konkret ::: WM 20<strong>10</strong> Alle Angaben ohne Gewähr FINALSPIELE 16 ::: konkret 1/<strong>10</strong>
konkret ::: geschichte der genossenschaft Aller Anfang ist schwer. Wie wahr diese Aussage ist, mussten Genossenschaftsmitglied Günther Ness und Ehefrau Ingrid, die beide in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag feiern, früh am eigenen Leibe erfahren. Auf den Tag genau am 24. April ist Günther Ness seit 56 Jahren Mitglied der Genossenschaft und trägt die Mitgliedsnummer <strong>10</strong>. Er gehörte zu den 11 Gründungsmitgliedern, und war mit seinen damals 19 Jahren der Jüngste im Bunde. Angefangen hat alles 1954. Günther und Ingrid, die sich bereits als Heranwachsende in der Stavener Straße kennengelernt hatten, fanden, dass es an der Zeit war, eine Familie zu gründen. Sie waren jung, voller Tatendrang und die elterlichen Wohnungen waren viel zu klein. Eine eigene Wohnung musste her. Diesen Wunsch teilten sie mit anderen jungen <strong>Neubrandenburger</strong>n. Also beschlossen die Gleichgesinnten, selbst zu bauen und eine Genossenschaft zu gründen. Die Mitglieder der ersten Stunde einigten sich auf 1.000 Aufbaustunden, nicht ahnend, was das wirklich bedeutete. „Kein Hemd auf dem Hintern, aber ein Haus bauen“, sagten die Älteren und wunderten sich über den jugendlichen Leichtsinn. Doch die jungen Leute ließen sich nicht davon entmutigen. Gemeinsam etwas aufbauen und Träume verwirklichen – dieses wunderbare Gefühl des Stolzes verbindet noch heute viele Genossenschaftsmitglieder der ersten Stunde. Unter schwierigsten Bedingungen, meist nach Feierabend, machten sie das scheinbar Unmögliche möglich. Sie organisierten, schaufelten, schleppten und mauerten bei Wind und Wetter. Für so ein großes Ziel gemeinsam zu kämpfen, schweißt natürlich zusammen. Und so entstanden damals viele Freundschaften, die über Jahrzehnte halten sollten. Die Mühe hat sich gelohnt: Schon im Mai 1955 bezog die junge Familie in der Lärchenstraße ihre erste Wohnung. An den <strong>10</strong>00 Aufbaustunden wurde jedoch weitere vier Jahre gearbeitet. Günther Ness erinnert sich an die Entladung von Eisenbahngüterwaggons, die losen Zement gebunkert hatten. Baumaterial fehlte im Grunde immer. Aber deswegen aufgeben? Undenkbar! Lieber rückten die Pioniere mit eigenem Werkzeug an, und wenn es eine Schubkarre mit Eisenrädern oder ein geliehenes Förderband war. Der erste Winter im neuen Haus war hart. Ingrid Ness arbeitete zu der Zeit in der Verwaltung der Konsumgenossenschaft. Günther Ness war beim damals neu gegründeten DTSB-Kreisverband tätig, und später in der Schulverwaltung der Stadt. Heute wohnen die beiden in einer gemütlichen Eigentumswohnung in der Greifstraße und sind ihrem Wohngebiet „Vogelviertel“ treu geblieben. „Die Lage ist einzigartig“, schwärmen sie. Ingrid und Günther Ness in ihrer Wohnung in der Greifstraße „Es ist ruhig hier, und trotzdem dicht beim Zentrum. Außerdem leben unsere Freunde und Bekannten in der Nähe.“ Die freie Zeit im wohlverdienten Ruhestand verbringen Günther und Ingrid Ness unter anderem mit Reisen, beispielsweise in die alte Heimat nach Hinterpommern. Hier wandeln sie auf den Spuren der Kindheit. 1945 musste Günther Ness den eigenen Bauernhof mit seinen Eltern verlassen. Schön am Rentnerdasein ist auch das Ausschlafen, vor allem, wenn am Vorabend mit den Freunden Karten gespielt wurde. Das passiert schließlich mindestens einmal pro Woche. Gerne besucht Ehepaar Ness auch die Veranstaltungen der Genossenschaft, wie beispielsweise den Herbstball in der Stadthalle. Mit Eisenrädern und geliehenem Förderband 17 ::: konkret 1/<strong>10</strong> Erinnerungen von Ingrid und Günther Ness