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Perspektive Nr. 59 Frühjahr 2017

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Studierende und Alumni FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 17<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Prof. Th. Vormbaum<br />

Prölss-Preis<br />

Astronaut Matthias Maurer<br />

Fernstudium vielfach nutzbar<br />

Mit dem Jürgen-Prölss-Preis sind<br />

Prof. Dr. Dr. Thomas Vormbaum<br />

von der FernUniversität in Hagen<br />

und Prof. Dr. Jens Petersen von der<br />

Universität Potsdam für ihre Arbeiten<br />

zum mittelalterlichen<br />

italienischen<br />

Dichter<br />

Dante Alighieri<br />

ausgezeichnet<br />

worden. Der<br />

Lange, bevor Matthias Maurer Astronaut<br />

wurde, erkannte er beim<br />

Studieren an vier Universitäten im<br />

In- und Ausland, wie gut ökonomisches<br />

Wissen seine Hochschulausbildungen<br />

in Materialwissenschaft<br />

und Werkstofftechnik ergänzen<br />

und komplettieren kann: „In<br />

Frankreich gehört BWL zum Ingenieurstudium.<br />

Das hat mir gut gefallen.“<br />

So schloss er – als er berufstätig<br />

wurde – an der FernUniversität<br />

in Hagen ein Diplom-Zusatzstudium<br />

Wirtschaftswissenschaft für Ingenieure<br />

und Naturwissenschaftler an.<br />

Sein BWL-Wissen konnte er gut verwenden,<br />

als er nach seiner Promotion<br />

an der RWTH Aachen in der Entwicklung<br />

medizintechnischer Produkte<br />

eines renommierten Herstellers<br />

arbeitete: „Dort ging es auch<br />

um die Frage, ob und wie die Entwicklungen<br />

sich kostengünstig herstellen<br />

lassen.“<br />

2008 bewarb sich Matthias Maurer<br />

für das ESA-Astronautenprogramm<br />

und schaffte es unter die besten<br />

zehn Bewerber, die alle Auswahlprüfungen<br />

bestanden. 2010 kam<br />

er zur ESA und betreute im Cruise<br />

Support in Köln Astronauten vor<br />

dem Start und nach der Landung:<br />

„Eine Organisationsaufgabe, bei<br />

der die Logistik eine wichtige Rolle<br />

spielt. Durch meine BWL-Kenntnisse<br />

konnte ich ab 2012 dann eine<br />

höherwertige Stelle bekommen.“<br />

Er wurde Leiter der Abteilung, die<br />

das ESA-Zentrum in Köln zukunftsfähig<br />

weiterentwickelt<br />

Unter anderem wurde ab 2015 damit<br />

begonnen, dort einen neuen<br />

Bereich einzurichten, in dem Geräte,<br />

Techniken und Prozeduren für<br />

künftige Mondmissionen der ESA<br />

erprobt werden. In dem Testzentrum,<br />

das ab 2018 voll einsatzbereit<br />

sein wird, geht es unter anderem<br />

um Orientierung, Navigation und<br />

Probenentnahmen auf dem Erdtrabanten.<br />

Auch unter widrigen Bedingungen<br />

wie schwer kalkulierbarem<br />

Lichteinfall. Und zwar nicht nur für<br />

Ein realistisches „Reiseziel“ für Matthias Maurer: die Raumstation ISS<br />

und durch Roboter, sondern auch<br />

für Astronauten mit robotischer Unterstützung.<br />

Kompetenzen, die im FernUni-Studium<br />

wie im Astronauten-Team<br />

Copyright: NASA<br />

wichtig sind, hatte er auch bei einer<br />

einjährigen Weltreise, bei Auslandspraktika<br />

und bei den Studien an<br />

Universitäten in Leeds, Nancy und<br />

Barcelona erworben. Da<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>59</strong>-17<br />

