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Leseprobe_FB93

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Schultz<br />

Elektronenstrahlschweißen<br />

Grundlagen, Maschinen und<br />

Anwendungen<br />

3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage


Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über htttp://dnb.dnb.de abrufbar.<br />

Fachbuchreihe Schweißtechnik<br />

Band 93<br />

ISBN 978-3-945023-85-3<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

© DVS Media GmbH, Düsseldorf · 2017<br />

Herstellung: Griebsch und Rochol Druck GmbH, Hamm


Vorwort zur 3. Auflage<br />

In den zurückliegenden anderthalb Jahrzehnten seit Erscheinen der letzten Auflage haben<br />

neue elektronische Steuerungen die wirtschaftlichen Einsatzmöglichkeiten des Elektronenstrahlschweißens<br />

in der Fertigung wesentlich erweitert. Die unverändert große Nachfrage nach einem<br />

Fachbuch über das Verfahren des Elektronenstrahlschweißens, hat mich deshalb mit Freude<br />

veranlasst, eine neue Auflage nach dem heutigen Stand der Technik auszuarbeiten.<br />

Der bewährte Leitgedanke wurde beibehalten, dem Ingenieur in Versuch, Entwicklung und<br />

Fertigung das Elektronenstrahlschweißen detailliert und anschaulich so grundlegend zu erläutern,<br />

dass er nach eigenen Überlegungen in der Schweißpraxis selbständige Lösungen finden und<br />

Entscheidungen treffen kann.<br />

Folgende Abschnitte wurden umfassend überarbeitet bzw. neu aufgenommen:<br />

– statisches und dynamisches Formen und Ablenken des Elektronenstrahles,<br />

– Fokuswobbeln,<br />

– Leistungsdichteverteilung,<br />

– Strahlparameterprodukt,<br />

– elektronenoptische Einblicksysteme,<br />

– automatische Strahljustierungen,<br />

– automatische Fugensuchsysteme,<br />

– geteilter Elektronenstrahl für Mehrbad- und Mehrprozesstechnik,<br />

– Taktmaschinen, Mehrkammer- und Schleusenmaschinen,<br />

– Qualitätssicherung, Keilprobe,<br />

– Kostenrechnung und Wirtschaftlichkeit<br />

– Lohnschweißungen,<br />

– Elektronenstrahl in Fest- und Flüssigphasenprozessen,<br />

– additives Schweißen mit dem Elektronenstrahl.<br />

Ich bedanke mich bei zahlreichen Kollegen, Firmen und Instituten, insbesondere bei den Firmen<br />

pro beam, Steigerwald Strahltechnik und PTR Strahltechnik sowie bei der Technischen Universität<br />

Bergakademie Freiberg, für die Bereitstellung von Bild-, Textmaterial und für viele fachliche<br />

Beratungen.<br />

Weiterhin danke ich dem Verlag, DVS Media GmbH, insbesondere dem Fachbuchlektor Lothar<br />

Knittel, für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und Unterstützung bei der Manuskripterstellung<br />

und Beschaffung von Fachliteratur.<br />

Krailling, im Februar 2017<br />

Helmut Schultz


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort zur 3. Auflage<br />

Verzeichnis einiger Abkürzungen<br />

1 Einführung .................................................................................................................... 1<br />

1.1 Geschichtlicher Rückblick .............................................................................................. 1<br />

1.2 Die besonderen Merkmale des Elektronenstrahl-Schweißverfahrens ............................ 3<br />

1.3 Andere Strahlschweißverfahren ..................................................................................... 5<br />

2 Das Erzeugen des Elektronenstrahles ......................................................................... 6<br />

2.1 Freie Elektronen ............................................................................................................. 6<br />

2.2 Kathode .......................................................................................................................... 7<br />

2.3 Anode ............................................................................................................................. 9<br />

2.4 Steuerelektrode ................................................................................................................ 9<br />

2.5 Raumladungsbetrieb ..................................................................................................... 12<br />

2.6 Fokuslinse ..................................................................................................................... 14<br />

3 Das Formen und Ablenken des Elektronenstrahles ................................................ 16<br />

3.1 Statisches Formen und Ablenken ................................................................................. 16<br />

3.1.1 Zentrieren ..................................................................................................................... 16<br />

3.1.2 Stigmatisieren ............................................................................................................... 17<br />

3.1.3 Ablenken ...................................................................................................................... 18<br />

3.2 Dynamisches Ablenken ................................................................................................ 19<br />

3.2.1 Allgemeines ................................................................................................................... 19<br />

3.2.2 Pendeln ......................................................................................................................... 21<br />

3.2.3 Vektorisieren ................................................................................................................ 21<br />

3.2.4 Fokuswobbeln .............................................................................................................. 21<br />

4 Elektronenstrahl-Kennwerte ..................................................................................... 23<br />

4.1 Allgemeines ................................................................................................................... 23<br />

4.2 Aperturwinkel und Kaustik .......................................................................................... 23<br />

