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PRAXISEMPFEHLUNGEN für eine standortangepasste - Station C23

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Standort Vegetationsbild Substrat<br />

Etablierung Pflege Öffentlichkeit<br />

<strong>PRAXISEMPFEHLUNGEN</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>standortangepasste</strong><br />

Vegetationsetablierung auf Stadtumbauflächen<br />

im Ergebnis des Forschungsprojekts<br />

„Dünen, Heiden, Trockenrasen – Standortangepasste Freiflächenentwicklung am Modellbeispiel der Stadt Dessau-Roßlau“<br />

Projektleitung: Hochschule Anhalt, Bernburg<br />

Projektpartner: <strong>Station</strong> <strong>C23</strong> – Büro <strong>für</strong> Architektur, Landschaftsarchitektur<br />

und Städtebau, Leipzig<br />

Matthias Stolle – Wildpflanzenvermehrung und -handel, Halle/S.<br />

Büro <strong>für</strong> Siedlungserneuerung, Dessau-Rosslau<br />

Kooperationspartner: Stadt Dessau-Rosslau, Dezernat VI – Wirtschaft und Stadtentwicklung<br />

Dessauer Wohnungsbaugesellschaft mbH<br />

Bearbeitungszeitraum: Februar 2010 – Oktober 2011<br />

gefördert durch


2<br />

PROJEKT<br />

Neu entstandene artenreiche Wiese am Andes-Gelände,<br />

Dessau-Roßlau. Zuvor befand sich hier ein Industriestandort.<br />

HINTERGRUND UND ZIELSTELLUNG<br />

Hintergrund und Ziel des Forschungsprojekts<br />

Angesichts zurückgehender Bevölkerungszahlen und<br />

dem damit verbundenen Abriss von Gebäudekomplexen<br />

sowie Entsiegelungsmaßnahmen im innerstädtischen<br />

Bereich stehen Kommunen und Wohnungsbauunternehmen<br />

vor der Aufgabe, das Potenzial der neu<br />

entstehenden Freiflächen nachhaltig zu entwickeln:<br />

Z Die Freiflächen sollen trotz begrenzten Pflegebudgets<br />

ästhetisch ansprechend gestaltet werden sowie vielfältig<br />

nutzbar sein.<br />

Z Stadtumbauflächen sollen <strong>eine</strong>n Beitrag zur Gliederung<br />

und Strukturierung des städtischen Umfeldes<br />

leisten.<br />

Z Das ökologische Potenzial der oft sehr großräumigen<br />

Stadtumbauflächen soll optimal <strong>für</strong> den<br />

Erhalt und die Entwicklung von Lebensräumen<br />

<strong>für</strong> Pflanzen und Tieren bzw. zur Etablierung<br />

von Verbundstrukturen ausgenutzt werden.<br />

Z Die Stadtumbauflächen sollen eigenständig oder<br />

auch in Kombination mit wohngebietsnahen Grünflächen<br />

wichtige stadtklimatische Funktionen – auch<br />

unter Berücksichtigung des prognostizierten<br />

Klimawandels – übernehmen. Dazu zählen beispielsweise<br />

die Verbesserung von Abkühlungseffekten<br />

(Kalt- und Frischluftentstehung, Minimierung von<br />

Aufheizeffekten durch Bepflanzung) und der Verbund<br />

von Kalt- und Frischluftschneisen. Insbesondere<br />

Offenlandflächen haben ebenfalls Bedeutung<br />

<strong>für</strong> die Grundwasserneubildung. In Abhängigkeit<br />

vom Gehölzbestand dienen sie auch als Schattenspender<br />

und übernehmen Windschutz.<br />

In dem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt<br />

(DBU) geförderten Projekt „Dünen, Heiden, Trockenrasen<br />

... Neue Vegetationsbilder <strong>für</strong> städtische Freiflächen“<br />

wurden am Modellbeispiel der Stadt Dessau-<br />

Roßlau übertragbare Anpassungsstrategien <strong>für</strong> <strong>eine</strong><br />

nachhaltige Entwicklung von Stadtumbauflächen unter<br />

Berücksichtigung von extremen bzw. extremer<br />

werdenden Standort- und Klimabedingungen formuliert<br />

und umgesetzt.<br />

Stadtumbauflächen sind überwiegend durch anthropogen<br />

stark überprägte und sehr heterogene Substrate<br />

gekennzeichnet. Die Standortansprache solcher<br />

Substrate gestaltet sich in der Praxis schwierig. Als<br />

Grundlage <strong>für</strong> weitere Begrünungsmaßnahmen wurden<br />

deshalb – neben der Erprobung und Ausarbeitung von<br />

aufwandsarmen Methoden zur Standortansprache im<br />

Gelände – übertragbare Ansätze <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Substratcharakterisierung<br />

auf Stadtumbauflächen erarbeitet.<br />

Darauf aufbauend wurden <strong>standortangepasste</strong>, von<br />

Kräutern und Gräsern geprägte Vegetationsbilder<br />

formuliert.<br />

Die Etablierung der Vegetationsbestände erfolgt<br />

über Ansaaten mit gebietsheimischem Saatgut<br />

in Kombination mit ansprechenden Gestaltungsmaßnahmen.<br />

Durch konsequente Berücksichtigung<br />

der aktuellen Standortbedingungen wird <strong>eine</strong>rseits<br />

die Grundlage <strong>für</strong> <strong>eine</strong> kosteneffiziente Entwicklung<br />

der angestrebten Vegetationsbilder gelegt,<br />

andererseits kann auf diese Weise auch langfristig<br />

<strong>eine</strong> kosteneffiziente Pflege sichergestellt und somit<br />

ein Beitrag zur nachhaltigen Qualifizierung städtischer<br />

Freiräume geleistet werden.<br />

Parallel wurden während des Projektzeitraums öffentlichkeitswirksame<br />

Maßnahmen entwickelt und<br />

umgesetzt, um sowohl die Bevölkerung in den Planungsprozess<br />

zu integrieren, aber auch die noch neuen<br />

Vegetationsbilder zu erklären und nachhaltig<br />

im Bewusstsein zu verankern.


3<br />

PRAxISEMPFEHLUNGEN<br />

Zielstellung und Aufbau der Praxisempfehlungen<br />

Mit den vorliegenden Praxisempfehlungen werden Vorschläge<br />

<strong>für</strong> die Etablierung und Pflege von <strong>standortangepasste</strong>n<br />

Vegetationsbeständen in <strong>eine</strong>r übersichtlichen<br />

Form zusammengeführt. Damit soll dem Anwender in der<br />

Praxis (z.B. Stadtverwaltungen, Wohnungsbauunternehmen,<br />

Planer, Garten- und Landschaftsbaubetriebe, Flächeneigentümer)<br />

<strong>eine</strong> Hilfestellung gegeben werden, um die Potentiale<br />

von Stadtumbauflächen nachhaltig auszunutzen.<br />

Die Praxisempfehlungen unterstützen als „Wegweiser“ die<br />

Orientierung innerhalb der unterschiedlichen Möglichkeiten<br />

<strong>eine</strong>r <strong>standortangepasste</strong>n Vegetationsetablierung auf<br />

Stadtumbauflächen unter Berücksichtigung folgender<br />

umsetzungsrelevanter Fragen:<br />

Z Wie kann <strong>eine</strong> Einschätzung und Charakterisierung der<br />

vorhandenen Standortverhältnisse vorgenommen werden?<br />

Z Wie können magere Standorte erhalten bzw. gezielt<br />

hergestellt werden, um langfristig den Pflegeaufwand<br />

zu begrenzen?<br />

Z Wie erfolgt die Auswahl bzw. Zusammenstellung von<br />

Ansaatmischungen <strong>für</strong> die Etablierung von standort-<br />

angepassten Wiesenbeständen?<br />

Z Wie erfolgt die Etablierung von Gehölzen unter<br />

schwierigeren Standortbedingungen?<br />

Z Wie kann der Umfang und Inhalt effizienter Fertigstellungs-<br />

und Entwicklungspflege festgelegt werden?<br />

Z Wie kann die Bevölkerung in den Planungs- und<br />

Umsetzungsprozess einbezogen werden?<br />

Viele der vorgestellten Maßnahmen gehören noch nicht oder<br />

nicht in dieser Weise zum „Standardrepertoire“ von Gartenund<br />

Landschaftsbauunternehmen. Es werden deshalb auch<br />

konkrete Hinweise gegeben, welche Aspekte bei der Planung<br />

und Umsetzung der jeweiligen Maßnahmen besonders zu<br />

berücksichtigen sind.<br />

Auf Schwierigkeiten wird mit dem Symbol w hingewiesen.<br />

Auf <strong>eine</strong> detaillierte Erläuterung allgem<strong>eine</strong>r Anforderungen<br />

oder bereits häufig praktizierten Maßnahmen (z.B. LAGA-<br />

Zertifizierung, Regio-Saatgut, Perennemix ® ) wurde bewusst<br />

verzichtet. An den entsprechenden Stellen erfolgt jedoch ein<br />

Verweis auf weiterführende Informationen.<br />

AUFBAU<br />

Das vorliegende Material ist in sechs Themenkomplexe<br />

gegliedert, die zum raschen Auffinden farbig markiert<br />

sind.<br />

Themenkomplex 1<br />

Standort<br />

gibt <strong>eine</strong>n Überblick über methodische Grundlagen zur<br />

Standortcharakterisierung. Sofern möglich, werden Hinweise<br />

auf bodenkundliche Verfahren gegeben, die auch<br />

auf Stadtumbauflächen vergleichsweise einfach eingesetzt<br />

werden können. Anschließend werden verschiedene<br />

Substratgruppen in Hinblick auf ihre Eigenschaften<br />

charakterisiert. Die Klassifizierung in die Susbtrattypen<br />

ist bewusst grob gehalten, um <strong>eine</strong> Einordnung<br />

auch ohne aufwändige Analysen zu ermöglichen.<br />

Themenkomplex 2<br />

Auswahl <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />

vermittelt <strong>eine</strong>n Überblick über Vegetationsbilder, die<br />

unter Berücksichtigung der Substrateigenschaften zur<br />

Entwicklung von Stadtumbauflächen geeignet sind. In<br />

diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass<br />

weitere Standortbedingungen, wie z.B. großräumige<br />

klimatische Verhältnisse (v.a. Niederschlag), Exposition,<br />

Beschattung, Schadstoff-, Nährstoffeintrag oder Grundwasserflurabstand<br />

die Möglichkeiten zur Vegetationsetablierung<br />

in verschiedene Richtungen beeinflussen<br />

können.<br />

Themenkomplex 3<br />

Substrateinsatz in der Praxis<br />

umfasst Informationen und Hinweise zur gezielten<br />

Standortvorbereitung, wobei neben der Vegetationsetablierung<br />

v.a. auch Voraussetzungen <strong>für</strong> <strong>eine</strong> kosteneffiziente<br />

Pflege der Stadtumbauflächen berücksichtigt<br />

werden.<br />

Themenkomplex 4<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r<br />

Vegetationsbestände<br />

beschreibt verschiedene Maßnahmen zur Etablierung<br />

<strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände über Ansaat,<br />

Pflanzung und Sukzession.<br />

Themenkomplex 5<br />

Pflege <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

zeigt Möglichkeiten <strong>eine</strong>r kosteneffizienten (langfristigen)<br />

Pflege auf. Dabei wurde u.a. Wert darauf gelegt,<br />

die Bedeutung <strong>eine</strong>r fachlich fundierten Entwicklungspflege<br />

herauszuarbeiten.<br />

Themenkomplex 6<br />

Vermittlung innovativer Vegetationsbilder<br />

zeigt verschiedene Möglichkeiten, um die zunächst<br />

noch ungewohnten Vegetationsbilder in der breiten<br />

Öffentlichkeit zu vermitteln und positiv zu verankern.<br />

Die Themenkomplexe ihrerseits enthalten verschiedene<br />

Maßnahmebaust<strong>eine</strong>, mit denen die wichtigsten Aspekte<br />

<strong>eine</strong>r <strong>standortangepasste</strong>n Vegetationsetablierung<br />

übersichtlich abgedeckt und beschrieben werden.<br />

Jeder Maßnahmebaustein umfasst <strong>eine</strong> prägnante<br />

Kurzbeschreibung, in der auch der Bezug zu den<br />

Ergebnissen des Förderprojektes hergestellt wird.<br />

Interne Verlinkungen ermöglichen <strong>eine</strong>n raschen<br />

Zugriff auf verwandte Themenkomplexe bzw. Baust<strong>eine</strong>.<br />

Auf sie wird mit g hingewiesen. Mit dem Befehl<br />

„Gehe zu“ + „vorherige Ansicht“ des Acrobat-Reader<br />

kann zur zuvor betrachteten Seite zurückgekehrt werden.<br />

Das „Home“-Symbol auf jeder Seite ermöglicht<br />

den Rückgriff auf das Inhaltsverzeichnis.<br />

Weiterführende Informationen (z.B. Literaturangaben,<br />

Links zum www oder weitere Projektbeispiele) sowie<br />

Abbildungen vervollständigen die Ausführungen.<br />

Die Maßnahmebaust<strong>eine</strong> sind so aufgebaut und<br />

verlinkt, dass es der Anwenderin / dem Anwender<br />

möglich ist, sich entsprechend der vorherrschenden<br />

Standortbedingungen und Entwicklungsziele ergänzende<br />

und aufeinander aufbauende Maßnahmen zu<br />

Maßnahmebündeln zusammenzustellen.<br />

Der vollständige Abschlussbericht zum Forschungsprojekt<br />

„Dünen, Heiden, Trockenrasen – Standortangepasste<br />

Freiflächenentwicklung am Modellbeispiel<br />

der Stadt Dessau-Roßlau“ kann unter www.stationc23.<br />

de/PROJEKT/files/dokumente/Dateiname.pdf heruntergeladen<br />

werden.


4<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Inhalte der Themenkomplexe<br />

THEMENKOMPLEX 1:<br />

Standort<br />

Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />

Korngrößenanalyse 8<br />

Nährstoffversorgung<br />

Wasserspeicherkapazität und -leitfähigkeit<br />

Differenzierung von fünf verschiedenen Substratgruppen<br />

Substratgruppe 1 – Schotter- oder kiesreiche Sande<br />

Substratgruppe 1s – Sonderfall Recyclingmaterial<br />

Substratgruppe 2 – R<strong>eine</strong> Sande<br />

Substratgruppe 3 – Schwach schluffige Sande<br />

Substratgruppe 4 – Mittel schluffige Sande<br />

Substratgruppe 5 – Lehm<br />

THEMENKOMPLExE<br />

7ff. THEMENKOMPLEX 2:<br />

Auswahl <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />

15ff.<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

13<br />

14<br />

14<br />

Gräser- und kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />

Pionierfluren auf Kies oder Schotter<br />

Sandmagerrasen<br />

Halbtrocken- und Magerrasen<br />

Glatthaferwiesen<br />

Hochstaudenfluren trocken-warmer Standorte<br />

Hochstaudenfluren frischer, nährstoffreicher Standorte<br />

Wiesen wechselfeuchter Standorte<br />

Gehölze<br />

Trockengebüsche<br />

Gebüsche mesophiler Standorte<br />

Einzelbäume, Baumreihen, flächige Baumgruppen<br />

Sukzessionsbestände<br />

Wiesen- und Gehölzsukzessionen<br />

THEMENKOMPLEX 3:<br />

Substrateinsatz in der Praxis<br />

Bodenbearbeitung<br />

Herstellung der Mahdfähigkeit<br />

Substratverwendung<br />

Optimierung der Vegetationsschicht<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25/26<br />

27<br />

29ff.<br />

30<br />

31/32


5<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Inhalte der Themenkomplexe<br />

THEMENKOMPLEX 4:<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r<br />

Vegetationsbestände<br />

Verdunstungsschutz und -reduzierung<br />

Verwendung von Mulchmaterial<br />

THEMENKOMPLExE<br />

33ff. THEMENKOMPLEX 5:<br />

Pflege <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

47ff.<br />

Etablierung über Ansaaten Pflegeextensive Gestaltung<br />

Regiosaatgut<br />

34/35<br />

Kosteneffiziente Folgepflege<br />

Gehölzansaat<br />

Ansaat in vorhandene Vegetation<br />

Nutzung von artenreichen Spenderflächen<br />

Etablierung über Pflanzung<br />

Initialpflanzung von Gräsern und Stauden<br />

Pflanzung von Gehölzen<br />

Etablierung über Sukzession<br />

Integration von Sukzessionsbeständen<br />

36/37<br />

38/39<br />

40<br />

41<br />

42<br />

43<br />

44/45<br />

Großmaschinelle Pflege<br />

Absicherung der dauerhaften Pflege<br />

Langfristige Pflegeverträge<br />

THEMENKOMPLEX 6:<br />

Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung<br />

innovativer Vegetationsbilder<br />

Inhalte der Öffentlichkeitsarbeit<br />

Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit<br />

Zielgruppen<br />

Zeitpunkte<br />

Beispiele<br />

Beispiel Information: Spaziergänge, Beteiligung: Bonituren<br />

Beispiel Einbindung: Nutzung durch Patenschaften<br />

ANHANG<br />

Quellenverzeichnis<br />

Artenlisten <strong>für</strong> Ansaatmischungen<br />

48<br />

49<br />

50<br />

51ff.<br />

52<br />

53<br />

54<br />

55<br />

56<br />

58<br />

60ff.


7<br />

THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />

Standorte im Stadtumbau<br />

Die Standortbedingungen auf Stadtumbauflächen<br />

unterscheiden sich – ähnlich wie alle Stadtböden,<br />

die durch verschiedene menschliche Nutzungen über<br />

sehr lange Zeiträume geprägt sind – erheblich von den<br />

Böden des Umlandes. Infolge von mehrfachen<br />

Substratauf- oder -abträgen sind urbane Böden<br />

häufig durch hohe Stein-, Kies- oder Grusgehalte<br />

ausgewiesen. Ebenso weisen viele Standorte infolge<br />

von Bauschutt- oder Ascheresten höhere Carbonatgehalte<br />

und demzufolge auch höhere pH-Werte auf.<br />

Zudem sind Substrate auf Stadtumbauflächen durch<br />

<strong>eine</strong> hohe räumliche Heterogenität charakterisiert.<br />

Dies liegt <strong>eine</strong>rseits darin begründet, dass sich die<br />

ehemalige Bebauung auch nach dem Abriss in den<br />

Standortbedingungen widerspiegelt: So liegen z.B.<br />

verfüllte Kellerbereiche neben ehemaligen Vorgärten<br />

oder durch Befahren stark verdichtete Straßen.<br />

Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />

Andererseits resultiert aus dem Abrissgeschehen<br />

selbst (Verdichtung durch Maschinen, Auftrag von<br />

Oberboden mit unterschiedlicher Qualität und in<br />

verschiedener Mächtigkeit, Beimengung von<br />

Bauschutt aus unterschiedlichen Abrissmaterialien)<br />

<strong>eine</strong> hohe räumliche Inhomogenität.<br />

Demzufolge sind insbesondere auf Stadtumbauflächen<br />

die aktuellen Bodenverhältnisse ohne weitergehende<br />

Recherche (ehemalige Bebauung, Abrisshistorie) oder<br />

weitergehende bodenkundliche Analysen nur schwer<br />

einzuschätzen.<br />

Da die Substrateigenschaften bzw. die Eigenschaften<br />

des bereits aufgebrachten Oberbodens jedoch<br />

auf die Vegetationszusammensetzung und demzufolge<br />

auch auf den Pflegeaufwand bzw. den ästhetischen<br />

Eindruck entscheidenden Einfluss nehmen,<br />

ist <strong>für</strong> die Entwicklung von <strong>standortangepasste</strong>n<br />

Vegetations- und Pflegekonzepten <strong>eine</strong> einfache<br />

bodenkundliche Charakterisierung erforderlich.<br />

In diesem Zusammenhang sollten vor allem die<br />

Kenngrößen <strong>für</strong> die Parameter Korngrößenverteilung,<br />

Wasserleitfähigkeit und Wasserspeicherkapazität<br />

ermittelt werden. Nährstoffgehalte können zusätzlich<br />

über chemische Analysen bestimmt werden.<br />

Die nachfolgend vorgestellten Analyseverfahren werden<br />

von jedem zertifizierten Bodenlabor standardmäßig<br />

durchgeführt. Im Verhältnis zum gesamten Abrissgeschehen<br />

fallen hier<strong>für</strong> nur geringe Kosten an.<br />

Aufbauend auf diesen Ergebnissen können jedoch<br />

nachhaltig gesicherte und begründete<br />

Entwicklungskonzepte abgeleitet werden.


8<br />

THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />

Siebmaschine und Teile des Standardsatz Edelstahlsiebe<br />

mit verschiedener Maschenweite.<br />

Massenanteil in %<br />

100,00<br />

90,00<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

5<br />

4<br />

3<br />

Korngrößen in mm<br />

0,063 0,125 0,25 0,5 1 2 4 8 16 31,5 63<br />

Schlämmkorn Sandkorn Kieskorn<br />

Körnungslinien einzelner Bodenproben aus den Substratgruppen:<br />

1A - grau – stark grusiger r<strong>eine</strong>r Sand, 1B - braun – stark grusiger,<br />

schwach schluffiger Sand , 2 - gelb – r<strong>eine</strong>r Sand, 3 - grün – schwach<br />

schluffiger Sand, 4 - violett - mittel schluffiger Sand, 5 - blau - Lehm.<br />

Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />

2<br />

1B<br />

1A<br />

Korngrößenverteilung<br />

Die Ermittlung der Korngrößenverteilung <strong>eine</strong>s Bodens<br />

oder Substrates ist ein wichtiges Instrument zur Beurteilung<br />

bodenphysikalischer Kenngrößen, die Rückschlüsse<br />

auf den Wasserhaushalt ermöglichen.<br />

Durch Differenzierung in die verschiedenen Korngrößenfraktionen<br />

(Ton – Schluff – Sand – Kies – St<strong>eine</strong>) können<br />

die folgenden Parameter nach Bodenkundlicher Kartieranleitung<br />

(KA 5, 2005) geschätzt werden:<br />

Z nutzbare Feldkapazität (unter Berücksichtigung von<br />

Korrekturfaktoren auf Basis des Humus- und Grob-<br />

bodenanteils der Proben)<br />

Z Wasserspeicherkapazität und Wasserleitfähigkeit<br />

Z Verdichtungsneigung auf Basis der<br />

Ungleichförmigkeitszahl<br />

Die Korngrößenverteilung wird nach DIN 18123 standardmäßig<br />

durch Siebung über <strong>eine</strong>n Satz mit Sieben verschiedener<br />

Maschenweite voneinander getrennt (s. Abb.) und<br />

Nährstoffversorgung<br />

Neben der Bodenart und dem Wasserhaushalt spielt die<br />

Nährstoffverfügbarkeit <strong>eine</strong> entscheidende Rolle <strong>für</strong> die<br />

Etablierung und weitere Entwicklung von Vegetationsbeständen<br />

auf Stadtumbauflächen.<br />

Zur Einschätzung der Nährstoffversorgung wird <strong>eine</strong> Analyse<br />

der Hauptnährstoffe Gesamtstickstoff (N ), Gesamtkoh-<br />

t<br />

lenstoff (C ), pflanzenverfügbares Phosphat (P) und Kalium<br />

t<br />

(K) durchgeführt. Dazu wird <strong>eine</strong> Mischprobe (10 Einstiche<br />

mit dem Pürckhauer-Bohrstock) aus <strong>eine</strong>r Tiefe von 10 cm<br />

aus <strong>eine</strong>m Umkreis von 2 bis 3 m entnommen. Die Nährstoffgehalte<br />

können von <strong>eine</strong>m zertifizierten Labor ermittelt<br />

werden.<br />

Zudem sollte, insbesondere bei höheren Bauschuttanteilen,<br />

der pH-Wert sowie der Carbonatgehalt ermittelt werden.<br />

Letzterer ist vonnöten, um den Gehalt an organischer<br />

Substanz aus dem Gesamtkohlenstoffgehalt ableiten zu<br />

können.<br />

deren Massen nach Trocknung bei 105°C ermittelt. Nach<br />

Umrechnung in Massenprozent (M-%) und Aufsummierung<br />

werden die Ergebnisse tabellarisch oder in <strong>eine</strong>r Körnungslinie<br />

dargestellt (s. Abb.).<br />

Die Massenanteile


9<br />

THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />

Doppelzylinder-Infiltrometer nach DIN 19682, Teil 7.<br />

Doppelzylinder-Infiltrometer im Gelände zur Ermittlung<br />

der Wasserleitfähigkeit, Dessau-Roßlau, April 2010.<br />

Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />

Wasserspeicherkapazität / Wasserleitfähigkeit<br />

Die Beschreibung des Wasserhaushaltes anhand der Parameter<br />

Wasserspeicherkapazität und Wasserleitfähigkeit ist<br />

<strong>eine</strong> wesentliche Grundlage zur Bewertung der Standortverhältnisse<br />

<strong>für</strong> die Etablierung von <strong>standortangepasste</strong>n<br />

Vegetationsbeständen auf Stadtumbauflächen.<br />

Mit der Wasserspeicherkapazität wird das Vermögen des<br />

Bodens beschrieben, Wasser gegen die Schwerkraft zu<br />

halten und pflanzenverfügbar zu speichern. Ausschlaggebend<br />

<strong>für</strong> die Wasserspeicherkapazität ist der Anteil an<br />

engen Grobporen und Mittelporen am Gesamtporenvolumen.<br />

Sie ist somit von der Bodenart abhängig.<br />

Die Wasserleitfähigkeit beschreibt die Geschwindigkeit, mit<br />

der sich Wasser im Boden bewegt. Bodenart und Porengrößenverteilung<br />

– die wiederum in enger Beziehung zur<br />

Lagerungsdichte steht – sowie der Feuchtezustand des<br />

Bodens beeinflussen diesen Parameter. Die Ableitung der<br />

gesättigten Wasserleitfähigkeit kann entweder indirekt erfolgen<br />

– z.B. durch Berechnung aus der Korngrößen-verteilung,<br />

Abschätzung nach der Bodenkundlichen Kartieranleitung<br />

– oder direkt über Labor- und Feldmethoden ermittelt<br />

werden.<br />

Bestimmung der Wasserspeicherkapazität (WKmax)<br />

Da die Feststellung der Porengrößenverteilung sehr aufwändig<br />

ist, kann die Abschätzung der Wasserspeicherkapazität<br />

nach den Vorgaben der Dachbegrünungsrichtlinie<br />

(FLL 2008) an gestörten Proben im Labor erfolgen.<br />

Dazu ist die Entnahme <strong>eine</strong>s etwa 30x30x10 cm großen<br />

Bodenstücks erforderlich. Da bei maximaler Wasserspeicherkapazität<br />

auch weite Grobporen teilweise mit Wasser<br />

gefüllt sind, die mit zunehmender Bodentrockenheit rasch<br />

entwässern, sollte bei der Beurteilung der Wasserspeicherkapazität<br />

des Standortes die nutzbare Feldkapazität (s. unten)<br />

mit betrachtet werden.<br />

Abschätzung der nutzbaren Feldkapazität (nFK)<br />

Die nutzbare Feldkapazität stellt das pflanzenverfügbare<br />

Wasser dar und kann in Abhängigkeit von Bodenart und<br />

Trockenrohdichte nach der Bodenkundlichen Kartieranleitung<br />

(KA 5, Tab. 70), korrigiert mit dem Grobbodenanteil<br />

(Korngrößen > 2mm) des Bodens, ermittelt werden.<br />

Ableitung der gesättigten Wasserleitfähigkeit anhand der<br />

Korngrößenverteilung<br />

Bei nichtbindigen Böden kann die Wasserleitfähigkeitkeit<br />

aus den Anteilen der Körnungsanalyse nach Hazen oder<br />

Beyer abgeschätzt werden. Der Faktor d x gibt dabei den<br />

Korndurchmesser an, bei dem in der Körnungslinie (Abb.<br />

siehe Korngrößenverteilung) die jeweiligen Masseprozente<br />

(M%) erreicht sind, z.B. d 10 als Schnittpunkt der Körnungslinie<br />

bei 10 M%.<br />

Bestimmung der gesättigten Wasserleitfähigkeit kf<br />

im Gelände<br />

Im Gelände kann die Wasserleitfähigkeit über den Doppelring-Infiltrometerversuch<br />

nach DIN 19682-7 bestimmt werden<br />

(s. Abb.). Dieser Ansatz weist <strong>eine</strong> höhere Genauigkeit<br />

auf, da er am ungestörten Bodenprofil durchgeführt wird<br />

und somit Randeffekte, wie Lagerungsdichte, Horizont-<br />

folge und Sekundärporen mit erfasst. Dieses Verfahren<br />

sollte dann angewendet werden, wenn Verdichtungen<br />

auf der Fläche zu erwarten sind, die an der gestörten<br />

Probe nicht erfasst werden können. Die Bestimmung<br />

findet im wassergesättigten Boden statt, wodurch ein<br />

erheblicher Aufwand und Wasserbedarf im Gelände ent-<br />

stehen kann. Optimal ist diese Bestimmung daher nach starken<br />

Regenfällen.<br />

Wasserspeicherkapazität / Wasserleitfähigkeit


10<br />

THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />

Auf der Basis von detaillierten bodenkundlichen<br />

Untersuchungen von 56 Probenahmestellen auf<br />

unterschiedlichen Stadtumbauflächen wurden<br />

anhand der Parameter<br />

ZZg Korngrößenverteilung<br />

ZZg Wasserspeicherkapazität<br />

ZZg Nährstoffgehalt (P)<br />

fünf verschiedene Substratgruppen unterschieden<br />

(Tab. 1 und Abb. S. 8 - Körnungslinien), die in den<br />

folgenden Maßnahmebaust<strong>eine</strong>n ausführlicher<br />

vorgestellt werden.<br />

Für die Bezeichnung der Bodenart bzw. Einteilung in<br />

Substratgruppen (Bodenarten) erfolgte zunächst <strong>eine</strong><br />

Untergliederung in Grobboden (Kornfraktionen > 2mm,<br />

= Skelettanteil) und Feinboden (Kornfraktionen < 2mm).<br />

Nach Bodenkundlicher Kartieranleitung KA 5<br />

(Sponagel 2005) wurden kantige Grobkornfraktionen<br />

(z.B. Recyclingprodukte, Bauschutt) als Grus,<br />

gerundete als Kies bezeichnet.<br />

Zur Definition der Feinbodenart wurde der Schlämmkornanteil<br />

(Ton- und Schlufffraktion) auf 100 Prozent Feinboden<br />

bezogen ermittelt (= Schlämmkornanteil am Feinboden).<br />

Die Benen nung der Bodenart erfolgte in Anlehnung an<br />

Tab. 30 der KA 5 (Sponagel, 2005).<br />

Für die Klassifizierung der Substratgruppen wurde von<br />

den Nährstoffgehalten bislang ausschließlich pflanzenverfügbares<br />

Phosphat (P) verwendet, da diesem Parameter<br />

das größte Differenzierungspotenzial zukommt.<br />

Ausgehend von diesen Substratgruppen können<br />

weitergehende Praxisempfehlungenen, z.B. <strong>für</strong> die<br />

Auswahl von<br />

ZZg Ansaatmischungen (<strong>für</strong> Vegetationstypen nach Tab. 2),<br />

ZZg Mulchverfahren oder weitere<br />

Z Maßnahmen zur g Bodenvorbereitung<br />

abgeleitet werden.<br />

Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />

Differenzierung von fünf Substratgruppen<br />

Tabelle 1: Differenzierung der fünf verschiedenen Substratgruppen (SG).<br />

Es bedeuten: Wk max = Wasserspeicherkapazität; P = pflanzenverfügbares Phosphat<br />

SG Bezeichnung (Bodenart) Grobbodenanteil<br />

(> 2 mm) M-%<br />

Tabelle 2: Empfehlung <strong>für</strong> die Auswahl der g Vegetationsbilder<br />

SG Vegetationstyp Pflegeintervall<br />

1B; 4B g Pionierfluren auf Sand oder Schotter unregelmäßig, nach Aufwuchs<br />

2 g Sandmagerrasen unregelmäßig, nach Aufwuchs<br />

3A g Halbtrockenrasen, trockene Glatthaferwiesen einschürig<br />

3A; 3B (Trockene) Mesophile g Glatthaferwiesen<br />

g Hochstaudenfluren trocken-warmer Standorte<br />

g Gebüsche trockenwarmer Standorte<br />

4; 5 g Mesophile Glatthaferwiesen<br />

g Wechselfeuchte Wiesen<br />

g Hochstaudenfluren frischer, nährstoffreicher<br />

Standorte<br />

g Gebüsche mesophiler Standorte<br />

Schlämmkornanteil<br />

(< 0,063 mm)<br />

M-% am Feinboden<br />

ein- bis zweischürig, nach Aufwuchs (witterungsbedingt)<br />

unregelmäßig<br />

unregelmäßig, auf-den-Stock-setzen<br />

ein- bis zweischürig, nach Aufwuchs (witterungsbedingt)<br />

ein- bis zweischürig, nach Aufwuchs (witterungsbedingt)<br />

unregelmäßig<br />

unregelmäßig, auf-den-Stock-setzen<br />

Wk max<br />

(V-%)<br />

1A g stark grusiger (kiesiger) r<strong>eine</strong>r Sand > 40 < 10 < 30<br />

1B g stark grusiger (kiesiger) schwach<br />

schluffiger Sand<br />

> 40 10 bis 30 < 30<br />

2 g r<strong>eine</strong>r Sand < 40 < 10 ~ 30<br />

3A g schwach schluffiger Sand<br />

mit geringem Nährstoffgehalt<br />

3B g schwach schluffiger Sand<br />

mit höherem Nährstoffgehalt<br />

P<br />

(mg/100g)<br />

< 40 10 bis 30 > 30 ≤ 4<br />

< 40 10 bis 30 > 30 > 4<br />

4 g mittel schluffiger Sand < 40 30 bis 50 > 30<br />

5 g Lehm > 50 > 30<br />

Substratgruppen


11<br />

THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />

Naturnahe Schotterfläche: NSG Feuersteinfelder auf Rügen.<br />

Vorbereitetes Kiessubstrat <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Perennemix-Pflanzung.<br />

Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />

Substratgruppe 1 – Schotter- oder kiesreiche Sande<br />

Schotter- oder Kiesreiche Sande sind durch <strong>eine</strong>n hohen<br />

Anteil der Korngrößenfraktionen >2mm (Grobboden)<br />

gekennzeichnet. Kantige Grobbodenfraktionen werden<br />

nach Bodenkundlicher Kartieranleitung (KA 5) als Grus<br />

bezeichnet, gerundete Grobbodenfraktionen als Kies. Der<br />

hohe Grobbodenanteil bedingt <strong>eine</strong> sehr geringe Wasserspeicherkapazität<br />

und <strong>eine</strong> extrem hohe Wasserleitfähigkeit.<br />

Diese Eigenschaften können auf Stadtumbauflächen gezielt<br />

eingesetzt werden, um durch die damit verbundene<br />

verzögerte Vegetationsentwicklung auch langfristig <strong>eine</strong><br />

g Reduzierung der Pflegekosten zu erreichen. Dabei wird<br />

nach dem Abriss auf dem Gelände anstehendes Grobmaterial<br />

nach g Herstellung der Mahdfähigkeit direkt<br />

begrünt oder als Vegetationsschicht aufgebracht. Voraussetzung<br />

ist, dass diese Schicht aus Grobmaterial ausreichend<br />

mächtig ist (mindestens 30-50 cm über nährstoffreicherem<br />

Ausgangsmaterial).<br />

Je nach regionaler Verfügbarkeit können sowohl silikatische<br />

(z.B. Porphyr, Granit) als auch basische (z.B. Kalkschotter,<br />

g Recycling-Material) Substrate vorhanden sein<br />

bzw. Verwendung finden, was bei der Auswahl der Artenzusammensetzung<br />

in den Ansaatmischungen zu berücksichtigen<br />

ist.<br />

Entsprechend des jeweiligen Sandanteils können zwei<br />

Untergruppen (1A, 1B) unterschieden werden:<br />

1A stark grusiger (kiesiger) r<strong>eine</strong>r Sand<br />

Z > 40 M% der Kornfraktionen sind > 2 mm (Grobboden)<br />

Z < 10 M% Schlämmkornanteil (< 0,063 mm)<br />

am Feinboden<br />

Z < 30 Vol% max. Wasserspeicherkapazität (WK max )<br />

1B stark grusiger (kiesiger) schwach schluffiger Sand<br />

Z > 40 M% der Kornfraktionen sind > 2 mm (Grobboden)<br />

Z 10 bis 30 M% Schlämmkornanteil (< 0,063 mm)<br />

am Feinboden<br />

Z < 30 Vol% max. Wasserspeicherkapazität (WK max )<br />

Der höhere Schlämmkornanteil in der Gruppe 1B bedingt<br />

<strong>eine</strong> tendenziell höhere Wasserspeicherkapazität, wodurch<br />

gegenüber Substrattyp 1A etwas günstigere Wachstumsbedingungen<br />

<strong>für</strong> Ansaaten zu erwarten sind. Langfristig ist<br />

jedoch auch hier mit <strong>eine</strong>r eher schütteren Vegetationsbedeckung<br />

zu rechnen, die mit geringem Aufwand zu<br />

pflegen ist.<br />

Substrate der Gruppe 1A können z.B. als g Mulchschicht<br />

bei g Gehölzansaaten oder g Staudenmischpflanzungen<br />

(z.B. Perennemix) verwendet werden. Des weiteren können<br />

diese Substrate zur Gestaltung bzw. Strukturierung von<br />

Stadtumbauflächen, z.B. bei der Anlage von Wegebeziehungen,<br />

eingesetzt werden.<br />

Substrate der Gruppe 1B können v.a. zur Etablierung von<br />

g Pionierfluren eingesetzt werden.<br />

Substratgruppe 1: Schotter/ Kies


12<br />

THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />

Einsatz von Recycling-Material im Stadtumbau<br />

Dessau-Roßlau, hier in der Heidestraße.<br />

Bauschuttflächen im Rodebilleviertel Dessau-<br />

Roßlau nach Abschluss der Abrissarbeiten.<br />

Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />

Substratgruppe 1s • Sonderfall Recyclingmaterial<br />

Vor dem Hintergrund, dass bei Abrissarbeiten unmittelbar<br />

vor Ort größere Mengen an grusig-sandigen Substraten<br />

anfallen, resultiert die Überlegung, Recyclingmaterial <strong>für</strong> die<br />

Gestaltung der jeweiligen Stadtumbaufläche einzusetzen.<br />

w Entsprechend den Vorgaben der Länderarbeitsgemeinschaft<br />

Abfall (LAGA - M20, Stand 2004) darf jedoch<br />

nur nicht-mineralisches Z0-Material als Vegetationsschicht<br />

verwendet werden. Ein Einbau von mineralischen Stoffen<br />

als durchwurzelbares Substrat ist hingegen, selbst wenn<br />

die Werte <strong>eine</strong>n eingeschränkten offenen Einbau (Z1.1)<br />

erfüllen, nicht zulässig.<br />

Damit entfällt gegenwärtig die Option, Recyclingmaterial<br />

gezielt als Substrat auf Stadtumbauflächen in Sachsen-<br />

Anhalt zu verwenden. Sofern diese Option trotzdem geprüft<br />

wird oder Ausnahmegenehmigungen möglich sind, ist zu<br />

berücksichtigen, dass die Körnungen je nach Vorbehandlung<br />

sehr unterschiedlich ausfallen können. Des Weiteren<br />

zeichnet sich Bauschutt zwar überwiegend durch geringe<br />

Nährstoffgehalte aus. Je nach Ausgangsmaterial können<br />

<strong>für</strong> einzelne Nährstoffe, z.B. Kalium, aber auch höhere<br />

Werte auftreten. Entsprechende Substratinhomogenitäten<br />

können sich auch später in der Vegetationszusammensetzung<br />

widerspiegeln.<br />

Beton-Recyclingmaterial<br />

Der pH-Wert kann bei frisch gebrochenem Material über<br />

11 liegen, durch Carbonatisierung nach wenigen Monaten<br />

allerdings auf Werte zwischen 8 und 9 fallen. Durch Nachlieferungsprozesse<br />

aus dem Material bleibt der pH-Wert<br />

dennoch über sehr lange Zeit auf hohem Niveau und kann<br />

sogar zeitweilig wieder ansteigen (KarnutH 2003). Die Besiedlung<br />

<strong>eine</strong>s solchen extremen Standorts durch Pflanzen<br />

(g Pionierfluren) erfolgt deshalb in der Regel nur sehr<br />

zögerlich, jedoch konnte bei entsprechendem Diasporenangebot<br />

auch <strong>eine</strong> rasche Besiedlung mit Pappeln und<br />

Weiden beobachtet werden.<br />

Ziegel-Recyclingmaterial<br />

Der pH-Wert liegt überwiegend im Bereich von 8 bis 9,<br />

kann jedoch je nach Anteil von Mörtelresten höher ausfallen.<br />

Infolge der besseren Wasserspeicherkapazität – begünstigt<br />

durch rasche Verwitterungserscheinungen und<br />

Porosität des Materials (insbesondere bei hohen Anteilen<br />

an „weichgebrannten“ Hintermauerziegeln) – können<br />

auf Ziegel-Bauschutt lückige und niedrigwüchsige Vegetationsbestände<br />

aus Ansaatmischungen etabliert werden,<br />

die in ihrer Artenzusammensetzung g Pionierfluren auf<br />

grusigem Material ähnlich sind.<br />

Weiterführende Informationen<br />

Baumgärtel, T., Heyer D. & Vogt, N. (2009): Erdbautechnische<br />

Eignung und Klassifikation von Böden mit Fremdbestandteilen<br />

und von Bauschutt. Forschung Straßenbau<br />

und Straßenverkehrstechnik, Heft 1020, 110 S.<br />

grecH, H., oliVa, J., ScHeiBengraf, m. & angerer, t. (2002):<br />

Recyclingbaustoffe. Regelung der Umweltverträglichkeit.<br />

Endbericht erstellt im Auftrag des Bundesministeriums <strong>für</strong><br />

Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.<br />

Wien, Umweltbundesamt, 130 S.<br />

KarnutH, M. (2003): Verhalten von Recyclingmaterial<br />

in der Umwelt: Labor und Feldversuche.<br />

Dissertation Universität Mainz, 243 S.<br />

laga (länderarBeitSgemeinScHaft aBfall, 2004): Anforderungen<br />

an die stoffliche Verwertung von mineralischen<br />

Abfällen, Teil II: Technische Regeln <strong>für</strong> die Verwertung<br />

1.2 Bodenmaterial (TR Boden) Stand: 05.11.2004.<br />

RCL Management GmbH im Auftrag d. BRB, BÜV und<br />

GRB (Hrsg., 2004): Baustoff-Recycling am Scheideweg –<br />

Kreislaufwirtschaft am Ende? Bundeskongress<br />

BAUSTOFF-RECYCLING 2004. RC·news. 02/2004: 4-27.<br />

Substratgruppe 1: Sonderfall Bauschutt, Recyclingmaterial


THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />

R<strong>eine</strong>r Sand als Oberboden auf dem Gelände der ehemaligen<br />

Fleischerei Taubenstraße, Dessau-Roßlau, März 2010.<br />

Schwach schluffiger Sand als Oberbodenandeckung<br />

auf der Andes-Fläche Dessau-Roßlau.<br />

Substratgruppe 2 – R<strong>eine</strong> Sande<br />

R<strong>eine</strong> Sande weisen, ähnlich wie Kiese und Schotter, nur<br />

<strong>eine</strong>n geringen Anteil an Schlämmkorn auf, sind jedoch im<br />

Vergleich zu Kiesen und Schotter durch <strong>eine</strong>n geringeren<br />

Anteil an Kornfraktionen > 2mm gekennzeichnet:<br />

Z < 40 M% der Kornfraktionen sind > 2 mm (Grobboden)<br />

Z < 10 M% Schlämmkornanteil (< 0,063 mm)<br />

am Feinboden<br />

Z ca. 30 Vol% max. Wasserspeicherkapazität (WK max )<br />

Infolge des hohen Sandanteils sind die lockeren Substrate<br />

durch <strong>eine</strong> sehr hohe Wasserleitfähigkeit und geringe Wasserspeicherkapazität<br />

gekennzeichnet. Des weiteren zeichnen<br />

sich sandige Substrate überwiegend durch geringe<br />

Nährstoffgehalte aus.<br />

Substratgruppe 3 – Schwach schluffige Sande<br />

Die in dieser Gruppe zusammengefassten Substrate sind<br />

im Vergleich zu kies- und schotterreichen Sanden sowie<br />

r<strong>eine</strong>n Sanden durch <strong>eine</strong>n höheren Schlämmkornanteil<br />

und demzufolge durch hohe bis sehr hohe Wasserleitfähigkeiten<br />

und mittlere Wasserspeicherkapazitäten ausgewiesen.<br />

Unter Berücksichtigung des Nährstoffgehalts (pflanzenverfügbarer<br />

Phosphorgehalt P) können zwei<br />

Untergruppen differenziert werden:<br />

3A: schwach schluffiger Sand mit geringem pflanzenverfügbarem<br />

Phosphorgehalt<br />

Z < 40 M% der Kornfraktionen sind > 2 mm (Grobboden)<br />

Z 10 bis 30 M% Schlämmkornanteil ( 30 Vol% max. Wasserspeicherkapazität (WK max )<br />

Z P-Gehalt 2 mm (Grobboden)<br />

Z 10 bis 30 M% Schlämmkornanteil ( 30 Vol% max. Wasserspeicherkapazität (WK max )<br />

Z P-Gehalt > 4 mg/100 g Boden<br />

Infolge der besseren Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit<br />

eignen sich diese Substrate zur Etablierung von dichter<br />

schließenden, artenreichen g Halbtrocken- und Magerrasen,<br />

g Glatthaferwiesen des trockeneren Flügels sowie<br />

von g Hochstaudenfluren trockenwarmer Standorte.<br />

Ebenso lassen sich auf diesen Substraten g Gebüsche<br />

trockenwarmer Standorte anlegen.<br />

13 Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />

Substratgruppe 2 und 3: R<strong>eine</strong> Sande und Schwach schluffige Sande


14<br />

THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />

Körnungsbereich der Substratgruppe 3 – schwach schluffige Sande<br />

Körnungsbereich der Substratgruppe 4 – mittel schluffige Sande<br />

Körnungsbereich der Substratgruppe 5 – Lehm<br />

Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />

Substratgruppe 4 – Mittel schluffige Sande<br />

Die in dieser Gruppe zusammengefassten Substrate zeichnen<br />

sich durch <strong>eine</strong>n höheren Schlämmkornanteil aus. Sofern<br />

k<strong>eine</strong> Verdichtungen auf der Fläche auftreten, sind die<br />

Substrate durch <strong>eine</strong> mittlere bis hohe Wasserleitfähigkeit<br />

und -speicherkapazität gekennzeichnet.<br />

Z < 40 M% der Kornfraktionen sind > 2 mm (Grobboden)<br />

Z 30 bis 50 M% Schlämmkornanteil (< 0,063 mm)<br />

am Feinboden<br />

Z > 30 Vol% max. Wasserspeicherkapazität (WK max )<br />

Substratgruppe 5 – Lehm<br />

Die in dieser Gruppe zusammengefassten Substrate<br />

zeichnen sich durch <strong>eine</strong>n hohen Schlämmkornanteil und<br />

demzufolge durch <strong>eine</strong> nur geringe Wasserleitfähigkeit aus.<br />

Z < 40 M% der Kornfraktionen sind > 2 mm (Grobboden)<br />

Z > 50 M% Schlämmkornanteil (< 0,063 mm)<br />

am Feinboden<br />

Z > 30 Vol% max. Wasserspeicherkapazität (WK max )<br />

Infolge der zumeist günstigen Wasser- und Nährstoffversorgung<br />

können auf mittel schluffigen Sanden g mesophile<br />

Wiesen mit unterschiedlicher Artenzusammensetzung<br />

und auch g Hochstaudenfluren frischer, nährstoffreicher<br />

Standorte über Ansaaten etabliert werden. Jedoch ist nach<br />

Herstellung der Fläche <strong>eine</strong> sehr zeitnahe Aussaat notwendig,<br />

um den Konkurrenzdruck unerwünschter Arten zu reduzieren.<br />

Gleichfalls lassen sich auf diesem Substrat g mesophile<br />

Gebüsche und g Bäume mit <strong>eine</strong>m breiten Artenspektrum<br />

anlegen.<br />

w Insbesondere bei falschem Einbau weisen diese<br />

Substrate – ebenso wie schluffige Sande – <strong>eine</strong> höhere<br />

Verdichtungsgefährdung auf, so dass es in niederschlagsreichen<br />

Perioden zu Staunässe bis hin zu Pfützenbildung<br />

kommen kann. Aus diesem Grund wird im folgenden <strong>eine</strong><br />

Verwendung von Substraten mit diesen Eigenschaften zur<br />

Vegetationsetablierung auf Stadtumbauflächen nicht in<br />

Erwägung gezogen.<br />

Substratgruppe 4 und 5: Mittel schluffige Sande und Lehm


THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />

Auswahl <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />

Die Begrünung von Abrissflächen im Stadtumbau<br />

(z.B. als „Ordnungsmaßnahme“ der Stadtsanierung)<br />

beschränkt sich häufig auf <strong>eine</strong>n Auftrag von Oberboden<br />

nach DIN 18916 als Vegetationsschicht und die<br />

Einsaat <strong>eine</strong>r Regelsaatmischung (RSM) bzw. <strong>eine</strong>r<br />

(ergänzenden) Pflanzung von (Zier-) Gehölzen aus<br />

Baumschulen, deren Provinienz oftmals nicht mit dem<br />

Standort kompatibel ist. Damit entstehen überwiegend<br />

einheitliche, verhältnismäßig artenarme und gräserdominierte<br />

Flächen. Sie müssen normalerweise 5- bis<br />

6-mal jährlich gemäht werden, in trockenen Frühjahrsund<br />

Sommerperioden unterliegen sie aber zunehmend<br />

klimatischem Stress durch Trockenheit und Hitze.<br />

Infolgedessen zeigen sie höhere Ausfallerscheinungen<br />

und werden unansehnlich.<br />

Die Entwicklung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

ist deshalb sowohl aus ästhetischen und<br />

ökologischen Gründen, aber auch besonders im<br />

Hinblick auf die Reduzierung späterer Pflegeeingriffe<br />

von Bedeutung. Das auf der jeweiligen Fläche aktuell<br />

vorhandene Substrat und die Exposition sollten deshalb<br />

stets ein wichtiges Auswahlkriterium möglicher<br />

Vegetationsbilder <strong>für</strong> die Fläche sein.<br />

15 Standortangepasste Vegetationsbilder<br />

Darüber hinaus sind <strong>für</strong> die Auswahl der Vegetationsbilder<br />

und der Artenzusammensetzung immer auch<br />

die Lage und Nutzungsanforderungen der Fläche im<br />

städtischen Kontext zu berücksichtigen.<br />

Die im Folgenden empfohlenen Vegetationsbilder<br />

unterscheiden sich deutlich von den bislang im<br />

städtischen Raum gewohnten Freiflächentypen wie<br />

Scherrasen, Staudenbeet, Sommerblumenpflanzung<br />

oder Gehölzinsel. Sie repräsentieren vielmehr offene<br />

und kräuterreiche Wiesenflächen verschiedener Ausprägung,<br />

wie sie natürlicherweise auf nährstoffärmeren<br />

oder sogar extremen, meist südexponierten Standorten<br />

vorkommen (Pionierfluren, Trockenrasen, Magerrasen,<br />

Glatthaferwiesen).<br />

Mit <strong>standortangepasste</strong>n Vegetationstypen können<br />

interessante Blühaspekte sowie Strukturbildung erzielt<br />

werden und die Wahrnehmung des jahreszeitlichen<br />

Wandels geschieht viel eingänglicher, als es mittels<br />

der herkömmlich verwendeten artenarmen und gräserdominierten<br />

Rasenmischungen im städtischen Raum<br />

möglich ist. Infolge des hohen Kräuteranteils ergeben<br />

sich über die gesamte Vegetationsperiode<br />

verschiedene Blühaspekte.<br />

Auch nach der Mahd, die – falls erforderlich – überwiegend<br />

in der zweiten Juli- bzw. ersten Augusthälfte durchgeführt<br />

wird, kommt es häufig zu <strong>eine</strong>m zweiten Blühaspekt im<br />

Spätsommer. Gestalterisch können neben den Blüten auch<br />

Blattstrukturen und Wuchshöhen zur Akzentuierung eingesetzt<br />

werden. Neben den Standortfaktoren wie Boden<br />

und Klima beeinflusst die Mahd die Artenzusammensetzung<br />

und entscheidet über den Rhythmus von Wachstum, Blüte,<br />

Fruchtbildung und Samenreife.<br />

Hochstaudenfluren oder Gehölzformationen können gezielt<br />

als gestalterische Ergänzungselemente eingesetzt werden.<br />

Durch höheren Wuchs, Fruchtbehang oder Laubfarben<br />

tragen sie zur Strukturierung der Flächen bei.<br />

Bilder <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationstypen sind bisher im<br />

städtischen Raum noch sehr ungewöhnlich. Die folgenden<br />

Praxisempfehlungen sollen deshalb motivieren, mit diesen<br />

Vegetationsbildern auch unter gestalterischen Gesichtspunkten<br />

zu experimentieren und städtische Freiräume zu<br />

entwickeln.


16<br />

THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />

Felsgrusflur auf grusigem Substrat, Truppenübungsplatz Baumholder.<br />

Pionierflur auf Porphyrschotter auf der<br />

Kraftwerkswiese in Dessau-Roßlau.<br />

Gräser- bzw. kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />

Pionierfluren auf Kies oder Schotter<br />

Standort in der freien Landschaft<br />

Durch flachgründige und grusige Substrate gekennzeichnete<br />

Felsbänder, oft in wärmebegünstigter Südexposition.<br />

Sekundär sind entsprechende Pionierfluren auch auf Dächern,<br />

Mauerkronen oder Schotterflächen zu finden.<br />

Erscheinungsbild<br />

Sehr lückige Pionierrasen, die durch ausdauernde und<br />

wasserspeichernde oder starke Austrocknung ertragende<br />

und zumeist niedrigwüchsige Arten ausgewiesen sind.<br />

Sowohl der Deckungsgrad als auch die Artenzusammensetzung<br />

variiert in Abhängigkeit vom geologischen Ausgangsgestein<br />

(silikatisch, basisch) sowie vom F<strong>eine</strong>rdeanteil.<br />

Die Vegetationsstruktur wird durch eher f<strong>eine</strong> Laubstrukturen<br />

geprägt, höherwüchsige oder großblättrige Arten setzen<br />

punktuelle Akzente.<br />

Artenspektrum<br />

Pionierfluren sind auf silikatischem Ausgangsgestein z.B.<br />

durch Sedum acre, Thymus serpyllum, Rumex acetosella,<br />

Festuca cinerea und Agrostis capillaris; auf basisch verwitterndem<br />

Ausgangsgestein z.B. durch Bupleurum falcatum,<br />

Alyssum alyssoides , Carlina vulgaris, Seseli hippomarathtrum,<br />

Teucrium chamaedrys und Melica ciliata ausgewiesen.<br />

Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />

Entsprechende Substrate entstehen kleinflächig nach<br />

Abrissarbeiten, sofern schotter- oder kiesreiche Substrate<br />

die Fläche prägen und auf <strong>eine</strong>n g Oberbodenauftrag<br />

verzichtet wird. Sie lassen sich großflächig jedoch auch<br />

durch <strong>eine</strong> Andeckung mit kiesigen Sanden (g Substratgruppe<br />

1) herstellen.<br />

Etablierung<br />

Pionierfluren können auf g Substratgruppe 1A (stark kiesiger<br />

r<strong>eine</strong>r Sand) oder g Substratgruppe 1B (stark kiesiger<br />

schwach schluffiger Sand) etabliert werden (g Ansaat). Es<br />

können sowohl silikatische als auch basische Ausgangssubstrate<br />

verwendet werden.<br />

Strukturbildner <strong>für</strong> Ansaatmischungen<br />

Insbesondere auf silikatischem Substrat (stark kiesige<br />

schwach schluffige Sande) können v.a. verschiedene<br />

Mauerpfeffer-Arten (Sedum sp.) in Kombination mit z.B.<br />

Jasione montana, Dianthus carthusianorum, Scabiosa<br />

canescens, Asperula cynanchica oder Festuca pallens<br />

und Koeleria macrantha als Strukturbildner eingesetzt<br />

werden.<br />

Als weitere Arten eignen sich z.B. Hieracium pilosella,<br />

Arenaria serpyllifolia, Euphorbia cyparissias, Echium<br />

vulgare oder Anthericum liliago und Campanula rotundifolia.<br />

Auf basischem Substrat können z.B. Teucrium chamaedrys,<br />

Globularia punctata, Thymus pulegioides, Bupleurum<br />

falcatum, Melica ciliata, Poa badensis und Alyssum<br />

alyssoides oder A. montanum verwendet werden.<br />

Pflege<br />

Pionierfluren erfordern infolge der geringen Nährstoffverfügbarkeit<br />

und Wasserspeicherkapazität <strong>eine</strong>n nur<br />

geringen g Pflegeaufwand. Je nach Aufwuchs ist <strong>eine</strong><br />

einmalige Mahd mit <strong>eine</strong>r Schnitthöhe von ca. 10 cm in<br />

mehrjährigem Abstand, z.B. im August oder September<br />

erforderlich, wobei im Idealfall das Mahdgut auf der Fläche<br />

verbleiben kann.<br />

Weiterführende Informationen<br />

Anhang: g Artenliste Pionierfluren auf Kies und Schotter<br />

trockene Standorte: Pionierfluren auf Kies oder Schotter


17<br />

THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />

Sandmagerrasen am natürlichen Standort, Preußnitz im Fläming.<br />

Spontan etablierter Sandmagerrasen auf r<strong>eine</strong>m<br />

Sand, Rodebilleviertel in Dessau-Roßlau.<br />

Gräser- bzw. kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />

Sandmagerrasen (saure Substrate)<br />

Standort in der freien Landschaft<br />

Sandmagerrasen sind typisch <strong>für</strong> durchlässige, nährstoffund<br />

basenarme Lockersandböden. Entsprechende Standortbedingungen<br />

finden sich z.B. auf Dünen oder anthropogenen<br />

Ersatzstandorten (Braunkohletagebaue; Kies- bzw.<br />

Sandgruben). Auch auf stärker festgelegten Sanderflächen,<br />

wie z.B. in Brandenburg oder im Oberrheingebiet,<br />

sind Sandmagerrasen in verschiedenen Ausprägungen<br />

anzutreffen.<br />

Erscheinungsbild<br />

Die zumeist schüttere Vegetationsdecke ist durch niedrigwüchsige<br />

Gräser und Kräuter gekennzeichnet. Infolge des<br />

hohen Anteils an auffällig blühenden Kräutern kann jedoch<br />

ein hoher ästhetischer Wert über <strong>eine</strong>n längeren Zeitraum<br />

in der Vegetationsperiode erreicht werden.<br />

Artenspektrum<br />

Charakteristische Arten der Sandmagerrasen sind Gräser,<br />

wie z.B. Corynephorus canescens, Carex arenaria und<br />

Vulpia myuros oder Kräuter wie z.B. Teesdalia nudicaulis,<br />

Spergula morisonii, Jasione montana, Helichrysum arenarium,<br />

Filago minima, Thymus serpyllum.<br />

Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />

Geeignete Standorte entstehen meist nur kleinflächig nach<br />

Abrissarbeiten, sofern kein g Oberboden aufgetragen<br />

wird. Sie können großflächig jedoch durch Andeckung mit<br />

nährstoffarmen g Sanden hergestellt werden.<br />

Etablierung<br />

Auf g Substratgruppe 2 (r<strong>eine</strong>r Sand) können g Regiosaatmischungen<br />

mit strukturbildenden Gräsern wie z.B.<br />

Agrostis capillaris, Corynephorus canescens, Festuca brevipila,<br />

F. ovina in Kombination mit bunt blühenden Arten<br />

wie z.B. Anthyllis vulneraria, Armeria maritima, Centaurea<br />

stoebe, Dianthus armeria, D. carthusianorum, D. deltoides,<br />

Helichrysum arenarium, Lychnis viscaria, Rumex acetosella,<br />

Potentilla argentea, Verbascum nigrum oder Jasione<br />

montana Verwendung finden (g Ansaat).<br />

w Um <strong>eine</strong> Etablierung von entweder konkurrenzkräftigen,<br />

aber anspruchslosen Arten wie z.B. Quecke oder<br />

Land-Reitgras oder von einjährigen Ruderalarten zu minimieren,<br />

sollten die Ansaaten unmittelbar nach Herstellung<br />

der Flächen ausgebracht werden.<br />

Pflege<br />

Auf Grund der geringen Nährstoffverfügbarkeit und<br />

Wasserspeicherkapazität weisen die entsprechenden<br />

Flächen <strong>eine</strong>n nur geringen Aufwuchs auf, woraus ein<br />

g geringer Pflegeaufwand, z.B. einmalige Mahd im August,<br />

resultiert. Allerdings ist infolge der fehlenden Standort-<br />

dynamik (k<strong>eine</strong> bzw. nur sehr geringe Substratverlagerung)<br />

auf städtischen Brachflächen längerfristig <strong>eine</strong> Zunahme<br />

von Arten der g Halbtrockenrasen bzw. trockenen Glatthaferwiesen<br />

zu erwarten, sofern entsprechende Diasporenquellen<br />

in der Umgebung vorhanden sind.<br />

Weiterführende Informationen<br />

Anhang: g Artenliste Sandmagerrasen<br />

trockene Standorte: Sandmagerrasen


18<br />

THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />

Halbtrockenrasen am natürlichen Standort,<br />

NSG Lunzberge bei Halle/Saale.<br />

Halbtrockenrasen am Andes-Turm<br />

in Dessau-Roßlau.<br />

Gräser- bzw. kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />

Halbtrockenrasen und Magerrasen auf trockenen, basenreicheren Standorten<br />

Standort in der freien Landschaft<br />

Halbtrockenrasen besiedeln basenhaltige, aber magere,<br />

flach- bis mittelgründige Böden, die z.T. <strong>eine</strong> Lössüberdeckung<br />

aufweisen. Im Gegensatz zu den Pionierfluren<br />

und Sandmagerrasen weisen sie <strong>eine</strong>n ausgeglicheneren<br />

g Wasserhaushalt auf, sind jedoch durch geringere<br />

g Nährstoffgehalte als die Glatthaferwiesen gekennzeichnet.<br />

Insbesondere auf ebenen Flächen oder bei<br />

besserer Wasserspeicherkapazität können sich auch<br />

Übergänge zu Glatthaferwiesen trockenwarmer Standorte<br />

herausbilden.<br />

Erscheinungsbild<br />

Die artenreichen Halbtrockenrasen weisen <strong>eine</strong>n vollständigen<br />

Bestandesschluss auf, wobei v.a. die Oberschicht<br />

durch Gräser geprägt sein kann. Infolge der zahlreichen<br />

krautigen, allerdings häufig niedrigwüchsigen und konkurrenzschwächeren<br />

Arten, vermitteln sie über die gesamte<br />

Vegetationsperiode interessante Blühaspekte.<br />

Artenspektrum<br />

Zu den charakteristischen Arten dieser Vegetationsbestände<br />

zählen z.B. Bromus erectus, Brachypodium pinnatum,<br />

Festuca rupicola, Koeleria pyramidata, Galium verum, Euphorbia<br />

cyparissias, Dianthus carthusianorum, Sanguisorba<br />

minor, Fragaria viridis, Plantago media, Anthyllis vulneraria<br />

oder Centaurea scabiosa.<br />

Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />

Geeignete Standorte <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Etablierung von Halbtrockenrasen<br />

sollten magere und durchlässige, aber etwas basenhaltige<br />

Substrate aufweisen. Insbesondere zur auch längerfristigen<br />

Förderung der konkurrenzschwächeren Arten ist<br />

z.T. g kein Oberbodenauftrag erforderlich, um geeignete<br />

Etablierungsbedingungen bereitzustellen.<br />

Etablierung<br />

Für Standorte, die der g Substratgruppe 3A (schwach<br />

schluffige Sande mit geringem Nährstoffgehalt) zugeordnet<br />

werden können, eignen sich g Ansaatmischungen, in<br />

denen Arten der Halbtrockenrasen mit Arten der trockenen<br />

Glatthaferwiesen kombiniert werden, wie z.B.: Poa angustifolia,<br />

Agrostis capillaris, Helictotrichon pratensis, Festuca<br />

rupicola, Agrimonia eupatoria, Eryngium campestre, Falcaria<br />

vulgaris, Verbascum nigrum, V. densiflorum , Anthyllis<br />

vulneraria, Centaurea scabiosa, Daucus carota, Dianthus<br />

carthusianorum, Echium vulgare, Euphorbia cyparissias,<br />

Plantago media, Scabiosa ochroleuca, Reseda lutea, R.<br />

luteola, Salvia nemorosa, S. pratensis oder Sanguisorba<br />

minor.<br />

w Um <strong>eine</strong> Etablierung von konkurrenzkräftigen Arten –<br />

wie z.B. Quecke oder Land-Reitgras – oder von einjährigen<br />

Ruderalarten zu minimieren, sollten die Ansaaten unmittelbar<br />

nach Herstellung der Flächen ausgebracht werden.<br />

Pflege<br />

Für die Folgepflege ist <strong>eine</strong> einmalige Mahd Ende Juli bis<br />

Anfang August mit <strong>eine</strong>r Schnitthöhe von ca. 10 cm und<br />

Abtransport des Mahdgutes geeignet. Demzufolge erfordern<br />

die Bestände <strong>eine</strong>n g geringen Pflegeaufwand.<br />

Weiterführende Informationen<br />

Anhang: g Artenliste Halbtrockenrasen<br />

trockene Standorte: Halbtrockenrasen und Magerrasen


19<br />

THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />

Artenreiche Glatthaferwiese, Truppenübungsplatz Baumholder.<br />

Artenreiche Glatthaferwiese in der Quellendorfer<br />

Straße, Dessau-Roßlau.<br />

Gräser- bzw. kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />

Glatthaferwiesen auf mesophilen Standorten<br />

Standort in der freien Landschaft<br />

Glatthaferwiesen sind typisch <strong>für</strong> mittlere Wasser- und<br />

Nährstoffverhältnisse. Während auf mageren und etwas<br />

durchlässigeren Substraten Übergänge zu Halbtrockenrasen<br />

möglich sind, treten auf wechselfeuchten Standorten<br />

auch vermehrt Feuchtezeiger auf.<br />

Erscheinungsbild<br />

Von Gräsern und bunt blühenden Kräutern geprägter Wiesenbestand<br />

mit dicht schließender, mehrstufiger Vegetation.<br />

Die mageren und artenreichen Wiesen werden traditionell<br />

zweimal im Jahr gemäht. Sie sind infolge von Umbruch,<br />

Grasansaat oder Überdüngung jedoch stark zurückgegangen.<br />

Artenspektrum<br />

Typisch ausgebildete Bestände weisen <strong>eine</strong> hohe Artenvielfalt<br />

auf. Dazu zählen z.B. Arrhenatherum elatior, Alopecurus<br />

pratensis, Poa pratensis, Daucus carota, Leucanthemum<br />

vulgare, Galium mollugo, Knautia arvensis, Lathyrus<br />

pratensis, Trifolium pratense, Tragopogon pratensis, Vicia<br />

sepium, Crepis biennis oder Campanula patula.<br />

Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />

Geeignete Standorte sind auf Stadtumbauflächen relativ<br />

häufig vorhanden und können durch Auftrag mit entsprechendem<br />

g Oberboden leicht hergestellt werden.<br />

Meist werden auf Flächen mit diesen Standorteigenschaften<br />

jedoch gräserdominierte Mehrschnittrasen per Regelsaatgutmischung<br />

angelegt. Bunt blühende Wiesen sind im<br />

städtischen Raum deshalb inzwischen ein seltener Anblick.<br />

Etablierung<br />

Zur Etablierung von artenreichen Wiesen auf<br />

g Substratgruppe 3B (schwach schluffiger Sand mit<br />

höherem Nährstoffgehalt) kann z.B. g Regiosaatgut mit<br />

folgender Artenzusammensetzung verwendet werden:<br />

Agrostis capillaris, Arrhenatherum elatius, Poa angustifolia,<br />

Achillea millefolium, Agrimonia eupatoria, Campanula patula,<br />

Anthemis tinctoria, Anthyllis vulneraria, Centaurea jacea,<br />

Crepis capillaris, Daucus carota, Dianthus carthusianorum,<br />

Echium vulgare, Euphorbia cyparissias, Galium album,<br />

Hypericum perforatum, Inula conyzae, Knautia arvensis,<br />

Leucanthemum vulgare, Leontodon hispidus, Linaria<br />

vulgaris, Lotus corniculatus, Medicago lupulina,<br />

Plantago lanceolata, Salvia pratensis, Sanguisorba minor,<br />

Saponaria officinalis, Silene vulgaris, Tragopogon pratensis,<br />

Trifolium pratense.<br />

Auf g Substratgruppe 4 (mittel schluffiger Sand) sind<br />

folgende Arten zu empfehlen: Agrostis capillaris, Arrhenatherum<br />

elatius, Festuca pratensis, Prunella vulgaris, Silene<br />

dioica, Rumex acetosa, Clinopodium vulgare, Agrimonia<br />

eupatoria, Crepis biennis, Leucanthemum vulgare,<br />

Trifolium pratense, Centaurea jacea, Betonica officinalis,<br />

Cichorium intybus, Galium album, Achillea millefolium,<br />

Plantago lanceolata, Hypericum perforatum, Leontodon<br />

autumnalis, Leontodon hispidus, Medicago lupulina,<br />

Daucus carota, Pastinaca sativa, Heracleum sphondylium,<br />

Silaum silaus, Glechoma hederacea, Ajuga reptans, Vicia<br />

cracca, Geranium pratense, Tragopogon pratensis oder<br />

Galium wirtgenii.<br />

Pflege<br />

In der Regel reicht auf den Standorten der Substratgruppe<br />

3B jährlich <strong>eine</strong> Mahd mit Abtransport im Juli. In mehrjährigen<br />

