PRAXISEMPFEHLUNGEN für eine standortangepasste - Station C23
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PRAXISEMPFEHLUNGEN für eine standortangepasste - Station C23
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Standort Vegetationsbild Substrat<br />
Etablierung Pflege Öffentlichkeit<br />
<strong>PRAXISEMPFEHLUNGEN</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>standortangepasste</strong><br />
Vegetationsetablierung auf Stadtumbauflächen<br />
im Ergebnis des Forschungsprojekts<br />
„Dünen, Heiden, Trockenrasen – Standortangepasste Freiflächenentwicklung am Modellbeispiel der Stadt Dessau-Roßlau“<br />
Projektleitung: Hochschule Anhalt, Bernburg<br />
Projektpartner: <strong>Station</strong> <strong>C23</strong> – Büro <strong>für</strong> Architektur, Landschaftsarchitektur<br />
und Städtebau, Leipzig<br />
Matthias Stolle – Wildpflanzenvermehrung und -handel, Halle/S.<br />
Büro <strong>für</strong> Siedlungserneuerung, Dessau-Rosslau<br />
Kooperationspartner: Stadt Dessau-Rosslau, Dezernat VI – Wirtschaft und Stadtentwicklung<br />
Dessauer Wohnungsbaugesellschaft mbH<br />
Bearbeitungszeitraum: Februar 2010 – Oktober 2011<br />
gefördert durch
2<br />
PROJEKT<br />
Neu entstandene artenreiche Wiese am Andes-Gelände,<br />
Dessau-Roßlau. Zuvor befand sich hier ein Industriestandort.<br />
HINTERGRUND UND ZIELSTELLUNG<br />
Hintergrund und Ziel des Forschungsprojekts<br />
Angesichts zurückgehender Bevölkerungszahlen und<br />
dem damit verbundenen Abriss von Gebäudekomplexen<br />
sowie Entsiegelungsmaßnahmen im innerstädtischen<br />
Bereich stehen Kommunen und Wohnungsbauunternehmen<br />
vor der Aufgabe, das Potenzial der neu<br />
entstehenden Freiflächen nachhaltig zu entwickeln:<br />
Z Die Freiflächen sollen trotz begrenzten Pflegebudgets<br />
ästhetisch ansprechend gestaltet werden sowie vielfältig<br />
nutzbar sein.<br />
Z Stadtumbauflächen sollen <strong>eine</strong>n Beitrag zur Gliederung<br />
und Strukturierung des städtischen Umfeldes<br />
leisten.<br />
Z Das ökologische Potenzial der oft sehr großräumigen<br />
Stadtumbauflächen soll optimal <strong>für</strong> den<br />
Erhalt und die Entwicklung von Lebensräumen<br />
<strong>für</strong> Pflanzen und Tieren bzw. zur Etablierung<br />
von Verbundstrukturen ausgenutzt werden.<br />
Z Die Stadtumbauflächen sollen eigenständig oder<br />
auch in Kombination mit wohngebietsnahen Grünflächen<br />
wichtige stadtklimatische Funktionen – auch<br />
unter Berücksichtigung des prognostizierten<br />
Klimawandels – übernehmen. Dazu zählen beispielsweise<br />
die Verbesserung von Abkühlungseffekten<br />
(Kalt- und Frischluftentstehung, Minimierung von<br />
Aufheizeffekten durch Bepflanzung) und der Verbund<br />
von Kalt- und Frischluftschneisen. Insbesondere<br />
Offenlandflächen haben ebenfalls Bedeutung<br />
<strong>für</strong> die Grundwasserneubildung. In Abhängigkeit<br />
vom Gehölzbestand dienen sie auch als Schattenspender<br />
und übernehmen Windschutz.<br />
In dem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt<br />
(DBU) geförderten Projekt „Dünen, Heiden, Trockenrasen<br />
... Neue Vegetationsbilder <strong>für</strong> städtische Freiflächen“<br />
wurden am Modellbeispiel der Stadt Dessau-<br />
Roßlau übertragbare Anpassungsstrategien <strong>für</strong> <strong>eine</strong><br />
nachhaltige Entwicklung von Stadtumbauflächen unter<br />
Berücksichtigung von extremen bzw. extremer<br />
werdenden Standort- und Klimabedingungen formuliert<br />
und umgesetzt.<br />
Stadtumbauflächen sind überwiegend durch anthropogen<br />
stark überprägte und sehr heterogene Substrate<br />
gekennzeichnet. Die Standortansprache solcher<br />
Substrate gestaltet sich in der Praxis schwierig. Als<br />
Grundlage <strong>für</strong> weitere Begrünungsmaßnahmen wurden<br />
deshalb – neben der Erprobung und Ausarbeitung von<br />
aufwandsarmen Methoden zur Standortansprache im<br />
Gelände – übertragbare Ansätze <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Substratcharakterisierung<br />
auf Stadtumbauflächen erarbeitet.<br />
Darauf aufbauend wurden <strong>standortangepasste</strong>, von<br />
Kräutern und Gräsern geprägte Vegetationsbilder<br />
formuliert.<br />
Die Etablierung der Vegetationsbestände erfolgt<br />
über Ansaaten mit gebietsheimischem Saatgut<br />
in Kombination mit ansprechenden Gestaltungsmaßnahmen.<br />
Durch konsequente Berücksichtigung<br />
der aktuellen Standortbedingungen wird <strong>eine</strong>rseits<br />
die Grundlage <strong>für</strong> <strong>eine</strong> kosteneffiziente Entwicklung<br />
der angestrebten Vegetationsbilder gelegt,<br />
andererseits kann auf diese Weise auch langfristig<br />
<strong>eine</strong> kosteneffiziente Pflege sichergestellt und somit<br />
ein Beitrag zur nachhaltigen Qualifizierung städtischer<br />
Freiräume geleistet werden.<br />
Parallel wurden während des Projektzeitraums öffentlichkeitswirksame<br />
Maßnahmen entwickelt und<br />
umgesetzt, um sowohl die Bevölkerung in den Planungsprozess<br />
zu integrieren, aber auch die noch neuen<br />
Vegetationsbilder zu erklären und nachhaltig<br />
im Bewusstsein zu verankern.
3<br />
PRAxISEMPFEHLUNGEN<br />
Zielstellung und Aufbau der Praxisempfehlungen<br />
Mit den vorliegenden Praxisempfehlungen werden Vorschläge<br />
<strong>für</strong> die Etablierung und Pflege von <strong>standortangepasste</strong>n<br />
Vegetationsbeständen in <strong>eine</strong>r übersichtlichen<br />
Form zusammengeführt. Damit soll dem Anwender in der<br />
Praxis (z.B. Stadtverwaltungen, Wohnungsbauunternehmen,<br />
Planer, Garten- und Landschaftsbaubetriebe, Flächeneigentümer)<br />
<strong>eine</strong> Hilfestellung gegeben werden, um die Potentiale<br />
von Stadtumbauflächen nachhaltig auszunutzen.<br />
Die Praxisempfehlungen unterstützen als „Wegweiser“ die<br />
Orientierung innerhalb der unterschiedlichen Möglichkeiten<br />
<strong>eine</strong>r <strong>standortangepasste</strong>n Vegetationsetablierung auf<br />
Stadtumbauflächen unter Berücksichtigung folgender<br />
umsetzungsrelevanter Fragen:<br />
Z Wie kann <strong>eine</strong> Einschätzung und Charakterisierung der<br />
vorhandenen Standortverhältnisse vorgenommen werden?<br />
Z Wie können magere Standorte erhalten bzw. gezielt<br />
hergestellt werden, um langfristig den Pflegeaufwand<br />
zu begrenzen?<br />
Z Wie erfolgt die Auswahl bzw. Zusammenstellung von<br />
Ansaatmischungen <strong>für</strong> die Etablierung von standort-<br />
angepassten Wiesenbeständen?<br />
Z Wie erfolgt die Etablierung von Gehölzen unter<br />
schwierigeren Standortbedingungen?<br />
Z Wie kann der Umfang und Inhalt effizienter Fertigstellungs-<br />
und Entwicklungspflege festgelegt werden?<br />
Z Wie kann die Bevölkerung in den Planungs- und<br />
Umsetzungsprozess einbezogen werden?<br />
Viele der vorgestellten Maßnahmen gehören noch nicht oder<br />
nicht in dieser Weise zum „Standardrepertoire“ von Gartenund<br />
Landschaftsbauunternehmen. Es werden deshalb auch<br />
konkrete Hinweise gegeben, welche Aspekte bei der Planung<br />
und Umsetzung der jeweiligen Maßnahmen besonders zu<br />
berücksichtigen sind.<br />
Auf Schwierigkeiten wird mit dem Symbol w hingewiesen.<br />
Auf <strong>eine</strong> detaillierte Erläuterung allgem<strong>eine</strong>r Anforderungen<br />
oder bereits häufig praktizierten Maßnahmen (z.B. LAGA-<br />
Zertifizierung, Regio-Saatgut, Perennemix ® ) wurde bewusst<br />
verzichtet. An den entsprechenden Stellen erfolgt jedoch ein<br />
Verweis auf weiterführende Informationen.<br />
AUFBAU<br />
Das vorliegende Material ist in sechs Themenkomplexe<br />
gegliedert, die zum raschen Auffinden farbig markiert<br />
sind.<br />
Themenkomplex 1<br />
Standort<br />
gibt <strong>eine</strong>n Überblick über methodische Grundlagen zur<br />
Standortcharakterisierung. Sofern möglich, werden Hinweise<br />
auf bodenkundliche Verfahren gegeben, die auch<br />
auf Stadtumbauflächen vergleichsweise einfach eingesetzt<br />
werden können. Anschließend werden verschiedene<br />
Substratgruppen in Hinblick auf ihre Eigenschaften<br />
charakterisiert. Die Klassifizierung in die Susbtrattypen<br />
ist bewusst grob gehalten, um <strong>eine</strong> Einordnung<br />
auch ohne aufwändige Analysen zu ermöglichen.<br />
Themenkomplex 2<br />
Auswahl <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />
vermittelt <strong>eine</strong>n Überblick über Vegetationsbilder, die<br />
unter Berücksichtigung der Substrateigenschaften zur<br />
Entwicklung von Stadtumbauflächen geeignet sind. In<br />
diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass<br />
weitere Standortbedingungen, wie z.B. großräumige<br />
klimatische Verhältnisse (v.a. Niederschlag), Exposition,<br />
Beschattung, Schadstoff-, Nährstoffeintrag oder Grundwasserflurabstand<br />
die Möglichkeiten zur Vegetationsetablierung<br />
in verschiedene Richtungen beeinflussen<br />
können.<br />
Themenkomplex 3<br />
Substrateinsatz in der Praxis<br />
umfasst Informationen und Hinweise zur gezielten<br />
Standortvorbereitung, wobei neben der Vegetationsetablierung<br />
v.a. auch Voraussetzungen <strong>für</strong> <strong>eine</strong> kosteneffiziente<br />
Pflege der Stadtumbauflächen berücksichtigt<br />
werden.<br />
Themenkomplex 4<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r<br />
Vegetationsbestände<br />
beschreibt verschiedene Maßnahmen zur Etablierung<br />
<strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände über Ansaat,<br />
Pflanzung und Sukzession.<br />
Themenkomplex 5<br />
Pflege <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
zeigt Möglichkeiten <strong>eine</strong>r kosteneffizienten (langfristigen)<br />
Pflege auf. Dabei wurde u.a. Wert darauf gelegt,<br />
die Bedeutung <strong>eine</strong>r fachlich fundierten Entwicklungspflege<br />
herauszuarbeiten.<br />
Themenkomplex 6<br />
Vermittlung innovativer Vegetationsbilder<br />
zeigt verschiedene Möglichkeiten, um die zunächst<br />
noch ungewohnten Vegetationsbilder in der breiten<br />
Öffentlichkeit zu vermitteln und positiv zu verankern.<br />
Die Themenkomplexe ihrerseits enthalten verschiedene<br />
Maßnahmebaust<strong>eine</strong>, mit denen die wichtigsten Aspekte<br />
<strong>eine</strong>r <strong>standortangepasste</strong>n Vegetationsetablierung<br />
übersichtlich abgedeckt und beschrieben werden.<br />
Jeder Maßnahmebaustein umfasst <strong>eine</strong> prägnante<br />
Kurzbeschreibung, in der auch der Bezug zu den<br />
Ergebnissen des Förderprojektes hergestellt wird.<br />
Interne Verlinkungen ermöglichen <strong>eine</strong>n raschen<br />
Zugriff auf verwandte Themenkomplexe bzw. Baust<strong>eine</strong>.<br />
Auf sie wird mit g hingewiesen. Mit dem Befehl<br />
„Gehe zu“ + „vorherige Ansicht“ des Acrobat-Reader<br />
kann zur zuvor betrachteten Seite zurückgekehrt werden.<br />
Das „Home“-Symbol auf jeder Seite ermöglicht<br />
den Rückgriff auf das Inhaltsverzeichnis.<br />
Weiterführende Informationen (z.B. Literaturangaben,<br />
Links zum www oder weitere Projektbeispiele) sowie<br />
Abbildungen vervollständigen die Ausführungen.<br />
Die Maßnahmebaust<strong>eine</strong> sind so aufgebaut und<br />
verlinkt, dass es der Anwenderin / dem Anwender<br />
möglich ist, sich entsprechend der vorherrschenden<br />
Standortbedingungen und Entwicklungsziele ergänzende<br />
und aufeinander aufbauende Maßnahmen zu<br />
Maßnahmebündeln zusammenzustellen.<br />
Der vollständige Abschlussbericht zum Forschungsprojekt<br />
„Dünen, Heiden, Trockenrasen – Standortangepasste<br />
Freiflächenentwicklung am Modellbeispiel<br />
der Stadt Dessau-Roßlau“ kann unter www.stationc23.<br />
de/PROJEKT/files/dokumente/Dateiname.pdf heruntergeladen<br />
werden.
4<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Inhalte der Themenkomplexe<br />
THEMENKOMPLEX 1:<br />
Standort<br />
Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />
Korngrößenanalyse 8<br />
Nährstoffversorgung<br />
Wasserspeicherkapazität und -leitfähigkeit<br />
Differenzierung von fünf verschiedenen Substratgruppen<br />
Substratgruppe 1 – Schotter- oder kiesreiche Sande<br />
Substratgruppe 1s – Sonderfall Recyclingmaterial<br />
Substratgruppe 2 – R<strong>eine</strong> Sande<br />
Substratgruppe 3 – Schwach schluffige Sande<br />
Substratgruppe 4 – Mittel schluffige Sande<br />
Substratgruppe 5 – Lehm<br />
THEMENKOMPLExE<br />
7ff. THEMENKOMPLEX 2:<br />
Auswahl <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />
15ff.<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
13<br />
14<br />
14<br />
Gräser- und kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />
Pionierfluren auf Kies oder Schotter<br />
Sandmagerrasen<br />
Halbtrocken- und Magerrasen<br />
Glatthaferwiesen<br />
Hochstaudenfluren trocken-warmer Standorte<br />
Hochstaudenfluren frischer, nährstoffreicher Standorte<br />
Wiesen wechselfeuchter Standorte<br />
Gehölze<br />
Trockengebüsche<br />
Gebüsche mesophiler Standorte<br />
Einzelbäume, Baumreihen, flächige Baumgruppen<br />
Sukzessionsbestände<br />
Wiesen- und Gehölzsukzessionen<br />
THEMENKOMPLEX 3:<br />
Substrateinsatz in der Praxis<br />
Bodenbearbeitung<br />
Herstellung der Mahdfähigkeit<br />
Substratverwendung<br />
Optimierung der Vegetationsschicht<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
25/26<br />
27<br />
29ff.<br />
30<br />
31/32
5<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Inhalte der Themenkomplexe<br />
THEMENKOMPLEX 4:<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r<br />
Vegetationsbestände<br />
Verdunstungsschutz und -reduzierung<br />
Verwendung von Mulchmaterial<br />
THEMENKOMPLExE<br />
33ff. THEMENKOMPLEX 5:<br />
Pflege <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
47ff.<br />
Etablierung über Ansaaten Pflegeextensive Gestaltung<br />
Regiosaatgut<br />
34/35<br />
Kosteneffiziente Folgepflege<br />
Gehölzansaat<br />
Ansaat in vorhandene Vegetation<br />
Nutzung von artenreichen Spenderflächen<br />
Etablierung über Pflanzung<br />
Initialpflanzung von Gräsern und Stauden<br />
Pflanzung von Gehölzen<br />
Etablierung über Sukzession<br />
Integration von Sukzessionsbeständen<br />
36/37<br />
38/39<br />
40<br />
41<br />
42<br />
43<br />
44/45<br />
Großmaschinelle Pflege<br />
Absicherung der dauerhaften Pflege<br />
Langfristige Pflegeverträge<br />
THEMENKOMPLEX 6:<br />
Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung<br />
innovativer Vegetationsbilder<br />
Inhalte der Öffentlichkeitsarbeit<br />
Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit<br />
Zielgruppen<br />
Zeitpunkte<br />
Beispiele<br />
Beispiel Information: Spaziergänge, Beteiligung: Bonituren<br />
Beispiel Einbindung: Nutzung durch Patenschaften<br />
ANHANG<br />
Quellenverzeichnis<br />
Artenlisten <strong>für</strong> Ansaatmischungen<br />
48<br />
49<br />
50<br />
51ff.<br />
52<br />
53<br />
54<br />
55<br />
56<br />
58<br />
60ff.
7<br />
THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />
Standorte im Stadtumbau<br />
Die Standortbedingungen auf Stadtumbauflächen<br />
unterscheiden sich – ähnlich wie alle Stadtböden,<br />
die durch verschiedene menschliche Nutzungen über<br />
sehr lange Zeiträume geprägt sind – erheblich von den<br />
Böden des Umlandes. Infolge von mehrfachen<br />
Substratauf- oder -abträgen sind urbane Böden<br />
häufig durch hohe Stein-, Kies- oder Grusgehalte<br />
ausgewiesen. Ebenso weisen viele Standorte infolge<br />
von Bauschutt- oder Ascheresten höhere Carbonatgehalte<br />
und demzufolge auch höhere pH-Werte auf.<br />
Zudem sind Substrate auf Stadtumbauflächen durch<br />
<strong>eine</strong> hohe räumliche Heterogenität charakterisiert.<br />
Dies liegt <strong>eine</strong>rseits darin begründet, dass sich die<br />
ehemalige Bebauung auch nach dem Abriss in den<br />
Standortbedingungen widerspiegelt: So liegen z.B.<br />
verfüllte Kellerbereiche neben ehemaligen Vorgärten<br />
oder durch Befahren stark verdichtete Straßen.<br />
Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />
Andererseits resultiert aus dem Abrissgeschehen<br />
selbst (Verdichtung durch Maschinen, Auftrag von<br />
Oberboden mit unterschiedlicher Qualität und in<br />
verschiedener Mächtigkeit, Beimengung von<br />
Bauschutt aus unterschiedlichen Abrissmaterialien)<br />
<strong>eine</strong> hohe räumliche Inhomogenität.<br />
Demzufolge sind insbesondere auf Stadtumbauflächen<br />
die aktuellen Bodenverhältnisse ohne weitergehende<br />
Recherche (ehemalige Bebauung, Abrisshistorie) oder<br />
weitergehende bodenkundliche Analysen nur schwer<br />
einzuschätzen.<br />
Da die Substrateigenschaften bzw. die Eigenschaften<br />
des bereits aufgebrachten Oberbodens jedoch<br />
auf die Vegetationszusammensetzung und demzufolge<br />
auch auf den Pflegeaufwand bzw. den ästhetischen<br />
Eindruck entscheidenden Einfluss nehmen,<br />
ist <strong>für</strong> die Entwicklung von <strong>standortangepasste</strong>n<br />
Vegetations- und Pflegekonzepten <strong>eine</strong> einfache<br />
bodenkundliche Charakterisierung erforderlich.<br />
In diesem Zusammenhang sollten vor allem die<br />
Kenngrößen <strong>für</strong> die Parameter Korngrößenverteilung,<br />
Wasserleitfähigkeit und Wasserspeicherkapazität<br />
ermittelt werden. Nährstoffgehalte können zusätzlich<br />
über chemische Analysen bestimmt werden.<br />
Die nachfolgend vorgestellten Analyseverfahren werden<br />
von jedem zertifizierten Bodenlabor standardmäßig<br />
durchgeführt. Im Verhältnis zum gesamten Abrissgeschehen<br />
fallen hier<strong>für</strong> nur geringe Kosten an.<br />
Aufbauend auf diesen Ergebnissen können jedoch<br />
nachhaltig gesicherte und begründete<br />
Entwicklungskonzepte abgeleitet werden.