4.3 Arata-Beam-Test .......................................................................................................... 24<br />

4.4 Leistungsdichteverteilung ............................................................................................. 25<br />

4.5 Strahlparameterprodukt ................................................................................................ 28<br />

5 Eindringen des Elektronenstrahles in Metallwerkstoffe ......................................... 30<br />

5.1 Allgemeines .................................................................................................................. 30<br />

5.2 Vorgänge an der Metalloberfläche ............................................................................... 30<br />

5.3 Tiefschweißeffekt ......................................................................................................... 31<br />

5.4 Folgerungen für den Schweißprozess ........................................................................... 34<br />

6 Schweißparameter und Hinweise für die Schweißpraxis ........................................ 36<br />

6.1 Allgemeines .................................................................................................................. 36<br />

6.2 Beschleunigungsspannung ........................................................................................... 37<br />

6.3 Strahlstrom ................................................................................................................... 38<br />

6.4 Linsenstrom und Fokuslage .......................................................................................... 39<br />

6.5 Schweißgeschwindigkeit .............................................................................................. 41<br />

6.6 Strahlpendeln ................................................................................................................ 42<br />

6.7 Strahlpulsen .................................................................................................................. 44


6.8 Schweißen in Zwangsposition ...................................................................................... 45<br />

6.9 Arbeitsdruck ................................................................................................................. 46<br />

6.9.1 Schweißen im Vakuum ................................................................................................ 46<br />

6.9.2 Schweißen in Atmosphäre ............................................................................................ 47<br />

6.10 Parameteroptimierung .................................................................................................. 48<br />

7 Strahl- und Maschinensteuerungen .......................................................................... 53<br />

7.1 Allgemeines .................................................................................................................. 53<br />

7.2 Licht- und elektronenoptische Einblicksysteme ........................................................... 53<br />

7.3 Automatische Strahljustierungen .................................................................................. 54<br />

7.3.1 Automatisches Zentrieren ............................................................................................. 55<br />

7.3.2 Automatisches Stigmatisieren ...................................................................................... 55<br />

7.3.3 Automatisches Fokussieren ........................................................................................... 56<br />

7.4 Automatische Fugensuchsysteme ................................................................................. 57<br />

7.4.1 Allgemeines .................................................................................................................. 57<br />

7.4.2 Teach-in- und Play-back-Verfahren ............................................................................. 59<br />

7.4.3 Schleppfehlerkompensation ......................................................................................... 59<br />

7.4.4 Schweißen mit Offline- und Online-Fugensuche ......................................................... 60<br />

7.5 Schweißen mit geteiltem Elektronenstrahl ................................................................... 61<br />

7.6 Heizstromsteuerung ...................................................................................................... 62<br />

7.7 Strahlstromsteuerung .................................................................................................... 63<br />

7.8 Slope-Steuerungen ........................................................................................................ 63<br />

7.9 Pumpensteuerung ......................................................................................................... 66<br />

7.10 Gesamtsteuerungssysteme ............................................................................................ 66<br />

7.10.1 Allgemeines .................................................................................................................. 66<br />

7.10.2 SPS-Steuerungen .......................................................................................................... 66<br />

7.10.3 CNC-Steuerungen ........................................................................................................ 68<br />

8 Schweißeignung metallischer Werkstoffe ................................................................. 70<br />

8.1 Allgemeines .................................................................................................................. 70<br />

8.2 Verfahrensbedingte Einflüsse ....................................................................................... 70<br />

8.2.1 Schmelz- und Dampfphase ........................................................................................... 70<br />

8.2.2 Erstarrungsphase .......................................................................................................... 70<br />

8.2.3 Einfluss des Vakuums .................................................................................................. 72<br />

8.2.4 Wärmeeinflusszonen .................................................................................................... 73<br />

8.2.5 Schweißeigenspannungen ............................................................................................. 74<br />

8.3 Werkstoffbedingte Einflüsse ........................................................................................ 76<br />

8.3.1 Stahl- und Eisenwerkstoffe ........................................................................................... 76<br />

8.3.2 Aluminium- und Magnesiumwerkstoffe ....................................................................... 83<br />

8.3.3 Kupferwerkstoffe .......................................................................................................... 86<br />

8.3.4 Nickel- und Kobaltwerkstoffe ...................................................................................... 86<br />

8.3.5 Titanwerkstoffe ............................................................................................................ 86<br />

8.3.6 Sondermetalle ............................................................................................................... 87<br />

8.3.7 Metallkombinationen .................................................................................................... 88<br />

8.3.8 Werkstoffbedingte Strahlablenkungen ......................................................................... 92<br />

8.4 Festigkeits- und Korrosionseigenschaften .................................................................... 93<br />

8.5 Schweißeignung – Einteilung und zusammenfassender Überblick .............................. 94<br />

8.5.1 Einteilung der Schweißeignung .................................................................................... 94<br />

8.5.2 Schweißeignungen verschiedener Metalle ................................................................... 94


9 Vorbereitung der Werkstücke ................................................................................... 96<br />

