PRAXISEMPFEHLUNGEN für eine standortangepasste - Station C23
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THEMENKOMPLEx 4<br />
Artenreiche Hochstaudensukzession auf der<br />
Rodebillefläche in Dessau-Roßlau.<br />
Frühes Sukzessionsstadium auf der ehemaligen<br />
Bäckereifläche Taubenstraße in Dessau-Roßlau.<br />
43 Etablierung durch Sukzession<br />
Vegetationsentwicklung über Sukzession<br />
Die Entwicklung von großen Stadtumbauflächen über Sukzession<br />
gewinnt zunehmend an Bedeutung und wird auch<br />
als kostengünstige Alternative zur aufwändigen Entwicklung<br />
und Erhaltung von Grünflächen diskutiert (matHey &<br />
rinK 2008). Die spontane Etablierung von Gehölzen kann<br />
– z.B. auch zur Entwicklung von Stadtwäldern – ausgenutzt<br />
werden. Darüber hinaus bieten Sukzessionsflächen infolge<br />
der Strukturvielfalt und des hohen Blütenreichtums im<br />
innerstädtischen Bereich ein breites Lebensraumspektrum<br />
<strong>für</strong> Tagfalter und weitere Artengruppen, wie Heuschrecken,<br />
Zikaden, Laufkäfer oder Vögel.<br />
w Auf Sukzessionsflächen kann durch die Dominanz<br />
von Arten wie z.B. Klette, Beifuß oder Kanadische Goldrute<br />
(s. Abb. oben) schnell ein „verwahrlost“ wirkender Eindruck<br />
entstehen (rinK 2008). Sukzessionsprozesse auf Stadtumbauflächen<br />
werden deshalb meistens nur akzeptiert,<br />
solange Vegetationsbestände durch auffällig blühende<br />
„Wiesen“arten, wie z.B. Wilde Möhre (Abb. unten) geprägt<br />
sind oder ein grundlegendes Ordnungsschema erkennbar<br />
ist (dettmar 2002). Minimale gestalterische Eingriffe können<br />
deshalb <strong>eine</strong> ästhetische und physische Aneignung<br />
erleichtern (vgl. SloBoda 2007, ScHemel 2010):<br />
Z Durch den konsequenten Erhalt von g Pflegerändern<br />
– sowohl im Außenbereich der Fläche als auch entlang<br />
von Wegen, die die Sukzessionsfläche durchqueren – ist<br />
die Fläche auch weiterhin nutzbar. Außerdem wird auf<br />
diese Weise der Eindruck vermieden, dass die Fläche<br />
von der Stadt bzw. dem Eigentümer aufgegeben wurde.<br />
Z Insbesondere auf größeren Flächen kann unter Berücksichtigung<br />
ihrer stadträumlichen Lage gezielt <strong>eine</strong><br />
g Zonierung in Pflegeflächen und Sukzessionsflächen<br />
umgesetzt werden.<br />
Z Durch Kombination von spontaner Gehölzsukzession<br />
mit gezielten g Gehölzpflanzungen kann <strong>eine</strong> ästhetische<br />
Raumbildung erzielt werden.<br />
Z Das regelmäßige Absammeln von Müll reduziert maßgeblich<br />
den Eindruck von Verwahrlosung.<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
Z Regelmäßige g Informationsveranstaltungen können<br />
<strong>eine</strong>n wesentlichen Beitrag zum Verständnis von Sukzession<br />
als Entwicklungsmaßnahmen leisten.<br />
Z Sukzessionsbestände können schon auf kl<strong>eine</strong>r Fläche<br />
große Struktur- und Artenvielfalt bieten. Diese Rahmenbedingungen<br />
können auf einfache Weise in die Umweltbildung<br />
„vor der Haustür“ integriert werden.<br />
Weiterführende Informationen<br />
dettmar, J. (2002): Alternative Wildnis.<br />
Garten + Landschaft. 5/2002: 15-17.<br />
ScHemel, H.-J. (2010): Natur als Spielraum. In: BLfU<br />
(Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Umwelt: Natur in der Stadt –<br />
Impulse <strong>für</strong> die Zukunft, Tagungsband.<br />
SloBodda, S. (2007): Naturschutz im Klimawandel – Entwicklungen<br />
und Anforderungen im Siedlungsbereich.<br />
Workshop E 5 „Kommunen im Klimawandel – Aktuelle<br />
Anforderungen an die Entwicklung von Gemeinden“.<br />
www.smul.sachsen.de/umwelt/klima/17976.htm.<br />
(Zugriff 02.10.2010).<br />
matHey, J. & rinK, d. (2008): Stadtumbau und Frei-<br />
flächenqualität - Zur Frage der Freiflächenentwicklung in<br />
perforierten Städten. conturec 3: 69- 80.<br />
rinK, d. (2008): Wildnis oder Ersatznatur? Soziale<br />
Wahrnehmungen und Vorstellungen von Stadtnatur.<br />
In: Rehberg, K.S. (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft.<br />
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Soziologie in Kassel 2006.<br />
Campus, Frankfurt am Main, S. 489-505.