8<br />
THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />
Siebmaschine und Teile des Standardsatz Edelstahlsiebe<br />
mit verschiedener Maschenweite.<br />
Massenanteil in %<br />
100,00<br />
90,00<br />
80,00<br />
70,00<br />
60,00<br />
50,00<br />
40,00<br />
30,00<br />
20,00<br />
10,00<br />
0,00<br />
5<br />
4<br />
3<br />
Korngrößen in mm<br />
0,063 0,125 0,25 0,5 1 2 4 8 16 31,5 63<br />
Schlämmkorn Sandkorn Kieskorn<br />
Körnungslinien einzelner Bodenproben aus den Substratgruppen:<br />
1A - grau – stark grusiger r<strong>eine</strong>r Sand, 1B - braun – stark grusiger,<br />
schwach schluffiger Sand , 2 - gelb – r<strong>eine</strong>r Sand, 3 - grün – schwach<br />
schluffiger Sand, 4 - violett - mittel schluffiger Sand, 5 - blau - Lehm.<br />
Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />
2<br />
1B<br />
1A<br />
Korngrößenverteilung<br />
Die Ermittlung der Korngrößenverteilung <strong>eine</strong>s Bodens<br />
oder Substrates ist ein wichtiges Instrument zur Beurteilung<br />
bodenphysikalischer Kenngrößen, die Rückschlüsse<br />
auf den Wasserhaushalt ermöglichen.<br />
Durch Differenzierung in die verschiedenen Korngrößenfraktionen<br />
(Ton – Schluff – Sand – Kies – St<strong>eine</strong>) können<br />
die folgenden Parameter nach Bodenkundlicher Kartieranleitung<br />
(KA 5, 2005) geschätzt werden:<br />
Z nutzbare Feldkapazität (unter Berücksichtigung von<br />
Korrekturfaktoren auf Basis des Humus- und Grob-<br />
bodenanteils der Proben)<br />
Z Wasserspeicherkapazität und Wasserleitfähigkeit<br />
Z Verdichtungsneigung auf Basis der<br />
Ungleichförmigkeitszahl<br />
Die Korngrößenverteilung wird nach DIN 18123 standardmäßig<br />
durch Siebung über <strong>eine</strong>n Satz mit Sieben verschiedener<br />
Maschenweite voneinander getrennt (s. Abb.) und<br />
Nährstoffversorgung<br />
Neben der Bodenart und dem Wasserhaushalt spielt die<br />
Nährstoffverfügbarkeit <strong>eine</strong> entscheidende Rolle <strong>für</strong> die<br />
Etablierung und weitere Entwicklung von Vegetationsbeständen<br />
auf Stadtumbauflächen.<br />
Zur Einschätzung der Nährstoffversorgung wird <strong>eine</strong> Analyse<br />
der Hauptnährstoffe Gesamtstickstoff (N ), Gesamtkoh-<br />
t<br />
lenstoff (C ), pflanzenverfügbares Phosphat (P) und Kalium<br />
t<br />
(K) durchgeführt. Dazu wird <strong>eine</strong> Mischprobe (10 Einstiche<br />
mit dem Pürckhauer-Bohrstock) aus <strong>eine</strong>r Tiefe von 10 cm<br />
aus <strong>eine</strong>m Umkreis von 2 bis 3 m entnommen. Die Nährstoffgehalte<br />
können von <strong>eine</strong>m zertifizierten Labor ermittelt<br />
werden.<br />
Zudem sollte, insbesondere bei höheren Bauschuttanteilen,<br />
der pH-Wert sowie der Carbonatgehalt ermittelt werden.<br />
Letzterer ist vonnöten, um den Gehalt an organischer<br />
Substanz aus dem Gesamtkohlenstoffgehalt ableiten zu<br />
können.<br />
deren Massen nach Trocknung bei 105°C ermittelt. Nach<br />
Umrechnung in Massenprozent (M-%) und Aufsummierung<br />
werden die Ergebnisse tabellarisch oder in <strong>eine</strong>r Körnungslinie<br />
dargestellt (s. Abb.).<br />
Die Massenanteile
9<br />
THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />
Doppelzylinder-Infiltrometer nach DIN 19682, Teil 7.<br />
Doppelzylinder-Infiltrometer im Gelände zur Ermittlung<br />
der Wasserleitfähigkeit, Dessau-Roßlau, April 2010.<br />
Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />
Wasserspeicherkapazität / Wasserleitfähigkeit<br />
Die Beschreibung des Wasserhaushaltes anhand der Parameter<br />
Wasserspeicherkapazität und Wasserleitfähigkeit ist<br />
<strong>eine</strong> wesentliche Grundlage zur Bewertung der Standortverhältnisse<br />
<strong>für</strong> die Etablierung von <strong>standortangepasste</strong>n<br />
Vegetationsbeständen auf Stadtumbauflächen.<br />
Mit der Wasserspeicherkapazität wird das Vermögen des<br />
Bodens beschrieben, Wasser gegen die Schwerkraft zu<br />
halten und pflanzenverfügbar zu speichern. Ausschlaggebend<br />
<strong>für</strong> die Wasserspeicherkapazität ist der Anteil an<br />
engen Grobporen und Mittelporen am Gesamtporenvolumen.<br />
Sie ist somit von der Bodenart abhängig.<br />
Die Wasserleitfähigkeit beschreibt die Geschwindigkeit, mit<br />
der sich Wasser im Boden bewegt. Bodenart und Porengrößenverteilung<br />
– die wiederum in enger Beziehung zur<br />
Lagerungsdichte steht – sowie der Feuchtezustand des<br />
Bodens beeinflussen diesen Parameter. Die Ableitung der<br />
gesättigten Wasserleitfähigkeit kann entweder indirekt erfolgen<br />
– z.B. durch Berechnung aus der Korngrößen-verteilung,<br />
Abschätzung nach der Bodenkundlichen Kartieranleitung<br />
– oder direkt über Labor- und Feldmethoden ermittelt<br />
werden.<br />
Bestimmung der Wasserspeicherkapazität (WKmax)<br />
Da die Feststellung der Porengrößenverteilung sehr aufwändig<br />
ist, kann die Abschätzung der Wasserspeicherkapazität<br />
nach den Vorgaben der Dachbegrünungsrichtlinie<br />
(FLL 2008) an gestörten Proben im Labor erfolgen.<br />
Dazu ist die Entnahme <strong>eine</strong>s etwa 30x30x10 cm großen<br />
Bodenstücks erforderlich. Da bei maximaler Wasserspeicherkapazität<br />
auch weite Grobporen teilweise mit Wasser<br />
gefüllt sind, die mit zunehmender Bodentrockenheit rasch<br />
entwässern, sollte bei der Beurteilung der Wasserspeicherkapazität<br />
des Standortes die nutzbare Feldkapazität (s. unten)<br />
mit betrachtet werden.<br />
Abschätzung der nutzbaren Feldkapazität (nFK)<br />
Die nutzbare Feldkapazität stellt das pflanzenverfügbare<br />
Wasser dar und kann in Abhängigkeit von Bodenart und<br />
Trockenrohdichte nach der Bodenkundlichen Kartieranleitung<br />
(KA 5, Tab. 70), korrigiert mit dem Grobbodenanteil<br />
(Korngrößen > 2mm) des Bodens, ermittelt werden.<br />
Ableitung der gesättigten Wasserleitfähigkeit anhand der<br />
Korngrößenverteilung<br />
Bei nichtbindigen Böden kann die Wasserleitfähigkeitkeit<br />
aus den Anteilen der Körnungsanalyse nach Hazen oder<br />
Beyer abgeschätzt werden. Der Faktor d x gibt dabei den<br />
Korndurchmesser an, bei dem in der Körnungslinie (Abb.<br />
siehe Korngrößenverteilung) die jeweiligen Masseprozente<br />
(M%) erreicht sind, z.B. d 10 als Schnittpunkt der Körnungslinie<br />
bei 10 M%.<br />
Bestimmung der gesättigten Wasserleitfähigkeit kf<br />
im Gelände<br />
Im Gelände kann die Wasserleitfähigkeit über den Doppelring-Infiltrometerversuch<br />
nach DIN 19682-7 bestimmt werden<br />
(s. Abb.). Dieser Ansatz weist <strong>eine</strong> höhere Genauigkeit<br />
auf, da er am ungestörten Bodenprofil durchgeführt wird<br />
und somit Randeffekte, wie Lagerungsdichte, Horizont-<br />
folge und Sekundärporen mit erfasst. Dieses Verfahren<br />
sollte dann angewendet werden, wenn Verdichtungen<br />
auf der Fläche zu erwarten sind, die an der gestörten<br />
Probe nicht erfasst werden können. Die Bestimmung<br />
findet im wassergesättigten Boden statt, wodurch ein<br />
erheblicher Aufwand und Wasserbedarf im Gelände ent-<br />
stehen kann. Optimal ist diese Bestimmung daher nach starken<br />
Regenfällen.<br />
Wasserspeicherkapazität / Wasserleitfähigkeit
10<br />
THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />
Auf der Basis von detaillierten bodenkundlichen<br />
Untersuchungen von 56 Probenahmestellen auf<br />
unterschiedlichen Stadtumbauflächen wurden<br />
anhand der Parameter<br />
ZZg Korngrößenverteilung<br />
ZZg Wasserspeicherkapazität<br />
ZZg Nährstoffgehalt (P)<br />
fünf verschiedene Substratgruppen unterschieden<br />
(Tab. 1 und Abb. S. 8 - Körnungslinien), die in den<br />
folgenden Maßnahmebaust<strong>eine</strong>n ausführlicher<br />
vorgestellt werden.<br />
Für die Bezeichnung der Bodenart bzw. Einteilung in<br />
Substratgruppen (Bodenarten) erfolgte zunächst <strong>eine</strong><br />
Untergliederung in Grobboden (Kornfraktionen > 2mm,<br />
= Skelettanteil) und Feinboden (Kornfraktionen < 2mm).<br />
Nach Bodenkundlicher Kartieranleitung KA 5<br />
(Sponagel 2005) wurden kantige Grobkornfraktionen<br />
(z.B. Recyclingprodukte, Bauschutt) als Grus,<br />
gerundete als Kies bezeichnet.<br />
Zur Definition der Feinbodenart wurde der Schlämmkornanteil<br />
(Ton- und Schlufffraktion) auf 100 Prozent Feinboden<br />
bezogen ermittelt (= Schlämmkornanteil am Feinboden).<br />
Die Benen nung der Bodenart erfolgte in Anlehnung an<br />
Tab. 30 der KA 5 (Sponagel, 2005).<br />
Für die Klassifizierung der Substratgruppen wurde von<br />
den Nährstoffgehalten bislang ausschließlich pflanzenverfügbares<br />
Phosphat (P) verwendet, da diesem Parameter<br />
das größte Differenzierungspotenzial zukommt.<br />
Ausgehend von diesen Substratgruppen können<br />
weitergehende Praxisempfehlungenen, z.B. <strong>für</strong> die<br />
Auswahl von<br />
ZZg Ansaatmischungen (<strong>für</strong> Vegetationstypen nach Tab. 2),<br />
ZZg Mulchverfahren oder weitere<br />
Z Maßnahmen zur g Bodenvorbereitung<br />
abgeleitet werden.<br />
Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />
Differenzierung von fünf Substratgruppen<br />
Tabelle 1: Differenzierung der fünf verschiedenen Substratgruppen (SG).<br />
Es bedeuten: Wk max = Wasserspeicherkapazität; P = pflanzenverfügbares Phosphat<br />
SG Bezeichnung (Bodenart) Grobbodenanteil<br />
(> 2 mm) M-%<br />
Tabelle 2: Empfehlung <strong>für</strong> die Auswahl der g Vegetationsbilder<br />
SG Vegetationstyp Pflegeintervall<br />
1B; 4B g Pionierfluren auf Sand oder Schotter unregelmäßig, nach Aufwuchs<br />
2 g Sandmagerrasen unregelmäßig, nach Aufwuchs<br />
3A g Halbtrockenrasen, trockene Glatthaferwiesen einschürig<br />
3A; 3B (Trockene) Mesophile g Glatthaferwiesen<br />
g Hochstaudenfluren trocken-warmer Standorte<br />
g Gebüsche trockenwarmer Standorte<br />
4; 5 g Mesophile Glatthaferwiesen<br />
g Wechselfeuchte Wiesen<br />
g Hochstaudenfluren frischer, nährstoffreicher<br />
Standorte<br />
g Gebüsche mesophiler Standorte<br />
Schlämmkornanteil<br />
(< 0,063 mm)<br />
M-% am Feinboden<br />
ein- bis zweischürig, nach Aufwuchs (witterungsbedingt)<br />
unregelmäßig<br />
unregelmäßig, auf-den-Stock-setzen<br />
ein- bis zweischürig, nach Aufwuchs (witterungsbedingt)<br />
ein- bis zweischürig, nach Aufwuchs (witterungsbedingt)<br />
unregelmäßig<br />
unregelmäßig, auf-den-Stock-setzen<br />
Wk max<br />
(V-%)<br />
1A g stark grusiger (kiesiger) r<strong>eine</strong>r Sand > 40 < 10 < 30<br />
1B g stark grusiger (kiesiger) schwach<br />
schluffiger Sand<br />
> 40 10 bis 30 < 30<br />
2 g r<strong>eine</strong>r Sand < 40 < 10 ~ 30<br />
3A g schwach schluffiger Sand<br />
mit geringem Nährstoffgehalt<br />
3B g schwach schluffiger Sand<br />
mit höherem Nährstoffgehalt<br />
P<br />
(mg/100g)<br />
< 40 10 bis 30 > 30 ≤ 4<br />
< 40 10 bis 30 > 30 > 4<br />
4 g mittel schluffiger Sand < 40 30 bis 50 > 30<br />
5 g Lehm > 50 > 30<br />
Substratgruppen
11<br />
THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />
Naturnahe Schotterfläche: NSG Feuersteinfelder auf Rügen.<br />
Vorbereitetes Kiessubstrat <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Perennemix-Pflanzung.<br />
Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />
Substratgruppe 1 – Schotter- oder kiesreiche Sande<br />
Schotter- oder Kiesreiche Sande sind durch <strong>eine</strong>n hohen<br />
Anteil der Korngrößenfraktionen >2mm (Grobboden)<br />
gekennzeichnet. Kantige Grobbodenfraktionen werden<br />
nach Bodenkundlicher Kartieranleitung (KA 5) als Grus<br />
bezeichnet, gerundete Grobbodenfraktionen als Kies. Der<br />
hohe Grobbodenanteil bedingt <strong>eine</strong> sehr geringe Wasserspeicherkapazität<br />
und <strong>eine</strong> extrem hohe Wasserleitfähigkeit.<br />
Diese Eigenschaften können auf Stadtumbauflächen gezielt<br />
eingesetzt werden, um durch die damit verbundene<br />
verzögerte Vegetationsentwicklung auch langfristig <strong>eine</strong><br />
g Reduzierung der Pflegekosten zu erreichen. Dabei wird<br />
nach dem Abriss auf dem Gelände anstehendes Grobmaterial<br />
nach g Herstellung der Mahdfähigkeit direkt<br />
begrünt oder als Vegetationsschicht aufgebracht. Voraussetzung<br />
ist, dass diese Schicht aus Grobmaterial ausreichend<br />
mächtig ist (mindestens 30-50 cm über nährstoffreicherem<br />
Ausgangsmaterial).<br />
Je nach regionaler Verfügbarkeit können sowohl silikatische<br />
(z.B. Porphyr, Granit) als auch basische (z.B. Kalkschotter,<br />
g Recycling-Material) Substrate vorhanden sein<br />
bzw. Verwendung finden, was bei der Auswahl der Artenzusammensetzung<br />
in den Ansaatmischungen zu berücksichtigen<br />
ist.<br />
Entsprechend des jeweiligen Sandanteils können zwei<br />
Untergruppen (1A, 1B) unterschieden werden:<br />
1A stark grusiger (kiesiger) r<strong>eine</strong>r Sand<br />
Z > 40 M% der Kornfraktionen sind > 2 mm (Grobboden)<br />
Z < 10 M% Schlämmkornanteil (< 0,063 mm)<br />
am Feinboden<br />
Z < 30 Vol% max. Wasserspeicherkapazität (WK max )<br />
1B stark grusiger (kiesiger) schwach schluffiger Sand<br />
Z > 40 M% der Kornfraktionen sind > 2 mm (Grobboden)<br />
Z 10 bis 30 M% Schlämmkornanteil (< 0,063 mm)<br />
am Feinboden<br />
Z < 30 Vol% max. Wasserspeicherkapazität (WK max )<br />
Der höhere Schlämmkornanteil in der Gruppe 1B bedingt<br />
<strong>eine</strong> tendenziell höhere Wasserspeicherkapazität, wodurch<br />
gegenüber Substrattyp 1A etwas günstigere Wachstumsbedingungen<br />
<strong>für</strong> Ansaaten zu erwarten sind. Langfristig ist<br />
jedoch auch hier mit <strong>eine</strong>r eher schütteren Vegetationsbedeckung<br />
zu rechnen, die mit geringem Aufwand zu<br />
pflegen ist.<br />
Substrate der Gruppe 1A können z.B. als g Mulchschicht<br />
bei g Gehölzansaaten oder g Staudenmischpflanzungen<br />
(z.B. Perennemix) verwendet werden. Des weiteren können<br />
diese Substrate zur Gestaltung bzw. Strukturierung von<br />
Stadtumbauflächen, z.B. bei der Anlage von Wegebeziehungen,<br />
eingesetzt werden.<br />
Substrate der Gruppe 1B können v.a. zur Etablierung von<br />
g Pionierfluren eingesetzt werden.<br />
Substratgruppe 1: Schotter/ Kies
12<br />
THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />
Einsatz von Recycling-Material im Stadtumbau<br />
Dessau-Roßlau, hier in der Heidestraße.<br />
Bauschuttflächen im Rodebilleviertel Dessau-<br />
Roßlau nach Abschluss der Abrissarbeiten.<br />
Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />
Substratgruppe 1s • Sonderfall Recyclingmaterial<br />
Vor dem Hintergrund, dass bei Abrissarbeiten unmittelbar<br />
vor Ort größere Mengen an grusig-sandigen Substraten<br />
anfallen, resultiert die Überlegung, Recyclingmaterial <strong>für</strong> die<br />
Gestaltung der jeweiligen Stadtumbaufläche einzusetzen.<br />
w Entsprechend den Vorgaben der Länderarbeitsgemeinschaft<br />
Abfall (LAGA - M20, Stand 2004) darf jedoch<br />
nur nicht-mineralisches Z0-Material als Vegetationsschicht<br />
verwendet werden. Ein Einbau von mineralischen Stoffen<br />
als durchwurzelbares Substrat ist hingegen, selbst wenn<br />
die Werte <strong>eine</strong>n eingeschränkten offenen Einbau (Z1.1)<br />
erfüllen, nicht zulässig.<br />
Damit entfällt gegenwärtig die Option, Recyclingmaterial<br />
gezielt als Substrat auf Stadtumbauflächen in Sachsen-<br />
Anhalt zu verwenden. Sofern diese Option trotzdem geprüft<br />
wird oder Ausnahmegenehmigungen möglich sind, ist zu<br />
berücksichtigen, dass die Körnungen je nach Vorbehandlung<br />
sehr unterschiedlich ausfallen können. Des Weiteren<br />
zeichnet sich Bauschutt zwar überwiegend durch geringe<br />
Nährstoffgehalte aus. Je nach Ausgangsmaterial können<br />
<strong>für</strong> einzelne Nährstoffe, z.B. Kalium, aber auch höhere<br />
Werte auftreten. Entsprechende Substratinhomogenitäten<br />
können sich auch später in der Vegetationszusammensetzung<br />
widerspiegeln.<br />
Beton-Recyclingmaterial<br />
Der pH-Wert kann bei frisch gebrochenem Material über<br />
11 liegen, durch Carbonatisierung nach wenigen Monaten<br />
allerdings auf Werte zwischen 8 und 9 fallen. Durch Nachlieferungsprozesse<br />
aus dem Material bleibt der pH-Wert<br />
dennoch über sehr lange Zeit auf hohem Niveau und kann<br />
sogar zeitweilig wieder ansteigen (KarnutH 2003). Die Besiedlung<br />
<strong>eine</strong>s solchen extremen Standorts durch Pflanzen<br />
(g Pionierfluren) erfolgt deshalb in der Regel nur sehr<br />
zögerlich, jedoch konnte bei entsprechendem Diasporenangebot<br />
auch <strong>eine</strong> rasche Besiedlung mit Pappeln und<br />
Weiden beobachtet werden.<br />
Ziegel-Recyclingmaterial<br />
Der pH-Wert liegt überwiegend im Bereich von 8 bis 9,<br />
kann jedoch je nach Anteil von Mörtelresten höher ausfallen.<br />
Infolge der besseren Wasserspeicherkapazität – begünstigt<br />
durch rasche Verwitterungserscheinungen und<br />
Porosität des Materials (insbesondere bei hohen Anteilen<br />
an „weichgebrannten“ Hintermauerziegeln) – können<br />
auf Ziegel-Bauschutt lückige und niedrigwüchsige Vegetationsbestände<br />
aus Ansaatmischungen etabliert werden,<br />
die in ihrer Artenzusammensetzung g Pionierfluren auf<br />
grusigem Material ähnlich sind.<br />
Weiterführende Informationen<br />
Baumgärtel, T., Heyer D. & Vogt, N. (2009): Erdbautechnische<br />
Eignung und Klassifikation von Böden mit Fremdbestandteilen<br />
und von Bauschutt. Forschung Straßenbau<br />
und Straßenverkehrstechnik, Heft 1020, 110 S.<br />
grecH, H., oliVa, J., ScHeiBengraf, m. & angerer, t. (2002):<br />
Recyclingbaustoffe. Regelung der Umweltverträglichkeit.<br />
Endbericht erstellt im Auftrag des Bundesministeriums <strong>für</strong><br />
Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.<br />
Wien, Umweltbundesamt, 130 S.<br />
KarnutH, M. (2003): Verhalten von Recyclingmaterial<br />
in der Umwelt: Labor und Feldversuche.<br />
Dissertation Universität Mainz, 243 S.<br />
laga (länderarBeitSgemeinScHaft aBfall, 2004): Anforderungen<br />
an die stoffliche Verwertung von mineralischen<br />
Abfällen, Teil II: Technische Regeln <strong>für</strong> die Verwertung<br />
1.2 Bodenmaterial (TR Boden) Stand: 05.11.2004.<br />
RCL Management GmbH im Auftrag d. BRB, BÜV und<br />
GRB (Hrsg., 2004): Baustoff-Recycling am Scheideweg –<br />
Kreislaufwirtschaft am Ende? Bundeskongress<br />
BAUSTOFF-RECYCLING 2004. RC·news. 02/2004: 4-27.<br />
Substratgruppe 1: Sonderfall Bauschutt, Recyclingmaterial
THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />
R<strong>eine</strong>r Sand als Oberboden auf dem Gelände der ehemaligen<br />
Fleischerei Taubenstraße, Dessau-Roßlau, März 2010.<br />
Schwach schluffiger Sand als Oberbodenandeckung<br />
auf der Andes-Fläche Dessau-Roßlau.<br />
Substratgruppe 2 – R<strong>eine</strong> Sande<br />
R<strong>eine</strong> Sande weisen, ähnlich wie Kiese und Schotter, nur<br />
<strong>eine</strong>n geringen Anteil an Schlämmkorn auf, sind jedoch im<br />
Vergleich zu Kiesen und Schotter durch <strong>eine</strong>n geringeren<br />
Anteil an Kornfraktionen > 2mm gekennzeichnet:<br />
Z < 40 M% der Kornfraktionen sind > 2 mm (Grobboden)<br />
Z < 10 M% Schlämmkornanteil (< 0,063 mm)<br />
am Feinboden<br />
Z ca. 30 Vol% max. Wasserspeicherkapazität (WK max )<br />
Infolge des hohen Sandanteils sind die lockeren Substrate<br />
durch <strong>eine</strong> sehr hohe Wasserleitfähigkeit und geringe Wasserspeicherkapazität<br />
gekennzeichnet. Des weiteren zeichnen<br />
sich sandige Substrate überwiegend durch geringe<br />
Nährstoffgehalte aus.<br />
Substratgruppe 3 – Schwach schluffige Sande<br />
Die in dieser Gruppe zusammengefassten Substrate sind<br />
im Vergleich zu kies- und schotterreichen Sanden sowie<br />
r<strong>eine</strong>n Sanden durch <strong>eine</strong>n höheren Schlämmkornanteil<br />
und demzufolge durch hohe bis sehr hohe Wasserleitfähigkeiten<br />
und mittlere Wasserspeicherkapazitäten ausgewiesen.<br />
Unter Berücksichtigung des Nährstoffgehalts (pflanzenverfügbarer<br />
Phosphorgehalt P) können zwei<br />
Untergruppen differenziert werden:<br />
3A: schwach schluffiger Sand mit geringem pflanzenverfügbarem<br />
Phosphorgehalt<br />
Z < 40 M% der Kornfraktionen sind > 2 mm (Grobboden)<br />
Z 10 bis 30 M% Schlämmkornanteil ( 30 Vol% max. Wasserspeicherkapazität (WK max )<br />
Z P-Gehalt 2 mm (Grobboden)<br />
Z 10 bis 30 M% Schlämmkornanteil ( 30 Vol% max. Wasserspeicherkapazität (WK max )<br />
Z P-Gehalt > 4 mg/100 g Boden<br />
Infolge der besseren Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit<br />
eignen sich diese Substrate zur Etablierung von dichter<br />
schließenden, artenreichen g Halbtrocken- und Magerrasen,<br />
g Glatthaferwiesen des trockeneren Flügels sowie<br />
von g Hochstaudenfluren trockenwarmer Standorte.<br />
Ebenso lassen sich auf diesen Substraten g Gebüsche<br />
trockenwarmer Standorte anlegen.<br />
13 Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />
Substratgruppe 2 und 3: R<strong>eine</strong> Sande und Schwach schluffige Sande
14<br />
THEMENKOMPLEx 1 Standort<br />
Körnungsbereich der Substratgruppe 3 – schwach schluffige Sande<br />
Körnungsbereich der Substratgruppe 4 – mittel schluffige Sande<br />
Körnungsbereich der Substratgruppe 5 – Lehm<br />
Allgem<strong>eine</strong> Standortcharakterisierung<br />
Substratgruppe 4 – Mittel schluffige Sande<br />
Die in dieser Gruppe zusammengefassten Substrate zeichnen<br />
sich durch <strong>eine</strong>n höheren Schlämmkornanteil aus. Sofern<br />
k<strong>eine</strong> Verdichtungen auf der Fläche auftreten, sind die<br />
Substrate durch <strong>eine</strong> mittlere bis hohe Wasserleitfähigkeit<br />
und -speicherkapazität gekennzeichnet.<br />
Z < 40 M% der Kornfraktionen sind > 2 mm (Grobboden)<br />
Z 30 bis 50 M% Schlämmkornanteil (< 0,063 mm)<br />
am Feinboden<br />
Z > 30 Vol% max. Wasserspeicherkapazität (WK max )<br />
Substratgruppe 5 – Lehm<br />
Die in dieser Gruppe zusammengefassten Substrate<br />
zeichnen sich durch <strong>eine</strong>n hohen Schlämmkornanteil und<br />
demzufolge durch <strong>eine</strong> nur geringe Wasserleitfähigkeit aus.<br />
Z < 40 M% der Kornfraktionen sind > 2 mm (Grobboden)<br />
Z > 50 M% Schlämmkornanteil (< 0,063 mm)<br />
am Feinboden<br />
Z > 30 Vol% max. Wasserspeicherkapazität (WK max )<br />
Infolge der zumeist günstigen Wasser- und Nährstoffversorgung<br />
können auf mittel schluffigen Sanden g mesophile<br />
Wiesen mit unterschiedlicher Artenzusammensetzung<br />
und auch g Hochstaudenfluren frischer, nährstoffreicher<br />
Standorte über Ansaaten etabliert werden. Jedoch ist nach<br />
Herstellung der Fläche <strong>eine</strong> sehr zeitnahe Aussaat notwendig,<br />
um den Konkurrenzdruck unerwünschter Arten zu reduzieren.<br />
Gleichfalls lassen sich auf diesem Substrat g mesophile<br />
Gebüsche und g Bäume mit <strong>eine</strong>m breiten Artenspektrum<br />
anlegen.<br />
w Insbesondere bei falschem Einbau weisen diese<br />
Substrate – ebenso wie schluffige Sande – <strong>eine</strong> höhere<br />
Verdichtungsgefährdung auf, so dass es in niederschlagsreichen<br />
Perioden zu Staunässe bis hin zu Pfützenbildung<br />
kommen kann. Aus diesem Grund wird im folgenden <strong>eine</strong><br />
Verwendung von Substraten mit diesen Eigenschaften zur<br />
Vegetationsetablierung auf Stadtumbauflächen nicht in<br />
Erwägung gezogen.<br />
Substratgruppe 4 und 5: Mittel schluffige Sande und Lehm
THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />
Auswahl <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />
Die Begrünung von Abrissflächen im Stadtumbau<br />
(z.B. als „Ordnungsmaßnahme“ der Stadtsanierung)<br />
beschränkt sich häufig auf <strong>eine</strong>n Auftrag von Oberboden<br />
nach DIN 18916 als Vegetationsschicht und die<br />
Einsaat <strong>eine</strong>r Regelsaatmischung (RSM) bzw. <strong>eine</strong>r<br />
(ergänzenden) Pflanzung von (Zier-) Gehölzen aus<br />
Baumschulen, deren Provinienz oftmals nicht mit dem<br />
Standort kompatibel ist. Damit entstehen überwiegend<br />
einheitliche, verhältnismäßig artenarme und gräserdominierte<br />
Flächen. Sie müssen normalerweise 5- bis<br />
6-mal jährlich gemäht werden, in trockenen Frühjahrsund<br />
Sommerperioden unterliegen sie aber zunehmend<br />
klimatischem Stress durch Trockenheit und Hitze.<br />
Infolgedessen zeigen sie höhere Ausfallerscheinungen<br />
und werden unansehnlich.<br />
Die Entwicklung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
ist deshalb sowohl aus ästhetischen und<br />
ökologischen Gründen, aber auch besonders im<br />
Hinblick auf die Reduzierung späterer Pflegeeingriffe<br />
von Bedeutung. Das auf der jeweiligen Fläche aktuell<br />
vorhandene Substrat und die Exposition sollten deshalb<br />
stets ein wichtiges Auswahlkriterium möglicher<br />
Vegetationsbilder <strong>für</strong> die Fläche sein.<br />
15 Standortangepasste Vegetationsbilder<br />
Darüber hinaus sind <strong>für</strong> die Auswahl der Vegetationsbilder<br />
und der Artenzusammensetzung immer auch<br />
die Lage und Nutzungsanforderungen der Fläche im<br />
städtischen Kontext zu berücksichtigen.<br />
Die im Folgenden empfohlenen Vegetationsbilder<br />
unterscheiden sich deutlich von den bislang im<br />
städtischen Raum gewohnten Freiflächentypen wie<br />
Scherrasen, Staudenbeet, Sommerblumenpflanzung<br />
oder Gehölzinsel. Sie repräsentieren vielmehr offene<br />
und kräuterreiche Wiesenflächen verschiedener Ausprägung,<br />
wie sie natürlicherweise auf nährstoffärmeren<br />
oder sogar extremen, meist südexponierten Standorten<br />
vorkommen (Pionierfluren, Trockenrasen, Magerrasen,<br />
Glatthaferwiesen).<br />
Mit <strong>standortangepasste</strong>n Vegetationstypen können<br />
interessante Blühaspekte sowie Strukturbildung erzielt<br />
werden und die Wahrnehmung des jahreszeitlichen<br />
Wandels geschieht viel eingänglicher, als es mittels<br />
der herkömmlich verwendeten artenarmen und gräserdominierten<br />
Rasenmischungen im städtischen Raum<br />
möglich ist. Infolge des hohen Kräuteranteils ergeben<br />
sich über die gesamte Vegetationsperiode<br />
verschiedene Blühaspekte.<br />
Auch nach der Mahd, die – falls erforderlich – überwiegend<br />
in der zweiten Juli- bzw. ersten Augusthälfte durchgeführt<br />
wird, kommt es häufig zu <strong>eine</strong>m zweiten Blühaspekt im<br />
Spätsommer. Gestalterisch können neben den Blüten auch<br />
Blattstrukturen und Wuchshöhen zur Akzentuierung eingesetzt<br />
werden. Neben den Standortfaktoren wie Boden<br />
und Klima beeinflusst die Mahd die Artenzusammensetzung<br />
und entscheidet über den Rhythmus von Wachstum, Blüte,<br />
Fruchtbildung und Samenreife.<br />
Hochstaudenfluren oder Gehölzformationen können gezielt<br />
als gestalterische Ergänzungselemente eingesetzt werden.<br />
Durch höheren Wuchs, Fruchtbehang oder Laubfarben<br />
tragen sie zur Strukturierung der Flächen bei.<br />
Bilder <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationstypen sind bisher im<br />
städtischen Raum noch sehr ungewöhnlich. Die folgenden<br />
Praxisempfehlungen sollen deshalb motivieren, mit diesen<br />
Vegetationsbildern auch unter gestalterischen Gesichtspunkten<br />
zu experimentieren und städtische Freiräume zu<br />
entwickeln.
16<br />
THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />
Felsgrusflur auf grusigem Substrat, Truppenübungsplatz Baumholder.<br />
Pionierflur auf Porphyrschotter auf der<br />
Kraftwerkswiese in Dessau-Roßlau.<br />
Gräser- bzw. kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />
Pionierfluren auf Kies oder Schotter<br />
Standort in der freien Landschaft<br />
Durch flachgründige und grusige Substrate gekennzeichnete<br />
Felsbänder, oft in wärmebegünstigter Südexposition.<br />
Sekundär sind entsprechende Pionierfluren auch auf Dächern,<br />
Mauerkronen oder Schotterflächen zu finden.<br />
Erscheinungsbild<br />
Sehr lückige Pionierrasen, die durch ausdauernde und<br />
wasserspeichernde oder starke Austrocknung ertragende<br />
und zumeist niedrigwüchsige Arten ausgewiesen sind.<br />
Sowohl der Deckungsgrad als auch die Artenzusammensetzung<br />
variiert in Abhängigkeit vom geologischen Ausgangsgestein<br />
(silikatisch, basisch) sowie vom F<strong>eine</strong>rdeanteil.<br />
Die Vegetationsstruktur wird durch eher f<strong>eine</strong> Laubstrukturen<br />
geprägt, höherwüchsige oder großblättrige Arten setzen<br />
punktuelle Akzente.<br />
Artenspektrum<br />
Pionierfluren sind auf silikatischem Ausgangsgestein z.B.<br />
durch Sedum acre, Thymus serpyllum, Rumex acetosella,<br />
Festuca cinerea und Agrostis capillaris; auf basisch verwitterndem<br />
Ausgangsgestein z.B. durch Bupleurum falcatum,<br />
Alyssum alyssoides , Carlina vulgaris, Seseli hippomarathtrum,<br />
Teucrium chamaedrys und Melica ciliata ausgewiesen.<br />
Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />
Entsprechende Substrate entstehen kleinflächig nach<br />
Abrissarbeiten, sofern schotter- oder kiesreiche Substrate<br />
die Fläche prägen und auf <strong>eine</strong>n g Oberbodenauftrag<br />
verzichtet wird. Sie lassen sich großflächig jedoch auch<br />
durch <strong>eine</strong> Andeckung mit kiesigen Sanden (g Substratgruppe<br />
1) herstellen.<br />
Etablierung<br />
Pionierfluren können auf g Substratgruppe 1A (stark kiesiger<br />
r<strong>eine</strong>r Sand) oder g Substratgruppe 1B (stark kiesiger<br />
schwach schluffiger Sand) etabliert werden (g Ansaat). Es<br />
können sowohl silikatische als auch basische Ausgangssubstrate<br />
verwendet werden.<br />
Strukturbildner <strong>für</strong> Ansaatmischungen<br />
Insbesondere auf silikatischem Substrat (stark kiesige<br />
schwach schluffige Sande) können v.a. verschiedene<br />
Mauerpfeffer-Arten (Sedum sp.) in Kombination mit z.B.<br />
Jasione montana, Dianthus carthusianorum, Scabiosa<br />
canescens, Asperula cynanchica oder Festuca pallens<br />
und Koeleria macrantha als Strukturbildner eingesetzt<br />
werden.<br />
Als weitere Arten eignen sich z.B. Hieracium pilosella,<br />
Arenaria serpyllifolia, Euphorbia cyparissias, Echium<br />
vulgare oder Anthericum liliago und Campanula rotundifolia.<br />
Auf basischem Substrat können z.B. Teucrium chamaedrys,<br />
Globularia punctata, Thymus pulegioides, Bupleurum<br />
falcatum, Melica ciliata, Poa badensis und Alyssum<br />
alyssoides oder A. montanum verwendet werden.<br />
Pflege<br />
Pionierfluren erfordern infolge der geringen Nährstoffverfügbarkeit<br />
und Wasserspeicherkapazität <strong>eine</strong>n nur<br />
geringen g Pflegeaufwand. Je nach Aufwuchs ist <strong>eine</strong><br />
einmalige Mahd mit <strong>eine</strong>r Schnitthöhe von ca. 10 cm in<br />
mehrjährigem Abstand, z.B. im August oder September<br />
erforderlich, wobei im Idealfall das Mahdgut auf der Fläche<br />
verbleiben kann.<br />
Weiterführende Informationen<br />
Anhang: g Artenliste Pionierfluren auf Kies und Schotter<br />
trockene Standorte: Pionierfluren auf Kies oder Schotter
17<br />
THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />
Sandmagerrasen am natürlichen Standort, Preußnitz im Fläming.<br />
Spontan etablierter Sandmagerrasen auf r<strong>eine</strong>m<br />
Sand, Rodebilleviertel in Dessau-Roßlau.<br />
Gräser- bzw. kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />
Sandmagerrasen (saure Substrate)<br />
Standort in der freien Landschaft<br />
Sandmagerrasen sind typisch <strong>für</strong> durchlässige, nährstoffund<br />
basenarme Lockersandböden. Entsprechende Standortbedingungen<br />
finden sich z.B. auf Dünen oder anthropogenen<br />
Ersatzstandorten (Braunkohletagebaue; Kies- bzw.<br />
Sandgruben). Auch auf stärker festgelegten Sanderflächen,<br />
wie z.B. in Brandenburg oder im Oberrheingebiet,<br />
sind Sandmagerrasen in verschiedenen Ausprägungen<br />
anzutreffen.<br />
Erscheinungsbild<br />
Die zumeist schüttere Vegetationsdecke ist durch niedrigwüchsige<br />
Gräser und Kräuter gekennzeichnet. Infolge des<br />
hohen Anteils an auffällig blühenden Kräutern kann jedoch<br />
ein hoher ästhetischer Wert über <strong>eine</strong>n längeren Zeitraum<br />
in der Vegetationsperiode erreicht werden.<br />
Artenspektrum<br />
Charakteristische Arten der Sandmagerrasen sind Gräser,<br />
wie z.B. Corynephorus canescens, Carex arenaria und<br />
Vulpia myuros oder Kräuter wie z.B. Teesdalia nudicaulis,<br />
Spergula morisonii, Jasione montana, Helichrysum arenarium,<br />
Filago minima, Thymus serpyllum.<br />
Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />
Geeignete Standorte entstehen meist nur kleinflächig nach<br />
Abrissarbeiten, sofern kein g Oberboden aufgetragen<br />
wird. Sie können großflächig jedoch durch Andeckung mit<br />
nährstoffarmen g Sanden hergestellt werden.<br />
Etablierung<br />
Auf g Substratgruppe 2 (r<strong>eine</strong>r Sand) können g Regiosaatmischungen<br />
mit strukturbildenden Gräsern wie z.B.<br />
Agrostis capillaris, Corynephorus canescens, Festuca brevipila,<br />
F. ovina in Kombination mit bunt blühenden Arten<br />
wie z.B. Anthyllis vulneraria, Armeria maritima, Centaurea<br />
stoebe, Dianthus armeria, D. carthusianorum, D. deltoides,<br />
Helichrysum arenarium, Lychnis viscaria, Rumex acetosella,<br />
Potentilla argentea, Verbascum nigrum oder Jasione<br />
montana Verwendung finden (g Ansaat).<br />
w Um <strong>eine</strong> Etablierung von entweder konkurrenzkräftigen,<br />
aber anspruchslosen Arten wie z.B. Quecke oder<br />
Land-Reitgras oder von einjährigen Ruderalarten zu minimieren,<br />
sollten die Ansaaten unmittelbar nach Herstellung<br />
der Flächen ausgebracht werden.<br />
Pflege<br />
Auf Grund der geringen Nährstoffverfügbarkeit und<br />
Wasserspeicherkapazität weisen die entsprechenden<br />
Flächen <strong>eine</strong>n nur geringen Aufwuchs auf, woraus ein<br />
g geringer Pflegeaufwand, z.B. einmalige Mahd im August,<br />
resultiert. Allerdings ist infolge der fehlenden Standort-<br />
dynamik (k<strong>eine</strong> bzw. nur sehr geringe Substratverlagerung)<br />
auf städtischen Brachflächen längerfristig <strong>eine</strong> Zunahme<br />
von Arten der g Halbtrockenrasen bzw. trockenen Glatthaferwiesen<br />
zu erwarten, sofern entsprechende Diasporenquellen<br />
in der Umgebung vorhanden sind.<br />
Weiterführende Informationen<br />
Anhang: g Artenliste Sandmagerrasen<br />
trockene Standorte: Sandmagerrasen
18<br />
THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />
Halbtrockenrasen am natürlichen Standort,<br />
NSG Lunzberge bei Halle/Saale.<br />
Halbtrockenrasen am Andes-Turm<br />
in Dessau-Roßlau.<br />
Gräser- bzw. kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />
Halbtrockenrasen und Magerrasen auf trockenen, basenreicheren Standorten<br />
Standort in der freien Landschaft<br />
Halbtrockenrasen besiedeln basenhaltige, aber magere,<br />
flach- bis mittelgründige Böden, die z.T. <strong>eine</strong> Lössüberdeckung<br />
aufweisen. Im Gegensatz zu den Pionierfluren<br />
und Sandmagerrasen weisen sie <strong>eine</strong>n ausgeglicheneren<br />
g Wasserhaushalt auf, sind jedoch durch geringere<br />
g Nährstoffgehalte als die Glatthaferwiesen gekennzeichnet.<br />
Insbesondere auf ebenen Flächen oder bei<br />
