COMPACT-Spezial 10
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Dschihad gegen das Kreuz<br />
_ von Martin Müller-Mertens/Federico Bischoff<br />
40<br />
Die 2000-jährige Geschichte der Christen im Orient neigt sich dem<br />
Ende zu: Sie sind von Auslöschung bedroht, der Islamofaschismus<br />
marschiert. Auch weltweit sind die Anhänger von Jesus die am<br />
meisten bedrohte Glaubensgemeinschaft.<br />
Koptische Christen bei einer Messe<br />
in Kairo. In Ägypten stellen sie etwa<br />
20 Prozent der 80 Millionen Bürger.<br />
Nach dem Sturz von Präsident Mubarak<br />
durch die Muslimbrüder 2011<br />
gab es zahlreiche Pogrome.<br />
Foto: AFP/Getty Images<br />
«Bewahrt die Christen<br />
im Nahen Osten<br />
vor der Auslöschung!»<br />
Pfarrer Jaar<br />
Die Leichen wurden nie gefunden. Nur Handyfotos<br />
ihrer angstverzerrten Gesichter erinnern an die<br />
Opfer: Zwölf Flüchtlinge, die im April 2015 irgendwo<br />
im Mittelmeer ertranken. Doch nicht raue See oder<br />
ein überladener Seelenverkäufer schickte sie in<br />
den Tod, sondern ein rasender Mob warf sie über<br />
Bord. Das Motiv war, dass die Ermordeten «sich<br />
zum christlichen Glauben bekannten, während die<br />
Angreifer Muslime waren», teilten später die Behörden<br />
im italienischen Palermo mit. Es sei «mehrfacher<br />
Totschlag erschwert durch religiösen Hass»<br />
gewesen. 15 Verdächtige nahm die Polizei fest.<br />
«Größte Christenverfolgung aller Zeiten»<br />
Die ertrunkenen Christen schafften es nur kurze<br />
Zeit in die Spalten europäischer Zeitungen. Auffallend<br />
zurückhaltend fielen die Reaktionen von Asyllobby<br />
und Bereicherungsindustrie aus. Kein Einzelfall:<br />
Während in den westlichen Ländern Politik<br />
und Leitmedien vor allem vor Islamfeindschaft<br />
(«Islamophobie») warnen, ignorieren sie die Bedrohung<br />
jener Religion, die das Abendland seit bald<br />
2000 Jahren geprägt hat. «Gegenwärtig ist die<br />
größte Christenverfolgung aller Zeiten im Gang»,<br />
warnte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte<br />
(IGFM) auf einer Konferenz im November<br />
2015. Nach wie vor gibt es weltweit mit etwa<br />
2,26 Milliarden mehr Anhänger von Jesus als von<br />
Mohammed (1,57 Milliarden). Mit Ausnahme von<br />
Afrika und Asien sind sie auf allen Kontinenten in<br />
der Mehrheit. Doch jeder zehnte Anhänger unseres<br />
Glaubens, rund 250 Millionen Menschen, lebt<br />
in Angst vor Diskriminierung, Verfolgung und Ermordung,<br />
wie Johann Marte, Präsident der Organisation<br />
Pro Oriente, bei der IGFM-Tagung hervorhob.<br />
«Christen machen Experten zufolge rund 80 Prozent<br />
all jener Menschen aus, die wegen ihres Glaubens<br />
bedroht, misshandelt, eingesperrt oder getötet werden.»<br />
Das Hilfswerk Open Doors nennt 50 Länder,<br />
in denen ein beträchtlicher Teil der dort lebenden<br />
rund 625 Millionen Christen direkt von Verfolgung<br />
betroffen sind. In 35 der 50 Länder sei der islamische<br />
Extremismus die Haupttriebkraft.<br />
Der einstige Beauftragte für Religionsfreiheit<br />
der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit<br />
in Europa (OSZE), Massimo Introvigne, gibt an,<br />
dass alle fünf Minuten ein Christ irgendwo auf der<br />
Welt wegen seines Glaubens ermordet wird. Die<br />
20<strong>10</strong> veröffentlichte Studie «The Price of Freedom<br />
Denied» geht von 130.000 bis 170.000 Märtyrern