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Elfenbeinturm<br />
Foto:<br />
Dr. Ewa Tomicka-Krumrey<br />
Projektassistentin<br />
am Geisteswissenschaftlichen<br />
Zentrum Geschichte<br />
und Kultur Ostmitteleuropas<br />
(GWZO),<br />
Luppenstraße 1b,<br />
04177 Leipzig<br />
www.uni-leipzig.de/<br />
gwzo<br />
geb. 1959 in Warschau<br />
1978 – 1982 Studium der<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
an der<br />
Handelshochschule<br />
Leipzig 1983 – 1987<br />
Forschungsstudium<br />
1987 Promotion im Fach<br />
Wirtschaftsgeschichte<br />
über die Wirtschaft<br />
Polens 1945 – 1956<br />
1987 – 1992 wissenschaftlicheMitarbeiterin<br />
im Universitätsarchiv<br />
Leipzig<br />
1991 – 1993 postgradualer<br />
Studiengang ›Wissenschaftsinformation‹<br />
an der HU-Berlin<br />
1992 – 1994 wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin<br />
an der Sächsischen<br />
Akademie der Wissenschaften<br />
seit 1993<br />
Geschäftsführerin der<br />
Societas Jablonoviana<br />
1994 – 1996 wissenschaftlicheMitarbeiterin<br />
an der Universität<br />
Leipzig, Institut für Slavistik<br />
seit 1996<br />
tätig im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit<br />
am GWZO.<br />
Preisträger einte laut Dr. Homann ihr exemplarischer<br />
Charakter für das jeweilige<br />
Forschungsfeld. Freuen konnten sich die<br />
Absolventen Sonja Engel (A), Katrin Böttrich,<br />
Thielko Grieß (B), und Sophie Pfaff<br />
(C), die mit der neuen Institutsgeschichte<br />
aus der Feder von Professorin Uta<br />
Kösser belohnt wurden.<br />
Anschließend luden ein Büfett und die Bar<br />
zum angeregten Plausch zwischen Dozen-<br />
ten und Studenten. Danach spielte die<br />
junge Berliner Band ›Pedro Mountains<br />
Mummy‹ heizte mit Beat und Jamrock ein.<br />
Die Leipziger Russenska-Combo ›Kosmodrom‹<br />
eines ihrer ersten öffentlichen Kon-<br />
zerte, dessen ordentlich zum abtanzen an-<br />
regten. Die Aftershowparty bestritten DJ<br />
D’Dread und Fishfinger sowie die Shakehands-Crew<br />
mit Mr. Mono und Martin Le-<br />
ander. Getanzt wurde bis zum Morgengrau-<br />
en. Als sich die Türen des ›Kultiviert An-<br />
ders!‹ schließen, hat sich der Regen des<br />
Vortages verflüchtigt und die ersten Sonnenstrahlen<br />
streifen den Giebel des Wäch-<br />
terhauses.<br />
Handel und Wandel<br />
Dr. Ewa Tomicka-Krumrey (GWZO)<br />
über Studium und Forschung, Freiheit<br />
und Sicherheit, Öffentlichkeitsarbeit<br />
und fehlende Brötchen<br />
<strong>anton</strong> ist Frank Henschel<br />
<strong>anton</strong>: Liebe Frau Tomicka-Krumrey,<br />
Sie haben Wirtschaftswissenschaften<br />
in Leipzig studiert, zur Wirtschafts<br />
geschichte promoviert, zur Wissenschaftsgeschichte<br />
geforscht, in<br />
der Slavistik gelehrt und sind nun Projektassistentin<br />
im GWZO.<br />
Konnten Sie sich nicht entscheiden,<br />
haben Sie so viele Fähigkeiten oder<br />
wie kam es zu diesem Werdegang?<br />
Also in der Schule hatte ich überall gute<br />
Leistungen und ich dachte, dass in der<br />
Wirtschaftswissenschaft Geistes- und Na-<br />
turwissenschaft zusammenkommen. Darum<br />
hat mich das gereizt. Deutsch lern-<br />
te ich auch schon länger und dank meiner<br />
Leistungen konnte ich so in Leipzig an der<br />
Handelshochschule studieren. Das Fach<br />
selbst war sehr ideologie befrachtet, aber<br />
zum Glück hatte ich auch Wirtschaftsgeschichte,<br />
und da auch mein Vater Histori-<br />
ker war und es bei uns immer um Geschichte<br />
ging, fand ich dort meinen Platz,<br />
besonders in der Wirtschaftsgeschichte<br />
Polens in der Nachkriegszeit, worüber ich<br />
promovierte.<br />
Wie ging es nach der Promotion weiter?<br />
Bekamen Sie sofort eine Stelle?<br />
Ja, damals hat sich die Universität sehr um<br />
ihre Absolventen bemüht – eigentlich zu<br />
sehr, es gab da keine großen Freiheiten<br />
wie es sie heute mit der projektbasierten<br />
wissenschaftlichen Arbeit gibt. Ich kam<br />
ins Archiv der Handelshochschule, die,<br />
1889 gegründet, die älteste in Deutschland<br />
war und sollte die riesigen Bestände<br />
aufarbeiten und für das Jubiläum 1989<br />
auswerten.<br />
Das fiel dann in eine Zeit der<br />
Umbrüche. Wie ging es für Sie weiter?<br />
Erstmal wurden alle Mitarbeiter der Hoch-<br />
schule entlassen, inklusive mir, da man<br />
das ›sowjetische Bildungssystem‹ abschaffen<br />
wollte, obwohl diese praxisorientierte<br />
Hochschule, wie gesagt, schon<br />
viel älter war. Sie wurde dann auch in<br />
privater Trägerschaft neu gegründet. Der<br />
neue Direktor des Universitätsarchivs<br />
