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Kanada Inspiration<br />
Auf dem Vancouver<br />
Lookout steigt die<br />
Vorfreude auf das anstehende<br />
Abenteuer.<br />
Gegen Nachmittag<br />
sind wir in Kanadas Westküstenmetropole<br />
gelandet, jetzt sitzen wir<br />
168 Meter über der Erde im Drehrestaurant<br />
des Wolkenkratzers und<br />
lassen den Blick über das Land<br />
schweifen. Im Westen funkelt die<br />
blaue Salish Sea, im Osten ragen die<br />
dicht bewaldeten Berge der Coast<br />
Mountains in den Himmel. In den<br />
kommenden drei Wochen werden<br />
wir sie überqueren und auf unserem<br />
Roadtrip in die endlose Wildnis von<br />
Alberta und British Columbia eintauchen.<br />
Über 2500 Kilometer Straße<br />
liegen vor uns. Wir werden über<br />
traumhafte Bergpässe fahren, türkise<br />
Seen und tosende Wasserfälle entdecken.<br />
Wir werden Elchen und Bären<br />
begegnen und abends am Lagerfeuer<br />
Lachs grillen und die Stille genießen.<br />
Doch bevor es so weit ist, träumen<br />
wir noch eine letzte Nacht im Hotel.<br />
Fototapeten-<br />
Klassiker<br />
Der Maligne<br />
Lake mit<br />
der Insel<br />
Spirit Island<br />
im Jasper-<br />
Nationalpark<br />
Gut ausgeschlafen geht es am<br />
nächsten Morgen endlich los. Besser<br />
gesagt: erst mal den Camper<br />
abholen und anschließend mit dem<br />
25-Fuß-Geschoss (7,60 Meter) zum<br />
Einkaufen, was sich bis in den Nachmittag<br />
hinzieht. Outdoor-Equipment<br />
wie einen kleinen Gasgrill, Bären-<br />
Abwehrspray und Mückenmittel besorgen<br />
wir uns bei Canadian Tire in<br />
Chilliwack. Steaks, Lachs, Bier und<br />
was man sonst noch an Verpflegung<br />
braucht in den riesigen Supermärkten<br />
und im liquor store im Ort. Wichtig:<br />
Trinkwasser sollte immer an Bord<br />
sein! In Kanada ist das Leitungswasser<br />
oft gechlort, damit lassen sich<br />
nicht mal Nudeln genießbar kochen.<br />
Mit dem V8 über die Berge<br />
Die letzten Häuser der Stadt verschwinden<br />
im Rückspiegel, als wir<br />
im Nieselregen zu unserer ersten kurzen<br />
Etappe starten. Im Radio dudelt<br />
Steely Dans „Reelin’ in the Years“, der<br />
Highway liegt vor uns. Hier machen<br />
wir gleich mal Bekanntschaft mit den<br />
amerikanischen Trucks. Die kleben<br />
einem nämlich frech an der Stoßstange,<br />
wenn man nicht mit den erlaubten<br />
100 Stundenkilometern unterwegs<br />
ist. Auch wenn es schwerfällt, juckelt<br />
man besser nicht ängstlich rechts auf<br />
dem Seitenstreifen – dort liegen nämlich<br />
Metallstücke und alles Mögliche<br />
herum, was schnell einen Plattfuß<br />
verursachen kann. Nach knapp zwei<br />
Stunden steuern wir den nahen<br />
Manning Provincial Park an und<br />
lassen den ersten Abend gemütlich<br />
auf dem campground ausklingen.<br />
Tag zwei begrüßt uns zum Glück<br />
mit strahlendem Sonnenschein. Im<br />
Laufe des Vormittags klettern die<br />
Temperaturen bis an die 30 Grad,<br />
als wir auf flirrendem Asphalt das<br />
Okanagan Valley durchqueren. Souverän<br />
schnurrt unser V8 die Hügel<br />
rauf und runter, das richtige Schalten<br />
geht bereits erstaunlich vertraut<br />
von der Hand. Sind wir gestern noch<br />
durch üppigen Nadelwald gefahren,<br />
präsentiert sich die Landschaft hier<br />
deutlich karger. Das Okanagan-Tal<br />
