Nordkurier Ratgeber "Fahrt ins Blaue"
Unsere Ratgeber-Ausgabe für die Region Peene-Müritz.
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SEITE 10 FREITAG, 28. APRIL 2017<br />
Die heißen Öfen aus<br />
dem osten<br />
Die Schwalbe gehört zuden legendären Zweirädern aus DDR-Zeiten. Sie stammt aus dem VEB Fahrzeug- und Gerätewerk „Simson“ Suhl.<br />
FoTo: DIETER76 -FoTolIa.coM<br />
VonMatthias Diekhoff<br />
Mangelwirtschaft hin,<br />
Planerfüllung her. Inder<br />
DDR wurden Motorräder<br />
gebaut, die es mit der<br />
Weltspitze aufnehmen<br />
konnten. Manchmal lief man<br />
den Trends aber auch nur<br />
einfach hinterher. Geblieben<br />
sind nicht selten Kultobjekte.<br />
NeubraNdeNburg. Die Geschichte<br />
des Motorradbaus in<br />
der DDR war vielleicht nicht<br />
besonders lang, aber dafür<br />
umso ruhmreicher. Die heißen<br />
Öfen aus dem Osten, die<br />
heute fast nur noch die Augen<br />
von Oldtimer-Freunden<br />
und Nostalgikern leuchten<br />
lassen, waren zu ihrer Zeit<br />
nicht selten das Beste auf<br />
zwei Rädern, was es für Geld<br />
zu kaufen gab.<br />
Wenn auch der Grundstein<br />
für diese Erfolge manchmal<br />
schon vor dem Zweiten Weltkrieg<br />
gelegt wurde. Der Urtyp<br />
der in Zschopau entwickelten<br />
RT (Reichstyp) 125 zum Beispiel<br />
wurde zum ersten Mal<br />
1939 vorgestellt, danach<br />
immer wieder auch von so<br />
namhaften Herstellern wie<br />
Yamaha oder Harley-Davidson<br />
kopiert und war schließlich<br />
mit <strong>ins</strong>gesamt 450 000 Exemplaren<br />
eines der meist gebauten<br />
Motorräder in Deutschland.<br />
Einen großen Anteil<br />
daran hatten die MotorradwerkeZschopau<br />
(MZ), wo das<br />
Modell in den 50er und 60er<br />
Jahren vom Band lief.<br />
In Zschopau, gelegen<br />
zwischen Chemnitz und<br />
der tschechischen Grenze,<br />
wurden schon seit 1922 Motorräder<br />
gebaut. Zunächst<br />
noch unter der Marke DKW<br />
(Dampf-Kraft-Wagen). Innerhalb<br />
weniger Jahre wurde das<br />
Unternehmen zum größten<br />
Motorradhersteller der Welt,<br />
auch dank der weltweit ersten<br />
Fließbandproduktion für<br />
Motorräder.<br />
das Land wollte<br />
nur eine große Maschine<br />
Allerdings wurden die Fertigungsanlagen<br />
nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg komplett<br />
demontiert und in Russland<br />
wieder aufgebaut. In Zschopau<br />
ließ man sich jedoch<br />
nicht davon abbringen, Motorräder<br />
zu bauen. Zunächst<br />
besann man sich auf die vor<br />
dem Krieg entwickelte RT,<br />
doch schon 1951 wurde bei<br />
der Leipziger Frühjahrsmesse<br />
das erste Modell einer BK<br />
(Boxer-Kardanantrieb) 350<br />
vorgestellt, das auch schon<br />
international mit großem<br />
Interesse erwartet wurde.<br />
Nach wenigen Jahren<br />
wurde die Produktion der<br />
BK jedoch zugunsten der<br />
Baureihen ES (Einzylinder,<br />
Schwinge) und ETS (Einzylinder,<br />
Telegabel, Schwinge)<br />
nach und nach eingestellt.<br />
Das soll zwei Gründe gehabt<br />
haben: Zum einen war die<br />
Herstellung der BK weitaus<br />
aufwendiger und zum anderen<br />
sei die Regierung der<br />
Auffassung gewesen, dass ein<br />
großes Motorradmodell für<br />
