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Tel Aviv Inspiration<br />
An der Strandpromenade<br />
von Israels Mittelmeer-<br />
Metropole pulsiert das Leben<br />
72<br />
Seite<br />
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erfahren<br />
Stunden<br />
Tel Aviv hat man als <strong>Urlaub</strong>sziel nicht<br />
sofort auf dem Zettel. Dabei begeistert<br />
Israels Mittelmeer-Metropole mit<br />
lässiger Lebensart, tollem Strand und<br />
großartiger Architektur. Dazu gibt’s eine<br />
schöne Portion orientalisches Flair.<br />
Also nichts wie hin …<br />
TEXT Wolfgang Siesing<br />
in Tel Aviv<br />
Es ist früh am Abend, und<br />
die untergehende Sonne<br />
hängt wie eine pralle<br />
Orange über dem funkelnden<br />
Mittelmeer. Auf<br />
den träge heranrollenden Wellen<br />
tanzen die Silhouetten der Surfer, am<br />
kilometerlangen und puderfeinen<br />
Strand schlagen sich ältere Herren<br />
beim Matkot die Bälle um die Ohren.<br />
Das schnelle Ballspiel mit Holzschlägern<br />
ist in Tel Aviv so beliebt<br />
wie bei uns Beachvolleyball. An der<br />
Promenade sitzen junge Leute auf<br />
Plastikstühlen und genießen Cola,<br />
Bier und Hummus. Israelischer Hiphop<br />
mischt sich mit Wortfetzen in<br />
englischer, russischer, französischer<br />
und hebräischer Sprache.<br />
Wer in Israels Levante-Metropole<br />
ankommt, ist umgehend in <strong>Urlaub</strong>slaune.<br />
Tel Aviv bedeutet übersetzt<br />
so viel wie „Frühlingshügel“, und<br />
das beschreibt die Stadt auf gewisse<br />
Weise ganz treffend. Denn während<br />
im religiösen Jerusalem zum Sabbat<br />
am Freitagabend die Jalousien runtergehen,<br />
blüht in Tel Aviv das Leben.<br />
In den Bars und Restaurants rund<br />
um den Rothschild-Boulevard und<br />
der Ahad-Haam-Straße. Im stylisch<br />
renovierten Hafenareal Old Port.<br />
Und später in den Clubs im Viertel<br />
Florentin. Und entlang der Strandpromenade<br />
Shlomo Lahat sowieso.<br />
Die Mittelmeer-Metropole gilt<br />
als liberal und cool, als kreativ und<br />
bunt, als pulsierend und entspannt<br />
zugleich. Und sie ist vergleichsweise<br />
unreligiös. „Die Menschen hier<br />
sind unglaublich weltoffen“, sagt der<br />
Musiker Omri Vitis. „Tel Aviv setzt<br />
in Israel die Trends, ob in der Kunst,<br />
der Mode, der Musik oder der Food-<br />
Szene.“ Und das Beste sei natürlich,<br />
dass man den Strand immer nur ein<br />
paar Schritte zu Fuß vor der Nase hat.<br />
Mit seinen großartigen Museen,<br />
spannender Architektur und der angrenzenden<br />
orientalisch-arabischen<br />
Schwester-Stadt Jaffa im Süden hat<br />
Tel Aviv außerdem reichlich Sehenswürdigkeiten<br />
zu bieten – beste Voraussetzungen<br />
also für einen spannenden<br />
Kurzurlaub unter mediterraner<br />
Sonne. Jetzt im Frühjahr (oder im<br />
Herbst), wenn die Temperaturen angenehm<br />
warm sind und nicht so brütend<br />
heiß wie im Juli oder August, ist<br />
die perfekte Zeit dafür. Am besten erkundet<br />
man die erfreulich kompakte<br />
Küstenstadt im Sattel. Gut ausgebaute<br />
Radwege entlang der Promenade gibt<br />
es reichlich, Fahrräder lassen sich an<br />
jeder Ecke mieten. Und so startet man<br />
den ersten Tag mit einem gemütlichen<br />
Sightseeing auf zwei Rädern.<br />
Tag 1: Willkommen im Orient<br />
Als Auftakt bietet sich eine<br />
Tour nach Jaffa an.<br />
Die verwinkelte<br />
Altstadt mit ihren<br />
engen Gassen<br />
thront malerisch auf<br />
einem Hügel, die honigfarbenen<br />
Mauern, die<br />
Palmengärten und das<br />
Minarett der Mahmudiya-<br />
Moschee erinnern eher an<br />
das frühere Damaskus oder<br />
an das alte Jerusalem. Jaffas<br />
kleiner Hafen ist einer der ältesten<br />
der Welt und wird bereits in der<br />
Bibel erwähnt. Die Phönizier ließen<br />
von hier aus Holz für den Tempelbau<br />
nach Jerusalem transportieren,<br />
Jaffa, Tel Avivs<br />
Schwesterstadt<br />
im Süden, war<br />
während der<br />
Kreuzzüge im<br />
Mittelalter stark<br />
umkämpft<br />
Nationalgericht<br />
Shakshuka<br />
isst man in Tel<br />
Aviv gern zum<br />
Frühstück<br />
Pilger kamen einst hier an, um das<br />
Heilige Land zu besuchen. In den<br />
letzten Jahren wurde das Areal umfangreich<br />
restauriert, an den Piers<br />
haben Bars, Shops und zahlreiche<br />
Restaurants in alten Lagerhäusern eröffnet,<br />
die köstliche Falafel und Köfte<br />
anbieten. Das Arabische spürt man<br />
in Jaffa an jeder Ecke – bis zu Israels<br />
Unabhängigkeit im Jahr 1948 war<br />
die Stadt mehrheitlich muslimisch.<br />
Orientalische Bazar-Atmosphäre<br />
schnuppert man auf dem Flohmarkt<br />
Shuk Hapishpeshim (Ecke Olei Zion/<br />
Yehuda Margoza Street). Jeden Tag<br />
außer samstags finden Glücksjäger<br />
hier alles, von Schmuck über Plastikblumen<br />
bis hin zur Lampe<br />
im Retro-Design.<br />
Wir kehren<br />
anschließend im<br />
unscheinbaren Dr.<br />
Shakshuka in der Beit Eshel<br />
Street ein, das innen den<br />
Charme einer Jugendherbergskantine<br />
versprüht, kulinarisch<br />
aber zu den besten (und günstigen)<br />
Adressen für arabisch-israelische<br />
Küche zählt. Küchenchef Bino Gabso<br />
ist landesweit berühmt für sein<br />
Shakshuka, dem Nationalgericht<br />
aus pochierten Eiern, würziger<br />
3/<strong>2017</strong> 35