11.12.2012 Aufrufe

Heft 98 - Lernen & Lehren

Heft 98 - Lernen & Lehren

Heft 98 - Lernen & Lehren

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schwerpunktthema: Handlungsorientiertes <strong>Lernen</strong><br />

spielen auch verschiedene Gründe<br />

gleichzeitig eine Rolle. Interessant<br />

scheint zudem das Ergebnis von NEEF,<br />

dass die Effekte geschlechtsspezifisch<br />

unterschiedlich sind. Denkbar wären<br />

auch inhaltliche Einflüsse. Zumindest<br />

in der elektrotechnischen Grundbildung<br />

werden bestimmte Inhalte auch<br />

im ansonsten konsequent handlungsorientiert<br />

ausgerichteten Unterricht direktiv<br />

unterrichtet. Generell zu berücksichtigen<br />

bleibt, dass bei Einbezug<br />

von anderen Erklärungsfaktoren der<br />

Methodenwahl in aller Regel eine eher<br />

bescheidene Erklärungskraft für die<br />

Kompetenzentwicklung zukommt.<br />

Im Hinblick auf die hochgesteckten<br />

Ziele in den Curricula, die man mit den<br />

„neuen“ methodischen Ansätzen einzulösen<br />

erhoffte, ergeben die einschlägigen<br />

Studien (LEHMANN/SEEBER 2007,<br />

NICKOLAUS/GSCHWENDTNER/GEISSEL<br />

2008, GEISSEL 2008, GSCHWENDTNER<br />

2008) ein relativ einheitliches Bild, das<br />

deutliche Diskrepanzen zwischen curricularem<br />

Anspruch und dem erreichten<br />

Kompetenzniveau dokumentiert.<br />

Das gilt allerdings auch für die traditionellen<br />

Lehr-Lernarrangements.<br />

Fazit<br />

Vor dem Hintergrund der hier zusammengefassten<br />

Forschungsergebnisse<br />

scheint es in praktischer Perspektive<br />

zweckmäßig, den Blick darauf zu richten,<br />

wie die Qualität innerhalb der verschiedenen<br />

Lehr-Lernarrangements<br />

gesichert werden kann. Welche Qualitätsmerkmale<br />

für die Qualitätsentwicklung<br />

bedeutsam sind, ist weitgehend<br />

unstrittig. Es sind dies die Klassenführung,<br />

die Strukturiertheit und Klarheit<br />

des Unterrichts, die Adaptivität, motivationale<br />

Bedingungsfaktoren wie Kompetenzerleben,<br />

soziale Einbindung,<br />

Relevanzerleben, die Qualität des<br />

Unterrichts, die Langsamkeitstoleranz<br />

der Lehrkräfte und bedarfsbezogene<br />

Unterstützung (HELMKE/WEINERT 1997,<br />

HELMKE 2004). Aber auch hier gilt,<br />

dass sowohl guter als auch schlechter<br />

Unterricht auf ganz unterschiedliche<br />

Weise realisiert werden kann. Zweifellos<br />

ist es wichtig, den Unterricht so zu<br />

gestalten, dass die Inhalte aktiv und intensiv<br />

verarbeitet werden und eine tiefe<br />

Durchdringung des Wissens erreicht<br />

wird, was auch dessen Anwendung in<br />

unterschiedlichen (multiplen) Kontexten<br />

einschließt. Stärkster Prädiktor der<br />

fachbezogenen Problemlösefähigkeit<br />

ist das Fachwissen selbst (NICKOLAUS/<br />

HEINZMANN/KNÖLL 2005, NICKOLAUS/<br />

KNÖLL/GSCHWENDTNER 2006).<br />

Anmerkungen<br />

1) ATI steht für Aptitude-Treatment-Interaction.<br />

Bei diesem Forschungsansatz<br />

wurde u. a. untersucht, ob bei bestimmten<br />

Persönlichkeitsmerkmalen<br />

auch spezifische methodische Ansätze<br />

zur Erzielung eines möglichst großen<br />

Lernerfolgs aussichtsreich sind. Als<br />

Ergebnis konnte u. a. festgestellt werden,<br />

dass kognitiv stärkere und weniger<br />

ängstliche <strong>Lernen</strong>de eher von offenen<br />

Unterrichtsformen profitieren (vgl. NI-<br />

CKOLAUS 2007).<br />

2) Vgl. z. B. NICKOLAUS/SCHUMM/PFISTER<br />

(1990).<br />

3) Daneben gibt es verschiedene kleinere<br />

Qualifikationsarbeiten. Siehe dazu NI-<br />

CKOLAUS/RIEDL/SCHELTEN (2005).<br />

4) Eine aktuelle Übersicht zum kaufmännischen<br />

Bereich geben SEIFRIED/SEMBILL<br />

in diesem <strong>Heft</strong>.<br />