Abständen kann <strong>eine</strong> zweimalige Mahd, im Juni und<br />

September, erforderlich werden, um das Aufkommen von<br />

konkurrenzkräftigeren Arten wie z.B. Goldrute zurückzudrängen.<br />

Auf etwas besser mit Wasser versorgten Standorten<br />

(Substratgruppe 4) ist in der Regel <strong>eine</strong> zweimalige Mahd,<br />

im Juni und September, ebenfalls mit Abtransport des<br />

Mahdgutes erforderlich, um die Artenvielfalt auch langfristig<br />

zu erhalten.<br />

Bei geeigneter Flächengröße und gegebener<br />

g Mahdfähigkeit eignen sich solche Wiesen sehr gut <strong>für</strong><br />

g großmaschinelle Pflege.<br />

Das Mahdgut kann nachhaltig in der Landwirtschaft<br />

weiterverwendet werden (z.B. Kompostierung). Sofern<br />

k<strong>eine</strong> Verunreinigungen enthalten sind und anspruchslose<br />

Tierrassen gehalten werden, eignet es sich eventuell auch<br />

als Einstreu.<br />

Weiterführende Informationen<br />

Anhang: g Artenliste Mesophile Glatthaferwiesen<br />

Glatthaferwiesen auf mesophilen Standorten


20<br />

THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />

Hochstaudenflur trocken-warmer Standorte als<br />

Saum an <strong>eine</strong>m ungenutzten Gebäude.<br />

Hochstaudenflur trocken-warmer Standorte,<br />

Viethstraße Dessau-Roßlau, Juni 2010.<br />

Gräser- bzw. kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />

Hochstaudenfluren trocken-warmer Standorte<br />

Standort in der freien Landschaft<br />

Hochstaudenfluren trocken-warmer Standorte kommen<br />

auf g durchlässigen, wärmebegünstigten Standorten mit<br />

<strong>eine</strong>r etwas besseren g Nährstoffversorgung vor. Sie sind<br />

z.B. entlang von Straßenrändern oder Bahnstrecken, aber<br />

auch in aufgelassenen Steinbrüchen, Kiesgruben oder auf<br />

Deponieflächen zu finden. Ein Rückgang ist v.a. infolge von<br />

erhöhtem Nährstoffeintrag, aber auch Herbizideinsatz zu<br />

verzeichnen.<br />

Erscheinungsbild<br />

Die hochwüchsigen und zumeist dicht schließenden<br />

Vegetationsbestände zeichnen sich durch <strong>eine</strong> hohe<br />

Anzahl an auffällig blühenden Kräutern aus, wobei sich<br />

im Jahresverlauf verschiedene Blühaspekte abwechseln.<br />

Sie können insbesondere zur Strukturanreicherung auf<br />

größeren Flächen eingesetzt werden.<br />

Artenspektrum<br />

Spontan entstandene Bestände sind z.B. durch die folgenden<br />

Arten ausgewiesen: Onopordum acanthium, Melilotus<br />

albus, Artemisia absinthium, Daucus carota, Linaria vulgaris,<br />

Picris hieracioides, Hypericum perforatum, Echium<br />

vulgare, Reseda lutea, Berteroa incana, Centaurea stoebe,<br />

Tanacetum vulgare oder Verbascum densiflorum.<br />

Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />

Hochstaudenfluren trocken-warmer Standorte etablieren<br />

sich auf städtischen Brachflächen häufig spontan, aufwändigere<br />

Bodenvorbereitungen sind in der Regel nicht<br />

erforderlich. Spontan aufgekommene Bestände können in<br />

die Gestaltung einbezogen und durch zusätzliche Arten (als<br />

gZAnsaat in vorhandene Vegetation) ergänzt werden.<br />

Eine gezielte Etablierung kann durch entsprechende<br />

Ansaaten auf g schwach schluffigen Sanden gefördert<br />

werden.<br />

Etablierung<br />

Entsprechende Bestände entwickeln sich vorwiegend<br />

auf g Substratgruppe 3A und g 3B (schwach schluffiger<br />

Sand). Sofern es die Flächenverhältnisse (v.a. Größe,<br />

aber auch Lage im Stadtgebiet) zulassen, können gezielt<br />

g Regiosaatgutmischungen mit sehr hochwüchsigen und<br />

auffällig blühenden Arten zum Einsatz kommen: z.B. Cirsium<br />

eriophorum, Dipsacus fullonum, Onopordum acanthium,<br />

Echinops sphaerocephalus oder Carduus nutans.<br />

Als weitere Strukturbildner eignen sich darüber hinaus:<br />

Achillea millefolium, Agrimonia eupatoria, Betonica officinalis,<br />

Campanula rapunculoides, Centaurea jacea, Cichorium<br />

intybus, Clinopodium vulgare, Hypericum perforatum,<br />

H. maculatum, Malva moschata, Reseda luteola, R. lutea,<br />

Securigera varia, Silene alba, S. dioica, Pastinaca sativa,<br />

Lavatera thuringiaca, Leucanthemum vulgare, Saponaria<br />

officinalis, Tanacetum vulgare, Tragopogon dubius, Verbascum<br />

nigrum oder V. lychnitis.<br />

Pflege<br />

Zum Erhalt von Hochstaudenfluren trockenwarmer Standorte<br />

ist meist <strong>eine</strong> Mahd in ca. zwei- bis dreijährigem<br />

Abstand, im August, erforderlich. Aus ästhetischen<br />

Gründen oder zur Akzeptanzförderung kann im städtischen<br />

Bereich aber auch <strong>eine</strong> jährliche Mahd in Erwägung<br />

gezogen werden.<br />

Weiterführende Informationen<br />

Anhang: g Artenliste Hochstaudensäume, frisch<br />

Hochstaudenfluren trocken-warmer Standorte


21<br />

THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />

Hochstaudenflur frischer, nährstoffreicher Standorte.<br />

Hochstaudenflur auf Rodebille, Dessau-Roßlau.<br />

Gräser- bzw. kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />

Hochstaudenfluren auf frischen, nährstoffreichen Standorten<br />

Standort in der freien Landschaft<br />

Solche Hochstaudenfluren besiedeln stickstoffreichere<br />

Standorte mit <strong>eine</strong>r gleichmäßigeren g Wasserversorgung<br />

und guter g Nährstoffverfügbarkeit, häufig auch im Randbereich<br />

von Gehölzbeständen.<br />

Erscheinungsbild<br />

Die entweder flächig oder saumartig ausgebildete Vegetationsbestände<br />

werden oftmals von großblättrigen und<br />

hochwüchsigen Arten geprägt.<br />

Artenspektrum<br />

Infolge der guten Nährstoffversorgung dominieren häufig<br />

Distel- oder Klettenarten sowie weitere Stickstoffzeiger wie<br />

z.B. Arctium lappa, Carduus crispus, Ballota nigra, Artemisia<br />

vulgaris, Galium aparine oder Urtica dioica.<br />

Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />

Die hochwüchsigen Staudenfluren etablieren sich in<br />

der Regel spontan auf stärker beschatteten, nährstoffreicheren<br />

Standorten (g Sukzessionsbestände). Infolge<br />

der Dominanz von Kletten oder Disteln werden diese Bestände<br />

häufig mit „Verwahrlosung“ in Verbindung gebracht.<br />

Durch die gezielte und zeitnahe g Ansaat von weiteren,<br />

ebenfalls konkurrenzkräftigen Arten kann deshalb die Vegetation<br />

an entsprechenden Standorten in <strong>eine</strong> bestimmte<br />

Richtung gelenkt werden.<br />

Etablierung<br />

Zur gezielten Etablierung von Hochstaudenfluren auf nährstoffreicheren<br />

und besser mit Wasser versorgten Standorten,<br />

z.B. g Substratgruppe 4 (mittel schluffiger Sand)<br />

eignen sich u.a. Heracleum sphondylium, Anthriscus sylvestris,<br />

Prunella vulgaris, Clinopodium vulgare, Agrimonia<br />

eupatoria, Crepis biennis, Dipsacus fullonum, Glechoma<br />

hederacea, Ajuga reptans Chaerophyllum aureum, Chaerophyllum<br />

bulbosum, Leonurus cardiaca, Lathyrus pratensis,<br />

Epilobium hirsutum, <strong>für</strong> schattige Standorte auch Alliaria<br />

petiolata, Campanula trachelium, Geum urbanum, Lamium<br />

maculatum, L. album, Stachys sylvatica und die<br />

Gräser Poa nemoralis, Bromus ramosus, Dactylis polygama<br />

oder Festuca heterophylla.<br />

Pflege<br />

Zum Erhalt von Hochstaudenfluren nährstoffreicher Standorte<br />

ist lediglich <strong>eine</strong> Mahd in mehrjährigem Abstand, im<br />

August, erforderlich. Aus ästhetischen Gründen oder<br />

zur Akzeptanzförderung kann im städtischen Bereich<br />

aber auch <strong>eine</strong> Mahd in einjährigem Turnus in Erwägung<br />

gezogen werden.<br />

Weiterführende Informationen<br />

Anhang: g Artenliste Hochstaudensäume, frisch<br />

mesophile Standorte: Hochstaudenfluren


22<br />

THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />

Wechselfeuchte Wiese am Fuhne-Ufer.<br />

Auenwiese, Elbe-Elster-Niederung bei Jessen/Elster.<br />

Gräser- bzw. kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />

Wiesen auf wechselfeuchten, nährstoffreichen Standorten<br />

Standort in der freien Landschaft<br />

Wechselfeuchte Wiesen sind v.a. auf mäßig g nährstoffhaltigen,<br />

tonreichen Standorten in Auenbereichen von größeren<br />

Flüssen oder in Stromtälern anzutreffen. Insbesondere<br />

in den Sommermonaten können auf diesen Standorten<br />

auch längere Trockenperioden auftreten.<br />

Erscheinungsbild<br />

Typischerweise handelt es sich um dicht schließende, aber<br />

vertikal strukturierte und blütenreiche Bestände. Je nach<br />

Nährstoff- und Wasserverhältnissen sowie Nutzung gibt es<br />

jedoch auch zahlreiche Übergänge zu Glatthaferwiesen,<br />

Feuchtwiesen oder auch feuchten Hochstaudenfluren.<br />

Artenspektrum<br />

Als typischer Wechselfeuchtzeiger kann Deschampsia cespitosa<br />

höhere Deckungsgrade erreichen. Je nach Standortbedingungen<br />

sind z.B. die folgenden Arten am Bestandesaufbau<br />

beteiligt: Alopecurus pratensis, Ranunculus<br />

auricomus, Allium angulosum, Thalictrum flavum, Cnidium<br />

dubium, Silaum silaus, Sanguisorba officinalis oder Filipendula<br />

ulmaria.<br />

Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />

Wechselfeuchte Standorte entstehen auf Stadtumbauflächen<br />

v.a. durch Verdichtung von stärker tonhaltigen<br />

Substraten durch Befahrung mit schweren Geräten, u.a.<br />

auch bei Abrissarbeiten selbst.<br />

w Eine gezielte Herstellung von entsprechenden Standorten<br />

wird auf Grund der Gefahr von Staunässe oder auch<br />

Pfützenbildung in der Regel nicht angestrebt.<br />

Etablierung<br />

Entsprechende Wiesenbestände können vorwiegend auf<br />

Standorten etabliert werden, auf denen sich nach ergiebigen<br />

Regenfällen größere Pfützen ausbilden. Infolge der<br />

von natürlichen Standorten stark abweichenden Standortbedingungen<br />

können Auenwiesen kaum als Leitbild herangezogen<br />

werden, dennoch können im urbanen Raum u.a.<br />

folgende Arten als Strukturbildner Verwendung<br />

finden: Lythrum salicaria, Lycopus europaeus, Carex<br />

vulpina, Pseudolysimachion longifolia, Lysimachia vulgaris,<br />

Eupatorium canabinum, Filipendula ulmaria oder Deschampsia<br />

caespitosa.<br />

Pflege<br />

Zum Erhalt von Wiesenbeständen wechselfeuchter Standorte<br />

ist je nach Nährstoffversorgung / Biomasseaufwuchs<br />

<strong>eine</strong> ein- bis zweimalige Mahd im Jahr erforderlich.<br />

Da zu diesem Vegetationstyp zahlreiche sehr spät blühende<br />

Arten gehören, sollte der zweite Mahdtermin nicht vor<br />

Mitte September, Anfang Oktober stattfinden.<br />

mesophile und wechselfeuchte Standorte: Wiesen


23<br />

THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />

Trockengebüsch am natürlichen Standort,<br />

NSG Brandberge bei Halle/Saale.<br />

Trockengebüsche am Saale-Hang im Naturpark<br />

„Unteres Saaletal“, Franzigmark bei Lettin.<br />

Gehölze<br />

Gebüsche trockenwarmer Standorte<br />

Standort in der freien Landschaft<br />

Primäre Standorte von naturnahen Gebüschen trockenwarmer<br />

Standorte sind flachgründige und oftmals südexponierte<br />

Felsstandorte sowie durch Schutt oder Geröll<br />

geprägte Hangbereiche. Sekundär können sich entsprechende<br />

Gehölzbestände z.B. nach Auflassen von<br />

(Halb-)Trockenrasen oder auf Lesesteinhaufen sowie entlang<br />

von Ackerrainen oder Waldränder entwickeln. Sie sind<br />

durch fortschreitende Sukzession oder Flurbereinigung<br />

inzwischen nur noch selten anzutreffen.<br />

Erscheinungsbild<br />

Flächige oder lineare Gebüschstrukturen auf trockenwarmen<br />

Standorten sind oftmals durch niedrig bis<br />

mittelhoch wachsende Blütensträucher charakterisiert.<br />

Des Weiteren weisen sie häufig <strong>eine</strong>n auffälligen Fruchtbehang<br />

und teilweise auch <strong>eine</strong> markante Herbstfärbung<br />

auf. Typischerweise kommen sie in enger Verzahnung mit<br />

(Halb)Trockenrasen- oder Saumelementen vor.<br />

Artenspektrum<br />

Die oftmals artenreichen Bestände werden z.B. durch die<br />

folgenden Arten geprägt: Amelanchier ovalis, Cotoneaster<br />

integerrimus, Berberis vulgaris, Rosa rubiginosa, Rosa<br />

elliptica, Ligustrum vulgare, Viburnum lantana.<br />

Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />

Günstige Standorte <strong>für</strong> die Entwicklung von entsprechenden<br />

Gebüschstrukturen finden sich am ehesten auf<br />

g durchlässigen Substraten in mikroklimatisch begünstigter<br />

Lage (z.B. vor Südmauern). Durch die gezielte<br />

Förderung bzw. Etablierung von Blütensträuchern können<br />

g Brache- und Sukzessionsstadien gestalterisch<br />

eingebunden und aufgewertet werden.<br />

Etablierung<br />

Gebüsche trocken-warmer Standorte können vorwiegend<br />

auf g Substratgruppe 3 (schwach schluffiger<br />

Sand), ggf. auch auf g Substratgruppe 1B (stark<br />

kiesiger schwach schluffiger Sand) etabliert werden<br />

(g Pflanzung, g Ansaat). Auf Stadtumbauflächen<br />

kann <strong>eine</strong> in Anlehnung an das naturnahe Artenspektrum<br />

modifizierte Artenzusammensetzung in Hinblick<br />

auf Wuchshöhe, Blüten, Früchte oder Funktion (z.B. Windschutz)<br />

zur Anwendung kommen. Beispielhaft können<br />

folgende Arten als Strukturbildner genannt werden: Berberis<br />

vulgaris, Cotoneaster integerrimus, Ligustrum vulgare,<br />

Rhamnus cathartica, Rosa canina, Rosa rubiginosa oder<br />

Viburnum lantana.<br />

Pflege<br />

Die Pflege erfolgt durch „auf-den-Stock-setzen“. Um den<br />

basalen Austrieb zu fördern, sollte die erste Pflegemaßnahme<br />

bereits nach ca. 5 Jahren erfolgen, anschließend<br />

kann das Intervall auf ca. 10 Jahre erweitert werden. Wenn<br />

möglich, sollten die Pflegemaßnahmen auf <strong>eine</strong>r Fläche<br />

zeitlich gestaffelt erfolgen, um ein plötzliches Entfernen<br />

aller Gebüschstrukturen zu verhindern. Unter Berücksichtigung<br />

der stadträumlichen Lage, können einzelne<br />

Flächen bzw. Flächenabschnitte nach Initialpflanzungen<br />

auch gänzlich der Sukzession überlassen werden.<br />

Trockengebüsche


24<br />

THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />

Mesophiles Gebüsch, Herbstaspekt. Ziegenberg bei Blankenburg/Harz.<br />

Mesophile Hecke, Herbstaspekt.<br />

Gehölze<br />

Gebüsche mesophiler Standorte<br />

Standort in der freien Landschaft<br />

Bei diesen Gehölzelementen handelt sich um typische<br />

Elemente der Kulturlandschaft. Sie sind vorrangig auf<br />

frischen Standorten mit mittlerer Nährstoffversorgung<br />

anzutreffen.<br />

Erscheinungsbild<br />

Flächige oder lineare Gebüsche mesophiler Standorte sind<br />

bei ausreichender Größe oder Breite vertikal reich strukturiert.<br />

Sie setzen sich aus mittelhohen Sträuchern bis kleinkronigen<br />

Bäumen zusammen. Im Frühjahr sind viele bestandsbildende<br />

Arten durch auffällige Blüten ausgewiesen, im<br />

Sommer und Herbst zeichnen sie sich häufig durch <strong>eine</strong>n<br />

reichen Fruchtbehang aus. In ihrer räumlichen Anordnung<br />

und Ausprägung spiegeln sie häufig die traditionelle<br />

Nutzung zur Brennholzgewinnung oder Weidebegrenzung<br />

wieder. Infolge von Flurbereinigung sind sie aktuell häufig<br />

auf schmale Streifen entlang von Feldwegen zurückgedrängt.<br />

Artenspektrum<br />

Die Gehölzbestände werden zumeist von lichtliebenden<br />

Arten geprägt, die ursprünglich entlang von Waldrändern<br />

oder auf Waldlichtungen vorkommen, wie z.B. Corylus avellana,<br />

Euonymus europaea, Rhamnus cathartica, Prunus<br />

spinosa, Crataegus monogyna agg., Rubus fruticosus agg.,<br />

Rubus idaeus, Sambucus nigra, Rosa canina, Lonicera<br />

xylosteum oder Cornus sanguinea. Des weiteren sind einzelstammweise<br />

auch stockausschlagfähige Bäume wie<br />

Carpinus betulus, Acer campestre oder Wildobstgehölze<br />

beigemischt.<br />

Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />

Geeignete Standorte sind durch ausgeglichene g Nährstoff-<br />

und g Wasserverhältnisse auf tiefgründigeren Böden<br />

ausgewiesen.<br />

Etablierung<br />

Auf Stadtumbauflächen, die Substrate mit ausreichender<br />

Wasserspeicherkapazität aufweisen (z.B. g Substratgruppe<br />

4, mäßig schluffiger Sand) und auf denen k<strong>eine</strong><br />

weiteren Maßnahmen zur Offenhaltung durchgeführt<br />

werden, können sich rasch Gebüschstrukturen über<br />

Sukzession entwickeln.<br />

Sollen Gebüsche gezielt angelegt werden (g Pflanzung,<br />

g Ansaat), kann das o.g. Artenspektrum entsprechend<br />

ergänzt werden. Dazu zählen z.B. Blütensträucher wie<br />

Cornus mas auf trockeneren oder Viburnum opulus auf<br />

feuchteren Standorten, Fruchtgehölze wie Ribes nigrum,<br />

Ribes rubrum, aber auch Malus domestica und M. sylvestris<br />

bzw. Pyrus communis und P. pyraster sowie Vogelschutzgehölze<br />

wie Sorbus aucuparia.<br />

Pflege<br />

Die Pflege erfolgt durch „auf-den-Stock-setzen“. Um den<br />

basalen Austrieb zu fördern, sollte die erste Pflegemaßnahme<br />

bereits nach etwa 5 Jahren erfolgen, anschließend<br />

kann das Intervall auf etwa 10 Jahre erweitert werden.<br />

Wenn möglich, sollte die Pflegemaßnahme auf <strong>eine</strong>r Fläche<br />

zeitlich gestaffelt erfolgen, um ein plötzliches Entfernen<br />

aller Gebüschstrukturen zu verhindern. Unter Berück-<br />

sichtigung der stadträumlichen Lage können einzelne<br />

Flächen bzw. Flächenabschnitte nach Initialpflanzungen<br />

auch gänzlich der g Sukzession überlassen werden.<br />

Weiterführende Informationen<br />

miniSterium <strong>für</strong> umwelt, naturScHutz und raumordnung deS<br />

landeS SacHSen-anHalt., (Hrsg.) (o.J.): Einheimische Gehölze.<br />

MUNR, Magdeburg, 8S.<br />

reif, a. & ricHert, e. (1995): Naturnahe Hecken durch Verwendung<br />

autochthoner Gehölze. Ländliche Entwicklung in<br />

Bayern 33/1995: 59.<br />

Mesophile Gebüsche und Hecken


25<br />

THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />

Markante Stiel-Eiche als Einzelbaum.<br />

Gestaltete Kompensationsfläche mit unterschiedlichen<br />

Wuchsformen. Göbschelwitz bei Leipzig.<br />

Gehölze<br />

Einzelbäume, Baumreihen, Baumgruppen<br />

Markante Einzelbäume prägen ebenso wie Baumreihen,<br />

Alleen oder Baumgruppen nachhaltig das Bild im städtischen<br />

Raum. Darüber hinaus können sowohl einzeln<br />

stehende Bäume als auch Gehölzgruppen wichtige<br />

ökologische Funktionen übernehmen:<br />

Z Habitatfunktionen <strong>für</strong> zahlreiche Organismengruppen<br />

wie z.B. Vögel, Fledermäuse, Kleinsäuger oder Insekten<br />

Z Lieferant von Holz und Früchten<br />

Z Festlegung von Kohlendioxid<br />

Z Staubfilter: Die auf den Blättern abgesetzten Staub-<br />

teilchen werden beim nächsten Regen abgewaschen.<br />

Insbesondere im städtischen Umfeld haben Bäume auch<br />

<strong>eine</strong> regulierende Wirkung auf das Kleinklima:<br />

Z Durch Wasserverdunstung kommt es im unmittelbaren<br />

Umfeld zu <strong>eine</strong>r Erhöhung der relativen Luftfeuchtigkeit<br />

und damit zur Absenkung der Lufttemperatur.<br />

Z Als Schattenspender tragen sie dazu bei, dass sich<br />

versiegelte Flächen im städtischen Umfeld tagsüber<br />

weniger stark aufheizen.<br />

Z Sie leisten <strong>eine</strong>n Beitrag zur Minderung der Wind-<br />

geschwindigkeit.<br />

Insbesondere flächige Gehölzbestände wirken regulierend<br />

auf den Wasserhaushalt, indem größere Mengen des<br />

Niederschlagswassers zunächst im Wurzelhorizont gespeichert<br />

und erst verzögert wieder abgegeben werden.<br />

Im urbanen Umfeld bedienen Bäume vor allem gestalterische<br />

Aspekte. Die Artenwahl ist in erster Linie von der<br />

unmittelbaren Umgebung und den damit verbundenen<br />

Standortbedingungen abhängig (z.B. Parkanlagen, Straßenbäume).<br />

Ansprüche an die Bedingungen im städtischen Umfeld<br />

Um den besonderen Anforderungen der Gehölzverwendung<br />

im urbanen Raum gerecht zu werden, schreibt seit 1975<br />

<strong>eine</strong> Arbeitsgruppe im Auftrag der Ständigen Konferenz der<br />

Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag (GALK) <strong>eine</strong><br />

Liste von Baumarten fort, die sich <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Bepflanzung von<br />

Straßen und von überwiegend befestigten Plätzen eignen.<br />

Diese mit dem Bund deutscher Baumschulen abgestimmte<br />

so genannte „GALK-Straßenbaumliste“ beurteilt maßgebende<br />

Kriterien <strong>für</strong> die Eignung, vor allem<br />

Z morphologische und physiologische Eigenschaften,<br />

Z Standortansprüche (Klima, Boden, Wasser,<br />

Lichtbedarf),<br />

Z gärtnerischen (Pflege-) Aufwand,<br />

Z Erfahrungen über Lebenserwartung, Widerstandsfähigkeit<br />

gegen Umweltbelastungen,<br />

Z Verkehrssicherheit (Stand- und Bruchsicherheit),<br />

Z Regionale Besonderheiten und Erfahrungen,<br />

Z Verwendungsmöglichkeiten <strong>für</strong> besondere Fälle.<br />

Angesichts des prognostizierten Klimawandels wurden von<br />

roloff et al. (2008 a, b) insgesamt 250 im urbanen Raum<br />

verwendete Gehölzarten im Hinblick auf Trockenstress-<br />

Toleranz einschließlich der Ansprüche an Bodenfeuchte<br />

und Winterhärte bewertet.<br />

Weitere Rückschlüsse auf die Verwendung von Gehölzen<br />

im urbanen Raum können aus der Einteilung der Gehölze<br />

nach Lebensbereichen (Kiermeier 1995) gezogen werden.<br />

Einzelbäume, Baumreihen, flächige Baumgruppen


26<br />

THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />

Baumreihen, Lichtenberger Kanten auf dem BuGa-Gelände Ronneburg.<br />

Allee im Thiepark Blankenburg/ Harz.<br />

Gehölze<br />

Einzelbäume, Baumreihen, flächige Baumgruppen (Forts.)<br />

Artenwahl<br />

Ausgehend von den verschiedenen fachlichen Grundlagen<br />

zur Gehölzverwendung und unter Berücksichtigung<br />

der aktuellen Standortbedingungen können verschiedene<br />

Arten <strong>für</strong> den jeweils gestalterischen Anspruch, z.B. unter<br />

Berücksichtigung von Wuchshöhe, Blüten, Früchte, Schattenspende,<br />

Verkehrssicherheit u.a. zusammengestellt werden.<br />

Auf geeigneten Standorten kann auch auf robuste Hochstamm-Obstbäume<br />

regionaler Sorten oder Wildobstarten<br />

zur Etablierung von Streuobstwiesen zurückgegriffen werden.<br />

Die Etablierung erfolgt in der Regel über g Pflanzung.<br />

Durch die Integration von spontan etablierten Gehölzen in<br />

Pflanzkonzepte können auch g Brache- und Sukzessionsstadien<br />

bis hin zu Pionierwäldern auf Stadtumbauflächen<br />

entwickelt werden. Eine flächige Etablierung kann kostengünstig<br />

durch g Forstware erfolgen.<br />

Weiterführende Informationen<br />

Böll, S. (2010): Stadtbaumarten im Klimawandel - Projekt<br />

„Stadtgrün 2021“. Hrsg.: Bayerische Landesanstalt <strong>für</strong><br />

Weinbau und Gartenbau Abteilung Landespflege, Abteilung<br />

Gartenbau, Veitshöchheim.<br />

www.lwg.bayern.de<br />

Bund deutScHer BaumScHulen (BdB), (Hrsg., 2008): Klimawandel<br />

und Gehölze.<br />

Sonderheft Grün ist Leben, 42 S. Pinneberg.<br />

GALK (Gartenamtsleiterkonferenz des Deutschen<br />

Städtetages) (2006): Straßenbaumliste 2006 –<br />

Beurteilung von Baumarten <strong>für</strong> die Verwendung im<br />

städtischen Straßenraum.<br />

www.galk.de<br />

Kiermeier, P. (1995): Die Lebensbereiche der Gehölze. 3.<br />

Aufl. Pinneberg: Verlagsges. Grün ist Leben, 108 S. + CD.<br />

roloff, A., Bonn, S. & gillner, S. (2008a): Konsequenzen<br />

des Klimawandels – Vorstellung der Klima- Arten-Matrix<br />

(KLAM) zur Auswahl geeigneter Baumarten.<br />

Stadt und Grün 5/2008: 53-60.<br />

roloff, a., Bonn, S. & gillner, S. (2008b): Baumartenwahl<br />

in der Stadt unter Aspekten des Klimawandels.<br />

Baumzeitung 03/08: 28-30.<br />

Einzelbäume, Baumreihen, flächige Baumgruppen (2)


27<br />

THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />

Sukzessionsbestand auf sandigem Substrat. Arnsdorf bei Jessen.<br />

Durch Sukzession etablierte Hochstaudenflur frischer,<br />

nährstoffreicher Standorte. Rodebilleviertel Dessau-Roßlau.<br />

Sukzessionsbestände<br />

Sukzessionsbestände<br />

Stadtumbauflächen, die über <strong>eine</strong>n (längeren) Zeitraum<br />

sich selbst überlassen werden, unterliegen der Sukzession.<br />

Stark verallgem<strong>eine</strong>rt lässt sich Sukzession als <strong>eine</strong><br />

