Besser Schulsozialarbeit - GEW Landesverband Bayern

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Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes ... Erlesenes Außergewöhnliche Lebensbilanz eines Lehrers Als der sog. »Radikalenerlass« 1972 von der Regierung Willy Brandts verkündet wurde, waren die Jüngeren in unseren heutigen LehrerInnenkollegien kaum auf der Welt. Umso notwendiger ist die Erinnerung an dieses dunkle Kapitel bundesdeutscher Geschichte. Friedrich Konrad war so ein »Radikaler«, ein »Berufsverbote-Fall«. In der September-Ausgabe 2011 der DDS steht sein Name ganz oben bei den JubilarInnen: Das langjährige GEW-Mitglied aus Altdorf war 90 Jahre alt geworden. Zur gleichen Zeit hat seine Tochter Brigitte Konrad seine Autobiografie »Der Fall F. Konrad« herausgebracht. Ein beliebter Lehrer ... Der erfahrene, beliebte Volksschullehrer ein »Fall« fürs Gericht? Was hatte er verbrochen? Da fällt einem heutzutage gleich einiges Gruselige ein. Indes, das schlimmste Versagen als Pädagoge, das ihn nach eigenem Bekunden noch Jahrzehnte danach als »unbegreiflich berührt«, war, einen Siebtklässler aus dem Unterricht geworfen zu haben! Mehr nicht? Im Gegenteil: Die Urkunden, die ihm große Verdienste als Lehrer in bayrischen Diensten bescheinigen, stapeln sich geradezu. Und doch nahm die Bezirksregierung Mittelfranken 1974 Vorermittlungen gegen ihn auf. Das Ziel: ihn aus dem Dienst zu entfernen. Der nun als »Verfassungsfeind« Verdächtigte hatte sich einst geschworen, »alles zu tun, um der heranwachsenden Generation die Leiden und Verbrechen des Krieges aufzuzeigen und sie davor zu bewahren, diese Schrecken noch einmal zu erleben.« (S. 7) Er wusste, wovon er redete: Im Krieg hatte er als gerade 18-Jähriger fast seinen Arm verloren. Auf Umwegen kam Friedrich Konrad nach Bayern und wurde, wiederum auf Umwegen, zu einem Lehrer mit Leib und Seele. Dieser Mann erlaubte sich außerdem, politisch aktiv zu sein, u. a. als Vorsitzender der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) in Altdorf und als Kandidat auf DKP-Listen. Die Dokumente seines Berufsverbote- Falls füllen mehr als die Hälfte der 129 Seiten: Behördenschreiben, Vorladungen, Schriftverkehr der Rechtsanwälte, Protestbriefe, Solidaritätserklärungen, Zeitungsberichte ... Die Hexenjagd der 70er- und 80er- Jahre zielte in erster Linie auf die Scharen kritischer Lehrkräfte, die hoch motiviert von den Unis in die Schulen aufbrachen. Einschüchtern sollten die Berufsverbote nicht nur sie, sondern die gesamte demokratische und linke Bewegung. Dass ein Lebenszeitbeamter nach 13-jähriger Dienstzeit gefeuert werden sollte, hieß, die Gesinnungsverfolgung noch eine Umdrehung weiter zu treiben. Die Behörde muss jedoch bald feststellen, dass sie sich übernommen hat. Denn Konrad ist bekannt wie ein bunter Hund und ausgesprochen populär, nicht zuletzt bei seinen SchülerInnen und deren Eltern. Sein Hauptaugenmerk gilt den ArbeiterInnenkindern, die sich ohne Hilfe im hochgradig selektiven Bildungssystem Bayerns zumeist vergeblich abstrampeln. Ganz Altdorf ist aus dem Häuschen. Folglich versanden die Vorermittlungen irgendwann in acht Jahre anhaltendem Schweigen der zuständigen Behörde. ... und das Berufsverbot Die besondere Perfidie des