PRAXISEMPFEHLUNGEN für eine standortangepasste - Station C23

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38 THEMENKOMPLEx 4 Bodenverwundung durch Eggen zur Ansaatvorbereitung – jedoch ist Grubbern erfolgreicher, um Rhizomgräser zurückzudrängen! Aufwertung eines durch Regelsaatgutmischung gräserdominierten Bestandes durch Aussaat einer kräuterreichen Mischung in zuvor gefräste Streifen. Etablierung durch Ansaat Ansaat in vorhandene Vegetation Umwandlung von artenarmen Vielschnittrasen zu kräuterreichen Wiesen und Kräuterrasen Wenn geeignete Diasporenquellen in der näheren Umgebung fehlen, ist eine spontane Etablierung von erwünschten Zielarten in Vielschnittrasen kaum zu erwarten. Selbst mittel- bis langfristig lassen sich deshalb artenreiche Blumenwiesen nicht ausschließlich durch Umstellung auf eine geringere Mahdfrequenz entwickeln (roSentHal et al. 2009). Mittels Initialmaßnahmen, wie z.B. Fräsen, müssen deshalb zunächst offene Bodenstellen geschaffen werden, auf denen anschließend durch g Aussaat oder g Mahdgutauftrag entsprechende Zielarten eingebracht werden. Da Vielschnittrasen häufig durch konkurrenzstarke oder ausläuferbildende Grasarten bzw. -sorten geprägt sind, sollten aufzuwertende Bereiche größere Flächen umfassen, um eine Verdrängung der eingebrachten, meist konkurrenzschwächeren Kräuter in den Folgejahren zu verhindern. Alternativ kann eine Ansaatmischung verwendet werden, die nur aus Kräutern besteht. Die Gräser wandern mit der Zeit von allein wieder ein oder generieren sich aus verbliebenen Rhizomen oder Diasporen. Speziell in artenarme, gräserdominierte Wiesen können – abhängig von der Nährstoffversorgung und der Diasporenverfügbarkeit – auch spontan v.a. ein- und zweijährige Arten einwandern. Auf mageren Standorten handelt es sich z.B. um Dianthus carthusianorum, Armeria maritima, Campanula patula, Leontodon hispidus oder Plantago media; auf nährstoffreicheren Standorten z.B. Leontodon autumnalis, Heracleum sphondylium, Crepis biennis oder Tragopogon pratense. Aufwertung von bereits bestehenden, spontan etablierten Ruderalfluren und artenarmen, gräserdominierten Wiesen Auf Stadtumbauflächen können sich durch g Sukzession in kurzer Zeit dichte und hochwüchsige Staudenfluren entwickeln. Eine ähnliche Vegetationsentwicklung ist auch dann zu beobachten, wenn nach Herrichtung der Flächen die Ansaat der angestrebten Vegetationsbestände unterbleibt. Ähnlich wie bei artenarmen Vielschnittrasen existieren auch für die Aufwertung von aus mehrjährigen Arten aufgebauten Ruderalfluren bislang nur wenige Handlungsempfehlungen für die Praxis. Etablierung standortangepasster Vegetationsbestände Grundsätzlich können durch Initialmaßnahmen – wie z.B. Aushagerung – über eine 2- bis 3-malige Mahd mit Beräumung des Mahdgutes über 2 bis 3 Jahre und parallel durchgeführte Bodenverwundungen durch z.B. eggen, grubbern oder schlegeln flächig offene Bodenstellen geschaffen werden, auf denen Zielarten etabliert werden können. Fräsen ist nur bei skelettarmen Vegetationsschichten zielführend. Die Kombination mit einer Einarbeitung von g mageren, sandigen Substraten kann zwar die Etablierungschancen der Zielarten erhöhen, ist aber sehr kostenaufwändig. Um jedoch z.B. eine Klettenflur umzuwandeln, ist ein flächiger Bodenaustausch bis in 30 cm Tiefe unumgänglich! Als Alternative bleibt nur, die Akzeptanz der