Heft 98 - Lernen & Lehren
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Praxisbeiträge/Forum<br />
de/forschung/ibbp_forschungsberichte.<br />
html) (15.04.2010)<br />
OTT, B. (2007): Grundlagen des beruflichen<br />
<strong>Lernen</strong>s und <strong>Lehren</strong>s. Berlin<br />
Fachliteratur und Normen, die überwiegend<br />
auch als Informationsmaterialien von Her-<br />
Dietrich Pukas<br />
stellern und Netzbetreibern im Internet zu<br />
Verfügung stehen, z. B. „Inbetriebnahme<br />
elektrischer Anlagen nach DIN VDE 0100-<br />
610“ (Seminarunterlage der Firma HILLEB-<br />
RAND – www.hillebrand-elektrotechnik.<br />
de), „DIN 18012 Hausanschlusseinrichtungen<br />
in Gebäuden“ (http://www.stw-lud-<br />
wigslust-grabow.de/anschluss/din18012.<br />
htm), VDEW Verband der Netzbetreiber<br />
VDN e. V.: „Technische Anschlussbedingungen<br />
für den Anschluss an das Niederspannungsnetz“<br />
(www.stadtwerke-juelich.<br />
de/PDF/TAB2007.pdf) (jeweils 15.04.2010)<br />
Didaktische Reduktion bedingt<br />
didaktische Komplexion<br />
An die These von GOTTFRIED ADOLPH anknüpfend, dass die didaktische Reduktion der Vergangenheit angehöre, ein fragwürdiges<br />
Verfahren sei und die Gefahr der Vereinseitigung berge, werden die Problematik der Komplexitätsreduktion und<br />
-bewältigung sowie Ansätze zur Überwindung der reduktiven Didaktik erörtert.<br />
Bezugnahme und Ansatzpunkt<br />
In seinem Leitartikel zur didaktischen<br />
Reduktion macht ADOLPH (2010) auf<br />
eine große Gefahr der didaktischen<br />
Reduktion aufmerksam, was er „Argument<br />
gegen die Sinnhaftigkeit einer<br />
didaktischen Reduktion“ nennt.<br />
Die didaktische Vereinfachung darf<br />
nicht soweit gehen, dass sie komplexe<br />
Sachverhalte für den „einfach denkenden<br />
Menschen“ zwecks Verständlichkeit<br />
derart einschränkt, dass dies zur<br />
Einfalt führt. Indem die Welt einfacher<br />
gemacht wird, als sie ist, wird ein<br />
schlichtes Weltbild erzeugt, das den<br />
Einfältigen hilflos politischer Verführung<br />
ausliefert. Wenn die Einfältigen<br />
denjenigen zu- und nachlaufen, „die<br />
ihnen einfache Lösungen für scheinbar<br />
einfache Probleme versprechen“,<br />
gefährdet das die freiheitliche Demokratie.<br />
So wichtig und richtig diese Erkenntnis<br />
ist, was durch Erfahrungen im gesellschaftlich-politischen<br />
Umfeld immer<br />
wieder bestätigt wird, so sehr kommt es<br />
in der Schule darauf an, dieser Gefahr<br />
vorzubeugen und sie abzuwenden.<br />
Das kann und sollte indes nicht bedeuten,<br />
auf didaktische Vereinfachung<br />
in den allgemeinen und beruflichen<br />
Schulen zu verzichten. Die didaktische<br />
Reduktion erweist sich nicht per se als<br />
ein „zweifelhaftes Verfahren“, Relikt<br />
methodischer Einseitigkeit durch den<br />
lehrerzentrierten Frontalunterricht (der<br />
sowieso nicht auszurotten ist), „Kind<br />
einer vergangenen Zeit“, in der die Berufsbildung<br />
die Allgemeinbildung der<br />
Unterschichten war (ADOLPH 2010).<br />
Schließlich konstatiert ADOLPH (2010),<br />
dass der Prozess des Verständlichmachens<br />
auf Vereinfachung angewiesen<br />
ist, wenngleich Schwieriges bei der<br />
Vereinfachung nicht verfälscht werden<br />
darf, um es allgemein begreifbar<br />
darzubieten. Allerdings hatte GUSTAV<br />
GRÜNER (1967) das auch nicht im Sinn,<br />
als er den Begriff der didaktischen Reduktion<br />
geprägt und nach horizontaler<br />
und vertikaler Reduktion unterschieden<br />
hat. Und das gilt ebenfalls für die<br />
anderen Didaktiker, einschließlich Verfasser<br />
(vgl. KATH/KAHLKE 1<strong>98</strong>2, KAHL-<br />
KE/KATH 1<strong>98</strong>4), die sich nachfolgend<br />
mit der didaktischen Vereinfachung<br />
befasst haben. Jedenfalls wäre es<br />
fatal, wenn man sich angesichts der<br />
zunehmenden Komplexität unserer<br />
modernen bzw. postmodernen Welt<br />
in der Informations- und Wissensgesellschaft<br />
nicht mehr intensiv mit der<br />
didaktischen Reduktion bei der Gestaltung<br />
der Lern-Lehr-Prozesse auseinandersetzen<br />
würde.<br />
Didaktische Vereinfachung<br />
und reduktive Didaktik<br />
Ob es angemessen ist, die didaktische<br />
Reduktion als „das Kernstück der Didaktik“<br />
zu bezeichnen, wie es GRÜNER<br />
tat, darüber mag man streiten, auf jeden<br />
Fall handelt es sich dabei nach<br />
wie vor um eine zentrale Aufgabe der<br />
Didaktik und Berufsschuldidaktik. Als<br />
Wegbereiter für die Auseinandersetzung<br />
mit dem Prinzip der didaktischen<br />
Vereinfachung nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg gilt DIETRICH HERING (1959),<br />
auf dessen Kriterien der didaktischen<br />
Reduktion und Vereinfachungsreihen<br />
zum Hochofenaufbau und Hochofenprozess<br />
auch GRÜNER zurückgreift.<br />
Nach HERING muss die zulässige didaktische<br />
Vereinfachung folgende Kriterien<br />
erfüllen:<br />
– Wahrung des wissenschaftlichen<br />
Gültigkeitsumfanges von Ausgangsaussage<br />
und vereinfachter<br />
Aussage,<br />
– Gewährleistung des widerspruchsfreien<br />
Überganges zwischen Ausgangsaussage<br />
und vereinfachter<br />
Aussage,<br />
– Erkenntnisprozessgemäße Gewinnung<br />
der vereinfachten Aussage<br />
(HERING 1959, S. 27–29; vgl. AHL-<br />
BORN/PAHL 19<strong>98</strong>).<br />
Durch Umsetzung dieser Forderungen<br />
bei der Fasslichmachung naturwissenschaftlicher<br />
und technischer Aussagen<br />
soll sichergestellt werden, dass<br />
alle vereinfachten Aussagen auf jeweils<br />
unterschiedlichen Niveaustufen<br />
in Bezug auf die obere Ausgangsaussage<br />
konsequent abgeleitet und zu<br />
verstehen sind. Dazu ist die mehr oder<br />
weniger auf das Fundamentale, Elementare,<br />
Prinzipielle, Typische, Gesetzmäßige<br />
konzentrierte vereinfachte<br />
Aussage stets in ihrer Beziehung und<br />
92 lernen & lehren (l&l) (2010) <strong>98</strong>