9.1 Allgemeines .................................................................................................................. 96<br />

9.2 Nahtgrundformen .......................................................................................................... 98<br />

9.2.1 I-Nähte .......................................................................................................................... 98<br />

9.2.2 Kehlnähte, T-Stöße und sonstige Nahtformen ............................................................ 101<br />

9.2.3 Besonderheiten von Rundnähten ................................................................................ 104<br />

9.3 Unterschiedliche Werkstückdicken ............................................................................ 107<br />

9.4 Stirnflächenbearbeitung .............................................................................................. 108<br />

9.5 Nahtkontroll-Linien .................................................................................................... 108<br />

9.6 Nahtanfang und -ende ................................................................................................ 109<br />

9.7 Entlüftungsöffnungen ................................................................................................. 110<br />

9.8 Schweißen schwer zugänglicher Nähte ...................................................................... 110<br />

9.9 Werkstück- und Nahtfugenreinigung ......................................................................... 111<br />

9.10 Schweißvorrichtungen ................................................................................................ 113<br />

9.11 Maße für Arbeitskammer, Werkstück- und Strahlgeneratorbewegung ...................... 114<br />

10 Schweißmaschinen und Einrichtungen .................................................................. 116<br />

10.1 Maschinengrundaufbau .............................................................................................. 116<br />

10.2 Hochspannungsversorgung ......................................................................................... 118<br />

10.3 Strahlgenerator ........................................................................................................... 119<br />

10.4 Arbeitskammer ........................................................................................................... 121<br />

10.5 Bewegungseinrichtungen ........................................................................................... 122<br />

10.6 Vakuumeinrichtungen ................................................................................................ 125<br />

10.6.1 Allgemeines ................................................................................................................ 125<br />

10.6.2 Physikalische Grundlagen .......................................................................................... 126<br />

10.6.3 Pumpen ....................................................................................................................... 127<br />

10.6.4 Messgeräte .................................................................................................................. 134<br />

10.6.5 Aufbau und Arbeitsweise von Vakuumanlagen ......................................................... 134<br />

10.6.6 Evakuierungszeiten .................................................................................................... 137<br />

10.7 Beispiele weiterer Schweißmaschinen ....................................................................... 137<br />

10.7.1 Taktmaschinen ............................................................................................................ 137<br />

10.7.2 Mehrkammer-Schweißmaschinen .............................................................................. 139<br />

10.7.3 Durchlaufmaschinen ................................................................................................... 142<br />

10.7.4 Atmosphäre-Schweißmaschinen ................................................................................ 143<br />

10.8 Aufstellen von Schweißmaschinen ............................................................................. 144<br />

10.8.1 Allgemeines ................................................................................................................ 144<br />

10.8.2 Sonstige Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz ...................................... 144<br />

11 Fertigungsbeispiele geschweißter Bauteile ............................................................. 145<br />

11.1 Luft- und Raumfahrt ................................................................................................... 145<br />

11.2 Fahrzeug- und Getriebebau ........................................................................................ 150<br />

11.3 Schienentechnik .......................................................................................................... 153<br />

11.4 Apparatebau ............................................................................................................... 155<br />

11.5 Elektrotechnik ............................................................................................................ 159<br />

12 Prüfen von Schweißnähten ...................................................................................... 160<br />

12.1 Allgemeines ................................................................................................................ 160<br />

12.2 Zerstörungsfreie Prüfverfahren ................................................................................... 160<br />

12.2.1 Sichtprüfung ............................................................................................................... 160<br />

12.2.2 Durchstrahlungsprüfung ............................................................................................. 160<br />

12.2.3 Ultraschallprüfung ...................................................................................................... 160


12.2.4 Eindringprüfung ......................................................................................................... 161<br />

12.2.5 Magnetpulverprüfung ................................................................................................. 161<br />

12.2.6 Wirbelstromprüfung ................................................................................................... 161<br />

12.3 Zerstörende Prüfverfahren .......................................................................................... 161<br />

12.3.1 Zugprüfungen ............................................................................................................. 161<br />

12.3.2 Biegeprüfungen .......................................................................................................... 162<br />

12.3.3 Kerbschlagbiegeversuch ............................................................................................. 162<br />

12.3.4 Metallographische Prüfungen ..................................................................................... 163<br />

12.3.5 Härteprüfungen ........................................................................................................... 163<br />

13 Bewerten von Schweißnaht-Unregelmäßigkeiten .................................................. 164<br />

13.1 Allgemeines ................................................................................................................ 164<br />

13.2 Bewertungsgruppen .................................................................................................... 164<br />

13.3 Poren, Lunker und Risse ............................................................................................. 165<br />

13.4 Bindefehler und unvollständige Durchschweißung .................................................... 166<br />

13.5 Randkerben und Kantenversatz .................................................................................. 167<br />

13.6 Unregelmäßigkeiten der Nahtraupen .......................................................................... 168<br />

