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Nordkurier Ratgeber "Fahrt ins Blaue"

Unsere Ratgeber-Ausgabe für die Region Peene-Müritz.

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SEITE 16 FREITAG, 28. APRIL 2017<br />

Volle Punktzahl<br />

Müssen Sie zum Idiotentest?<br />

Im Volksmund hat die medizinisch-psychologische Untersuchung einen<br />

griffigen Namen. Viele Gerüchte ranken sich darum. Der Psychologe Ralf Buchstaller erklärt<br />

Marie Krüger im Interview, auf was Sie bei dieser Prüfung gefasst sein müssen.<br />

Wozu dient dieMedizinischpsychologische<br />

Untersuchung<br />

(MPU)?<br />

Drei Hauptgruppen werden<br />

untersucht: Personen, die<br />

mit Alkohol oder Drogen<br />

im Straßenverkehr aufgefallen<br />

sind oder Personen,<br />

die mehr als die erlaubte<br />

Anzahl von acht Punkten<br />

im Fahreignungsregister<br />

in Flensburg haben. Ihnen<br />

wurde der Führerschein<br />

entzogen, nach Ablauf der<br />

Sperrfrist können sie aber<br />

einen Antrag auf Wiedererteilungder<br />

Fahrerlaubnis<br />

stellen.<br />

Die Führersche<strong>ins</strong>telle beauftragt<br />

uns dann im Rahmen<br />

der MPU zu beurteilen,<br />

ob es Bedenken über die Eignung<br />

gibt. Wenn jemand zum<br />

Beispiel ein Alkoholproblem<br />

hat, muss geprüft werden, ob<br />

er das in den Griff bekommen<br />

hat. Denn niemand wird allein<br />

dadurch „geheilt“, dass<br />

ihm der Führerschein entzogen<br />

wird –ganz im Gegenteil,<br />

es kann auch dazu führen,<br />

dass derjenige dann erst recht<br />

trinkt.<br />

Dr. Ralf Buchstaller arbeitet<br />

mit Menschen, die die MPU-<br />

Untersuchung machen müssen.<br />

Foto: tÜV NoRD<br />

Wiebeurteilen Sie, ob ein<br />

Trunkenheitsfahrer wieder<br />

ansSteuergelassenwerden<br />

kann?<br />

Folgende Frage stellt sich<br />

an den Psychologen im<br />

Rahmen der MPU: Hat sich<br />

derjenige Gedanken über<br />

seinen Alkoholkonsum gemacht<br />

und sein Verhalten<br />

geändert?<br />

Ein Beispiel: Der typische<br />

Mann (1,80 Meter groß, 80 Kilogramm<br />

schwer), der nach<br />

einer Feier am Abend mit<br />

1,6 Promille aufgefallen ist,<br />

muss in dieser Zeit etwa<br />

20 Schnäpse getrunken haben.<br />

Das hat nichts mehr mit<br />

normalem Trinkverhalten zu<br />

tun, sondern ist Alkoholmissbrauch.<br />

Solche Promillezahlen<br />

werden in der Regel nur<br />

von Leuten erreicht, die Alkohol<br />

gewöhntsind. Ein normaler<br />

Mann ist nicht in der Lage<br />

20 Gläser Schnaps an einem<br />

Abend zu vertragen und dann<br />

noch Auto zu fahren.<br />

Es geht bei der MPU<br />

weniger darum, dass derjenige<br />

erklärt, warum er<br />

an diesem Tag betrunken<br />

Auto gefahren ist. Man<br />

kann zukünftige <strong>Fahrt</strong>en<br />

unter Alkoholeinfluss nur<br />

dann ausschließen, wenn<br />

derjenige diesen Grad der<br />

Alkoholisierung nicht<br />

mehr erreicht, bei dem<br />

ihm alles egal ist und er<br />

nicht mehr über die Folgen<br />

nachdenkt.<br />

Welche FragenstellenSie?<br />

Sind auch Fangfragen<br />

dabei?<br />

Der Untersuchte muss sich<br />

über Folgendes Gedanken<br />

machen:Seit wannhat er so<br />

viel getrunken und warum?<br />

In welchen Kontexten hat<br />

er besonders viel getrunken,<br />

was sind die Auslöser?<br />

Er muss sich natürlich erst<br />

mal bewusst werden, dass<br />

sein Alkoholkonsum über<br />

dem lag, was normal ist.<br />

Es reicht nicht zu sagen:<br />

Wenn ich das nächste Mal<br />

20 Schnäpse getrunken<br />

habe, lasse ich das Auto<br />

stehen. Wenn man so viel<br />