Aufeinanderfolge verschiedener Pflanzengemeinschaften<br />

oder auch dominanter Arten innerhalb <strong>eine</strong>r Pflanzengemeinschaft<br />

am gleichen Ort definieren. Bestimmte<br />

Zustände werden nicht konserviert, sondern dynamische<br />

Prozesse explizit zugelassen. In Abhängigkeit von den<br />

bereits im Boden vorrätigen Diasporen, der Verfügbarkeit<br />

von Arten, die aus der Umgebung einwandern können,<br />

sowie den Standortbedingungen kann die Vegetationsentwicklung<br />

unterschiedlich rasch verlaufen und durch<br />

verschiedene Strukturen geprägt sein.<br />

Auch auf Stadtumbauflächen können sich vielfältige Vegetationsbilder<br />

entwickeln, die über verschieden lange<br />

Zeiträume Bestand haben. Während jüngere Sukzessionsstadien<br />

v.a. durch g Pionierfluren, g Sandmagerrasen<br />

aber auch artenreiche Ruderalfluren ein- oder mehrjähriger<br />

Arten geprägt sein können, dominieren bereits nach wenigen<br />

Jahren Vegetationsbestände, die z.B. g Halbtrockenrasen,<br />

g Glatthaferwiesen oder g Hochstaudenfluren<br />

zugerechnet werden können. In unterschiedlichen<br />

Zeiträumen können sich auch Pioniergehölze, wie z.B.<br />

Schwarzer Holunder, Sand-Birke, Eberesche, Sal-Weide<br />

oder Zitter-Pappel etablieren. Darüber hinaus spielen auf<br />

städtischen Flächen auch neophytische Arten wie z.B.<br />

Robinie, Eschen-Ahorn oder Götterbaum <strong>eine</strong> große Rolle<br />

(z.B. KowariK et al. 2004).<br />

Stark vereinfacht sind auf Stadtumbauflächen folgende<br />

Entwicklungstendenzen zu erwarten:<br />

Z Auf Substraten mit hoher bzw. sehr hoher Wasserleit-<br />

fähigkeit und niedriger bis mittlerer Wasserspeicher-<br />

kapazität (g Substratgruppen 2 und 3) sind bereits nach<br />

zwei bis drei Jahren g Hochstaudenfluren trocken-warmer<br />

Standorte zu erwarten.<br />

Z Auf Substraten mit mittlerer Wasserleitfähigkeit und<br />

hoher Wasserspeicherkapazität (g Substratgruppe 4)<br />

werden sich eher g Hochstaudenfluren der frischen,<br />

nährstoffreichen Standorte etablieren.<br />

Z Die Entwicklung von g Gebüschstrukturen oder sogar<br />

g Pionierwäldern hängt zum <strong>eine</strong>n von der Diasporenverfügbarkeit<br />

ab, wobei insbesondere die Etablierung<br />

von Pappeln oder Weiden durch <strong>eine</strong> ausreichende<br />

Wasserspeicherkapazität begünstigt wird. Zum anderen<br />

können aber auch dichte krautige Vegetationsbestände<br />

die Gehölzetablierung verzögern.<br />

Sofern g Sukzession auf Stadtumbauflächen zugelassen<br />

wird, ist zu berücksichtigen, dass die Vegetationsbestände<br />

häufig <strong>eine</strong>r raschen zeitlichen Entwicklung unterliegen,<br />

so dass bereits innerhalb weniger Jahre der Offenlandcharakter<br />

verloren gehen kann.<br />

Hochstaudenfluren trocken-warmer Standorte sind<br />

besonders durch im Jahresverlauf wechselnde und auffällige<br />

Blühaspekte gekennzeichnet. Das kann auch<br />

gezielt in die Gestaltung von urbanen Freiräumen einbezogen<br />

werden.<br />

Auf frischen, nährstoffreichen Standorten können sich<br />

rasch dichte und hochwüchsige Bestände mit z.B. Kletten,<br />

Beifuß, Disteln, Kanadischer Goldrute oder Brombeere<br />

entwickeln. Häufig sind diese Arten „unerwünscht“, da<br />

sie nicht den „gängigen“ Vorstellungen von Vegetationsbeständen<br />

auf innerstädtischen Freiräumen entsprechen.<br />

Sukzessionsbestände sind nicht selbsterklärend, sondern<br />

werden häufig mit Verwahrlosung in Beziehung gebracht.<br />

Zur Akzeptanzförderung sind deshalb g Informationsmöglichkeiten<br />

anzubieten. Des Weiteren können mit<br />

wenigen gestalterischen Maßnahmen (g Pflegerand) auch<br />

Sukzessionsbestände in die Entwicklung von Stadtumbauflächen<br />

integriert werden.<br />

Weiterführende Informationen<br />

KowariK, i. (2004): Südgelände: Vom Natur- zum Erlebnispark.<br />

Garten und Landschaft 2/2004: 24-27.<br />

wienS, B. (2009): Wie viele Naturen verträgt die Stadt.<br />

Der Park auf dem Gleisdreieck, Berlin, als soziales<br />

Experiment. Stadt+Grün 4/2009: 13-20.<br />

matHey, J. & rinK, d. (2008): Stadtumbau und Frei-<br />

flächenqualität - Zur Frage der Freiflächenentwicklung<br />

in perforierten Städten. CONTUREC 3: 69- 80.<br />

Wiesen- und Gehölzsukzession


28<br />

THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder


29<br />

THEMENKOMPLEx 3<br />

Standortoptimierung nach Abriss<br />

Die Entscheidung, in welchem Umfang Stadtumbauflächen<br />

durch z.B. Erdarbeiten oder durch ein vorbereitendes<br />

Mahdregime optimiert werden müssen, hängt<br />

in erster Linie von dem aktuellen Flächenzustand und<br />

den langfristig angestrebten Vegetationsbeständen ab.<br />

Entsprechend der Zielstellung der vorliegenden Praxisempfehlungen<br />

werden nachfolgend ausschließlich Maßnahmen<br />

zur Standortoptimierung aufgeführt, die auf die<br />

Etablierung von pflegeextensiven Vegetationsbeständen<br />

Bezug nehmen und dabei dem Grundsatz folgen soweit<br />

wie möglich „mit und nicht gegen“ die jeweils vorhandenen<br />

Standortbedingungen zu arbeiten. Des weiteren<br />

sollen mit diesen vorbereitenden Maßnahmen auch die<br />

grundlegenden Voraussetzungen <strong>für</strong> <strong>eine</strong> effiziente<br />

Folgepflege geschaffen werden.<br />

Standortoptimierung nach Abriss<br />

Vor diesem Hintergrund sind die folgenden Aspekte zu<br />

berücksichtigen:<br />

Z Wenn großflächige Wiesen etabliert werden sollen,<br />

muss von Beginn an die g Mahdfähigkeit der Flächen<br />

gewährleistet sein. Dies kann durch Planierarbeiten und,<br />

falls erforderlich, in Kombination mit Substratauftrag unmittelbar<br />

im Anschluss an die Abrissarbeiten erfolgen.<br />

Z Fällt die Entscheidung <strong>für</strong> <strong>eine</strong>n g Substratauftrag,<br />

ist in Abhängigkeit vom angestrebten Vegetationsbestand<br />

festzulegen, welche Eigenschaften das Substrat haben<br />

und in welcher Mächtigkeit der Auftrag erfolgen soll.<br />

THEMENKOMPLEx 2<br />

Substrateinsatz Vegetationsbilder<br />

in der Praxis<br />

Z Wenn zwischen Rückbau- und Aufwertungsmaßnahme<br />

<strong>eine</strong> Vegetationsperiode oder länger vergangen ist,<br />

kann ein Auflockern des vorhandenen Substrates vor der<br />

Ansaat notwendig sein, um Verdichtungen durch zwischenzeitliches<br />

Betreten und Befahren oder auch Niederschläge<br />

rückgängig zu machen.<br />

Z Sofern sich nach der Rückbaumaßnahme bereits ein<br />

spontaner g Bewuchs aus unerwünschten, konkurrenz-<br />

starken Arten eingestellt hat, muss dieser nachhaltig gestört<br />

werden. In den meisten Fällen ist <strong>eine</strong> ein- oder auch<br />

mehrmalige Mahd mit Abtransport nicht ausreichend.<br />

Vielmehr müssen auch bodeneingreifende Maßnahmen,<br />

wie z.B. grubbern oder eggen, erfolgen.<br />

29


30<br />

THEMENKOMPLEx 3<br />

Beräumter Bauschutt von der Rodebillefläche in Dessau-Roßlau<br />

zur Verbesserung der Mahdfähigkeit.<br />

Abflachen <strong>eine</strong>r Böschung auf der Rodebillefläche<br />

in Dessau-Roßlau, 2010.<br />

Standortoptimierung<br />

Herstellung der Mahdfähigkeit<br />

Alle Maßnahmen zur Herstellung der Mahdfähigkeit sind<br />

sinnvoller Weise als Bestandteil der Rückbaumaßnahme<br />

zu betrachten (so genannter “Gestaltender Abriss”, äStHetiScHeS<br />

PflegewerK landScHaftSzug 2009). Im Leistungs-<br />

verzeichnis <strong>für</strong> den Abriss müssen deshalb konkrete<br />

Vorgaben <strong>für</strong> die Herstellung des Planums bzw. der<br />

Geländeoberfläche gemacht werden, um bei den nach-<br />

folgenden Arbeiten Massendefizite auszuschließen. Im einzelnen<br />

kann die Herstellung der Mahdfähigkeit – je nach<br />

Ausgangsbedingungen – die folgenden Arbeitsschritte<br />

umfassen:<br />

Fremdkörperberäumung<br />

Insbesondere auf Abriss- oder Entsiegelungsflächen, aber<br />

auch auf Flächen, die zuvor als Lager oder ähnliches genutzt<br />

wurden, ist nach dem Abrissgeschehen bzw. im<br />

Zuge der Herrichtung auf die Beräumung sämtlicher grober<br />

Teile, wie Bewehrungseisen, Ziegel-, Beton- und Asphalttrümmer,<br />

Bordst<strong>eine</strong>, Schächte, Kabelreste, Stacheldraht<br />

usw. zu achten. Die Beräumung ist im oberflächennahen<br />

Bodenbereich bis in etwa 20 cm Tiefe durchzuführen.<br />

Durch diese vorbereitenden Maßnahmen wird verhindert,<br />

dass bei den Pflegearbeiten Schäden an den eingesetzten<br />

Maschinen entstehen.<br />

Geländenivellierung<br />

Um den g Einsatz von größerer Technik – z .B. landwirtschaftliche<br />

Geräte – zur Pflege zu gewährleisten, sind die<br />

Flächen soweit einzuebnen, dass k<strong>eine</strong> Absätze, Gräben<br />

oder Wälle von mehr als 20 cm Niveauunterschied verbleiben.<br />

Geringere Toleranzen können dazu beitragen,<br />

Nachsackungen in ihren Auswirkungen zu begrenzen. Im<br />

Bereich von g Pflegerändern sind Niveauunterschiede von<br />

mehr als 10 cm auszuschließen. Kanten bzw. Böschungen<br />

sind auf Neigungen von maximal 1:3 abzuflachen. Sofern<br />

zur Geländenivellierung ein Substratauftrag erforderlich ist,<br />

sind die Anforderungen hinsichtlich der g Substrateigenschaften<br />

zu beachten, die aus den angestrebten g Vegetationsbildern<br />

resultieren. Bei allen Erdbauarbeiten ist sicherzustellen,<br />

dass weder durch die eingesetzte Technik noch<br />

durch die Witterungsbedingungen Verdichtungen entstehen,<br />

die sich zu <strong>eine</strong>m späteren Zeitpunkt nachteilig<br />

auf die Entwicklung von homogenen Vegetationsbeständen<br />

oder die Gewährleistung der Mahdfähigkeit aus-<br />

Substrateinsatz in der Praxis<br />

wirken. Durch Rückbaumaßnahmen oder Beräumung<br />

stark verdichtete Flächen (s. Abb.) sind vor Aufwertung aufzulockern.<br />

Dabei evtl. herausgearbeitete Grobbestandteile<br />

(s.o.) sind unbedingt zu entfernen. Größere Auffüllungen,<br />

z.B. Keller, sind lagenweise aufzubringen und zu verdichten,<br />

um unkontrollierte Setzungen weitestgehend auszuschließen.<br />

Mindestflächengrößen<br />

Landwirtschaftliche g Großgeräte sind in der Regel erst<br />

ab Flächengrößen von 1 ha <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Wiesenmahd im<br />

urbanen Raum einsetzbar. Da jedoch auf die Gesamtgröße<br />

der Stadtumbauflächen zumeist nur begrenzt Einfluss<br />

genommen werden kann, sollte umso mehr darauf geachtet<br />

werden, dass bei der Strukturierung der Flächen durch<br />

z.B. linien- oder flächenhafte Gehölzbestände, Gehölzgruppen<br />

oder Einzelbäume, <strong>eine</strong> Arbeitsbreite von ca. 3 m<br />

<strong>für</strong> z.B. Fahrgassen, Wenderadien etc. nicht unterschritten<br />

wird. Sofern es den Ansprüchen an die Freiraumgestaltung<br />

nicht widerspricht, kann die Pflege auch dadurch erleichtert<br />

werden, dass räumlich benachbarte Flächen zu den<br />

gleichen Terminen und mit der gleichen Technik gemäht<br />

werden können.<br />

w Die Trennung der eigentlichen Abrissarbeiten von den<br />

Leistungen zur Geländeaufwertung und deren Ausführung<br />

zu <strong>eine</strong>m späteren Zeitpunkt ist generell ungünstig: bereits<br />

kurze Zeit nach den Abrissarbeiten stellen sich oft dichte<br />

oder hochwüchsige Bestände aus z.T. unerwünschten Ruderalarten<br />

ein, die sowohl die Etablierung der angestrebten<br />

Vegetationsbilder als auch die nachträgliche Ausführung<br />

der beschriebenen Leistungen zur Herstellung der Mahdfähigkeit<br />

erschweren und demzufolge mit <strong>eine</strong>m erhöhten<br />

Zeit- und Finanzaufwand verbunden sind (g Schröpfmahd).<br />

w Bei Abnahme der Abrissarbeiten ist konsequent zu<br />

überprüfen, ob Geländeplanum und Endhöhen der Geländeoberkante<br />

ordnungsgemäß hergestellt wurden.<br />

Dabei ist auch die Einbaudichte (z.B. Kellerverfüllung) zu<br />

prüfen. Nachträgliche Geländenivellierungen oder der Ausgleich<br />

von Massendefiziten sind über k<strong>eine</strong> Kostenstelle<br />

abgedeckt.<br />

Bodenbearbeitung – Herstellung der Mahdfähigkeit


31<br />

THEMENKOMPLEx 3<br />

Unterschiede in der Vegetationsbedeckung auf Teilflächen ohne (links)<br />

und mit (rechts) Oberbodenauftrag im 2. Jahr nach Herstellung.<br />

Ehemaliger Kohlehandel Dessau-Roßlau.<br />

Aufwuchs von Chenopodium sp. auf noch nicht<br />

angesätem Oberboden. Rodebille, Dessau-Roßlau.<br />

Sowohl <strong>für</strong> die Vegetationsetablierung, z.B. über g Regiosaatgut,<br />

als auch <strong>für</strong> den g Pflegeaufwand spielen die<br />

Substratbedingungen auf der jeweiligen Fläche <strong>eine</strong> entscheidende<br />

Rolle. Da ein Substratauftrag, z.B. Oberboden,<br />

ein wesentlicher Kostenfaktor bei der Herrichtung<br />

der Flächen ist, sollte zunächst geprüft werden, ob diese<br />

Maßnahme zwingend erforderlich ist. Hierbei ist neben der<br />

g Mahdfähigkeit auch zu prüfen, ob sich die eventuell bereits<br />

auf der Fläche vorhandene Vegetation einschränkend<br />

auf das angestrebte g Vegetationsbild auswirkt. Sofern ein<br />

Auftrag unumgänglich ist, müssen sowohl die jeweiligen<br />

Eigenschaften als auch die Einbauweise festgelegt werden.<br />

Verzicht auf Oberbodenauftrag<br />

Oberbodenauftrag wird im urbanen Raum vor allem eingesetzt,<br />

um geeignete Standortbedingungen <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Vegetationsetablierung<br />

herzustellen. Auf Stadtumbauflächen,<br />

z.B. ehemaligen Lagerflächen, die nach der Beräumung<br />

auf der gesamten Fläche relativ homogene Substratbedingungen<br />

aufweisen und die z.B. den g Substratgruppen<br />

2 und 3 oder g Substratgruppe 4 entsprechen, kann auf<br />

<strong>eine</strong>n Oberbodenauftrag verzichtet werden, sofern <strong>eine</strong> auf<br />

den jeweiligen g Standort angepasste Ansaatmischung<br />

verwendet wird. Bei g Substratgruppe 5 kann ggf. <strong>eine</strong><br />

tiefgründige Lockerung in Kombination mit Einarbeitung<br />

<strong>eine</strong>s Kies-Sand-Gemisches angeraten sein, um Staunässe<br />

zu vermeiden. In Abhängigkeit von der vorherigen<br />

Flächennutzung – z.B. Verdichtung oder heterogene Korngrößenzusammensetzung<br />

– sind eventuell auch längerfristig<br />

Unterschiede in der Artenzusammensetzung und dem<br />

Deckungsgrad zu tolerieren (s. Abb. S. 31 oben).<br />

Einschränkungen bei <strong>eine</strong>r Vegetationsetablierung ohne<br />

Oberbodenauftrag können aus den bereits auf der Fläche<br />

vorhandenen Pflanzenarten resultieren. In diesem Fall ist zu<br />

prüfen, ob <strong>eine</strong> g Ansaat in die bestehenden Vegetationsbestände<br />

erfolgreich erscheint.<br />

Oberbodenauftrag<br />

Um auch langfristig <strong>eine</strong> kosteneffiziente Pflege zu gewährleisten,<br />

sollten zur flächigen Andeckung Substrate mit <strong>eine</strong>r<br />

hohen bis sehr hohen Wasserleitfähigkeit, <strong>eine</strong>r niedrigen<br />

bis mittleren Wasserspeicherkapazität und sehr geringen<br />

bis geringen Nährstoffgehalten Verwendung finden (vgl.<br />

Substrateinsatz in der Praxis<br />

Optimierung der Ausgangsbedingungen <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Vegetationsetablierung<br />

g Substratgruppen 2 (r<strong>eine</strong>r Sand) und g 3 (schwach<br />

schluffiger Sand). Die Verwendung der g Substratgruppe 4<br />

(mittel schluffiger Sand) hat zwar den Vorteil, dass sich<br />

infolge der besseren Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit<br />

bereits in den ersten zwei Jahren nach Ansaat <strong>eine</strong> dicht<br />

schließende Vegetationsdecke herausbildet, nachteilig<br />

ist jedoch, dass infolge des höheren Aufwuchses in der<br />

Regel mindestens <strong>eine</strong> zweimalige Mahd im Jahr eingeplant<br />

werden muss. Die Verwendung der g Substratgruppe<br />

1B (stark kiesiger r<strong>eine</strong>r Sand) ist <strong>für</strong> kl<strong>eine</strong>re<br />

Flächen bzw. zur gezielten Akzentsetzung geeignet.<br />

Sofern das auf der Fläche vorhandene Substrat „ungünstige“<br />

Bedingungen <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Vegetationsetablierung aufweist<br />

(z.B. geringe Wasserspeicherkapazität, geringe Nährstoffverfügbarkeit),<br />

ist ein Oberbodenauftrag von nur ca. 10 cm<br />

ausreichend, um die meisten der in g Themenkomplex<br />

2 beschriebenen Vegetationsbilder zu etablieren. Sofern<br />

es sich bei dem anstehenden Substrat jedoch um nährstoffreiches<br />

Material mit hoher Wasserspeicherkapazität<br />

handelt, können konkurrenzstarke Arten den mageren<br />

Oberboden rasch durchwurzeln und sich in dem anstehenden<br />

Substrat etablieren.<br />

Unabhängig von der verwendeten Substratgruppe sollte<br />

<strong>für</strong> den Auftrag möglichst diasporenfreier Boden verwendet<br />

werden.<br />

Schröpfmahd<br />

Da aber auch bei <strong>eine</strong>m Oberbodenauftrag in den wenigsten<br />

Fällen die Etablierung von Arten aus der Diasporenbank<br />

vollständig ausgeschlossen werden kann, und – je nach<br />

Standortbedingungen und angrenzenden Vegetationsbeständen<br />

– nicht erwünschte Ruderalarten in größerem<br />

Umfang einwandern können, ist im Leistungsverzeichnis<br />

<strong>eine</strong> ein- bis zweimalige Schröpfmahd nach der Ansaat als<br />

Bestandteil der Fertigstellungspflege vorzusehen. Auf diese<br />

Weise können z.B. Gänsefußgewächse rechtzeitig vor<br />

der Samenreife gemäht werden. Sofern <strong>eine</strong> rechtzeitige<br />

Mahd abgesichert werden kann, kann das Mahdgut als<br />

g Mulchmaterial auf der Fläche verbleiben. Bestehen<br />

Zweifel, ob der rechtzeitige Mahd-Termin zu halten ist, kann<br />

durch Mahdgut-Abtransport verhindert werden, dass die<br />

Samen auf der Fläche nachreifen.<br />

Standortoptimierung Flächenvorbereitung Oberfläche


32<br />

THEMENKOMPLEx 3<br />

Unzureichendes Planum nach Beendigung der Abrissarbeiten.<br />

Massendefizit und Verdichtungen im Untergrund führen zu Staunässe.<br />

Substrateinsatz in der Praxis<br />

Optimierung der Ausgangsbedingungen <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Vegetationsetablierung (Forts.)<br />

w Schwierigkeiten<br />

Für <strong>eine</strong> erfolgreiche Flächenvorbereitung müssen in jedem<br />

Fall Abnahmekriterien und Abnahmezeitpunkte festgelegt<br />

und eingehalten werden. Die folgenden Aspekte sind dabei<br />

zu berücksichtigen:<br />

Z Kontrolle der Substrateigenschaften bei Oberbodenauftrag:<br />

bei Anlieferung und VOR Einbau (Lieferschein und<br />

Inaugenscheinnahme), um sicherzustellen, dass die per<br />

Ausschreibung geforderten Eigenschaften geliefert wurden<br />

und um ungeeignetes Material abweisen zu können.<br />

Z Auftragsstärken von > 10 cm Oberboden können dann<br />

erforderlich werden, wenn sich nach den Abrissarbeiten<br />

auf der Fläche bereits <strong>eine</strong> Vegetationsdecke aus<br />

konkurrenzstarken Arten ausgebildet hat, die durch den<br />

Oberbodenauftrag zurückgedrängt werden soll. Zudem<br />

sollte die bereits bestehende Vegetation vor dem Auftrag<br />

durch bodeneingreifende Maßnahmen, wie z.B.<br />

grubbern oder eggen nachhaltig gestört werden.<br />

Z Für die an den Abriss anschließenden Erdbauarbeiten<br />

und Vegetationsarbeiten sind optimalerweise separate<br />

Abnahmezeitpunkte, die von DIN 18919 abweichen,<br />

festzulegen (Erdbauarbeiten – nach Fertigstellung, Vegetationsarbeiten<br />

– nach zwei Vegetationsperioden).<br />

Nach <strong>eine</strong>m Jahr – wie in DIN 18919 festgeschrieben<br />

– ist die Entwicklung fachlich noch nicht abschließend<br />

zu beurteilen.<br />

Z Die Entwicklung von Stadtumbauflächen ist in der Regel<br />

von Fördermitteln abhängig. Entsprechende Vorgaben<br />

zur haushalttechnisch fristgerechten Abrechnung der<br />

Fördermittel können sich einschränkend auf <strong>eine</strong> erfolgreiche<br />

Maßnahmeumsetzung auswirken. So werden<br />

Abrissarbeiten – auch aus Artenschutzgründen – meist<br />

in den Wintermonaten, durchgeführt. Der optimale<br />

Zeitraum <strong>für</strong> Ansaaten fällt hingegen in die Spätsommer-<br />

und Herbstmonate (Ende September bis Anfang<br />

November). Die Nachhaltigkeit von Fördermitteln kann<br />

somit nicht gewährleistet werden!<br />

Z Durch die Zugabe von organischer Substanz wird<br />

– zumindest bei frischen Bedingungen – auch die<br />

g Nährstoffverfügbarkeit verbessert, was wiederum<br />

zu <strong>eine</strong>r Erhöhung des Biomasseaufwuchses führt.<br />

Unter trockenen Bedingungen besteht die Gefahr, dass<br />

sich durch Zugabe von organischer Substanz Auflagehorizonte<br />

entwickeln. Deshalb sollte der Gehalt an<br />

organischer Substanz des Oberbodens auf max. 3 M-%<br />

begrenzt sein.<br />

Z Es sollte abgesichert werden, dass die Schröpfmahd<br />

Bestandteil des Leistungsverzeichnisses ist und rechtzeitig<br />

durchgeführt wird.<br />

Z Auf die g Mahdfähigkeit der Flächen ist besonderer<br />

Augenmerk zu legen.<br />

Weiterführende Informationen<br />

DIN 18919 (08/2002): Vegetationstechnik im Landschaftsbau.<br />

Entwicklungs- und Unterhaltungspflege von Grünflächen.<br />

Phänologie: http://www.dwd.de<br />

Standortoptimierung Flächenvorbereitung Oberfläche (2)


THEMENKOMPLEx 4<br />

Etablierung der Vegetationsbestände<br />

Die Entscheidung, welche Maßnahmen zur Vegetations-<br />

etablierung auf Stadtumbauflächen zur Anwendung<br />

kommen, ist sowohl von den angestrebten Vegetationsbeständen<br />

als auch von städtebaulichen und bewirtschaftungstechnischen<br />

Rahmenbedingungen abhängig. Im<br />

Folgenden werden ausschließlich Maßnahmen zur Etablierung<br />

pflegeextensiver Vegetationsbestände beschrieben.<br />

33 Etablierung<br />

Wiesenartige Bestände und Hochstaudenfluren lassen<br />

sich sowohl über Ansaaten als auch mittels Mahdgutübertragung<br />

oder kombinierte Verfahren etablieren. Unter<br />

bestimmten Voraussetzungen können auch vorhandene<br />

Vegetationsbestände per Ansaat aufgewertet werden.<br />

Punktuell lassen sich durch Initialpflanzungen Akzente<br />

setzen.<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

Für die Etablierung von Gehölzen ist nach wie vor die<br />

Pflanzung maßgeblich. Flächige Gehölzbestände lassen<br />

sich zwar ebenfalls mittels Ansaat herstellen, erfordern<br />

jedoch <strong>eine</strong> deutlich längere Entwicklungszeit bis zur<br />

Entfaltung <strong>eine</strong>r räumlichen Wirkung.<br />

Zusätzlich wird auf die Möglichkeit <strong>eine</strong>r Vegetations-<br />

entwicklung über Sukzession eingegangen.


34<br />

THEMENKOMPLEx 4<br />

Regiosaatgut, mit Kleie gemischt fertig zur Aussaat.<br />

Verdichter-, Rüttelwalze (Schaffußprofil).<br />

Etablierung durch Ansaat<br />

Ansaat mit Regiosaatgut<br />

Entsprechend der Zielstellung, <strong>standortangepasste</strong>, aber<br />

auch naturschutzrelevante und ästhetisch ansprechende<br />

g Vegetationsbestände mit geringem g Pflegeaufwand<br />

zu etablieren, scheidet <strong>eine</strong> Verwendung von Regelsaatgutmischungen<br />

(RSM) normalerweise aus (vgl. auch Kirmer<br />

& tiScHew 2006). Eine tragfähige Alternative besteht in<br />

der Verwendung von Wildpflanzensaatgut. Im Gegensatz<br />

zu Kulturformen, die durch Züchtung mit <strong>eine</strong>m bestimmten<br />

Ziel – z.B. hoher Ertrag oder auffällige Blüte – ausgelesen<br />

wurden, zeichnen sich <strong>standortangepasste</strong> Wildpflanzenarten<br />

dadurch aus, dass sie z.B. Nährstoffarmut,<br />

Wassermangel oder Hitzestress eher ertragen. Zusätzlich<br />

wird Wert darauf gelegt, Saatgut mit definierten Herkünften<br />

(„Regiosaatgut“, Hiller & HacKer, 2001) zu verwenden (vgl.<br />

auch langner 2009, Körner 2006).<br />

Saatgut-Zertifikate<br />

Für Regiosaatgut sind zwei verschiedene Zertifikate am<br />

Markt: VWW-Regiosaaten® des Verbands deutscher Wildsamen-<br />

und Wildpflanzenproduzenten e.V.; Regio-Zert ®<br />

des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter e.V.<br />

Absicherung im Leistungsverzeichnis<br />

Zur Absicherung der Verwendung von zertifiziertem Regiosaatgut<br />

kann folgende Leistungsbeschreibung <strong>für</strong> die Anlage<br />

von kräuterreichen Wiesenflächen in das Leistungsverzeichnis<br />

aufgenommen werden:<br />

Fachgerechte Ansaat der Saatgutmischung, Saatgut heimischer<br />

Herkunft, abgestimmt auf den Naturraum; Zusammensetzung:<br />

Kräuter: 50%, Gräser: 50%; detaillierte<br />

Mischungszusammensetzung in %, Saatgutmenge 1,5 bis<br />

3 g/m² (bei Bedarf Saathelfer oder inerter Füllstoff (Schrot<br />

oder Soja) auf 10 g/m²). Bei den Kräutern und Gräsern handelt<br />

es sich um Wildformen gesicherter gebietsheimischer<br />

Herkünfte und deren Vermehrung. Mindestanforderung<br />

Wildpflanzensaatgut: technische Reinheit: 80%, Keimfähigkeit:<br />

70%; Nachweise sind vor Vergabe des Auftrags zu<br />

erbringen; Aussaat erst nach Prüfung und Freigabe.<br />

Zur Spezifizierung der Ansaatmischung wird jede Art (mit<br />

Unterart) mit Mischungsanteil (in Gewichtsprozenten) aufgeführt.<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

Ansaatarbeiten<br />

Die optimalen Saatmengen sind mit ca. 1,5 bis 3 g/m² (entspricht<br />

etwa 2.000 bis 5.000 Samenkörner je m2 ) deutlich<br />

geringer als die gängigen Ansaatempfehlungen <strong>für</strong> RSM.<br />

Die Aussaat erfolgt erst nach Prüfung und Freigabe des<br />

Saatguts durch den Auftraggeber. Es wird der Einbehalt<br />

<strong>eine</strong>r Rückstellprobe empfohlen.<br />

Die Ansaat sollte unmittelbar nach der Flächenherrichtung<br />

erfolgen, um die Etablierung von unerwünschten<br />

Ruderalarten zu reduzieren. Notfalls ist vor der Ansaat <strong>eine</strong><br />

g Schröpfmahd zur Entfernung bereits vorhandenen Aufwuchses<br />

– bei starkem Aufwuchs notwendigerweise mit<br />

anschließendem Umbruch – erforderlich. Entsprechend<br />

den vorliegenden Erfahrungen empfiehlt sich <strong>eine</strong> Aussaat<br />

in den Spätsommer- bzw. Herbstmonaten.<br />

Um bereits in der ersten Vegetationsperiode <strong>eine</strong>n ansprechenden<br />

Blühaspekt zu gewährleisten, können gezielt<br />

einjährige und auffällig blühende Arten wie Klatsch-Mohn<br />

(Papaver rhoeas) oder Kornblume (Centaurea cyanus) in die<br />

Ansaatmischungen aufgenommen werden. Die angestrebte<br />

Flächendeckung nach der ersten Vegetationsperiode<br />

ist abhängig von dem jeweiligen Vegetationsbestand und<br />

kann z.B. zwischen 20 % <strong>für</strong> Pionierfluren bis ca. 80 % <strong>für</strong><br />

mesophile Glatthaferwiesen schwanken.<br />

Eine (alleinige) Lockerung von wenig bindigem Substrat unmittelbar<br />

vor der Aussaat führt zur raschen Austrocknung<br />

und wirkt deshalb kontraproduktiv. Hier wird unbedingt<br />

empfohlen, die Fläche vor der Ansaat mit Schaffußwalze<br />

oder Cambridgewalze zu walzen: dadurch erfolgt <strong>eine</strong> Verdichtung,<br />

die Wasserdurchlässsigkeit wird herabgesetzt<br />

und es wird <strong>eine</strong> grobe Struktur (Vertiefungen) erzeugt, sodass<br />

sich Wasser sammeln kann und den Sämlingen länger<br />

zur Verfügung steht. Vorsicht ist dagegen bei zu feuchten,<br />

stärker lehmigen und damit verdichtungsanfälligeren<br />

Sanden geboten.<br />

Mulchdecksaat<br />

Die Keimung und Etablierung kann durch <strong>eine</strong> dünne<br />

g Mulchschicht aus langhalmigem, diasporenfreiem<br />

Material (dünne Heumulchabdeckung) unterstützt werden<br />

(so genannte Mulchdecksaat). Die Mulchdecke dient als<br />

Verdunstungsschutz und mildert Temperaturschwankungen.<br />

Ebenso werden Mikroorganismen und Kleintiere<br />

auf neu hergestellten vegetationsfreien Standorten: Regiosaatgut


THEMENKOMPLEx 4<br />

Handansaat von Regiosaatgut auf die Modellfläche Rodebille,<br />

Dessau-Roßlau.<br />

Ausgebrachtes Regiosaatgut auf der Modellfläche Heidestraße,<br />

Dessau-Roßlau.<br />

Ansaat mit Regiosaatgut (Forts.)<br />

übertragen, die den organischen Stoffkreislauf und die<br />

Entwicklung des Bodenlebens fördern. Jedoch ist hierbei<br />

nur Heu oder frisches Mahdgut ohne Beimischungen von<br />

unerwünschtem Diasporenpotential (z.B. Ampfer, Weidelgras)<br />

zielführend. Durch die Langhalmigkeit verwebt sich<br />

das Material untereinander und wird – nach Fall des ersten<br />

Taus – in der Regel nicht verblasen.<br />

Fertigstellungs- und Entwicklungspflege<br />

Die Fertigstellungspflege sollte nach Möglichkeit – abweichend<br />

von DIN 18919 – über <strong>eine</strong>n Zeitraum von mindestens<br />

zwei Jahren (Vegetationsperioden) angelegt sein,<br />

um <strong>eine</strong> Erfolgskontrolle des ausgesäten Artenspektrums<br />

durchführen zu können. Entsprechend ist der Zeitpunkt der<br />

Abnahme daran anzupassen.<br />

Um auch nach der Aussaat <strong>eine</strong>n stärkeren Aufwuchs<br />

von einjährigen Arten (z.B. Gänsefußgewächse) aus der<br />

Diasporenbank zu unterbinden, sollte als Eventualposition<br />

<strong>eine</strong> zweimalige Schröpfmahd während der Fertigstellungspflege<br />

ins Leistungsverzeichnis aufgenommen werden.<br />

Zur Sicherstellung <strong>eine</strong>r nachhaltigen Etablierung der kräuterreichen<br />

Wiesen ist im Anschluss an die Fertigstellungspflege<br />

<strong>eine</strong> dreijährige Entwicklungspflege erforderlich.<br />

w In der gängigen Förderpraxis ist weder <strong>eine</strong> zweijährige<br />

Fertigstellungspflege noch <strong>eine</strong> dreijährige Entwicklungspflege<br />

Bestandteil der Investitionsförderung. Da<br />

gerade „neue“ Verfahren zur Vegetationsetablierung auf<br />

Abrisssubstraten bislang kaum ausreichend in der Praxis<br />

verankert sind, kann dies ein erhöhtes Etablierungsrisiko in<br />

sich bergen. Eine erfolgreiche Etablierung des angestrebten<br />

Vegetationsbestandes ist jedoch unabdingbare Grundlage<br />

<strong>für</strong> <strong>eine</strong> langfristig kosteneffiziente Folgepflege.<br />

