138 - Schauspiel Hannover
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Christian Krachts umstrittenes Romandebüt »Faserland« erschien<br />
1995. Von einigen Kritikern wurde es zum Wegweiser einer neuen<br />
Richtung des deutschen Popromans erklärt, von anderen heftig kritisiert.<br />
Ein Ich-Erzähler, Ende zwanzig, durchquert ziellos die Republik<br />
von Sylt bis in die Schweiz. Der Protagonist durchtaumelt Parties.<br />
Gespräche über Belanglosigkeiten und die Schönheit der Leere<br />
bilden den Partytalk, synthetische Drogen tun ihr Übriges. Gelangweilt<br />
steht er den Ereignissen gleichzeitig nah und fern. Die Reise<br />
endet in der Mitte des Zürcher Sees. Krachts Porträt einer modernen<br />
Konsumgeneration markiert das Gegenteil der wütenden, sich auflehnenden<br />
Popliteratur der Beat-Generation. Sein Protagonist ist<br />
kein Rebell. Empörung hat er seinen Eltern überlassen. Er hat es sich<br />
bequem gemacht im Mittelstand und kultiviert sein zielloses Treiben<br />
ohne Höhepunkte in einer Welt, die Individualität in Marken aufgelöst<br />
hat. Zur Aufgabe hat er sich gemacht, außer an persönlichem<br />
Hedonismus an nichts beteiligt zu sein. Er ist ein Vorkämpfer einer<br />
heute wieder durch lästige Krisen bedrohten Lebenskunst.<br />
christian kracht<br />
Christian Kracht, 1966 in der<br />
Schweiz geboren, ist Absolvent<br />
des Sarah Lawrence College<br />
in Bronxville, New York, USA.<br />
In Deutschland war Kracht<br />
als Journalist für die Berliner<br />
Boulevardzeitung B.Z., das Kultmagazin<br />
Tempo sowie den<br />
Spiegel tätig. Seit seinem<br />
Romandebüt »Faserland« galt<br />
er als einer der wichtigsten<br />
Vertreter einer neuen Generation<br />
von Popliteraten, der er<br />
jedoch später mit seinem 2001<br />
erschienenen Roman »1979«,<br />
den Abgesang schrieb.