Perspektive Nr. 59 Frühjahr 2017
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Forschung<br />
Seite 10<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Foto: Thinkstock<br />
Volkswirtschaftliche Studien<br />
Forschungszentrum gegründet<br />
An der FernUniversität in Hagen<br />
entsteht eine internationale Informations-<br />
und Anlaufzentrale für<br />
volkswirtschaftliche Studien zu<br />
Ostasien. Prof. Dr. Helmut Wagner<br />
(Lehrstuhl Volkswirtschaftslehre,<br />
insbesondere Makroökonomik)<br />
und Prof. Dr. Hans-Jörg Schmerer<br />
(Lehrstuhl Volkswirtschaftslehre,<br />
insbesondere Internationale<br />
Ökonomie) haben ein neues Forschungszentrum<br />
mit dem Namen<br />
„Center for East Asia Macroeconomic<br />
Studies“ (CEAMeS) gegründet.<br />
Der Aufbau dieses Centers wird derzeit<br />
durch die FernUniversität finanziell<br />
gefördert.<br />
„Ostasien und besonders China haben<br />
an Bedeutung für die europäische<br />
Wirtschaft gewonnen“, sagt<br />
Prof. Helmut Wagner. „Es wird immer<br />
wichtiger, die Entwicklungen in<br />
Ostasien zu verstehen, um die Auswirkungen<br />
für die Weltwirtschaft,<br />
aber auch speziell für Europa und<br />
Deutschland zu identifizieren.“<br />
Internationales Netz von<br />
Forschenden<br />
Entsprechend<br />
hoch ist das Interesse<br />
an volkswirtschaftlicher<br />
Forschung<br />
zu Ostasien.<br />
Förderung vom NRW-Ministerium<br />
Instrumente in der Verbraucherpolitik<br />
Das Projekt „Instrumente in der Verbraucherpolitik“<br />
(IniVpol) ist jetzt an<br />
der FernUniversität in Hagen gestartet.<br />
Es wird mit 200.000 Euro vom<br />
Ministerium für Innovation, Wissenschaft<br />
und Forschung (NRW) über einen<br />
Förderzeitraum von drei Jahren<br />
bis Ende 2019 gefördert.<br />
Einordnung neuer<br />
Steuerungsformen<br />
Das Projekt soll zeigen, welche politischen<br />
Maßnahmen in der Verbraucherpolitik<br />
konkret ergriffen<br />
werden. „Dies können zum Beispiel<br />
Maßnahmen sein, die den einzelnen<br />
Verbraucher zum Stromsparen<br />
anhalten sollen. Ein solches Ziel<br />
kann auf sehr unterschiedliche Weise<br />
verfolgt werden“, sagt Projektleiterin<br />
Dr. Kathrin Loer, Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin im Lehrgebiet Politikwissenschaft<br />
III der FernUniversität.<br />
„Unser Projekt erstellt durch<br />
die Sammlung dieser Beispiele einen<br />
Überblick über die Verwendung sogenannter<br />
verhaltenswissenschaftlicher<br />
Instrumente in ausgewählten<br />
Ländern.“<br />
Prof. Helmut Wagner<br />
In kurzer Zeit wurde bereits ein internationales<br />
Netz von Forschenden<br />
aufgebaut. Es setzt sich zusammen<br />
aus Professorinnen und<br />
Professoren renommierter Universitäten<br />
in Japan, China, Hongkong,<br />
England, Deutschland und Dänemark.<br />
Hinzu kommen Expertinnen<br />
und Experten von internationalen<br />
Organisationen wie dem Internationalen<br />
Währungsfonds, der<br />
Weltbank, der Bank für Internationalen<br />
Zahlungsausgleich,<br />
der<br />
Der zweite Projektteil widmet sich der<br />
Analyse von Anwendungsmöglichkeiten,<br />
die von der Verhaltenswissenschaft<br />
für bestimmte Politikbereiche<br />
vorgeschlagen werden. Möglicherweise<br />
rufen sie Widerstände hervor<br />
und stoßen im politischen Prozess auf<br />
nicht berücksichtigte Hürden. Insgesamt<br />
wird damit der Versuch unternommen,<br />
Voraussetzungen für den<br />
Transfer verhaltenswissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse in politische Strategien<br />