hochwüchsigen Klettenarten als Vogel- oder Schmetterlingsnährpflanze zu fördern g Öffentlichkeitsarbeit, g Sukzession. Die Aussaat von zwar ebenfalls konkurrenzstarken, aber attraktiven Stauden sollte ab Mitte August bei feuchtkühler Witterung (Niederschlagsprognose um 2...5l, Temperaturen um 20°C) erfolgen. Eine Frühjahrsansaat sollte ab Anfang März mit Beginn der Vegetationsperiode bis spätestens Anfang April erfolgen. Da in den Frühjahrsmonaten jedoch häufig längere Trockenperioden auftreten, ist eine Aussaat in diesem Zeitraum weniger Erfolg versprechend. Auf g schwach schluffigen Sanden können Hochstaudenfluren trocken-warmer Standorte für eine Einsaat in Erwägung gezogen werden, wie z.B.: Saponaria officinalis, Malva moschata, Reseda luteola, R. lutea, Verbascum densiflorum, V. lychnitis, Carduus nutans, Onobrychis viciifolia, Anthriscus sylvestris, Tanacetum corymbosum, Campanula trachelium, Prunella vulgaris, Silene dioica, Hypericum maculatum, Rumex acetosa, Pimpinella major, Agrimonia eupatoria, Crepis biennis, Leucanthemum vulgare, Centaurea jacea, Cichorium intybus, Knautia arvensis, Galium album, Achillea millefolium oder Hypericum perforatum. In jedem Fall ist eine nachfolgende Entwicklungspflege über 2 – 3 Jahre abzusichern. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist ein an die Zielarten angepasstes Mahdregime. Durch eine frühe Mahd – z.B. Ende Mai – können konkurrenzstarke Ruderalarten, wie z.B. Solidago canadensis, erfolgreich zurückgedrängt werden. in vorhandene Vegetation
39 THEMENKOMPLEx 4 Bereich an der Altener Straße vor Aufwertung, Rodebilleviertel Dessau-Roßlau, Juni 2010. Bereich an der Altener Straße nach Aufwertung, Rodebilleviertel Dessau-Roßlau, August 2011. Etablierung durch Ansaat Ansaat in vorhandene Vegetation (Forts.) w Schwierigkeiten Der Erfolg bei nachträglich aufgewerteten Mehrschnittrasen oder Hochstaudenfluren stellt sich nur langsam ein und ist demzufolge schwierig zu kommunizieren. Eine erfolgreiche Etablierung von Gehölzen (wie z.B. Rosen oder Weißdorn) über Aussaat in bereits bestehende, dichtwüchsige Vegetationsbestände ist infolge des starken Konkurrenzdruckes kaum Erfolg versprechend. In diesem Fall sollten Gehölze über g Pflanzung etabliert werden. Bei Dominanzbeständen von Wurzelausläufer bildenden Arten (z.B. Agropyron repens, Aegopodium podagraria, Potentilla reptans), die sich über Sukzession etabliert haben, sind bodeneingreifende Initialmaßnahmen mit schneidenden Geräten (Scheibenegge) nicht zielführend, grubbern ist unter dieser Voraussetzung besser geeeignet. Die Umwandlung von Mehrschnittrasen zu g kräuter- reichen Wiesenbeständen ist kostenaufwändig! Um kurzfristig Veränderungen zu erreichen, muss eventuell die gesamte Rasensode abgeschoben werden, um die Durchwurzelung mit unerwünschten, starkwüchsigen ausläuferbildenden Arten zu unterbinden. Etablierung standortangepasster Vegetationsbestände Weiterführende Informationen KüHn, n. (2000): Spontane Pflanzen für urbane Freiflächen. Garten + Landschaft 4/2000: 11-14. roSentHal, g. & Hölzel, n. (2009): Renaturierung von Feuchtgrünland, Auengrünland und mesophilem Grünland. In: wiegleB, g. & zerBe S. (Hrsg.) Renaturierung von Ökosystemen in Mitteleuropa. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 283-316. in vorhandene Vegetation (2)
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