Perspektive Nr. 59 Frühjahr 2017
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Seite 18 FernUni <strong>Perspektive</strong> Studierende und Alumni<br />
Raphael Steiner<br />
Mathematik im Schnelldurchlauf<br />
Ende der 6. Klasse hatte sich Raphael<br />
Steiner das Wissen, was in<br />
Mathematik an Gymnasien in Baden-Württemberg<br />
im Abitur gefordert<br />
ist, aus Büchern und über<br />
ein Propädeutikum angeeignet.<br />
Inzwischen besucht der 16-Jährige<br />
aus dem süddeutschen Tuttlingen<br />
die 11. Klasse und hat sich<br />
beim Dies Academicus 2016 an<br />
der FernUniversität in Hagen eine<br />
Urkunde abgeholt: Er gehört zu<br />
den besten Absolventinnen und<br />
Absolventen des Studienjahres.<br />
Raphael hat eine herausragende<br />
Bachelor-Arbeit in Mathematik<br />
geschrieben.<br />
„Ich habe einfach Spaß an Mathe“,<br />
zuckt Raphael Steiner mit<br />
den Schultern. Nichts Besonderes<br />
also? „Als ich mich an die abstrakte<br />
Sprache gewöhnt hatte, ging’s.“<br />
Wenn alles gut läuft, könnte er<br />
zum Herbst <strong>2017</strong><br />
sein Master-Studium<br />
Mathematik an<br />
der FernUni beenden.<br />
Im Frühsommer<br />
2018 macht er<br />
Abitur – nach der regulären Schulzeit.<br />
Trotz seiner Leistungen wollte<br />
er nie eine Klasse überspringen:<br />
„Ich habe mich im Klassenverband<br />
immer wohl gefühlt“. So geht er<br />
auch heute noch gerne regelmäßig<br />
mit Schulfreunden etwa zum<br />
Squash spielen.<br />
Vom Mathe-Unterricht befreit<br />
In der 7. Klasse schrieb sich Raphael<br />
an der FernUniversität in Hagen<br />
fürs Mathe-Studium ein; ab Klasse<br />
8 war er in der Schule vom Mathe-Unterricht<br />
befreit und schrieb<br />
nur noch die Arbeiten mit. Die gewonnene<br />
Zeit nutzte er fürs Studium.<br />
„Dann habe ich die Einsendeaufgaben<br />
bearbeitet“, erzählt<br />
der schlaksige Jugendliche. Unterstützung<br />
bekam er auch durch die<br />
Young Business School in Heidelberg.<br />
Woher sein Faible für Mathematik<br />
kommt? Es fing mit einem Globus<br />
an: Raphaels Interesse für Erdkunde<br />
war groß, für Bio auch – und dann<br />
bekam er als Zehnjähriger ein Buch<br />
„Ich habe einfach Spaß an Mathe.“<br />
Raphael Steiner, Schülerstudierender<br />
von Stephen Hawking vor die Nase:<br />
„Astronomie fand ich unglaublich<br />
spannend.“ Er wollte mehr wissen,<br />
besuchte an der Volkshochschule<br />
Kurse über Relativitätstheorie, vertiefte<br />
sich in mathematische Erklärungen.<br />
Die Leidenschaft für Mathematik<br />
hatte ihn gepackt.<br />
Wettbewerb in Indien<br />
Schülerforschungszentrum am<br />
Gymnasium, Wettbewerbe wie<br />
„Jugend forscht“, Mathe-Olympiaden<br />
auf der ganzen Welt, dank der<br />
Zahlen lernt Raphael andere Länder<br />
kennen. In Indien war er schon und<br />
in Russland. Von der Schule wird<br />
er dafür jeweils freigestellt. Den<br />
entgangenen Stoff holt er einfach<br />
nach – am liebsten den naturwissenschaftlichen.<br />
„Ich bin an Fakten<br />
und logischen Zusammenhängen<br />
interessiert.“ Das schlägt sich<br />
auch in seinen Hobbies nieder: Seit<br />
einem Jahr etwa spielt Raphael intensiv<br />
Schach.<br />
„Im Schach schlägt er mich inzwischen<br />
und auch mathematisch<br />
kann ich mit Raphael<br />
nicht mehr<br />
mithalten“, sagt<br />
sein Vater – ein<br />
Ingenieur – lachend.<br />
Die Eltern<br />
fördern die Begabung ihres Sohnes<br />
und begleiten ihn jeweils zu<br />
den Studien-Klausuren. Dafür fahren<br />
