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Besser Schulsozialarbeit - GEW Landesverband Bayern

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Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes<br />

Bildung in Deutschland – eine Katastrophe<br />

Der Autor dieses bemerkenswerten<br />

Buches macht gleich im Vorwort deutlich,<br />

dass es ihm nicht um rein sachliche<br />

Information geht, sondern um Provokation.<br />

Denn in der Bundesrepublik, so seine<br />

Beobachtung, ist es um Bildung nicht zum<br />

Besten bestellt. Für die zehn Prozent der<br />

Reichen, die über knapp zwei Drittel des<br />

Kapitals verfügen, werde das Notwendige<br />

getan, während die überwiegende Mehrheit<br />

der Bevölkerung völlig unterversorgt<br />

sei, nicht nur finanziell, sondern auch hinsichtlich<br />

der Inhalte, die man ihr vorsetzt.<br />

Für den engagierten Journalisten und Publizisten<br />

produzieren Politik und Wirtschaft<br />

jährlich Hunderttausende von IdiotInnen,<br />

wobei unter »idiotes«, entsprechend der<br />

ursprünglichen Bedeutung des Wortes im<br />

Griechischen, Personen zu verstehen sind,<br />

die außerhalb des öffentlichen Lebens stehen<br />

und ein fremdbestimmtes und benachteiligtes<br />

Dasein führen.<br />

Übertrieben? Gerade finde ich in den<br />

Nürnberger Nachrichten einen Bericht, nach<br />

25 DDS Januar/Februar 2012<br />

dem allein in Nürnberg 17.000 Schulkinder<br />

auf finanzielle Hilfe angewiesen sind, um<br />

die für den Unterricht notwendigen Hefte<br />

und Stifte bezahlen zu können. Chancengleichheit?<br />

Die Zahl der MillionärInnen<br />

und MilliardärInnen steigt von Jahr zu<br />

Jahr, gleichzeitig wächst das Heer der LeiharbeiterInnen<br />

und Ein-Euro-JobberInnen.<br />

Die Beteuerungen der PolitikerInnen, für<br />

mehr Bildung für alle zu sorgen, sind für<br />

den Autor reine Lippenbekenntnisse. »In<br />

Deutschland hat sich eine Elite – materiell<br />

übersättigt, seelisch, geistig und moralisch<br />

verwahrlost – über das Volk erhoben<br />

... Ich nenne diese Schicht das ›Prosperiat‹,<br />

als Gegenstück zum ›Prekariat‹, zu den<br />

Menschen jener Bevölkerungsgruppe, die<br />

mit Hartz IV systematisch chancenlos gemacht<br />

werden.«<br />

Aber so darf es nicht bleiben. Klaus<br />

Norbert hofft, dass angesichts der ständig<br />

wachsenden sozialen Spannungen der<br />

»scheinbare Langmut« der Massen eines<br />

Tages eine Ende hat und sich die Unterpri-<br />

Leserbrief zur Rezension des Buches von Felix Berth »Die Verschwendung<br />

der Kindheit« von Karin Ehlers in der DDS vom Oktober 2011<br />

Felix Berth weist in seinem<br />

auch m. E. sehr lesenswerten<br />

Buch darauf<br />

hin, dass eine wachsende<br />

Minderheit von Kindern<br />

in Deutschland in absoluter<br />

Armut lebt und<br />

Foto: Robert Michel<br />

ungefördert mit großen<br />

Defiziten ins Leben starten muss. Er befürchtet,<br />

was die Rezensentin allerdings<br />

leider nicht erwähnt, dass hier die Saat möglichen<br />

späteren Aufbegehrens heranwachse,<br />

was tendenziell die Stabilität der gesamten<br />

Gesellschaft gefährdet.<br />

Hier wird deutlich, dass Berth Journalist<br />

und nicht in erster Linie Pädagoge ist. Ich<br />

vermisse in der Rezension den Hinweis,<br />

dass der Autor nicht von dem elementaren<br />

Menschenrecht eines jeden Kindes auf eine<br />

umfassende Bildung ausgeht. Er nimmt<br />

nicht das Individuum und dessen berechtigten<br />

Anspruch auf umfassende Förderung<br />

unabhängig von allen Beeinträchtigungen<br />

zum Ausgangspunkt seiner Forderungen,<br />

sondern hat Angst, die Gesellschaft könne<br />

aus den Fugen geraten. So zieht er aus dem<br />

