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Nordkurier Ratgeber "Fahrt ins Blaue"

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SEITE 26 FREITAG, 28. APRIL 2017<br />

einer für alle, alle mit einem:<br />

ein Dorf fährt auf den e-Flitzer ab<br />

Von Tobias Lemke&Anett Seidel<br />

Wer auf dem platten Land<br />

wohnt, der braucht ein<br />

eigenes Auto, um mobil zu<br />

bleiben... Falsch! Das zeigt<br />

ein Modell aus Kublank.<br />

Dort gibt esein in MV<br />

einzigartiges Carsharing-<br />

Projekt.<br />

Anzeige<br />

So sieht das Kublanker Dorf-Auto aus. Der Unterschied zu einem konventionelle Pkw wird ander tankstelle deutlich. Statt Zapfpistole<br />

fürs Benzin wird ein Stecker für Strom angeschlossen.<br />

Foto: toBIAS LeMKe<br />

kublank. In dem kleinen Ort<br />

Kublank haben die Stadtwerke<br />

Neustrelitz geme<strong>ins</strong>am mit<br />

der Schweriner Naturwind<br />

GmbH ein fürs Bundesland<br />

einmaliges Projekt gestartet.<br />

Seit rund zwei Jahren ist dort<br />

ein Dorfauto unterwegs. Und<br />

statt Benzin tankt der flotte<br />

Flitzer Strom. Damit das Auto<br />

rollen kann, drehen sich die<br />

Flügel der Windräder im benachbarten<br />

Park Groß Miltzow<br />

1. In dem 120-Seelen-Dorf<br />

gibt es eine passende Steckdose<br />

für den leisen Kleinwagen.<br />

Die Einwohner können das<br />

Bürgermobil für sechs Euro<br />

am Tag mieten.<br />

Wersagt, dass man nur in<br />

der Großstadt kein Auto benötigt,<br />

wird hier eines besseren<br />

belehrt. Aber: „Das geht nur,<br />

weil wir den Windpark vor der<br />

Tür haben“, sagt David Nicke<br />

von den Stadtwerken. Schon<br />

die erste Vorführung im Dorf<br />

sei damals auf reges Interesse<br />

bei den Einwohnern gestoßen.<br />

„Eine 65-Jährige nutzt<br />

das Auto nun, um mit ihrer<br />

Freundin zum Kaffeetrinken<br />

nach Neubrandenburg zu fahren“,<br />

weiß Nicke von einem<br />

Beispiel zu berichten. Für 70<br />

bis 80 Kilometer reicht die<br />

Stromladung im Winter. Im<br />

Sommer schafft das Elektroauto<br />

auch 160 Kilometer. Die<br />

Reichweite genügt, um zum<br />

NIE WIEDER ROST AM FAHRZEUG<br />

durch Hohlraumversiegelung<br />

und Unterbodenschutz<br />

Wie zu<br />

„DDR-Zeiten“<br />

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©iko, SydaProductions-Fotolia.com<br />