besserer Wasserspeicherkapazität können sich auch<br />
Übergänge zu Glatthaferwiesen trockenwarmer Standorte<br />
herausbilden.<br />
Erscheinungsbild<br />
Die artenreichen Halbtrockenrasen weisen <strong>eine</strong>n vollständigen<br />
Bestandesschluss auf, wobei v.a. die Oberschicht<br />
durch Gräser geprägt sein kann. Infolge der zahlreichen<br />
krautigen, allerdings häufig niedrigwüchsigen und konkurrenzschwächeren<br />
Arten, vermitteln sie über die gesamte<br />
Vegetationsperiode interessante Blühaspekte.<br />
Artenspektrum<br />
Zu den charakteristischen Arten dieser Vegetationsbestände<br />
zählen z.B. Bromus erectus, Brachypodium pinnatum,<br />
Festuca rupicola, Koeleria pyramidata, Galium verum, Euphorbia<br />
cyparissias, Dianthus carthusianorum, Sanguisorba<br />
minor, Fragaria viridis, Plantago media, Anthyllis vulneraria<br />
oder Centaurea scabiosa.<br />
Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />
Geeignete Standorte <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Etablierung von Halbtrockenrasen<br />
sollten magere und durchlässige, aber etwas basenhaltige<br />
Substrate aufweisen. Insbesondere zur auch längerfristigen<br />
Förderung der konkurrenzschwächeren Arten ist<br />
z.T. g kein Oberbodenauftrag erforderlich, um geeignete<br />
Etablierungsbedingungen bereitzustellen.<br />
Etablierung<br />
Für Standorte, die der g Substratgruppe 3A (schwach<br />
schluffige Sande mit geringem Nährstoffgehalt) zugeordnet<br />
werden können, eignen sich g Ansaatmischungen, in<br />
denen Arten der Halbtrockenrasen mit Arten der trockenen<br />
Glatthaferwiesen kombiniert werden, wie z.B.: Poa angustifolia,<br />
Agrostis capillaris, Helictotrichon pratensis, Festuca<br />
rupicola, Agrimonia eupatoria, Eryngium campestre, Falcaria<br />
vulgaris, Verbascum nigrum, V. densiflorum , Anthyllis<br />
vulneraria, Centaurea scabiosa, Daucus carota, Dianthus<br />
carthusianorum, Echium vulgare, Euphorbia cyparissias,<br />
Plantago media, Scabiosa ochroleuca, Reseda lutea, R.<br />
luteola, Salvia nemorosa, S. pratensis oder Sanguisorba<br />
minor.<br />
w Um <strong>eine</strong> Etablierung von konkurrenzkräftigen Arten –<br />
wie z.B. Quecke oder Land-Reitgras – oder von einjährigen<br />
Ruderalarten zu minimieren, sollten die Ansaaten unmittelbar<br />
nach Herstellung der Flächen ausgebracht werden.<br />
Pflege<br />
Für die Folgepflege ist <strong>eine</strong> einmalige Mahd Ende Juli bis<br />
Anfang August mit <strong>eine</strong>r Schnitthöhe von ca. 10 cm und<br />
Abtransport des Mahdgutes geeignet. Demzufolge erfordern<br />
die Bestände <strong>eine</strong>n g geringen Pflegeaufwand.<br />
Weiterführende Informationen<br />
Anhang: g Artenliste Halbtrockenrasen<br />
trockene Standorte: Halbtrockenrasen und Magerrasen
19<br />
THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />
Artenreiche Glatthaferwiese, Truppenübungsplatz Baumholder.<br />
Artenreiche Glatthaferwiese in der Quellendorfer<br />
Straße, Dessau-Roßlau.<br />
Gräser- bzw. kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />
Glatthaferwiesen auf mesophilen Standorten<br />
Standort in der freien Landschaft<br />
Glatthaferwiesen sind typisch <strong>für</strong> mittlere Wasser- und<br />
Nährstoffverhältnisse. Während auf mageren und etwas<br />
durchlässigeren Substraten Übergänge zu Halbtrockenrasen<br />
möglich sind, treten auf wechselfeuchten Standorten<br />
auch vermehrt Feuchtezeiger auf.<br />
Erscheinungsbild<br />
Von Gräsern und bunt blühenden Kräutern geprägter Wiesenbestand<br />
mit dicht schließender, mehrstufiger Vegetation.<br />
Die mageren und artenreichen Wiesen werden traditionell<br />
zweimal im Jahr gemäht. Sie sind infolge von Umbruch,<br />
Grasansaat oder Überdüngung jedoch stark zurückgegangen.<br />
Artenspektrum<br />
Typisch ausgebildete Bestände weisen <strong>eine</strong> hohe Artenvielfalt<br />
auf. Dazu zählen z.B. Arrhenatherum elatior, Alopecurus<br />
pratensis, Poa pratensis, Daucus carota, Leucanthemum<br />
vulgare, Galium mollugo, Knautia arvensis, Lathyrus<br />
pratensis, Trifolium pratense, Tragopogon pratensis, Vicia<br />
sepium, Crepis biennis oder Campanula patula.<br />
Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />
Geeignete Standorte sind auf Stadtumbauflächen relativ<br />
häufig vorhanden und können durch Auftrag mit entsprechendem<br />
g Oberboden leicht hergestellt werden.<br />
Meist werden auf Flächen mit diesen Standorteigenschaften<br />
jedoch gräserdominierte Mehrschnittrasen per Regelsaatgutmischung<br />
angelegt. Bunt blühende Wiesen sind im<br />
städtischen Raum deshalb inzwischen ein seltener Anblick.<br />
Etablierung<br />
Zur Etablierung von artenreichen Wiesen auf<br />
g Substratgruppe 3B (schwach schluffiger Sand mit<br />
höherem Nährstoffgehalt) kann z.B. g Regiosaatgut mit<br />
folgender Artenzusammensetzung verwendet werden:<br />
Agrostis capillaris, Arrhenatherum elatius, Poa angustifolia,<br />
Achillea millefolium, Agrimonia eupatoria, Campanula patula,<br />
Anthemis tinctoria, Anthyllis vulneraria, Centaurea jacea,<br />
Crepis capillaris, Daucus carota, Dianthus carthusianorum,<br />
Echium vulgare, Euphorbia cyparissias, Galium album,<br />
Hypericum perforatum, Inula conyzae, Knautia arvensis,<br />
Leucanthemum vulgare, Leontodon hispidus, Linaria<br />
vulgaris, Lotus corniculatus, Medicago lupulina,<br />
Plantago lanceolata, Salvia pratensis, Sanguisorba minor,<br />
Saponaria officinalis, Silene vulgaris, Tragopogon pratensis,<br />
Trifolium pratense.<br />
Auf g Substratgruppe 4 (mittel schluffiger Sand) sind<br />
folgende Arten zu empfehlen: Agrostis capillaris, Arrhenatherum<br />
elatius, Festuca pratensis, Prunella vulgaris, Silene<br />
dioica, Rumex acetosa, Clinopodium vulgare, Agrimonia<br />
eupatoria, Crepis biennis, Leucanthemum vulgare,<br />
Trifolium pratense, Centaurea jacea, Betonica officinalis,<br />
Cichorium intybus, Galium album, Achillea millefolium,<br />
Plantago lanceolata, Hypericum perforatum, Leontodon<br />
autumnalis, Leontodon hispidus, Medicago lupulina,<br />
Daucus carota, Pastinaca sativa, Heracleum sphondylium,<br />
Silaum silaus, Glechoma hederacea, Ajuga reptans, Vicia<br />
cracca, Geranium pratense, Tragopogon pratensis oder<br />
Galium wirtgenii.<br />
Pflege<br />
In der Regel reicht auf den Standorten der Substratgruppe<br />
3B jährlich <strong>eine</strong> Mahd mit Abtransport im Juli. In mehrjährigen<br />
Abständen kann <strong>eine</strong> zweimalige Mahd, im Juni und<br />
September, erforderlich werden, um das Aufkommen von<br />
konkurrenzkräftigeren Arten wie z.B. Goldrute zurückzudrängen.<br />
Auf etwas besser mit Wasser versorgten Standorten<br />
(Substratgruppe 4) ist in der Regel <strong>eine</strong> zweimalige Mahd,<br />
im Juni und September, ebenfalls mit Abtransport des<br />
Mahdgutes erforderlich, um die Artenvielfalt auch langfristig<br />
zu erhalten.<br />
Bei geeigneter Flächengröße und gegebener<br />
g Mahdfähigkeit eignen sich solche Wiesen sehr gut <strong>für</strong><br />
g großmaschinelle Pflege.<br />
Das Mahdgut kann nachhaltig in der Landwirtschaft<br />
weiterverwendet werden (z.B. Kompostierung). Sofern<br />
k<strong>eine</strong> Verunreinigungen enthalten sind und anspruchslose<br />
Tierrassen gehalten werden, eignet es sich eventuell auch<br />
als Einstreu.<br />
Weiterführende Informationen<br />
Anhang: g Artenliste Mesophile Glatthaferwiesen<br />
Glatthaferwiesen auf mesophilen Standorten
20<br />
THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />
Hochstaudenflur trocken-warmer Standorte als<br />
Saum an <strong>eine</strong>m ungenutzten Gebäude.<br />
Hochstaudenflur trocken-warmer Standorte,<br />
Viethstraße Dessau-Roßlau, Juni 2010.<br />
Gräser- bzw. kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />
Hochstaudenfluren trocken-warmer Standorte<br />
Standort in der freien Landschaft<br />
Hochstaudenfluren trocken-warmer Standorte kommen<br />
auf g durchlässigen, wärmebegünstigten Standorten mit<br />
<strong>eine</strong>r etwas besseren g Nährstoffversorgung vor. Sie sind<br />
z.B. entlang von Straßenrändern oder Bahnstrecken, aber<br />
auch in aufgelassenen Steinbrüchen, Kiesgruben oder auf<br />
Deponieflächen zu finden. Ein Rückgang ist v.a. infolge von<br />
erhöhtem Nährstoffeintrag, aber auch Herbizideinsatz zu<br />
verzeichnen.<br />
Erscheinungsbild<br />
Die hochwüchsigen und zumeist dicht schließenden<br />
Vegetationsbestände zeichnen sich durch <strong>eine</strong> hohe<br />
Anzahl an auffällig blühenden Kräutern aus, wobei sich<br />
im Jahresverlauf verschiedene Blühaspekte abwechseln.<br />
Sie können insbesondere zur Strukturanreicherung auf<br />
größeren Flächen eingesetzt werden.<br />
Artenspektrum<br />
Spontan entstandene Bestände sind z.B. durch die folgenden<br />
Arten ausgewiesen: Onopordum acanthium, Melilotus<br />
albus, Artemisia absinthium, Daucus carota, Linaria vulgaris,<br />
Picris hieracioides, Hypericum perforatum, Echium<br />
vulgare, Reseda lutea, Berteroa incana, Centaurea stoebe,<br />
Tanacetum vulgare oder Verbascum densiflorum.<br />
Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />
Hochstaudenfluren trocken-warmer Standorte etablieren<br />
sich auf städtischen Brachflächen häufig spontan, aufwändigere<br />
Bodenvorbereitungen sind in der Regel nicht<br />
erforderlich. Spontan aufgekommene Bestände können in<br />
die Gestaltung einbezogen und durch zusätzliche Arten (als<br />
gZAnsaat in vorhandene Vegetation) ergänzt werden.<br />
Eine gezielte Etablierung kann durch entsprechende<br />
Ansaaten auf g schwach schluffigen Sanden gefördert<br />
werden.<br />
Etablierung<br />
Entsprechende Bestände entwickeln sich vorwiegend<br />
auf g Substratgruppe 3A und g 3B (schwach schluffiger<br />
Sand). Sofern es die Flächenverhältnisse (v.a. Größe,<br />
aber auch Lage im Stadtgebiet) zulassen, können gezielt<br />
g Regiosaatgutmischungen mit sehr hochwüchsigen und<br />
auffällig blühenden Arten zum Einsatz kommen: z.B. Cirsium<br />
eriophorum, Dipsacus fullonum, Onopordum acanthium,<br />
Echinops sphaerocephalus oder Carduus nutans.<br />
Als weitere Strukturbildner eignen sich darüber hinaus:<br />
Achillea millefolium, Agrimonia eupatoria, Betonica officinalis,<br />
Campanula rapunculoides, Centaurea jacea, Cichorium<br />
intybus, Clinopodium vulgare, Hypericum perforatum,<br />
H. maculatum, Malva moschata, Reseda luteola, R. lutea,<br />
Securigera varia, Silene alba, S. dioica, Pastinaca sativa,<br />
Lavatera thuringiaca, Leucanthemum vulgare, Saponaria<br />
officinalis, Tanacetum vulgare, Tragopogon dubius, Verbascum<br />
nigrum oder V. lychnitis.<br />
Pflege<br />
Zum Erhalt von Hochstaudenfluren trockenwarmer Standorte<br />
ist meist <strong>eine</strong> Mahd in ca. zwei- bis dreijährigem<br />
Abstand, im August, erforderlich. Aus ästhetischen<br />
Gründen oder zur Akzeptanzförderung kann im städtischen<br />
Bereich aber auch <strong>eine</strong> jährliche Mahd in Erwägung<br />
gezogen werden.<br />
Weiterführende Informationen<br />
Anhang: g Artenliste Hochstaudensäume, frisch<br />
Hochstaudenfluren trocken-warmer Standorte
21<br />
THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />
Hochstaudenflur frischer, nährstoffreicher Standorte.<br />
Hochstaudenflur auf Rodebille, Dessau-Roßlau.<br />
Gräser- bzw. kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />
Hochstaudenfluren auf frischen, nährstoffreichen Standorten<br />
Standort in der freien Landschaft<br />
Solche Hochstaudenfluren besiedeln stickstoffreichere<br />
Standorte mit <strong>eine</strong>r gleichmäßigeren g Wasserversorgung<br />
und guter g Nährstoffverfügbarkeit, häufig auch im Randbereich<br />
von Gehölzbeständen.<br />
Erscheinungsbild<br />
Die entweder flächig oder saumartig ausgebildete Vegetationsbestände<br />
werden oftmals von großblättrigen und<br />
hochwüchsigen Arten geprägt.<br />
Artenspektrum<br />
Infolge der guten Nährstoffversorgung dominieren häufig<br />
Distel- oder Klettenarten sowie weitere Stickstoffzeiger wie<br />
z.B. Arctium lappa, Carduus crispus, Ballota nigra, Artemisia<br />
vulgaris, Galium aparine oder Urtica dioica.<br />
Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />
Die hochwüchsigen Staudenfluren etablieren sich in<br />
der Regel spontan auf stärker beschatteten, nährstoffreicheren<br />
Standorten (g Sukzessionsbestände). Infolge<br />
der Dominanz von Kletten oder Disteln werden diese Bestände<br />
häufig mit „Verwahrlosung“ in Verbindung gebracht.<br />
Durch die gezielte und zeitnahe g Ansaat von weiteren,<br />
ebenfalls konkurrenzkräftigen Arten kann deshalb die Vegetation<br />
an entsprechenden Standorten in <strong>eine</strong> bestimmte<br />
Richtung gelenkt werden.<br />
Etablierung<br />
Zur gezielten Etablierung von Hochstaudenfluren auf nährstoffreicheren<br />
und besser mit Wasser versorgten Standorten,<br />
z.B. g Substratgruppe 4 (mittel schluffiger Sand)<br />
eignen sich u.a. Heracleum sphondylium, Anthriscus sylvestris,<br />
Prunella vulgaris, Clinopodium vulgare, Agrimonia<br />
eupatoria, Crepis biennis, Dipsacus fullonum, Glechoma<br />
hederacea, Ajuga reptans Chaerophyllum aureum, Chaerophyllum<br />
bulbosum, Leonurus cardiaca, Lathyrus pratensis,<br />
Epilobium hirsutum, <strong>für</strong> schattige Standorte auch Alliaria<br />
petiolata, Campanula trachelium, Geum urbanum, Lamium<br />
maculatum, L. album, Stachys sylvatica und die<br />
Gräser Poa nemoralis, Bromus ramosus, Dactylis polygama<br />
oder Festuca heterophylla.<br />
Pflege<br />
Zum Erhalt von Hochstaudenfluren nährstoffreicher Standorte<br />
ist lediglich <strong>eine</strong> Mahd in mehrjährigem Abstand, im<br />
August, erforderlich. Aus ästhetischen Gründen oder<br />
zur Akzeptanzförderung kann im städtischen Bereich<br />
aber auch <strong>eine</strong> Mahd in einjährigem Turnus in Erwägung<br />
gezogen werden.<br />
Weiterführende Informationen<br />
Anhang: g Artenliste Hochstaudensäume, frisch<br />
mesophile Standorte: Hochstaudenfluren
22<br />
THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />
Wechselfeuchte Wiese am Fuhne-Ufer.<br />
Auenwiese, Elbe-Elster-Niederung bei Jessen/Elster.<br />
Gräser- bzw. kräuterdominierte Offenlandvegetation<br />
Wiesen auf wechselfeuchten, nährstoffreichen Standorten<br />
Standort in der freien Landschaft<br />
Wechselfeuchte Wiesen sind v.a. auf mäßig g nährstoffhaltigen,<br />
tonreichen Standorten in Auenbereichen von größeren<br />
Flüssen oder in Stromtälern anzutreffen. Insbesondere<br />
in den Sommermonaten können auf diesen Standorten<br />
auch längere Trockenperioden auftreten.<br />
Erscheinungsbild<br />
Typischerweise handelt es sich um dicht schließende, aber<br />
vertikal strukturierte und blütenreiche Bestände. Je nach<br />
Nährstoff- und Wasserverhältnissen sowie Nutzung gibt es<br />
jedoch auch zahlreiche Übergänge zu Glatthaferwiesen,<br />
Feuchtwiesen oder auch feuchten Hochstaudenfluren.<br />
Artenspektrum<br />
Als typischer Wechselfeuchtzeiger kann Deschampsia cespitosa<br />
höhere Deckungsgrade erreichen. Je nach Standortbedingungen<br />
sind z.B. die folgenden Arten am Bestandesaufbau<br />
beteiligt: Alopecurus pratensis, Ranunculus<br />
auricomus, Allium angulosum, Thalictrum flavum, Cnidium<br />
dubium, Silaum silaus, Sanguisorba officinalis oder Filipendula<br />
ulmaria.<br />
Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />
Wechselfeuchte Standorte entstehen auf Stadtumbauflächen<br />
v.a. durch Verdichtung von stärker tonhaltigen<br />
Substraten durch Befahrung mit schweren Geräten, u.a.<br />
auch bei Abrissarbeiten selbst.<br />
w Eine gezielte Herstellung von entsprechenden Standorten<br />
wird auf Grund der Gefahr von Staunässe oder auch<br />
Pfützenbildung in der Regel nicht angestrebt.<br />
Etablierung<br />
Entsprechende Wiesenbestände können vorwiegend auf<br />
Standorten etabliert werden, auf denen sich nach ergiebigen<br />
Regenfällen größere Pfützen ausbilden. Infolge der<br />
von natürlichen Standorten stark abweichenden Standortbedingungen<br />
können Auenwiesen kaum als Leitbild herangezogen<br />
werden, dennoch können im urbanen Raum u.a.<br />
folgende Arten als Strukturbildner Verwendung<br />
finden: Lythrum salicaria, Lycopus europaeus, Carex<br />
vulpina, Pseudolysimachion longifolia, Lysimachia vulgaris,<br />
Eupatorium canabinum, Filipendula ulmaria oder Deschampsia<br />
caespitosa.<br />
Pflege<br />
Zum Erhalt von Wiesenbeständen wechselfeuchter Standorte<br />
ist je nach Nährstoffversorgung / Biomasseaufwuchs<br />
<strong>eine</strong> ein- bis zweimalige Mahd im Jahr erforderlich.<br />
Da zu diesem Vegetationstyp zahlreiche sehr spät blühende<br />
Arten gehören, sollte der zweite Mahdtermin nicht vor<br />
Mitte September, Anfang Oktober stattfinden.<br />
mesophile und wechselfeuchte Standorte: Wiesen
23<br />
THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />
Trockengebüsch am natürlichen Standort,<br />
NSG Brandberge bei Halle/Saale.<br />
Trockengebüsche am Saale-Hang im Naturpark<br />
„Unteres Saaletal“, Franzigmark bei Lettin.<br />
Gehölze<br />
Gebüsche trockenwarmer Standorte<br />
Standort in der freien Landschaft<br />
Primäre Standorte von naturnahen Gebüschen trockenwarmer<br />
Standorte sind flachgründige und oftmals südexponierte<br />
Felsstandorte sowie durch Schutt oder Geröll<br />
geprägte Hangbereiche. Sekundär können sich entsprechende<br />
Gehölzbestände z.B. nach Auflassen von<br />
(Halb-)Trockenrasen oder auf Lesesteinhaufen sowie entlang<br />
von Ackerrainen oder Waldränder entwickeln. Sie sind<br />
