vor<br />

allem die Aufklärung zur DNA Europas.<br />

Gemälde von Delacroix zur<br />

französischen Revolte 1830.<br />

Foto: Public domain, Wikimedia<br />

Commons<br />

Die Ethiken von Christentum und Islam unterscheiden<br />

sich voneinander so grundlegend, dass<br />

es für das Verhältnis des Islams zur kulturellen<br />

Moderne nicht ohne Folgen bleiben kann. Ich rekonstruiere<br />

die implizite Logik der christlichen Ethik,<br />

aus der die christliche Mentalität hervorgegangen<br />

ist, also das System der kulturellen Selbstverständlichkeiten,<br />

das für den abendländischen Kulturkreis<br />

charakteristisch ist. Die Analyse geht von<br />

einer der Schlüsselstellen des Neuen Testaments<br />

aus, von Jesus‘ Gleichnis vom Barmherzigen Samariter<br />

(Lukas,<strong>10</strong>):<br />

«Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem<br />

hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die<br />

zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich<br />

davon und ließen ihn halbtot liegen. Es traf sich<br />

aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog;<br />

und als er ihn sah, ging er vorüber. Desgleichen<br />

auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn<br />

sah, ging er vorüber. Ein Samariter aber, der auf der<br />

Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte<br />

er ihn; und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf<br />

seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein<br />

Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte<br />

ihn. Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen<br />

heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn;<br />

und wenn Du mehr ausgibst, will ich Dir’s bezahlen,<br />

wenn ich wiederkomme.»<br />

Die Pointe dieses Gleichnisses und seine Brisanz<br />

liegen darin, dass ausgerechnet ein Samariter<br />

zum Vorbild erhoben wird: Die Samariter waren<br />

keine Juden, wurden zumindest vom jüdischen Volk<br />

nicht als solche anerkannt – aus der Sicht Jesu<br />

und seiner Zuhörer waren sie die «Anderen». Vor<br />

Gott gerechtfertigt also – das wird durch die Gegenüberstellung<br />

des Wohltäters mit den Figuren des<br />

Priesters und des Leviten noch unterstrichen – ist<br />

man weder durch Rechtgläubigkeit noch durch die<br />

Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft (Volk, Kirche,<br />

Umma und so weiter), sondern einzig und allein<br />

durch die Liebe zu Gott und dem Nächsten. Dies war<br />

damals keineswegs so neu und revolutionär, wie<br />

Christen gerne glauben; tatsächlich bezieht sich<br />

Jesus ausdrücklich auf die Thora, und das Christentum<br />

blieb nach seiner Kreuzigung noch jahrzehntelang<br />

eine jüdische Sekte.<br />

Die Eigenverantwortung zählt<br />

Neu und revolutionär ist die Radikalität, mit der<br />

Jesus den Gedanken ins Zentrum seiner Lehre stellt,<br />

dass es auf die Liebe und damit auf die Qualität des<br />

inneren, im Herzen empfundenen Gottes- und Weltbezugs<br />

ankommt, und dass diese die guten Taten<br />

gewissermaßen von selbst hervorbringt.<br />

Er treibt seine Lehre sogar so weit auf die Spitze,<br />

dass er scheinbar ein geradezu widersinniges Verhalten<br />

fordert (Matthäus, 5): «Ihr habt gehört, dass<br />

gesagt ist (2. Mose 21,24): ,Auge um Auge, Zahn<br />

um Zahn’. Ich aber sage Euch, dass Ihr nicht widerstreben<br />

sollt dem Übel, sondern: Wenn Dich jemand<br />

auf Deine rechte Wange schlägt, dem biete die<br />

andere auch dar.»<br />

72<br />

Eine solche Ethik, auch wenn sie im Imperativ<br />

formuliert wird, schreibt nicht bestimmte Tathandlungen<br />

oder -unterlassungen vor. Jesus sagt also<br />

nicht, was die Menschen tun sollen. Er sagt, wie<br />

sie sein müssten, um Gott nahe zu sein. Hier wird<br />

offenkundig nicht von der Gesellschaft her gedacht;<br />

es werden keine gesellschaftlichen Ordnungsprinzipien<br />

entwickelt, die den Rahmen für das Verhalten<br />

des Einzelnen abgeben. Diese Ethik ist radikal


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Das Abendland verteidigen<br />

unpolitisch, und zwar vom Grundansatz her, nicht<br />

erst aufgrund von Aussagen wie: »So gebt dem Kaiser,<br />

was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!”<br />

(Matthäus, 22)<br />

Es entsprach daher durchaus dem Sinn dieser<br />

Lehre, und stellt nicht etwa eine taktische Anpassung<br />

an die Machtverhältnisse im Römischen Reich<br />

dar, wenn der Apostel Paulus predigt: «Jedermann<br />

sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn<br />

hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott;<br />

wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet.»<br />

(Römer, 13)<br />

Indem sie keine Handlungsregeln aufstellt,<br />

mutet diese Ethik dem Einzelnen autonome ethische<br />

Entscheidungen zu; es handelt sich um eine<br />

Ethik der Eigenverantwortung. Wie es Augustinus<br />

formulierte: «Liebe – und tu, was Du willst.» Die<br />

sittliche Autonomie des Einzelnen, also der Kern<br />

des Menschenbildes, das den heutigen säkularen<br />

Verfassungen zugrunde liegt, ist in dieser christlichen<br />

Ethik verankert.<br />

Wenn Toleranz die Vermutung ist, dass der Andersdenkende<br />

oder Andersgläubige im Recht sein<br />

könnte, kann man diese Haltung kaum prägnanter<br />

zum Ausdruck bringen als mit den Worten (Matthäus,<br />

7):<br />

«Richtet nicht, damit Ihr nicht gerichtet werdet.<br />

Denn nach welchem Recht Ihr richtet, werdet Ihr<br />

gerichtet werden; und mit welchem Maß Ihr messt,<br />

wird Euch zugemessen werden. Was siehst Du aber<br />

den Splitter in Deines Bruders Auge und nimmst<br />

nicht wahr den Balken in Deinem Auge?»<br />

Es wird eine undogmatische Haltung propagiert.<br />

Jesus selbst hat keine Dogmen formuliert und keine<br />

«heiligen Schriften» hinterlassen, und sein Umgang<br />

mit der vorhandenen Heiligen Schrift war äußerst<br />

unorthodox: «Ihr habt gehört, dass gesagt worden<br />

ist (…). Ich aber sage Euch…». Das Neue Testament<br />

entstand erst Jahrzehnte nach der Kreuzigung,<br />

und seine Entstehung gehört bereits in den Kontext<br />

der Transformation des Christentums zu einem sozialen<br />

System. Auch dann aber war nicht der Text<br />

Zentrum und letzter Bezugspunkt des christlichen<br />

Glaubens, sondern die Person Christi (was der<br />

Grund dafür ist, dass man bibelkritisch sein kann,<br />

ohne unchristlich zu sein).<br />

Und schließlich handelt es sich um eine inklusive<br />

Lehre: Wenn der Samariter vor Gott gerechtfertigt<br />

war, dann ist es prinzipiell jeder Mensch. Vor<br />

Gott sind alle gleich – er liebt alle Menschen, nicht<br />

etwa nur die Christen.<br />

Wunderbar, nicht wahr? Wenn es einfach dabei<br />

geblieben wäre, dann – würde das Christentum<br />

schon lange nicht mehr existieren!<br />

Kirche als Kontrollinstanz<br />

Es liegt auf der Hand, dass Religion auf Gemeinsamkeit,<br />

auf Austausch mit Gleichgesinnten, auf<br />

die Existenz einer Gemeinschaft angewiesen ist.<br />

Eine Gemeinschaft bedarf aber bestimmter Regeln,<br />

wer dazu gehören soll und wer nicht, welche Glaubensinhalte<br />

und heiligen Texte verbindlich sein sollen,<br />

wie Entscheidungen zustande kommen und so<br />

weiter. Soziologisch formuliert ist sie ein soziales<br />

System, das darauf angewiesen ist, die Sys-<br />

Das letzte Abendmahl von Vicente<br />

Juan Masip (15<strong>10</strong>–1579) gehört zu<br />

den berühmtesten Gemälden der<br />

Welt. Beim IS würde es wohl als<br />

Götzenbild verbrannt werden.<br />

Foto: Public domain, Wikimedia<br />

Commons<br />

Der Zentralgedanke<br />

im Christentum ist<br />

die Liebe, im Islam<br />

der Gehorsam.<br />

Als Junker Jörg versteckte sich<br />

Martin Luther von Mai 1521 bis<br />

März 1522 auf der Wartburg. Dort<br />

übersetzte er die Bibel ins Deutsche:<br />

die Grundlage der Reformation.<br />

Foto: Public domain, Wikimedia<br />

Commons<br />

73


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Das Abendland verteidigen<br />

