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COMPACT-Spezial 10

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Auf dem blutigen Pfad des Propheten<br />

_ von Jan von Flocken<br />

32<br />

Mit Feuer und Schwert breitete sich der Islam ab dem 7. Jahrhundert<br />

in alle Himmelsrichtungen aus und griff auf Europa über. Ihr<br />

religiöser Eifer machte die Gotteskrieger besonders gefährlich – im<br />

Dschihad zu sterben führt nach dem Koran auf direktem Weg ins<br />

Paradies.<br />

Der Maler Leander Russ (1809–<br />

1864) war vor allem für seine Bilder<br />

vom Volksleben Wiens bekannt.<br />

Doch auch den Sturm der Türken<br />

auf die Löwelbastei während der<br />

zweiten Belagerung der österreichischen<br />

Hauptstadt brachte er 1837<br />

auf Leinwand. Foto: Public domain,<br />

Wikimedia Commons<br />

«Die Ungläubigen<br />

sollten sich unterlegen<br />

fühlen und<br />

ihren niedrigen<br />

Platz in der Gesellschaft<br />

kennen.» <br />

US-Historiker Hodgson<br />

Als der Prophet Mohammed am 8. Juni 632 in<br />

der Stadt Medina starb, galt die arabische Halbinsel<br />

als Gebiet zerstrittener, unbedeutender Nomadenstämme.<br />

Die Grenzen zu den Nachbarstaaten<br />

– das Oströmische oder Byzantinische Kaiserreich<br />

und das persische Reich der Sassaniden – waren<br />

kaum gesichert, außerdem hatten sich diese beiden<br />

Staaten in jahrzehntelangen Kriegen gegenseitig<br />

erschöpft. Namentlich das Perserreich stand<br />

kurz vor dem Zusammenbruch. Die Expansion der<br />

arabischen Stämme traf ihre Nachbarn völlig überraschend.<br />

Niemand hatte den religiösen Eifer der<br />

Moslems als bedeutenden Faktor der militärischen<br />

Schlagkraft erkannt. Die Nachfolger des Propheten<br />

trieben ihren «Kampf auf dem Pfade Allahs»<br />

mit ungeheurer Aggressivität und Brutalität voran,<br />

denn ihr neuer Gott versprach jedem den sofortigen<br />

Eintritt ins Paradies, wenn er für seinen Glauben<br />

auf dem Schlachtfeld starb. Der Heilige Krieg<br />

(Dschihad) diente schon unter Mohammed «als<br />

Mittel, die untereinander zerstrittenen Nomadenstämme<br />

der Halbinsel (…) auf das gemeinsame Ziel<br />

auszurichten – ein höchstmögliches Maß an Beutegewinnen<br />

zu erzielen», heißt es in Lothar Rathmanns<br />

Geschichte der Araber.<br />

Den muslimischen Glaubenskriegern boten sich<br />

überdies größere Aufstiegschancen, wenn sie sich<br />

im Kampf bewährten; ihr gesellschaftlicher Rang<br />

spielte hier erstmals nur eine Nebenrolle. Ihnen traten<br />

meist schwerfällige Söldner gegenüber, die eher<br />

gleichgültig für ihre Auftraggeber agierten. So zerbrach<br />

während der Regierungszeit der ersten vier<br />

Kalifen (632 bis 661) das fragile Gefüge der spätantiken<br />

Mittelmeerwelt. 636 eroberten muslimische<br />

Truppen Syrien und Mesopotamien, Palästina folgte<br />

638, Ägypten dann 641 und Libyen wurde 642 eingenommen.<br />

Das persische Großreich wurde im Jahre<br />

644 zerschlagen, die Insel Zypern 649 besetzt und<br />

653 schließlich auch Armenien. Nur der Angriff auf<br />

das Oströmische Reich scheiterte. Vor der Hauptstadt<br />

Konstantinopel erlitten mehrere Flotten der<br />

Araber blutige Niederlagen.<br />

Islamische Apartheid<br />

In den eroberten Ländern hielt sich der Bekehrungseifer<br />

der Moslems in Grenzen. Nur in den<br />

Städten, wo Allahs Anhänger direkt mit Andersgläubigen<br />

Kontakt halten mussten, kam es zu<br />

Zwangsbekehrungen. Was wie religiöse Toleranz<br />

anmutet, war tatsächlich nur ökonomisches Kalkül.<br />

Denn alle Nichtmoslems (vorrangig Christen und<br />

Juden) mussten die Hauptlast des Steueraufkommens<br />

tragen. Wobei Höhe und Umfang der «Anwa»<br />

genannten Kopfsteuer völlig willkürlich festgelegt<br />

wurden und allein im Ermessen der jeweiligen mos-

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