durch fortschreitende Sukzession oder Flurbereinigung<br />
inzwischen nur noch selten anzutreffen.<br />
Erscheinungsbild<br />
Flächige oder lineare Gebüschstrukturen auf trockenwarmen<br />
Standorten sind oftmals durch niedrig bis<br />
mittelhoch wachsende Blütensträucher charakterisiert.<br />
Des Weiteren weisen sie häufig <strong>eine</strong>n auffälligen Fruchtbehang<br />
und teilweise auch <strong>eine</strong> markante Herbstfärbung<br />
auf. Typischerweise kommen sie in enger Verzahnung mit<br />
(Halb)Trockenrasen- oder Saumelementen vor.<br />
Artenspektrum<br />
Die oftmals artenreichen Bestände werden z.B. durch die<br />
folgenden Arten geprägt: Amelanchier ovalis, Cotoneaster<br />
integerrimus, Berberis vulgaris, Rosa rubiginosa, Rosa<br />
elliptica, Ligustrum vulgare, Viburnum lantana.<br />
Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />
Günstige Standorte <strong>für</strong> die Entwicklung von entsprechenden<br />
Gebüschstrukturen finden sich am ehesten auf<br />
g durchlässigen Substraten in mikroklimatisch begünstigter<br />
Lage (z.B. vor Südmauern). Durch die gezielte<br />
Förderung bzw. Etablierung von Blütensträuchern können<br />
g Brache- und Sukzessionsstadien gestalterisch<br />
eingebunden und aufgewertet werden.<br />
Etablierung<br />
Gebüsche trocken-warmer Standorte können vorwiegend<br />
auf g Substratgruppe 3 (schwach schluffiger<br />
Sand), ggf. auch auf g Substratgruppe 1B (stark<br />
kiesiger schwach schluffiger Sand) etabliert werden<br />
(g Pflanzung, g Ansaat). Auf Stadtumbauflächen<br />
kann <strong>eine</strong> in Anlehnung an das naturnahe Artenspektrum<br />
modifizierte Artenzusammensetzung in Hinblick<br />
auf Wuchshöhe, Blüten, Früchte oder Funktion (z.B. Windschutz)<br />
zur Anwendung kommen. Beispielhaft können<br />
folgende Arten als Strukturbildner genannt werden: Berberis<br />
vulgaris, Cotoneaster integerrimus, Ligustrum vulgare,<br />
Rhamnus cathartica, Rosa canina, Rosa rubiginosa oder<br />
Viburnum lantana.<br />
Pflege<br />
Die Pflege erfolgt durch „auf-den-Stock-setzen“. Um den<br />
basalen Austrieb zu fördern, sollte die erste Pflegemaßnahme<br />
bereits nach ca. 5 Jahren erfolgen, anschließend<br />
kann das Intervall auf ca. 10 Jahre erweitert werden. Wenn<br />
möglich, sollten die Pflegemaßnahmen auf <strong>eine</strong>r Fläche<br />
zeitlich gestaffelt erfolgen, um ein plötzliches Entfernen<br />
aller Gebüschstrukturen zu verhindern. Unter Berücksichtigung<br />
der stadträumlichen Lage, können einzelne<br />
Flächen bzw. Flächenabschnitte nach Initialpflanzungen<br />
auch gänzlich der Sukzession überlassen werden.<br />
Trockengebüsche
24<br />
THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />
Mesophiles Gebüsch, Herbstaspekt. Ziegenberg bei Blankenburg/Harz.<br />
Mesophile Hecke, Herbstaspekt.<br />
Gehölze<br />
Gebüsche mesophiler Standorte<br />
Standort in der freien Landschaft<br />
Bei diesen Gehölzelementen handelt sich um typische<br />
Elemente der Kulturlandschaft. Sie sind vorrangig auf<br />
frischen Standorten mit mittlerer Nährstoffversorgung<br />
anzutreffen.<br />
Erscheinungsbild<br />
Flächige oder lineare Gebüsche mesophiler Standorte sind<br />
bei ausreichender Größe oder Breite vertikal reich strukturiert.<br />
Sie setzen sich aus mittelhohen Sträuchern bis kleinkronigen<br />
Bäumen zusammen. Im Frühjahr sind viele bestandsbildende<br />
Arten durch auffällige Blüten ausgewiesen, im<br />
Sommer und Herbst zeichnen sie sich häufig durch <strong>eine</strong>n<br />
reichen Fruchtbehang aus. In ihrer räumlichen Anordnung<br />
und Ausprägung spiegeln sie häufig die traditionelle<br />
Nutzung zur Brennholzgewinnung oder Weidebegrenzung<br />
wieder. Infolge von Flurbereinigung sind sie aktuell häufig<br />
auf schmale Streifen entlang von Feldwegen zurückgedrängt.<br />
Artenspektrum<br />
Die Gehölzbestände werden zumeist von lichtliebenden<br />
Arten geprägt, die ursprünglich entlang von Waldrändern<br />
oder auf Waldlichtungen vorkommen, wie z.B. Corylus avellana,<br />
Euonymus europaea, Rhamnus cathartica, Prunus<br />
spinosa, Crataegus monogyna agg., Rubus fruticosus agg.,<br />
Rubus idaeus, Sambucus nigra, Rosa canina, Lonicera<br />
xylosteum oder Cornus sanguinea. Des weiteren sind einzelstammweise<br />
auch stockausschlagfähige Bäume wie<br />
Carpinus betulus, Acer campestre oder Wildobstgehölze<br />
beigemischt.<br />
Potentielle Standorte im städtischen Raum<br />
Geeignete Standorte sind durch ausgeglichene g Nährstoff-<br />
und g Wasserverhältnisse auf tiefgründigeren Böden<br />
ausgewiesen.<br />
Etablierung<br />
Auf Stadtumbauflächen, die Substrate mit ausreichender<br />
Wasserspeicherkapazität aufweisen (z.B. g Substratgruppe<br />
4, mäßig schluffiger Sand) und auf denen k<strong>eine</strong><br />
weiteren Maßnahmen zur Offenhaltung durchgeführt<br />
werden, können sich rasch Gebüschstrukturen über<br />
Sukzession entwickeln.<br />
Sollen Gebüsche gezielt angelegt werden (g Pflanzung,<br />
g Ansaat), kann das o.g. Artenspektrum entsprechend<br />
ergänzt werden. Dazu zählen z.B. Blütensträucher wie<br />
Cornus mas auf trockeneren oder Viburnum opulus auf<br />
feuchteren Standorten, Fruchtgehölze wie Ribes nigrum,<br />
Ribes rubrum, aber auch Malus domestica und M. sylvestris<br />
bzw. Pyrus communis und P. pyraster sowie Vogelschutzgehölze<br />
wie Sorbus aucuparia.<br />
Pflege<br />
Die Pflege erfolgt durch „auf-den-Stock-setzen“. Um den<br />
basalen Austrieb zu fördern, sollte die erste Pflegemaßnahme<br />
bereits nach etwa 5 Jahren erfolgen, anschließend<br />
kann das Intervall auf etwa 10 Jahre erweitert werden.<br />
Wenn möglich, sollte die Pflegemaßnahme auf <strong>eine</strong>r Fläche<br />
zeitlich gestaffelt erfolgen, um ein plötzliches Entfernen<br />
aller Gebüschstrukturen zu verhindern. Unter Berück-<br />
sichtigung der stadträumlichen Lage können einzelne<br />
Flächen bzw. Flächenabschnitte nach Initialpflanzungen<br />
auch gänzlich der g Sukzession überlassen werden.<br />
Weiterführende Informationen<br />
miniSterium <strong>für</strong> umwelt, naturScHutz und raumordnung deS<br />
landeS SacHSen-anHalt., (Hrsg.) (o.J.): Einheimische Gehölze.<br />
MUNR, Magdeburg, 8S.<br />
reif, a. & ricHert, e. (1995): Naturnahe Hecken durch Verwendung<br />
autochthoner Gehölze. Ländliche Entwicklung in<br />
Bayern 33/1995: 59.<br />
Mesophile Gebüsche und Hecken
25<br />
THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />
Markante Stiel-Eiche als Einzelbaum.<br />
Gestaltete Kompensationsfläche mit unterschiedlichen<br />
Wuchsformen. Göbschelwitz bei Leipzig.<br />
Gehölze<br />
Einzelbäume, Baumreihen, Baumgruppen<br />
Markante Einzelbäume prägen ebenso wie Baumreihen,<br />
Alleen oder Baumgruppen nachhaltig das Bild im städtischen<br />
Raum. Darüber hinaus können sowohl einzeln<br />
stehende Bäume als auch Gehölzgruppen wichtige<br />
ökologische Funktionen übernehmen:<br />
Z Habitatfunktionen <strong>für</strong> zahlreiche Organismengruppen<br />
wie z.B. Vögel, Fledermäuse, Kleinsäuger oder Insekten<br />
Z Lieferant von Holz und Früchten<br />
Z Festlegung von Kohlendioxid<br />
Z Staubfilter: Die auf den Blättern abgesetzten Staub-<br />
teilchen werden beim nächsten Regen abgewaschen.<br />
Insbesondere im städtischen Umfeld haben Bäume auch<br />
<strong>eine</strong> regulierende Wirkung auf das Kleinklima:<br />
Z Durch Wasserverdunstung kommt es im unmittelbaren<br />
Umfeld zu <strong>eine</strong>r Erhöhung der relativen Luftfeuchtigkeit<br />
und damit zur Absenkung der Lufttemperatur.<br />
Z Als Schattenspender tragen sie dazu bei, dass sich<br />
versiegelte Flächen im städtischen Umfeld tagsüber<br />
weniger stark aufheizen.<br />
Z Sie leisten <strong>eine</strong>n Beitrag zur Minderung der Wind-<br />
geschwindigkeit.<br />
Insbesondere flächige Gehölzbestände wirken regulierend<br />
auf den Wasserhaushalt, indem größere Mengen des<br />
Niederschlagswassers zunächst im Wurzelhorizont gespeichert<br />
und erst verzögert wieder abgegeben werden.<br />
Im urbanen Umfeld bedienen Bäume vor allem gestalterische<br />
Aspekte. Die Artenwahl ist in erster Linie von der<br />
unmittelbaren Umgebung und den damit verbundenen<br />
Standortbedingungen abhängig (z.B. Parkanlagen, Straßenbäume).<br />
Ansprüche an die Bedingungen im städtischen Umfeld<br />
Um den besonderen Anforderungen der Gehölzverwendung<br />
im urbanen Raum gerecht zu werden, schreibt seit 1975<br />
<strong>eine</strong> Arbeitsgruppe im Auftrag der Ständigen Konferenz der<br />
Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag (GALK) <strong>eine</strong><br />
Liste von Baumarten fort, die sich <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Bepflanzung von<br />
Straßen und von überwiegend befestigten Plätzen eignen.<br />
Diese mit dem Bund deutscher Baumschulen abgestimmte<br />
so genannte „GALK-Straßenbaumliste“ beurteilt maßgebende<br />
Kriterien <strong>für</strong> die Eignung, vor allem<br />
Z morphologische und physiologische Eigenschaften,<br />
Z Standortansprüche (Klima, Boden, Wasser,<br />
Lichtbedarf),<br />
Z gärtnerischen (Pflege-) Aufwand,<br />
Z Erfahrungen über Lebenserwartung, Widerstandsfähigkeit<br />
gegen Umweltbelastungen,<br />
Z Verkehrssicherheit (Stand- und Bruchsicherheit),<br />
Z Regionale Besonderheiten und Erfahrungen,<br />
Z Verwendungsmöglichkeiten <strong>für</strong> besondere Fälle.<br />
Angesichts des prognostizierten Klimawandels wurden von<br />
roloff et al. (2008 a, b) insgesamt 250 im urbanen Raum<br />
verwendete Gehölzarten im Hinblick auf Trockenstress-<br />
Toleranz einschließlich der Ansprüche an Bodenfeuchte<br />
und Winterhärte bewertet.<br />
Weitere Rückschlüsse auf die Verwendung von Gehölzen<br />
im urbanen Raum können aus der Einteilung der Gehölze<br />
nach Lebensbereichen (Kiermeier 1995) gezogen werden.<br />
Einzelbäume, Baumreihen, flächige Baumgruppen
26<br />
THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />
Baumreihen, Lichtenberger Kanten auf dem BuGa-Gelände Ronneburg.<br />
Allee im Thiepark Blankenburg/ Harz.<br />
Gehölze<br />
Einzelbäume, Baumreihen, flächige Baumgruppen (Forts.)<br />
Artenwahl<br />
Ausgehend von den verschiedenen fachlichen Grundlagen<br />
zur Gehölzverwendung und unter Berücksichtigung<br />
der aktuellen Standortbedingungen können verschiedene<br />
Arten <strong>für</strong> den jeweils gestalterischen Anspruch, z.B. unter<br />
Berücksichtigung von Wuchshöhe, Blüten, Früchte, Schattenspende,<br />
Verkehrssicherheit u.a. zusammengestellt werden.<br />
Auf geeigneten Standorten kann auch auf robuste Hochstamm-Obstbäume<br />
regionaler Sorten oder Wildobstarten<br />
zur Etablierung von Streuobstwiesen zurückgegriffen werden.<br />
Die Etablierung erfolgt in der Regel über g Pflanzung.<br />
Durch die Integration von spontan etablierten Gehölzen in<br />
Pflanzkonzepte können auch g Brache- und Sukzessionsstadien<br />
bis hin zu Pionierwäldern auf Stadtumbauflächen<br />
entwickelt werden. Eine flächige Etablierung kann kostengünstig<br />
durch g Forstware erfolgen.<br />
Weiterführende Informationen<br />
Böll, S. (2010): Stadtbaumarten im Klimawandel - Projekt<br />
„Stadtgrün 2021“. Hrsg.: Bayerische Landesanstalt <strong>für</strong><br />
Weinbau und Gartenbau Abteilung Landespflege, Abteilung<br />
Gartenbau, Veitshöchheim.<br />
www.lwg.bayern.de<br />
Bund deutScHer BaumScHulen (BdB), (Hrsg., 2008): Klimawandel<br />
und Gehölze.<br />
Sonderheft Grün ist Leben, 42 S. Pinneberg.<br />
GALK (Gartenamtsleiterkonferenz des Deutschen<br />
Städtetages) (2006): Straßenbaumliste 2006 –<br />
Beurteilung von Baumarten <strong>für</strong> die Verwendung im<br />
städtischen Straßenraum.<br />
www.galk.de<br />
Kiermeier, P. (1995): Die Lebensbereiche der Gehölze. 3.<br />
Aufl. Pinneberg: Verlagsges. Grün ist Leben, 108 S. + CD.<br />
roloff, A., Bonn, S. & gillner, S. (2008a): Konsequenzen<br />
des Klimawandels – Vorstellung der Klima- Arten-Matrix<br />
(KLAM) zur Auswahl geeigneter Baumarten.<br />
Stadt und Grün 5/2008: 53-60.<br />
roloff, a., Bonn, S. & gillner, S. (2008b): Baumartenwahl<br />
in der Stadt unter Aspekten des Klimawandels.<br />
Baumzeitung 03/08: 28-30.<br />
Einzelbäume, Baumreihen, flächige Baumgruppen (2)
27<br />
THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder<br />
Sukzessionsbestand auf sandigem Substrat. Arnsdorf bei Jessen.<br />
Durch Sukzession etablierte Hochstaudenflur frischer,<br />
nährstoffreicher Standorte. Rodebilleviertel Dessau-Roßlau.<br />
Sukzessionsbestände<br />
Sukzessionsbestände<br />
Stadtumbauflächen, die über <strong>eine</strong>n (längeren) Zeitraum<br />
sich selbst überlassen werden, unterliegen der Sukzession.<br />
Stark verallgem<strong>eine</strong>rt lässt sich Sukzession als <strong>eine</strong><br />
Aufeinanderfolge verschiedener Pflanzengemeinschaften<br />
oder auch dominanter Arten innerhalb <strong>eine</strong>r Pflanzengemeinschaft<br />
am gleichen Ort definieren. Bestimmte<br />
Zustände werden nicht konserviert, sondern dynamische<br />
Prozesse explizit zugelassen. In Abhängigkeit von den<br />
bereits im Boden vorrätigen Diasporen, der Verfügbarkeit<br />
von Arten, die aus der Umgebung einwandern können,<br />
sowie den Standortbedingungen kann die Vegetationsentwicklung<br />
unterschiedlich rasch verlaufen und durch<br />
verschiedene Strukturen geprägt sein.<br />
Auch auf Stadtumbauflächen können sich vielfältige Vegetationsbilder<br />
entwickeln, die über verschieden lange<br />
Zeiträume Bestand haben. Während jüngere Sukzessionsstadien<br />
v.a. durch g Pionierfluren, g Sandmagerrasen<br />
aber auch artenreiche Ruderalfluren ein- oder mehrjähriger<br />
Arten geprägt sein können, dominieren bereits nach wenigen<br />
Jahren Vegetationsbestände, die z.B. g Halbtrockenrasen,<br />
g Glatthaferwiesen oder g Hochstaudenfluren<br />
zugerechnet werden können. In unterschiedlichen<br />
Zeiträumen können sich auch Pioniergehölze, wie z.B.<br />
Schwarzer Holunder, Sand-Birke, Eberesche, Sal-Weide<br />
oder Zitter-Pappel etablieren. Darüber hinaus spielen auf<br />
städtischen Flächen auch neophytische Arten wie z.B.<br />
Robinie, Eschen-Ahorn oder Götterbaum <strong>eine</strong> große Rolle<br />
(z.B. KowariK et al. 2004).<br />
Stark vereinfacht sind auf Stadtumbauflächen folgende<br />
Entwicklungstendenzen zu erwarten:<br />
Z Auf Substraten mit hoher bzw. sehr hoher Wasserleit-<br />
fähigkeit und niedriger bis mittlerer Wasserspeicher-<br />
kapazität (g Substratgruppen 2 und 3) sind bereits nach<br />
zwei bis drei Jahren g Hochstaudenfluren trocken-warmer<br />
Standorte zu erwarten.<br />
Z Auf Substraten mit mittlerer Wasserleitfähigkeit und<br />
hoher Wasserspeicherkapazität (g Substratgruppe 4)<br />
werden sich eher g Hochstaudenfluren der frischen,<br />
nährstoffreichen Standorte etablieren.<br />
Z Die Entwicklung von g Gebüschstrukturen oder sogar<br />
g Pionierwäldern hängt zum <strong>eine</strong>n von der Diasporenverfügbarkeit<br />
ab, wobei insbesondere die Etablierung<br />
von Pappeln oder Weiden durch <strong>eine</strong> ausreichende<br />
Wasserspeicherkapazität begünstigt wird. Zum anderen<br />
können aber auch dichte krautige Vegetationsbestände<br />
die Gehölzetablierung verzögern.<br />
Sofern g Sukzession auf Stadtumbauflächen zugelassen<br />
wird, ist zu berücksichtigen, dass die Vegetationsbestände<br />
häufig <strong>eine</strong>r raschen zeitlichen Entwicklung unterliegen,<br />
so dass bereits innerhalb weniger Jahre der Offenlandcharakter<br />
verloren gehen kann.<br />
Hochstaudenfluren trocken-warmer Standorte sind<br />
besonders durch im Jahresverlauf wechselnde und auffällige<br />
Blühaspekte gekennzeichnet. Das kann auch<br />
gezielt in die Gestaltung von urbanen Freiräumen einbezogen<br />
werden.<br />
Auf frischen, nährstoffreichen Standorten können sich<br />
rasch dichte und hochwüchsige Bestände mit z.B. Kletten,<br />
Beifuß, Disteln, Kanadischer Goldrute oder Brombeere<br />
entwickeln. Häufig sind diese Arten „unerwünscht“, da<br />
sie nicht den „gängigen“ Vorstellungen von Vegetationsbeständen<br />
auf innerstädtischen Freiräumen entsprechen.<br />
Sukzessionsbestände sind nicht selbsterklärend, sondern<br />
werden häufig mit Verwahrlosung in Beziehung gebracht.<br />
Zur Akzeptanzförderung sind deshalb g Informationsmöglichkeiten<br />
anzubieten. Des Weiteren können mit<br />
wenigen gestalterischen Maßnahmen (g Pflegerand) auch<br />
Sukzessionsbestände in die Entwicklung von Stadtumbauflächen<br />
integriert werden.<br />
Weiterführende Informationen<br />
KowariK, i. (2004): Südgelände: Vom Natur- zum Erlebnispark.<br />
Garten und Landschaft 2/2004: 24-27.<br />
wienS, B. (2009): Wie viele Naturen verträgt die Stadt.<br />
Der Park auf dem Gleisdreieck, Berlin, als soziales<br />
Experiment. Stadt+Grün 4/2009: 13-20.<br />
matHey, J. & rinK, d. (2008): Stadtumbau und Frei-<br />
flächenqualität - Zur Frage der Freiflächenentwicklung<br />
in perforierten Städten. CONTUREC 3: 69- 80.<br />
Wiesen- und Gehölzsukzession
28<br />
THEMENKOMPLEx 2 Vegetationsbilder
29<br />
THEMENKOMPLEx 3<br />
Standortoptimierung nach Abriss<br />
Die Entscheidung, in welchem Umfang Stadtumbauflächen<br />
durch z.B. Erdarbeiten oder durch ein vorbereitendes<br />
Mahdregime optimiert werden müssen, hängt<br />
in erster Linie von dem aktuellen Flächenzustand und<br />
den langfristig angestrebten Vegetationsbeständen ab.<br />
Entsprechend der Zielstellung der vorliegenden Praxisempfehlungen<br />
werden nachfolgend ausschließlich Maßnahmen<br />