An diesem Sachverhalt würde sich auch dann<br />

nichts ändern, wenn die Religion – das soziale<br />

System – nicht die Form einer zentralisierten Kirche<br />

angenommen hätte, sondern dezentral organisiert<br />

wäre, wie zum Beispiel der Islam; entscheidend<br />

ist, dass das soziale System seiner Natur nach<br />

zwischen Zugehörigen und Nichtzugehörigen unterscheiden<br />

und die – kontrollierbare – Glaubensausübung<br />

an die Stelle des nicht kontrollierbaren Glaubens<br />

setzen muss.<br />

Die dialektische Spannung<br />

Für den Aufklärer Imanuel Kant<br />

war der Kategorische Imperativ die<br />

Grundlage der Ethik. Foto: Public<br />

domain, Wikimedia Commons<br />

tem-Umwelt-Grenze zu definieren, das intern durch<br />

Mitgliedschaftsrollen strukturiert wird, und das sich<br />

im Zuge des eigenen Wachstums immer stärker differenzieren<br />

muss.<br />

Damit aber gerät die entstehende Kirche unausweichlich<br />

in einen Widerspruch zu ihrer eigenen<br />

Botschaft: Idealiter müsste eine christliche Kirche<br />

die Gemeinschaft derer sein, die von Gottes- und<br />

Nächstenliebe im Sinne Jesu Christi beseelt sind.<br />

Wer aber will das überprüfen? Als soziales System<br />

kann die Kirche nur verarbeiten, was kommunizierbar<br />

ist: also das Bekenntnis zu den verbindlichen<br />

Glaubensartikeln, die Teilnahme an Ritualen, die<br />

Erfüllung von Geboten, den Gehorsam.<br />

Damit ist aber nicht gesagt, man könne diesen<br />

Widerspruch nach der einen oder anderen Seite<br />

hin auflösen, also etwa nach der Seite des reinen<br />

Glaubens ohne institutionelle Objektivierung oder<br />

aber nach der Seite reiner Religion als eines sozialen<br />

Systems ohne Verankerung im Glauben. Die<br />

dialektische Spannung zwischen Glaube und Religion<br />

gehört zu den Wesensmerkmalen des Christentums,<br />

und zwar im Gegensatz zum Islam, der von<br />

vornherein als soziales System konzipiert ist, das<br />

dem Einzelnen seine Forderungen autoritär oktroyiert.<br />

Der Zentralgedanke des Christentums ist die<br />

Liebe, also etwas, das weder Gott noch die Kirche<br />

erzwingen können. Der Zentralgedanke des Islam<br />

ist der Gehorsam. Ein Widerspruch zwischen dem<br />

Inhalt des Glaubens und den sozialen Formen, in<br />

denen er gelebt wird, kann im Islam daher gar nicht<br />

erst aufkommen, jedenfalls gehört er nicht zu den<br />

konstitutiven Merkmalen dieser Religion.<br />

74<br />

Das wichtige Buch des Autors. Foto:<br />

Resch Verlag<br />

Die von Christus gepredigte Ethik der Liebe verwandelt<br />

sich in dem Moment, wo sie institutionalisiert<br />

wird, in ihr Gegenteil, nämlich eine Ethik<br />

der Tat. Die Liebe zu Gott verwandelt sich in dem<br />

Moment, wo sie von der Kirche als seinem irdischen<br />

Arm mit Anspruch auf Gehorsam und unter Sanktionsdrohung<br />

gefordert wird, in ihr Gegenteil, nämlich<br />

in die Furcht vor Gott. Der Andersgläubige hört in<br />

dem Moment, wo er durch die schiere Existenz der<br />

christlichen Gemeinschaft aus dieser ausgeschlossen<br />

ist, auf, der potenzielle Samariter zu sein, der<br />

vor Gott gerechtfertigt ist, und wird zu einem Menschen,<br />

der vor Gott niemals gerechtfertigt sein kann,<br />

weil es außerhalb der Kirche kein Heil gibt. Und<br />

die Kirche selbst entwickelt als Institution Eigeninteressen,<br />

durch die sie aufhört, ein Instrument des<br />

Glaubens zu sein – stattdessen wird umgekehrt der<br />

Glaube zum Instrument dieser Interessen.<br />

Ich habe hier ganz bewusst scharf zugespitzt, um<br />

den Widerspruch herauszuarbeiten: zwischen dem<br />

christlichen Glauben einerseits, der seiner Natur<br />

nach auf einer inneren, individuellen Beziehung zu<br />

Gott beruht, und der Religion andererseits, in der<br />

dieser Glaube in Gestalt eines sozialen Systems<br />

objektiviert wird.<br />

Im Christentum dagegen musste die Spannung<br />

zwischen den Forderungen des sozialen Systems<br />

«Kirche» und der Botschaft, auf die sie sich berief,<br />

geradezu zwangsläufig die Opposition in Gestalt<br />

zunächst der Ketzerei, dann des Protestantismus<br />

auf den Plan rufen.<br />

Die Kirche verwandelt die Liebe<br />

zu Gott in Furcht vor Gott.<br />

Der innere Widerspruch zwischen Glaube und<br />

Religion verwandelte sich damit in einen äußeren<br />

Gegensatz zwischen konkurrierenden Kirchen. In<br />

der Logik dieses Sachverhalts liegt es auch, dass<br />

der Protestantismus seinerseits denselben Widerspruch<br />

reproduzieren musste und – schon infolge<br />

seines institutionenkritischen Ansatzes – in eine<br />

immer größere Zahl immer kleinerer Glaubensgemeinschaften<br />

zerfiel. Bis heute ist es so, dass der<br />

Protestantismus den größeren Wert auf den Glauben,<br />

also auf das subjektive, individuelle Moment<br />

des Christentums legt, während der Katholizismus<br />

dessen soziales, objektives und damit institutionel-


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Das Abendland verteidigen<br />