getrunken hat, ist man ein<br />

anderer Mensch und kann<br />

nicht mehr vernünftig<br />

denken.<br />

Der Betroffene muss in der<br />

MPU darlegen, dass er seinen<br />

Alkoholkonsum dauerhaft<br />

geändert hat. Die Psychologen<br />

sind dabei behilflich,<br />

das entsprechende Gutachten<br />

für die Führersche<strong>ins</strong>telle zu<br />

erstellen. Wir unterstützen<br />

denjenigen, versuchen die<br />

Situation zu verstehen. Viele<br />

stehen uns aufgrund von Gerüchten<br />

erst mal reserviert<br />

gegenüber.<br />

Ich kann nur betonen, dass<br />

wirkeine Fangfragen stellen.<br />

Wir wollen erfahren, ob sich<br />

derjenige mit dem Alkoholkonsum<br />

auseinandergesetzt<br />

und Maßnahmen eingeleitet<br />

hat.<br />

Wovonist denn absolut<br />

abzuraten beieinerMPU?<br />

Schlimm für die Gutachter<br />

ist es, wenn der Betroffene<br />

abblockt und sagt: Ich hatte<br />

zwar zwei Promille, aber<br />

mehr als vier Bier habe<br />

ich andem Tag nicht getrunken.<br />

Das kann einfach<br />

nicht sein.<br />

Wie hoch meine Promillezahl<br />

ist, hat ja nur etwas<br />

damit zu tun, wie viel Alkohol<br />

in das „Gefäß“ Körper<br />

hineingefüllt wurde.<br />

Negative Gutachten kommen<br />

meistens zustande,<br />

wenn die Untersuchten völlig<br />

unrealistische Angaben<br />

zu ihrem Alkoholkonsum<br />

am Tag der Trunkenheitsfahrt<br />

machen.<br />

Sieuntersuchenjaaber<br />

nichtnur diejenigen, die<br />

aufgrundvon Alkoholeinfluss<br />

im Straßenverkehr<br />

auffällig geworden sind.<br />

Seit Jahrzehnten sind Alkoholsünder<br />

die Hauptuntersuchungsgruppe.<br />

Danach<br />

folgen mittlerweile die drogenauffälligen<br />

Kraftfahrer,<br />

darunter sehr viele Cannabis-Konsumenten.<br />

Dann<br />

kommen die Kraftfahrer,<br />

die durch mehr als acht<br />

Punkte inFlensburg auffällig<br />

geworden sind.<br />

Der Deutsche<br />

fährtnicht wie<br />

andereMenschen.<br />

Er fährt,<br />

um Recht zu haben.<br />

Kurt Tucholsky,<br />

Schriftsteller<br />

Welche Fragenmüssenjene<br />

Fahrer erwarten,die zu viele<br />

Punkte aufihrem Konto<br />

haben?<br />

Denjenigen musszuersteinmal<br />

klar werden, dass sich<br />

dereigene Fahrstil von dem<br />

der anderen unterscheidet.<br />

Wenn er meint, dass er<br />

wie alle anderen fährt, nur<br />

mehrPech hat,ist die Wahrscheinlichkeit<br />

gering, dass<br />

er an seinem unakzeptablen<br />

Fahrverhalten etwas ändert.<br />

Ihm muss also auf jeden<br />

Fall bewusst werden, dass<br />

er sich vom Großteil der<br />

normalen Autofahrer unterscheidet.<br />

Oft wird auch das<br />

Argument vorgebracht, dass<br />

jemand viele Kilometer fährt<br />

und deshalb öfter gegen die<br />

Regeln verstößt. Das hieße ja<br />

eher,dass er viel Praxiserfahrung<br />

hat und deshalb weniger<br />

Fehler machen müsste.<br />

Bei Berufskraftfahrern<br />

sind es meist Delikte wie<br />

Tempoüberschreitung, Überholen<br />

im Überholverbot und<br />

zu dichtes Auffahren und bei<br />

Privatfahrern sind es überwiegend<br />

Geschwindigkeitsüberschreitungen<br />

oder Telefonieren<br />

im Auto.<br />

Also Fragen wieinder theoretischenFührerscheinprüfung<br />

werden beieiner MPU<br />

nichtgestellt?<br />

Dass dasSchild an der Autobahn<br />

mit der 120 drauf,<br />

bedeutet, dass er nicht<br />

240 Kilometer pro Stunde<br />

fahren darf, das weiß der<br />

Untersuchte. Die Grundannahme<br />

ist nicht, dass er zu<br />

schnell gefahren ist, weil er<br />

es nicht besser wusste, sondern<br />

dass er es absichtlich<br />