zur Standortoptimierung aufgeführt, die auf die<br />
Etablierung von pflegeextensiven Vegetationsbeständen<br />
Bezug nehmen und dabei dem Grundsatz folgen soweit<br />
wie möglich „mit und nicht gegen“ die jeweils vorhandenen<br />
Standortbedingungen zu arbeiten. Des weiteren<br />
sollen mit diesen vorbereitenden Maßnahmen auch die<br />
grundlegenden Voraussetzungen <strong>für</strong> <strong>eine</strong> effiziente<br />
Folgepflege geschaffen werden.<br />
Standortoptimierung nach Abriss<br />
Vor diesem Hintergrund sind die folgenden Aspekte zu<br />
berücksichtigen:<br />
Z Wenn großflächige Wiesen etabliert werden sollen,<br />
muss von Beginn an die g Mahdfähigkeit der Flächen<br />
gewährleistet sein. Dies kann durch Planierarbeiten und,<br />
falls erforderlich, in Kombination mit Substratauftrag unmittelbar<br />
im Anschluss an die Abrissarbeiten erfolgen.<br />
Z Fällt die Entscheidung <strong>für</strong> <strong>eine</strong>n g Substratauftrag,<br />
ist in Abhängigkeit vom angestrebten Vegetationsbestand<br />
festzulegen, welche Eigenschaften das Substrat haben<br />
und in welcher Mächtigkeit der Auftrag erfolgen soll.<br />
THEMENKOMPLEx 2<br />
Substrateinsatz Vegetationsbilder<br />
in der Praxis<br />
Z Wenn zwischen Rückbau- und Aufwertungsmaßnahme<br />
<strong>eine</strong> Vegetationsperiode oder länger vergangen ist,<br />
kann ein Auflockern des vorhandenen Substrates vor der<br />
Ansaat notwendig sein, um Verdichtungen durch zwischenzeitliches<br />
Betreten und Befahren oder auch Niederschläge<br />
rückgängig zu machen.<br />
Z Sofern sich nach der Rückbaumaßnahme bereits ein<br />
spontaner g Bewuchs aus unerwünschten, konkurrenz-<br />
starken Arten eingestellt hat, muss dieser nachhaltig gestört<br />
werden. In den meisten Fällen ist <strong>eine</strong> ein- oder auch<br />
mehrmalige Mahd mit Abtransport nicht ausreichend.<br />
Vielmehr müssen auch bodeneingreifende Maßnahmen,<br />
wie z.B. grubbern oder eggen, erfolgen.<br />
29
30<br />
THEMENKOMPLEx 3<br />
Beräumter Bauschutt von der Rodebillefläche in Dessau-Roßlau<br />
zur Verbesserung der Mahdfähigkeit.<br />
Abflachen <strong>eine</strong>r Böschung auf der Rodebillefläche<br />
in Dessau-Roßlau, 2010.<br />
Standortoptimierung<br />
Herstellung der Mahdfähigkeit<br />
Alle Maßnahmen zur Herstellung der Mahdfähigkeit sind<br />
sinnvoller Weise als Bestandteil der Rückbaumaßnahme<br />
zu betrachten (so genannter “Gestaltender Abriss”, äStHetiScHeS<br />
PflegewerK landScHaftSzug 2009). Im Leistungs-<br />
verzeichnis <strong>für</strong> den Abriss müssen deshalb konkrete<br />
Vorgaben <strong>für</strong> die Herstellung des Planums bzw. der<br />
Geländeoberfläche gemacht werden, um bei den nach-<br />
folgenden Arbeiten Massendefizite auszuschließen. Im einzelnen<br />
kann die Herstellung der Mahdfähigkeit – je nach<br />
Ausgangsbedingungen – die folgenden Arbeitsschritte<br />
umfassen:<br />
Fremdkörperberäumung<br />
Insbesondere auf Abriss- oder Entsiegelungsflächen, aber<br />
auch auf Flächen, die zuvor als Lager oder ähnliches genutzt<br />
wurden, ist nach dem Abrissgeschehen bzw. im<br />
Zuge der Herrichtung auf die Beräumung sämtlicher grober<br />
Teile, wie Bewehrungseisen, Ziegel-, Beton- und Asphalttrümmer,<br />
Bordst<strong>eine</strong>, Schächte, Kabelreste, Stacheldraht<br />
usw. zu achten. Die Beräumung ist im oberflächennahen<br />
Bodenbereich bis in etwa 20 cm Tiefe durchzuführen.<br />
Durch diese vorbereitenden Maßnahmen wird verhindert,<br />
dass bei den Pflegearbeiten Schäden an den eingesetzten<br />
Maschinen entstehen.<br />
Geländenivellierung<br />
Um den g Einsatz von größerer Technik – z .B. landwirtschaftliche<br />
Geräte – zur Pflege zu gewährleisten, sind die<br />
Flächen soweit einzuebnen, dass k<strong>eine</strong> Absätze, Gräben<br />
oder Wälle von mehr als 20 cm Niveauunterschied verbleiben.<br />
Geringere Toleranzen können dazu beitragen,<br />
Nachsackungen in ihren Auswirkungen zu begrenzen. Im<br />
Bereich von g Pflegerändern sind Niveauunterschiede von<br />
mehr als 10 cm auszuschließen. Kanten bzw. Böschungen<br />
sind auf Neigungen von maximal 1:3 abzuflachen. Sofern<br />
zur Geländenivellierung ein Substratauftrag erforderlich ist,<br />
sind die Anforderungen hinsichtlich der g Substrateigenschaften<br />
zu beachten, die aus den angestrebten g Vegetationsbildern<br />
resultieren. Bei allen Erdbauarbeiten ist sicherzustellen,<br />
dass weder durch die eingesetzte Technik noch<br />
durch die Witterungsbedingungen Verdichtungen entstehen,<br />
die sich zu <strong>eine</strong>m späteren Zeitpunkt nachteilig<br />
auf die Entwicklung von homogenen Vegetationsbeständen<br />
oder die Gewährleistung der Mahdfähigkeit aus-<br />
Substrateinsatz in der Praxis<br />
wirken. Durch Rückbaumaßnahmen oder Beräumung<br />
stark verdichtete Flächen (s. Abb.) sind vor Aufwertung aufzulockern.<br />
Dabei evtl. herausgearbeitete Grobbestandteile<br />
(s.o.) sind unbedingt zu entfernen. Größere Auffüllungen,<br />
z.B. Keller, sind lagenweise aufzubringen und zu verdichten,<br />
um unkontrollierte Setzungen weitestgehend auszuschließen.<br />
Mindestflächengrößen<br />
Landwirtschaftliche g Großgeräte sind in der Regel erst<br />
ab Flächengrößen von 1 ha <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Wiesenmahd im<br />
urbanen Raum einsetzbar. Da jedoch auf die Gesamtgröße<br />
der Stadtumbauflächen zumeist nur begrenzt Einfluss<br />
genommen werden kann, sollte umso mehr darauf geachtet<br />
werden, dass bei der Strukturierung der Flächen durch<br />
z.B. linien- oder flächenhafte Gehölzbestände, Gehölzgruppen<br />
oder Einzelbäume, <strong>eine</strong> Arbeitsbreite von ca. 3 m<br />
<strong>für</strong> z.B. Fahrgassen, Wenderadien etc. nicht unterschritten<br />
wird. Sofern es den Ansprüchen an die Freiraumgestaltung<br />
nicht widerspricht, kann die Pflege auch dadurch erleichtert<br />
werden, dass räumlich benachbarte Flächen zu den<br />
gleichen Terminen und mit der gleichen Technik gemäht<br />
werden können.<br />
w Die Trennung der eigentlichen Abrissarbeiten von den<br />
Leistungen zur Geländeaufwertung und deren Ausführung<br />
zu <strong>eine</strong>m späteren Zeitpunkt ist generell ungünstig: bereits<br />
kurze Zeit nach den Abrissarbeiten stellen sich oft dichte<br />
oder hochwüchsige Bestände aus z.T. unerwünschten Ruderalarten<br />
ein, die sowohl die Etablierung der angestrebten<br />
Vegetationsbilder als auch die nachträgliche Ausführung<br />
der beschriebenen Leistungen zur Herstellung der Mahdfähigkeit<br />
erschweren und demzufolge mit <strong>eine</strong>m erhöhten<br />
Zeit- und Finanzaufwand verbunden sind (g Schröpfmahd).<br />
w Bei Abnahme der Abrissarbeiten ist konsequent zu<br />
überprüfen, ob Geländeplanum und Endhöhen der Geländeoberkante<br />
ordnungsgemäß hergestellt wurden.<br />
Dabei ist auch die Einbaudichte (z.B. Kellerverfüllung) zu<br />
prüfen. Nachträgliche Geländenivellierungen oder der Ausgleich<br />
von Massendefiziten sind über k<strong>eine</strong> Kostenstelle<br />
abgedeckt.<br />
Bodenbearbeitung – Herstellung der Mahdfähigkeit
31<br />
THEMENKOMPLEx 3<br />
Unterschiede in der Vegetationsbedeckung auf Teilflächen ohne (links)<br />
und mit (rechts) Oberbodenauftrag im 2. Jahr nach Herstellung.<br />
Ehemaliger Kohlehandel Dessau-Roßlau.<br />
Aufwuchs von Chenopodium sp. auf noch nicht<br />
angesätem Oberboden. Rodebille, Dessau-Roßlau.<br />
Sowohl <strong>für</strong> die Vegetationsetablierung, z.B. über g Regiosaatgut,<br />
als auch <strong>für</strong> den g Pflegeaufwand spielen die<br />
Substratbedingungen auf der jeweiligen Fläche <strong>eine</strong> entscheidende<br />
Rolle. Da ein Substratauftrag, z.B. Oberboden,<br />
ein wesentlicher Kostenfaktor bei der Herrichtung<br />
der Flächen ist, sollte zunächst geprüft werden, ob diese<br />
Maßnahme zwingend erforderlich ist. Hierbei ist neben der<br />
g Mahdfähigkeit auch zu prüfen, ob sich die eventuell bereits<br />
auf der Fläche vorhandene Vegetation einschränkend<br />
auf das angestrebte g Vegetationsbild auswirkt. Sofern ein<br />
Auftrag unumgänglich ist, müssen sowohl die jeweiligen<br />
Eigenschaften als auch die Einbauweise festgelegt werden.<br />
Verzicht auf Oberbodenauftrag<br />
Oberbodenauftrag wird im urbanen Raum vor allem eingesetzt,<br />
um geeignete Standortbedingungen <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Vegetationsetablierung<br />
herzustellen. Auf Stadtumbauflächen,<br />
z.B. ehemaligen Lagerflächen, die nach der Beräumung<br />
auf der gesamten Fläche relativ homogene Substratbedingungen<br />
aufweisen und die z.B. den g Substratgruppen<br />
2 und 3 oder g Substratgruppe 4 entsprechen, kann auf<br />
<strong>eine</strong>n Oberbodenauftrag verzichtet werden, sofern <strong>eine</strong> auf<br />
den jeweiligen g Standort angepasste Ansaatmischung<br />
verwendet wird. Bei g Substratgruppe 5 kann ggf. <strong>eine</strong><br />
tiefgründige Lockerung in Kombination mit Einarbeitung<br />
<strong>eine</strong>s Kies-Sand-Gemisches angeraten sein, um Staunässe<br />
zu vermeiden. In Abhängigkeit von der vorherigen<br />
Flächennutzung – z.B. Verdichtung oder heterogene Korngrößenzusammensetzung<br />
– sind eventuell auch längerfristig<br />
Unterschiede in der Artenzusammensetzung und dem<br />
Deckungsgrad zu tolerieren (s. Abb. S. 31 oben).<br />
Einschränkungen bei <strong>eine</strong>r Vegetationsetablierung ohne<br />
Oberbodenauftrag können aus den bereits auf der Fläche<br />
vorhandenen Pflanzenarten resultieren. In diesem Fall ist zu<br />
prüfen, ob <strong>eine</strong> g Ansaat in die bestehenden Vegetationsbestände<br />
erfolgreich erscheint.<br />
Oberbodenauftrag<br />
Um auch langfristig <strong>eine</strong> kosteneffiziente Pflege zu gewährleisten,<br />
sollten zur flächigen Andeckung Substrate mit <strong>eine</strong>r<br />
hohen bis sehr hohen Wasserleitfähigkeit, <strong>eine</strong>r niedrigen<br />
bis mittleren Wasserspeicherkapazität und sehr geringen<br />
bis geringen Nährstoffgehalten Verwendung finden (vgl.<br />
Substrateinsatz in der Praxis<br />
Optimierung der Ausgangsbedingungen <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Vegetationsetablierung<br />
g Substratgruppen 2 (r<strong>eine</strong>r Sand) und g 3 (schwach<br />
schluffiger Sand). Die Verwendung der g Substratgruppe 4<br />
(mittel schluffiger Sand) hat zwar den Vorteil, dass sich<br />
infolge der besseren Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit<br />
bereits in den ersten zwei Jahren nach Ansaat <strong>eine</strong> dicht<br />
schließende Vegetationsdecke herausbildet, nachteilig<br />
ist jedoch, dass infolge des höheren Aufwuchses in der<br />
Regel mindestens <strong>eine</strong> zweimalige Mahd im Jahr eingeplant<br />
werden muss. Die Verwendung der g Substratgruppe<br />
1B (stark kiesiger r<strong>eine</strong>r Sand) ist <strong>für</strong> kl<strong>eine</strong>re<br />
Flächen bzw. zur gezielten Akzentsetzung geeignet.<br />
Sofern das auf der Fläche vorhandene Substrat „ungünstige“<br />
Bedingungen <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Vegetationsetablierung aufweist<br />
(z.B. geringe Wasserspeicherkapazität, geringe Nährstoffverfügbarkeit),<br />
ist ein Oberbodenauftrag von nur ca. 10 cm<br />
ausreichend, um die meisten der in g Themenkomplex<br />
2 beschriebenen Vegetationsbilder zu etablieren. Sofern<br />
es sich bei dem anstehenden Substrat jedoch um nährstoffreiches<br />
Material mit hoher Wasserspeicherkapazität<br />
handelt, können konkurrenzstarke Arten den mageren<br />
Oberboden rasch durchwurzeln und sich in dem anstehenden<br />
Substrat etablieren.<br />
Unabhängig von der verwendeten Substratgruppe sollte<br />
<strong>für</strong> den Auftrag möglichst diasporenfreier Boden verwendet<br />
werden.<br />
Schröpfmahd<br />
Da aber auch bei <strong>eine</strong>m Oberbodenauftrag in den wenigsten<br />
Fällen die Etablierung von Arten aus der Diasporenbank<br />
vollständig ausgeschlossen werden kann, und – je nach<br />
Standortbedingungen und angrenzenden Vegetationsbeständen<br />
– nicht erwünschte Ruderalarten in größerem<br />
Umfang einwandern können, ist im Leistungsverzeichnis<br />
<strong>eine</strong> ein- bis zweimalige Schröpfmahd nach der Ansaat als<br />
Bestandteil der Fertigstellungspflege vorzusehen. Auf diese<br />
Weise können z.B. Gänsefußgewächse rechtzeitig vor<br />
der Samenreife gemäht werden. Sofern <strong>eine</strong> rechtzeitige<br />
Mahd abgesichert werden kann, kann das Mahdgut als<br />
g Mulchmaterial auf der Fläche verbleiben. Bestehen<br />
Zweifel, ob der rechtzeitige Mahd-Termin zu halten ist, kann<br />
durch Mahdgut-Abtransport verhindert werden, dass die<br />
Samen auf der Fläche nachreifen.<br />
Standortoptimierung Flächenvorbereitung Oberfläche
32<br />
THEMENKOMPLEx 3<br />
Unzureichendes Planum nach Beendigung der Abrissarbeiten.<br />
Massendefizit und Verdichtungen im Untergrund führen zu Staunässe.<br />
Substrateinsatz in der Praxis<br />
Optimierung der Ausgangsbedingungen <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Vegetationsetablierung (Forts.)<br />
w Schwierigkeiten<br />
Für <strong>eine</strong> erfolgreiche Flächenvorbereitung müssen in jedem<br />
Fall Abnahmekriterien und Abnahmezeitpunkte festgelegt<br />
und eingehalten werden. Die folgenden Aspekte sind dabei<br />
zu berücksichtigen:<br />
Z Kontrolle der Substrateigenschaften bei Oberbodenauftrag:<br />
bei Anlieferung und VOR Einbau (Lieferschein und<br />
Inaugenscheinnahme), um sicherzustellen, dass die per<br />
Ausschreibung geforderten Eigenschaften geliefert wurden<br />
und um ungeeignetes Material abweisen zu können.<br />
Z Auftragsstärken von > 10 cm Oberboden können dann<br />
erforderlich werden, wenn sich nach den Abrissarbeiten<br />
auf der Fläche bereits <strong>eine</strong> Vegetationsdecke aus<br />
konkurrenzstarken Arten ausgebildet hat, die durch den<br />
Oberbodenauftrag zurückgedrängt werden soll. Zudem<br />
sollte die bereits bestehende Vegetation vor dem Auftrag<br />
durch bodeneingreifende Maßnahmen, wie z.B.<br />
grubbern oder eggen nachhaltig gestört werden.<br />
Z Für die an den Abriss anschließenden Erdbauarbeiten<br />
und Vegetationsarbeiten sind optimalerweise separate<br />
Abnahmezeitpunkte, die von DIN 18919 abweichen,<br />
festzulegen (Erdbauarbeiten – nach Fertigstellung, Vegetationsarbeiten<br />
– nach zwei Vegetationsperioden).<br />
Nach <strong>eine</strong>m Jahr – wie in DIN 18919 festgeschrieben<br />
– ist die Entwicklung fachlich noch nicht abschließend<br />
zu beurteilen.<br />
Z Die Entwicklung von Stadtumbauflächen ist in der Regel<br />
von Fördermitteln abhängig. Entsprechende Vorgaben<br />
zur haushalttechnisch fristgerechten Abrechnung der<br />
Fördermittel können sich einschränkend auf <strong>eine</strong> erfolgreiche<br />
Maßnahmeumsetzung auswirken. So werden<br />
Abrissarbeiten – auch aus Artenschutzgründen – meist<br />
in den Wintermonaten, durchgeführt. Der optimale<br />
Zeitraum <strong>für</strong> Ansaaten fällt hingegen in die Spätsommer-<br />
und Herbstmonate (Ende September bis Anfang<br />
November). Die Nachhaltigkeit von Fördermitteln kann<br />
somit nicht gewährleistet werden!<br />
Z Durch die Zugabe von organischer Substanz wird<br />
– zumindest bei frischen Bedingungen – auch die<br />
g Nährstoffverfügbarkeit verbessert, was wiederum<br />
zu <strong>eine</strong>r Erhöhung des Biomasseaufwuchses führt.<br />
Unter trockenen Bedingungen besteht die Gefahr, dass<br />
sich durch Zugabe von organischer Substanz Auflagehorizonte<br />
entwickeln. Deshalb sollte der Gehalt an<br />
organischer Substanz des Oberbodens auf max. 3 M-%<br />
begrenzt sein.<br />
Z Es sollte abgesichert werden, dass die Schröpfmahd<br />
Bestandteil des Leistungsverzeichnisses ist und rechtzeitig<br />
durchgeführt wird.<br />
Z Auf die g Mahdfähigkeit der Flächen ist besonderer<br />
Augenmerk zu legen.<br />
Weiterführende Informationen<br />
DIN 18919 (08/2002): Vegetationstechnik im Landschaftsbau.<br />
Entwicklungs- und Unterhaltungspflege von Grünflächen.<br />
Phänologie: http://www.dwd.de<br />
Standortoptimierung Flächenvorbereitung Oberfläche (2)
THEMENKOMPLEx 4<br />
Etablierung der Vegetationsbestände<br />
Die Entscheidung, welche Maßnahmen zur Vegetations-<br />
etablierung auf Stadtumbauflächen zur Anwendung<br />
kommen, ist sowohl von den angestrebten Vegetationsbeständen<br />
als auch von städtebaulichen und bewirtschaftungstechnischen<br />
Rahmenbedingungen abhängig. Im<br />
Folgenden werden ausschließlich Maßnahmen zur Etablierung<br />
pflegeextensiver Vegetationsbestände beschrieben.<br />
33 Etablierung<br />
Wiesenartige Bestände und Hochstaudenfluren lassen<br />
sich sowohl über Ansaaten als auch mittels Mahdgutübertragung<br />
oder kombinierte Verfahren etablieren. Unter<br />
bestimmten Voraussetzungen können auch vorhandene<br />
Vegetationsbestände per Ansaat aufgewertet werden.<br />
Punktuell lassen sich durch Initialpflanzungen Akzente<br />
setzen.<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
Für die Etablierung von Gehölzen ist nach wie vor die<br />
Pflanzung maßgeblich. Flächige Gehölzbestände lassen<br />
sich zwar ebenfalls mittels Ansaat herstellen, erfordern<br />
jedoch <strong>eine</strong> deutlich längere Entwicklungszeit bis zur<br />
Entfaltung <strong>eine</strong>r räumlichen Wirkung.<br />
Zusätzlich wird auf die Möglichkeit <strong>eine</strong>r Vegetations-<br />
entwicklung über Sukzession eingegangen.