Im Christentum gilt das Gebot der Nächstenliebe. Beschrieben<br />

im Gleichnis vom barmherzigen Samariter im Lukas-Evangelium.<br />

Foto: Public domain, Wikimedia Commons<br />

les Moment in den Vordergrund rückt. Dabei wirken<br />

beide Konfessionen als Korrektive füreinander: Die<br />

katholische Kirche hält durch ihre schiere Existenz<br />

die anarchisch-individualistischen Tendenzen des<br />

Protestantismus im Zaum, während dieser seinerseits<br />

die institutionalisierte Kritik an einer stets drohenden<br />

monopolistischen Vermachtung der katholischen<br />

Kirche darstellt.<br />

Die Trennung des Protestantismus von der<br />

katholischen Mutterkirche weist dabei faszinierende<br />

Parallelen zur Trennung dieser Kirche von<br />

der Synagoge auf. Die jesuanische Ethik der Liebe,<br />

der Inklusion, der Toleranz und der Autonomie war<br />

ja, wie schon erwähnt, jüdische Ethik, die gegen<br />

die religiösen Institutionen ins Feld geführt wurde.<br />

Der latente Gegensatz von Glaube und Religion ist<br />

also bereits im Judentum verankert, und die Reformation<br />

stellt, so gesehen, den zweiten Durchlauf<br />

desselben Zyklus dar, der bereits zur Trennung der<br />

Christen von den Juden geführt hatte.<br />

Der religiöse Anker der Aufklärung<br />

Durch die Reformation verlor die Kirche ihre<br />

dominierende Stellung gegenüber dem Staat einerseits,<br />

den Gläubigen andererseits: Hatte der deutsche<br />

König Heinrich IV. noch nach Canossa pilgern<br />

müssen, um sich die überlebensnotwendige Gunst<br />

des Papstes zu sichern, so konnte ein anderer Heinrich,<br />

der Achte von England, es sich leisten, aus<br />

mehr privaten als religiösen Motiven seine eigene<br />

Kirche zu gründen. Die einfachen Gläubigen wiederum<br />

hatten, im Prinzip zumindest, die Option des<br />

Konfessionswechsels.<br />

Diese Schwächung der Kirche als Institution<br />

führte selbstredend nicht dazu, dass das Christentum<br />

aufgehört hätte, die alleinige Quelle der ethischen<br />

und moralischen Orientierung abendländischer<br />

Gesellschaften zu sein – andere Quellen gab<br />

es ja nicht.<br />

Vielmehr wurde der Widerspruch zwischen<br />

Glaube und Religion dadurch aufgehoben, dass das<br />

christliche Menschenbild und die damit verbundene<br />

Ethik der individuellen Autonomie, der gegenseitigen<br />

Toleranz und der Gleichheit aller Menschen<br />

vor Gott in säkularisierter Form zur Grundlage der<br />

Moderne wurde. Das Christentum als Religion, also<br />

die Kirche, wurde partikular, während Menschenbild<br />

und Ethik verallgemeinert wurden.<br />

Der Widerspruch von Glaube und<br />

Religion ermöglicht bei Christen<br />

das dialektische Denken.<br />

Also ein klassischer dialektischer Prozess: Die<br />

These, der christliche Glaube, bringt die Religion als<br />

seine eigene Antithese hervor, und der dadurch entstehende<br />

Widerspruch wird in einer Weise aufgehoben,<br />

in der beides sowohl negiert wird als auch<br />

erhalten bleibt.<br />

Dies erklärt, warum gerade das christliche<br />

Abendland, und nicht irgendeine andere Weltzivilisation,<br />

die liberale Säkularität hervorgebracht<br />

hat. Eine Frage, die durchaus noch offen ist, im vorliegenden<br />

Zusammenhang aber nicht vertieft werden<br />

kann, lautet dabei, ob der säkulare Liberalismus<br />

ohne Rückbindung an die religiösen Werte,<br />

denen er seine Existenz verdankt, auf die Dauer<br />

überlebensfähig ist; ob der Rückzug der Religion<br />

ins rein Private ohne Anspruch auf gesellschaftliche<br />

Verbindlichkeit und die Inflation von Freiheitsansprüchen<br />

auf Kosten sittlicher Bindungen nicht<br />

zur Selbstzerstörung der liberalen Zivilisation des<br />

Westens führen wird.<br />

Vernunft und Religion<br />

Auszug aus der Ansprache von<br />

Papst Benedikt XVI. an der Universität<br />

Regensburg vom 12.<br />

September 2006:<br />

In der von Professor Khoury herausgegebenen<br />

siebten Gesprächsrunde<br />

(…) kommt der<br />

Kaiser auf das Thema des<br />

Dschihad, des heiligen Krieges<br />

zu sprechen. (…) Ohne sich auf<br />

Einzelheiten (…) einzulassen,<br />

wendet er sich in erstaunlich<br />

schroffer, für uns unannehmbar<br />

schroffer Form ganz einfach mit<br />

der zentralen Frage nach dem<br />

Verhältnis von Religion und Gewalt<br />

überhaupt an seinen Gesprächspartner.<br />

Er sagt: «Zeig<br />

mir doch, was Mohammed Neues<br />

gebracht hat, und da wirst Du<br />

nur Schlechtes und Inhumanes<br />

finden wie dies, dass er vorgeschrieben<br />

hat, den Glauben, den<br />

er predigte, durch das Schwert<br />

zu verbreiten.» Der Kaiser begründet,<br />

nachdem er so zugeschlagen<br />

hat, dann eingehend,<br />

warum Glaubensverbreitung<br />

durch Gewalt widersinnig ist.<br />

Sie steht im Widerspruch zum<br />

Wesen Gottes und zum Wesen<br />

der Seele. «Gott hat kein Gefallen<br />

am Blut», sagt er, «und nicht<br />

vernunftgemäß, (…) zu handeln,<br />

ist dem Wesen Gottes zuwider.<br />

(…)»<br />

Der entscheidende Satz in dieser<br />

Argumentation gegen Bekehrung<br />

durch Gewalt lautet:<br />

Nicht vernunftgemäß handeln<br />

ist dem Wesen Gottes zuwider.<br />

(…) Für den Kaiser als einen in<br />

griechischer Philosophie aufgewachsenen<br />

Byzantiner ist dieser<br />

Satz evident. Für die moslemische<br />

Lehre hingegen ist Gott<br />

absolut transzendent. Sein Wille<br />

ist an keine unserer Kategorien<br />

gebunden und sei es die der Vernünftigkeit.<br />

(vatican.ca)<br />

Gelebtes Christentum: Pfarrkirche<br />

im steiermärkischen Ilz. Foto: Dnalor<br />

01, CC BY-SA 3.0, Wikimedia<br />

Commons<br />

_ Manfred Kleine-Hartlage ist<br />

Publizist und Buchautor. Der<br />

Text ist ein bearbeiteter Auszug<br />

aus seinem Standardwerk «Das<br />

Dschihadsystem. Wie der Islam<br />

funktioniert» (Resch-Verlag, 292<br />

Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-<br />

935197-96-0).<br />

75


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Das Abendland verteidigen<br />

Thesen zum Islam<br />

von Thor von Waldstein<br />

«Der radikale Widerstand des Islamismus gegen die expansionistische<br />

”Dekadenz” des Westens enthält Möglichkeiten in sich,<br />

die den Verlauf der künftigen Weltgeschichte stärker bestimmen<br />

könnten als der Wandel der Machtverhältnisse unter den großen<br />

Staaten des 21. Jahrhunderts.» Ernst Nolte<br />

Einheit, keine Gegensätze. In Sonderheit die Türken<br />

und die Deutschen haben über Jahrhunderte hinweg<br />

nicht nur hervorragende diplomatische Beziehungen<br />

gepflegt, sondern sich auf vielen Gebieten<br />

gegenseitig kulturell befruchtet.<br />

Provozierte Radikalisierung<br />

4. Die Radikalisierung des Islams in der zweiten<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts hat überwiegend<br />

