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COMPACT-Spezial 10

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Himmlers Muselgermanen<br />

_ von Jürgen Elsässer<br />

Der osmanische Vorstoß auf den Balkan schuf in Bosnien einen islamischen<br />

Brückenkopf. Als Verbündete des Dritten Reiches wüteten die dortigen Muslime so<br />

sehr, dass man sogar im deutschen Generalstab besorgt war.<br />

Als die Osmanen im Jahre 1389 die Serben und<br />

deren Verbündete auf dem Amselfeld – im heutigen<br />

Kosovo – besiegten, gerieten weite Teile des Südbalkans<br />

unter die Kontrolle des Sultans. In Bosnien<br />

verlief die Okkupation besonders günstig, weil die<br />

dortige Bevölkerung mehrheitlich der christlichen<br />

Sekte der Bogumilen angehörte, die sich sowohl<br />

vom katholischen Rom wie vom orthodoxen Byzanz<br />

bedrängt fühlte. Vor allem die Adeligen mussten<br />

nicht lange zur Konversion überredet werden:<br />

Wenn sie zum Islam übertraten, konnten sie ihre<br />

Besitztümer und Privilegien behalten. Wer das nicht<br />

tat, wurde zum weitgehend rechtlosen Untertanen.<br />

«Niemand wurde gezwungen, zum Islam zu konvertieren.<br />

Wer aber nicht wollte, wurde als Raja – als<br />

”Steuerzahler” – eingestuft. Das bedeutete praktisch,<br />

neben dem allmächtigen und hochfahrenden Moslemvolk<br />

nichts zu sein, weder Waffen führen noch<br />

Mohammedaner vor den Richter laden, noch die Farben<br />

Rot (der Herrschaft) und Grün (des Islams) tragen<br />

zu dürfen. Ihr Leben galt nach dem Koran als verfallen,<br />

und die Raja mussten es mit der Kopfsteuer<br />

immer aufs neue erkaufen», schreiben der Kirchenkritiker<br />

Karlheinz Deschner und der Historiker Milan<br />

Perovic in ihrem Standardwerk Der Krieg der Religionen<br />

aus dem Jahr 1999. Die schlimmste der Steuern<br />

war die Blutsteuer oder Knabenlese (türkisch:<br />

devsirme). «In jedem dritten, fünften oder siebten<br />

Jahr wurden christliche Knaben oder Jünglinge nach<br />

bestimmten Kriterien ihren Eltern weggenommen,<br />

nach Konstantinopel geführt, islamisiert und zum<br />

Unterricht entweder für den Janitscharen- [Elitesoldaten-]<br />

oder den Hofdienst bestimmt.»<br />

Die türkische Provinz Bosnien wurde zwar seit<br />

der Berliner Konferenz 1878 von Österreich-Ungarn<br />

verwaltet und 1908 sogar förmlich annektiert.<br />

Doch die Habsburger tasteten die Vorrechte<br />

der Muslime nicht an, um sie als Bundesgenossen<br />

gegen die erstarkende serbische und jugoslawische<br />

Freiheitsbewegung zu gewinnen, die das Fortbestehen<br />

des k.u.k.-Reiches auf dem Balkan bedrohte.<br />

Folgerichtig unterstützte die Mehrheit der bosnischen<br />

Mohammedaner im Ersten Weltkrieg die<br />

Mittelmächte, also das Bündnis zwischen Deutschland,<br />

Österreich und der Türkei, während die Serben<br />

an der Seite der französisch-britisch-russischen<br />

Entente kämpften.<br />

Der Großmufti von Jerusalem<br />

Mohammed Amin al-Husseini bei<br />

bosnischen SS-Freiwilligen.<br />

Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1978-<br />

070-04A / Mielke / CC-BY-SA 3.0,<br />

Wikimedia Commons<br />

Christenkinder<br />

wurden an den Hof<br />

des Sultans verschleppt.<br />

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