Literatur<br />

BENDORF, M. (2002): Bedingungen und Mechanismen<br />

des Wissenstransfers. Lehr-<br />

und Lern-Arrangements für die Kundenberatung<br />

in Banken, Wiesbaden<br />

BETZLER, J. (2006): Vergleich zwischen<br />

schülerzentriertem und lehrerzentriertem<br />

Unterricht an einer Fachschule für Technik.<br />

In: Die berufsbildende Schule, 58.<br />

Jg., <strong>Heft</strong> 2, S. 56–60<br />

BIEG, D./MITTAG, W. (2009): Die Bedeutung<br />

von Unterrichtsmerkmalen und Unterrichtsmotionen<br />

für die selbstbestimmte<br />

Lernmotivation. In: Empirische Pädagogik,<br />

23. Jg., <strong>Heft</strong> 2, S. 117–142<br />

BÜNNING, F. (2008): Experimentierendes<br />

<strong>Lernen</strong> in der Bau- und Holztechnik<br />

– Entwicklung eines fachdidaktisch begründeten<br />

Experimentalkonzepts als<br />

Grundlage für die Realisierung eines<br />

handlungsorientierten Unterrichts für die<br />

Berufsfelder der Bau- und Holztechnik.<br />

Habilitationsschrift, Otto-von-Guericke-<br />

Universität Magdeburg<br />

DÖRIG, R. (2003): Handlungsorientierter<br />

Unterricht: Ansätze, Kritik und Neuorientierung<br />

aus bildungstheoretischer, curricularer<br />

und instruktionspsychologischer<br />

Perspektive. Stuttgart/Berlin<br />

GEISSEL, B. (2008): Ein Kompetenzmodell<br />

für die elektrotechnische Grundbildung:<br />

Kriteriumsorientierte Interpretation<br />

von Leistungsdaten. In: NICKOLAUS, R./<br />

SCHANZ, H. (Hrsg.): Didaktik gewerblichtechnischer<br />

Berufsbildung. Baltmannsweiler<br />

GEISSEL, B./GSCHWENDTNER, T./NICKOLAUS,<br />

R./ZIEGLER, B. (2007): Motivation in der<br />

elektrotechnischen Grundbildung. In:<br />

Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik,<br />

103. Band, <strong>Heft</strong> 3, S. 397–<br />

415<br />

GSCHWENDTNER, T. (2008): Ein Kompetenzmodell<br />

für die kraftfahrzeugmechatronische<br />

Grundbildung. In: NICKOLAUS, R./<br />

SCHANZ, H. (Hrsg.): Didaktik gewerblichtechnischer<br />

Berufsbildung. Baltmannsweiler<br />

HELMKE, A. (2004): Unterrichtsqualität erfassen,<br />

bewerten, verbessern. 3. Auflage,<br />

Seelze<br />

HELMKE, A./WEINERT, F. E. (1997): Bedingungsfaktoren<br />

schulischer Leistung. In:<br />

WEINERT, F. E. (Hrsg.): Psychologie des<br />

Unterrichts und der Schule. Pädagogische<br />

Psychologie, Band 3, Hogrefe,<br />

S. 71–176<br />

LEHMANN, R./SEEBER, S. (2007): Untersuchungen<br />

von Leistungen, Motivation<br />

und Einstellungen der Schülerinnen und<br />

Schüler in den Abschlussklassen der<br />

Berufsschulen (ULME III). Behörde für<br />

Bildung und Sport<br />

NEEF, C.: (2008): Förderung beruflicher<br />

Handlungskompetenz. Hohenheimer<br />

Schriftenreihe zur Berufs- und Wirtschaftspädagogik,<br />

Band 9, Stuttgart<br />

NICKOLAUS, R. (2004): Soziale Kompetenzentwicklung<br />

in der beruflichen<br />

(Aus)bildung – Annahmen zu Möglichkeiten<br />

der Förderung und empirische<br />

Befunde zur Entwicklung. In: PILZ, M.<br />

(Hrsg.): Sozialkompetenzen zwischen<br />

theoretischer Fundierung und pragmatischer<br />

Umsetzung. Bielefeld, S. 29–46<br />

NICKOLAUS, R. (2007): Didaktik – Modelle<br />

und Konzepte beruflicher Bildung. Orientierungsleistungen<br />

für die Praxis, Baltmannsweiler<br />

NICKOLAUS, R./BICKMANN, J. (2002): Kompetenz-<br />

und Motivationsentwicklung<br />

durch Unterrichtskonzeptionen. In: Die<br />

berufsbildende Schule, 54. Jg., <strong>Heft</strong> 7–8,<br />

S. 236–243<br />

NICKOLAUS, R./GSCHWENDTNER, T./GEISSEL,<br />

B. (2008): Entwicklung und Modellierung<br />

60 lernen & lehren (l&l) (2010) <strong>98</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!