zu begründen.<br />
Nudging: Anstoßen von<br />
Entscheidungen<br />
Dr. Kathrin Loer ist Expertin für Gesundheits-<br />
und Verbraucherpolitik.<br />
Im Rahmen Ihrer Habilitation am<br />
Lehrgebiet von Prof. Annette Elisabeth<br />
Töller forscht sie zu Institutionalisierungsprozessen<br />
in den Politikfeldern<br />
Gesundheit und Verbraucher<br />
sowie zum jungen Forschungsfeld<br />
des Behavioral Policy-Making. Damit<br />
ist gemeint, dass verhaltenswissenschaftliche<br />
Erkenntnisse von der<br />
Politik genutzt werden. Ein Beispiel<br />
solcher verhaltenswissenschaftlicher<br />
Asian Development Bank und dem<br />
Brookings Institute in Washington<br />
sowie der finnländischen Zentralbank.<br />
Erste Informations- und Anlaufstelle<br />
ist die neue Homepage des Forschungscenters,<br />
die nun online ist.<br />
Außerdem wurde bereits eine Reihe<br />
von Discussion-Papers herausgebracht.<br />
Zudem sollen Gastforscherinnen<br />
und Gastforscher für<br />
kurzfristige Aufenthalte in Hagen<br />
gewonnen werden.<br />
Workshop an der<br />
FernUniversität in Hagen<br />
Derzeit laufen die Vorbereitungen<br />
für einen Internationalen Workshop<br />
zum gegenseitigen Kennenlernen<br />
in Hagen. Vom 11. bis 13.<br />
Mai sind die Forschungspartnerinnen<br />
und -partner auf dem Campus<br />
der FernUniversität zu Gast. An<br />
diesem Treffen wird<br />
auch eine Delegation<br />
des „Center for Macroeconomics<br />
Research“ der<br />
Xiamen Universität aus China<br />
teilnehmen. Gemeinsam<br />
mit den chinesischen Wissenschaftlerinnen<br />
und<br />
Steuerung findet sich im sogenannten<br />
„Nudging“, das heißt dem Anstoßen<br />
von Entscheidungen auf individueller<br />
Ebene.<br />
Politisch verbinden sich mit „Nudging“<br />
Hoffnungen auf eine bewusstere,<br />
in erster Linie gesunde und<br />
nachhaltige Lebensweise. Eine Verhaltensänderung,<br />
die anderweitig<br />
– zum Beispiel über Gesetze und<br />
Sanktionen − nur schwer zu motivieren<br />
ist.<br />
Ampelsymbol für Lebensmittel<br />
und Fahrsteige auf Flughäfen<br />
Steigende Fallzahlen von Adipositas-<br />
und Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
konfrontieren die Öffentlichkeit<br />
mit zunehmenden Gesundheitsausgaben<br />
und machen den Handlungsbedarf<br />
deutlich. So gab es bereits vor<br />
einigen Jahren den Versuch, den Verzehr<br />
besonders fett- oder salzhaltiger<br />
Lebensmittel über ein Ampelsymbol<br />
zu begrenzen. Dass dies nicht gelang,<br />
hatte nicht zuletzt politische Hintergründe.<br />
Ein hingegen seit Jahrzehnten<br />
etabliertes Mittel sind Fahrsteige<br />
Wissenschaftlern sollen weitere<br />
Workshops in Hagen und in China<br />
organisiert werden.<br />
Prof. Hans-Jörg Schmerer<br />
„Wir möchten uns gut vernetzen,<br />
den Austausch verstärken und uns<br />
in der Forschung noch besser positionieren“,<br />
umreißt Prof. Schmerer<br />
die Ziele der internationalen<br />
Tagung in Hagen. Mittelfristig sollen<br />
verstärkt gemeinsame volkswirtschaftliche<br />
Forschungsprojekte<br />
zu Ostasien initiiert werden. Ein<br />
Schwerpunkt soll unter anderem<br />
die Frage sein, welche Auswirkungen<br />
eine bessere Vernetzung Chinas<br />
auf den internationalen Handel<br />
hat. Angestoßen wurde hier<br />
bereits ein Projekt zur neuen Eisenbahnlinie<br />
von der Millionenstadt<br />
Chongqing im Südwesten Chinas<br />
nach Duisburg und deren Auswirkungen<br />