Variationen:<br />

– Individuell abgestimmte Saatgutmischungen: Die Regiosaatgut-Produzenten<br />

haben Mischungen <strong>für</strong> Standardanwendungen<br />

entwickelt, die einsatzfertig bestellt werden<br />

können. Für höhere naturschutzfachliche Ansprüche oder<br />

auf Extremstandorten sind diese unter Umständen nur bedingt<br />

geeignet. Besonders <strong>für</strong> den Einsatz auf g Substratgruppe<br />

1 und g 2 sollte sich die Zusammenstellung der<br />

Ansaatmischung explizit an den aktuellen g Standortbedingungen<br />

nach Abschluss der Flächenherrichtung und an<br />

dem angestrebten g Vegetationsbild orientieren.<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

– Ebenso sind Variationen in den Ansaatmischungen z.B.<br />

durch Reduzierung der Artenzahl oder durch den Verzicht<br />

auf windausgebreitete Arten möglich.<br />

– Gestalterische Effekte: Die Gliederung <strong>eine</strong>r Fläche lässt<br />

sich mit Blütenfarben, Blühaspekten oder Wuchsformen,<br />

erreichen. Dazu werden unterschiedliche Korngewichte<br />

der „Farb“- bzw. „Struktur“anteile individuell in der Saatgutmischung<br />

zusammengestellt.<br />

Weiterführende Informationen :<br />

degenBecK, M. (2006): Artenreiche Ansaaten in der freien<br />

Landschaft - Spagat zwischen Naturschutzanforderungen,<br />

Saatgutrecht und der Landschaftsbaupraxis. In:<br />

Rasen-Turf-Gazon 4, S. 164-168.<br />

degenBecK, M. (2010): Zertifizierung von Wildpflanzensaatgut.<br />

In: Naturschutz und Landschaftsplanung 42 (3), 2010,<br />

085-090, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart.<br />

DIN 18919 (08/2002): Vegetationstechnik im Landschaftsbau.<br />

Entwicklungs- und Unterhaltungspflege von Grünflächen.<br />

DVL (Hrsg.): „Das grüne Wunder“. Naturnahe Begrünungen<br />

mit gebietsheimischen Diasporen. o.J.<br />

Hiller, a., HacKer, e. (2001): Ingenieurbiologie und die<br />

Vermeidung von Florenverfälschungen – Lösungsansätze<br />

zur Entwicklung von Regiosaatgut. In: Mitteilungen 18,<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie, S. 16-42.<br />

Körner, S. (2006): Urbane Pflanzenverwendung: Tradition<br />

und Perspektiven. Stadt + Grün 6/2006: 52-57.<br />

langner, S. (2009): Gestaltung durch Pflege - Der Grünzug<br />

Dessau-Roßlau. Garten + Landschaft 4/2009: 14-18.<br />

http://www.nul-online.de/Zertifizierung-von-Wildpflanzensaatgut,QUlEPTEzNTg1NzkmTUlEPTI3MDMmVElYPTA.<br />

html (Zugriff 25.05.2011)<br />

http://www.bdp-online.de/de/Branche/Saatguthandel/RegioZert/<br />

(Zugriff 25.05.2011).<br />

http://www.natur-im-vww.de/zertifikat (Zugriff 25.05.2011).<br />

g Artenlisten im Anhang<br />

35 Etablierung durch Ansaat<br />

auf neu hergestellten vegetationsfreien Standorten: Regiosaatgut (2)


36<br />

THEMENKOMPLEx 4<br />

Kasten mit Gehölzsaatgut verschiedener Arten.<br />

Gehölzsaatgut, gemischt mit Sand fertig zur Aussaat.<br />

Etablierung durch Ansaat<br />

Ansaat von Gehölzen<br />

Zur Etablierung von Gehölzbeständen über Ansaaten liegen<br />

bislang nur wenige Informationen vor. Dies liegt u.a.<br />

darin begründet, dass Ansaaten von Baum- und Straucharten<br />

wegen ihrer langsamen Entwicklung erst nach mehreren<br />

Jahren als Struktur wahrgenommen werden und<br />

solange häufig <strong>eine</strong>n ruderalen Charakter aufweisen, der<br />

mit Akzeptanzproblemen im innerstädtischen Bereich verbunden<br />

sein kann.<br />

Auf Stadtumbauflächen, die nicht im zentralen Bereich liegen,<br />

verliert dieser Aspekt an Bedeutung: Insbesondere<br />

auf Substraten mit <strong>eine</strong>r sehr hohen g Wasserleitfähigkeit<br />

und niedriger Wasserspeicherkapazität, auf denen konkurrierende<br />

Gräser und Kräuter nur geringe Deckungsgrade<br />

erreichen, können Gehölzansaaten gezielt zur Entwicklung<br />

<strong>standortangepasste</strong>r Gehölzstrukturen genutzt werden, da<br />

sich die Gehölze von Beginn an entsprechend den jeweiligen<br />

Substratbedingungen entwickeln.<br />

Ansaat und Entwicklung<br />

Die Zusammenstellung der Ansaatmischung orientiert sich<br />

an den angestrebten g Vegetationsbildern. Ähnlich wie<br />

bei Ansaaten von Kräutern und Gräsern wird empfohlen,<br />

Gehölzansaaten unmittelbar nach der Flächenherstellung<br />

auszubringen, wobei der Aussaattermin nach Möglichkeit<br />

in die Spätsommer- bzw. Herbstmonate fallen sollte. Ein<br />

Walzen ist nur erforderlich, wenn die Fläche unmittelbar vor<br />

der Ansaat gelockert wurde, da die Mulchschicht (s. unten)<br />

den Kontakt zum Boden herstellt.<br />

Zur Verbesserung der Wasserversorgung in der Etablierungsphase<br />

ist das Aufbringen <strong>eine</strong>r g Mulchschicht aus<br />

Stroh angeraten. Bezüglich der Verwendung von Mineralmulch<br />

liegen bislang kaum Erfahrungen vor. Wenn Mineralmulch<br />

verwendet wird, ist darauf zu achten, dass k<strong>eine</strong><br />

Feinanteile enthalten sind (z.B. 8/16, 8/32). Durch die<br />

Feinanteile entsteht ein kapillarer Bodenkontakt, der die<br />

Verdunstung nicht ausreichend unterbindet und damit den<br />

„Mulcheffekt“ nivelliert.<br />

Auf großen Flächen kann auch <strong>eine</strong> Gehölz-Hydrosaat in<br />

Kombination mit <strong>eine</strong>r maschinellen Mulchung zur Ausführung<br />

kommen. Bei dieser Etablierungsmethode werden<br />

zunächst kleinkörnige Gehölzsamen mit Wasser aufgespritzt<br />

und anschließend organische Mulchstoffe daraufgeblasen,<br />

die mit Klebern gebunden werden.<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

In den ersten zwei Vegetationsperioden ist <strong>eine</strong> ein- bis<br />

zweimalige Schröpfmahd vorzusehen. Sie sollte auch in<br />

den Folgejahren durchgeführt werden, sofern der Gehölzaufwuchs<br />

unterhalb der Schnittebene bleibt. Nach Erreichen<br />

größerer Aufwuchshöhen kann die selektive Entfernung<br />

konkurrierenden Aufwuchses bzw. <strong>eine</strong> gezielte<br />

Freistellung vorwüchsiger Einzelpflanzen oder Gehölzgruppen<br />

sinnvoll sein. Die Entwicklungspflege kann sich über<br />

<strong>eine</strong>n Zeitraum von 5 bis 6 (10) Jahren erstrecken.<br />

Gehölzdiasporen werden über Saatgutproduzenten vertrieben,<br />

die sich auf die Saatgutwerbung und -vermehrung<br />

spezialisiert haben. Als Bezugsquellen <strong>für</strong> Gehölzsaatgut<br />

können z.B. genannt werden:<br />

Z Landesdarre Sachsen-Anhalt,<br />

Lebiener Straße 6, 06925 Annaburg<br />

Z PlusBaum Samen GmbH,<br />

Ländlesweg 14, 72202 Nagold<br />

Z G. J. Steingaesser & Comp. GmbH,<br />

Fabrikstr. 15, 63897 Miltenberg/Main.<br />

Bei Baumarten, die dem Forstvermehrungsgutgesetz<br />

(FoVG) unterliegen, sind die Herkunftsgebiete zu beachten.<br />

Straucharten unterliegen jedoch nicht dem Forstvermehrungsgutgesetz,<br />

so dass gebietsheimisches Gehölzsaatgut<br />

– wahrscheinlich auch auf Grund fehlender Nachfrage<br />

– bislang kaum verfügbar ist. In einzelnen Bundesländern<br />

existieren jedoch verschiedene Ansätze, um die Verfügbarkeit<br />

von gebietsheimischen Pflanz- und Saatgutmaterial<br />

auch <strong>für</strong> Strauchgehölze sicherzustellen (z.B. marzini 2000,<br />

KowariK & Seitz 2003, frenz et al. 2009). Viele Ansätze basieren<br />

auf den sechs von ScHmidt & KrauSe (1997) ausgewiesenen<br />

Herkunftsgebieten.<br />

Darüber hinaus existieren Vorschläge zur Behandlung von<br />

einzelnen Arten oder Unterarten mit begrenzter Verbreitung,<br />

mit Arealgrenzen in Deutschland, in ihrem Bestand<br />

gefährdete Gehölzarten, bei denen Sippenstruktur und<br />

Verbreitung unzureichend bekannt sind sowie taxonomisch<br />

„kritische Arten(komplexe)“.<br />

auf neu hergestellten vegetationsfreien Standorten: Gehölze


37<br />

THEMENKOMPLEx 4<br />

Ansaat von Gehölzsaatgut, ehemaliges Fleischereigelände<br />

Taubenstraße in Dessau-Roßlau.<br />

Gehölzkeimlinge im Langstrohmulch.<br />

Etablierung durch Ansaat<br />

Ansaat von Gehölzen (Forts.)<br />

w Schwierigkeiten<br />

Gehölzsaatgut wird i.d.R. nur <strong>für</strong> häufiger verwendete Arten<br />

vorgehalten. Das Angebot ist außerdem abhängig von<br />

der jeweils im Jahrgang beerntbaren Samenmenge. Sofern<br />

absehbar ist, dass Gehölzbestände über Saatgut etabliert<br />

werden sollen, wird deshalb empfohlen, die Bestellungen<br />

rechtzeitig vorzubereiten und entsprechende Vorabsprachen<br />

zu treffen. Nötigenfalls ist auf lieferbare Arten auszuweichen.<br />

Während von einigen Forstware-Anbietern aus Deutschland<br />

stammendes Saatgut ausgewiesen und zu <strong>eine</strong>m höheren<br />

Preis als Saatgut der gleichen Art aus Osteuropa angeboten<br />

wird, existieren <strong>für</strong> andere Arten (oder bei anderen Anbietern)<br />

k<strong>eine</strong> solchen Wahlmöglichkeiten bzw. es werden<br />

k<strong>eine</strong> weiterführenden Informationen gegeben. Im Zweifels-<br />

fall müsste ein Herkunftsnachweis angefordert werden.<br />

Weiterführende Informationen<br />

Bloemer, S. (2002): Großflächenmulchung mit hoch mechanisierter<br />

Ausbringungstechnik. Neue Landschaft 02/2002:<br />

49-51.<br />

BrücKner, K. (2000): Gehölzansaaten auf Autobahnböschungen<br />

in Baden-Württemberg. Jahrbuch 9 der Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Ingenieurbiologie e.V. Hrsg. Hacker/Johannsen, Selbstverlag<br />

der Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie e.V., Aachen: 379-391.<br />

BundeSminiSterium f. VerBraucHerScHutz, ernäHrung und<br />

landwirtScHaft (2003): Verwendung einheimischer Gehölze<br />

regionaler Herkunft f.d. freie Landschaft. Brosch., 8 S.<br />

dimPfelmeier, r. & ScHwaiger H. (1970): Böschungsbegrünung<br />

mit Gras- und Gehölzsamen. Allgem<strong>eine</strong> Forstzeitschrift Nr.<br />

25, Sonderdruck.<br />

KauScH, E. (2005): Wälder aus der Samentüte? Untersuchungen<br />

zur Ansaat von Gehölzbeständen. In: Vegetation<br />

in der Stadt, Ästhetischer und ökologischer Anpruch kontra<br />

Kosten. Tagung, 02.02.2005, Dessau.<br />

KauScH, E. (2011): Gehölzansaaten – Alternative <strong>für</strong> <strong>standortangepasste</strong><br />

Vegetationsentwicklung auf Rohbodenstandorten?<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie 35: 1-15.<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

KowariK, i. & Seitz, B. (2003): Perspektiven <strong>für</strong> die Verwendung<br />

gebietseigener Gehölze. NEOBIOTA 2: 3-26.<br />

lorenz, a. (2004): Waldentwicklung auf Kippenflächen: Ein<br />

Überblick über das gesamte ostdeutsche Braunkohlenrevier.<br />

In: Tischew, S. (Hrsg.): Renaturierung nach dem Braunkohleabbau.<br />

Teubner Verlag, Stuttgart, Leipzig, Wiesbaden,<br />

188-201.<br />

marzini, K. (2000): Verwendung von authochtonen Gehölzen<br />

in der Ingenieurbiologie. Jahrbuch 9 der Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Ingenieurbiologie e.V. Hrsg. Hacker/Johannsen, Selbstverlag<br />

der Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie e.V., Aachen: 117-128.<br />

neef, G. (1976): Gehölzansaat auf Rohböschungen. Neue<br />

Landschaft 9/1976: 520-526.<br />

ScHmidt, P.a. & KrauSe, a. (1997): Zur Abgrenzung von Herkunftsgebieten<br />

bei Baumschulgehölzen <strong>für</strong> die freie Landschaft.<br />

Natur & Landschaft 72: 92-95.<br />

Siegmüller, E. (1989): Untersuchungen über Gehölzansaaten<br />

auf extremen Neigungsflächen. Zeitschrift <strong>für</strong> Vegetationstechnik:<br />

72-79.<br />

zeH, H. (2007): Ingenieurbiologie – Handbuch Bautypen. Vdf<br />

Hochschulverlag AG an der ETH Zürich, 441 S.<br />

auf neu hergestellten vegetationsfreien Standorten: Gehölze (2)


38<br />

THEMENKOMPLEx 4<br />

Bodenverwundung durch Eggen zur Ansaatvorbereitung – jedoch<br />

ist Grubbern erfolgreicher, um Rhizomgräser zurückzudrängen!<br />

Aufwertung <strong>eine</strong>s durch Regelsaatgutmischung<br />

gräserdominierten Bestandes durch Aussaat <strong>eine</strong>r<br />

kräuterreichen Mischung in zuvor gefräste Streifen.<br />

Etablierung durch Ansaat<br />

Ansaat in vorhandene Vegetation<br />

Umwandlung von artenarmen Vielschnittrasen zu kräuterreichen<br />

Wiesen und Kräuterrasen<br />

Wenn geeignete Diasporenquellen in der näheren Umgebung<br />

fehlen, ist <strong>eine</strong> spontane Etablierung von erwünschten<br />

Zielarten in Vielschnittrasen kaum zu erwarten. Selbst<br />

mittel- bis langfristig lassen sich deshalb artenreiche Blumenwiesen<br />

nicht ausschließlich durch Umstellung auf <strong>eine</strong><br />

geringere Mahdfrequenz entwickeln (roSentHal et al. 2009).<br />

Mittels Initialmaßnahmen, wie z.B. Fräsen, müssen deshalb<br />

zunächst offene Bodenstellen geschaffen werden, auf<br />

denen anschließend durch g Aussaat oder g Mahdgutauftrag<br />

entsprechende Zielarten eingebracht werden. Da<br />

Vielschnittrasen häufig durch konkurrenzstarke oder ausläuferbildende<br />

Grasarten bzw. -sorten geprägt sind, sollten<br />

aufzuwertende Bereiche größere Flächen umfassen, um<br />

<strong>eine</strong> Verdrängung der eingebrachten, meist konkurrenzschwächeren<br />

Kräuter in den Folgejahren zu verhindern. Alternativ<br />

kann <strong>eine</strong> Ansaatmischung verwendet werden, die<br />

nur aus Kräutern besteht. Die Gräser wandern mit der Zeit<br />

von allein wieder ein oder generieren sich aus verbliebenen<br />

Rhizomen oder Diasporen.<br />

Speziell in artenarme, gräserdominierte Wiesen können<br />

– abhängig von der Nährstoffversorgung und der Diasporenverfügbarkeit<br />

– auch spontan v.a. ein- und zweijährige<br />

Arten einwandern. Auf mageren Standorten handelt es sich<br />

z.B. um Dianthus carthusianorum, Armeria maritima, Campanula<br />

patula, Leontodon hispidus oder Plantago media;<br />

auf nährstoffreicheren Standorten z.B. Leontodon autumnalis,<br />

Heracleum sphondylium, Crepis biennis oder Tragopogon<br />

pratense.<br />

Aufwertung von bereits bestehenden, spontan etablierten<br />

Ruderalfluren und artenarmen, gräserdominierten Wiesen<br />

Auf Stadtumbauflächen können sich durch g Sukzession<br />

in kurzer Zeit dichte und hochwüchsige Staudenfluren entwickeln.<br />

Eine ähnliche Vegetationsentwicklung ist auch<br />

dann zu beobachten, wenn nach Herrichtung der Flächen<br />

die Ansaat der angestrebten Vegetationsbestände unterbleibt.<br />

Ähnlich wie bei artenarmen Vielschnittrasen existieren<br />

auch <strong>für</strong> die Aufwertung von aus mehrjährigen Arten aufgebauten<br />

Ruderalfluren bislang nur wenige Handlungsempfehlungen<br />

<strong>für</strong> die Praxis.<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

Grundsätzlich können durch Initialmaßnahmen – wie z.B.<br />

Aushagerung – über <strong>eine</strong> 2- bis 3-malige Mahd mit Beräumung<br />

des Mahdgutes über 2 bis 3 Jahre und parallel durchgeführte<br />

Bodenverwundungen durch z.B. eggen, grubbern<br />

oder schlegeln flächig offene Bodenstellen geschaffen werden,<br />

auf denen Zielarten etabliert werden können. Fräsen<br />

ist nur bei skelettarmen Vegetationsschichten zielführend.<br />

Die Kombination mit <strong>eine</strong>r Einarbeitung von g mageren,<br />

sandigen Substraten kann zwar die Etablierungschancen<br />

der Zielarten erhöhen, ist aber sehr kostenaufwändig. Um<br />

jedoch z.B. <strong>eine</strong> Klettenflur umzuwandeln, ist ein flächiger<br />

Bodenaustausch bis in 30 cm Tiefe unumgänglich! Als<br />

Alternative bleibt nur, die Akzeptanz der hochwüchsigen<br />

Klettenarten als Vogel- oder Schmetterlingsnährpflanze zu<br />

fördern g Öffentlichkeitsarbeit, g Sukzession.<br />

Die Aussaat von zwar ebenfalls konkurrenzstarken, aber<br />

attraktiven Stauden sollte ab Mitte August bei feuchtkühler<br />

Witterung (Niederschlagsprognose um 2...5l, Temperaturen<br />

um 20°C) erfolgen. Eine Frühjahrsansaat sollte ab Anfang<br />

März mit Beginn der Vegetationsperiode bis spätestens<br />

Anfang April erfolgen. Da in den Frühjahrsmonaten jedoch<br />

häufig längere Trockenperioden auftreten, ist <strong>eine</strong> Aussaat<br />

in diesem Zeitraum weniger Erfolg versprechend.<br />

Auf g schwach schluffigen Sanden können Hochstaudenfluren<br />

trocken-warmer Standorte <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Einsaat in<br />

Erwägung gezogen werden, wie z.B.: Saponaria officinalis,<br />

Malva moschata, Reseda luteola, R. lutea, Verbascum densiflorum,<br />

V. lychnitis, Carduus nutans, Onobrychis viciifolia,<br />

Anthriscus sylvestris, Tanacetum corymbosum, Campanula<br />

trachelium, Prunella vulgaris, Silene dioica, Hypericum<br />

maculatum, Rumex acetosa, Pimpinella major, Agrimonia<br />

eupatoria, Crepis biennis, Leucanthemum vulgare, Centaurea<br />

jacea, Cichorium intybus, Knautia arvensis, Galium<br />

album, Achillea millefolium oder Hypericum perforatum.<br />

In jedem Fall ist <strong>eine</strong> nachfolgende Entwicklungspflege<br />

über 2 – 3 Jahre abzusichern. Ein wesentlicher Aspekt dabei<br />

ist ein an die Zielarten angepasstes Mahdregime. Durch<br />

<strong>eine</strong> frühe Mahd – z.B. Ende Mai – können konkurrenzstarke<br />

Ruderalarten, wie z.B. Solidago canadensis, erfolgreich<br />

zurückgedrängt werden.<br />

in vorhandene Vegetation


39<br />

THEMENKOMPLEx 4<br />

Bereich an der Altener Straße vor Aufwertung,<br />

Rodebilleviertel Dessau-Roßlau, Juni 2010.<br />

Bereich an der Altener Straße nach Aufwertung,<br />

Rodebilleviertel Dessau-Roßlau, August 2011.<br />

Etablierung durch Ansaat<br />

Ansaat in vorhandene Vegetation (Forts.)<br />

w Schwierigkeiten<br />

Der Erfolg bei nachträglich aufgewerteten Mehrschnittrasen<br />

oder Hochstaudenfluren stellt sich nur langsam ein<br />

und ist demzufolge schwierig zu kommunizieren.<br />

Eine erfolgreiche Etablierung von Gehölzen (wie z.B.<br />

Rosen oder Weißdorn) über Aussaat in bereits bestehende,<br />

dichtwüchsige Vegetationsbestände ist infolge des starken<br />

Konkurrenzdruckes kaum Erfolg versprechend. In diesem<br />

Fall sollten Gehölze über g Pflanzung etabliert werden.<br />

Bei Dominanzbeständen von Wurzelausläufer bildenden<br />

Arten (z.B. Agropyron repens, Aegopodium podagraria,<br />

Potentilla reptans), die sich über Sukzession etabliert<br />

haben, sind bodeneingreifende Initialmaßnahmen mit<br />

schneidenden Geräten (Scheibenegge) nicht zielführend,<br />

grubbern ist unter dieser Voraussetzung besser geeeignet.<br />

Die Umwandlung von Mehrschnittrasen zu g kräuter-<br />

reichen Wiesenbeständen ist kostenaufwändig! Um kurzfristig<br />

Veränderungen zu erreichen, muss eventuell die<br />

gesamte Rasensode abgeschoben werden, um die Durchwurzelung<br />

mit unerwünschten, starkwüchsigen ausläuferbildenden<br />

Arten zu unterbinden.<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

Weiterführende Informationen<br />

KüHn, n. (2000): Spontane Pflanzen <strong>für</strong> urbane Freiflächen.<br />

Garten + Landschaft 4/2000: 11-14.<br />

roSentHal, g. & Hölzel, n. (2009): Renaturierung von<br />

Feuchtgrünland, Auengrünland und mesophilem Grünland.<br />

In: wiegleB, g. & zerBe S. (Hrsg.) Renaturierung von<br />

Ökosystemen in Mitteleuropa.<br />

Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 283-316.<br />

in vorhandene Vegetation (2)


40<br />

THEMENKOMPLEx 4<br />

Gewinnung von langstängeligem Mahdgut auf <strong>eine</strong>r Spenderfläche.<br />

Mahdgutauftrag auf der Empfängerfläche mit Miststreuer.<br />

Nutzung von artenreichen Spenderflächen<br />

Nutzung von artenreichen Spenderflächen<br />

Folgende Verfahren sind grundsätzlich <strong>für</strong> die Etablierung<br />

höherwüchsiger und kräuterreicher Wiesentypen, wie<br />

g Halbtrocken- und Magerrasen, trockene bzw. mesophile<br />

g Glatthaferwiesen und von g wechselfeuchten Wiesen<br />

geeignet.<br />

Mahdgutübertragung<br />

Das Prinzip der Mahdgutübertragung basiert darauf, dass<br />

Wiesen auf „Spenderflächen“, die hinsichtlich ihrer Standortverhältnisse<br />

weitestgehend mit den „Empfängerflächen“<br />

übereinstimmen, zu <strong>eine</strong>m Zeitpunkt gemäht werden,<br />

wenn sich möglichst viele der zu übertragenden Arten im<br />

Zustand der Samenreife befinden. Hierbei wird das langstängelige<br />

Mahdgut anschließend auf der Empfängerfläche<br />

ausgebreitet (Kirmer & tiScHew 2006). Eine Leistungs-<br />

beschreibung <strong>für</strong> die Ausschreibung von Mahdgutüber-<br />

tragung kann wie folgt formuliert werden:<br />

„Einmalige Mahd der gesamten Spenderfläche (Angabe<br />

von Flächenbezeichnung und Größe). Mahdtermin in Absprache<br />

mit der Bauleitung. Das langstängelige Mahdgut<br />

ist aufzuladen, zu transportieren und auf der Empfängerfläche<br />

(bzw. Teilflächen / Parzellen näher spezifizieren) mit<br />

<strong>eine</strong>r Schichtdicke von 5 – 10 cm flächig auszubreiten“.<br />

Wiesendrusch<br />

Beim Wiesendrusch wird die Spenderfläche mit dem Mähdrescher<br />

direkt beerntet, ggf. zu mehreren Zeitpunkten. Es<br />

erfolgt hier nur die Übertragung des Diasporenanteils (Ähren,<br />

Kapseln, Fruchtstände etc.) auf die Empfängerfläche.<br />

Heudrusch ® saat<br />

Mit der Heudrusch ® saat (engelHardt 2000, engelHardt et<br />

al. 2005) steht ein weiteres Verfahren zur Verfügung, um<br />

<strong>eine</strong> Begrünung der Empfängerfläche zeitlich von der<br />

Mahd der Spenderfläche zu entkoppeln. Hierzu wird das<br />

Mahdgut in verschiedenen Ernteschritten gewonnen und<br />

aufbereitet. Qualität und Artenzusammensetzung hängen<br />

dabei sehr von Terminierung und Staffelung der Schnitttermine<br />

und der Siebvorgänge ab. Zwar können beim Heudrusch<br />

® - Verfahren die Samen mehrerer Mahdzeitpunkte<br />

gemeinsam aufgebracht und so die Zahl der übertragenen<br />

Arten erhöht werden, allerdings ist diese vergleichsweise<br />

aufwändige Methode <strong>für</strong> <strong>eine</strong>n standardmäßigen Einsatz<br />

im städtischen Umfeld nur bedingt geeignet.<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

w Die Etablierung von Wiesenbeständen mittels Mahdgutübertragung<br />

im Rahmen des Stadtumbaus ist bislang<br />

noch schwierig zu organisieren. Es muss abgesichert sein,<br />

dass Spenderflächen mit ausreichender Größe und in der<br />

erforderlichen Ausprägung in vertretbarer Entfernung vorhanden<br />

sind. Da <strong>für</strong> die Mahd der Spenderflächen nur ein<br />

sehr kurzes Zeitfenster zur Verfügung steht, muss bis zu<br />

diesem Zeitpunkt die Herrichtung der Empfängerflächen<br />

vollständig abgeschlossen sein. Die Ausführung wird erleichtert,<br />

wenn <strong>eine</strong> enge Kooperation zwischen dem Bewirtschafter<br />

der Spenderfläche und dem Auftraggeber <strong>für</strong><br />

die Herrichtung der Empfängerfläche besteht. Eine Begrünung<br />

über Mahdgut oder Wiesendrusch im urbanen Umfeld<br />

ist deshalb gegenwärtig v.a. <strong>für</strong> Flächen zu empfehlen,<br />

die von besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung sind.<br />

Weiterführende Informationen<br />

engelHardt, J. (2000): Das Heudrusch ® -Verfahren im<br />

ingenieurbiologischen Sicherungsbau. Jahrbuch der<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie 9/2000.<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie, Aachen: 165-174.<br />

engelHardt, J. & A.StowaSSer (2005): Exkursion<br />

zu Heudrusch®-begrünten Flächen im Großraum<br />

München. Mitteilungen Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie<br />

26. Juli 2005, Aachen: 2-8. auch: www.heudrusch.de<br />

felinKS, B.; rudolPH, m.; langner, S. (2011):<br />

Neue Wiesenlandschaften. Etablierung von Blumenwiesen<br />

über Ansaaten im Landschaftszug von Dessau-Roßlau.<br />

In: Stadt + Grün 3/2011: 50-57.<br />

Kirmer, a. & S. tiScHew (Hrsg., 2006): Handbuch naturnahe<br />

Begrünung von Rohböden.<br />

Vieweg+Teubner Verlag, 2006, 150 S.<br />

www.offenlandinfo.de: (http://offenlandinfo.de/renat.ph<br />

p?PHPSESSID=1sssmallst64gs3g94ujmqk9v0 – Zugriff<br />

27.06.2011)<br />

auf neu hergestellten vegetationsfreien Standorten


THEMENKOMPLEx 4<br />

Frühjahrsaspekt <strong>eine</strong>r Perennemix-Fläche an der<br />

Quellendorfer Straße, Dessau-Roßlau.<br />

Initialpflanzung Wildstauden, „Schaufenster“<br />

in der Heidestraße Dessau-Roßlau.<br />

Initialpflanzung<br />

Flächige Pflanzungen<br />

Initialpflanzungen können verwendet werden, um gezielt<br />

„sofortwirksame“ Akzente zu setzen. Im städtischen Bereich<br />

kommen dazu auf kl<strong>eine</strong>ren Flächen (bis ca. 100 m²)<br />

zunehmend verschiedene pflegeextensive Staudenmischpflanzungen<br />

zur Anwendung. Diese Pflanzenmischungen<br />

bestehen überwiegend aus Stauden und Zwiebelpflanzen.<br />

Bei Perennemix® werden Mischungen einheimischer Arten<br />

– auch in Kombination mit exotischen Arten – in Pflanzlisten<br />

festgeschrieben und nach dem Zufallsprinzip auf den<br />

Flächen verteilt. Um den Pflegeaufwand langfristig zu reduzieren,<br />

muss das Substrat frei von Wurzelunkräutern, wie<br />

z.B. Quecke, Winde oder Ackerschachtelhalm sein. Eine<br />

7 bis 10 cm starke mineralische g Mulchschicht ohne<br />

Feinanteile (Kies oder Splitt 8/16 mm) hält die Feuchtigkeit<br />

im Boden und verhindert weitgehend das Keimen von unerwünschten<br />

Wildkräutern. Inzwischen stehen verschiedene<br />

pflegeextensive, getestete und reproduzierbare Pflanzmodelle<br />

vor allem <strong>für</strong> Problemstandorte, wie z.B. Mittelinseln<br />

im Kreisverkehr, zur Verfügung (s. Abb S. 41 oben).<br />

Zur g Reduzierung der Pflegekosten können auch mit<br />

Monopflanzungen prägnante Pflanzenbilder geschaffen<br />

werden. Das Prinzip der Monopflanzung basiert auf der<br />

großflächigen Pflanzungen weniger, aber robuster und<br />

langlebiger Arten mit langen Blühzeiten, ähnlichem Konkurrenzverhalten<br />

und <strong>eine</strong>m gutem Regenerationsvermögen.<br />

Durch die großflächige Verwendung weniger Arten kann<br />

die Pflege nach entsprechender Anleitung auch von gering<br />

qualifiziertem Pflegepersonal übernommen werden.<br />

Darüber hinaus können Initialpflanzungen auf kl<strong>eine</strong>n Teilflächen<br />

dazu dienen, der durch Ansaaten angestrebten<br />

Entwicklung vorzugreifen, um – sozusagen als „Schaufenster“<br />

– <strong>eine</strong>n Eindruck von dem zukünftigen Vegetationsbild<br />

zu vermitteln (s. Abb. S. 41 unten).<br />

Bei Initialpflanzungen mit dynamischer Entwicklung wird<br />

die voranschreitende g Sukzession als Teil des Pflanzund<br />

Pflegekonzeptes genutzt. Als Initialmaßnahme werden<br />

wenige Arten in <strong>eine</strong>m gestalterischen Rahmen gepflanzt.<br />

Das Zuwandern spontaner Vegetation in den zunächst<br />

noch lückigen Vegetationsbeständen kann erwünschter Teil<br />

des Pflanzkonzeptes sein. Besonders geeignet <strong>für</strong> dieses<br />

Konzept sind eher nährstoffarme, sandige Standorte.<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