ein Land wie die DDR ausreichend<br />
sei. Mit dem Ende der<br />
BK kamen allerdings auch die<br />
goldenen Jahre für die Zweiräder<br />
aus Zschopau. Bis in<br />
die 70er Jahre hinein war MZ<br />
die führende deutsche Marke<br />
im internationalen Motorradrennsport.<br />
In den 60er<br />
Jahren wurden die Six Days,<br />
quasi die Mannschafts-Weltmeisterschaft<br />
im Motorrad-<br />
Geländesport, sechsmal von<br />
Fahrern und Maschinen aus<br />
Ostdeutschland gewonnen.<br />
Erfolge, die später auf den<br />
Tankdeckeln der heißen Öfen<br />
aus dem Erzgebirge verewigt<br />
wurden.<br />
besonders beliebt bei<br />
westdeutschen Studenten<br />
Trotzdem blieb die MZ ein<br />
„Volksmotorrad“, das sich<br />
auch bei den späteren Baureihen<br />
TS (Telegabel, Schwinge)<br />
und ETZ (Einzylinder, Telegabel,<br />
Zentralkastenrahmen)<br />
vor allem durch seine Robustheit<br />
auszeichnete. Das wusste<br />
man auch in Westdeutschland<br />
zu schätzen, wo sich die<br />
Maschinen wegen ihres günstigen<br />
Preises besonders unter<br />
Studenten großer Beliebtheit<br />
erfreut haben sollen.<br />
Insgesamt wurden die Motorräder<br />
in rund 100 Länder<br />
exportiert. Auch nach der<br />
Wende wurden die Maschinen<br />
von MZ noch für ihr<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
gelobt, gerettet hat es sie allerdings<br />
nicht. Es wurde noch<br />
viel ausprobiert, vor ein paar<br />
Jahren kam dann allerdings<br />
das Aus für das traditionsreiche<br />
Unternehmen.<br />
Wenn von klassischen<br />
DDR-Motorrädern die Rede<br />
ist, darf ein Name natürlich<br />
nicht fehlen –Awo. Die wurde<br />
allerdings im thüringischen<br />
Suhl gebaut. Der Name<br />
ist die Abkürzung der sowjetischen<br />
Aktiengesellschaft<br />
„Awtowelo“, die nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg aus mehreren<br />
Fahrzeug- und Waffenherstellern<br />
im Osten Deutschlands<br />
gebildet wurde. 1948<br />
gab es zunächst den Auftrag<br />
zur Entwicklung eines Einzylinder-Viertakt-Motorrades,<br />
das etwa 100 Kilometer pro<br />
Stunde schnell sein und dabei<br />
nur drei Liter verbrauchen<br />
sollte. Und schon 1950 lief<br />
die Serienproduktion an. Zunächst<br />
als Awo 425 T, später<br />
als sportlichere Version 425 S.<br />
Insgesamt wurden in Suhl bis<br />
Anfang der 60er Jahre über<br />
200 000 Viertakt-Motorräder<br />
gebaut –bis auch die Awodas<br />
Schicksal der BK ereilte. Ein<br />
großes Motorrad sollte für so<br />
ein kleines Land wie die DDR<br />
reichen. Und das sollte eine<br />
MZ sein.<br />
Das Unternehmen in Suhl,<br />
das inzwischen zum VEB<br />
Fahrzeug- und Gerätewerk<br />
„Simson“ Suhl geworden war,<br />
sollte sich künftig ausschließlich<br />
auf die Produktion von<br />
Kleinkrafträdern konzentrieren.<br />
Wozu aber die nicht weniger<br />
legendären Zweiräder<br />
wie Star, Sperber, Schwalbe<br />
und nicht zuletzt S50und S<br />
51 gehören sollten. Die Awo<br />
genoss schon zu DDR-Zeiten<br />
Kultstatus, vor allem wohl,<br />
weil es kaum andere Vier-<br />
Takt-Motorräder gab. Nicht<br />
wenige Exemplare werden<br />
bis heute liebevoll gepflegt.<br />
Und schließlich gab es in<br />
der DDR auch noch einen<br />
