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CARE affair No.10 Intim

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den Strom gewinnen. Manche tierischen Verdauungsprozesse sind<br />

sogar richtig kostbar. Kaffeebohnen, die den Verdauungstrakt einer<br />

bestimmten Schleichkatzenart in Asien durchlaufen haben, erzielen<br />

unter dem Namen Kopi Luwak Kilopreise in vierstelliger Höhe.<br />

Nicht selten wurde und wird auch heute weltweit bekannten<br />

Künstlerinnen und Künstlern mangelndes Talent bescheinigt, ihre<br />

Kunst nicht beachtet oder schlichtweg als „Dreck“ bezeichnet. Piero<br />

Manzoni nahm diese Kritik im Jahr 1961 wörtlich, verpackte seinen<br />

Mist fein säuberlich in Dosen und nannte das Werk „Merda d’artista“,<br />

zu Deutsch „Künstlerkacke“. Heute zahlt man für eine dieser<br />

Dosen bis zu 30.000 Euro.<br />

Der deutsche Allround-Entertainer Rocko Schamoni hat<br />

den Wert von „Mist“ ebenfalls erkannt. Gemeinsam mit dem<br />

Designer Jonathan Johnson brachte er 2012 erstmalig eine<br />

Schmuckkollektion heraus, die den wohlklingenden Namen<br />

„Scheiße by Schamoni“ trägt. Zur Auswahl stehen goldene Klobürstenanhänger<br />

und Klorollenamulette. Kassenschlager ist jedoch<br />

eine Kette mit simplem „Scheiße“-Schriftzug.<br />

Deutlich weniger lukrativ ist der Job als Goldsucher in<br />

Kalkutta. Wortwörtlicher lässt sich unsere Redewendung jedoch<br />

kaum umsetzen: Auf der Suche nach winzigen Goldpartikeln,<br />

die die Goldschmieden der Stadt tagsüber bei ihrer Arbeit<br />

in die Kanalisation spülen, wühlen bitterarme Menschen im unterirdischen<br />

Müll der Millionenstadt herum. Der in der Brühe befindliche<br />

Goldstaub wird mit Hilfe von hochgiftigen Chemikalien extrahiert, gesammelt<br />

und verkauft. Der Verdienst ist gering, jedoch doppelt so<br />

hoch wie der eines Rikschafahrers.<br />

Und zum Schluss noch ein hochexplosiver Fakt: Unter bestimmten<br />

Bedingungen lassen sich die getrockneten Exkremente von Pinguinen<br />

und anderen Vögeln zur Sprengstoffherstellung nutzen. Das geschieht,<br />

wenn nach der Ausscheidung chemische Prozesse besonders<br />

auf kalkreichen Böden den Kot in ein Phosphatgemisch umwandeln.<br />

Der Verkauf dieses natürlichen Düngers und Sprengstoffmittels, übrigens<br />

auch Guano genannt, hat etwa den Inselstaat Nauro im Südpazifik<br />

kurzfristig sehr reich gemacht.<br />

Der japanische Forscher<br />

Mitsuyuki Ikeda hat einen Fleischersatz<br />

der Zukunft vorgestellt:<br />

Er presst Fleisch-Patties aus<br />

Proteinen, die er aus menschlichem<br />

Kot gewonnen hat. Lecker.<br />

Der belgische Künstler<br />

Wim Delvoye dachte in eine<br />

andere Richtung: Er entwarf<br />

„Cloaca“, eine Maschine, die<br />

den menschlichen Verdauungsprozess<br />

nachahmt und tatsächlich<br />

Scheiße herstellt. Seine Scheiße<br />

ist bereits in Museen auf der<br />

ganzen Welt ausgestellt worden.<br />

Aus Scheiße Gold machen<br />

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