politische, nicht religiöse Wurzeln. Die politischen<br />

Ursachen sind:<br />

a) die britische, französische und niederländische<br />

Kolonialherrschaft vom 18. bis zur Mitte des<br />

20. Jahrhunderts, die durch ihre rücksichtslose<br />

Härte und ihre arrogante Überheblichkeit Minderwertigkeitsgefühle<br />

und Hass bei den unterworfenen<br />

Völkern, von Indonesien bis in den Maghreb,<br />

bewirkt hat;<br />

b) die US-amerikanische Neokolonialherrschaft seit<br />

Mitte des 20. Jahrhunderts, deren Maßlosigkeit –<br />

nicht nur im Islam – zu wachsendem Widerstand<br />

geführt hat;<br />

Das christliche Deutsche und das<br />

muslimische Osmanische Reich verband<br />

engste Beziehungen. 1898 zog<br />

Kaiser Wilhelm II. sogar in einer Art<br />

Triumphzug ins damals osmanische<br />

Jerusalem ein – offiziell ein privater<br />

Pilgerbesuch. Foto: picture-alliance<br />

/ IMAGNO/Austrian Archives<br />

1. Der Islam ist an der Schwelle zur Neuzeit eine<br />

der wesentlichen Kulturquellen des alten Europa<br />

gewesen. Ohne die persische Architektur und Medizin,<br />

ohne die maurische Städtebaukunst, ohne die<br />

Glanzleistungen der arabischen Mathematik und<br />

Astronomie wären Renaissance und Aufklärung<br />

nicht denkbar gewesen.<br />

c) die an politischer Unklugheit kaum zu überbietende<br />

bedingungslose Unterstützung der USA für<br />

einen die Menschenrechte beharrlich mit Füßen<br />

tretenden Kleinstaat am östlichen Mittelmeer, der<br />

seine islamischen Bürger und Nachbarn seit Jahrzehnten<br />

mit Gewalt und Terror überzieht;<br />

d) die Volk, Familie, Religion und jede andere zentripetale<br />

Gemeinschaftskultur des Menschen zersetzende<br />

Dekadenz des Westens, deren Zerstörungskraft<br />

der Islam spürt und gegen die sich zu<br />

wehren sein gutes Recht ist.<br />

76<br />

Der Terrorismus hat<br />

seine Wurzeln nicht<br />

in einer angeblich<br />

besonderen Bösartigkeit<br />

des Islams.<br />

2. Die Losung des Genies der deutschen Kaiser,<br />

Friedrich des Zweiten von Hohenstaufen: «Krieg mit<br />

Rom aufs Messer! Friede, Freundschaft mit dem<br />

Islam» ist historisch überholt, gewiss. Es sollte aber<br />

nicht aus dem Blickfeld geraten, dass die christliche<br />

Traditionslinie der Deutschen keine Zwangsläufigkeit<br />

war: «Das Christentum hat uns um die Ernte<br />

der antiken Kultur gebracht, es hat uns später wieder<br />

um die Ernte der Islam-Kultur gebracht» (Friedrich<br />

Nietzsche).<br />

3. Mit den Völkern des Islams, insbesondere den<br />

Arabern und den Türken, verbindet die Europäer ein<br />

jahrhundertealtes gemeinsames geistiges Erbe. Orient<br />

und Okzident sind kulturell eine symbiontische<br />

5. Der Terrorismus hat seine Wurzeln nicht in<br />

einer angeblich besonderen Bösartigkeit des Islams.<br />

Der asymmetrische Krieg entspringt vielmehr der<br />

Verzweiflung Einzelner über erlittenes Unrecht<br />

an ihrem Volk. Wer als 16-jähriger Palästinenser<br />

zuzusehen gezwungen ist, wie israelische Militärbulldozer<br />

das Elternhaus nebst darin wohnender<br />

Familie überrollen, hasst unbändig. Das (richtige)<br />

Urteil, dass dieser Hass nicht dazu berechtigt,<br />

ebenso unschuldige Zivilisten (in Israel, in Europa<br />

oder anderswo) in die Luft zu sprengen, sollte zur<br />

Erhöhung seiner Glaubwürdigkeit mit der Erinnerung<br />

gepaart werden, dass die wahren Ursachen<br />

dieses Hasses benannt und beseitigt werden müssen,<br />

wenn das Morden ein Ende haben soll.


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Das Abendland verteidigen<br />

6. Ziel des seit dem 11. September 2001 geführten<br />

US-amerikanischen Kampfes gegen den Terror<br />

war und ist es unter anderem, die Europäer vor den<br />

Karren des Westens zu spannen, um die gewachsene<br />

geistig-kulturelle Symbiose, aber auch die<br />

natürliche geopolitische Verbundenheit zwischen<br />

Europa und den nördlichen Mittelmeeranrainern zu<br />

sprengen. Nachdem West- und Mitteleuropa über<br />

ein halbes Jahrhundert der falsche Freund (USA)<br />

aufgenötigt wurde, soll der alte Kontinent nunmehr<br />

auch noch mit einem falschen Feind (Islam) beglückt<br />

werden. Diese Bestrebungen der USA, Europa in<br />

eine politisch sinnwidrige Frontstellung gegen die<br />

islamische Welt hineinzumanipulieren, sind zwischenzeitlich<br />

– nicht zuletzt aufgrund des massenmedial<br />

inszenierten Westextremismus («Je suis<br />

Charlie») – weit fortgeschritten.<br />

Falsches Feindbild Islam<br />

7. Weswegen den Europäern eine puritanisch-bigott<br />

gesinnte, körperlich deformierte, geistig enteignete<br />

und politisch vollständig fremdbestimmte<br />

Menschenansammlung jenseits des Atlantiks näher<br />

stehen sollte als die gewachsenen Kulturen des Orients<br />

jenseits des mare nostrum, ist nicht nachvollziehbar.<br />

Der in Europa massenmedial beförderte<br />

Rassismus, wonach uns mit dem (weißen) Aktienbroker<br />

aus Manhattan angeblich mehr verbindet als<br />

mit dem (nicht weißen) Okraschoten-Händler auf<br />

dem Khan el-Khalili-Basar in Kairo, ist mehr als ein<br />

Verbrechen, er ist ein unverzeihlicher Fehler wider<br />

die geistige, kulturelle und geopolitische Interessenlage<br />

des alten Kontinents.<br />

8. Ein wesentliches politisches Instrument zur<br />

Entfremdung der Europäer vom Islam ist die seit<br />

Jahrzehnten betriebene Massenimmigration aus<br />

dem Orient, insbesondere aus der Türkei, aus<br />

Syrien sowie den Maghreb-Staaten. Ziel derjenigen,<br />

die hierfür die Verantwortung tragen, ist es,<br />

die natürliche Abwehr des europäischen Bürgers<br />

gegen die Überfremdung im eigenen Land zu einer<br />

außenpolitischen Frontstellung Europas gegen<br />

den Islam zu missbrauchen. Diese durchsichtige<br />

Vermengung innen- und außenpolitischer Kategorien<br />

entbehrt indes jeder Rechtfertigung: Die multikulturelle<br />

Zumutung geht zurück auf die Interessen<br />

des Kapitals und die nicht minder islamferne<br />

Ideenwelt deutscher, schuldbeladener Halbintellektueller,<br />

nicht auf ausgeklügelte Umvolkungsstrategien<br />

des Orients.<br />

Dekadenz und Fäulnis<br />

9. Nachdem das im Zweifel ohnehin portemonnaiewählende,<br />

bestenfalls politisch frühdemente<br />

deutsche Bürgertum diese ethnische Herausforderung,<br />

die in den besseren Stadtteilen erst<br />

mit einem Bremsweg von vier Jahrzehnten anzu-<br />

Die religiöse Wehrlosigkeit<br />

Europas<br />

ist nicht zuletzt<br />

dem grenzenlosen<br />

Versagen der<br />

christlichen Kirchen<br />

geschuldet.<br />

Nach Meldungen über die Vergewaltgung<br />

einer 13-jährigen Schülerin<br />

in Berlin gingen im Januar 2016<br />

in Deutschland Zehntausende Russlanddeutsche<br />

gegen islamische<br />

Migrantengewalt auf die Straße:<br />

In Berlin zogen am 23. Januar rund<br />

2.000 Menschen vor das Kanzleramt.<br />

Foto: picture alliance / dpa<br />

77


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Das Abendland verteidigen<br />