Aufwertung vorhandener Vegetationsflächen<br />

Bereits bestehende oder auch neu angesäte Wiesen- und<br />

Rasenflächen können relativ kostengünstig und rasch<br />

durch geschickt ausgewählte Stauden und Geophyten<br />

zumindest temporär aufgewertet werden. Angesichts der<br />

Standortbedingungen auf Stadtumbauflächen kann auch<br />

geprüft werden, ob z.B. Pionierpflanzen <strong>für</strong> diesen Zweck<br />

geeignet sind. In ähnlicher Weise lassen sich bestehende<br />

Gehölz- oder Hochstaudenflächen mit der gezielten<br />

Pflanzung von pflegeleichten, aber attraktiven Sträuchern<br />

aufwerten.<br />

Weiterführende Informationen<br />

ePPel-Hotz, A. (2006): Veitshöchheimer Pflanzbilder <strong>für</strong><br />

Freifläche und Gehölzrand. Stadt + Grün 04/2006: 26-33<br />

ePPel-Hotz, A. (2010): Highlights im Staudenbeet – Gräser<br />

<strong>für</strong> Freiflächenpflanzungen.<br />

In: dega galaBau, 11/2010: 48-54.<br />

gadient, H. (2005): Silbersommer und Blumenberg:<br />

Stauden sind die neuen Stars der Gärtner.<br />

Wohnen – Das Magazin <strong>für</strong> genossenschaftlichen<br />

Wohnungsbau 05/2005: 16-19.<br />

KircHer, w. (2003): Viel Platz <strong>für</strong> wenig Pflege.<br />

Stadt + Grün 7/2003: 40-45.<br />

KüHn, n. (2002): Dynamische Staudenpflanzungen -<br />

Gestalterische Chance und technische Herausforderung.<br />

Landschaftsarchitektur 7/2002: 40-42.<br />

leHr- und VerSucHSanStalt gartenBau erfurt (Hrsg.) (2008):<br />

Erprobte Staudenmischpflanzungen.<br />

http://www.lvg-erfurt.de.<br />

Pelz, P. (2001): Großflächige Staudenverwendung – ein<br />

Weg aus der Pflegekrise?<br />

Landschaftsarchitektur 02/2001: 17-19.<br />

ScHmidt, C.: (2004) Die Steppe kommt.<br />

Garten + Landschaft 10/2004: 7-9.<br />

ScHmidt, C. (2010): Staudenmischpflanzungen.<br />

Innovative Konzepte <strong>für</strong> pflegereduzierte Pflanzungen<br />

im öffentlichen Grün. www.staudenverwendung.de<br />

www.perennemix.de<br />

41 Etablierung durch Pflanzung<br />

Initialpflanzung von Gräsern / Kräutern


42<br />

THEMENKOMPLEx 4<br />

Gepflanzte<br />

Mehlbeere mit<br />

Dreipunktverankerung.<br />

Etablierte Gehölzfläche aus Forstware.<br />

Ausgleichsfläche an der B6 (neu) bei Leipzig.<br />

Etablierung durch Pflanzung<br />

Pflanzung von Bäumen und Sträuchern<br />

In der Regel werden g Einzelbäume, Baumreihen oder<br />

-gruppen und auch g flächige Gebüsche durch Pflanzung<br />

etabliert. Je nach Rahmenbedingungen (Standort, Flächengröße,<br />

Gestaltungsziel, Budget) können Baumschul- oder<br />

Forstpflanzen eingesetzt werden.<br />

Baumschulware<br />

Der Einsatz von Baumschulware ist bei extremen Standortbedingungen<br />

(g Substratgruppen 1 und g 2) heikel.<br />

Um den Verpflanzungsschock möglichst gering zu halten,<br />

sollten bewusst geringere Pflanzstärken (Bäume: 14/16,<br />

Sträucher: v, 60-100...150, 3 bis 7 Triebe je nach Art) gewählt<br />

werden. Zwar ist <strong>eine</strong> größere Qualität städtebaulich<br />

raumwirksamer, jedoch im Anwuchsverhalten oft problematisch<br />

– insbesondere wenn die Bodenverhältnisse von<br />

den Baumschulbedingungen stark abweichen.<br />

Die beste Pflanzzeit bei wurzelnackter Ware ist Herbst<br />

(Oktober, bei günstiger Witterung noch bis Anfang Dezember)<br />

oder im zeitigen Frühjahr (Mitte März bis Mitte April).<br />

Bei Extremsubstraten sind unbedingt ausreichende Wässerungsgänge<br />

notwendig. Containerware (deutlich teurer!)<br />

kann zwar ganzjährig gepflanzt werden, ist aber auf<br />

Extremsubstraten im Anwuchsverhalten problematisch<br />

und nur bei Absicherung <strong>eine</strong>r umfassenden Fertigstellungs-<br />

und Entwicklungspflege ratsam.<br />

Forstware<br />

Forstware ist – artabhängig – nach den forstlichen Herkunftsgebieten<br />

zertifiziert (RAL-Gütezeichen Nr. RAL-GZ<br />

241) und wird stets wurzelnackt, meist als 2-jährige Sämlinge<br />

mit <strong>eine</strong>r Höhe von etwa 30 cm und 1-2 Trieben, angeboten.<br />

Die Pflanzzeit liegt deshalb im Herbst (Oktober)<br />

oder im zeitigen Frühjahr (Mitte März bis Mitte April). Bei<br />

Extremsubstraten sind unbedingt ausreichende Wässerungsgänge<br />

notwendig. Nach der Anwachsphase sind aus<br />

Forstpflanzen etablierte Bestände meist vital und pflegeextensiv.<br />

Eine städtebaulich wirksame Qualität wird aber<br />

erst nach mehreren Jahren erreicht.<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

w Fertigstellungs- und Entwicklungspflege<br />

Die häufig zu beobachtenden Ausfälle bei Gehölzpflanzungen<br />

sind in der Regel auf <strong>eine</strong> mangelnde Fertigstellungs-<br />

(<strong>eine</strong> Vegetationsperiode) bzw. Entwicklungspflege (drei<br />

Vegetationsperioden, entsprechend DIN 18919) zurückzuführen.<br />

An fachlichen Kriterien ausgerichtete Pflegemaßnahme<br />

sind jedoch <strong>für</strong> <strong>eine</strong> nachhaltige Etablierung aller<br />

Gehölzbestände zwingend notwendig und damit Bestandteil<br />

der zu tätigenden „Investition“ <strong>eine</strong>r städtebaulichen<br />

Aufwertung bzw. Neuordnung nach erfolgtem Abriss. In<br />

der Regel sind diese jedoch nicht Bestandteil der entsprechenden<br />

Investitionsförderung.<br />

Für die Abnahme der Gehölze (Ende der Fertigstellungspflege)<br />

sollte ein Durchtreiben der Gehölze im letzten Juni-<br />

Drittel im zweiten Standjahr ausschlaggebend sein. Bei<br />

trockener Witterung sind Wässerungsgänge zwingend notwendig.<br />

Um ein Anwachsen der Gehölze zu sichern, sollten<br />

in den ersten zwei Standjahren von Mai bis Mitte August<br />

mindestens 8-10 Wässerungsgänge ausgeschrieben sein.<br />

Besser sollte jedoch alle 2 Wochen („konsequent nach<br />

Plan“ – unabhängig von der Witterung!) gewässert werden.<br />

Für die anschließende Entwicklungspflege – einschließlich<br />

Erziehungsschnitt, Lichtraumprofilschnitt (falls erforderlich)<br />

– ist ein Zeitraum von 10 Jahren einzuplanen. Erforderlich<br />

ist dabei das Freihalten der Baumscheibe von unerwünschten<br />

Wildkräutern; der Aufwand lässt sich hierbei durch <strong>eine</strong><br />

g Mulchschicht reduzieren.<br />

Außerdem sind z.B. Verankerungen von Bäumen zu<br />

kontrollieren. In Abhängigkeit von der räumlichen Lage<br />

der zu bepflanzenden Fläche ist zu prüfen, ob ein Verbissschutz<br />

erforderlich ist.<br />

Auf Extremsubstraten sollte <strong>eine</strong> g Mulchschicht <strong>für</strong><br />

Verdunstungsschutz sorgen.<br />

Weiterführende Informationen<br />

DKV - Gütegemeinschaft <strong>für</strong> forstliches Vermehrungsgut<br />

e.V. (www.dkv-net.de)<br />

FLL (2004): Gütebestimmungen <strong>für</strong> Baumschulpflanzen.<br />

DIN 18919 (08/2002): Vegetationstechnik im Landschaftsbau.<br />

Entwicklungs- und Unterhaltungspflege von Grünflächen.<br />

G e h ö l ze


THEMENKOMPLEx 4<br />

Artenreiche Hochstaudensukzession auf der<br />

Rodebillefläche in Dessau-Roßlau.<br />

Frühes Sukzessionsstadium auf der ehemaligen<br />

Bäckereifläche Taubenstraße in Dessau-Roßlau.<br />

43 Etablierung durch Sukzession<br />

Vegetationsentwicklung über Sukzession<br />

Die Entwicklung von großen Stadtumbauflächen über Sukzession<br />

gewinnt zunehmend an Bedeutung und wird auch<br />

als kostengünstige Alternative zur aufwändigen Entwicklung<br />

und Erhaltung von Grünflächen diskutiert (matHey &<br />

rinK 2008). Die spontane Etablierung von Gehölzen kann<br />

– z.B. auch zur Entwicklung von Stadtwäldern – ausgenutzt<br />

werden. Darüber hinaus bieten Sukzessionsflächen infolge<br />

der Strukturvielfalt und des hohen Blütenreichtums im<br />

innerstädtischen Bereich ein breites Lebensraumspektrum<br />

<strong>für</strong> Tagfalter und weitere Artengruppen, wie Heuschrecken,<br />

Zikaden, Laufkäfer oder Vögel.<br />

w Auf Sukzessionsflächen kann durch die Dominanz<br />

von Arten wie z.B. Klette, Beifuß oder Kanadische Goldrute<br />

(s. Abb. oben) schnell ein „verwahrlost“ wirkender Eindruck<br />

entstehen (rinK 2008). Sukzessionsprozesse auf Stadtumbauflächen<br />

werden deshalb meistens nur akzeptiert,<br />

solange Vegetationsbestände durch auffällig blühende<br />

„Wiesen“arten, wie z.B. Wilde Möhre (Abb. unten) geprägt<br />

sind oder ein grundlegendes Ordnungsschema erkennbar<br />

ist (dettmar 2002). Minimale gestalterische Eingriffe können<br />

deshalb <strong>eine</strong> ästhetische und physische Aneignung<br />

erleichtern (vgl. SloBoda 2007, ScHemel 2010):<br />

Z Durch den konsequenten Erhalt von g Pflegerändern<br />

– sowohl im Außenbereich der Fläche als auch entlang<br />

von Wegen, die die Sukzessionsfläche durchqueren – ist<br />

die Fläche auch weiterhin nutzbar. Außerdem wird auf<br />

diese Weise der Eindruck vermieden, dass die Fläche<br />

von der Stadt bzw. dem Eigentümer aufgegeben wurde.<br />

Z Insbesondere auf größeren Flächen kann unter Berücksichtigung<br />

ihrer stadträumlichen Lage gezielt <strong>eine</strong><br />

g Zonierung in Pflegeflächen und Sukzessionsflächen<br />

umgesetzt werden.<br />

Z Durch Kombination von spontaner Gehölzsukzession<br />

mit gezielten g Gehölzpflanzungen kann <strong>eine</strong> ästhetische<br />

Raumbildung erzielt werden.<br />

Z Das regelmäßige Absammeln von Müll reduziert maßgeblich<br />

den Eindruck von Verwahrlosung.<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

Z Regelmäßige g Informationsveranstaltungen können<br />

<strong>eine</strong>n wesentlichen Beitrag zum Verständnis von Sukzession<br />

als Entwicklungsmaßnahmen leisten.<br />

Z Sukzessionsbestände können schon auf kl<strong>eine</strong>r Fläche<br />

große Struktur- und Artenvielfalt bieten. Diese Rahmenbedingungen<br />

können auf einfache Weise in die Umweltbildung<br />

„vor der Haustür“ integriert werden.<br />

Weiterführende Informationen<br />

dettmar, J. (2002): Alternative Wildnis.<br />

Garten + Landschaft. 5/2002: 15-17.<br />

ScHemel, H.-J. (2010): Natur als Spielraum. In: BLfU<br />

(Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Umwelt: Natur in der Stadt –<br />

Impulse <strong>für</strong> die Zukunft, Tagungsband.<br />

SloBodda, S. (2007): Naturschutz im Klimawandel – Entwicklungen<br />

und Anforderungen im Siedlungsbereich.<br />

Workshop E 5 „Kommunen im Klimawandel – Aktuelle<br />

Anforderungen an die Entwicklung von Gemeinden“.<br />

www.smul.sachsen.de/umwelt/klima/17976.htm.<br />

(Zugriff 02.10.2010).<br />

matHey, J. & rinK, d. (2008): Stadtumbau und Frei-<br />

flächenqualität - Zur Frage der Freiflächenentwicklung in<br />

perforierten Städten. conturec 3: 69- 80.<br />

rinK, d. (2008): Wildnis oder Ersatznatur? Soziale<br />

Wahrnehmungen und Vorstellungen von Stadtnatur.<br />

In: Rehberg, K.S. (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft.<br />

Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Soziologie in Kassel 2006.<br />

Campus, Frankfurt am Main, S. 489-505.


44<br />

THEMENKOMPLEx 4<br />

Aufbringen von Langstrohmulch auf Gehölzansaat.<br />

Ehemalige Fleischerei Taubenstraße, Dessau-Rosslau.<br />

Befestigung mit Jutegewebe. Ehemalige Fleischerei<br />

Taubenstraße, Dessau-Rosslau.<br />

Verdunstungsschutz und-reduzierung<br />

Einsatz von Mulchmaterial<br />

Mulchmaterial kann sowohl zur Unterstützung der Vegetationsetablierung<br />

als auch zur Reduzierung von unerwünschten<br />

konkurrenzkräftigen Ruderalarten eingesetzt werden.<br />

Unabhängig vom gewählten Mulchmaterial geht jedoch<br />

allein durch die Abdeckung der Oberfläche <strong>eine</strong> positive<br />

Wirkung auf die Standortverhältnisse aus, wie Vermeidung<br />

von Oberflächenverschlämmung, Förderung von Bodenbildungsprozessen<br />

und Bodenleben, geringerer Wasserverbrauch<br />

durch Reduzierung der Evaporation, günstiges Mikroklima<br />

durch Ausgleich von Temperaturschwankungen.<br />

Auswahl von Mulchmaterial<br />

Die Entscheidung, welches Mulchmaterial in welcher Aufwandmenge<br />

Verwendung findet, hängt vom angestrebten<br />

g Vegetationsbild (Entwicklungsgeschwindigkeit), den<br />

gZStandortverhältnissen (Rohboden, Oberboden, Flächengröße)<br />

und ästhetischen Überlegungen (Farbe, Struktur)<br />

ab:<br />

Z Durch Verwendung von Kies oder Schotter bzw.<br />

diasporenfreiem (-armem) organischem Material können<br />

unerwünschte Begleitarten zurückgedrängt werden.<br />

Dieser Effekt ist insbesondere bei Pflanzungen und der<br />

g Ansaat von Gehölzen erwünscht.<br />

Z Durch den Auftrag von Mulchmaterialien können die<br />

mikroklimatischen Bedingungen, insbesondere die<br />

Wasserspeicherkapazität, <strong>für</strong> die Etablierung von<br />

g Ansaaten (Kräuter, Gräser, Gehölze) sowie Boden-<br />

bildungsprozesse verbessert werden.<br />

Verwendung von organischem Mulchmaterial<br />

Klassische organische Mulchmaterialien sind Rindenmulch,<br />

Holzhäcksel, Stroh und diasporenarmes Mahdgut.<br />

Rindenmulch und Holzhäcksel werden bevorzugt zur Mulchung<br />

von Pflanzflächen und zur Reduzierung von unerwünschtem<br />

Aufwuchs eingesetzt, Stroh kann bei Ansaaten<br />

(Gehölzansaat) zur Verringerung von Konkurrenz zum Einsatz<br />

kommen, Mahdgut ist insbesondere zur Verbesserung<br />

der Wasserversorgung und zur Förderung von Ansaaten<br />

mit Gräsern und Kräutern (g Regiosaatgut) geeignet.<br />

Dicht lagernde Materialien (Rindenmulch) weisen bezüglich<br />

der Unterdrückung von Aufwuchs <strong>eine</strong> bessere Wirkung<br />

auf als locker gelagerte (Holzhäcksel, Stroh, Mahdgut).<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

Die Wirkungsdauer organischer Mulchstoffe hängt maßgeblich<br />

von der Geschwindigkeit des mikrobiellen Abbaus<br />

ab und wird primär vom C/N-Verhältnis des Materials bestimmt.<br />

Dieses ist bei Rindenmulch, Holzhäcksel und Stroh<br />

sehr weit, so dass bei den erstgenannten mit <strong>eine</strong>r Wirkungsdauer<br />

von über drei Jahren und bei Stroh bis zu drei<br />

Jahren gerechnet werden kann. Auf sehr nährstoffarmen<br />

Substraten kann die Wirkung eventuell noch länger andauern.<br />

Diese Mulchstoffe sind daher bei Vegetationsstrukturen<br />

mit langsamerer Entwicklung zu bevorzugen<br />

(Pflanzungen, Gehölzansaaten). Bei Auftrag von Mahdgut<br />

verläuft die Mineralisierung dagegen rascher, der Mulcheffekt<br />

wirkt weniger lang und es treten i.d.R. k<strong>eine</strong> Wachstumshemmungen<br />

auf (Ansaat wiesenartiger Vegetationsbestände).<br />

Rindenmulch und Holzhäcksel sind aufgrund ihres Gewichtes<br />

lagerungsstabil, Stroh kann in windoffenen Lagen verlagerungsempfindlich<br />

sein und bedarf ggf. der Fixierung, z.B.<br />

mittels <strong>eine</strong>s handelsüblichen Klebers, wie er bei Nassansaaten<br />

Verwendung findet (z.B. auf Basis von Alginaten,<br />

Montanwachs, Polybutadien) oder der Überspannung mit<br />

<strong>eine</strong>m sehr großmaschigen verrottbaren Geotextil (Jutegewebe,<br />

200 g/m²), das durch Einschlagen von Holzpflöcken<br />

(ca. 2 Stück/m²) verankert wird. Eine durchdringende<br />

Wässerung direkt nach dem Ausbreiten des Strohs<br />

kann diese Maßnahmen ggf. ersetzen. Mahdgut verzahnt<br />

sich in der Regel nach dem ersten Regen so gut, dass <strong>eine</strong><br />

Fixierung nicht erforderlich ist. Um Kosten zu sparen, kann<br />

bei großen Flächen auch <strong>eine</strong> maschinelle Ausbringung<br />

von Strohhäckseln in Betracht gezogen werden.<br />

Die Auftragsstärke sollte mindestens 5cm betragen. Das<br />

entspricht ca. 50 l/m² bei Rindenmulch und Holzhäcksel<br />

und ca. 300g/m² bei Stroh, Mahdgut. Bei länger erwünschter<br />

Wirkungsdauer kann die Aufwandmenge bis auf 10 cm<br />

erhöht werden (ca. 100 l/m² bzw. 600g/m²). Allerdings<br />

nimmt dadurch die Gefahr <strong>eine</strong>r Schimmelbildung bei<br />

Stroh- und Mahdgutauftrag zu, so dass höhere Aufwandmengen<br />

auf Pflanzflächen beschränkt werden sollten.<br />

Einsatz von Mulchmaterial


45<br />

THEMENKOMPLEx 4<br />

Ziegelrecyclingmulch auf Gehölzansaat.<br />

Ehemalige Fleischerei Taubenstraßei, Dessau-Rosslau.<br />

Ziegelrecyclingmulch auf Gehölzansaat.<br />

Ehemalige Fleischerei Taubenstraßei, Dessau-Rosslau.<br />

Verdunstungsschutz und -reduzierung<br />

Einsatz von Mulchmaterial (Forts.)<br />

Verwendung von mineralischem Mulchmaterial<br />

Mineralische Mulchstoffe weisen physikalisch die gleichen<br />

Eigenschaften wie organische Mulchmaterialien auf. Wie<br />

lange deren Wirkung anhält, wird maßgeblich von der Auftragsstärke<br />

und der gewählten Körnung beeinflusst. Im<br />

Gegensatz zu organischen Mulchstoffen unterliegen sie<br />

k<strong>eine</strong>m Verrottungsprozess und verhalten sich daher nährstoffneutral.<br />

Mineralische Mulchflächen haben ein gutes Wärmespeichervermögen,<br />

trocknen oberflächlich rasch ab und unterstützen<br />

so die Entwicklung von g (Initial-) Pflanzungen<br />

trockenheits- und wärmetoleranter Arten. Es sollten<br />

vorwiegend regionalspezifische Produkte ausgewählt<br />

werden (effektive Transportwege).<br />

Je gröber die Körnung (Verzicht auf Nullanteile), desto<br />

länger hält die Aufwuchs unterdrückende Wirkung an,<br />

der Verdunstungsschutz bleibt dabei gewährleistet. Als<br />

Körnung kommen z.B. die Absiebungen 8/16, 16/32 oder<br />

gröber in Frage. Die Auftragsstärke sollte zur Förderung<br />

von Gehölzansaaten um die 5 cm betragen, bei Pflanzungen<br />

können auch höhere Auftragsstärken realisiert werden.<br />

Mineralische Mulchprodukte verlieren durch Eintrag von<br />

organischem Material und Flugsanden, die sich in den<br />

Poren ablagern, allmählich an Wirkung.<br />

Bei Ziegelrecyclingprodukten kann die Wirkung vom Verwitterungsverhalten<br />

geprägt sein. Mit Kies oder Schotter<br />

gemulchte Flächen wirken bereits nach der Herstellung<br />

optisch attraktiv und können durch entsprechende Farbwahl<br />

auch gestalterische Funktion übernehmen, bis die<br />

Vegetationsschicht den Effekt überlagert.<br />

w Schwierigkeiten<br />

Bei weitem C/N-Verhältnis (Rindenmulch, Holzhäcksel,<br />

Stroh) kann es zunächst zu <strong>eine</strong>r Stickstoffimmobilisierung<br />

im Boden kommen, die das Pflanzenwachstum hemmt.<br />

Durch Mahdgutauftrag findet dagegen ein begrenzter<br />

Nährstoffeintrag statt.<br />

Die Verwendung von Strohmulch kann zu <strong>eine</strong>m höheren<br />

Fraßdruck durch Mäuse führen. Die Brandgefahr (Vandalismus)<br />

ist bei Strohmulch höher und die Flächen können<br />

optisch „unordentlich“ wirken, was bei ihrem Einsatz im<br />

unmittelbaren Wohnumfeld zu bedenken ist.<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

Weiterführende Informationen<br />

Begemann, W. & ScHiecHtl, H.m. (1994): Ingenieurbiologie.<br />

Handbuch zum ökologischen Wasser- und Erdbau. 2.<br />

Auflage. Wiesbaden, Bauverlag, 1994, 203 S.<br />

Bloemer, S. (2002): Großflächenmulchung mit hoch<br />

mechanisierter Ausbringungstechnik. Neue Landschaft.<br />

2/2001: 49-51.<br />

ePPel-Hotz, A. (2010): Mulchstoffe im GaLaBau – Mate-<br />

rialien, Anwendung, Wirkung. In: Neue Landschaft<br />

12/2010, Seite 35-42.<br />

siehe auch http://www.lwg.bayern.de/landespflege/<br />

florinetH, F. (2004): Pflanzen statt Beton – Handbuch zur<br />

Ingenieurbiologie und Vegetationstechnik. Patzer Verlag,<br />

Berlin-Hannover 2004, 272 S.<br />

KeHl, W. (1992): Mulchversuche mit verschiedenen Materialien<br />

bei Gehölzpflanzungen.<br />

Neue Landschaft 37: 358-363.<br />

leSzKo, S. (2006): Alternativen zu Rindenmulch.<br />

DeGa 19: 34-63.<br />

reif, H. (2007): Mineralmulch in Staudenpflanzungen.<br />

Gartenpraxis Nr. 10:. 42-45.<br />

StallJann, E. (2000): Die Nassansaat als ingenieurbiologische<br />

Maßnahme im Straßenbau. Jahrbuch 9 der Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Ingenieurbiologie e.V. Hrsg. Hacker/Johannsen,<br />

Selbstverlag der Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie e.V.,<br />

Aachen, S. 57-98.<br />

zeH, H. (2004): Ingenieurbiologische Bauweisen.<br />

Studienbericht Nr. 4. 2. überarb. Auflage. Studie im<br />

Auftrag des Bundesamtes <strong>für</strong> Umwelt, Verkehr, Energie<br />

und Kommunikation. Publikation des Bundesamtes <strong>für</strong><br />

Wasser und Geologie (BWG), Bern, 59 S.<br />

Einsatz von Mulchmaterial (2)


46<br />

THEMENKOMPLEx 4<br />

Vegetationsdynamik am Beispiel Andes-Gelände Dessau-Roßlau<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />

Die ehemalige Fleischerei Andes in Dessau-Roßlau wurde 2007 abgerissen, etwa 1,25 ha befestigte Fläche zurückgebaut. Die Herrichtung des Geländes erfolgte 2008. Anschließend<br />

wurde Regiosaatgut eingesät. Die Wiese etebliert sich seit 2009. Der Sommer 2010 war sehr trocken, sodass sich erst ab August Blütenreichtum zeigte.<br />

November 2006 August 2007 Juni 2008 April 2009<br />

Mai 2009 April 2010 Anfang Juni 2010 Anfang Juli 2010<br />

20. Juli 2010<br />

27. Juli 2010 Ende August 2010 August 2011


47<br />

THEMENKOMPLEx 5<br />

Pflege der Vegetationsbestände<br />

In der Kulturlandschaft sind artenreiche Wiesenflächen<br />

mit gliedernden Gehölzstrukturen das Ergebnis<br />

jahrzehntelanger, traditioneller Nutzung. Anders in der<br />

Stadt. Hier müssen gezielte Pflegemaßnahmen landwirtschaftliche<br />

Nutzung ersetzen.<br />

Grundsätzliches Konzept <strong>für</strong> die Entwicklung der Stadtumbauflächen<br />

sollte die “gestaltende Pflege” (<strong>Station</strong><br />

<strong>C23</strong>, 2009) sein, bei der das Landschaftsbild im Laufe<br />

der Zeit als Folge <strong>eine</strong>r speziell auf die jeweiligen Bedingungen<br />

abgestimmten Pflege und Bewirtschaftung<br />

entsteht: Mit der Fertigstellungs- und Entwicklungspflege<br />

wird abgesichert, dass die ersten Mahdgänge<br />

zu phänologisch optimalen Zeitpunkten stattfinden,<br />

Gehölze bis zum Anwachsen gewässert werden und,<br />

falls erforderlich, <strong>eine</strong>n ersten Erziehungsschnitt erhalten.<br />

Damit wird die Etablierung unterstützt, ist aber in<br />

der Regel noch nicht abgeschlossen. Die Entwicklung<br />

<strong>eine</strong>r Wiese, <strong>eine</strong>s Saums oder <strong>eine</strong>r Gehölzstruktur ist<br />

ein Prozess, der sich über mehr als drei Jahre erstreckt.<br />

Im städtischen Umfeld entsteht so Schritt <strong>für</strong> Schritt<br />

Pflege der Vegetationsbestände<br />

<strong>eine</strong> neue Freiraumqualität die durch offene, weite<br />

und nutzungsabhängige Landschaften geprägt wird.<br />

Variationen in Nutzungs- und Pflegeintensität sowie die<br />

naturräumlichen Gegebenheiten führen sukzessive zu<br />

verschiedenen räumlichen Bildern und Zonierungen.<br />

Um die Folgepflege g kosteneffizient zu gestalten,<br />

sind Pflegezonierung (Abstufung intensiv - extensiv),<br />

die Beschränkung intensiver Pflege auf Pflegeränder,<br />

großflächige Extensivierung und der so genannte „Gestaltende<br />

Abriss“ von Bedeutung. Mahdtermine sollten<br />

nach phänologischer Indikation stattfinden, damit „mit<br />

und nicht gegen“ die Vegetation gepflegt wird.<br />

Die Folgepflege <strong>für</strong> offene Stadtumbaubereiche erstreckt<br />

sich in erster Linie auf die Absicherung <strong>eine</strong>r<br />

bzw. zweier regelmäßiger Mahdgänge im Jahr. Der<br />

Belastbarkeit dieser Flächen sind allerdings Grenzen<br />

gesetzt: bei gewünschter intensiverer Nutzung müssen<br />

Rasenflächen angelegt werden, die dann <strong>eine</strong>n erhöhten<br />

Pflegeaufwand nach sich ziehen.<br />

THEMENKOMPLEx 4<br />

Etablierung Pflege <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />

Die unterschiedlichen Flächengrößen und -funktionen erfordern<br />

angepasste Pflegestrategien:<br />

Intensivere kleinteilige Flächen erfordern Pflege mit der üblichen,<br />

im Garten- und Landschaftsbau verwendeten Technik.<br />

Akteure sind hier z.B. der Stadtpflegebetrieb, g Paten und<br />

g „Landmeister“. Ausdrücklich erwünscht ist dabei die Einbindung<br />

g bürgerschaftlichen Engagements. Durch Aktivitäten<br />

vor Ort wird signalisiert, dass Rückbauflächen nicht aufgegeben<br />

sind. Sie sind außerdem wichtige Multiplikatoren der<br />

Stadtumbauidee und tragen das Konzept in die Öffentlichkeit.<br />

Große Flächen hingegen können extensiv bewirtschaftet<br />

werden. Diese Pflege kann an externe Pflegebetriebe vergeben<br />

werden, die über geeignete g Geräte und Maschinen<br />

verfügen.<br />

Die Pflegemaßnahmen sollten durch g längerfristige Pflegeverträge<br />

abgesichert werden. Sinnvoll ist <strong>eine</strong> Kombination<br />

der unterschiedlichen Pflegeformen, da nicht alle Flächen<br />

gleich behandelt werden können.


48<br />

THEMENKOMPLEx 5<br />

Geplante Pflegezonierung am Beispiel Rodebilleviertel, Dessau-Rosslau.<br />

Gepflegter Randstreifen auf <strong>eine</strong>r Grünfläche im Leipziger Osten.<br />

Pflegeextensive Gestaltung<br />

Kosteneffiziente Folgepflege<br />

Pflegezonierung<br />

Grünflächen können in der Intensität von Nutzung und<br />

Pflege abgestuft werden. Ausgehend von intensiv genutzten<br />

Flächen – wie Eingangs- und häufig genutzte Bereiche<br />

mit „hochwertigen Gestaltungselementen“ (Staudenrabatten,<br />

Sportrasen usw.) – verringert sich die Nutzungsund<br />

damit auch notwendige Pflegeintensität hin zu „wilder“<br />

wirkenden (g Sukzessions-) Randbereichen. In gewissem<br />

Rahmen können hier spontane Besiedlungsprozesse ausgenutzt<br />

und die Zahl der Pflegegänge deutlich reduziert<br />

werden. In solchen Randbereichen lassen sich extensiv<br />

pflegbare Gehölzbänder – aus vorhandenen Gehölzflächen,<br />

auch unter Einbeziehung von g Sukzession – entwickeln.<br />

Die Auswahl der zu belassenden bzw. neu zu g pflanzenden<br />

Gehölze ist dabei nach (stadträumlicher) Funktion des<br />

Standorts auszuwählen.<br />

w Eine zunehmende Vermüllung von Grünflächen resultiert<br />

in <strong>eine</strong>r ablehnenden Haltung gegenüber extensiven<br />

Pflegeflächen. Eine regelmäßige Müllberäumung ist deshalb<br />

sicherzustellen.<br />

Pflegeränder<br />

Entlang von Wegen etc. sollten stets angemessen breite<br />

intensiv gepflegte Randstreifen (2...5 m Breite) <strong>eine</strong>n ansprechenden<br />

Übergang zu extensiv gepflegten Bereichen<br />

vermitteln und <strong>eine</strong>n Rahmen bilden. Hier wird 5 bis 6 mal<br />

pro Jahr gemäht. Entlang von Straßen und Wegen, an<br />

Wohngrundstücken und auf (genutzten) kl<strong>eine</strong>ren Flächen<br />

(< 100m 2 ) sollten Mehrschnittrasen beibehalten werden.<br />

w Obwohl sich Pflegeränder nachgewiesenermaßen positiv<br />

auf die Akzeptanz von extensiver gepflegten Flächen<br />

auswirken, wird diese Maßnahme häufig nicht mit der nötigen<br />

Konsequenz umgesetzt.<br />

Extensivierung<br />

Kl<strong>eine</strong>re Teilflächen (< 100 m2 ) bestehender, früher intensiv<br />

gepflegter Staudenflächen lassen sich in nur einmal jährlich<br />

zurückzuschneidende pflegeleichte g Staudenmischpflanzungen<br />

(z.B. Perennemix ® ) umwandeln. Der Pflegeaufwand<br />

kann in der Folge auf ein bis zwei Pflegegänge im<br />

Jahr reduziert werden.<br />

Pflege <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />

Auf größeren, weniger genutzten Rasenflächen wird die<br />

Schnittfolge allmählich auf lediglich 1-2 Mahdgänge/ Jahr<br />

reduziert bzw. <strong>eine</strong> g Umwandlung zu extensiven Wiesen<br />

vorgenommen. Das Mahdgut wird generell abgefahren,<br />

<strong>eine</strong> Düngung erfolgt nicht. Bei geeigneter Größe und entsprechender<br />

g Mahdfähigkeit der Fläche (Durchfahrtsbreiten,<br />

Erreichbarkeit) ist der Übergang zu g großmaschineller<br />

Pflege möglich.<br />

„Gestaltender Abriss“<br />

Geländegestaltung und Ansaat mit speziellen Saatgutmischungen<br />

erlauben <strong>eine</strong> in der Folgenutzung extensive und<br />

dadurch kosteneffiziente, ökologische und gestalterische<br />

Aufwertung. Eine sorgfältige Durchführung aller dazu notwendigen<br />

Maßnahmen, wie g Standortcharakterisierung,<br />

g Substratwahl und Herstellung <strong>eine</strong>r mahdfähigen,<br />

optimierten g Substratschicht mit anschließenden Begrünungsmaßnahmen<br />

(z.B. g Ansaaten oder g Gehölzetablierung)<br />

und <strong>eine</strong>r ordnungsgemäßen Fertigstellungsund<br />

Entwicklungspflege gewährt die erfolgreiche Entwicklung<br />

extensiv pflegbarer Offenland-Vegetationsbilder<br />

(„gestaltende Pflege“, <strong>Station</strong> <strong>C23</strong>, 2009).<br />

w Rückbau- und Aufwertungsmaßnahmen können<br />

dabei jedoch nicht, wie meist üblich, als getrennte Maßnahmenbereiche<br />

betrachtet werden – die weitere Entwicklung<br />

der Fläche ist beim Abriss bereits „mitzudenken“.<br />

Mahdtermine nach phänologischen Zeigerarten<br />

Der Mahdzeitpunkt spielt <strong>für</strong> die Pflegemahd <strong>eine</strong> herausragende<br />