auf die Wirtschaft. can<br />
Weitere Information:<br />
Homepage: www.ceames.center<br />
Dr. Kathrin Loer<br />
in größeren Flughäfen und Bahnhöfen.<br />
Sie sollen weite Strecken verkürzen,<br />
die Gäste zum Gehen ermuntern<br />
und zugleich die Abfertigungsrate<br />
der Passagiere erhöhen. Solche<br />
Beispiele zeigen neue Wege auf, wie<br />
Bürger zu einem bestimmten Verhalten<br />
angeregt oder eben „gestupst“<br />
werden können. Die politischen Hintergründe<br />
und Rahmenbedingungen<br />
dafür sollen im Projekt intensiv erforscht<br />
werden.<br />
can<br />
Nachhaltiges<br />
Wirtschaften<br />
Jeweils bis zu 60 Interessierte kamen<br />
zu zwei Veranstaltungen der<br />
Reihe „Nachhaltiges Wirtschaften“<br />
der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />
im Hagener Forschungsdialog<br />
der FernUniversität. Sie lobten<br />
die fachübergreifende, praxisnahe<br />
Ausrichtung.<br />
Die Widersprüchlichkeit von ungebremstem<br />
Wachstum und Nachhaltigkeit<br />
beleuchtete die Tagung<br />
„Nachhaltige Entwicklungspolitik<br />
– lokal – global“. „Eine Begrenzung<br />
allein auf den Umweltfaktor<br />
wäre in der Nachhaltigkeitsdebatte<br />
zu eng“, unterstrich Gastgeber<br />
Prof. Dr. Helmut Wagner (Lehrstuhl<br />
für VWL, insb. Makroökonomik).<br />
Er rief zur kritischen Auseinandersetzung<br />
mit den oft kurzfristigen<br />
Maßnahmen von Wirtschaft und<br />
Politik auf. Zum Auftakt stellte Jens<br />
Martens (Global Policy Forum, Bonn<br />
und New York) die Nachhaltigkeitsziele<br />
2030 der UN vor und erläuterte<br />
deren Auswirkungen auf die<br />
internationale Entwicklungspolitik.<br />
Prof. Wagner definierte am Beispiel<br />
Chinas „nachhaltige Entwicklungspolitik:<br />
„Sie liegt dann vor, wenn<br />
ein eingeschlagener Weg sehr lange<br />
beibehalten werden kann, ohne<br />
dass das Gesellschaftssystem in<br />
Schieflage gerät bzw. zusammenbricht.“<br />
In seinem Vortrag über internationalen<br />
Handel diskutierte Dr.<br />
Tilmann Altenburg (Deutsches Institut<br />
für Entwicklungspolitik, Bonn),<br />
wie Entwicklungs- und Schwellenländer<br />
eine entwicklungspolitisch<br />
sinnvolle Balance zwischen handelspolitischer<br />
Öffnung und Regelung<br />
gestalten können.<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-10a<br />
Zur vorherigen Veranstaltung<br />
„Nachhaltigkeit in der Bankund<br />
Finanzwirtschaft“ hatte Prof.<br />
Dr. Rainer Baule (BWL, insb. Bankund<br />
Finanzwirtschaft) eingeladen.<br />
Nachhaltige Entwicklung entspreche<br />
den Bedürfnissen der heutigen<br />
Generation, ohne die Möglichkeiten<br />
künftiger Generationen,<br />
ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen,<br />
zu gefährden. Baule bezog<br />
sich auf die Nachhaltigkeitsstrategie<br />
der Bundesregierung (Brundtland-<br />
Bericht „Our Common Future“ der<br />
UN, 1987). Prof. Dr. Marco Wilkens<br />
(Universität Augsburg) referierte<br />
über „Chancen und Risiken von<br />
Aktienportfolios in Folge des Transformationsprozesses<br />
zur Green Economy.“<br />
Prof. Baule sprach über die<br />
Nachhaltigkeit der Baseler Eigenkapitalvorschriften.<br />
Er plädiert für die<br />
Erhöhung der Eigenkapitalquote,<br />
um das Ausfallrisiko der Banken zu<br />
minimieren. Robert Becker (Evangelische<br />
Bank eG) befasste sich mit<br />
dem Thema „Erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement<br />
einer Kirchenbank“.<br />
can/Da<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-10b