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siE HEissT «HOmmAgE à wAgNER - Kulturmagazin

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jemand mit langen Haaren vorbeiging. Heute gibt es keine in Stein<br />

gemeisselten inhaltlichen Tabus mehr, die geritzt und überschritten<br />

werden könnten. Die Stadt Luzern hat sich entwickelt und<br />

schreitet weiter voran – und mit ihr auch ihr Kulturverständnis.<br />

Alte zöpfe gehören entflochten<br />

Alternativkultur ist längst nicht mehr eine Entgegnung auf inhaltliche<br />

Kategorien, sondern der Markt hat die Deutungshoheit<br />

darüber erlangt, was «alternativ» ist und was nicht. Der Inhalt als<br />

Bezugsgrösse hat ausgedient. Sie reibt sich an der umfassenden<br />

Vereinnahmung der Kultur durch eine einseitige Profitlogik. Alternativkultur<br />

und ihr vermeintlicher Widersacher, die «etablierte<br />

Kultur» (wo hinter vorgehaltener Hand das gleiche Unbehagen an<br />

der Profitlogik geäussert wird), stehen an dieser Stelle vor dem<br />

gleichen Problem: Sie beide bestehen am Markt nicht – sie sind<br />

angewiesen auf staatliche und private Unterstützung. Diese Gemeinsamkeit<br />

hat letztlich zur Konsequenz, dass sich Vertreter von<br />

Alternativkultur und Vertreterinnen der etablierten Kultur plötzlich<br />

im gleichen Boot wiederfinden.<br />

Zentral ist, dass beide Konzepte die Kultur vom Inhalt her denken:<br />

Sie wollen nicht in erster Linie einen finanziellen Profit erwirtschaften,<br />

ihr Interesse gilt der Erschaffung von Inhaltskultur.<br />

Ihr Gegenstück ist die Kultur als Mittel zum Zweck, Kultur also<br />

als Geschäftsmodell ist ihr Gegenstück. Es versteht sich von selbst,<br />

dass dieser theoretische Antagonismus in der Praxis durchlässige<br />

Grenzen hat.<br />

Worin besteht aber der Kern des Unbehagens an der Alternativkultur?<br />

Es ist die politische Vereinnahmung, die ihr schadet<br />

und die Gräben aufmacht, wo keine mehr sind. Die nicht etablierte<br />

Inhaltskultur muss ihre kulturelle Leistung ins Zentrum stellen,<br />

den erdachten und erarbeiteten Inhalt (der ohne weiteres politisch<br />

sein kann)! Dass dies umständlicher ist als bei der etablierten<br />

Inhaltskultur (die sich allzu oft vollmundig als Gralshüterin<br />

einer wie auch immer gearteten Hochkultur sieht) liegt in der natur<br />

der Sache: Auf der einen Seite bewegt man sich oft im Vagen,<br />

wagt Vorstösse ins Ungewisse und riskiert Kopf und Kragen. Auf<br />

der anderen Seite macht man dies gewiss öfters als auch schon,<br />

dabei hat man aber meist Rückendeckung von arrivierten Grössen<br />

wie Schiller, Mozart oder der «West Side Story».<br />

Emanzipation muss konsequenzen haben<br />

Wird davon abgerückt, sich als Alternative zu deklarieren, so<br />

hat dies einen enormen emanzipatorischen Wert: Weg von der<br />

Abgrenzung hin zur Eigenständigkeit, die sich nicht alleine darüber<br />

definiert, anders zu sein. Der einzige Referenzpunkt, der bleiben<br />

wird, ist der Inhalt, an dem sich die Alternativkultur zu er-<br />

ANAlysE<br />

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kennen gibt. Überwindet sie ihre Adoleszenz, wird sie auf gleicher<br />

Augenhöhe wahr- und ernst genommen werden. Es wird einleuchten,<br />

dass sie genauso Inhaltskultur ist, wie eine konventionelle<br />

Theateraufführung am Stadttheater. Beide lassen sich nicht<br />

durch den Markt alimentieren. Der springende Punkt ist aber: Mit<br />

diesem neuen Selbstverständnis gibt es keine Ausreden mehr, bei<br />

der etablierten und nicht etablierten Inhaltskultur unterschiedlich<br />

Mass zu nehmen. Und dies bringt finanzielle Konsequenzen<br />

mit sich.<br />

Weiter – und dabei zurück zum Anfang – lässt es sich mit<br />

nichts rechtfertigen, dass die nicht etablierte Inhaltskultur keinen<br />

zentralen Raum für die Verwirklichung ihrer Ideen hat! Die Stadt<br />

Luzern hat beim Entscheid für die Zwischennutzung des Hallenbad<br />

Biregg die einmalige Chance, dieses Manko zu bereinigen.<br />

mak. Im Frühjahr schrieb die Stadt Luzern das Hallenbad Biregg für eine<br />

vierjährige Zwischennutzung aus. Am 15. Juni wurden fünf Projekte eingereicht:<br />

• «Hallenbad Plus»: Begegnungshaus mit integriertem Restaurant;<br />

Mischnutzung von unterschiedlichen Anspruchsgruppen im sozialen,<br />

kulturellen und wirtschaftlichen Bereich. Träger: Caritas Luzern.<br />

• «Haus für Architektur und Design»: Bildung einer neuen Bewegung<br />

und Szene im Bereich Architektur und Design in Luzern. Träger: C2F,<br />

Communication Design, Luzern und Büro Konstrukt, Luzern.<br />

• «Neubad»: Urbanes Zentrum für Künstler, Gewerbetreibende und<br />

Jungunternehmer. Co-working-Spaces, Gastrobetrieb und Veranstaltungsort.<br />

Träger: Zusammenschluss Luzerner Kulturschaffender<br />

c/o sic! Raum für Kunst.<br />

• «Raumschrittmacher»: Professionelle Durchführung von Zwischenund<br />

Umnutzungen unter Einbezug von Methoden der Soziokultur;<br />

Urbane Mieterschaft der Kreativwirtschaft; Einbezug der Quartierbevölkerung.<br />

Träger: Manuel Lehmann, Winterthur und Sacha Tanner,<br />

Luzern.<br />

• «Sinn-licht»: Ort der Begegnung für Kreativschaffende und Start-ups<br />

sowie neuer Standort der Firma Sinnlicht. Träger: H. Marti, Sinnlicht<br />

GmbH.<br />

Die Stadt entscheidet bis am 31. Oktober über die verschiedenen Eingaben.

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