Ein Prozent genügt<br />

Götz Kubitschek hat mit Unterstützung<br />

von Karl Albrecht<br />

Schachtschneider, Jürgen Elsässer<br />

und anderen die Vernetzungsinitiative<br />

einprozent.de ins<br />

Leben gerufen. Im Aufruftext<br />

heißt es: «Die Flüchtlingsinvasion<br />

ist eine Katastrophe für<br />

Deutschland und Europa. Politik<br />

und Medien wollen uns vor<br />

vollendete Tatsachen stellen?<br />

Wir machen nicht mit! Wir brauchen<br />

eine Bürgerbewegung,<br />

eine breite Lobby für Deutschland.<br />

Unsere Vision: Tausende<br />

Mitglieder unterstützen unsere<br />

juristischen, medialen und politischen<br />

Aktionen, verbreiten die<br />

Informationen, die in den Medien<br />

nicht zu finden sind, und<br />

wehren sich in ihren Gemeinden<br />

gegen die Auflösung unseres<br />

Staates.<br />

Kurzum: Wir brauchen die Unterstützung<br />

von einem Prozent<br />

der Deutschen, nicht mehr. Ein<br />

Prozent reicht aus! (...) Lasst<br />

uns beginnen – kreativ, finanzstark<br />

und so groß, dass wir nicht<br />

mehr ignoriert werden können!<br />

Jeder, dem unser Land am Herzen<br />

liegt, kann sich beteiligen.»<br />

Einprozent veröffentlicht<br />

Demon strationstermine im ganzen<br />

Land und dreht Videos, die<br />

wichtige Ansätze vorstellen. Wo<br />

es Aktivisten an Geld fehlt, wird<br />

geholfen.<br />

kommen scheint, allmählich realisiert hat, ist man<br />

nunmehr darum bemüht, einen Schuldigen zu finden.<br />

Seltsamerweise sucht man aber die Schuld<br />

nicht bei denjenigen Volksgenossen, die die politische<br />

Verantwortung für die neue Völkerwanderung<br />

tragen (Adenauer, Brandt, Schmidt, Kohl, Schäuble,<br />

Schröder, Merkel und Konsorten), sondern bei den<br />

ausländischen Wirtschaftsmigranten, die nie etwas<br />

anderes waren als Verschiebemasse auf kapitalistischen<br />

Bahnhöfen.<br />

<strong>10</strong>. Die viel beschworene Integration der Fremden<br />

in die derzeitige treu-‚ ehr- und ortlose Dekadenzgesellschaft<br />

auf deutschem Boden war von<br />

Anfang an zum Scheitern verurteilt: «Deutschland<br />

kann den Fremden keine Identität anbieten, weil die<br />

Deutschen selbst keine haben» (Bassam Tibi). Tatsächlich<br />

ist Integration eine der zentralen Betrugsvokabeln<br />

im BRD-Neusprech, mit der die ahnungslosen<br />

Volksdeutschen über die schleichende Landnahme<br />

durch Fremde getäuscht werden sollen.<br />

Und diese Landnahme wird durch die Auflösungserscheinungen<br />

des Liberalismus entscheidend forciert:<br />

Junge Türken und Araber, die von der Ausstrahlungskraft<br />

des Islams geprägt wurden, verachten<br />

das anything goes des Westens, und wer wollte<br />

ihnen widersprechen? Und wer will eigentlich in<br />

der europäisch-gleichmacherischen «Gender-Mainstream»-Jetztzeit<br />

Mädchen und junge Frauen verurteilen,<br />

die erotisch von softieabholden, debattenfeindlichen<br />

und auch sonst unwestlich auftretenden<br />

Männern träumen, von denen Alice Schwarzer<br />

albträumt?<br />

Die Weltgeschichte wird nicht auf<br />

dem Schlachtfeld, sondern im<br />

Kreißsaal entschieden.<br />

11. Die religiöse Wehrlosigkeit Europas ist nicht<br />

zuletzt dem grenzenlosen Versagen der christlichen<br />

Kirchen, allen voran die Evangelische Kirche in<br />

Deutschland, geschuldet. Die durch Religions-GEZ<br />

wohlgenährten Amtskirchen verwalten ein ausgezehrtes<br />

Christentum, das sich mit einem Todeskuss<br />

zu verabschieden scheint. Anstatt Gott zu loben und<br />

sich um das Transzendenzbedürfnis der Einheimischen<br />

zu kümmern, ergießen sich die Kirchenfürsten<br />

in Fernstenliebe, Kirchenasyl, Vergangenheitsbewältigung,<br />

Toleranzorgien gegenüber unzähligen<br />

Randgruppen und anderen Erbaulichkeiten areligiöser<br />

Art. Dass dabei das Seelenheil der Menschen<br />

und deren Bindung an die Kirche auf der Strecke<br />

bleiben, sollte die Käsmanns, Woelkis e tutti quanti<br />

zuallerletzt wundern. Wenn der Islam in Deutschland<br />

so erfolgreich in dieses selbstverschuldete religiöse<br />

Vakuum stoßen kann, dann vor allem deshalb,<br />

weil es den Deutschen an mutigen Kirchenmännern<br />

gebricht, die der «Diktatur des Relativismus» (Benedikt<br />

XVI.) die Stirn und den Menschen Halt in ihrem<br />

Glauben bieten.<br />

12. Nicht unerheblich beschleunigt wird die Islamisierung<br />

Deutschlands durch eine – von weiblichen<br />

wie nichtweiblichen Personen gleichermaßen<br />

beförderte – Entmännlichung fast aller öffentlicher<br />

Lebensbereiche. In der thymosvergessenen<br />

Talkshowgesellschaft gilt Männlichkeit – jedenfalls<br />

jenseits der Aftershave-Werbung – als unerwünscht,<br />

bestenfalls als ein Charakterzug von vorgestern.<br />

Junge, naturwüchsige Völker, die den Helden<br />

in sich noch nicht begraben haben, neigen dazu,<br />

dem Modell einer solchen «überalterten, feminisierten,<br />

wehleidigen, von historischen Schuldgefühlen<br />

gesteuerten, der Gleichheit und der Androgynität<br />

huldigenden Gesellschaft wie der deutschen,<br />

die Männlichkeit mit halb priesterlichem, halb<br />

irrenärztlichem Gestus bekämpft» (Michael Klonovsky),<br />

eine womöglich ganz unfeminisiert-radikale<br />

Absage zu erteilen: «Wenn der Islam das Christentum<br />

verachtet, so hat er tausendmal recht dazu:<br />

Der Islam hat Männer zur Voraussetzung.» (Friedrich<br />

Nietzsche)<br />

Verteidigung gegen die Masseninvasion<br />

13. Unbeschadet der Tatsache, dass der Islam<br />

nicht die Verantwortung für die Überfremdung Europas<br />

trägt (siehe Ziffer 8), wird er wie jede missionierende<br />

Religion den Versuch unternehmen, sich<br />

in Europa nicht nur zu behaupten, sondern – wie<br />

einst die Mauren in Spanien – über das Christen-<br />

78<br />

Mehr Informationen unter einprozent.de<br />

Foto: einprozent.de<br />

Das <strong>COMPACT</strong>-Cover 1/2015 avancierte<br />

zu einem der beliebtesten<br />

Demoplakate des Volkswiderstandes,<br />

wie hier bei Legida Leipzig am<br />

21. Januar 2015. Foto: picture alliance/dpa


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Das Abendland verteidigen<br />

