21.03.2017 Aufrufe

CARE affair No.10 Intim

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

und Kathleen Hill an der Harvard<br />

School of Public Health. Aus weltweit<br />

durchgeführten Umfragen unter Entbindenden<br />

sammelten die Autorinnen<br />

Daten zu „Respektlosigkeit und<br />

Misshandlung während der Geburt in<br />

medizinischen Einrichtungen“, wie es<br />

in der Studie heißt. Ihr Ziel: Herauszufinden,<br />

warum das fünfte UN-Millenniumsentwicklungsziel,<br />

die Senkung<br />

der Müttersterblichkeit weltweit, seit<br />

seiner Verabschiedung im Jahr 2000<br />

nicht vorankommt, obwohl sich der<br />

Zugang zu medizinischen Einrich-<br />

tungen für Schwangere inzwischen<br />

massiv verbessert hat. Warum so viele<br />

Frauen trotz großer Gefahren lieber<br />

zu Hause entbinden als in einer nahe<br />

gelegenen Klinik. Laut der Studie liegt<br />

das zum einen an fehlenden Mitteln<br />

für Transport und Klinikaufenthalt,<br />

Gisma (links im Bild) lebt<br />

im Südsudan, ist 19 Jahre als<br />

und erwartet ihr zweites Kind.<br />

„Ich spüre, dass es morgen<br />

kommen wird. Ich habe leichte<br />

Schmerzen, aber sonst geht<br />

es mir gut. Hoffentlich wird<br />

es ein Junge. Ich habe schon<br />

einen kleinen Sohn namens<br />

Mayik“, sagt sie. In dem von<br />

<strong>CARE</strong> geführten Krankenhaus<br />

arbeiten zehn Angestellte,<br />

seit April 2014 gibt es einen<br />

OP-Saal. Vorher mussten<br />

schwerkranke Patienten in die<br />

120 Kilometer entfernte Stadt<br />

Bentiu gebracht werden.<br />

Im Südsudan sind die<br />

Straßen oft nicht passierbar.<br />

Der andauernde Konflikt<br />

bedroht Zivilisten, die weite<br />

Wege meiden. In einem von<br />

<strong>CARE</strong> unterstützten Krankenhaus<br />

können 30 Patienten<br />

behandelt werden, darunter<br />

auch viele Frauen.<br />

Die Müttersterblichkeit<br />

im Südsudan ist eine der<br />

höchsten weltweit.<br />

an der Sorge, eigene Geburtspraktiken<br />

nicht ausüben zu dürfen. Zum anderen<br />

an der beunruhigend häufigen<br />

Erfahrung von Frauen, bei der Geburt<br />

ihres Kindes durch medizinisches<br />

Personal nicht respektvoll behandelt<br />

oder gar misshandelt worden zu sein.<br />

Schläge und Ohrfeigen etwa während<br />

der Entbindung wurden von Frauen<br />

in Kenia, Peru, Südafrika, Tansania<br />

und weiten Teilen Asiens als üblich<br />

beschrieben. Frauen aus dem Jemen<br />

berichteten, im Krankenhaus gegen<br />

ihren Willen angebunden worden<br />

zu sein. In einigen Ländern erlebten<br />

Frauen Kaiserschnitte und Sterilisationen,<br />

ohne vorab informiert oder<br />

gefragt worden zu sein. Angehörige<br />

von Minderheiten berichteten vielfach,<br />

dass ihnen medizinische Hilfe<br />

verweigert wurde. Verbale Verletzungen<br />

wie abfällige Vergleiche mit einem<br />

gebärenden Tier, bösartiges Kommentieren<br />

des Verhaltens der Frau unter<br />

Schmerzen, Drohungen und Schuldzuweisungen<br />

registrierte die Studie<br />

in nahezu allen Ländern der Welt.<br />

„Dies alles sind massive Verletzungen<br />

des Menschenrechts und<br />

Rechts einer Frau auf eine sichere<br />

Schwangerschaft und Geburt“, so Ute<br />

Wronn. „Auch in Deutschland berichten<br />

Frauen von Rechtsverletzungen,<br />

diese sind jedoch meistens subtiler.<br />

Manche Frauen verlieren daraufhin<br />

ihr Vertrauen in medizinische Einrichtungen<br />

und entbinden lieber im häuslichen<br />

Umfeld.“ In Deutschland stellt<br />

die Entscheidung für eine von einer<br />

Hebamme begleitete Geburt in einem<br />

Geburtshaus oder zu Hause eine Alternative<br />

zur Klinikgeburt dar. In Entwicklungsländern<br />

dagegen, die über<br />

kein flächendeckendes medizinisches<br />

Versorgungssystem verfügen, haben<br />

Frauen keine Wahl, wie sie gebären<br />

und von wem sie Unterstützung erhalten.<br />

Häufig werden sie völlig allein<br />

gelassen. Immer noch sterben 820<br />

Frauen jeden Tag an Komplikationen<br />

während der Schwangerschaft oder<br />

bei der Geburt, 99 Prozent davon in<br />

Die Gebärmutter<br />

99

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!