13.7 Kehlnähte ................................................................................................................... 168<br />

13.8 Schweißspritzer und Metalldampfsublimat ................................................................ 169<br />

14 Prüfen der Schweißmaschine .................................................................................. 170<br />

14.1 Allgemeines ................................................................................................................ 170<br />

14.2 Prüfen des Schutzes gegen Röntgenstrahlen .............................................................. 173<br />

14.3 Messen der elektrischen und mechanischen Parameterkennwerte ............................. 174<br />

14.3.1 Beschleunigungsspannung ......................................................................................... 174<br />

14.3.2 Strahlstrom ................................................................................................................. 175<br />

14.3.3 Linsenstrom ................................................................................................................ 176<br />

14.3.4 Schweißgeschwindigkeit ............................................................................................ 176<br />

14.4 Messen der maschinentechnischen Kennwerte .......................................................... 177<br />

14.4.1 Führungsgenauigkeit .................................................................................................. 177<br />

14.4.2 Flecklagekonstanz ...................................................................................................... 178<br />

14.4.3 Arbeitsdruck-Anstiegsrate .......................................................................................... 179<br />

14.5 Keilprobe .................................................................................................................... 179<br />

15 Prüfen des Bedien- und Einrichtpersonals ............................................................. 181<br />

15.1 Allgemeines ................................................................................................................ 181<br />

15.2 Prüfverfahren .............................................................................................................. 181<br />

15.3 Prüfbescheinigung ...................................................................................................... 182<br />

16 Schweißanweisung .................................................................................................... 184<br />

17 Verfahrensprüfung ................................................................................................... 186<br />

17.1 Allgemeines ................................................................................................................ 186<br />

17.2 Qualifizierung der Schweißanweisung ....................................................................... 187<br />

17.3 Prüfungen ................................................................................................................... 187<br />

17.4 Geltungsbereich und Gültigkeitsdauer ....................................................................... 188<br />

18 Qualitätssicherung .................................................................................................... 190<br />

18.1 Allgemeines ................................................................................................................ 190<br />

18.2 Einflussgrößen ............................................................................................................ 190<br />

18.3 Regel-, Steuer- und Überwachungssysteme ............................................................... 191<br />

18.4 Dokumentation ........................................................................................................... 192


19 Kostenrechnung und Wirtschaftlichkeit ................................................................ 194<br />

19.1 Allgemeines ................................................................................................................ 194<br />

19.2 Kosteneinsparungen vor und nach dem Schweißen ................................................... 194<br />

19.3 Kostenarten ................................................................................................................. 195<br />

19.3.1 Berechnung des Maschinenstundensatzes .................................................................. 196<br />

19.3.2 Berechnung des Fertigungskostensatzes ..................................................................... 197<br />

19.4 Automatisierung ......................................................................................................... 197<br />

19.5 Lohnschweißungen ..................................................................................................... 198<br />

20 Weitere thermische Elektronenstrahlverfahren zur Metallbearbeitung ............. 200<br />

20.1 Allgemeines ................................................................................................................ 200<br />

20.2 Abtragende Verfahren ................................................................................................ 200<br />

20.2.1 Elektronenstrahlbohren ............................................................................................... 200<br />

20.2.2 Elektronenstrahlgravieren und -profilieren ................................................................. 203<br />

20.3 Elektronenstrahl-Randschichtbehandlungen .............................................................. 204<br />

20.3.1 Festphasenprozesse .................................................................................................... 204<br />

20.3.2 Flüssigphasenprozesse ................................................................................................ 207<br />

20.4 Additive Bearbeitungsverfahren ................................................................................. 209<br />

20.4.1 Allgemeines ................................................................................................................ 209<br />

20.4.2 Form des Ausgangswerkstoffes – Pulver ................................................................... 210<br />

20.4.3 Form des Ausgangswerkstoffes – Draht ..................................................................... 211<br />

21 Normen und Regeln zum Elektronenstrahlschweißen (Auswahl) ........................ 213<br />

22 Schrifttum ................................................................................................................. 216<br />

23 Stichwortverzeichnis ................................................................................................ 224<br />

24 Bildnachweis ............................................................................................................. 228