tum bzw. das, was nach den Weichspülgängen des<br />

Liberalismus davon übrig geblieben ist, zu obsiegen.<br />

Das liegt – abgesehen von dem Sonderfall des nicht<br />

missionierenden Judentums – in der Natur monotheistischer<br />

Religionen und unterscheidet sich nicht<br />

von der Ausbreitung des Christentums in Lateinamerika<br />

sowie in Teilen Asiens und Afrikas. Neu<br />

für die Europäer ist allenfalls, dass sie die Azteken<br />

von morgen sein könnten.<br />

14. Ob dem Islam dieser innerhalb und außerhalb<br />

der Kreißsäle stattfindende Majorisierungsversuch<br />

gelingt oder nicht, liegt ausschließlich an<br />

den Europäern selbst. Wenn diese sich ihrer geistigen<br />

Wurzeln rückbesinnen und die raumfremde<br />

Schutzmacht des Liberalismus in Europa, die USA,<br />

des Platzes verweisen, wird Europa, eingebettet in<br />

seine alten geopolitischen Widerlager (Orient im<br />

Süden und Asien im Osten), neu erblühen. Voraussetzung<br />

hierfür ist allerdings, daß die Deutschen<br />

sich ebenso gründlich wie zügig von dem zivilreligiösen<br />

Anspruch verabschieden, das Monopol auf alles<br />

historische Unheil im alten Kontinent zu besitzen.<br />

«Für Amerika werden wir immer<br />

nur Kulis sein. Asien gegenüber<br />

haben wir eine Aufgabe.» <br />

<br />

Ernst Niekisch<br />

15. Bei der Zurückweisung nicht zu leugnender<br />

islamischer Herrschaftsansprüche kann den Europäern,<br />

wenn sie denn eine Zukunft haben wollen,<br />

nur zu einer Entschiedenheit à la Poitiers (732), Granada<br />

(1492), Lepanto (1571) und Zenta (1697) geraten<br />

werden. Vieles spricht dafür, dass die neue<br />

Leidenschaft für das Eigene, die die europäischen<br />

Völker für ein Wiedererstarken ihres Lebens- und<br />

Zukunftswillens zuallererst entwickeln müssen, am<br />

ehesten einem nüchternen Laizismus entspringen<br />

könnte. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass<br />

einem solchen sich formierenden ethnischen Fundamentalismus<br />

auch religiös motivierte Abwehrkräfte<br />

zuwachsen, insbesondere seitens der katholischen<br />

beziehungsweise orthodoxen Kirche in Osteuropa;<br />

die tragende Säule einer solchen widerständigen<br />

Bewegung kann das Christentum im säkularisierten<br />

Europa indes nicht (mehr) sein.<br />

16. Dreh- und Angelpunkt jeglicher europäischer<br />

Renaissance ist die demographische Wende, die<br />

ihrerseits nur gelingt, wenn man, insbesondere im<br />

zentraleuropäischen Problemstaat Nr. 1, Abschied<br />

von den liberalistischen Lebenslügen nimmt. Wer<br />

sich von Muslimen wegkindern lässt, sollte die<br />

Ursache hierfür nicht bei den Moslems suchen.<br />

Wer sich von dem Shoabusiness Schuldneurosen<br />

einpflanzen lässt, sollte sich nicht wundern, wenn<br />

immer weniger deutsche Kinder das Licht der Welt<br />

im Land der Großverbrecher erblicken. Die Weltgeschichte<br />

wird nicht auf dem Schlachtfeld, nicht<br />

auf dem Börsenparkett und auch nicht auf Twitterkanälen,<br />

sondern – gerade im 21. Jahrhundert – in<br />

der Wiege entschieden: «civilizations die from suicide,<br />

not by murder» (Gesellschaften sterben durch<br />

Selbstmord, nicht durch Mord; Arnold J. Toynbee).<br />

17. Sollte dieser Kampf um die Jugend für Europa<br />

verloren gehen, so darf – horribile dictu – angemerkt<br />

werden, dass die vollständige Islamisierung nur die<br />

zweitschlechteste Lösung ist, weil sie immerhin<br />

noch eine Hoffnung auf einen kulturellen Neuanfang<br />

zurückließe. Die fortgesetzte Durchamerikanisierung<br />

aller Lebensbereiche durch den angeblich<br />

«sanften Hegemon» USA (Karlheinz Weißmann) fördert<br />

dagegen die weitere Ausbreitung der «letzten<br />

Menschen», die blinzeln und sagen: «Wir haben das<br />

Glück erfunden» (Friedrich Nietzsche). Gegenüber<br />

einem solchen verhausschweinten Fellachen-Ende<br />

à la USA ist eine Hagia-Sophia-Lösung, bei der der<br />

Islam auf dem europäischen Geisteserbe aufbauen<br />

kann, in jedem Fall vorzuziehen.<br />

18. Im 21. Jahrhundert, dessen weltpolitische<br />

Hauptbühne sich schon seit geraumer Zeit nach<br />

Asien, insbesondere nach China und Indien, verlagert<br />

hat, haben die Europäer nur dann eine Überlebenschance,<br />

wenn sie ihre Souveränität zurückgewinnen<br />

und sich schnell von den USA lösen, um im<br />

Verein mit Russland und den islamischen Mittelmeeranrainern<br />

eine Regionalmacht im äußersten<br />

Westen der eurasischen Landmasse zu bilden. Dort<br />

liegt auch geistig und kulturell die einzige Zukunft<br />

Europas: «Für Amerika werden wir immer nur Kulis<br />

sein. Asien gegenüber haben wir eine Aufgabe.»<br />

(Ernst Niekisch).<br />

Pegida im Dezember 2014: In Dresden<br />

demonstrierten bis zu 40.000<br />

Bürger wöchentlich gegen die<br />

Islamisierung des Abendlandes.<br />

Foto: picture alliance / AP Photo<br />

_ Thor von Waldstein, geboren<br />

1959 in Mannheim, Studium der<br />

Rechtswissenschaft, Geschichte,<br />

Philosophie, Politikwissenschaft<br />

und Soziologie an den Universitäten<br />

München, Mannheim<br />

und Heidelberg. Seit 1989 als<br />

Rechtsanwalt und Publizist tätig.<br />

1989: Promotion zum Dr. rer. soc.<br />

an der Ruhr-Universität Bochum<br />

bei Bernard Willms.<br />

1992: Promotion zum Dr. iur. an der<br />

Universität Mannheim. Co-Autor<br />

der führenden Kommentare zur<br />

Rheinschiffahrtspolizeiverordnung<br />

(3. Auflage) und zum Binnenschifffahrtsrecht<br />

(5. Auflage). Verteidiger<br />

in zahlreichen Strafverfahren<br />

gegen die Unterdrückung der<br />

Meinungsäußerungsfreiheit<br />

von Andersdenkenden. Letzte<br />

Publikationen: Der Beutewert des<br />

Staates – Carl Schmitt und der Pluralismus,<br />

Graz 2008; Metapolitik,<br />

Schnellroda 2015; «Wir Deutsche<br />

sind das Volk»–Zum politischen<br />

Widerstandsrecht der Deutschen<br />

nach Art. 20 IV Grundgesetz in der<br />

«Flüchtlingskrise», Schnellroda<br />

2016. – Zwischenüberschriften<br />

von der Redaktion.<br />

79


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Das Abendland verteidigen<br />