Rolle. Indikatorarten machen es auch dem botanischen<br />

Laien möglich, phänologisch optimale Mahdtermine<br />

festzulegen. Relevante Arten müssen einmalig in Abhängigkeit<br />

vom jeweiligen Vegetationstyp festgelegt werden.<br />

Glatthaferwiesen werden zur Hauptblüte des Glatthafers<br />

jeweils im ersten und zweiten Aufwuchs gemäht. Für ruderal<br />

beeinflusste Standorte kann die beginnende Blüte des<br />

Johanniskrautes als erster Mahdtermin festgelegt werden.<br />

Weitere Termine hängen von der Entwicklung im jeweiligen<br />

Jahresverlauf ab und liegen etwa im August. Hochstauden<br />

bilden wichtige Überwinterungsquartiere z.B. <strong>für</strong> Insekten.<br />

Hier empfiehlt sich <strong>eine</strong> Mahd im späten Frühjahr. Feuchte<br />

und wechselfeuchte Wiesentypen mit spätblühenden Arten<br />

können nach Abblühen des Blutweiderich gemäht werden.<br />

Kosteneffiziente Folgepflege


49<br />

THEMENKOMPLEx 5<br />

Zur Erstpflege von Sukzessionsflächen kann auch im<br />

städtischen Umfeld ein Forstmulcher eingesetzt werden.<br />

Pflege mit Großtechnik: Häcksler auf Rodebille-Nord, Dessau-Rosslau.<br />

Pflegeextensive Gestaltung<br />

Großmaschinelle Pflege<br />

Stadtumbauflächen in schrumpfenden Städten weisen<br />

häufig Flächengrößen auf, die den Einsatz von Großmaschinen<br />

aus der Landwirtschaft zur Durchführung<br />

der Pflege ermöglichen. Aufwändigere Maßnahmen wie<br />

Flächenzusammenlegungen (z.B. Wegfall wenig genutzter<br />

Wege und/ oder Rückbau von Einbauten) sind in der Regel<br />

nicht erforderlich.<br />

Um diesen Vorteil langfristig ausnutzen ist können, muss<br />

bereits bei der Planung von Begrünungsmaßnahmen die<br />

zukünftige g Mahdfähigkeit, berücksichtigt werden. Wichtige<br />

Parameter sind in diesem Zusammenhang insbesondere<br />

die Gewährung von ausreichenden Durchfahrtsbreiten<br />

und Wendemöglichkeiten – vor allem im Bereich<br />

von Gehölzen – sowie die Erreichbarkeit der Flächen mit<br />

großen Fahrzeugen.<br />

Ein Abschluss von g längerfristigen Pflegeverträgen eröffnet<br />

die Möglichkeit, die Mahd zu phänologisch optimalen<br />

Zeitpunkten durchzuführen. Damit wird <strong>eine</strong> Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> die langfristige Erhaltung von kräuterreichen<br />

Wiesenbeständen geschaffen.<br />

Bei längerfristiger Planung können an <strong>eine</strong>m Tag mehrere<br />

Flächen gemäht werden. Eine Ausnutzung entsprechender<br />

Witterungsbedingungen und die Abfuhr des Mahdgutes in<br />

rationeller Weise (z.B. Container, Heuballen) trägt weiterhin<br />

zur g Kosteneffizienz bei.<br />

Die Möglichkeit der Pflege durch (kostengünstige) Großtechnik<br />

– statt (kostenintensiver) Kleintechnik, wie Freischneider<br />

und Rasenmäher – macht auch die Beteiligung<br />

von Landschaftspflegebetrieben aus dem Einzugsgebiet<br />

der Kommune an Ausschreibungen <strong>für</strong> Pflegeleistungen<br />

interessant. Zudem ist mit <strong>eine</strong>r Zunahme von großflächigen<br />

extensiv zu pflegenden Offenlandflächen im innerstädtischen<br />

Bereich künftig zu rechnen. Erfahrungswerte aus<br />

der Dessauer Praxis gehen in der Folgepflege bei der jährlichen<br />

Mahd mit Abfuhr auf g Extensivwiesen der Stadtumbauflächen<br />

von <strong>eine</strong>r Kosteneinsparung von etwa <strong>eine</strong>m<br />

Drittel gegenüber den Kosten <strong>eine</strong>s Garten- und Landschaftsbaubetriebes<br />

mit üblichem Maschinenpark aus.<br />

Pflege <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />

Weiterführende Informationen<br />

KüHn, N, Von Birgelen, A., ProminSKi, M. & langner, S.<br />

(2008): Hochregallager. Ein entwurfsorientierter<br />

Wissensspeicher. www.handbuch-hochregal.de<br />

(Zugriff 02.10.2010)<br />

Stadt deSSau-roSSlau (Hrsg., 2007): Leitfaden<br />

Landschaftszug Dessau-Rosslau. Handlungs- und<br />

Gestaltungsvereinbarungen.<br />

<strong>Station</strong> c23 (2009): Ästhetisches Pflegewerk <strong>für</strong> den<br />

Landschaftszug der Stadt Dessau. Im Auftrag der<br />

Stadt Dessau-Rosslau.<br />

Großmaschinelle Pflege


50<br />

THEMENKOMPLEx 5<br />

Das großmaschinell geerntete Mahdgut wird zu<br />

Ballen gepresst und abtransportiert.<br />

Pflege mit Freischneider.<br />

Absicherung der dauerhaften Pflege<br />

Absicherung der Pflege durch längerfristige Pflegeverträge<br />

Landschaftspflegebetrieb<br />

Für die Betreuung von großen, möglichst zusammenhängenden<br />

Stadtumbauflächen ist die Bindung <strong>eine</strong>s Pflegebetriebes<br />

über längere Zeiträume hinweg (z.B. 5 Jahre,<br />

ähnlich Pachtverträgen) empfehlenswert. Dieser Betrieb<br />

kann im Laufe der Zeit die Besonderheiten „s<strong>eine</strong>r“ Flächen<br />

richtig einschätzen – insbesondere bei der Festlegung des<br />

(phänologisch) optimalen Mahdzeitpunkts.<br />

Es ergeben sich hierbei Chancen <strong>für</strong><br />

Z Landwirte aus der Region<br />

(Standbein Landschaftspflege) bzw. <strong>für</strong><br />

Z Betriebe des Garten- und Landschaftsbaues<br />

(Standbein Pflege mit g Großtechnik),<br />

längerfristig planbare Einkommen zu erzielen. Die Pflege<br />

kann in das jährliche Programm des Betriebes verlässlich<br />

eingetaktet werden.<br />

Betriebe der Landwirtschaft können – sofern k<strong>eine</strong> Verunreinigungen<br />

auftreten – die nachhaltige Verwendung des<br />

Mahdgutes gewährleisten (Einstreu, Häcksel) und dadurch<br />

günstigere Preise anbieten, da Entsorgungskosten entfallen.<br />

Landmeister<br />

Als Pendant zum „Hausmeister“ kann sich ein „Landmeister“<br />

um kl<strong>eine</strong>re Stadtumbauflächen im Wohngebietsumfeld<br />

kümmern. Ein Landmeister nutzt, pflegt und kommuniziert<br />

die intensiver zu pflegenden Grünbereiche und übernimmt<br />

<strong>für</strong> diese die Verantwortung. Er ist in der Lage, auf den Ort<br />

bezogene, relativ kleinteilig-intensive Pflegemaßnahmen<br />

und „Schönheitsreparaturen“ durchzuführen (Müll beseitigen,<br />

Mahd intensiver Aufenthaltsbereiche, Weiterleiten von<br />

Erneuerungsbedarf etc.), kennt die Probleme vor Ort und<br />

ist idealer Ansprechpartner <strong>für</strong> Anwohner und auch Besucher<br />

(<strong>Station</strong> c23 2009).<br />

Hierbei ergeben sich Möglichkeiten zu <strong>eine</strong>r längerfristigen<br />

Bindung von Bürgern, z.B. als Freiwilligendienst, Rentenhinzuverdienst<br />

oder <strong>für</strong> Existenzgründer. Für die Finanzierung<br />

<strong>eine</strong>s solchen Beschäftigungsprojekts auf städtischen<br />

Flächen ist die Selbstbeteiligung der Kommune Voraussetzung.<br />

Auf privaten Flächen könnten g Patenschaftsverträge<br />

<strong>eine</strong> sinnvolle Lösung sein.<br />

Pflege <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />

w Beschäftigungsgesellschaften<br />

Pflegeeinsätze mit Beschäftigten des so genannten<br />

„2. Arbeitsmarktes“ sind in der Regel nicht langfristig planbar<br />

und abhängig von der aktuellen Arbeitsmarktpolitik.<br />

Im Normalfall sind solche Arbeitskräfte nicht <strong>für</strong> Arbeiten<br />

im Garten- und Landschaftsbau ausgebildet. Es fehlt ihnen<br />

also Fachwissen, um Pflegearbeiten fachgerecht durchführen<br />

zu können.<br />

Die Organisation von Pflegeeinsätzen wird zudem dadurch<br />

erschwert, dass k<strong>eine</strong> Langzeitverträge geschlossen<br />

werden können bzw. dürfen und mit stets wechselnden<br />

Arbeitsgruppen gerechnet werden muss. Eine Einarbeitung<br />

bzw. intensive Schulung zur Grünlandpflege ist<br />

deshalb kaum möglich.<br />

Weiterführende Informationen<br />

<strong>Station</strong> c23 (2009): Ästhetisches Pflegewerk <strong>für</strong> den<br />

Landschaftszug der Stadt Dessau.<br />

Im Auftrag der Stadt Dessau-Rosslau.<br />

Langfristige Pflegeverträge


51<br />

THEMENKOMPLEx 6<br />

Inhalte der Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Beteiligung der Öffentlichkeit ist ein zentrales,<br />

aber bei weitem nicht selbstverständliches Element im<br />

Stadtumbau, das vor dem Hintergrund sich wandelnder<br />

gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Herausforderungen<br />

zunehmend an Bedeutung gewinnt. Dabei brauchen<br />

Beteiligungsprozesse nicht in erster Linie neue Methoden,<br />

sondern Fürsprecher und Kommunikationskonzepte (vgl.<br />

RöSeneR 2007).<br />

Auch bei der Konzeption, Umsetzung und anschließenden<br />

Pflege bzw. Nutzung von innovativen Vegetationsbildern<br />

ist das allgem<strong>eine</strong> Wissen um Möglichkeiten der Beteiligung<br />

von Bürgern bislang häufig schlecht ausgebildet.<br />

Stadtverwaltungen, Wohnungsunternehmen und Planer<br />

empfinden die Einbeziehung interessierter Bürger oft als<br />

Belastung und Verkomplizierung des Umsetzungsprozesses.<br />

Man beschränkt sich deshalb häufig auf Informationsveranstaltungen,<br />

bei denen fertige Planungen vorgestellt<br />

werden, jedoch kaum Möglichkeiten <strong>eine</strong>r Änderung<br />

bestehen. In der Folge werden Entwicklungen in Zusammenhang<br />

mit der Etablierung extensiver Wiesenflächen im<br />

urbanen Umfeld von Anwohnern oft missverstanden und<br />

deshalb auch nicht oder nur schlecht angenommen.<br />

Öffentlichkeitsbeteiligung sollte deshalb kontinuierlich den<br />

Planungs- bzw. Umwandlungsprozess strukturieren und<br />

begleiten – von Idee über Planung und Ausführung bis hin<br />

zur anschließenden Nutzung. Dabei sind unbedingt Voraussetzungen,<br />

Rahmenbedingungen und Ressourcen klar<br />

zu definieren und dennoch ist den Beteiligten Gelegenheit<br />

zu geben, ihre persönlichen Wünsche und Vorstellungen<br />

zu kommunizieren und im Rahmen der Möglichkeiten zu<br />

integrieren (Transparenz, Verlässlichkeit, Ergebnisoffenheit).<br />

Traditionelle Partizipationsangebote prägen die lokale<br />

Beteiligungskultur, aus der heraus sich erweiterte Formen<br />

der Mitwirkung entwickeln können (vgl. Schmitt 2008).<br />

Aktive Beteiligungsprozesse setzen allerdings ein Verständnis<br />

<strong>für</strong> die Planung und Entwicklung von Freiflächen<br />

in der Bürgerschaft voraus. Deshalb ist <strong>eine</strong> kontinuierliche,<br />

langfristig angelegte und allgemein verständliche<br />

Information sowohl über den Stadtumbauprozess an sich<br />

als auch die damit zusammenhängenden, notwendigen<br />

Veränderungen bei der Anlage und Pflege von Freiflächen<br />

erforderlich.<br />

Inhalte der Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die g Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit unterscheiden<br />

sich in der Intensität der Einbeziehung der Menschen:<br />

Z Information über Vorhaben und Planungen ist Grundlage,<br />

will und soll motivieren, anregen und bewegen.<br />

Z Beteiligung und Einbeziehung bedeutet, selbst tätig<br />

werden zu können und dadurch neben Verständnis auch<br />

<strong>eine</strong> Bindung zur Fläche über ein konkretes Erlebnis zu<br />

erzielen. Erreicht wird <strong>eine</strong> höhere Akzeptanz und Nutzbarkeit<br />

der neu gestalteten Grünflächen.<br />

Z Einbindung der Bürger in die nachhaltige Nutzung der<br />

neu gestalteten Grünflächen stellt das höchste Maß an<br />

Beteiligung dar.<br />

Das verbindende Element aller drei Formen der Öffentlichkeitsarbeit<br />

ist die kontinuierliche Berichterstattung<br />

in lokalen Medien nach dem Motto „Tue Gutes und<br />

rede darüber“.<br />

THEMENKOMPLEx 5<br />

Öffentlichkeitsarbeit Pflege zur Vermittlung <strong>standortangepasste</strong>r innovativer Vegetationsbilder<br />

Es sollten deshalb nicht nur Einladungen zu öffentlichen<br />

Veranstaltungen verteilt werden, sondern auch Berichterstattungen<br />

in der Presse folgen. Gezielte Pressegespräche<br />

können Redakteure zusätzlich vorinformieren und auf<br />

das Thema vorbereiten.<br />

Weiterführende Informationen<br />

röSener, B. (2007): Partizipationsprozesse gestalten: Worauf<br />

kommt es (nicht) an? In: Jonuschat et al.: Partizipation und<br />

Nachhaltigkeit. Vom Leitbild zur Umsetzung. Ergebnisse<br />

Sozialökologischer Forschung Bd. 7, München, S. 76-80.<br />

röSner, B., Selle, K. (2007): Mit Planungskultur zur Baukultur<br />

- Zwölf Grundsätze zur Gestaltung kommunikativer Prozesse.<br />

PLANERIN 06/2007: 12-14.<br />

ScHmitt, g. (2008): Stadtumbau West _Transferwerkstatt<br />

07.10.2008. http://www.stadtumbau.net/stuw_2008/images/<br />

stories/kommentar 2_schmitt.pdf Letzter Zugriff: 18.03.2011


52<br />

THEMENKOMPLEx 6<br />

Radtour zur Vorstellung von extensiven Wiesen<br />

im Landschaftszug von Dessau-Roßlau.<br />

Perennemix ® -Pflanzung mit Kindern.<br />

Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit<br />

Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit<br />

Da die Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiger Bestandteil bei<br />

der Umsetzung neuer Begrünungsstrategien ist, sollte<br />

bereits in der Konzeptphase ein Budget da<strong>für</strong> eingestellt<br />

werden. Große Wohnungsunternehmen haben in der Regel<br />

<strong>eine</strong> Öffentlichkeitsabteilung, die in Kooperation mit den<br />

zuständigen Planern diese Aufgabe übernehmen können.<br />

Ist dies nicht möglich, kann auch das Planungsbüro direkt<br />

oder ein externes Büro <strong>für</strong> Marketing und Öffentlichkeitsarbeit<br />

– das im günstigsten Fall bereits Erfahrung mit der<br />

Thematik hat – damit beauftragt werden.<br />

Empfehlenswert ist in jedem Fall die Zusammenarbeit mit<br />

allen am Projekt beteiligten Partnern: Flächeneigentümer,<br />

Auftraggeber, Planungsbüro und ausführende Firmen. So<br />

können Wissen und Erfahrungen aus allen Bereichen zusammengeführt<br />

und fachkundig vermittelt werden und das<br />

Publikum lernt zudem alle Verantwortlichen kennen.<br />

Hochschulen oder andere Bildungsträger aus diesem<br />

Fachgebiet können in die fachliche Begleitung, z.B. über<br />

Projektarbeiten, eingebunden werden.<br />

Information<br />

Information kann sehr vielgestaltig erfolgen, z.B. mittels<br />

Radtouren und g Spaziergängen, mit Informationsveranstaltungen,<br />

Nachbarschaftsgesprächen und Projektvorstellungen<br />

auf den umzugestaltenden Freiflächen oder im<br />

Zusammenhang mit Feiern zu besonderen Anlässen – z.B.<br />

vor dem Abriss oder der Beräumung <strong>eine</strong>r Fläche (Abschiednehmen)<br />

und später zur Einweihung <strong>eine</strong>r neu etablierten<br />

extensiven Wiese.<br />

Ebenso können auf den Stadtumbauflächen Fachexkursionen<br />

oder Naturbildungsveranstaltungen – z.B. „Langer<br />

Tag der Stadtnatur“ – durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang<br />

besteht zwar die Möglichkeit, Wünsche und<br />

Bedürfnisse zur Planung zu äußern, aber nicht, sie auch in<br />

die Planung einzubeziehen.<br />

Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung innovativer Vegetationsbilder<br />

Beteiligung<br />

Durch die Einbeziehung der Wünsche und Bedürfnisse von<br />

Bürgern bereits während der Planungsphase erreicht man<br />

<strong>eine</strong> höhere Akzeptanz und verbessert die zukünftige Nutzbarkeit<br />

der neu gestalteten Grünflächen. Die Einbeziehung<br />

kann über Workshops, Fragebögen oder aber zu <strong>eine</strong>r konkreten<br />

Fragestellung (Sitzgelegenheiten, Wegeführungen,<br />

etc.) während <strong>eine</strong>r Begehung vor Ort erfolgen. Letztere<br />

Methode ist persönlicher, man kommt mit den Menschen<br />

ins Gespräch und kann die Ergebnisse der Abstimmung in<br />

den weiteren Planungsprozess einfließen lassen.<br />

Die einfachste Form der Beteiligung während der Umsetzungsphase<br />

sind identitätsstiftende Aktionen – das kann<br />

beispielsweise <strong>eine</strong> gemeinsame Schauansaat oder Pflanzaktion<br />

während <strong>eine</strong>r Begehung sein. Dabei werden den<br />

Teilnehmern nicht nur Informationen vermittelt, sie dürfen<br />

auch selbst tätig werden. Neben dem Verständnis wird so<br />

auch <strong>eine</strong> Bindung zur neu entstehenden Grünfläche über<br />

ein konkretes Erlebnis geschaffen, welche durch Aktionen<br />

wie z.B. g Bürger-Bonituren über <strong>eine</strong>n längeren Zeitraum<br />

erhalten werden kann. Auf diese Weise können auch Fürsprecher<br />

und Multiplikatoren zur Informationsvermittlung in<br />

der Nachbarschaft gewonnen werden.<br />

Einbindung in nachhaltige Nutzungsstrukturen<br />

Das höchste Maß an Beteiligung wird mit der Einbindung<br />

der Bürger in die nachhaltige Nutzung der neu gestalteten<br />

Freiflächen erreicht (vgl. www.iba-stadtumbau.de/index.<br />

php?iba-praesentation-in-dessau-rosslau). So können insbesondere<br />

über g Flächenpatenschaften neue Nutzungen<br />

entstehen, die <strong>für</strong> Eigentümer und Nutzer viele Vorteile<br />

bringen.<br />

Information / Beteiligung / Nachhaltige Einbindung


53<br />

THEMENKOMPLEx 6<br />

Zielgruppe Jugend. Detektivspiel auf der Rodebillefläche Dessau-<br />

Roßlau anlässlich des Langen Tags der Stadtnatur 2011.<br />

Zielgruppe Anwohner. Einbeziehung in die<br />

Bauausführung Heidestraße Dessau-Roßlau.<br />

Zielgruppen<br />

Zielgruppen<br />

Die ersten Überlegungen vor Konzeption der Öffentlichkeitsarbeit<br />

zu <strong>eine</strong>r bestimmten Freifläche sollten der angesprochenen<br />

Zielgruppe gelten. Es muss geklärt sein, wen<br />

man erreichen möchte, um entsprechend abgestimmte<br />

Aktionen durchführen zu können. Die Zielgruppe richtet<br />

sich nach Lage, Größe, Nutzung und besonderen Eigenschaften<br />

von Fauna und Vegetation auf der Fläche.<br />

Nachbarschaft<br />

Öffentlichkeitsarbeit sollte sich vor allem an Nachbarn und<br />

interessierte Bürger der Umgebung richten. Dieses Publikum<br />

ist meist direkt von den Veränderungen betroffen und<br />

steht diesen oft misstrauisch gegenüber. Insbesondere<br />

Nachbarn sind aber die potentiellen neuen Nutzer der entstehenden<br />

Flächen.<br />

Durch zeitige g Information über das Vorhaben fördert man<br />

Verständnis und erhält in Gesprächen oft wichtige Informationen<br />

zur Geschichte oder bisherigen Nutzungen und Besonderheiten<br />

der Flächen, die im weiteren Planungsverlauf<br />

hilfreich sein können. Das Verantwortungsgefühl gegenüber<br />

der Fläche nimmt zu, wenn Wünsche und Bedürfnisse<br />

der Anwohnerschaft berücksichtigt werden. Schon kl<strong>eine</strong><br />

Möglichkeiten der Mitbestimmung tragen dazu bei, dass<br />

Anwohner mehr auf die Fläche achten und weniger Vandalismus<br />

und Vermüllung zugelassen wird. Im besten Fall finden<br />

sich dadurch sogar neue Nutzer <strong>für</strong> <strong>eine</strong> (Teil-) Fläche.<br />

Interessierte Bürger<br />

Die meisten Bürger sind an den allgem<strong>eine</strong>n Veränderungen<br />

im Stadtbild interessiert. Ihnen reichen oft jedoch<br />

schon Informationen über Projekte, Planungen, Zuständigkeiten<br />

und künftige Nutzungen. Interessierte Bürger verfügen<br />

zum Teil über gute regionalgeschichtliche Kenntnisse,<br />

von denen auch die Planer profitieren können. Auch sie<br />

können als Multiplikatoren der vermittelten Inhalte dienen.<br />

Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung innovativer Vegetationsbilder<br />

Kinder/Jugendliche<br />

Kinder und Jugendliche haben meist k<strong>eine</strong> persönliche<br />

Bindung zur Fläche und deren Lage im Stadtgebiet, können<br />

aber durch Besonderheiten, wie z.B. die vorhandene<br />

Fauna und Flora angesprochen werden.<br />

Stadtumbauflächen können deshalb gut als Naturerlebnisraum<br />

genutzt werden. Die Lage innerhalb der Stadt und<br />

somit in Nähe zu Schulen oder Kindergärten begünstigt<br />

<strong>eine</strong>n Ausflug oder Projekttag. Auch <strong>für</strong> Familien sind diese<br />

Flächen unkompliziert zu erreichen und deshalb <strong>für</strong> <strong>eine</strong>n<br />

kurzen Ausflug „in die Natur“ gut geeignet. Kinder sind sehr<br />

begeisterungsfähig und unvoreingenommen dem Naturerlebnis<br />

in der Stadt gegenüber. Darum erreicht man sie<br />

leicht und darüber hinaus häufig auch die Eltern. Für die<br />

Anlage <strong>eine</strong>s Schulgartens oder <strong>eine</strong>s Schaubeetes bieten<br />

sich deshalb Kooperationen mit Schulen an.<br />

Fachpublikum Planung<br />

Wohnungsunternehmen (als Flächeneigner und Auftraggeber),<br />

GaLaBau-Firmen (als Auftragnehmer), Mitarbeiter<br />

von Stadtplanungs- oder Grünflächenämtern oder<br />

Planungsbüros sollten ebenfalls in die Öffentlichkeitsarbeit<br />

einbezogen werden. Ein Erfahrungsaustausch zwischen<br />

diesen Gruppen trägt dazu bei, innovative Begrünungsstrategien<br />

bekannter zu machen und Fehler zu vermeiden.<br />

Dabei sind auch Schwierigkeiten in Planung und<br />

Umsetzung zu kommunizieren.<br />

Darüber hinaus besteht je nach Flächenausstattung auch<br />

bei z.B. Botanikern, Ornithologen, Entomologen und Imker<br />

Interesse an <strong>eine</strong>r Begleitung der Entwicklungsprozesse.<br />

Akteure


54<br />

THEMENKOMPLEx 6<br />

Erläuterungen zur geplanten Vegetationsetablierung<br />

in der Heidestraße Dessau-Roßlau.<br />

Ein Jahr Bürger-Bonitur in der Heidestraße Dessau-Roßlau.<br />

Zeitpunkte<br />

Zeitpunkte<br />

Die g Beteiligung gliedert sich grob in folgende Phasen.<br />

Ideen- und Konzeptphase<br />

Bereits bei Festlegung des Abrisses <strong>eine</strong>s Gebäudes bzw.<br />

der Neugestaltung <strong>eine</strong>r schon beräumten Fläche sollte die<br />

Öffentlichkeitsarbeit ansetzen. Dies kann beispielsweise<br />

in Form <strong>eine</strong>r Pressemitteilung oder Informationsveranstaltung,<br />

besser aber mit <strong>eine</strong>r Aktion vor Ort geschehen.<br />

Hierzu können öffentlich – aber auch gezielt – Nachbarn,<br />

ehemalige Bewohner oder Mitarbeiter eingeladen werden.<br />

Es wird ein kurzer Rückblick in die Geschichte und <strong>eine</strong>n<br />

Ausblick in die Zukunft gegeben sowie Planungen, Ideen<br />

und Konzepte <strong>für</strong> die Fläche vorgestellt. Das gibt den Betroffenen<br />

die Möglichkeit, sich von bekannten Orten zu<br />

„verabschieden“ und diese vor dem Abriss noch einmal<br />

zu besichtigen und zu fotografieren. Dieses Format stößt<br />

daher häufig auf großes Interesse.<br />

Planungsphase<br />

Die Öffentlichkeitsbeteiligung in dieser Phase ist die wohl<br />

bedeutendste und sollte am intensivsten betrieben werden.<br />

Hier können Wünsche und Bedürfnisse der Anwohner an<br />

die Entwicklung und künftige Nutzung der Freifläche abgefragt<br />

und im günstigsten Fall sogar neue Nutzer akquiriert<br />

werden. Die Ergebnisse können in dieser Phase noch Aufnahme<br />

in die Planung finden und die spätere Nutzung und<br />

Akzeptanz nach Fertigstellung absichern.<br />

w Hierbei muss jedoch der Spagat zwischen den Ideen<br />

beteiligter Laien und realistischer Planung geübt werden.<br />

Die Planer haben die Aufgabe, die Anforderungen an die<br />

Fläche umzusetzen. Die Beteiligten müssen sich wiederfinden.<br />

Die Vorstellungen der Bürger müssen dabei nicht 1:1<br />

umgesetzt werden.<br />

Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung innovativer Vegetationsbilder<br />

Bauphase<br />

Während der Umsetzung bietet sich ein öffentlicher Besichtigungstermin<br />

auf der Baustelle an. Dabei können beteiligte<br />

Baufirmen vorgestellt, Zwischenstände gezeigt, Probleme<br />

angesprochen und ein Ansprechpartner genannt werden.<br />

Der Beginn der Baumaßnahme ist auch ein guter Zeitpunkt<br />

<strong>für</strong> <strong>eine</strong> gemeinsame, öffentliche Aktion. Aktivwerden<br />

schafft Verbundenheit.<br />

Nach Fertigstellung<br />

Die Fertigstellung <strong>eine</strong>r Neugestaltung ist ein guter Anlass<br />

<strong>für</strong> <strong>eine</strong> Abschlussveranstaltung. Man kann diese Gelegenheit<br />

nutzen, sich bei den Beteiligten zu bedanken, Hinweise<br />

zur Nutzung zu geben oder auch Probleme, die während<br />

der Bauphase aufgetreten sind, zu erläutern. Haben sich<br />

bis dahin neue Nutzer gefunden, die <strong>eine</strong> Pflege oder sogar<br />

Bewirtschaftung der Freifllächen übernehmen, müssen<br />

diese auch weiterhin betreut und unterstützt werden. So<br />

können Anwohner z.B. über <strong>eine</strong> g Bürger-Bonitur noch<br />

längere Zeit an das Projekt gebunden werden und dadurch<br />

den Planern helfen, die Neugestaltung zu evaluieren.<br />

Da viele der in dieser Praxisempfehlung vorgestellten Begrünungsstrategien<br />

erst einige Jahre nach Fertigstellung ihren<br />

Endzustand erreichen, sollten optimalerweise in regelmäßigen<br />

Abständen (evtl. jedes 2. Jahr) nach der Fertigstellung<br />

weitere Informationsveranstaltungen durchgeführt<br />

werden. Dabei kann z.B. auf das sich verändernde<br />

Pflanzenartenspektrum in den ersten Jahren oder auf<br />

die jahreszeitliche Dynamik von einschürigen Wiesen<br />

eingegangen werden.<br />

Phasen / Dynamik


55<br />

THEMENKOMPLEx 6<br />

Einbeziehung von Bürgern in die Wiesenansaat beim<br />

Stadtspaziergang auf Rodebille, Dessau-Roßlau.<br />

Erstbonitur in der Heidestraße Dessau-Roßlau.<br />

Beispiel Stadtspaziergang<br />

Der (Stadt-) Spaziergang ist ein wirksames g Instrument,<br />

Planungsinhalte anschaulich zu vermitteln (www.spaziergangswissenschaft.de).<br />

Spaziergänge eignen sich, je nach<br />

zu vermittelnden Inhalten, <strong>für</strong> fast alle g Zielgruppen und<br />

g Planungsphasen. Der organisatorische Aufwand ist<br />

relativ gering. Sachverhalte oder Besonderheiten können<br />

direkt vor Ort erläutert und veranschaulicht werden.<br />

Um möglichst vielen Menschen die Teilnahme zu ermöglichen,<br />

sind Termine in den frühen Abendstunden in der<br />

Woche oder am Wochenende sinnvoll. Die Einladung erfolgt<br />

über die lokalen Medien. Sofern Nachbarschaft vorhanden<br />

ist, können in den Hauseingängen zusätzlich Einladungen<br />

aushängen. Das lässt sich am besten über die Eigentümer<br />

(häufig Wohnungsunternehmen) organisieren. Wenn die<br />

angrenzenden Häuser großen Wohnungsunternehmen<br />

gehören, sollte im Vorfeld die Geschäftsführung bzw.<br />

Abteilung <strong>für</strong> Öffentlichkeitsarbeit in <strong>eine</strong>m persönlichen<br />

Gespräch über das Vorhaben informiert werden. Dabei<br />

erhält man gegebenenfalls wichtige Informationen und Unterstützung<br />

bei der Bekanntmachung der Veranstaltung.<br />

Beispiel Bonitur<br />

Eine Bonitur ist ein g Instrument zur visuellen Bewertung<br />

von einzelnen Pflanzen oder Pflanzenbeständen nach festgelegten<br />

Kriterien. Die „Bürger-Bonitur“ beschränkt sich<br />

auf das Aufnehmen und Bewerten einfacher Pflanzen-<br />

Merkmale, die auch Laien oder Hobbygärtner ohne Probleme<br />

bewältigen. Sie ist ein Instrument, um Anwohner stärker<br />

einzubeziehen und um als Planer <strong>eine</strong> Rückkopplung zur<br />

Entwicklung und Akzeptanz der Fläche zu bekommen.<br />

Anhand <strong>eine</strong>s einfachen Fragebogens begutachten die Bewohner<br />

von der Fertigstellung an mindestens <strong>eine</strong> Vegetationsperiode<br />

lang einmal monatlich die Flächen. Dabei wird<br />

die visuelle Wirkung der Bepflanzung im Schulnotensystem<br />

bewertet. Des Weiteren erfolgt die ungefähre Schätzung<br />

des Deckungsgrades, die Bestimmung der dominierenden<br />

Farbe, außerdem werden erkannte Arten notiert.<br />

Für <strong>eine</strong> solche Bonitur können zunächst „aktive Bürger“<br />

z.B. während <strong>eine</strong>s g Spazierganges als Teilnehmer und<br />

Multiplikatoren gewonnen werden. Alle teilnehmenden Anwohner<br />

erhalten neben ausreichend Fragebögen <strong>für</strong> den<br />

Beobachtungszeitraum <strong>eine</strong>n Plan der Fläche und die Liste<br />

Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung innovativer Vegetationsbilder<br />

Zum Spaziergang selbst sollten neben den Flächeneigentümern<br />

die Bauleitung, beteiligte Planer und eventuell<br />

Vertreter beauftragter Baufirmen anwesend sein. Ein<br />

Spaziergang in der g Ideen- und Konzeptphase kann<br />

folgenden Inhalt haben: kurzer geschichtlicher Abriss – Anlass<br />

der Umgestaltung – Präsentation angestrebter Vegetationsbilder<br />

und Erläuterung der Etablierung (Regio-Saatgut,<br />

Gehölzansaaten etc.) – späteres Pflegeregime – Ansprechpartner.<br />

Details können an Ort und Stelle erläutert werden<br />

und Visualisierungen oder Fotos von vergleichbaren Vegetationsbeständen<br />

zur besseren Vorstellung beitragen.<br />

Besonderes Erlebnis kann <strong>eine</strong> konkrete Aktion sein<br />

(g Beteiligung), die symbolisch <strong>eine</strong>n (kl<strong>eine</strong>n) Teil der<br />