Verzeichnis einiger Abkürzungen<br />

* Divergenzwinkel (Vollwinkel) rd oder °<br />

β Strahlablenkwinkel rd oder °<br />

a Kehlnahtdicke mm<br />

A W ** Arbeitsabstand mm<br />

A F ** Fokusabstand mm<br />

b*** Nahtbreite, nominelle mm<br />

b P Pendelbreite mm<br />

b S Spaltbreite mm<br />

d*** maximales Maß einer Unregelmäßigkeit (Pore, Lunker) mm<br />

d FL Strahlfleckdurchmesser mm<br />

d Fo Strahlfokusdurchmesser mm<br />

e Kantenversatz mm<br />

F Kraft N<br />

f*** Poren- bzw. Lunkerquerschnittsfläche, maximale mm 2<br />

f Pendelfrequenz Hz<br />

h Nahthöhe mm<br />

h*** Größe einer Unregelmäßigkeit (Höhe, Tiefe) mm<br />

I B ** Strahlstrom mA<br />

I BD Dauerstrahlstrom mA<br />

I BP Impulsstrahlstrom mA<br />

I d Ablenkstrom mA<br />

I D Durchtrittsstrom mA<br />

I H Heizstrom A<br />

I L ** Linsenstrom mA<br />

j e Emissionsstromdichte A · cm –2<br />

j eT temperaturabhängige Stromdichte A · cm –2<br />

l*** Länge einer Unregelmäßigkeit (gemessen in jeder Richtung) mm<br />

l Zentrierlippenlänge mm<br />

L Leistungsdichte im Elektronenstrahl W · cm –2<br />

P Strahlleistung kW<br />

p A Arbeitsdruck, Druck in der Arbeitskammer mbar<br />

p E Druck im Strahlerzeugerraum mbar<br />

Q** Leckrate mbar · dm 3 · s –1<br />

s*** Schmelzzonentiefe mm<br />

s 1 *** Schmelzzonentiefe am T-Stoß mm<br />

Slr Slew rate mA · t –1<br />

t*** Werkstückdicke mm<br />

t Nahtdicke, für die Festigkeit maßgebende mm<br />

t Zeit s<br />

t V Tastverhältnis –<br />

U A ** Beschleunigungsspannung kV<br />

U St Steuerspannung (Wehneltspannung) kV<br />

v** Schweißgeschwindigkeit mm ·s –1 , cm · min –1<br />

V Arbeitskammervolumen m 3 , dm 3<br />

z Zentrierlippendicke mm<br />

* = nach DIN 32533, ** = nach DIN EN ISO 14744, *** = nach DIN EN ISO 13919


1 Einführung<br />

1.1 Geschichtlicher Rückblick<br />

Der Mensch unserer Zeit nimmt die technischen Errungenschaften, die ihm das Leben erleichtern,<br />

als etwas Selbstverständliches hin und übersieht leicht, dass so gut wie alles mühsam von vielen<br />

genialen Vorfahren erst erdacht, entwickelt und erprobt werden musste. Eine Elektronenstrahl-<br />

Schweißmaschine zählt man zwar nicht zu den Dingen unseres täglichen Lebens, aber es werden<br />

mit ihr Produkte hergestellt, die in vielfacher Weise zu unserem heutigen hohen Lebensstandard<br />

beitragen. Doch was für ein langer Weg war es von den ersten tastenden Versuchen der britischen<br />

Physiker Hittorf und Crookes in den Jahren 1871/1872, Kathodenstrahlen in Gasen zu erzeugen<br />

und Metalle zu schmelzen, bis zu den heute rechnergesteuerten Fertigungsmaschinen, beispielsweise<br />

in der Luft- und Raumfahrtindustrie [1-1].<br />

Zunächst waren diese Kathodenstrahlen eine interessante physikalische Erscheinung, die zur Entdeckung<br />

einer besonderen Strahlung durch Wilhelm Röntgen führten (1895) und von Thompson<br />

(1897) und Milikan (1905) erstmals als „schnell bewegte Elektronen“ beschrieben wurden. Für<br />

eine Materialbearbeitung waren sie noch ohne Bedeutung. Im Gegenteil: Bei allen Experimenten<br />

der damaligen Zeit betrachtete man die Wärmeentwicklung beim Aufprall der Elektronen auf die<br />

Anode bzw. auf das Target stets als große Behinderung und versuchte, durch Wasserkühlung das<br />

Anschmelzen zu vermeiden [1-2]. Es war die geniale Idee des Marcello von Pirani, sich als erster<br />

diesen Effekt zunutze zu machen, eine Röntgenröhre gewissermaßen in einen Elektronenstrahl-<br />

Vakuum-Ofen zum Schmelzen von Tantalpulver und anderen Metallen umzubauen und sich dies<br />

1905 und 1907 patentieren zu lassen, Bilder 1-1 und 1-2.<br />

Bild 1-1. Ausschnitt aus der Patentschrift<br />

von Marcello von Pirani über „Production<br />

of homogenous bodies from tantalum or<br />

other metals“ vom 26.3.1907.<br />

Bild 1-2. Marcello von Pirani, deutscher Physiker,<br />

1880 bis 1968.<br />

In den folgenden Jahrzehnten beschäftigten sich viele Wissenschaftler mit Elektronenstrahlen.<br />

Langmuir, Child, Richardson, Dushman, Wehnelt und andere erforschten die Gesetzmäßigkeiten<br />

der Strahlerzeugung, während Bush, Rogowski, Flegler, Davisson und Calbrik, um nur einige zu<br />

nennen, die Grundlagen der Elektronenoptik erarbeiteten. Der Elektronenstrahl fand erste<br />

technisch bedeutungsvolle Anwendungen beim Bau von Oszillographen, Mikroskopen und beim<br />