Unsere Werte, unser Widerstand<br />

_ Diskussion<br />

Die Islamisierung schreitet in Riesenschritten voran. Ist das Abendland<br />

verloren – oder wie können wir eine wirksame Abwehrfront<br />

aufbauen? Welche Rolle können unsere Traditionen dabei spielen?<br />

Eine Diskussion in der <strong>COMPACT</strong>-Redaktion zwischen Marc<br />

Dassen, Jürgen Elsässer, Harald Harzheim, Martin Müller-Mertens<br />

und Tino Perlick.<br />

Elsässer: Björn Höcke sagte in einer seiner letzten<br />

Reden: «Unser Feind ist nicht der Islam, sondern<br />

die Dekadenz.» Vielleicht ein guter Einstieg in<br />

unsere Abschlussdebatte…<br />

«Die These, Europa<br />

sei unrettbar von<br />

innen vermodert,<br />

ist reine IS-Propaganda.»<br />

Elsässer<br />

Das zerstörte Dresden 1945. Der<br />

angloamerikanische Terrorangriff<br />

zerstörte auch eine jahrhundertealte<br />

Stätte abendländisch-deutscher<br />

Zivilisation. Foto: Deutsche<br />

Fotothek, CC BY-SA 3.0, Wikimedia<br />

Commons<br />

Dassen: Nach meiner Meinung bedeutet das:<br />

Unsere Gutmenschlichkeit ist unser Untergang,<br />

weil sie uns wehrlos gegenüber skrupellosen, unzivilisierten<br />

Eindringlingen macht.<br />

Harzheim: Es ist völlig falsch ist, den Schuldigen<br />

für die europäische Krise bei den Muslimen<br />

zu suchen. Europa hat sich geistig-spirituell in den<br />

letzten zwei Jahrhunderten selbst liquidiert. Die<br />

Moderne hat ein riesiges Vakuum eröffnet. Und da<br />

findet ganz selbstverständlich ein anderes Wertesystem<br />

seinen Platz. Das betrifft auch den Helden<br />

des letzten Romans von Michel Houellebecq,<br />

Unterwerfung: Der versucht für kurze Momente,<br />

wie so viele Konservative, die Rückkehr in alte Sinnstrukturen.<br />

Aber das klappt nicht. Was einmal historisch<br />

erledigt wurde, ist unrestaurierbar tot. Am<br />

Schluss versucht er deshalb, den Islam als neue<br />

Sinnstiftung auszutesten. Er hat ja auch nichts zu<br />

verlieren…<br />

Dekadenz und Selbsthehauptung<br />

Dassen: Die Europäer sind in Houellebecqs<br />

Vision nicht mehr fähig, dem islamischen Wertekosmos<br />

ihre eigene, gewachsene Kultur entgegenzuhalten,<br />

weil die längst unrettbar von innen vermodert<br />

erscheint.<br />

Elsässer: Das finde ich bekloppt: Die abendländische<br />

Kultur sei «unrestaurierbar tot», also könnten<br />

wir doch ganz entspannt den Islam «austesten»,<br />

man könne ja dabei «nichts verlieren»… Das<br />

ist die Kapitulation vor der islamischen Landnahme<br />

auf unserem Kontinent. Die ganze These, Europa<br />

sei «unrettbar von innen vermodert», ist die reine<br />

IS-Propaganda! Immerhin werden auf unserem<br />

Kontinent, trotz Neoliberalismus und Amerikanisierung,<br />

immer noch materielle und geistige Werte<br />

geschaffen, von denen andere Weltgegenden nur<br />

träumen können! Und ja, auch in diesem schal<br />

gewordenen Europa haben wir im Falle einer Islamisierung<br />

noch unendlich viel zu verlieren: Ich will<br />

mein Weihnachten feiern, ich will Bier mit Schnitzel,<br />

ich will nicht, dass unsere Heranwachsenden<br />

als Kinder-Bräute weggeheiratet werden, ich will<br />

keine Scharia-Gerichte, meine Frau soll sich nicht<br />

verschleiern müssen.<br />

Perlick: Es kann weder darum gehen, den Salafisten<br />

und Rapefugees zu entsprechen, etwa durch<br />

Minirockverbot auf Schulhöfen, noch darum, plötzlich<br />

jeden Sonntag in die Kirche zu rennen. Und<br />

gewiss ist es keine Lösung, mit dem Islam zu experimentieren.<br />

In meiner Nachbarschaft hängt, wie<br />

vielerorts, ein riesiges Werbeplakat für einen «FKK<br />

Saunaclub», also ein Großbordell – keine zehn<br />

Meter gegenüber befindet sich eine Koranschule.<br />

Nur weil ich finde, dass Puff-Werbung in der Öffentlichkeit<br />

nichts verloren hat, gehe ich jedoch noch<br />

lange nicht auf Tuchfühlung mit dem sittenstrengen<br />

Islam.<br />

80<br />

Dassen: Harzheim und Houllebecq postulieren,<br />

dass sich Europa geistig-spirituell in den letzten<br />

zwei Jahrhunderten selbst liquidiert hat – aber<br />

stimmt das überhaupt? Ist das einfach so passiert?<br />

Oder war es nicht viel eher so, dass mit Industrialisierung<br />

und frühkapitalistischer Lebensweise<br />

plötzlich ökonomische Zwänge auf das Leben der<br />

Völker einwirkten, die sich bis zum heutigen Tag<br />

in einen globalen «Raubtier-» oder «Turbokapitalismus»<br />

gesteigert haben? Waren es nicht mehr oder<br />

weniger die Kräfte des Marktes, und damit meine<br />

ich konkret die Handlanger der Hochfinanz, die


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Das Abendland verteidigen<br />