Faktum, dass jedes fünfte Kind an der Schule<br />

scheitere, den Schluss: »Das sind zu viele für<br />

ein Land, das vor demographischen und<br />

ökonomischen Herausforderungen steht.«<br />

Und man fragt sich leicht erschrocken, was<br />

wäre, wenn es weniger wären? Könnte oder<br />

gar sollte man dann damit leben?<br />

Er fragt auch nicht, wodurch diese gesellschaftliche<br />

Entwicklung begründet ist.<br />

Dann käme er möglicherweise zu ganz<br />

anderen Schlussfolgerungen, die sich sicher<br />

auf eine notwendige Änderung des ganzen<br />

Schulsystems beziehen würden oder gar<br />

noch weitergehende wären. Er geht von<br />

leeren Kassen im sozialen Bereich aus und<br />

fordert das aus seiner Sicht Machbare, also<br />

eine Umverteilung des Geldes, das da ist.<br />

Grundsätzlich mehr Geld aus anderen<br />

Ressorts anzufordern, wird nicht ins Kalkül<br />

gezogen. Aber er bleibt bei der vorgegebenen<br />

Prioritätensetzung der Geldverteilung und<br />

attackiert dieses System nicht.<br />

Auch dass seinen Überlegungen durchgehend<br />

das Primat der Ökonomie zugrunde<br />

liegt, Investitionen würden sich rechnen,<br />

wird für ParteipolitikerInnen wichtig sein<br />

– wir GewerkschafterInnen sehen aber vor<br />

allem, dass kleine Menschen auf der Strecke<br />

bleiben, und fordern, dass jede/r mitgenommen<br />

werden muss. Und wer besondere Hilfe<br />

braucht, dem muss sie auch in besonderem<br />

Maße zukommen. Da sind wir uns mit Berth<br />

völlig einig. Unsere Forderung könnte also in<br />

Zukunft lauten: »Eine Vorschule und Eine<br />

Schule für alle«.<br />

Andreas Salomon, Rosenheim<br />

Klaus Norbert:<br />

Idioten made in<br />

Germany.<br />

Wie Politik und Wirtschaft<br />

Bildungsverlierer<br />

produzieren.<br />

Knaur Taschenbuch<br />

Verlag<br />

München 2011<br />

384 Seiten • 8,99 EUR<br />

ISBN-10: 3-426-78469-6<br />

ISBN-13: 978-3-426-78469-3<br />

vilegierten zur Wehr setzen, vielleicht animiert<br />

vom Aufstand der arabischen Völker<br />

gegen ihre Unterdrücker. Das Buch erinnert<br />

ein wenig an die Schrift »Empört<br />

euch« von Stéphane Hessel. Allerdings<br />

wäre Klaus Norbert gut beraten gewesen,<br />

sich wesentlich kürzer zu fassen. Aber offensichtlich<br />

wollte der Autor zeigen, wie<br />

sprachgewandt und wortgewaltig er ist. Lesenwert<br />

und aufrüttelnd ist sein Opus dennoch<br />

allemal.<br />

von Thilo Castner<br />

Der LesePeter ist eine<br />

Auszeichnung der<br />

Arbeitsgemeinschaft<br />

Jugendliteratur und<br />

Medien (AJuM) der<br />

<strong>GEW</strong> für ein herausragendes,<br />

aktuelles<br />

Buch der Kinder- und<br />

Jugendliteratur. Die<br />

ausführliche Rezension (mit pädagogischen<br />

Hinweisen) ist im Internet unter www.AJuM.de<br />

(LesePeter) abrufbar.<br />

Im Februar 2012<br />

erhält den LesePeter das Jugendbuch<br />

Robin Brande: Fat Cat<br />

Aus dem Englischen von Friederike Zeininger<br />

dtv • München 2011<br />

366 Seiten • Taschenbuch • 7,95 EUR<br />

ab 12 Jahren • ISBN 978-3-423-78256-2<br />

Catherine ist 13, als sie von ihrem Kindheitsfreund<br />

maßlos enttäuscht wird. Vier Jahre lang<br />

trägt sie das mit sich herum, bis sie durch ein<br />

Schulprojekt, das sie ganz als kreative Forscherin<br />

fordert, sich und ihr Leben von Grund auf<br />

ändert. Sie verzichtet auf Junkfood, Zucker,<br />

Koffein, Medien, Technik und erfährt, dass sich<br />

nicht nur ihr Körper verändert: Aus der fetten<br />

wird die schlanke und attraktive Cat. Ohne die<br />

unermüdliche Energie ihrer Freundin hätte sie<br />

das nicht durchgestanden.

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