getan hat.<br />

Wasverbirgt sich hinter den<br />

Vorbereitungskursen aufdie<br />

MPU?<br />

Dort werden Anregungen<br />

zur Reflexion gegeben und<br />

darüber aufgeklärt, worum<br />

es bei der MPU geht.<br />

Überprüfen Sie ihr Fahrschul-Wissen!<br />

Seit April gibt esneue Fragen für die theoretische<br />

Führerscheinprüfung. Wie würden Sie sich heute als<br />

Fahrschüler machen? Finden Sie es in unserem<br />

Selbsttest heraus. Und denken Sie dran:<br />

Manchmal ist mehr als eine Antwort korrekt.<br />

1. Wovon hängt der einzuhaltende Abstand<br />

zum vorausfahrenden Fahrzeug ab?<br />

a) Vonder Fahrbahnbeschaffenheit<br />

b) Vonden Sichtverhältnissen<br />

c) Vonder Geschwindigkeit<br />

2. Auf nebeneinander liegenden Fahrstreifen für<br />

eine <strong>Fahrt</strong>richtung endet ein Fahrstreifen.<br />

Sie befinden sich auf dem nicht durchgehend<br />

befahrbaren Fahrstreifen. Welches Verhalten<br />

ist richtig?<br />

a) Erst unmittelbar vor Beginn der Verengung im<br />

Reißverschlussverfahren einordnen<br />

b) Unmittelbar nach dem ersten Hinweis auf die<br />

Fahrbahnverengung in den durchgehend zu<br />

befahrenden Fahrstreifen einordnen<br />

c) Beim Einordnen in den durchgehenden Fahrstreifen<br />

stets zuerst fahren<br />

3. Was müssen Sie bei der Wahl Ihrer<br />

Geschwindigkeit berücksichtigen?<br />

a) Fahrbahnzustand und Verkehrsverhältnisse<br />

b) Persönliche Fähigkeiten<br />

c) Sicht- und Wetterverhältnisse<br />

4. Mit welchem Verhalten von Kindern müssen<br />

Sie an Zebrastreifen rechnen?<br />

a) Sie schätzen Geschwindigkeit und Entfernung<br />

herannahender Fahrzeuge immer richtig ein und<br />

warten am Fahrbahnrand<br />

b) Sie kehren ohne erkennbaren Grund auf dem<br />

Zebrastreifen um und laufen zurück<br />

c) Sie laufen auf den Zebrastreifen, ohne auf den<br />

Verkehr zu achten<br />

5. Wo müssen Sie besonders mit plötzlich<br />

auftretendem Nebel rechnen?<br />

a) An Flussläufen<br />

b) An Seen<br />

c) In Moorgebieten<br />

6. Was kann dazu beitragen, Kraftstoff zu<br />

sparen und die Umweltbelastung zu verringern?<br />

a) Durch vorausschauende Fahrweise zueinem<br />

gleichmäßigen Verkehrsfluss beitragen<br />

b) Nach Möglichkeit öffentliche Verkehrsmittel benutzen,<br />

mit dem Fahrrad fahren oder zu Fußgehen<br />

c) Schon beim Kauf eines Kraftfahrzeugs auf den<br />

Kraftstoffverbrauch achten<br />

7. An welchen Stellen ohne vorfahrtregelnde<br />

Verkehrszeichen gilt „rechts vor links“?<br />

a) An Straßenkreuzungen und -einmündungen<br />

b) Am Ende eines verkehrsberuhigten Bereiches<br />

c) An Grundstücksausfahrten<br />

8. Worauf sollten Sie Mitfahrer vor dem<br />

Aussteigen hinweisen?<br />

Darauf, dass...<br />

a) …anRadwegen Radfahrer wartepflichtig sind<br />

b) …nach links der fließende Verkehr zu beachten ist<br />

c) …nach rechts auf Fußgänger zu achten ist<br />

9. Sie wollen am rechten Fahrbahnrand parken.<br />

Wie groß muss der Abstand zwischen Ihrem<br />

Fahrzeug und der Fahrstreifenbegrenzung<br />

mindestens sein?<br />

__ Meter<br />

10. Das Bremspedal lässt sich bis zum<br />

Fahrzeugboden durchtreten. Erst bei<br />

mehrmaliger Betätigung wird der Pedalweg<br />

kürzer. Was müssen Sie tun?<br />

a) Fahrzeug sofort abstellen<br />

b) Bremse reparieren lassen<br />

c) Bremsflüssigkeit nachfüllen genügt<br />

Quelle: tÜV/DEKRA arge tp21<br />

Lösungen:<br />

1. a), b)und c); 2.a); 3. a), b)und c); 4.b)und c);<br />

5. a), b)und c); 6.a), b) und c); 7.a); 8. b) und c); 9.3<br />

Meter; 10. a)und b)

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