1


Bohren von Metallen durch v. Ardenne (1938) und zusammen mit Rühle (1938) zum Verdampfen<br />

und Schmelzen von Metallen. Für einen größeren industriellen Einsatz fehlte es aber noch an<br />

genügend leistungsfähigen Vakuumpumpen.<br />

Eine neue Epoche der Materialbearbeitung mit Elektronenstrahlen leitete 1949 der deutsche<br />

Physiker K. H. Steigerwald ein, Bild 1-3. Er war zu dieser Zeit mit der Entwicklung leistungsstarker<br />

Elektronenmikroskope beschäftigt und kam dabei auf den Gedanken, den Elektronenstrahl<br />

als thermisches Werkzeug gezielt für das Bohren von Uhrensteinen und Ziehdüsen sowie zum<br />

Löten, Schmelzen und Schweißen im Vakuum einzusetzen, Bild 1-4 [1-3; 1-4].<br />

Bild 1-3. Karl-Heinz Steigerwald, deutscher<br />

Physiker, 1920 bis 2001.<br />

2<br />

Bild 1-4. 1952 von Steigerwald entwickelte<br />

erste Elektronenstrahl-Bohrmaschine.<br />

Die ersten Versuchsergebnisse waren sehr erfolgversprechend und führten zum Abschluss eines<br />

Lizenzvertrages mit einem amerikanischen Interessenten [1-5]. Beim Elektronenstrahlschweißen<br />

dachte man seiner Zeit an eine Wärmeeinbringung wie beim Lichtbogen bzw. bei der Gasflamme<br />

(Wärmeleitungsschweißen) und hielt das Verfahren nur deshalb für vorteilhaft, weil im Vakuum<br />

gasempfindliche Werkstoffe, wie Niob, Tantal oder Titan, unter anderem vor den Reaktionen mit<br />

der Atmosphäre geschützt werden. Der Durchbruch zum industriellen Elektronenstrahlschweißen<br />

erfolgte 1958, als Steigerwald den Versuch unternahm, 5 mm dickes Zircaloy durch eine Stumpfnaht<br />

miteinander zu verbinden [1-6]. Mit schrittweise erhöhtem Strahlstrom entstanden schließlich<br />

Nähte, die unerwartet schmal und dennoch sehr tief waren. Diese Tiefschweißungen erst lösten<br />

weltweit großes Interesse aus. Am raschesten erkannte man die technische Bedeutung des Verfahrens<br />

in den USA. Steigerwald baute nach diesem Erfolg in einer deutschen Firma die ersten<br />

zwei Elektronenstrahl-Schweißmaschinen. Eine wurde in Pittsburg/USA zum Schweißen von<br />

U-Bootteilen installiert, die andere war viele Jahre in Deutschland im Einsatz.<br />

Nach der Entdeckung des Tiefschweißeffektes begann insbesondere in Frankreich und Großbritannien<br />

eine stürmische Entwicklung neuer Maschinen [1-7]. Hatte man sich bisher mit dem<br />

Elektronenstrahl nur im Bereich geringer Schmelztiefen befasst, galt es nun, die Leistungsdichte<br />

und den Strahlstrom zu erhöhen, um noch dickere Werkstücke als bisher zu schweißen. Die Luftund<br />

Raumfahrtindustrie und die Kerntechnik waren die ersten richtungsweisenden Anwendungsbereiche<br />

für das Elektronenstrahlschweißen.


Meilensteine intensiver verfahrens- und gerätetechnischer Weiterentwicklungen waren:<br />

– das Einkoppeln des Hochspannungskabels in den Strahlgenerator ohne Isolationsöl,<br />

– präzises Wechseln des Kathodenheizbandes mit Hilfe einer Klemmpatrone,<br />

– vakuumtechnisches Trennen des Strahlerzeugerraumes von der Arbeitskammer,<br />

– Schweißmaschinen mit größeren Arbeitskammern und Vakuumpumpen,<br />

– Schleusen- und Taktschweißmaschinen für die Massenfertigung.<br />

Sie führten zu einer Vielzahl neuer Anwendungen des Elektronenstrahlschweißens. Heute hat<br />

selbst ein Fachmann Mühe, sich einen lückenlosen Überblick der weiten Verbreitung der Elektronenstrahl-Bearbeitungsverfahren<br />

in den Industriestaaten zu verschaffen.<br />

1.2 Die besonderen Merkmale des Elektronenstrahl-Schweißverfahrens<br />

Als Einführung und erste Verfahrenskennzeichnung wird im Folgenden eine Reihe von besonderen<br />

