ME2BE_Campus_Medizin_und_Technik
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CAMPUS STUDIUM COMPANIES PORTRAITS<br />
Text Katharina Grzeca<br />
Fotos Sebastian Weimar<br />
Nur noch kurz ein Leben retten<br />
Die Knochenmarkspende einer HSBA-Studentin<br />
Stäbchen rein – Spender sein! Dieser Aufruf zur Knochenmarkspende<br />
überzeugte Stefanie Hollermann schnell. „Ich habe häufig darüber<br />
nachgedacht, an einer Stammzellenregistrierung teilzunehmen, weil ich<br />
das für eine wirklich gute Sache halte“, erzählt die junge Studentin.<br />
Als dann das Social Committee ihrer Hochschule – der Hamburg<br />
School of Business Administration (HSBA) – eine Registrieraktion<br />
für die Knochenmarkspender-Datei (DKMS) organisierte, hat sich<br />
Stefanie ohne langes Überlegen typisieren lassen. „Direkt vor<br />
meiner Lehrveranstaltung konnte ich an der Aktion teilnehmen.<br />
Unkomplizierter geht es kaum“, erzählt die 22-Jährige. Durch ihre<br />
Spende konnte das Leben eines kleinen Mädchens gerettet werden.<br />
Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland<br />
etwa 11.000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten<br />
wie Leukämie. Eine Blutstammzellenspende<br />
ist für viele die einzige Möglichkeit<br />
auf Heilung. Einen passenden Spender zu<br />
finden, ist aber wie die sprichwörtliche Suche<br />
nach der Nadel im Heuhaufen. Denn nur ein<br />
Drittel der Patienten findet innerhalb der<br />
Familie einen geeigneten Spender. Der weit<br />
größere Teil ist auf Spender wie Stefanie angewiesen.<br />
„Als ich die erste E-Mail bekam,<br />
mein Knochenmark könnte zu<br />
einer Patientin passen, war<br />
das ein aufregender Augenblick“,<br />
erinnert sie sich.<br />
Um ganz sicher zu sein, dass<br />
Stefanies Knochenmark zu der<br />
kleinen Patientin aus den USA<br />
passt, wurde von ihrem Hausarzt<br />
ein Bluttest durchgeführt.<br />
„Als einen Monat später die Nachricht<br />
kam, ich wäre die perfekte Spenderin, war ich<br />
sehr froh. Die Vorstellung, mit einem so kleinen<br />
Aufwand meinerseits ein Leben zu retten<br />
<strong>und</strong> eine Familie davor zu bewahren, ihr Kind<br />
zu verlieren, hat mich sehr ermutigt“, erzählt<br />
die gebürtige Osnabrückerin. „In zahlreichen<br />
Telefonaten wurde ich umfangreich über die<br />
kommenden Schritte informiert <strong>und</strong> hatte<br />
jederzeit die Gelegenheit, meine Spende zu<br />
widerrufen“, berichtet Stefanie. Ein Ausstieg<br />
kam für die junge Studentin aber nicht infrage:<br />
„Meine Schwester ist Krankenschwester<br />
<strong>und</strong> hat mich bei jeder Gelegenheit bestärkt,<br />
weiterzumachen. Auch Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e<br />
standen hinter meiner Entscheidung.“<br />
Für eine gründliche medizinische Untersuchung<br />
reiste Stefanie auf Kosten der DKMS<br />
in eine Spezialklinik nach Köln. „In der Klinik<br />
erhielt ich ein Einzelzimmer für Privatpatienten,<br />
das größer war als mein Zimmer zu<br />
Meine Schwester<br />
ist Krankenschwester<br />
<strong>und</strong> hat mich bei<br />
jeder Gelegenheit<br />
bestärkt,<br />
weiterzumachen.<br />
Hause, <strong>und</strong> das Essen<br />
war auch erste Klasse.<br />
Ich durfte zudem<br />
überall eine Begleitperson<br />
mitnehmen,<br />
für deren Anreise <strong>und</strong><br />
Unterkunft ebenfalls<br />
bezahlt wurde“, schildert<br />
Stefanie ihre<br />
Vorbereitung auf den<br />
Eingriff. Gleichzeitig wurde auf der anderen<br />
Seite der Welt die kleine an Leukämie erkrankte<br />
Patientin auf die Knochenmark-Transplantation<br />
vorbereitet. Eine starke Chemotherapie<br />
sollte ihren Körper vor der Transplantation<br />
von allen Krebszellen befreien.<br />
In etwa 80% der Fälle können die Stammzellen<br />
aus dem Blut der Spender entnommen<br />
werden. Dafür wird ihnen eine besondere<br />
Substanz verabreicht, die das Stammzellenwachstum<br />
im Blut anregt. Bei Kindern oder<br />
Patienten, deren Krankheit ein akutes Stadium<br />
erreicht hat, ist eine Knochenmarktransplantation<br />
nötig, da man bei diesem<br />
Verfahren an höher konzentrierte Mengen der<br />
benötigten Zellen gelangt. „Bei mir wurde<br />
eine Knochenmarktransplantation vorgenommen,<br />
<strong>und</strong> zwar nicht – wie früher noch üblich<br />
– am Rückenmark, sondern am Knochenmark<br />
meines Beckens. In einer einstündigen Operation<br />
wurden mir unter Vollnarkose etwa<br />
5% meines Knochenmarks entnommen. Die<br />
Operations-Einstiche schmerzten ähnlich wie<br />
Prellungen, wenn man sich falsch bewegt“,<br />
so Stefanie, „nach zwei Wochen war davon<br />
aber nichts mehr zu spüren.“<br />
Vor einigen Wochen erreichte ein Brief die<br />
junge Studentin. Die Transplantation war erfolgreich<br />
<strong>und</strong> die kleine Patientin konnte das<br />
Krankenhaus verlassen. Erst zwei Jahre nach<br />
der Knochenmarkspende besteht gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
die Möglichkeit, direkten Kontakt zum<br />
Patienten aufzunehmen. „Wenn ich an die<br />
Möglichkeit denke, das Mädchen zu treffen,<br />
bekomme ich gleich eine Gänsehaut“, schildert<br />
Stefanie. „Jetzt muss ich erst mal meine<br />
Brüder dazu bringen, dass sie auch an einer<br />
Stammzellenregistrierung teilnehmen. Es ist<br />
so einfach, ein Leben zu retten.“<br />
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