aber bat mich um Mitarbeit in seinem neu-<br />
en Projekt zur ›Societas Jablonoviana‹, ei-<br />
ne wissenschaftliche Gesellschaft, die<br />
der polnische Philanthrop Aleksander Józef<br />
Jab_onowski 1774 in Leipzig gründete<br />
und die später Anstoß zum Aufbau der<br />
Sächsischen Akademie der Wissenschaf-<br />
ten gab. Ich erforschte seine Biographie<br />
und sein Werk. Wie das aber mit Projekten<br />
ist, laufen die irgendwann aus und man<br />
muss sich etwas Neues suchen. Ich hatte<br />
da zwar ein wenig Angst vor, schließlich<br />
hatte ich schon Kinder, aber es öffnete<br />
mir auch neue Möglichkeiten.<br />
Wiederum wechselten sie ihr Tätigkeitsfeld<br />
und kamen an die Universität.<br />
1994 kam ich als Vertretung zu den Slavisten,<br />
aber auch nur mit kurzfristigen Ver-<br />
trägen. Nebenbei hatte ich zuvor ein post-<br />
graduales Studium in ›Wissensinformati-<br />
on‹ an der HU-Berlin absolviert, in dem es<br />
um bibliothekswissenschaftliche, organisatorische<br />
und kommunikative Aspekte<br />
der Wissenschaft ging und Kontakte zur<br />
Berliner Forschungsgruppe ›Geschichte<br />
und Kultur Ostmitteleuropas‹ geknüpft,<br />
aus der nach einem Umzug nach Leipzig<br />
1996 das GWZO unter der Leitung von Prof.<br />
Winfried Eberhard entstand. Als dort die<br />
Stellen für Verwaltung, Bibliothek und Assistenzen<br />
ausgeschrieben wurden, habe<br />
ich mich beworben und wurde ›Projektassistentin‹.<br />
Was hat sich so für Sie verändert?<br />
Im Endeffekt musste ich auf die Wissen-<br />
schaft verzichten, da ich hauptsächlich<br />
mit organisatorischen und konzeptionel-<br />
len Dingen beschäftigt bin. Das zum Glück<br />
in Festanstellung, aber ich mochte ja immer<br />
die Abwechslung und Freiheit, die in<br />
der Forschung nach der Wende möglich<br />
war. Diese andere Seite meiner Interessen<br />
kann ich aber als Geschäftführerin<br />
der immer noch als Verein existierenden<br />
›Societas Jablonoviana‹ einbringen, wo<br />
ich weiter forsche und publiziere.<br />
Was kann man sich unter ihrer Tätig-<br />
keit am GWZO vorstellen?<br />
Ob Konferenzen, Tagungen, Vorträge, Aus-<br />
stellungen, Flyer, Plakate, im Prinzip alles<br />
was Öffentlichkeitsarbeit betrifft, landet<br />
bei mir. Von der ursprünglichen angedach-<br />
ten Tätigkeit, also für die einzelnen Projekte<br />
und Mitarbeiter Bibliographien erstel-<br />
len, Datenbanken durchforsten, Archive<br />
und Bibliotheken recherchieren, ist heute<br />
nicht mehr viel übrig, da es Hiwis und,<br />
vor allem, das Internet gibt. Als ich anfing,<br />
war das alles noch Zukunftsmusik. Kann<br />
man sich gar nicht mehr vorstellen, oder?<br />
(lacht) Ich habe aber auch früh angeregt<br />
selbst eine Website für das GWZO zu kon-<br />
zipieren und diese auch als Archiv und<br />
Datenbank zu nutzen. Da waren wir ganz<br />
vorn dabei.<br />
Öffentlichkeitsarbeit ist heute ja<br />
auch eine Abteilung ›sine qua non‹<br />
[Deutsch: ›ohne die es nicht geht‹],<br />
ob in Unternehmen oder der Wissenschaft.<br />
Und sie bestimmt<br />
eben das Bild in der Öffentlichkeit.<br />
Ist Ihnen, zum Abschluss, denn<br />
schon mal ein richtiger Lapsus passiert,<br />
der dieses Bild gefährdete?<br />
Naja, insgesamt gab es von Anfang an positives<br />
Feedback. Aber natürlich klingeln<br />
Gastwissenschaftler aus dem Ausland im-<br />
mer mich an, wenn sie morgens um sieben<br />
oder abends um zehn vor der Instituts-<br />
tür stehen und nicht wissen wohin (lacht).<br />
Einmal hatten wir zu einer Tagung mit etwa<br />
50 Leuten nur 50 Brötchen geliefert bekom-men<br />
und noch keine Hiwis, die man<br />
schnell schicken kann. Zum Glück fand ich<br />
in letzter Minute noch einen Catering-Ser-<br />
vice, der mir in der Pause nochmal 100<br />
Stück liefern konnte. Nicht auszudenken<br />
… hungrige Wissenschaftler (lacht).<br />
Wo die Couch in den<br />
Club umzieht und<br />
Dornröschen wachge-<br />
küsst wird<br />
Eine Buchrezension<br />
Studentenfutter<br />
von Andreas Möllenkamp<br />
»Was ist Leipzig?« fragt die Soziologin Silke<br />
Steets in ihrer Dissertation »Wir sind die<br />
Stadt!« Kulturelle Netzwerke und die Kon-<br />
stitution städtischer Räume in Leipzig, die<br />
2008 im Campus Verlag erschienen ist. Sie<br />
interessiert sich dafür, wie sich die Stadt-<br />
kultur Leipzigs beschreiben lässt und wel-<br />
che Akteure dabei an der Konstruktion des<br />
Stadtbildes beteiligt sind. Angesichts der<br />
historischen Komplexität des Themas so-<br />
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Elfenbeinturm | Studentenfutter