Merkmalen und Vorteilen des Elektronenstrahlschweißens im Vergleich zu anderen Schmelzschweißverfahren<br />

zusammengestellt, Tabelle 1-1.<br />

Tabelle 1-1. Verfahrenstechnische Merkmale.<br />

Merkmal<br />

Beschreibung<br />

Leistungsdichte Extrem hohe Leistungsdichte von mehr als 10 5 W · mm –2 im<br />

Strahlfokus.<br />

Strahlleistung<br />

0,5 bis 300 kW im Forschungs- und Entwicklungsbereich, etwa 1 bis<br />

30 kW im Produktionsbereich.<br />

Wärmeeinbringung<br />

Umwandlung der kinetischen Energie von beschleunigten Elektronen bis<br />

zum Verdampfen des Werkstoffes (Tiefschweißeffekt). Kein Wärmeleitungsschweißen.<br />

Schweißumgebung<br />

Vakuum, bei Atmosphäre-Schweißmaschinen mit Schutzgasen.<br />

Steuerung, Regelung<br />

Schweißparameter werden mit dem Rechner elektrisch gesteuert und geregelt.<br />

Automatische Strahlkorrektur und -fokussierung sowie Schweißfugensuche<br />

mit elektronenoptischen Kamerasystemen.<br />

Schweißtiefe In der Fertigungspraxis: mit Strahlleistungen von 3 bis 30 kW etwa 0,5<br />

bis 100 mm in einer Lage.<br />

Fugenvorbereitung<br />

I-Stoß für alle Werkstückdicken, keine Kantenabschrägungen.<br />

Nahtform<br />

Schmale Schmelz- und Wärmeeinflusszonen. Verhältnis Nahtbreite zu<br />

Nahttiefe: 1:10 bis 1:50.<br />

Werkstück- und Strahlführung Schweißen von Längs-, Rund- und räumlich gekrümmten Nähten mit<br />

rechnerprogrammierter Werkstück- und Strahlführung.<br />

Energieverteilung<br />

Steuern der Schmelz- und Erstarrungsvorgänge an der Schweißstelle<br />

durch trägheitsloses Bewegen des Elektronenstrahles in beliebige<br />

Formen, Richtungen und Frequenzen.<br />

Elektronenmehrfachstrahl Durch extrem schnelles Pendeln des Elektronenstrahles im kHz-Bereich<br />

quasi gleichzeitige, aber lokal getrennte und gegebenenfalls verschiedenartige<br />

Werkstoffbearbeitungen (Heften, Schweißen, thermische<br />

Behandlungen).<br />

3


Tabelle 1-1. Fortsetzung.<br />

Merkmal<br />

Zusatzwerkstoff<br />

schweißgeeigneter Werkstoff<br />

Verzug<br />

Schweißfugenzugängigkeit<br />

Werkstückkonstruktion<br />

Arbeitskammer<br />

Qualitätssicherung<br />

Beschreibung<br />

Kein Schweißzusatz erforderlich, dadurch geringer Aufwand für Werkstückvorbereitungen.<br />

Ausnahmen: Auftragschweißen und bei metallurgischen<br />

Bedingungen.<br />

Besonders große Palette schweißgeeigneter Werkstoffe: Baustähle,<br />

legierte Stähle, Nichteisenmetalle Sondermetalle (Titan usw.).<br />

Geringerer Längs-, Quer- und Winkelverzug im Vergleich zu anderen<br />

Schmelzschweißverfahren. Dadurch maßhaltiges Schweißen auch unter<br />

Einhaltung kleiner Toleranzen möglich. Kein oder nur geringes<br />

Nacharbeiten des Werkstückes nötig.<br />

Schweißen auch schwer zugängiger Nähte, zum Beispiel in engen<br />

Spalten, (1 bis 2 mm) und in variablen Arbeitsabstandsbereichen (in<br />

der Praxis etwa 50 bis 1000 mm) möglich.<br />

Komplexe Bauteile können in konstruktiv einfachen und kostensparend<br />

zu fertigenden Komponenten aufgeteilt und maßhaltig geschweißt<br />

werden.<br />

Anpassen der Arbeitskammer an Form, Größe und Menge der<br />

Werkstücke und damit Reduzierung der Evakuierungszeiten auf wenige<br />

Sekunden bzw. auf null (Durchlaufmaschinen) möglich.<br />

Sicherung der Qualität durch hohe Reproduzierbarkeit und Konstanz<br />

der Schweißparameter sowie durch automatische Dokumentation der<br />

Schweißdaten.<br />

Für die vielseitigen Fertigungsaufgaben lassen sich die Bauweisen der Elektronenstrahl-Schweißmaschinen<br />