Fachbereich<br />

Rechtswissenschaft<br />

der Freien<br />

Universität<br />

Berlin hat den Preis erstmals<br />

vergeben, mit ihm sollen wissenschaftliche<br />

Abhandlungen einer<br />

Rechtswissenschaftlerin oder eines<br />

Rechtswissenschaftlers in deutscher<br />

Sprache über ein nichtjuristisches<br />

Prof. Thomas Vormbaum<br />

Thema gewürdigt werden. Der Preis<br />

ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert.<br />

Thomas Vormbaum, Professor<br />

im Ruhestand für Strafrecht und<br />

Strafrechtsgeschichte und Rechtsphilosophie<br />

an der FernUniversität,<br />

erhält den Prölss-Preis für seine<br />

Übersetzungen von Dantes Dichtungen.<br />

Ihm sei es gelungen, mit<br />

bisweilen verblüffender Geschicklichkeit<br />

die unterschiedlichen syntaktischen<br />

Strukturen des Italienischen<br />

und Deutschen in der Übersetzung<br />

anzugleichen und Dantes<br />

Text in ausgesprochen gefälliges<br />

Deutsch zu verwandeln, hob der<br />

Gutachter hervor.<br />

Da<br />

Chantal Kleine<br />

„Wie lernen Menschen? Und wie ich selbst?“<br />

Eine Führungskraft im Bereich Marketing-<br />

und Vertrieb mit Kind und<br />

bildungswissenschaftlichem Studium:<br />

Wie passt das zusammen? Für<br />

Chantal Kleine jedenfalls ist das keine<br />

Hexerei, denn „das Studium war<br />

mein Privatvergnügen“. Die Betonung<br />

liegt auf Vergnügen. Und eines,<br />

dessen Ergebnisse die 38-Jährige<br />

bei ihrer Arbeit in einem Unternehmen<br />

des öffentlichen Nahverkehrs<br />

im Rheinland gut nutzen<br />

kann. Von 2008 bis 2016 studierte<br />

sie an der FernUniversität in Hagen<br />

Bildungswissenschaft mit Bachelor-Abschluss.<br />

Nach dem Abitur hatte die Hagenerin<br />

eine berufliche Laufbahn eingeschlagen.<br />

Nach ihrer kaufmännischen<br />

Ausbildung arbeitete sie zunächst<br />

in einem Start-Up-Unternehmen:<br />

„Da bleibt wenig Zeit für<br />

Wissenschaft.“ Dennoch sammelte<br />

Chantal Kleine „einige Scheine zu<br />

beruflich relevanten Themen“ wie<br />

Marketing und Führung bei verschiedenen<br />

Anbietern.<br />

Lernen in der Bahn<br />

Inzwischen ist sie Bereichsleiterin<br />

Marketing/Vertrieb , hat sechs ihr<br />

direkt unterstellte Beschäftigte und<br />

über 60 in ihrem Umfeld. Da kann<br />

von einem Acht-Stunden-Tag keine<br />

Rede sein, aber sie konnte während<br />

der Fahrten von Hagen nach<br />

Düsseldorf und zurück lernen und<br />

so diesen „Lebensabschnitt nutzen,<br />

um Wissenschaft nachzuholen“.<br />

Chantal Kleine<br />

Warum Bildungswissenschaft?<br />

„Das ist ein Leidenschaftsthema.<br />

Ich wollte wissen: Wie funktioniert<br />

Lernen? ‚Klassisches‘ Marketing<br />

und BWL hatte ich mir ja auf<br />

anderen Wegen angeeignet – in<br />

der Praxis und bei Weiterbildungsangeboten<br />

von Seminarveranstaltern.“<br />

Eine Verbindung zum Beruf<br />

gibt es durchaus: „Wir verkaufen<br />

die Dienstleistung ‚Mobilität‘. Busse<br />

und Bahnen zu benutzen statt<br />

des Autos setzt eine Verhaltensänderung,<br />

also einen Lernprozess, voraus.<br />

Welche Gründe kann es für<br />

diese Entscheidung zwischen Auto<br />

und Bahn geben? Wie verläuft ein<br />

solcher Lernprozess? Also: Was<br />

braucht ein Kunde eigentlich?“<br />

Zehn Jahre nach dem Abi<br />

studieren?<br />

Letztendlich bewegt die Marketing-<br />

und Vertriebsexpertin die<br />

Frage: „Wie bekommt man einen<br />

Menschen zu einer Verhaltensänderung?“<br />

Als Vorgesetzte möchte<br />

sie aber auch wissen: „Wie bekomme<br />

ich Menschen dazu, lebenslang<br />

zu lernen?“ Dies steht im Zusammenhang<br />

mit dem recht hohen<br />

Durchschnittsalter vieler Beschäftigter<br />

in der Wirtschaft und mit der<br />

demografischen Entwicklung in der<br />

Gesellschaft: „Immer mehr Menschen<br />

werden angesichts der Veränderungen<br />

in Arbeits- und persönlicher<br />

Umwelt eine Antwort auf<br />

die Frage ‚Wie halte ich mich fit?‘<br />

finden müssen.“<br />

Es gab aber noch einen weiteren,<br />

persönlichen Grund für Chantal<br />

Kleine, um sich für dieses Studium<br />

zu entscheiden: „Ich wollte wissen:<br />

Wie kann ich selbst lernen?“<br />

Diese Frage spielte im Vorfeld ihrer<br />

Entscheidung eine wichtige Rolle:<br />

„Ich war mir nicht sicher, ob ich das<br />

kann: mit 30, zehn Jahre nach dem<br />

Abitur studieren.“ 2008 suchte sie<br />

Rat im Studienzentrum Castrop-<br />

Rauxel der FernUniversität: „Die<br />

Antwort machte mir Mut – und es<br />

hat gut funktioniert.“<br />

Langer Atem notwendig<br />

Das Studium – Chantal Kleine<br />

nennt es einen „Prozess fast ohne<br />

Präsenz“ – verlief „operativ“ ganz<br />

einfach: ein Stapel Papier, kein Datum<br />

für Hausarbeit oder Klausur.<br />

Ihre Freunde und Bekannten, die<br />

ihre (Präsenz-)Studien schon lange<br />

abgeschlossen hatten, staunten:<br />

„Wie kann das funktionieren?“<br />

Kleine: „Relativ leicht für<br />

mich. Ich musste nach so langer<br />

Zeit allerdings herausfinden, wie<br />

ich am besten lernen kann. Ich<br />

habe mich selbst konditioniert und<br />

bei ‚Chillout‘-Musik gelernt.“ Und<br />

zwar im Zug, denn durch ihren Vollzeit-Job<br />

und ihre 2013 geborene<br />

Tochter hatte sie ansonsten wenig<br />

Zeit. Zumal Chantal Kleine auch im<br />

Beruf immer mehr gefordert wurde<br />

und „logistische Lösungen“ finden<br />

musste. „Außerdem wollte ich<br />

meinem Kind, meiner Partnerin und<br />

mir selbst noch gerecht werden.“<br />

Gerne hätte sie in Arbeitsgruppen<br />

gelernt, aber das passte nicht:<br />

„Aber ich habe gelernt, mich auch<br />

alleine durchzubeißen. Allerdings<br />

ist das eine ‚harte Strecke‘. Für Alleinerziehende<br />

ist die Nummer natürlich<br />

noch einmal deutlich größer.<br />

Für ein Studium an der Fern-<br />

Uni braucht man auf jeden Fall einen<br />

langen Atem!“<br />

Da

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