Falls Konrad liegt darin, dass der Freistaat urplötzlich die Ermittlungen wegen »Verdachts auf ein Dienstvergehen« wieder aus der Schublade holt – absurderweise acht Monate, nachdem Friedrich Konrad ehrenvoll in den Ruhestand verabschiedet wurde! Allerdings: Auch diesmal hat die Bezirksregierung Mittelfranken die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Selbst die CSU-Basis wird rebellisch. Das Ganze sei »ein starkes Stück«, so eine nach eigenen Angaben langjährige CSU-Wählerin (S. 58). Der Landeswahlleiter verteidigt sich: Konrads »Rechtsstellung als Kandidat (sei doch) ... nicht beeinträchtigt; er kann kandidieren und auch gewählt werden« (S. 39). Wo wären denn da Grundrechte verletzt? Das sehen die demokratische Öffentlichkeit und mittlerweile auch die Gerichte anders. Nicht zuletzt deswegen, weil sich auch das Ausland seit geraumer Zeit über die Menschenrechtsverletzungen in der Bundesrepublik Deutschland aufregt. Aus Frankreich und den Niederlanden, auch aus der damaligen CSSR hagelt es Protestnoten. Apropos CSSR: Zu diesem Land hat Konrad als gebürtiger Sudetendeutscher und späterer Zwangsausgesiedelter eine besondere Beziehung. So lernen wir in diesem Buch manches aus neuer Perspektive: un- Friedrich Konrad: Der Fall F. Konrad. Wie man einem DKP- Mitglied den Beamtenstatus entziehen wollte. Engstler Verlag Nürnberg 2011 130 Seiten 9,90 EUR ISBN: 978-3-941126-18-3 Zu bestellen über den Buchhandel oder beim Autor selbst in 90518 Altdorf, Heumannstr. 28 ter anderem über das Auftreten der Henlein-Faschisten in Prag nach dem Münchner Abkommen, über die Misshandlungen jüdischer BürgerInnen wie z. B. auch Konrads späterer Frau Eleonore, über die SS und über die Rote Armee. Somit hat der Chronist Konrad hier ganz nebenbei auch noch ein Stück »Vertriebenengeschichte« der anderen Art geschrieben. Und die verfassungswidrigen Berufsverbote – sind sie jetzt endlich auch Geschichte geworden? Der sog. »Radikalenerlass« schien über Jahre kein Thema mehr zu sein. 2004 schreckt das Berufsverbot gegen den Antifaschisten Michael Csaszkóczy in Baden-Württemberg die demokratische Öffentlichkeit erneut auf. Nach drei Jahren Rechtsstreit erst darf der Heidelberger Realschullehrer endlich unterrichten und erkämpft später eine finanzielle Wiedergutmachung. Immerhin. Friedrich Konrad dagegen ist nie entschädigt worden, genauso wenig wie die meisten der mehr als 40.000 Berufsverbote-Opfer. 1983 bekam der Altdorfer Volksschullehrer schließlich ganz offiziell und endgültig sein Recht. Die bayrische Landesregierung hält allerdings bis heute an der »Regelanfrage« fest, der routinemäßigen Gesinnungsprüfung nicht nur für Lehrkräfte. Ganz abgesehen davon verfügt der Staat inzwischen über noch viel subtilere Kontrollmittel. Das wissen wir nicht erst seit dem Skandal um den »Staatstrojaner«. Der 90-jährige Friedrich Konrad hat sich den Schneid trotz allem nicht abkaufen lassen. Sympathischerweise stellt er seine eigene persönliche und politische Entwicklung keineswegs als bruchlos dar. Gerade deswegen können wir von dem Lehrer aus Altdorf viel lernen. von Eva Petermann DDS Januar/Februar 2012 26