nach verschiedenen Merkmalen einteilen, Tabelle 1-2.<br />

Tabelle 1-2. Einteilung von Elektronenstrahl-Schweißmaschinenkonzeptionen.<br />

Kennzeichnendes Merkmal Einteilung Bemerkungen, Einsatzbeispiele<br />

Beschleunigungsspannung bis 60 kV<br />

100 kV bis 150 kV<br />

bis 175 kV<br />

Niederspannungsmaschinen 1)<br />

Hochspannungsmaschinen 1)<br />

Atmosphäre-Schweißmaschinen<br />

Arbeitsdruck<br />

Werkstückform und -anzahl<br />

im Bereich von 10 –4 mbar<br />

im Bereich von 10 –2 mbar<br />

Atmosphärendruck<br />

Universalmaschinen<br />

Taktmaschinen, Schleusenmaschinen<br />

Mehrkammermaschinen<br />

Durchlaufmaschinen<br />

Strahlgenerator<br />

fest auf der Arbeitskammer-Außenwand<br />

installiert;<br />

in der Arbeitskammer mit Bewegungseinrichtungen<br />

verbunden;<br />

Strahlgenerator führt alle oder einen<br />

Teil der Schweißvorschubbewegungen<br />

aus.<br />

1) Übliche, aber nicht normgerechte Bezeichnung.<br />

Vollvakuummaschine 1)<br />

Halbvakuummaschine 1)<br />

Atmosphäre-Schweißmaschinen<br />

Getriebeteile<br />

Kleinteile<br />

Bimetallbänder (für Sägebandherstellung)<br />

für besonders große Werkstücke<br />

4


Nach fast 60 Jahren Industrieeinsatz überzeugt das Elektronenstrahlschweißen im Wettbewerb mit<br />

anderen Schweißverfahren auch heute durch seine breite Flexibilität, große Zuverlässigkeit und<br />

potentielle Wirtschaftlichkeit.<br />

1.3 Andere Strahlschweißverfahren<br />

In Laborversuchen der früheren Jahre wurden weitere Strahlschweißverfahren, wie das Lichtstrahlbzw.<br />

das Ionenstrahlschweißen, auf ihre Praxistauglichkeit untersucht, sie blieben aber ohne Bedeutung<br />

[1-8].<br />

Der Laserstrahl dagegen, der bereits vielfach in der Datenübertragung, Kommunikationstechnologie,<br />

Medizin, Messtechnik usw. bereits bekannt war, hat sich inzwischen auch in der Schneidund<br />

Schweißtechnik sowie bei Randschichtbehandlungen große umfangreiche Anwendungen<br />

erobert. Der Laserstrahl besteht aus monochromatischem (einheitliche Wellenlänge) und kohärentem<br />

(einheitliche Schwingungsphase) Licht und wird mit Hilfe bestimmter Medien (Gase, Flüssigkeiten<br />

und Festkörper) erzeugt. Im Gegensatz zum Elektron, das den größten Teil seiner kinetischen<br />

Energie in Form von Wärme auf eine Wegstrecke von 0,06 mm im Werkstoff abgibt, erfolgt<br />

der gleiche Vorgang beim Laserstrahl innerhalb von nur 0,01 µm. Darüber hinaus spielen Reflexions-<br />

und Absorptionsvorgänge im ionisierten Metalldampf (Plasma) über der Schweißstelle eine<br />

entscheidende Rolle bei der Energieübertragung, die zusammen mit anderen Einflussfaktoren den<br />

Gesamtwirkungsgrad gegenüber Elektronenstrahl-Schweißmaschinen wesentlich verringern [1-9].<br />

Im Strahlfokus erreicht der Laserstrahl ebenfalls eine Leistungsdichte von 10 5 W · mm –2 , so dass<br />

er, wie der Elektronenstrahl, zum Tiefschweißen eingesetzt wird und sich auch Nähte herstellen<br />

lassen, die wesentlich tiefer als breit sind. Eine weitere typische Eigenschaft des Laserstrahls ist<br />

aufgrund der besonderen Lichterzeugung die extrem geringe Divergenz (Strahlaufweitung). Er<br />

kann deshalb auf große Entfernungen ohne wesentliche Veränderung des Strahldurchmessers übertragen<br />

werden. Mit dem Laserstrahl wird grundsätzlich an Atmosphäre geschweißt bzw. geschnitten,<br />

was als eine Besonderheit im Vergleich zum Elektronenstrahlschweißen, das überwiegend im<br />

Vakuum erfolgt, stets hervorgehoben wird. Eine Vakuumarbeitskammer kann beim Laserstrahlschweißen<br />

daher entfallen, doch muss das Schmelzbad, wie bei anderen thermischen Fügeverfahren,<br />

gegen den Zutritt von Sauerstoff und Stickstoff geschützt werden. Dafür verwendet man die<br />

Edelgase Argon und Helium oder Gemische aus beiden.<br />

Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang deshalb neuere Untersuchungen, mit dem Laserstrahl<br />

nun auch im Vakuum zu schweißen. Bei Arbeitsdrücken von 10 bis 50 mbar lassen sich<br />

schmalere und tiefere Schweißnähte als unter Atmosphäre erzielen, die denen mit dem Elektronenstrahl<br />

geschweißten Nähten nahe kommen [1-10]. Das Pendeln des trägheitslosen Elektronenstrahles<br />

mit extrem hohen Frequenzen zur Beeinflussung der Schmelzbaddynamik und Gefügeerstarrung<br />

ist beim Laserstrahlschweißen nicht möglich und muss durch andere Maßnahmen ersetzt<br />

werden.<br />

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