sie in der Regel nach Zürich, das<br />
liegt räumlich am nächsten. Lernen<br />
Raphael Steiner (li.) und Lukas Ruf gewannen den Mathe-Wettbewerb in Indien und<br />
wurden mit Deutschland Wissens-Weltmeister.<br />
Foto: SFZ Südwürttemberg<br />
für die Uni erledigt Raphael allein,<br />
er ist ein Autodidakt. „Das Fernstudium<br />
ist vom Zeitaufwand sehr effektiv“,<br />
urteilt Raphael.<br />
Doktor der Mathematik<br />
Auch den FernUni-Campus in Hagen<br />
kennt Raphael gut. Über ein<br />
Proseminar lernte er Prof. Dr. Winfried<br />
Hochstättler kennen. Der Leiter<br />
des Lehrgebiets Diskrete Mathematik<br />
und Optimierung an der<br />
FernUniversität unterstützte den<br />
Jungstudenten. Bei ihm hat Raphael<br />
seine Bachelor-Arbeit geschrieben:<br />
„Existenz und Konstruktion<br />
von Dreieckszerlegungen<br />
triangulierter Graphen und Schnyder<br />
Woods“. „Ich habe noch nie<br />
einen so guten Studierenden gehabt“,<br />
stellt Prof. Hochstättler fest.<br />
Im 10. Schuljahr absolvierte Raphael<br />
sein Berufspraktikum in Hochstättlers<br />
Lehrgebiet. Denn Raphaels<br />
Berufswunsch steht fest: „Ich<br />
möchte meinen Doktor in Mathematik<br />
machen.“ Bis zum Professor<br />
wird es danach sicher nicht mehr<br />
weit sein…<br />
aw<br />
Alumni-Feier in Coesfeld<br />
Auch aus Steinen lässt sich Schönes bauen<br />
„… und dann brachte der Postbote<br />
ein riesiges Paket – die Sendung eins<br />
von drei. Ich dachte: Da hat jemand<br />
das Internet ausgedruckt…“ Markus<br />
Rawert ließ bei der Ehrung der<br />
Absolventinnen und Absolventen<br />
der FernUniversität im Regionalzentrum<br />
Coesfeld seine Zeit als Fernstudent<br />
noch einmal Revue passieren.<br />
140 Gäste waren der Einladung der<br />
Hochschule zu der würdigen Feier<br />
gefolgt. 60 von ihnen haben einen<br />
Bachelor-, Master- oder Diplom-Abschluss<br />
an der FernUniversität geschafft,<br />
die meisten gleichzeitig zu<br />
ihrer beruflichen Tätigkeit.<br />
„Für Sie ist das Regionalzentrum<br />
die FernUniversität“, betonte Rektorin<br />
Prof. Dr. Ada Pellert zu Beginn<br />
ihrer Worte an die Absolventinnen<br />
und Absolventen. Sie freute<br />
sich, dass so viele von ihnen sich<br />
die Zeit nahmen, gemeinsam mit<br />
anderen erfolgreichen Studierenden<br />
und mit ihrer Familie diesen<br />
„Meilenstein in Ihrem Leben“ zu<br />
feiern. Ada Pellert hofft, „Sie haben<br />
viel – auch über das Fachliche<br />
hinaus – gelernt: Kritikfähigkeit,<br />
Zusammenarbeit, über den Teller<br />
hinaus sehen, sich selbst zu organisieren…“<br />
Gemeinsam sei allen<br />
Erfolgreichen: „Sie wollen etwas<br />
erreichen. Und sie haben etwas erreicht!“<br />
Sie mussten allerdings viele<br />
Steine aus dem Weg räumen:<br />
„Aber auch aus Steinen kann man<br />
etwas Schönes bauen.“Insgesamt<br />
haben 300 Studierende, die dem<br />
vor 40 Jahren gegründeten Regionalzentrum<br />
zugeordnet waren, in<br />
den letzten vier Semestern den Abschluss<br />
erreicht, berichtete dessen<br />
Leiterin Bärbel Thesing.<br />
Vor der Absolventenfeier trugen sich<br />
Rektorin Ada Pellert und Kanzlerin<br />
Regina Zdebel ins Goldene Buch<br />
der Stadt Coesfeld ein (s. S. 2). Da<br />
Die Absolventinnen<br />
und Absolventen<br />
mit<br />
FernUni-Rektorin<br />
Prof. Ada Pellert<br />
(2.v.li.), Kanzlerin<br />
Regina Zdebel<br />
(re.) und Bärbel<br />
Thesing, der<br />
Leiterin des<br />
Regionalzentrums<br />
(li.).<br />
Foto:<br />
Hartwig Heuermann