Frauen in der Neonazi-Szene Am Donnerstag, den 16. Februar 2012 um 20.00 Uhr findet im Literaturhaus in München, Salvatorplatz 1, Saal, 3. Stock, eine unterstützenswerte Veranstaltung statt: Die nächste »Deutschstunde« des Vereins Lichterkette e. V. hat nicht nur das wichtige Thema »Frauen in der Neonazi-Szene« auf der Agenda, sondern der Erlös des Abends kommt auch noch a.i.d.a., der Antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle zugute! Teilnehmende an diesem Abend sind Andrea Röpke, Dr. Hans-Jochen Vogel, Mitbegründer des Vereins » Gegen Vergessen – für Demokratie« und ein/e AussteigerIn aus der Neonazi-Szene. Die Moderation übernimmt Amelie Fried. Die Veranstaltung trägt dem Rechnung, dass mittlerweile etwa jeder fünfte Neonazi weiblich ist. Die Frauen treten zunehmend selbstbewusster auf, organisieren Demonstrationen, stehen an Infotischen, unterstützen den Wahlkampf, kandidieren für die NPD und kümmern sich um die Erziehung des rechten Nachwuchses. Ihre rechtsradikalen Thesen, mit denen sie die NPD kommunalpolitisch verankern, tarnen sie als soziale Themen wie Ökologie, Hartz IV oder Kindergeld. Die Politologin Andrea Röpke hat viele Insiderinformationen gesammelt und gewährt mit ihrem Buch »Mädelsache!« und ihrem Film »Braune Kameradin« den Blick hinter die Kulissen einer rechtsextremen Parallelwelt. Die Lesung und die Diskussion beschäftigen sich mit der Lebenswelt der braunen Frauen und wollen Strategien gegen Rechts aufzeigen. Karten zu 15/erm. 10 EUR gibt es hier: Literaturhaus Tel. 0 89-29 19 34-27 und online unter http://www.literaturhaus-muenchen.de/ veranstaltung/items/146.html »Superstar oder Topmodel?« Was steht – neben den gesellschaftlichen Erwartungen und dem entsprechenden Druck – als Antriebskraft hinter den Kandidatinnen? Abgrenzungsschwierigkeiten, Überidentifizierung mit Geld, Macht, Ti- Ende November ist die Aufhebung der gesetzlichen Übermittlungs- bzw. Meldepflicht des § 87 Aufenthaltsgesetz für »Schulen, Bildungs- und Erziehungseinrichtungen« in Kraft getreten. (BGBl. Jg. 2011, Teil I, Nr. 59 vom 25.11.2011, S. 2258, 2264, Nr. 48). Auch ein Erfolg der GEW, die sich wie zahlreiche andere Akteure seit Jahren dafür eingesetzt hat. Diese Maßnahme trägt maßgeblich dazu bei, die zahlreichen Hürden zu überwinden, denen statuslose Kinder sich ausgesetzt sehen, wenn sie ihr Recht auf Bildung wahrnehmen wollen. 27 DDS Januar/Februar 2012 Dies und Das tel? Können Abgrenzungsfähigkeit, Selbstwertgefühl, Auseinandersetzung mit Besitzlosigkeit diesem Hype etwas entgegensetzen? In einer Fortbildung für Fachleute wird mit Methoden aus der Gestaltpädagogik und -therapie, kreativen Medien, Fallarbeit und systemischen Methoden diesen Fragen und ihren körperlichen Komponenten wie Übergewicht, Schilddrüsenproblemen u.ä. nachgegangen. Im Rahmen der Weiterbildung zur GestaltpädagogIn zählt dieses Modul 24 Unterrichtseinheiten von insgesamt 192 nötigen. Termin: 12.03.-14.03.2012, 9.30-17.00 Uhr Anmeldung: bis zum 12.02.2012 Kosten: 250 EUR IMMA Kontakt- und Informationsstelle für Mädchenarbeit • Jahnstr. 