Europa mit den Imperativen von Profit und Wachstum<br />

in die Ellenbogengesellschaft und immer wieder<br />

auch in verheerende Kriege getrieben haben?<br />

Vorwärts – und nicht vergessen<br />

Harzheim: Rückkehr zu vergangenen Werten –<br />

das ist Wunschdenken. Als im 4. Jahrhundert, Rom<br />

war längst christlich geworden, Kaiser Julian das<br />

delphische Orakel und die antiken Götter recyceln<br />

wollte, ging das auch voll daneben. Wiederbelebung<br />

funktioniert in dem Bereich nicht.<br />

Elsässer: Gegenbeispiel: Es findet in ganz Osteuropa<br />

– sowohl in katholischen wie in orthodoxen<br />

Ländern – seit etlichen Jahren eine religiöse Wiederbesinnung<br />

statt. Die entsprechenden Parteien<br />

haben in Russland, Ungarn und Polen eindrucksvolle<br />

Wahlsiege eingefahren. Putin hat erreicht,<br />

woran Kaiser Julian gescheitert ist.<br />

Müller-Mertens: Moment! Die Religion wurde<br />

in Osteuropa nicht restauriert. Sie war vielmehr nie<br />

weg. Den Polen bedeutete die Schwarze Madonna<br />

von Tschenstochau stets mehr als der Parteisekretär…<br />

Selbst wenn das Christentum vielleicht nicht<br />

im klassischen religiösen Sinne überdauerte, so<br />

blieb es in seiner Rolle als faktische Opposition<br />

ein identitätsstiftender Faktor, der nach 1990 seinen<br />

Platz wieder einnehmen konnte. Aber im Westen<br />

ist das eben nicht der Fall. Deshalb sollten wir<br />

bei uns nicht auf die Restauration eines klerikalen<br />

Gesellschaftsbildes setzen. Weshalb die Abwehr<br />

der Islamisierung per Junktim an ein reaktionäres<br />

Frauen- oder Familienbild koppeln? Der Schwule<br />

und die Feministin sind doch vielmehr unsere logischen<br />

Verbündeten gegen Langbart und Burka. Es<br />

steht dem Islam auch dann nicht zu, uns zu erobern,<br />

wenn wir nicht mehr konservativ denken und leben.<br />

Elsässer: Der Ansatz, wir müssten uns erst wieder<br />

auf unsere «alten Werte» besinnen und könnten<br />

uns dann erst im zweiten Schritt gegen die Islamisierung<br />

wehren, ist jedenfalls gefährlich schematisch.<br />

Sicher verbessert es unsere Chancen,<br />

das Abendland zu erhalten, wenn wir es selbst<br />

wieder mit Familie und Christentum ernster nehmen<br />

– sonst könnte sich der Islam als das einzige<br />

Gegenmodell zu Mammonismus, Pornografisierung<br />

und Gender Mainstream wichtig machen. Aber alle<br />

Erfahrung zeigt, dass sich die Menschen erst mal<br />

gegen die Islamisierung als Bedrohung ihrer Identität<br />

wehren, ohne schon einen klaren Begriff von dieser<br />

Identität zu haben. Konkret: Wenn’s gegen die<br />

Islamisierung geht, werde ich auch mit einem Amerika-Freund<br />

wie Lutz Bachmann oder einer Feministin<br />

wie Alice Schwarzer zusammenarbeiten.<br />

Theorie und Praxis<br />

Dassen: Einspruch! Ohne einen klaren Begriff<br />

von der eigenen Identität und den eigenen Werten,<br />

die man bewahren will, kann jeder Kampf gegen<br />

das Fremde nichts als das pure Ressentiment sein<br />

und nur ins Leere laufen. Unter der Devise «Hauptsache<br />

dagegen» kann nur Mist rauskommen. Bestes<br />

Beispiel sind doch die clever ausgewählten Aufnahmen<br />

einzelner Pegida-Demonstranten bei ZDF und<br />

Co., die – gefragt nach den Beweggründen ihrer<br />

Teilnahme – nur antworten: «Ja, wegen den Ausländern,<br />

die mag ich nicht.» Entschuldigung, aber<br />

das muss sofort aufhören.<br />

Grenzblockade: In der Identitären<br />

Bewegung rebelliert die Jugend<br />

gegen die Refugee-Welcome-Lawine<br />

– nicht nur in Österreich. Foto:<br />

iboesterreich.at<br />

Wehrhaftigkeit: Die Siegessäule in<br />

Berlin erinnert an den Frankreichfeldzug<br />

1870/71. Foto: Lichtjäger,<br />

CC BY-SA 3.0 , Wikimedia Commons<br />

«Ohne einen klaren<br />

Begriff von den<br />

eigenen Werten<br />

kann jeder Kampf<br />

gegen das Fremde<br />

nur ins Leere laufen.»<br />

Dassen<br />

81


<strong>COMPACT</strong> <strong>Spezial</strong><br />

_ Das Abendland verteidigen<br />

Schritte. Es hilft tatsächlich nichts, sich in Theorien<br />

und Wunschträumen zu verlieren, wenn akutes<br />

Handeln gefordert ist. Etwa wenn es um direkte<br />

Zivilcourage in Situationen unmittelbarer Bedrohung<br />

geht. Genauso hilft es nichts, wenn man alle<br />

Gegenmaßnahmen nur auf irgendeine praktische<br />

Form des Widerstandes konzentriert, ohne sich<br />

langfristig auch über die Theorie – sprich Wertedebatte<br />

– Gedanken zu machen.<br />

«Die Wertedebatte darf nicht zum<br />

intellektualistischen Geschwätz<br />

werden.» <br />

Müller-Mertens<br />

82<br />

Genderwahn und Verschwulung:<br />

Eine dekadente Gesellschaft hat der<br />

Islamisierung nichts entgegenzusetzen.<br />

Demonstration von Gegnern<br />

der Frühsexualisierung am 21. Juni<br />

2014 in Stuttgart. Foto: picture<br />

alliance / dpa<br />

Vorbild Zivilcourage<br />

Am 21. Mai randalierte ein<br />

21-jähriger Asylant aus dem Irak<br />

im sächsischen Arnsdorf bei Radeberg.<br />

Einen Tag zuvor hatte<br />

der Mann im örtlichen Netto-Markt<br />

eine Telefonkarte gekauft<br />

und umgehend verbraucht.<br />

Schlicht Nachschub zu erwerben,<br />

empfand der Kulturbereicherer<br />

offenbar als Zumutung,<br />

verlangte stattdessen den kostenlosen<br />

Umtausch der Karte.<br />

Um seinen angeblichen Anspruch<br />

zu untermauern, drohte<br />

der Iraker mit einer Weinflasche.<br />

Drei Deutsche im Ort,<br />

darunter ein CDU-Kommunalpolitiker,<br />

reagierten mit Zivilcourage.<br />

Sie entwaffneten den<br />

Asylanten, führten ihn aus der<br />

Filiale und fesselten ihn, da er<br />

weiter tobte, bis zum Eintreffen<br />

der Polizei an einen Baum.<br />

Multikultifans landauf landab<br />

echauffierten sich über den angeblich<br />

rassistischen Übergriff.<br />

Die Ordnungshüter in Gestalt<br />

des zuständigen Polizeipräsidenten<br />

von Görlitz stellten sich<br />

dagegen hinter die mutigen Bürger.<br />

<strong>COMPACT</strong> meint: Nachahmung<br />

dringend empfohlen.<br />

Elsässer: Wir sollten Pegida dankbar sein!<br />

Dass in Dresden zeitweise über 40.000 Menschen<br />

gegen die Islamisierung demonstriert haben, war<br />

ein Dammbruch, die Phalanx der Multikulti-Propaganda<br />

wurde eindrucksvoll aufgesprengt. Das Beispiel<br />

zeigt ja gerade, was Du bestreitest: Dass die<br />

Menschen die Bedrohung ihrer Identität durch die<br />

islamische Masseneinwanderung spüren und sich<br />

in Bewegung setzen, auch wenn sie diese Identität<br />

– etwa das Mischungsverhältnis aus westlich-amerikanischen<br />

und traditionsdeutschen Werten,<br />

aus Christentum und Aufklärung, aus Familienwunsch<br />

und praktizierter Libertinage – noch<br />

nicht genau definieren können. Ich bin unbedingt<br />

dafür, die zarten Pflänzchen des instinktiven Dagegenseins<br />

ganz vorbehaltlos zu fördern und die weitergehende<br />

Frage des Wofür mit den Aktivgewordenen<br />

im Prozess des Widerstandes zu klären. Wir<br />

als Schreiberlinge dürfen uns nicht arrogant über<br />

das Volk erheben und Vorschriften machen, sondern<br />

müssen ihm dienen und helfen, die richtigen<br />

Worte und Strategien zu finden.<br />

Müller-Mertens: Die Wertedebatte darf nicht<br />

zum intellektualistischen Geschwätz werden. Im<br />

Elfenbeinturm sitzen und feingeistig theoretisieren,<br />

was alles sein müsste, so etwas ist in der<br />

gegebenen Situation brandgefährlich. Der Feind<br />

ist bereits über die Grenzen marschiert, die Hauptkampflinie<br />

befindet sich mitten in unseren Städten.<br />

Die islamische Eroberung ist, sollte sie gelingen,<br />

nicht umkehrbar. In dieser Situation ist Theoriegelaber<br />

Sabotage an der Verteidigung.<br />

Dassen: Um nicht falsch verstanden zu werden:<br />

Vielleicht müssen wir ein paar Dinge trennen<br />

– langfristige und kurzfristige Maßnahmen gegen<br />

die Islamisierung, theoretische und praktische<br />

Perlick: Bei Thor von Waldstein (siehe Seite<br />

76ff.) fand ich den wichtigen Satz, dass unser<br />

Schicksal «nicht auf dem Schlachtfeld, sondern in<br />

der Wiege» entschieden wird. Deshalb müssen wir<br />

die wichtigen Werte der Familie bewahren. «Und<br />

wenn die Welt morgen untergeht, so pflanze ich<br />

heute noch mein Apfelbäumchen», soll Martin<br />

Luther gesagt haben. Die Globalisten, die natürlich<br />

wissen, dass der Islam integrationsresistent ist,<br />

drücken jetzt voll aufs Gaspedal. Ja, das schwächt<br />

uns als Nation sehr. Als Pragmatiker darf ich angesichts<br />

dessen nicht erst lang fragen, ob ich eine bessere<br />

Alternative zum Neoliberalismus habe als den<br />

Islam. Deutschland ist nicht islamisch und darf es<br />

auch nicht werden. Punkt. Deshalb gehört die Einwanderung<br />

von Muslimen ebenso schnell beendet<br />

wie überhaupt die falsche Toleranz gegenüber dem<br />

Islam in Deutschland. Doch ohne gesunden Stolz<br />

auf unsere Kultur wird das schwierig.<br />

Der Höhenflug der AfD<br />

Erfolge bei Landtagswahlen in Prozent<br />

Hamburg<br />

6,1 %<br />

Bremen<br />

5,5 %<br />

Rheinland-Pfalz<br />

12,6 %<br />

AfD im Landesparlament<br />

Quellen: infratest dimap, wikipedia <br />

Brandenburg<br />

12,2 %<br />

Sachsen -Anhalt<br />

24,3 %<br />

Sachsen<br />

9,7 %<br />

Thüringen<br />

<strong>10</strong>,6 %<br />

Baden-Würtemberg<br />

15,1 %<br />

Grafik: <strong>COMPACT</strong>


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