liegt eingebettet zwischen den Coast<br />
Mountains und den Rocky Mountains<br />
im Westen. Die Kessellage<br />
sorgt für ein trockenes Klima, das<br />
Weinreben, Obstbäume und sogar<br />
Kakteen gedeihen lässt. Wir beschließen,<br />
den nächsten Stopp am Ufer des<br />
riesigen Okanagan Lake einzulegen.<br />
Die sanften Berge erinnern hier fast<br />
an die oberitalienischen Seen. Einer<br />
indianischen Legende nach soll in<br />
dem Gewässer das Seeungeheuer<br />
Ogopogo leben. Was<br />
uns natürlich nicht davon<br />
abhält, ins 20 Grad warme<br />
Wasser zu springen. Eine<br />
willkommene Erfrischung<br />
nach der schweißtreibenden<br />
Tour. Am Abend erfahren wir,<br />
dass unser Platznachbar aus Hamburg<br />
kommt (wie überhaupt viele<br />
Deutsche hier unterwegs sind) und<br />
die Tour von Calgary nach Vancouver<br />
fährt. „Ihr habt das Schönste noch<br />
vor euch“, erzählt er bei einem Bier<br />
am Lagerfeuer. „Steht früh auf und<br />
lasst euch Zeit.“ Das werden wir.<br />
Bloß nicht am Gleis campen<br />
Tatsächlich erleben wir Kanada in<br />
den kommenden Tagen wie aus dem<br />
Bilderbuch. Bevor wir in die Rocky<br />
Mountains mit ihren traumhaften<br />
Nationalparks Banff und Jasper hinaufschnaufen,<br />
geht es aber erst mal<br />
an die Tankstelle. Wer sich an der<br />
Zapfsäule fragt, ob die Spritleitung<br />
Camper-<br />
Romantik<br />
Abends gibt es<br />
frisch gefangenen<br />
Lachs vom<br />
Grill. Achtung:<br />
Man braucht<br />
eine „fishing<br />
licence“<br />
vielleicht ein<br />
Leck hat: Eher<br />
nicht, wir sind schließlich mit einem<br />
potenten Fünf-Liter-Benziner unterwegs,<br />
nicht mit einem sparsameuropäischen<br />
130-PS-Diesel. Und<br />
der schluckt locker seine 25 Liter auf<br />
100 Kilometern. Die Landschaft und<br />
die Magie des Fahrens lassen einen<br />
den Schreck aber schnell vergessen.<br />
Richtung Revelstoke, dem Tor zu<br />
den Rockies, weisen Straßenschilder<br />
mit ausgesägten Hirschen und Grizzlybären-Skulpturen<br />
an den Ortseingängen<br />
bereits darauf hin, dass wir<br />
nun in wilderem Terrain unterwegs<br />
sind. Die mächtige nordamerikanische<br />
Gebirgskette ragt in Kanada<br />
knapp 4000 Meter in den Himmel<br />
und war lange ein kaum überwindbares<br />
Hindernis. Erst Ende des<br />
19. Jahrhunderts eröffnete die Canadian<br />
Pacific Railway ihre Eisenbahnlinie<br />
über den Kicking-Horse-Pass<br />
und verband British Columbia mit<br />
den östlichen Provinzen. Die Strecke<br />
war derart steil, dass die Züge talwärts<br />
nur mit zehn Stundenkilometern<br />
fahren durften und dennoch<br />
reihenweise entgleisten. Erst 1909<br />
wurde die gefährliche Passage durch<br />
den Bau der Spiral Tunnel entschärft,<br />
aber dazu gleich mehr.<br />
Das Städtchen Revelstoke ist noch<br />
heute ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt,<br />
was für Camper durchaus<br />
nicht unwichtig zu wissen ist. Denn<br />
kanadische Züge sind erstens furchtbar<br />
laut und lassen das Signalhorn<br />
an jedem Bahnübergang ertönen.<br />
Zweitens überträgt der Boden die<br />
Vibrationen, dass auf gleisnahen<br />
Lake Louise Der Gletschersee ändert seine Farbe von blau bis milchig grün, je nach Steinmehl-Konzentration des Schmelzwassers<br />
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