138 - Schauspiel Hannover
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Sieben Jahre ist es her, dass die Griechen voll rasender Empörung<br />
vor die Tore Trojas gezogen sind, um die entführte Helena zurückzuerobern.<br />
Der zermürbende Stellungskrieg an den Mauern Trojas<br />
hat ihren Tatendrang inzwischen verpuffen lassen. Ihr größter Held,<br />
Achill, verlässt nicht einmal mehr sein Zelt. Selbstgefällig sonnt er<br />
sich in vergangenen Ruhmestaten und verlustiert sich mit einem<br />
Knaben. König Agamemnon und sein erster Ratgeber Odysseus suchen<br />
nach Wegen, die Kampfesmoral wieder zu wecken. Ein läppischer<br />
Kleinkrieg um männliche Eitelkeiten entbrennt.<br />
Im Schatten dieser vernagelten Männerkriegsgesellschaft trägt sich<br />
ein ebenso zermürbender Stellungskrieg zweier junger Liebender<br />
zu: Trojas jüngster Königssohn Troilus begehrt die schöne Cressida.<br />
Lange lässt sie ihn zappeln. Doch als sie endlich zueinander gefunden<br />
haben, trennt schroff sie ein Schicksalsschlag: Cressida wird im<br />
Austausch gegen einen trojanischen Heerführer den Griechen übergeben.<br />
Die Stimmung schlägt um.<br />
williaM shakesPeare<br />
Da mögen sich die Literaturwissenschaftler<br />
noch so sehr<br />
die Köpfe zerbrechen über<br />
die Frage, ob dieses Stück<br />
nun Tragödie oder Komödie,<br />
Historie oder Parodie ist. Nur<br />
Shakespeare (1564–1616)<br />
eben, der Meister menschlicher<br />
Seelenwirren, schafft es, die<br />
Einfältigkeit seiner Figuren,<br />
der liebenden wie der kriegerischen,<br />
so dicht neben ihrer<br />
Empfindsamkeit stehenzulassen,<br />
dass sie zugleich tragisch<br />
groß und lächerlich klein erscheinen.