Einkaufen oder für Arztbesuche<br />

bis nach Neubrandenburg,<br />

Woldegk oder Friedland<br />

zu kommen. Dass das<br />

Dorfauto gut angenommen<br />

werde, zeige eine jährliche<br />

Fahrleistung von rund 10000<br />

Kilometern, sagt Claudia Röhr<br />

von der Naturwind GmbH.<br />

Die Ausnutzung ist dabei<br />

ganz unterschiedlich. Mal<br />

Blaulicht imWald senkt Unfall-Zahlen<br />

Von TorstenBengelsdorf<br />

Jäger nehmen in der<br />

Mecklenburgischen Schweiz<br />

nicht nur das Wild <strong>ins</strong> Visier.<br />

Sie setzen sich auch für die<br />

Sicherheit auf den Straßen<br />

ein –ein Pilotprojekt.<br />

Malchin/neukalen. Die großformatigen<br />

Warntafeln passen<br />

eigentlich gar nicht zu<br />

der kleinen Landesstraße<br />

zwischen Malchin und Neukalen.<br />

Der springende Hirsch<br />

im roten Dreieck macht aber<br />

eines deutlich: Vonhier an<br />

wird es richtig gefähr-<br />

war die<br />

lich. Jahrelang<br />

L20Unfallschwerpunkt<br />

in der Mecklenburgi-<br />

Und<br />

schen Schweiz.<br />

das längst nicht nur<br />

wegen der<br />

soge-<br />

nannten Disco-Un-<br />

fälle. „Die Stradurch<br />

ße führt einen<br />

Wald.<br />

Und hier wech-<br />

häufig von<br />

den Äsungszu<br />

den<br />

E<strong>ins</strong>tands-<br />

gebieten“, sagt Norbert<br />

selt das Wild<br />

Meining. Der Mann ist nicht<br />

nur Jäger, sondern auch Leiter<br />

des Hegerings „Gülitzer<br />

Heide“. Schon oft hat er am<br />

ist das E-Auto vier oder fünf<br />

Tage am Stück vermietet, mal<br />

steht es ein paar Tage lang.<br />

Einer der das Fahrzeug auch<br />

mal nutzt, ist Kublanks Bürgermeister<br />

Rainer Rütz. „Das<br />

Projekt ist gut angelaufen“, so<br />

seine Bewertung. Die Technik<br />

an der Ladesäule funktioniere<br />

ebenfalls gut. Er hat allerdings<br />

die Erkenntnis gemacht, dass<br />

Straßenrand überfahrene<br />

Tiere aufsammeln müssen.<br />

Und nicht immer gehen die<br />

Kollisionen für die Fahrzeug-<br />

Insassen glimpflich ab.<br />

„Jäger zu sein, heißt für<br />

mich nicht nur, Wild zu jagen“,<br />

steht für Meining fest.<br />

Und deshalb hat er es sich<br />

zur Aufgabe gemacht, die<br />

Unfallstrecke mit blauen<br />

Wildwarn-Reflektoren auszustatten.<br />

Vordrei Jahren hatte<br />

der Jäger damit begonnen,<br />

die blauen Plättchen an die<br />

Leitpfosten am Straßenrand<br />

anzuschrauben. Zunächst<br />

war im Oktober 2014 der Abschnitt<br />

von Pisede bis Gülitz<br />

an der Reihe. Im August des<br />

vergangenen Jahres folgte<br />

dann die Strecke von Gülitz<br />

bis Neukalen.<br />

Etwa 300 dieser blauen<br />

Plättchen sind mittlerweile<br />

auf der gesamten Strecke<br />

zwischen Pisede und dem<br />

Waldrand bei Neukalen angebracht.<br />

„Die Unfallzahlen<br />

sind seitdem deutlich zurückgegangen“<br />

, hat Meining von<br />

der Polizei erfahren.Kein<br />

Wunder. Die Reflek-<br />

da-<br />

toren sorgen<br />

für, dasssich<br />

bei Dunkel-<br />

das heit<br />

Licht<br />

der<br />

Nutzer im Winter ein wachsames<br />

Auge auf die Batterieanzeige<br />

haben müssen. Weil<br />

das Auto dann mehr Energie<br />

verbraucht, komme man mit<br />

einer <strong>Fahrt</strong> nach Neubrandenburg<br />

und zurück sogar schon<br />

an die Grenze. „Für den Sommer<br />

ist es aber eine tolle Sache,<br />

die auch auf dem platten<br />

Land funktioniert“, so Rütz.<br />

Perspektivisch, so hofft<br />

Claudia Röhr, soll mit verbesserten<br />

Akkulaufleistungen<br />

das Elektroauto auch inder<br />

kalten Jahreszeit eine vernünftige<br />

Option für den ländlichen<br />

Raum sein.<br />

Das Mobilitäts-Projekt in<br />

Kublank könne aber noch<br />

ein Umdenken in ganz anderer<br />

H<strong>ins</strong>icht auslösen, findet<br />

Röhr. Sosei der Verzicht auf<br />

den eigenen Pkw gerade in der<br />

Auto-Nation Deutschland immer<br />

ein sensibles Thema. Der<br />

Dorfwagen zeige aber, dass<br />

sich eine Geme<strong>ins</strong>chaft selbst<br />

Dinge wie ein Auto teilen<br />

könne. „Es gibt Erhebungen,<br />

wonach ein Pkw,gerade wenn<br />

er ein Zweitwagen ist, bis zu<br />

95 Prozent der Zeit nur stillsteht“,<br />

sagt sie. Ökonomisch<br />

gesehen, sei das doch völlig<br />

sinnlos.<br />

Die bessere Option sei dann<br />

doch ein gut genutztes Auto,<br />

das sich die Geme<strong>ins</strong>chaft<br />

teilt. In Großstädten setzen<br />

sich inzwischen auch sogenannte<br />

Carsharing-Projekte<br />

durch. Autos werden nur<br />

noch minutenweise und für<br />

kurze Strecken angemietet.<br />

Das kleine Kublank zeigt, das<br />

so was auch auf dem Land<br />

funktioniert.<br />

Kontaktzuden Autoren<br />

t.lemke@nordkurier.de<br />

Autoscheinwerfer im Wald<br />

„bewegt“. Das verunsichert<br />

Rehe, Hirsche und Schwarzwild<br />

so sehr, dass die Tiere<br />

von der Straße fern bleiben.<br />

Blaulicht heißt Gefahr. Das<br />

haben jetzt offenbar auch die<br />

Waldbewohner verstanden.<br />

Immerhin 26 Wildunfälle<br />

hatte die Polizei im vergangenen<br />

Jahr noch zwischen<br />

Pisede und Neukalen aufgenommen.<br />

In den Vorjahren<br />

waren es noch bis zu 45.<br />

Er sei sehr froh über diesen<br />

Rückgang, sagt Norbert<br />

Meining. „Wir Jäger wollen<br />

damit auch zeigen, dass wir<br />

nicht nur ,Bambis‘ schießen,<br />

sondern auch ehrenamtlich<br />

zur Verbesserung der Sicherheit<br />

auf den Straßen beitragen<br />

wollen.“<br />

Die L20 gilt auf diesem<br />

Abschnitt inzwischen als Pilotprojekt.<br />

Es soll nun genau<br />

ausgewertet werden, wie sich<br />

die Unfallzahlen entwickeln,<br />

um dann eventuell auch andere<br />

Kollisionsstrecken mit<br />

den Reflektoren zu entschärfen.<br />

Norbert Meining warnt<br />

aber ausdrücklich die Autofahrer:<br />

„Die Reflektoren<br />

funktionieren natürlich nur<br />

bei Dunkelheit. Aber auch<br />

dann sollte man immer damit<br />

rechnen, dass sich eventuell<br />

doch noch Wild auf die<br />

Straße traut.“ Unklar ist vor<br />

allem noch, ob sich Schwarz-,<br />

Dam- oder Rotwild vielleicht<br />

irgendwann an das Blaulicht<br />

gewöhnt. Das könne man allerdings<br />

erst nach einem längeren<br />

Zeitraum e<strong>ins</strong>chätzen.<br />

Die riesigen Warntafeln sollten<br />

die Autofahrer deshalb<br />

auch künftig ernst nehmen.<br />

Norbert Meining (rechts) und Wolf Böttcher schrauben Wildwarnreflektoren ander Landesstraße 20<br />

an.<br />

FotoS (2): IrIS DIeSSNer

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