Planung realisiert und bestehen bleibt. Das ermöglicht den<br />

Anwohnern und eventuell künftigen Nutzern Mitbestimmung<br />

und erleichtert die spätere Akzeptanz.<br />

Es empfiehlt es sich, <strong>für</strong> die Presse über die Aktion <strong>eine</strong>n<br />

kurzen Text mit Foto zu verfassen. Oft nehmen Redakteure<br />

diese kl<strong>eine</strong> Unterstützung gern an.<br />

mit den ausgesäten Arten. Die Erst-Bonitur wird gemeinsam<br />

mit dem Planer durchgeführt, so dass Unklarheiten<br />

beim Ausfüllen der Bögen sofort behoben werden können.<br />

Es sollte über den gesamten Zeitraum ein Ansprechpartner<br />

<strong>für</strong> die Boniteure zur Verfügung stehen.<br />

Die Bewertung gibt Hinweise auf das subjektive Empfinden<br />

und das Verständnis der Bewohner <strong>für</strong> die neu etablierten<br />

Vegetationsbilder in unmittelbarer Wohnumgebung. Außerdem<br />

schafft die Einbindung in <strong>eine</strong> langfristige Aufgabe in<br />

der Nachbarschaft <strong>eine</strong> größere Akzeptanz und das Gefühl<br />

kommunaler Mitbestimmung bei den Bürgern. Vorteilhaft<br />

wäre in jedem Fall ein längerer Zeitraum, um Entwicklungen<br />

und Veränderungen auch über mehrere Vegetationsperioden<br />

hinweg beobachten und dokumentieren zu können.<br />

Am Ende des Boniturzeitraums wird den aktiven Teilnehmern<br />

in <strong>eine</strong>r abschließenden Öffentlichkeitsaktion<br />

<strong>für</strong> ihre Mithilfe gedankt. Das setzt <strong>eine</strong>n positiven<br />

Abschlusspunkt und eignet sich hervorragend <strong>für</strong> <strong>eine</strong>n<br />

weiteren Pressebericht.<br />

Beispiele Information: Spaziergang / Beteiligung: Bonitur


56<br />

THEMENKOMPLEx 6<br />

Das Tanzforum Dessau hat <strong>für</strong> die Wiese an der<br />

Quellendorfer Straße Dessau-Roßlau <strong>eine</strong> Patenschaft<br />

zur temporären Freizeitnutzung übernommen.<br />

„Multi-Kulti-Garten“ als Form der Flächenpatenschaft.<br />

Beispiele<br />

Beispiel Patenschaften<br />

Die intensivste (und erstrebenswerteste) Form der g Beteiligung<br />

ist die so genannte Flächenpatenschaft. Sie bedeutet,<br />

dass sich <strong>für</strong> die neu entstandene Freifläche Nutzer auf<br />

Zeit finden. Die Fläche bleibt im Besitz des Eigentümers,<br />

es wird lediglich ein Patenvertrag geschlossen. Dieser beinhaltet,<br />

dass der Pate die Fläche in <strong>eine</strong>r bestimmten festzulegenden<br />

Art und Weise nutzen darf, da<strong>für</strong> aber Pflege<br />

und Aufsicht der Fläche übernimmt (g langfristiger Pflegevertrag,<br />

„Landmeister“). Solche Verträge werden <strong>für</strong> <strong>eine</strong>n<br />

begrenzten Zeitraum abgeschlossen, meist <strong>für</strong> 1-5 Jahre,<br />

so dass der Eigentümer, falls er die Fläche verkaufen oder<br />

wieder bebauen möchte, jederzeit auf diese zurückgreifen<br />

kann. Die Nutzungen auf den Flächen sind damit temporär<br />

und sollten k<strong>eine</strong> größeren, statischen An- oder Einbauten<br />

beinhalten. Im günstigsten Fall kauft der Flächenpate später<br />

selbst das Grundstück.<br />

Die Suche nach Paten und der damit verbundenen künftigen<br />

Nutzung sollte bereits vor Entstehen der neuen Freifläche<br />

beginnen. Sobald bspw. ein Wohnungsunternehmen<br />

weiß, dass ein Haus abgerissen werden soll und es k<strong>eine</strong><br />

Nachnutzung <strong>für</strong> das Grundstück gibt, kann <strong>eine</strong> Bewerbung<br />

der Fläche, z.B. im Internet oder über gezielte Gespräche<br />

mit potentiellen Interessenten beginnen. Infrage<br />

kommen da<strong>für</strong> Anwohner, soziale Einrichtungen, Kinderund<br />

Jugendeinrichtungen, Ver<strong>eine</strong> und jede andere Institution,<br />

die <strong>eine</strong> Nutzung von Freiflächen anstrebt oder darauf<br />

angewiesen ist.<br />

Vorteilhaft ist, wenn der künftige Nutzer in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft angesiedelt ist. Kurze Wege und die Lage<br />

der Fläche im eigenen Quartier vereinfachen Pflege und<br />

Nutzung und stärken die Bindung und das Interesse an der<br />

Fläche.<br />

Die angestrebte Nutzung sollte jedoch kompatibel zu den<br />

Eigenschaften der Fläche (Größe, Lage, angestrebtes Vegetationsbild,<br />

Nachbarschaft usw.) sein, um Konflikte und<br />

Enttäuschungen zu vermeiden. Letztendlich entscheidet<br />

der Eigentümer über die Art der Zwischennutzung. Deshalb<br />

kann die Suche nach geeigneten Flächenpaten in<br />

einigen Fällen längere Zeit in Anspruch nehmen. Bei den<br />

Verhandlungen sollte <strong>eine</strong> Win-Win-Situation angestrebt<br />

werden. Das heißt, beide Parteien, Eigentümer und Nutzer,<br />

ziehen Vorteil aus der Einigung. Die gegenseitigen Erwartungen<br />

sollten dabei nicht zu hoch gesteckt sein – offene<br />

und ehrliche Kommunikation ist Grundvoraussetzung <strong>für</strong><br />

Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung innovativer Vegetationsbilder<br />

ein entspanntes Verhältnis. Dem Eigentümer wird geraten,<br />

den Nutzern in bestimmten Vertragsklauseln entgegen-<br />

zukommen. Zudem wirkt <strong>eine</strong> Patenschaft, durch Öffentlichkeitsarbeit<br />

kontinuierlich begleitet, häufig als Image-<br />

gewinn <strong>für</strong> den Flächeneigner. Hier nur einige Beispiele:<br />

Z Temporäre Gärten (Urban Gardening) <strong>für</strong> Privatpersonen<br />

Z Tanzschule/Fitnessstudio als Freifläche <strong>für</strong> Yoga, Tai Chi<br />

Z Schule/Kindereinrichtung als Schulgarten<br />

Z Modellbauclub als Übungs-/Ausfahrtsfläche<br />

Z BMX-Radsportler als Dirt-Strecke<br />

Z temporärer Spielplatz <strong>für</strong> Kinder/Familien aus der Nachbarschaft<br />

Sind Paten gefunden und die Konditionen des Vertrages<br />

geklärt, sollten unbedingt auch die angrenzenden Nachbarn<br />

über die Art der künftigen Nutzung und die zukünftigen<br />

Nutzer in Kenntnis gesetzt werden. Hier<strong>für</strong> bietet sich<br />

ein kl<strong>eine</strong>s Quartiersfest, möglichst direkt auf der Fläche<br />

an, das von Flächenpaten und Eigentümern gemeinsam<br />

organisiert wird. Dabei können Ideen, Planungen und Vorhaben<br />

erläutert sowie verantwortliche Personen und Ansprechpartner<br />

vorgestellt werden.<br />

Weiterführende Informationen<br />

Stadt deSSau roSSlau (2010), S. 66ff.<br />

Einbindung: Patenschaften


57<br />

THEMENKOMPLEx 6<br />

Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung innovativer Vegetationsbilder


58<br />

ANHANG<br />

Quellenverzeichnis<br />

Literatur<br />

Allgemein<br />

KLAMIS-Modellvorhaben der Raumordnung zur Klimaanpassung<br />

in Mittel- und Südhessen (MORO-KLAMIS).<br />

Kommunen im Klimawandel – Wege zur Anpassung.<br />

März 2011 (Handlungsempfehlungen).<br />

Potsdam-Institut <strong>für</strong> Klimafolgenforschung: Studie<br />

“Klimawandel in Sachsen-Anhalt”. Studie im Auftrag<br />

des MLU LSA, November 2009<br />

HSA (2011): Abschlussbericht zum Forschungsprojekt<br />

„Dünen, Heiden, Trockenrasen – Standortangepasste<br />

Freiflächenentwicklung am Modellbeispiel der Stadt<br />

Dessau-Roßlau“. Förderkennzeichen DBU Az. 27551-33<br />

Standort<br />

Beyer, w. (1964): Zur Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit<br />

von Kiesen und Sanden aus der Kornverteilungskurve.<br />

WWT 14 6: 165-168.<br />

BodenKundlicHe Kartieranleitung (Ka 5) (2005): Hrsgg. v.d.<br />

Bundesanstalt <strong>für</strong> Geowissenschaften und Rohstoffe in<br />

Zus. mit den Staatlichen Geologischen Diensten der Bundesrepublik<br />

Deutschland Ad-Hoc-Arbeitsgruppe Boden: W.<br />

ecKelmann. Red.: H. SPonagel; w. grottentHaler; K.-J. u.a.<br />

din 18123 (04/2011): Baugrund, Untersuchung von<br />

Bodenproben - Bestimmung der Korngrößenverteilung.<br />

din 18196 (06/2011): Erd- und Grundbau – Bodenklassifikation<br />

<strong>für</strong> bautechnische Zwecke.<br />

din 18915 (08/2002): Vegetationstechnik im<br />

Landschaftsbau - Bodenarbeiten.<br />

din 19682-7 (07/2007): Bodenbeschaffenheit –<br />

Felduntersuchungen - Teil 7: Bestimmung der Infiltrationsrate<br />

mit dem Doppelzylinder-Infiltrometer.<br />

QUELLEN<br />

din en 14688-1 (06/2010): Geotechnische Erkundung<br />

und Untersuchung - Benennung, Beschreibung und<br />

Klassifizierung von Boden - Teil 1: Benennung und Beschreibung<br />

(ISO 14688-1:2002); Deutsche Fassung<br />

EN ISO 14688-1:2002; Änderung A100.<br />

forScHungSgeSellScHaft landScHaftSentwicKlung land-<br />

ScHaftSBau e.V. (fll) (2008): Richtlinie <strong>für</strong> die Planung,<br />

Ausführung und Pflege von Dachbegrünungen – Dachbegrünungsrichtlinie<br />

forScHungSgeSellScHaft landScHaftSentwicKlung land-<br />

ScHaftSBau e.V. (fll) (2008): Versuche in der Landespflege.<br />

Gemeinsame Veröffentlichung der Forschungsinstitute<br />

des deutschen Gartenbaues.<br />

Hazen, a. (1894): Experiments on the purification of<br />

sewage at the Lawrence Experimental <strong>Station</strong>,<br />

24th Annual Report to the State Board of Health,<br />

Commonwealth of Massachusetts, Public Document 34,<br />

Write and Potter Printing Co.: 393–555<br />

Horn, r., tauBner H. (1996): Bewertung anthropogener<br />

Stadtböden. Endbericht Teilvorhaben 2. Kenngrößen <strong>für</strong><br />

den Wasser- und Lufthaushalt. BMBF Forschungsprojekt<br />

Förderkennzeichen 0339513A.<br />

Jordan, H.P., weder, H.J. (1995): Hydrogeologie – Grundlagen<br />

und Methoden. Stuttgart, Enke-Verlag.<br />

Auswahl <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />

dierScHKe, H. & Briemle, g. (2002): Kulturgrasland. Ulmer.<br />

ellenBerg, H. (1986): Vegetation Mitteleuropas<br />

mit den Alpen. Ulmer, Stuttgart.<br />

ellenBerg, H., weBer, H.e., düll, r. & wirtH, V. (1992):<br />

Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Scripta<br />

Geobot. 18: 180 S.<br />

JedicKe, l. & JedicKe, e. (1992): Farbatlas Landschaften<br />

und Biotope Deutschlands, Ulmer.<br />

ScHuBert, r. (2001): Prodromus der Pflanzengesellschaften<br />

Sachsen-Anhalts. Mitteilungen zur floristischen Kartierung<br />

in Sachsen-Anhalt, Sonderheft 2: 1-685.<br />

ScHuBert, r., HilBig, w. & Klotz, S. (1995): Bestimmungsbuch<br />

der Pflanzengesellschaften Mittel- und<br />

Nordostdeutschlands. Fischer, Jena, Stuttgart.<br />

Substrateinsatz in der Praxis<br />

Konold, w., BöKer, r. & HamPicKe, u. (Hrsg., 1999 und<br />

ErgLfg): Handbuch Naturschutz und Landschaftspflege.<br />

Wiley-VCH, Weinheim.<br />

<strong>Station</strong> c23 (2009): Ästhetisches Pflegewerk <strong>für</strong> den<br />

Landschaftszug der Stadt Dessau. Im Auftrag der<br />

Stadt Dessau-Rosslau.<br />

Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />

engelHardt, J. (2000): Das Heudrusch®-Verfahren<br />

im ingenieurbiologischen Sicherungsbau. Jahrbuch<br />

der Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie 9/2000.<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie, Aachen: 165-174<br />

felinKS, B. ; rudolPH, m.; langner, S. (2011): Neue<br />

Wiesenlandschaften. Etablierung von Blumenwiesen<br />

über Ansaaten im Landschaftszug von Dessau-Roßlau.<br />

In: Stadt + Grün 3/2011: 50-57<br />

Kirmer, a. & S. tiScHew (Hrsg., 2006): Handbuch<br />

naturnahe Begrünung von Rohböden.<br />

Vieweg+Teubner Verlag, 2006, 150 S.<br />

dVl (Hrsg., 2006): Das grüne Wunder. Naturnahe<br />

Begrünungen mit gebietsheimischen Diasporen.<br />

Siehe auch:<br />

www.sachsen.lpv.de/gebietsheimische-pflanzen.html


ANHANG<br />

Pflege <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />

dierScHKe, H. (1995): Phänologische und symphänologische<br />

Artengruppen von Blütenpflanzen Mitteleuropas, Tuexenia<br />

15: 523-560<br />

KüHn, n, Von Birgelen, a., ProminSKi, m. & langner, S. (2008):<br />

Hochregallager. Ein entwurfsorientierter Wissensspeicher.<br />

www.handbuch-hochregal.de (Zugriff 02.10.2010)<br />

langner, S. 2009: Gestaltung durch Pflege. In Garten und<br />

Landschaft 4/09: 14-18<br />

ruSSKe, m. (2010): Erarbeitung <strong>eine</strong>s Entwicklungs-<br />

konzeptes <strong>für</strong> den Pollingpark der Stadt Dessau-Roßlau.<br />

Bachelorarbeit an der Hochschule Anhalt, FB Landwirtschaft,<br />

Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung.<br />

unveröff. Material, 105 S.<br />

Stadt deSSau-roSS lau (Hrsg., 2007): Leitfaden<br />

Landschaftszug Dessau-Rosslau. Handlungs- und<br />

Gestaltungsvereinbarungen.<br />

<strong>Station</strong> c23 (2009): Ästhetisches Pflegewerk <strong>für</strong> den<br />

Landschaftszug der Stadt Dessau. Im Auftrag der<br />

Stadt Dessau-Rosslau.<br />

Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung <strong>standortangepasste</strong>r<br />

Vegetationsbilder<br />

BurcKHardt, L. (2006): Warum ist Landschaft schön?<br />

Die Spaziergangswissenschaft. Hrsg.: Markus Ritter;<br />

Martin Schmitz, Berlin.<br />

Siehe auch www.spaziergangswissenschaft.de<br />

Stadt deSSau roSSlau (2010): Urbane Kerne und land-<br />

schaftliche Zonen. Projekte und Erfahrungen der IBA Stadtumbau<br />

2010 in Dessau-Roßlau. Amt <strong>für</strong> Stadt-<br />

entwicklung, Stadtplanung und Denkmalpflege.<br />

Weitere Veröffentlichungen zur IBA Stadtumbau Ost,<br />

Dessau-Roßlau siehe auch www.iba-stadtumbau.de/index.<br />

php?dessau-rosslau-2010-de; www.dessau-rosslau.de/<br />

Deutsch/Bauen-und-Wohnen/IBA-Stadtumbau-2010/<br />

Bildnachweis<br />

Elias, D.: S. 23 unten<br />

Felinks, B. (HSA): S. 2, 11 unten, 12 unten, 13 unten, 16<br />

oben, 17 unten, 18 unten, 19, 20 unten, 21 oben, 22 oben,<br />

23 unten, 24, 27 unten, 29, 31 oben, 32 oben, 36 unten,<br />

39, 41 oben, 43 unten, 44 unten, 46 (7), 48 unten, 49<br />

oben, 50, 52 unten, 57<br />

Friedrich, A. (HSA): S. 56 oben<br />

Henning, M. (HSA): S. 8, 9 oben, 14, 36 oben<br />

Kausch, E. (HSA): S. 37 unten<br />

Kegler, U. (BfSE): S. 6, 9 unten, 12 oben, 32 unten, 35<br />

oben, 38 oben, 45 oben, 48 oben, 52 oben, 53 oben, 55<br />

unten, 56 unten,<br />

Kirmer, A. (HSA): S. 40 oben<br />

Langner, S. (<strong>C23</strong>): S. 33, 55 oben<br />

Maaß, M. (<strong>C23</strong>): S. 13 oben, 42 oben<br />

Mann, S. (HSA): S. 40 unten<br />

Möller, M. (medial mirage): S. 7, 28, 46 (2)<br />

Rudolph, M. (<strong>C23</strong>): S. 38 unten, 46 (3), 64<br />

Sichting, H. (<strong>C23</strong>): S. 11 oben, 15, 16 unten, 20 oben, 21<br />

unten, 22 unten, 25, 26, 27 oben, 30, 31 unten, 34 oben,<br />

35 unten, 37 oben, 41 unten, 42 unten, 43 oben, 44 unten,<br />

45 unten, 47, 49 unten, 51, 53 unten, 54,<br />

Stolle, M.: S. 17 oben, 18 oben, 23 oben, 63<br />

www: http://commons.wikimedia.org/wiki/<br />

File:Vibromax_2.JPG: S. 34 unten<br />

Impressum<br />

<strong>PRAXISEMPFEHLUNGEN</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>standortangepasste</strong><br />

Vegetationsetablierung auf Stadtumbauflächen.<br />

Im Ergebnis des Forschungsprojekts „Dünen, Heiden,<br />

Trockenrasen – Standortangepasste Freiflächenentwicklung<br />

am Modellbeispiel der Stadt Dessau-Roßlau“.<br />

Das Projekt wurde gefördert durch die<br />

Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU).<br />

Projektleitung:<br />

Prof. Dr. Birgit Felinks, Hochschule Anhalt<br />

Projektpartner:<br />

Hochschule Anhalt, Fachbereich LOEL,<br />

Strenzfelder Allee 28, D-06406 Bernburg:<br />

Prof. Dr. Ellen Kausch<br />

Matthias Henning<br />

<strong>Station</strong> <strong>C23</strong> – Büro <strong>für</strong> Architektur, Landschaftsarchitektur<br />

und Städtebau, Lützner Straße 91, D-04177 Leipzig:<br />

Sigrun Langner<br />

Michael Rudolph<br />

Heike Sichting<br />

Malte Maaß<br />

Matthias Stolle – Wildpflanzenvermehrung und -handel, Saalestrasse<br />

5, D-06118 Halle/Saale<br />

Büro <strong>für</strong> Siedlungserneuerung,<br />

Humperdinckstraße 16, D-06844 Dessau-Roßlau:<br />

Prof. Dr. Holger Schmidt<br />

Ulrike Kegler<br />

Kooperationspartner:<br />

Stadt Dessau-Rosslau,<br />

Dezernat VI – Wirtschaft und Stadtentwicklung<br />

Postfach 1425, D-06813 Dessau-Roßlau:<br />

Marion Krause<br />

Dessauer Wohnungsbaugesellschaft mbH<br />

Ferdinand-von-Schill-Str. 8, D-06844 Dessau-Roßlau:<br />

Sonja Ackermann<br />

Heidi Hempel<br />

Bearbeitungszeitraum:<br />

Februar 2010 – Oktober 2011<br />

59 QUELLEN


60<br />

ANHANG<br />

Artenlisten <strong>für</strong> Ansaatmischungen<br />

Hinweise zur Verwendung<br />

Die Artenlisten sind als erste Orientierung zur Auswahl <strong>standortangepasste</strong>r<br />

krautiger Pflanzenarten mit Schwerpunkt im<br />

Mitteldeutschen Raum gedacht. Sie sollen auch Hilfe bei der<br />

Beurteilung <strong>eine</strong>r Saatgutmischung sein.<br />

Alle aufgeführten Arten werden im Wildpflanzenhandel vertrieben.<br />

Da die Ernteerträge mehr als bei anderen Kulturen sehr<br />

starken Schwankungen unterliegen können jedoch vor allem<br />

seltener nachgefragte Arten nur eingeschränkt verfügbar sein.<br />

Die Artenlisten umfassen daher wesentlich mehr Arten, als in<br />

Mischungen üblicherweise zusammengestellt werden. In der<br />

Regel können so genügend lieferbare Arten ausgewählt werden.<br />

Die konkrete Zusammensetzung der jeweiligen Mischung hängt<br />

von der jeweiligen Situation vor Ort ab. Hier sollten die Berater<br />

der Wildpflanzenfachhändler hinzugezogen werden. Wichtige<br />

Entscheidungshilfen <strong>für</strong> diese Berater sind – neben der Art des<br />

Bodens oder Substrates – Angaben zu Exposition, Beschattung,<br />

Wasserversorgung und naturräumlichen Zuordnung des<br />

Standortes.<br />

Einige Arten sind auf sehr unterschiedlichen Standorten zu<br />

finden (Mehrfachkreuze in den Listen). Sie bilden unter diesen<br />

Bedingungen häufig besonders angepasste Ökotypen aus. Es<br />

empfiehlt sich daher, je nach Standortverhältnissen, solche Typen<br />

im Fachhandel nachzufragen. Das Saatgut sollte soweit als<br />

möglich aus der Region stammen und auch dort vermehrt sein,<br />

wo es eingesetzt werden soll. Informationen zur Abgrenzung<br />

solcher Regionen finden sich unter beispielsweise unter www.<br />

natur-im-vww.de .<br />

Grobe Richtwerte <strong>für</strong> Wildpflanzenmischungen:<br />

Z 2000 – 5000 Samen/m² (je feinsamiger die Arten, desto<br />

höhere Samenanzahlen in der Mischung)<br />

Z 20 – 50 Pflanzenarten/Mischung (je extremer der Standort,<br />

desto weniger geeignete Arten)<br />

Z Preise: 0,10 – 0,40 €/m²<br />

ARTENLISTEN<br />

Pionierfluren auf Kies und Schotter Sandmagerrasen<br />

Gattung / Art auf Substrat ...basisch ...sauer<br />

Agrostis capillaris x x<br />

Alyssum alyssoides x -<br />

Alyssum montanum x -<br />

Anthericum liliago - x<br />

Anthericum ramosum x -<br />

Arenaria serpyllifolia - x<br />

Asperula cynanchica - x<br />

Bupleurum falcatum x x<br />

Campanula rotundifolia x x<br />

Carlina vulgaris x -<br />

Corynephorus canescens - x<br />

Dianthus carthusianorum x -<br />

Euphorbia cyparissias x x<br />

Festuca brevipila - x<br />

Festuca cinerea x (x)<br />

Festuca ovina - x<br />

Galium verum x x<br />

Globularia punctata x -<br />

Hieracium pilosella x x<br />

Jasione montana - x<br />

Koeleria macrantha x x<br />

Melica ciliata x -<br />

Melica transsilvanica x -<br />

Poa badensis x -<br />

Potentilla argentea - x<br />

Rumex acetosella - x<br />

Scabiosa canescens - x<br />

Sedum acre x x<br />

Sedum rupestre x x<br />

Seseli hippomarathrum x -<br />

Silene otites - x<br />

Teucrium chamaedrys x -<br />

Thymus pulegioides x (x)<br />

Gattung / Art Variante ...artenarm ...artenreich<br />

Agrostis capillaris - x<br />

Anthemis tinctoria - x<br />

Anthyllis vulneraria - x<br />

Arenaria serpyllifolia x x<br />

Armeria maritima - x<br />

Campanula rotundifolia - x<br />

Centaurea stoebe - x<br />

Corynephorus canescens x x<br />

Dianthus armeria x x<br />

Dianthus deltoides - x<br />

Euphorbia cyparissias - x<br />

Festuca brevipila x x<br />

Festuca ovina x x<br />

Galium verum - x<br />

Helichrysum arenarium x x<br />

Hieracium pilosella x x<br />

Jasione montana x x<br />

Koeleria macrantha - x<br />

Lychnis viscaria - x<br />

Oenothera biennis x x<br />

Potentilla argentea - x<br />

Rumex acetosella - x<br />

Sedum acre x x<br />

Sedum rupestre x x<br />

Thymus pulegioides - x<br />

Trifolium arvense - x<br />

Trifolium campestre - x<br />

Verbascum nigrum - x


61<br />

ANHANG<br />

Artenlisten <strong>für</strong> Ansaatmischungen<br />

Halbtrockenrasen auf trockenen, neutral-basischen Standorten Mesophile Glatthaferwiesen<br />

Gattung / Art Gattung / Art auf Standort ...trocken ...frisch Gattung / Art auf Standort ...trocken ...frisch<br />

Achillea millefolium<br />

Achillea nobilis<br />

Agrimonia eupatoria<br />

Agrostis capillaris<br />

Agrostis gigantea<br />

Allium oleraceum<br />

Allium scorodoprasum<br />

Allium vineale<br />

Anthemis tinctoria<br />

Anthoxanthum odoratum<br />

Anthyllis vulneraria<br />

Arrhenaterum elatius<br />

Astragalus glycyphyllos<br />

Betonica officinalis<br />

Brachypodium pinnatum<br />

Briza media<br />

Bromus erectus<br />

Campanula glomerata<br />

Campanula rotundifolia<br />

Carex flacca<br />

Centaurea jacea jacea<br />

Centaurea scabiosa<br />

Clinopodium vulgare<br />

Dactylis glomerata<br />

Daucus carota<br />

Dianthus carthusianorum<br />

Echium vulgare<br />

Eryngium campestre<br />

Euphorbia cyparissias<br />

Falcaria vulgaris<br />

Festuca brevipila<br />

Festuca ovina<br />

Festuca rupicola<br />

Galium album<br />

Galium verum<br />

Helictotrichon pratense<br />

Helictotrichon pubescens<br />

Holcus lanatus<br />

Inula conycae<br />

Knautia arvensis<br />

Koeleria macrantha<br />

Koeleria pyramidata<br />

Lathyrus tuberosus<br />

Leucanthemum vulgare<br />

Lotus corniculatus<br />

Malva moschata<br />

Medicago falcata<br />

Medicago lupulina<br />

Melica transsilvanica<br />

Onobrychis arenaria<br />

Origanum vulgare<br />

Pimpinella saxifraga<br />

Plantago lanceolata<br />

Plantago media<br />

Poa angustifolia<br />

Prunella grandiflora<br />

Pseudolysimachion spicatum<br />

Reseda lutea<br />

Reseda luteola<br />

Salvia nemorosa<br />

Salvia pratense<br />

Sanguisorba minor<br />

Saponaria officinalis<br />

Scabiosa ochroleuca<br />

Silene nutans<br />

Stachys recta<br />

Trifolium campestre<br />

Trifolium pratense<br />

Trisetum flavescens<br />

Verbascum densiflorum<br />

Verbascum lychnitis<br />

Verbascum thapsus<br />

Trifolium montanum<br />

Achillea millefolium x x<br />

Agrimonia eupatoria x x<br />

Agrostis capillaris x -<br />

Agrostis gigantea x x<br />

Allium oleraceum x -<br />

Allium scorodoprasum x x<br />

Anthoxanthum odoratum x x<br />

Anthriscus sylvestris - x<br />

Anthyllis vulneraria x -<br />

Arrhenaterum elatius x x<br />

Betonica officinalis x x<br />

Brachypodium pinnatum x -<br />

Briza media x -<br />

Bromus erectus x -<br />

Campanula glomerata x -<br />

Campanula patula x -<br />

Campanula rapunculoides x -<br />

Campanula rotundifolia x -<br />

Carex flacca x -<br />

Centaurea jacea angustifolia x -<br />

Centaurea jacea jacea - x<br />

Centaurea scabiosa x -<br />

Cichorium intybus - x<br />

Clinopodium vulgare - x<br />

Crepis biennis - x<br />

Crepis capillaris x -<br />

Dactylis glomerata - x<br />

Daucus carota - x<br />

Dianthus carthusianorum x -<br />

Dipsacus fullonum - x<br />

Echium vulgare x -<br />

Eryngium campestre x -<br />

Euphorbia cyparissias x -<br />

Falcaria vulgaris x -<br />

Festuca pratense - x<br />

Festuca rupicola x -<br />

Galium album - x<br />

Galium verum x -<br />

Galium wirtgenii - x<br />

Geranium pratense - x<br />

Helictotrichon pratense x -<br />

Helictotrichon pubescens x x<br />

Heracleum sphondylium - -<br />

Holcus lanatus x x<br />

Hypericum perforatum - -<br />

Inula conycae x -<br />

Knautia arvensis - x<br />

Koeleria macrantha x -<br />

Lathyrus tuberosus x -<br />

Leontodon autumnalis x x<br />

Leontodon hispidus x -<br />

Leucanthemum vulgare x x<br />

Linaria vulgaris x -<br />

Lotus corniculatus x x<br />

Malva moschata x -<br />

Medicago falcata x -<br />

Medicago lupulina x x<br />

Pastinaca sativa - x<br />

Pastinaca sativa - x<br />

Plantago lanceolata x x<br />

Plantago media x -<br />

Poa angustifolia x -<br />

Poa pratensis - x<br />

Prunella vulgaris x x<br />

Rumex acetosa - x<br />

Rumex thyrsiflorus x -<br />

Salvia nemorosa x -<br />

Salvia pratense x -<br />

Sanguisorba minor x -<br />

Scabiosa ochroleuca x -<br />

Serratula tinctoria x x<br />

Silaum silaus - x<br />

Silene vulgaris x -<br />

Stachys recta x -<br />

Succisa pratensis x x<br />

Tragopogon dubius x -<br />

Tragopogon pratense - x<br />

Trifolium dubium x -<br />

Trifolium pratense x x<br />

Trisetum flavescens x -<br />

Verbascum densiflorum x -<br />

Verbascum lychnitis x -<br />

Verbascum thapsus x -<br />

Vicia cracca - x<br />

ARTENLISTEN


62<br />

ANHANG<br />

Artenlisten <strong>für</strong> Ansaatmischungen<br />

Hochstaudensäume<br />

Gattung / Art auf Standort ...trocken ...frisch ...schattig Gattung / Art auf Standort ...trocken ...frisch ...schattig<br />

Achillea millefolium x x -<br />

Agrimonia eupatoria x x -<br />

Alliaria petiolata - - x<br />

Allium scorodoprasum x x -<br />

Anthemis tinctoria x - -<br />

Anthriscus sylvestris - x -<br />

Betonica officinalis x x -<br />

Brachypodium sylvaticum - - x<br />

Bromus ramosus - - x<br />

Campanula persicifolia x - -<br />

Campanula rapunculoides x - -<br />

Campanula trachelium - - x<br />

Carduus nutans x - -<br />

Centaurea jacea angustifolia x - -<br />

Centaurea jacea jacea - x -<br />

Chaerophyllum aureum - x -<br />

Chaerophyllum bulbosum - x -<br />

Cichorium intybus x x -<br />

Cirsium eriophorum x - -<br />

Clinopodium vulgare x x -<br />

Crepis biennis - x -<br />

Dactylis polygama - - x<br />

Dipsacus fullonum - x -<br />

Dipsacus pilosus - x x<br />

Echinops sphaerocephalus x - -<br />

Festuca gigantea - - x<br />

Festuca heterophylla - - x<br />

Filipendula vulgaris x - -<br />

Galium album - x -<br />

Galium verum x - -<br />

Geum urbanum - - x<br />

Heracleum sphondylium - x -<br />

Hordelymus europaeus - - x<br />

Hypericum hirsutum - - x<br />

Hypericum maculatum - - x<br />

Hypericum perforatum x x -<br />

Knautia arvensis x x -<br />

Lamium album - - x<br />

Lamium maculatum - - x<br />

Lavatera thuringiaca x - -<br />

ARTENLISTEN<br />

Leonurus cardiaca - x -<br />

Leucanthemum vulgare x x -<br />

Malva moschata x - -<br />

Melica transsilvanica x - -<br />

Milium effusum - - x<br />

Onobrychis arenaria x - -<br />

Onopordum acanthium x - -<br />

Pastinaca sativa x x -<br />

Peucedanum oreoselinum x - -<br />

Pimpinella major - x -<br />

Pimpinella saxifraga x - -<br />

Plantago lanceolata x x -<br />

Plantago media x - -<br />

Poa nemoralis - - x<br />

Prunella vulgaris x x -<br />

Ranunculus lanuginosus - x x<br />

Reseda lutea x - -<br />

Reseda luteola x - -<br />

Rumex acetosa - x -<br />

Salvia nemorosa x - -<br />

Saponaria officinalis x x -<br />

Securigera varia x - -<br />

Silene dioica - x x<br />

Silene latifolia ssp alba x - -<br />

Solidago virgaurea x - -<br />

Stachys recta x - -<br />

Stachys sylvatica - - x<br />

Tanacetum corymbosum x - -<br />

Tanacetum vulgare x x -<br />

Torilis japonica - - x<br />

Tragopogon dubius x - -<br />

Trifolium pratense - x -<br />

Verbascum densiflorum x - -<br />

Verbascum lychnitis x - -<br />

Verbena officinalis - x -<br />

Veronica chamaedrys - x -<br />

Vicia sylvatica - - x


63<br />

ANHANG


64<br />

11/10/2011<br />

Wir dANkEN<br />

<strong>für</strong> iHrE<br />

AufmErkSAmkEit!

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