38 • 80469 München Tel. 0 89-23 88 91 20 kontakt.informationsstelle@imma.de SuperviSion n aktiviert Ressourcen und eröffnet neue Perspektiven für die Arbeit n erhöht die Arbeitszufriedenheit n schafft emotionale Entlastung und beugt berufs- bedingtem Stress vor unabhängig, wertschätzend, kompetent: www.merkel-supervision.de Geschlechterreflektierte und migrationssensible Gewaltprävention in der Kindertagesbetreuung Geschlecht, kulturelle Herkunft und Gewalt werden oft in Zusammenhang gebracht. Jungen fallen eher aggressiv und gewalttätig auf. Stille Jungen und Mädchen geraten häufig aus dem Blick. Mädchen und Jungen benötigen individuell angemessene (Frei-)Räume und Grenzen für Selbstbewusstseinsentwicklungen und Selbstwirksamkeitserfahrungen. In einer Fortbildung für Fachfrauen und Fachmänner werden erstmals die drei Faktoren Geschlecht, kulturelle Herkunft und Gewaltprävention vereint. Prävention wird nicht als isoliertes Projekt im Kita-Alltag dargestellt, sondern als eine umfassende grundlegende pädagogische Haltung und Handlung, die sich in die tägliche Arbeit integrieren lässt. Vermittelt werden strukturelle Konzepte und methodische Elemente. Termin: 22.03.-23.03.2012, 9.30-17.00 Uhr Anmeldung: bis zum 22.02.2012 Kosten: 140 EUR IMMA Kontakt- und Informationsstelle für Mädchenarbeit • Jahnstr. 38 • 80469 München Tel. 0 89-23 88 91 20 kontakt.informationsstelle@imma.de Internationale Traumfabrik-Akademie Tanz, Theater, Spiel und Sport Die Traumfabrik fasziniert ihr Publikum nicht nur auf der Bühne mit ihrer mitreißenden Sporttheater-Idee, sondern bietet PädagogInnen eine unerschöpfliche Ideenfundgrube für kreativen Sport und für kreative Schulprojekte. Wer Anregungen für den Unterricht oder für Aufführungen sucht, ist hier richtig. Auch in diesem Jahr lädt die Traumfabrik zu einem außergewöhnlichen Wochenende ein – zu einem Festival voller Ausgelassenheit, Fantasie, Abenteuer, Spiel, Tanz und Theater. Unter dem Motto »Lernen durch Erleben« findet die Internationale Sportkultur-Akademie vom 13.-15. April in Regensburg statt. Über 80 wegweisende Kurse werden angeboten mit mehr als 2000 Kursplätzen, geleitet von international renommierten ReferentInnen (u. a. aus Belgien, Frankreich, USA, Argentinien, Brasilien, Afrika). Inhalte sind Tanz, Theater, Spiel, Sport, Körpererfahrung und Rhythmus. Insbesondere wird ein breites Spektrum an Inhalten der »Neuen Sportkultur« angeboten. PädagogInnen und ErzieherInnen bekommen praktische Tipps, um ihren Unterricht attraktiver zu gestalten. Eine kostenlose Broschüre gibt es bei: Traumfabrik Postfach 12 05 47 • 93027 Regensburg Tel.: 09 41-40 10 25 • Fax: 09 41-40 10 26 info@traumfabrik.de • www.traumfabrik.de Stressbewältigung durch Achtsamkeit (Mindfulness-Based Stress Reduction, kurz: MBSR) Trainingsprogramm nach Prof.Dr.Jon Kabat-Zinn zur Stressprophylaxe und Gesundheitsförderung Kursort: München, Nähe Königsplatz weitere Infos: clara.schubertboes@yahoo.de Übermittlungs- bzw. Meldepflicht des § 87 Aufenthaltsgesetz aufgehoben Nun geht es darum, diese gesetzliche Veränderung und ihre Konsequenzen an den Schulen und Kitas (Erziehungs- und Bildungseinrichtungen) bekannt zu machen. Dabei sind auch die Kultusministerien und Schulbehörden sowie die für die Kitas zuständigen Stellen gefordert. Wir bitten deshalb alle Kolleginnen und Kollegen, auf diese Gesetzesänderung in den entsprechenden Einrichtungen und Behörden vor Ort hinzuweisen und auf die Beachtung dieser neuen Rechtslage zu drängen.
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