Sättigung im CIELAB-Farbsystem und LSh-Farbsystem
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1.3 Die <strong>Sättigung</strong> der Farbe<br />
1.3.1 Definitionen des Begriffs <strong>Sättigung</strong><br />
<strong>Sättigung</strong> ist das Merkmal einer Gesichtsempfindung, aufgr<strong>und</strong> dessen eine Fläche mehr oder weniger<br />
bunt erscheint, beurteilt proportional zu ihrer Helligkeit.<br />
Die DIN 5033 Teil 1 erklärt, „Die <strong>Sättigung</strong> beschreibt das Verhältnis der Buntheit zur Helligkeit.“<br />
Diese Definition soll <strong>im</strong> folgende als „neue“ bezeichnet werden. Dieser Definition steht die folgende<br />
alte gegenüber:<br />
Unter <strong>Sättigung</strong> versteht man nach M. Richter den „Buntanteil an der gesamten Farbempfindung“.<br />
Durch Zumischen von Weiß oder Grau wird die Farbe entsättigt <strong>und</strong> heller. Das Zumischen von idealem<br />
Schwarz sollte nach M. Richter die <strong>Sättigung</strong> nicht verändern, sondern nur die Helligkeit verringern.<br />
Betrachtet man Farbmuster, so hat man den Eindruck, dass sich be<strong>im</strong> Zumischen von kleinen Mengen<br />
Schwarz die <strong>Sättigung</strong> nicht gemäß Richter [79] konstant bleibt, sondern man sogar eine geringe Vergrößerung<br />
des <strong>Sättigung</strong>seindruckes wahrnehmen kann.<br />
Bei großem Schwarzanteil empfindet man ein getöntes Schwarz, das man nicht mehr als gesättigte<br />
bunte Farbe bezeichnen würde.<br />
Unbunte Farben wie Weiß, Schwarz oder Grau haben die Farbsättigung Null.<br />
Man kann den Begriff der <strong>Sättigung</strong> auch mit Farbfolien erklären:<br />
Legt man z. B. rote Farbfolien übereinander, so erreicht man bei einer best<strong>im</strong>mten Anzahl einen<br />
Eindruck von max<strong>im</strong>aler <strong>Sättigung</strong>. Er wird mit weiter zunehmender Folienanzahl nicht mehr roter.<br />
Während sich die absorbierte Lichtmenge noch ändert, erreicht die Empfindung einen Grenzwert.<br />
An dieser Stelle erscheint es sinnvoll, den Begriff der Opt<strong>im</strong>alfarben einzuführen. Unter Opt<strong>im</strong>alfarben<br />
versteht man theoretische Körperfarben, deren Remissionsfunktion zwei Sprungstellen besitzen, d.h. bei<br />
best<strong>im</strong>mten Wellenlängen findet ein sprunghafter Übergang von 0,0 auf 1,0 oder umgekehrt statt.<br />
Opt<strong>im</strong>alfarben sind bei gegebener Farbart die hellsten <strong>und</strong> bei gegebenen Buntton <strong>und</strong> gegebener<br />
Helligkeit die am stärksten gesättigten Farben. Durch Pigmente können sie nicht realisiert werden.<br />
Das Fechner-Gesetz (2. psychophysisches Gesetz) besagt, dass die Wahrnehmung nicht linear mit dem<br />
Reiz wächst, sondern mit dem Logarithmus des Reizes (siehe Kap. 1.1.4).<br />
Das Fechner-Gesetz ist physiologisch auf die nichtlineare Arbeitsweise der Rezeptoren zurückzuführen.<br />
Es gilt näherungsweise bei mittleren Reizintensitäten. Größere Abweichungen werden bei niedrigen <strong>und</strong><br />
hohen Reizintensitäten festgestellt. Das dritte psychophysisches Gesetz (Thurstone-Gesetz) beschreibt<br />
die subjektiven Wahrnehmungsschwellen ausschließlich durch Reizintensitäten an der Schwelle.<br />
Der Begriff „Buntheit“ ist relativ neu <strong>und</strong> hat sich noch nicht voll durchgesetzt. Er ist nicht einmal <strong>im</strong><br />
15 bändigen Brockhaus zu finden. Viele Anwender verwenden den Begriff <strong>Sättigung</strong> anstatt des<br />
Begriffes Buntheit. Man erkennt das auch daran, dass viele Darstellungen des Ostwaldschen Farbraumes<br />
(Abb. 1.3.1) an der x-Achse fälschlicherweise die Bezeichnung <strong>Sättigung</strong> verwenden.<br />
Der Unterschied zwischen Buntheit <strong>und</strong> <strong>Sättigung</strong> wird an den Farben Braun <strong>und</strong> Oliv besonders<br />
deutlich. Braun <strong>und</strong> Oliv können gesättigt sein, aber sie werden nicht als sehr bunt empf<strong>und</strong>en.<br />
Richter fasst in [80] die historischen <strong>Sättigung</strong>sdefinitionen zusammen: „Stellt man sich eine gesättigte<br />
Körperfarbe vor, so kann man einerseits von ihr verlangen. dass sie ihren farbigen Charakter recht<br />
ausgeprägt zeigt, wenn man sie als „gesättigt" ansprechen will [Hering]. Offenbar ist das dann der Fall,<br />
wenn sie bei möglichst geringer Weißbe<strong>im</strong>ischung die höchsterreichbare Leuchtdichte (die geringst-<br />
mögliche Schwarzbe<strong>im</strong>ischung) aufweist. Luther hat nachgewiesen, daß diese Eigenschaft den<br />
Ostwaldschen Vollfarben zukommt… Dieser Heringschen <strong>Sättigung</strong>sdefinition steht die Graßmann-<br />
Helmholtzsche gegenüber, die nur die Weißbe<strong>im</strong>ischung einer Farbe in Rechnung zieht <strong>und</strong> die<br />
Leuchtdichte unbeachtet lässt. Im Sinne dieser Definition sind die spektralen Farbreize die gesättigtsten,<br />
die normalerweise erzeugbar sind. Da diese Definition nicht nur auf Körperfarben, sondern auch auf<br />
farbige Lichter anwendbar ist, hat man ihr in der Literatur vor der erstgenannten <strong>im</strong> allgemeinen den<br />
Vorzug gegeben <strong>und</strong> versteht unter S ä t t i g u n g den Grad der Weißbe<strong>im</strong>ischung zu einer gewissen<br />
Farbe.“<br />
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