138 - Schauspiel Hannover
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Port au Prince, Anfang des 19. Jahrhunderts. Als die Schwarzen sich<br />
gegen ihre Eroberer zu wehren begannen und die Weißen ermordeten,<br />
klopft »in einer stürmischen und regnigten Nacht, leise, sprechend,<br />
verstohlen« ein junger Schweizer, Gustav von Ried, an die<br />
Hintertür des Hauses Congo Hoangos. Unwissentlich. Ist Hoango<br />
doch gerade jener feindliche Anführer, vor dessen marodierenden<br />
Truppen von Rieds Familie verzweifelt flüchtet. Es öffnen ihm Hoangos<br />
Frau, die Mulattin Babekan, und ihre hellhäutige Tochter Toni.<br />
Angehalten, Fremde in die Falle zu locken, wenn der Hausherr aushäusig<br />
ist, geben diese ihre wahre Identität nicht preis und nehmen<br />
von Ried in ihre Obhut. Es beginnt ein virtuoses und unheimliches<br />
Spiel mit des Fremden Furcht vor der Schwärze der Haut und der<br />
Schwärze der Nacht und seiner Sehnsucht nach heller Haut und<br />
Licht. Von Ried lässt sich täuschen, gerät zwischen die Kulturen,<br />
verliebt sich, verliert die Orientierung. Das Ende ist unerwartet und<br />
desaströs. Verrat wird mit Verrat begegnet, Rettung wird nicht erkannt,<br />
weil bei Kleist tiefer noch als bei Shakespeares »Romeo und<br />
Julia« die Macht der feindlichen »Häuser« in die Seelen und in die<br />
Sprache der Beteiligten eingebrannt ist.<br />
heinrich Von kleist<br />
kornél Mundruczó<br />
Heinrich von Kleists Novelle<br />
»Die Verlobung von Santo<br />
Domingo« erschien 1811,<br />
nur wenige Monate vor<br />
seinem Selbstmord. Der<br />
Autor verfährt in ihr frei mit<br />
den Fakten des um 1800<br />
wütenden Befreiungskrieges<br />
auf Haiti. Der ungarische<br />
Film und Theaterregisseur<br />
Kornél Mundruczó, der<br />
letzte Spielzeit der wahren<br />
Geschichte einer Anklage,<br />
»Eszter Solymosi von Tiszaeszlár«,<br />
auf der Cumberlandschen<br />
Bühne nachging, wird<br />
Kleists Erzählung neu überschreiben<br />
und für das Theater<br />
bearbeiten.