dritten großen Produzenten<br />
von Motorrädern, die Industriewerke<br />
Ludwigsfelde.<br />
Dort hatte man sich allerdings<br />
eher auf Motorroller<br />
spezialisiert, die ab 1955 vom<br />
Band liefen. Denn nachdem<br />
die Roller bereits in Westdeutschland<br />
einen Boom erlebten,<br />
sollte es so was auch<br />
in der DDR geben. Doch<br />
schon Mitte der 60er war der<br />
Ansturm vorbei und die Produktion<br />
wurde auf Lastkraftwagen<br />
umgestellt.<br />
Kontaktzum Autor<br />
m.diekhoff@nordkurier.de<br />
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Ein paar Pferdestärken Freiheit<br />
Natürlich kann man heute sagen,<br />
dass eine Jugend auf dem<br />
Dorf zu DDR-Zeiten die pure<br />
Idylle war. War sie ja auch, es<br />
gab da ja auch nichts anderes<br />
als Idylle und LPG. Und viel<br />
Zeit, die gern mit warten verbracht<br />
wurde. Zunächst auf<br />
die Jugendweihe, in der Hoffnung,<br />
dass sie genug Geld abwirft,<br />
um davon ein Moped<br />
zu kaufen. Und dann auf den<br />
15. Geburtstag, damit das Moped<br />
auch offiziell und nicht<br />
mehr nur schwarz gefahren<br />
werden durfte. Und das war<br />
dann der Beginn der großen<br />
Freiheit. Endlich nicht mehr<br />
auf das Fahrrad und den Bus<br />
angewiesen sein, der ohnehin<br />
immer nur an Orte fuhr, die<br />
Glosse von Matthias diekhoff<br />
man nicht mehr sehen konnte.<br />
Die Kreisstadt zum Beispiel.<br />
Endlich aufbrechen zu<br />
anderen Orten, wo die Musik<br />
besser und die Mädchen kesser<br />
waren.<br />
Und das alles nur bekleidet<br />
mit einem T-Shirt, Jesuslatschen<br />
und einer Nietenhose,<br />
die gerade genug Platz<br />
bot, um fünf Mark und eine<br />
Schachtel Karo unterzubringen.<br />
Die Helmpflicht gab es<br />
nochnicht und wer einen Nierengurt<br />
trug, der hat sich nach<br />
dem Baden vermutlich auch<br />
eine trockene Badehose angezogen.<br />
Ging gar nicht. Das<br />
war natürlich alles total leichtsinnig.<br />
Nur hat das damals<br />
niemanden interessiert. Da<br />
wurde doch eher dem Klingeln<br />
der Kolbenringe gelauscht, als<br />
den Klagen der besorgten Mutter.Dagalt<br />
es auch noch nicht<br />
als verwerflich, mit einem<br />
Schlauch Benzin aus einem<br />
anderen Tank zu zapfen. Das<br />
war angewandte Physik und<br />
der Sprit einfach notwendig,<br />
um die paar Pferdestärken<br />
Freiheit zum Rennen zu bringen.<br />
Am besten abgeschmeckt<br />
mit ein paar Tropfen Rhizinusöl.<br />
Auch wenn schon damals<br />
nicht ganz klar war,wozu das<br />
überhaupt gut sein sollte.<br />
Ohnehin wurde früher<br />
nicht so viel nachgedacht. Das<br />
war auch gar nicht nötig. War<br />
ja alles ganz schön so, so wie<br />
es war.<br />
Museen für<br />
Zweirad-Liebhaber<br />
ddr-Museum<br />
dargen (Usedom)<br />
bietet alles, was zu<br />
DDR-Zeiten auf Rädern<br />
unterwegs war, zudem<br />
eine der umfangreichsten<br />
DDR-ausstellungen<br />
Deutschlands. Tipp:<br />
ostalgietreffen, 24.Juni<br />
museumdargen.de<br />
Museum für Technik<br />
und Verkehr (Stettin)<br />
zeigt Fahrzeuge mit<br />
den Spitznamen<br />
Hühnerfänger, Socke,<br />
Prinzessin, Großmütterchen,<br />
sowie von<br />
Stoewer, alba, Junak.<br />
de.muzeumtechniki.eu