11.12.2012 Aufrufe

siE HEissT «HOmmAgE à wAgNER - Kulturmagazin

siE HEissT «HOmmAgE à wAgNER - Kulturmagazin

siE HEissT «HOmmAgE à wAgNER - Kulturmagazin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

HINGEHÖRT<br />

christine widmer<br />

gemeindepräsidentin<br />

«Die Tellspiele sind eine Gewähr,<br />

dass nichts anstaubt.»<br />

Vor fast dreissig Jahren spielte Christine<br />

Widmer Baumann bei den Tellspielen mit.<br />

Heute ist ihre Bühne die Politik: Seit 1999<br />

sitzt sie im Gemeinderat von Altdorf, und<br />

vor zwei Jahren übernahm sie das Amt der<br />

Gemeindepräsidentin. Die Verbundenheit<br />

zu den Tellspielen ist geblieben – dieses<br />

Jahr spielt ihr 13-jähriger Sohn Linus sogar<br />

den Walterli.<br />

«Ich bin 1980 als junge Lehrerin ins Urnerland<br />

gekommen. Dass ich bei den Tellspielen<br />

mitgemacht habe, beschleunigte<br />

auch meine Integration: Ich lernte schnell<br />

viele Leute kennen und wurde im Dorf<br />

sehr offen aufgenommen. Dreimal stand<br />

ich als Statistin auf der Bühne, damals unter<br />

der Regie von Erwin und Franziska<br />

Kohlund. Die vielen Proben und Aufführungen<br />

machen zwar Freude, sind aber<br />

sehr zeitintensiv. nebst dem Beruf, dem<br />

politischen Engagement und zwei Kindern<br />

lag das schon bald nicht mehr drin. Ausserdem<br />

bekommt man als Schauspielerin Rolle<br />

und Text vorgegeben – ganz anders in<br />

der Politik, und das liegt mir besser. Meine<br />

Arbeit als Gemeindepräsidentin nimmt etwa<br />

50 Prozent in Anspruch und ist ehrenamtlich.<br />

Das Präsidium wird in der Regel<br />

im Turnus von vier Jahren besetzt, ich darf<br />

jetzt seit zwei Jahren Präsidentin sein. Die<br />

aktuellen Herausforderungen für unsere<br />

Region sind spannend. Ein Schwerpunkt<br />

nebst den Finanzen ist die Raum- und Verkehrsplanung<br />

im Urner Talboden. Hier<br />

richten wir den Fokus auf die nächsten 20<br />

bis 30 Jahre: Wie können wir mit der<br />

nEAT leben und dabei sicher gehen,<br />

dass die gute Verkehrsanbindung<br />

nach norden und Süden<br />

gewährleistet ist. Diese gewaltige<br />

Herausforderung versuchen wir<br />

mit dem Projekt Kantonsbahnhof<br />

Altdorf zu meistern.<br />

Die Tradition der Tellspiele<br />

hat für Altdorf und das ganze Urnerland<br />

eine grosse Bedeutung.<br />

nicht nur kulturell, sondern auch<br />

volkswirtschaftlich. An die Aufführungen<br />

kommen jeweils um<br />

die 15 000 Zuschauerinnen und<br />

Zuschauer. Das Publikum reist<br />

aus der ganzen Schweiz an, und<br />

das wirkt sich natürlich auch<br />

wirtschaftlich und touristisch<br />

aus. Die Leute gehen zusätzlich ins Restaurant,<br />

übernachten teils hier und geniessen<br />

weitere Vorzüge der Umgebung. Damit<br />

wird der name der Region über die Grenze<br />

hinausgetragen und Altdorf kann einmal<br />

mehr – wir haben ja noch andere Anlässe<br />

mit überregionaler Ausstrahlung, wie etwa<br />

'Alpentöne' und das Volksmusikfestival –<br />

zeigen, dass es hier nicht nur Stau und<br />

Felsstürze gibt, sondern eben auch traditionelle<br />

und zeitgenössische Kultur. Darum<br />

ist es selbstverständlich, dass Gemeinde<br />

und Kanton die Tellspiele substanziell unterstützen,<br />

das wurde noch nie von jemandem<br />

infrage gestellt. Wilhelm Tell ist für<br />

Altdorf eine wichtige Identifikationsfigur,<br />

das manifestiert sich ja schon im Telldenkmal.<br />

neu ist das Türmli hinter dem Tell<br />

22<br />

begehbar, sodass man auf den Tell hinunterschauen<br />

kann und zudem einen tollen<br />

Blick auf die schönen Gässchen und Häuser<br />

von Altdorf hat. Die Tellspiele sind Gewähr,<br />

dass nichts anstaubt: Die Inszenierungen<br />

nehmen zwar die traditionelle Geschichte<br />

des Freiheitskämpfers Tell auf,<br />

stellen aber einen aktuellen Bezug her. So<br />

fliessen bei der diesjährigen Inszenierung<br />

unter Volker Hesse die Eindrücke des Arabischen<br />

Frühlings ein. Diese Verbindung<br />

zum heutigen Zeitgeschehen ist sehr wichtig<br />

und zeigt, dass die Urner durchaus keinen<br />

rückwärts gerichteten Blick auf ihren<br />

Volkshelden haben, sondern die Bedeutung<br />

eines Freiheitshelden weit fassen.»<br />

Christine Weber, Bild Marco Sieber

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!