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Jahresbericht 2013

Dies ist der Jahresbericht des Jahres 2013

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Das Jahr <strong>2013</strong> A Arbeitsmarkt 3<br />

de Einkommen erwirtschaften können.<br />

Zum anderen fordert die Frauenlobby, die<br />

gesetzlichen Voraussetzungen dafür zu<br />

schaffen, dass alle Arbeitsverhältnisse<br />

künftig gleich behandelt, also gleich entlohnt<br />

und gleich versichert werden. Dazu,<br />

so Buls, seien vor allem vier Faktoren ausschlaggebend:<br />

die Sozialversicherungspflicht<br />

ab dem ersten Euro, der Ersatz der<br />

Lohnsteuerklasse 5 durch das Faktorverfahren<br />

für Eheleute, das Prinzip »gleicher<br />

Lohn für gleiche Arbeit« (um die Praxis der<br />

»Aushilfe«-Löhne zu beenden) und die<br />

Streichung der Pflicht zur Annahme von<br />

Minijobs (»jede Arbeit«) im Sozialgesetzbuch<br />

II. »Es geht nicht um eine Abschaffung<br />

dieser Arbeitsplätze«, so die DF-Vorsitzende,<br />

»sondern um die Einhaltung des<br />

Diskriminierungsverbots aus dem bereits<br />

vorhandenen Teilzeit- und Befristungsgesetz<br />

auch bei kleiner Teilzeit.«<br />

Von einer solchen Reform der 450-Euro-<br />

Jobs würden nicht nur die Betroffenen profitieren,<br />

sondern die Gesellschaft als Ganzes.<br />

Ein entsprechendes Positionspapier<br />

des Deutschen Frauenrates von 2010 listet<br />

die massiven gesellschaftlichen Folgen der<br />

über sieben Millionen Minijobs auf. Dazu<br />

zählen die Erosion der sozialen Sicherungssysteme,<br />

hohe gesamtgesellschaftliche Folgekosten,<br />

sinkende Steuereinnahmen und<br />

die Auswirkungen der Minijobregelungen<br />

auf bestehende reguläre Arbeitsplätze. So<br />

werden Vollzeitarbeitsplätze, etwa im Einzelhandel<br />

oder in der Gastronomie, zunehmend<br />

in mehrere Minijobs aufgeteilt; damit<br />

einher gehen die fachliche Dequalifikation<br />

ganzer Berufsgruppen, beispielsweise<br />

durch Aufsplittung in kleinste Arbeitsschritte,<br />

und die Mehrbelastung der in Vollzeit<br />

arbeitenden Fachkräfte, deren Tariflöhne<br />

durch die billigeren Minijobs zusätzlich unter<br />

Druck geraten.<br />

Schwache Resonanz bei den Parteien<br />

Der Deutsche Frauenrat hat daher im Wahljahr<br />

seine Aktivitäten zugunsten einer Reform<br />

der Minijobs verstärkt. So startete er<br />

im Juni zusammen mit der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

kommunaler Frauenbüros<br />

eine Briefaktion, bei der BundestagskandidatInnen<br />

auf die Problematik hingewiesen<br />

und um eine Stellungnahme gebeten wurden.<br />

Die Resonanz war schwach, obwohl<br />

(oder weil?) die Brisanz in allen Parteien<br />

bekannt ist. Auch auf der DF-Veranstaltung<br />

zur Bundestagswahl am 7. Juni wurde das<br />

Thema angesprochen. Im Koalitionsvertrag<br />

sucht man eine Neuregelung der Minijobs<br />

vergebens. Vorgesehen ist lediglich eine<br />

Infomaßnahme für Beschäftigte; der Übergang<br />

in sozialversicherte Beschäftigung soll<br />

so erleichtert werden. Der Deutsche Frauenrat<br />

wird sich weiter für eine Reform der<br />

Minijobs starkmachen.<br />

Das Gutachten von Prof. Carsten Wippermann finden<br />

Sie online unter bit.ly/1jkgFtJ.<br />

Beschluss zum<br />

Thema<br />

Arbeitszeiten<br />

Der Deutsche Frauenrat<br />

fordert die Bundesregierung<br />

auf,<br />

<br />

den rechtlichen Rahmen für Erwerbsarbeit<br />

so zu gestalten, dass<br />

die gleiche Teilhabe von Frauen<br />

und Männern gewährleistet ist<br />

und die Notwendigkeit generativer<br />

Haus- und Sorgearbeit auch im<br />

männlichen Lebensverlauf berücksichtigt<br />

wird.<br />

Dazu gehören<br />

<br />

kürzere, familiengerechte und lebensphasenorientierte<br />

Arbeitszeiten,<br />

die den gesellschaftlichen Veränderungen<br />

Rechnung tragen,<br />

<br />

eine Neudefinition des »Normalarbeitsverhältnisses«<br />

mit Arbeitszeiten,<br />

die sich dem Lebensverlauf<br />

anpassen und auch unterhalb des<br />

derzeitigen Vollzeitniveaus ein<br />

existenzsicherndes Einkommen für<br />

Männer und Frauen gewährleisten.<br />

Eine Verkürzung der Regelarbeitszeiten<br />

darf langfristig kein Tabu sein.<br />

Arbeitsverdichtung und erhöhter<br />

Leistungsdruck müssen dabei durch<br />

eine ausreichende Personalbemessung<br />

verhindert werden.<br />

Aufruf für eine Reform der Minijobs,<br />

Pressekonferenz des DGB am<br />

25. Juni <strong>2013</strong>: (v.l.n.r.) DGB-<br />

Vorstandsmitglied Annelie<br />

Buntenbach, die Vorsitzende des<br />

Deutschen Frauenrates, Hannelore<br />

Buls, und der Arbeitswissenschaftler<br />

Prof. Dr. Gerhard Bosch vom<br />

Institut Arbeit und Qualifikation<br />

der Universität Duisburg-Essen<br />

Call to reform “mini-jobs”: German<br />

Trade Union Confederation (DGB)<br />

press conference on 25 June <strong>2013</strong><br />

with (from left to right) DGB board<br />

member Annelie Buntenbach,<br />

DF President Hannelore Buls, and<br />

labor expert Professor Gerhard Bosch<br />

from the Institute for Work, Skills<br />

and Training (IAQ) at the University<br />

of Duisburg-Essen

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