34<br />
THEMENKOMPLEx 4<br />
Regiosaatgut, mit Kleie gemischt fertig zur Aussaat.<br />
Verdichter-, Rüttelwalze (Schaffußprofil).<br />
Etablierung durch Ansaat<br />
Ansaat mit Regiosaatgut<br />
Entsprechend der Zielstellung, <strong>standortangepasste</strong>, aber<br />
auch naturschutzrelevante und ästhetisch ansprechende<br />
g Vegetationsbestände mit geringem g Pflegeaufwand<br />
zu etablieren, scheidet <strong>eine</strong> Verwendung von Regelsaatgutmischungen<br />
(RSM) normalerweise aus (vgl. auch Kirmer<br />
& tiScHew 2006). Eine tragfähige Alternative besteht in<br />
der Verwendung von Wildpflanzensaatgut. Im Gegensatz<br />
zu Kulturformen, die durch Züchtung mit <strong>eine</strong>m bestimmten<br />
Ziel – z.B. hoher Ertrag oder auffällige Blüte – ausgelesen<br />
wurden, zeichnen sich <strong>standortangepasste</strong> Wildpflanzenarten<br />
dadurch aus, dass sie z.B. Nährstoffarmut,<br />
Wassermangel oder Hitzestress eher ertragen. Zusätzlich<br />
wird Wert darauf gelegt, Saatgut mit definierten Herkünften<br />
(„Regiosaatgut“, Hiller & HacKer, 2001) zu verwenden (vgl.<br />
auch langner 2009, Körner 2006).<br />
Saatgut-Zertifikate<br />
Für Regiosaatgut sind zwei verschiedene Zertifikate am<br />
Markt: VWW-Regiosaaten® des Verbands deutscher Wildsamen-<br />
und Wildpflanzenproduzenten e.V.; Regio-Zert ®<br />
des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter e.V.<br />
Absicherung im Leistungsverzeichnis<br />
Zur Absicherung der Verwendung von zertifiziertem Regiosaatgut<br />
kann folgende Leistungsbeschreibung <strong>für</strong> die Anlage<br />
von kräuterreichen Wiesenflächen in das Leistungsverzeichnis<br />
aufgenommen werden:<br />
Fachgerechte Ansaat der Saatgutmischung, Saatgut heimischer<br />
Herkunft, abgestimmt auf den Naturraum; Zusammensetzung:<br />
Kräuter: 50%, Gräser: 50%; detaillierte<br />
Mischungszusammensetzung in %, Saatgutmenge 1,5 bis<br />
3 g/m² (bei Bedarf Saathelfer oder inerter Füllstoff (Schrot<br />
oder Soja) auf 10 g/m²). Bei den Kräutern und Gräsern handelt<br />
es sich um Wildformen gesicherter gebietsheimischer<br />
Herkünfte und deren Vermehrung. Mindestanforderung<br />
Wildpflanzensaatgut: technische Reinheit: 80%, Keimfähigkeit:<br />
70%; Nachweise sind vor Vergabe des Auftrags zu<br />
erbringen; Aussaat erst nach Prüfung und Freigabe.<br />
Zur Spezifizierung der Ansaatmischung wird jede Art (mit<br />
Unterart) mit Mischungsanteil (in Gewichtsprozenten) aufgeführt.<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
Ansaatarbeiten<br />
Die optimalen Saatmengen sind mit ca. 1,5 bis 3 g/m² (entspricht<br />
etwa 2.000 bis 5.000 Samenkörner je m2 ) deutlich<br />
geringer als die gängigen Ansaatempfehlungen <strong>für</strong> RSM.<br />
Die Aussaat erfolgt erst nach Prüfung und Freigabe des<br />
Saatguts durch den Auftraggeber. Es wird der Einbehalt<br />
<strong>eine</strong>r Rückstellprobe empfohlen.<br />
Die Ansaat sollte unmittelbar nach der Flächenherrichtung<br />
erfolgen, um die Etablierung von unerwünschten<br />
Ruderalarten zu reduzieren. Notfalls ist vor der Ansaat <strong>eine</strong><br />
g Schröpfmahd zur Entfernung bereits vorhandenen Aufwuchses<br />
– bei starkem Aufwuchs notwendigerweise mit<br />
anschließendem Umbruch – erforderlich. Entsprechend<br />
den vorliegenden Erfahrungen empfiehlt sich <strong>eine</strong> Aussaat<br />
in den Spätsommer- bzw. Herbstmonaten.<br />
Um bereits in der ersten Vegetationsperiode <strong>eine</strong>n ansprechenden<br />
Blühaspekt zu gewährleisten, können gezielt<br />
einjährige und auffällig blühende Arten wie Klatsch-Mohn<br />
(Papaver rhoeas) oder Kornblume (Centaurea cyanus) in die<br />
Ansaatmischungen aufgenommen werden. Die angestrebte<br />
Flächendeckung nach der ersten Vegetationsperiode<br />
ist abhängig von dem jeweiligen Vegetationsbestand und<br />
kann z.B. zwischen 20 % <strong>für</strong> Pionierfluren bis ca. 80 % <strong>für</strong><br />
mesophile Glatthaferwiesen schwanken.<br />
Eine (alleinige) Lockerung von wenig bindigem Substrat unmittelbar<br />
vor der Aussaat führt zur raschen Austrocknung<br />
und wirkt deshalb kontraproduktiv. Hier wird unbedingt<br />
empfohlen, die Fläche vor der Ansaat mit Schaffußwalze<br />
oder Cambridgewalze zu walzen: dadurch erfolgt <strong>eine</strong> Verdichtung,<br />
die Wasserdurchlässsigkeit wird herabgesetzt<br />
und es wird <strong>eine</strong> grobe Struktur (Vertiefungen) erzeugt, sodass<br />
sich Wasser sammeln kann und den Sämlingen länger<br />
zur Verfügung steht. Vorsicht ist dagegen bei zu feuchten,<br />
stärker lehmigen und damit verdichtungsanfälligeren<br />
Sanden geboten.<br />
Mulchdecksaat<br />
Die Keimung und Etablierung kann durch <strong>eine</strong> dünne<br />
g Mulchschicht aus langhalmigem, diasporenfreiem<br />
Material (dünne Heumulchabdeckung) unterstützt werden<br />
(so genannte Mulchdecksaat). Die Mulchdecke dient als<br />
Verdunstungsschutz und mildert Temperaturschwankungen.<br />
Ebenso werden Mikroorganismen und Kleintiere<br />
auf neu hergestellten vegetationsfreien Standorten: Regiosaatgut
THEMENKOMPLEx 4<br />
Handansaat von Regiosaatgut auf die Modellfläche Rodebille,<br />
Dessau-Roßlau.<br />
Ausgebrachtes Regiosaatgut auf der Modellfläche Heidestraße,<br />
Dessau-Roßlau.<br />
Ansaat mit Regiosaatgut (Forts.)<br />
übertragen, die den organischen Stoffkreislauf und die<br />
Entwicklung des Bodenlebens fördern. Jedoch ist hierbei<br />
nur Heu oder frisches Mahdgut ohne Beimischungen von<br />
unerwünschtem Diasporenpotential (z.B. Ampfer, Weidelgras)<br />
zielführend. Durch die Langhalmigkeit verwebt sich<br />
das Material untereinander und wird – nach Fall des ersten<br />
Taus – in der Regel nicht verblasen.<br />
Fertigstellungs- und Entwicklungspflege<br />
Die Fertigstellungspflege sollte nach Möglichkeit – abweichend<br />
von DIN 18919 – über <strong>eine</strong>n Zeitraum von mindestens<br />
zwei Jahren (Vegetationsperioden) angelegt sein,<br />
um <strong>eine</strong> Erfolgskontrolle des ausgesäten Artenspektrums<br />
durchführen zu können. Entsprechend ist der Zeitpunkt der<br />
Abnahme daran anzupassen.<br />
Um auch nach der Aussaat <strong>eine</strong>n stärkeren Aufwuchs<br />
von einjährigen Arten (z.B. Gänsefußgewächse) aus der<br />
Diasporenbank zu unterbinden, sollte als Eventualposition<br />
<strong>eine</strong> zweimalige Schröpfmahd während der Fertigstellungspflege<br />
ins Leistungsverzeichnis aufgenommen werden.<br />
Zur Sicherstellung <strong>eine</strong>r nachhaltigen Etablierung der kräuterreichen<br />
Wiesen ist im Anschluss an die Fertigstellungspflege<br />
<strong>eine</strong> dreijährige Entwicklungspflege erforderlich.<br />
w In der gängigen Förderpraxis ist weder <strong>eine</strong> zweijährige<br />
Fertigstellungspflege noch <strong>eine</strong> dreijährige Entwicklungspflege<br />
Bestandteil der Investitionsförderung. Da<br />
gerade „neue“ Verfahren zur Vegetationsetablierung auf<br />
Abrisssubstraten bislang kaum ausreichend in der Praxis<br />
verankert sind, kann dies ein erhöhtes Etablierungsrisiko in<br />
sich bergen. Eine erfolgreiche Etablierung des angestrebten<br />
Vegetationsbestandes ist jedoch unabdingbare Grundlage<br />
<strong>für</strong> <strong>eine</strong> langfristig kosteneffiziente Folgepflege.<br />
Variationen:<br />
– Individuell abgestimmte Saatgutmischungen: Die Regiosaatgut-Produzenten<br />
haben Mischungen <strong>für</strong> Standardanwendungen<br />
entwickelt, die einsatzfertig bestellt werden<br />
können. Für höhere naturschutzfachliche Ansprüche oder<br />
auf Extremstandorten sind diese unter Umständen nur bedingt<br />
geeignet. Besonders <strong>für</strong> den Einsatz auf g Substratgruppe<br />
1 und g 2 sollte sich die Zusammenstellung der<br />
Ansaatmischung explizit an den aktuellen g Standortbedingungen<br />
nach Abschluss der Flächenherrichtung und an<br />
dem angestrebten g Vegetationsbild orientieren.<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
– Ebenso sind Variationen in den Ansaatmischungen z.B.<br />
durch Reduzierung der Artenzahl oder durch den Verzicht<br />
auf windausgebreitete Arten möglich.<br />
– Gestalterische Effekte: Die Gliederung <strong>eine</strong>r Fläche lässt<br />
sich mit Blütenfarben, Blühaspekten oder Wuchsformen,<br />
erreichen. Dazu werden unterschiedliche Korngewichte<br />
der „Farb“- bzw. „Struktur“anteile individuell in der Saatgutmischung<br />
zusammengestellt.<br />
Weiterführende Informationen :<br />
degenBecK, M. (2006): Artenreiche Ansaaten in der freien<br />
Landschaft - Spagat zwischen Naturschutzanforderungen,<br />
Saatgutrecht und der Landschaftsbaupraxis. In:<br />
Rasen-Turf-Gazon 4, S. 164-168.<br />
degenBecK, M. (2010): Zertifizierung von Wildpflanzensaatgut.<br />
In: Naturschutz und Landschaftsplanung 42 (3), 2010,<br />
085-090, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart.<br />
DIN 18919 (08/2002): Vegetationstechnik im Landschaftsbau.<br />
Entwicklungs- und Unterhaltungspflege von Grünflächen.<br />
DVL (Hrsg.): „Das grüne Wunder“. Naturnahe Begrünungen<br />
mit gebietsheimischen Diasporen. o.J.<br />
Hiller, a., HacKer, e. (2001): Ingenieurbiologie und die<br />
Vermeidung von Florenverfälschungen – Lösungsansätze<br />
zur Entwicklung von Regiosaatgut. In: Mitteilungen 18,<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie, S. 16-42.<br />
Körner, S. (2006): Urbane Pflanzenverwendung: Tradition<br />
und Perspektiven. Stadt + Grün 6/2006: 52-57.<br />
langner, S. (2009): Gestaltung durch Pflege - Der Grünzug<br />
Dessau-Roßlau. Garten + Landschaft 4/2009: 14-18.<br />
http://www.nul-online.de/Zertifizierung-von-Wildpflanzensaatgut,QUlEPTEzNTg1NzkmTUlEPTI3MDMmVElYPTA.<br />
html (Zugriff 25.05.2011)<br />
http://www.bdp-online.de/de/Branche/Saatguthandel/RegioZert/<br />
(Zugriff 25.05.2011).<br />
http://www.natur-im-vww.de/zertifikat (Zugriff 25.05.2011).<br />
g Artenlisten im Anhang<br />
35 Etablierung durch Ansaat<br />
auf neu hergestellten vegetationsfreien Standorten: Regiosaatgut (2)
36<br />
THEMENKOMPLEx 4<br />
Kasten mit Gehölzsaatgut verschiedener Arten.<br />
Gehölzsaatgut, gemischt mit Sand fertig zur Aussaat.<br />
Etablierung durch Ansaat<br />
Ansaat von Gehölzen<br />
Zur Etablierung von Gehölzbeständen über Ansaaten liegen<br />
bislang nur wenige Informationen vor. Dies liegt u.a.<br />
darin begründet, dass Ansaaten von Baum- und Straucharten<br />
wegen ihrer langsamen Entwicklung erst nach mehreren<br />
Jahren als Struktur wahrgenommen werden und<br />
solange häufig <strong>eine</strong>n ruderalen Charakter aufweisen, der<br />
mit Akzeptanzproblemen im innerstädtischen Bereich verbunden<br />
sein kann.<br />
Auf Stadtumbauflächen, die nicht im zentralen Bereich liegen,<br />
verliert dieser Aspekt an Bedeutung: Insbesondere<br />
auf Substraten mit <strong>eine</strong>r sehr hohen g Wasserleitfähigkeit<br />
und niedriger Wasserspeicherkapazität, auf denen konkurrierende<br />
Gräser und Kräuter nur geringe Deckungsgrade<br />
erreichen, können Gehölzansaaten gezielt zur Entwicklung<br />
<strong>standortangepasste</strong>r Gehölzstrukturen genutzt werden, da<br />
sich die Gehölze von Beginn an entsprechend den jeweiligen<br />
Substratbedingungen entwickeln.<br />
Ansaat und Entwicklung<br />
Die Zusammenstellung der Ansaatmischung orientiert sich<br />
an den angestrebten g Vegetationsbildern. Ähnlich wie<br />
bei Ansaaten von Kräutern und Gräsern wird empfohlen,<br />
Gehölzansaaten unmittelbar nach der Flächenherstellung<br />
auszubringen, wobei der Aussaattermin nach Möglichkeit<br />
in die Spätsommer- bzw. Herbstmonate fallen sollte. Ein<br />
Walzen ist nur erforderlich, wenn die Fläche unmittelbar vor<br />
der Ansaat gelockert wurde, da die Mulchschicht (s. unten)<br />
den Kontakt zum Boden herstellt.<br />
Zur Verbesserung der Wasserversorgung in der Etablierungsphase<br />
ist das Aufbringen <strong>eine</strong>r g Mulchschicht aus<br />
Stroh angeraten. Bezüglich der Verwendung von Mineralmulch<br />
liegen bislang kaum Erfahrungen vor. Wenn Mineralmulch<br />
verwendet wird, ist darauf zu achten, dass k<strong>eine</strong><br />
Feinanteile enthalten sind (z.B. 8/16, 8/32). Durch die<br />
Feinanteile entsteht ein kapillarer Bodenkontakt, der die<br />
Verdunstung nicht ausreichend unterbindet und damit den<br />
„Mulcheffekt“ nivelliert.<br />
Auf großen Flächen kann auch <strong>eine</strong> Gehölz-Hydrosaat in<br />
Kombination mit <strong>eine</strong>r maschinellen Mulchung zur Ausführung<br />
kommen. Bei dieser Etablierungsmethode werden<br />
zunächst kleinkörnige Gehölzsamen mit Wasser aufgespritzt<br />
und anschließend organische Mulchstoffe daraufgeblasen,<br />
die mit Klebern gebunden werden.<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
In den ersten zwei Vegetationsperioden ist <strong>eine</strong> ein- bis<br />
zweimalige Schröpfmahd vorzusehen. Sie sollte auch in<br />
den Folgejahren durchgeführt werden, sofern der Gehölzaufwuchs<br />
unterhalb der Schnittebene bleibt. Nach Erreichen<br />
größerer Aufwuchshöhen kann die selektive Entfernung<br />
konkurrierenden Aufwuchses bzw. <strong>eine</strong> gezielte<br />
Freistellung vorwüchsiger Einzelpflanzen oder Gehölzgruppen<br />
sinnvoll sein. Die Entwicklungspflege kann sich über<br />
<strong>eine</strong>n Zeitraum von 5 bis 6 (10) Jahren erstrecken.<br />
Gehölzdiasporen werden über Saatgutproduzenten vertrieben,<br />
die sich auf die Saatgutwerbung und -vermehrung<br />
spezialisiert haben. Als Bezugsquellen <strong>für</strong> Gehölzsaatgut<br />
können z.B. genannt werden:<br />
Z Landesdarre Sachsen-Anhalt,<br />
Lebiener Straße 6, 06925 Annaburg<br />
Z PlusBaum Samen GmbH,<br />
Ländlesweg 14, 72202 Nagold<br />
Z G. J. Steingaesser & Comp. GmbH,<br />
Fabrikstr. 15, 63897 Miltenberg/Main.<br />
Bei Baumarten, die dem Forstvermehrungsgutgesetz<br />
(FoVG) unterliegen, sind die Herkunftsgebiete zu beachten.<br />
Straucharten unterliegen jedoch nicht dem Forstvermehrungsgutgesetz,<br />
so dass gebietsheimisches Gehölzsaatgut<br />
– wahrscheinlich auch auf Grund fehlender Nachfrage<br />
– bislang kaum verfügbar ist. In einzelnen Bundesländern<br />
existieren jedoch verschiedene Ansätze, um die Verfügbarkeit<br />
von gebietsheimischen Pflanz- und Saatgutmaterial<br />
auch <strong>für</strong> Strauchgehölze sicherzustellen (z.B. marzini 2000,<br />
KowariK & Seitz 2003, frenz et al. 2009). Viele Ansätze basieren<br />
auf den sechs von ScHmidt & KrauSe (1997) ausgewiesenen<br />
Herkunftsgebieten.<br />
Darüber hinaus existieren Vorschläge zur Behandlung von<br />
einzelnen Arten oder Unterarten mit begrenzter Verbreitung,<br />
mit Arealgrenzen in Deutschland, in ihrem Bestand<br />
gefährdete Gehölzarten, bei denen Sippenstruktur und<br />
Verbreitung unzureichend bekannt sind sowie taxonomisch<br />
„kritische Arten(komplexe)“.<br />
auf neu hergestellten vegetationsfreien Standorten: Gehölze
37<br />
THEMENKOMPLEx 4<br />
Ansaat von Gehölzsaatgut, ehemaliges Fleischereigelände<br />
Taubenstraße in Dessau-Roßlau.<br />
Gehölzkeimlinge im Langstrohmulch.<br />
Etablierung durch Ansaat<br />
Ansaat von Gehölzen (Forts.)<br />
w Schwierigkeiten<br />
Gehölzsaatgut wird i.d.R. nur <strong>für</strong> häufiger verwendete Arten<br />
vorgehalten. Das Angebot ist außerdem abhängig von<br />
der jeweils im Jahrgang beerntbaren Samenmenge. Sofern<br />
absehbar ist, dass Gehölzbestände über Saatgut etabliert<br />
werden sollen, wird deshalb empfohlen, die Bestellungen<br />
rechtzeitig vorzubereiten und entsprechende Vorabsprachen<br />
zu treffen. Nötigenfalls ist auf lieferbare Arten auszuweichen.<br />
Während von einigen Forstware-Anbietern aus Deutschland<br />
stammendes Saatgut ausgewiesen und zu <strong>eine</strong>m höheren<br />
Preis als Saatgut der gleichen Art aus Osteuropa angeboten<br />
wird, existieren <strong>für</strong> andere Arten (oder bei anderen Anbietern)<br />
k<strong>eine</strong> solchen Wahlmöglichkeiten bzw. es werden<br />
k<strong>eine</strong> weiterführenden Informationen gegeben. Im Zweifels-<br />
fall müsste ein Herkunftsnachweis angefordert werden.<br />
Weiterführende Informationen<br />
Bloemer, S. (2002): Großflächenmulchung mit hoch mechanisierter<br />
Ausbringungstechnik. Neue Landschaft 02/2002:<br />
49-51.<br />
BrücKner, K. (2000): Gehölzansaaten auf Autobahnböschungen<br />
in Baden-Württemberg. Jahrbuch 9 der Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Ingenieurbiologie e.V. Hrsg. Hacker/Johannsen, Selbstverlag<br />
der Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie e.V., Aachen: 379-391.<br />
BundeSminiSterium f. VerBraucHerScHutz, ernäHrung und<br />
landwirtScHaft (2003): Verwendung einheimischer Gehölze<br />
regionaler Herkunft f.d. freie Landschaft. Brosch., 8 S.<br />
dimPfelmeier, r. & ScHwaiger H. (1970): Böschungsbegrünung<br />
mit Gras- und Gehölzsamen. Allgem<strong>eine</strong> Forstzeitschrift Nr.<br />
25, Sonderdruck.<br />
KauScH, E. (2005): Wälder aus der Samentüte? Untersuchungen<br />
zur Ansaat von Gehölzbeständen. In: Vegetation<br />
in der Stadt, Ästhetischer und ökologischer Anpruch kontra<br />
Kosten. Tagung, 02.02.2005, Dessau.<br />
KauScH, E. (2011): Gehölzansaaten – Alternative <strong>für</strong> <strong>standortangepasste</strong><br />
Vegetationsentwicklung auf Rohbodenstandorten?<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie 35: 1-15.<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
KowariK, i. & Seitz, B. (2003): Perspektiven <strong>für</strong> die Verwendung<br />
gebietseigener Gehölze. NEOBIOTA 2: 3-26.<br />
lorenz, a. (2004): Waldentwicklung auf Kippenflächen: Ein<br />
Überblick über das gesamte ostdeutsche Braunkohlenrevier.<br />
In: Tischew, S. (Hrsg.): Renaturierung nach dem Braunkohleabbau.<br />
Teubner Verlag, Stuttgart, Leipzig, Wiesbaden,<br />
188-201.<br />
marzini, K. (2000): Verwendung von authochtonen Gehölzen<br />
in der Ingenieurbiologie. Jahrbuch 9 der Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Ingenieurbiologie e.V. Hrsg. Hacker/Johannsen, Selbstverlag<br />
der Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie e.V., Aachen: 117-128.<br />
neef, G. (1976): Gehölzansaat auf Rohböschungen. Neue<br />
Landschaft 9/1976: 520-526.<br />
ScHmidt, P.a. & KrauSe, a. (1997): Zur Abgrenzung von Herkunftsgebieten<br />
bei Baumschulgehölzen <strong>für</strong> die freie Landschaft.<br />
Natur & Landschaft 72: 92-95.<br />
Siegmüller, E. (1989): Untersuchungen über Gehölzansaaten<br />
auf extremen Neigungsflächen. Zeitschrift <strong>für</strong> Vegetationstechnik:<br />
72-79.<br />
zeH, H. (2007): Ingenieurbiologie – Handbuch Bautypen. Vdf<br />
Hochschulverlag AG an der ETH Zürich, 441 S.<br />
auf neu hergestellten vegetationsfreien Standorten: Gehölze (2)
38<br />
THEMENKOMPLEx 4<br />
Bodenverwundung durch Eggen zur Ansaatvorbereitung – jedoch<br />
ist Grubbern erfolgreicher, um Rhizomgräser zurückzudrängen!<br />
Aufwertung <strong>eine</strong>s durch Regelsaatgutmischung<br />
gräserdominierten Bestandes durch Aussaat <strong>eine</strong>r<br />
kräuterreichen Mischung in zuvor gefräste Streifen.<br />
Etablierung durch Ansaat<br />
Ansaat in vorhandene Vegetation<br />
Umwandlung von artenarmen Vielschnittrasen zu kräuterreichen<br />
Wiesen und Kräuterrasen<br />
Wenn geeignete Diasporenquellen in der näheren Umgebung<br />
fehlen, ist <strong>eine</strong> spontane Etablierung von erwünschten<br />
Zielarten in Vielschnittrasen kaum zu erwarten. Selbst<br />
mittel- bis langfristig lassen sich deshalb artenreiche Blumenwiesen<br />
nicht ausschließlich durch Umstellung auf <strong>eine</strong><br />
geringere Mahdfrequenz entwickeln (roSentHal et al. 2009).<br />
Mittels Initialmaßnahmen, wie z.B. Fräsen, müssen deshalb<br />
zunächst offene Bodenstellen geschaffen werden, auf<br />
denen anschließend durch g Aussaat oder g Mahdgutauftrag<br />
entsprechende Zielarten eingebracht werden. Da<br />
Vielschnittrasen häufig durch konkurrenzstarke oder ausläuferbildende<br />
Grasarten bzw. -sorten geprägt sind, sollten<br />
aufzuwertende Bereiche größere Flächen umfassen, um<br />
<strong>eine</strong> Verdrängung der eingebrachten, meist konkurrenzschwächeren<br />
Kräuter in den Folgejahren zu verhindern. Alternativ<br />
kann <strong>eine</strong> Ansaatmischung verwendet werden, die<br />
nur aus Kräutern besteht. Die Gräser wandern mit der Zeit<br />
von allein wieder ein oder generieren sich aus verbliebenen<br />
Rhizomen oder Diasporen.<br />
Speziell in artenarme, gräserdominierte Wiesen können<br />
– abhängig von der Nährstoffversorgung und der Diasporenverfügbarkeit<br />
– auch spontan v.a. ein- und zweijährige<br />
Arten einwandern. Auf mageren Standorten handelt es sich<br />
z.B. um Dianthus carthusianorum, Armeria maritima, Campanula<br />
patula, Leontodon hispidus oder Plantago media;<br />
auf nährstoffreicheren Standorten z.B. Leontodon autumnalis,<br />
Heracleum sphondylium, Crepis biennis oder Tragopogon<br />
pratense.<br />
Aufwertung von bereits bestehenden, spontan etablierten<br />
Ruderalfluren und artenarmen, gräserdominierten Wiesen<br />
Auf Stadtumbauflächen können sich durch g Sukzession<br />
in kurzer Zeit dichte und hochwüchsige Staudenfluren entwickeln.<br />
Eine ähnliche Vegetationsentwicklung ist auch<br />
dann zu beobachten, wenn nach Herrichtung der Flächen<br />
die Ansaat der angestrebten Vegetationsbestände unterbleibt.<br />
Ähnlich wie bei artenarmen Vielschnittrasen existieren<br />
auch <strong>für</strong> die Aufwertung von aus mehrjährigen Arten aufgebauten<br />
Ruderalfluren bislang nur wenige Handlungsempfehlungen<br />
<strong>für</strong> die Praxis.<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
Grundsätzlich können durch Initialmaßnahmen – wie z.B.<br />
Aushagerung – über <strong>eine</strong> 2- bis 3-malige Mahd mit Beräumung<br />
des Mahdgutes über 2 bis 3 Jahre und parallel durchgeführte<br />
Bodenverwundungen durch z.B. eggen, grubbern<br />
oder schlegeln flächig offene Bodenstellen geschaffen werden,<br />
auf denen Zielarten etabliert werden können. Fräsen<br />
ist nur bei skelettarmen Vegetationsschichten zielführend.<br />
Die Kombination mit <strong>eine</strong>r Einarbeitung von g mageren,<br />
sandigen Substraten kann zwar die Etablierungschancen<br />
der Zielarten erhöhen, ist aber sehr kostenaufwändig. Um<br />
jedoch z.B. <strong>eine</strong> Klettenflur umzuwandeln, ist ein flächiger<br />
Bodenaustausch bis in 30 cm Tiefe unumgänglich! Als<br />
Alternative bleibt nur, die Akzeptanz der hochwüchsigen<br />
Klettenarten als Vogel- oder Schmetterlingsnährpflanze zu<br />
fördern g Öffentlichkeitsarbeit, g Sukzession.<br />
Die Aussaat von zwar ebenfalls konkurrenzstarken, aber<br />
attraktiven Stauden sollte ab Mitte August bei feuchtkühler<br />
Witterung (Niederschlagsprognose um 2...5l, Temperaturen<br />
um 20°C) erfolgen. Eine Frühjahrsansaat sollte ab Anfang<br />
März mit Beginn der Vegetationsperiode bis spätestens<br />
Anfang April erfolgen. Da in den Frühjahrsmonaten jedoch<br />
häufig längere Trockenperioden auftreten, ist <strong>eine</strong> Aussaat<br />
in diesem Zeitraum weniger Erfolg versprechend.<br />
Auf g schwach schluffigen Sanden können Hochstaudenfluren<br />
trocken-warmer Standorte <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Einsaat in<br />
Erwägung gezogen werden, wie z.B.: Saponaria officinalis,<br />
Malva moschata, Reseda luteola, R. lutea, Verbascum densiflorum,<br />
V. lychnitis, Carduus nutans, Onobrychis viciifolia,<br />
Anthriscus sylvestris, Tanacetum corymbosum, Campanula<br />
trachelium, Prunella vulgaris, Silene dioica, Hypericum<br />
maculatum, Rumex acetosa, Pimpinella major, Agrimonia<br />
eupatoria, Crepis biennis, Leucanthemum vulgare, Centaurea<br />
jacea, Cichorium intybus, Knautia arvensis, Galium<br />
album, Achillea millefolium oder Hypericum perforatum.<br />
In jedem Fall ist <strong>eine</strong> nachfolgende Entwicklungspflege<br />
über 2 – 3 Jahre abzusichern. Ein wesentlicher Aspekt dabei<br />
ist ein an die Zielarten angepasstes Mahdregime. Durch<br />
<strong>eine</strong> frühe Mahd – z.B. Ende Mai – können konkurrenzstarke<br />
Ruderalarten, wie z.B. Solidago canadensis, erfolgreich<br />
zurückgedrängt werden.<br />
in vorhandene Vegetation
39<br />
THEMENKOMPLEx 4<br />
Bereich an der Altener Straße vor Aufwertung,<br />
Rodebilleviertel Dessau-Roßlau, Juni 2010.<br />
Bereich an der Altener Straße nach Aufwertung,<br />
Rodebilleviertel Dessau-Roßlau, August 2011.<br />
Etablierung durch Ansaat<br />
Ansaat in vorhandene Vegetation (Forts.)<br />
w Schwierigkeiten<br />
Der Erfolg bei nachträglich aufgewerteten Mehrschnittrasen<br />
oder Hochstaudenfluren stellt sich nur langsam ein<br />
und ist demzufolge schwierig zu kommunizieren.<br />
Eine erfolgreiche Etablierung von Gehölzen (wie z.B.<br />
Rosen oder Weißdorn) über Aussaat in bereits bestehende,<br />
dichtwüchsige Vegetationsbestände ist infolge des starken<br />
Konkurrenzdruckes kaum Erfolg versprechend. In diesem<br />
Fall sollten Gehölze über g Pflanzung etabliert werden.<br />
Bei Dominanzbeständen von Wurzelausläufer bildenden<br />
Arten (z.B. Agropyron repens, Aegopodium podagraria,<br />
Potentilla reptans), die sich über Sukzession etabliert<br />
haben, sind bodeneingreifende Initialmaßnahmen mit<br />
schneidenden Geräten (Scheibenegge) nicht zielführend,<br />
grubbern ist unter dieser Voraussetzung besser geeeignet.<br />
Die Umwandlung von Mehrschnittrasen zu g kräuter-<br />
reichen Wiesenbeständen ist kostenaufwändig! Um kurzfristig<br />
Veränderungen zu erreichen, muss eventuell die<br />
gesamte Rasensode abgeschoben werden, um die Durchwurzelung<br />
mit unerwünschten, starkwüchsigen ausläuferbildenden<br />
Arten zu unterbinden.<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
Weiterführende Informationen<br />
KüHn, n. (2000): Spontane Pflanzen <strong>für</strong> urbane Freiflächen.<br />
Garten + Landschaft 4/2000: 11-14.<br />
roSentHal, g. & Hölzel, n. (2009): Renaturierung von<br />
Feuchtgrünland, Auengrünland und mesophilem Grünland.<br />
In: wiegleB, g. & zerBe S. (Hrsg.) Renaturierung von<br />
Ökosystemen in Mitteleuropa.<br />
Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 283-316.<br />
in vorhandene Vegetation (2)
40<br />
THEMENKOMPLEx 4<br />
Gewinnung von langstängeligem Mahdgut auf <strong>eine</strong>r Spenderfläche.<br />
Mahdgutauftrag auf der Empfängerfläche mit Miststreuer.<br />
Nutzung von artenreichen Spenderflächen<br />
Nutzung von artenreichen Spenderflächen<br />
Folgende Verfahren sind grundsätzlich <strong>für</strong> die Etablierung<br />
höherwüchsiger und kräuterreicher Wiesentypen, wie<br />
g Halbtrocken- und Magerrasen, trockene bzw. mesophile<br />
g Glatthaferwiesen und von g wechselfeuchten Wiesen<br />
geeignet.<br />
Mahdgutübertragung<br />
Das Prinzip der Mahdgutübertragung basiert darauf, dass<br />
Wiesen auf „Spenderflächen“, die hinsichtlich ihrer Standortverhältnisse<br />
weitestgehend mit den „Empfängerflächen“<br />
übereinstimmen, zu <strong>eine</strong>m Zeitpunkt gemäht werden,<br />
wenn sich möglichst viele der zu übertragenden Arten im<br />
Zustand der Samenreife befinden. Hierbei wird das langstängelige<br />
Mahdgut anschließend auf der Empfängerfläche<br />
ausgebreitet (Kirmer & tiScHew 2006). Eine Leistungs-<br />
beschreibung <strong>für</strong> die Ausschreibung von Mahdgutüber-<br />
tragung kann wie folgt formuliert werden:<br />
„Einmalige Mahd der gesamten Spenderfläche (Angabe<br />
von Flächenbezeichnung und Größe). Mahdtermin in Absprache<br />
mit der Bauleitung. Das langstängelige Mahdgut<br />
ist aufzuladen, zu transportieren und auf der Empfängerfläche<br />
(bzw. Teilflächen / Parzellen näher spezifizieren) mit<br />
<strong>eine</strong>r Schichtdicke von 5 – 10 cm flächig auszubreiten“.<br />
Wiesendrusch<br />
Beim Wiesendrusch wird die Spenderfläche mit dem Mähdrescher<br />
direkt beerntet, ggf. zu mehreren Zeitpunkten. Es<br />
erfolgt hier nur die Übertragung des Diasporenanteils (Ähren,<br />
Kapseln, Fruchtstände etc.) auf die Empfängerfläche.<br />
Heudrusch ® saat<br />
Mit der Heudrusch ® saat (engelHardt 2000, engelHardt et<br />
al. 2005) steht ein weiteres Verfahren zur Verfügung, um<br />
<strong>eine</strong> Begrünung der Empfängerfläche zeitlich von der<br />
Mahd der Spenderfläche zu entkoppeln. Hierzu wird das<br />
Mahdgut in verschiedenen Ernteschritten gewonnen und<br />
aufbereitet. Qualität und Artenzusammensetzung hängen<br />
dabei sehr von Terminierung und Staffelung der Schnitttermine<br />
und der Siebvorgänge ab. Zwar können beim Heudrusch<br />
® - Verfahren die Samen mehrerer Mahdzeitpunkte<br />
gemeinsam aufgebracht und so die Zahl der übertragenen<br />
Arten erhöht werden, allerdings ist diese vergleichsweise<br />
aufwändige Methode <strong>für</strong> <strong>eine</strong>n standardmäßigen Einsatz<br />
im städtischen Umfeld nur bedingt geeignet.<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
w Die Etablierung von Wiesenbeständen mittels Mahdgutübertragung<br />
im Rahmen des Stadtumbaus ist bislang<br />
noch schwierig zu organisieren. Es muss abgesichert sein,<br />
dass Spenderflächen mit ausreichender Größe und in der<br />
erforderlichen Ausprägung in vertretbarer Entfernung vorhanden<br />
sind. Da <strong>für</strong> die Mahd der Spenderflächen nur ein<br />
sehr kurzes Zeitfenster zur Verfügung steht, muss bis zu<br />
diesem Zeitpunkt die Herrichtung der Empfängerflächen<br />
vollständig abgeschlossen sein. Die Ausführung wird erleichtert,<br />
wenn <strong>eine</strong> enge Kooperation zwischen dem Bewirtschafter<br />
der Spenderfläche und dem Auftraggeber <strong>für</strong><br />
die Herrichtung der Empfängerfläche besteht. Eine Begrünung<br />
über Mahdgut oder Wiesendrusch im urbanen Umfeld<br />
ist deshalb gegenwärtig v.a. <strong>für</strong> Flächen zu empfehlen,<br />
die von besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung sind.<br />
Weiterführende Informationen<br />
engelHardt, J. (2000): Das Heudrusch ® -Verfahren im<br />
ingenieurbiologischen Sicherungsbau. Jahrbuch der<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie 9/2000.<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie, Aachen: 165-174.<br />
engelHardt, J. & A.StowaSSer (2005): Exkursion<br />
zu Heudrusch®-begrünten Flächen im Großraum<br />
München. Mitteilungen Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie<br />
26. Juli 2005, Aachen: 2-8. auch: www.heudrusch.de<br />
felinKS, B.; rudolPH, m.; langner, S. (2011):<br />
Neue Wiesenlandschaften. Etablierung von Blumenwiesen<br />
über Ansaaten im Landschaftszug von Dessau-Roßlau.<br />
In: Stadt + Grün 3/2011: 50-57.<br />
Kirmer, a. & S. tiScHew (Hrsg., 2006): Handbuch naturnahe<br />
Begrünung von Rohböden.<br />
Vieweg+Teubner Verlag, 2006, 150 S.<br />
www.offenlandinfo.de: (http://offenlandinfo.de/renat.ph<br />
p?PHPSESSID=1sssmallst64gs3g94ujmqk9v0 – Zugriff<br />
27.06.2011)<br />
auf neu hergestellten vegetationsfreien Standorten
THEMENKOMPLEx 4<br />
Frühjahrsaspekt <strong>eine</strong>r Perennemix-Fläche an der<br />
Quellendorfer Straße, Dessau-Roßlau.<br />
Initialpflanzung Wildstauden, „Schaufenster“<br />
in der Heidestraße Dessau-Roßlau.<br />
Initialpflanzung<br />
Flächige Pflanzungen<br />
Initialpflanzungen können verwendet werden, um gezielt<br />
„sofortwirksame“ Akzente zu setzen. Im städtischen Bereich<br />
kommen dazu auf kl<strong>eine</strong>ren Flächen (bis ca. 100 m²)<br />
zunehmend verschiedene pflegeextensive Staudenmischpflanzungen<br />
zur Anwendung. Diese Pflanzenmischungen<br />
bestehen überwiegend aus Stauden und Zwiebelpflanzen.<br />
Bei Perennemix® werden Mischungen einheimischer Arten<br />
– auch in Kombination mit exotischen Arten – in Pflanzlisten<br />
festgeschrieben und nach dem Zufallsprinzip auf den<br />
Flächen verteilt. Um den Pflegeaufwand langfristig zu reduzieren,<br />
muss das Substrat frei von Wurzelunkräutern, wie<br />
z.B. Quecke, Winde oder Ackerschachtelhalm sein. Eine<br />
7 bis 10 cm starke mineralische g Mulchschicht ohne<br />
Feinanteile (Kies oder Splitt 8/16 mm) hält die Feuchtigkeit<br />
im Boden und verhindert weitgehend das Keimen von unerwünschten<br />
Wildkräutern. Inzwischen stehen verschiedene<br />
pflegeextensive, getestete und reproduzierbare Pflanzmodelle<br />
vor allem <strong>für</strong> Problemstandorte, wie z.B. Mittelinseln<br />
im Kreisverkehr, zur Verfügung (s. Abb S. 41 oben).<br />
Zur g Reduzierung der Pflegekosten können auch mit<br />
Monopflanzungen prägnante Pflanzenbilder geschaffen<br />
werden. Das Prinzip der Monopflanzung basiert auf der<br />
großflächigen Pflanzungen weniger, aber robuster und<br />
langlebiger Arten mit langen Blühzeiten, ähnlichem Konkurrenzverhalten<br />
und <strong>eine</strong>m gutem Regenerationsvermögen.<br />
Durch die großflächige Verwendung weniger Arten kann<br />
die Pflege nach entsprechender Anleitung auch von gering<br />
qualifiziertem Pflegepersonal übernommen werden.<br />
Darüber hinaus können Initialpflanzungen auf kl<strong>eine</strong>n Teilflächen<br />
dazu dienen, der durch Ansaaten angestrebten<br />
Entwicklung vorzugreifen, um – sozusagen als „Schaufenster“<br />
– <strong>eine</strong>n Eindruck von dem zukünftigen Vegetationsbild<br />
zu vermitteln (s. Abb. S. 41 unten).<br />
Bei Initialpflanzungen mit dynamischer Entwicklung wird<br />
die voranschreitende g Sukzession als Teil des Pflanzund<br />
Pflegekonzeptes genutzt. Als Initialmaßnahme werden<br />
wenige Arten in <strong>eine</strong>m gestalterischen Rahmen gepflanzt.<br />
Das Zuwandern spontaner Vegetation in den zunächst<br />
noch lückigen Vegetationsbeständen kann erwünschter Teil<br />
des Pflanzkonzeptes sein. Besonders geeignet <strong>für</strong> dieses<br />
Konzept sind eher nährstoffarme, sandige Standorte.<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
Aufwertung vorhandener Vegetationsflächen<br />
Bereits bestehende oder auch neu angesäte Wiesen- und<br />
Rasenflächen können relativ kostengünstig und rasch<br />
durch geschickt ausgewählte Stauden und Geophyten<br />
zumindest temporär aufgewertet werden. Angesichts der<br />
Standortbedingungen auf Stadtumbauflächen kann auch<br />
geprüft werden, ob z.B. Pionierpflanzen <strong>für</strong> diesen Zweck<br />
geeignet sind. In ähnlicher Weise lassen sich bestehende<br />
Gehölz- oder Hochstaudenflächen mit der gezielten<br />
Pflanzung von pflegeleichten, aber attraktiven Sträuchern<br />
aufwerten.<br />
Weiterführende Informationen<br />
ePPel-Hotz, A. (2006): Veitshöchheimer Pflanzbilder <strong>für</strong><br />
Freifläche und Gehölzrand. Stadt + Grün 04/2006: 26-33<br />
ePPel-Hotz, A. (2010): Highlights im Staudenbeet – Gräser<br />
<strong>für</strong> Freiflächenpflanzungen.<br />
In: dega galaBau, 11/2010: 48-54.<br />
gadient, H. (2005): Silbersommer und Blumenberg:<br />
Stauden sind die neuen Stars der Gärtner.<br />
Wohnen – Das Magazin <strong>für</strong> genossenschaftlichen<br />
Wohnungsbau 05/2005: 16-19.<br />
KircHer, w. (2003): Viel Platz <strong>für</strong> wenig Pflege.<br />
Stadt + Grün 7/2003: 40-45.<br />
KüHn, n. (2002): Dynamische Staudenpflanzungen -<br />
Gestalterische Chance und technische Herausforderung.<br />
Landschaftsarchitektur 7/2002: 40-42.<br />
leHr- und VerSucHSanStalt gartenBau erfurt (Hrsg.) (2008):<br />
Erprobte Staudenmischpflanzungen.<br />
http://www.lvg-erfurt.de.<br />
Pelz, P. (2001): Großflächige Staudenverwendung – ein<br />
Weg aus der Pflegekrise?<br />
Landschaftsarchitektur 02/2001: 17-19.<br />
ScHmidt, C.: (2004) Die Steppe kommt.<br />
Garten + Landschaft 10/2004: 7-9.<br />
ScHmidt, C. (2010): Staudenmischpflanzungen.<br />
Innovative Konzepte <strong>für</strong> pflegereduzierte Pflanzungen<br />
im öffentlichen Grün. www.staudenverwendung.de<br />
www.perennemix.de<br />
41 Etablierung durch Pflanzung<br />
Initialpflanzung von Gräsern / Kräutern
42<br />
THEMENKOMPLEx 4<br />
Gepflanzte<br />
Mehlbeere mit<br />
Dreipunktverankerung.<br />
Etablierte Gehölzfläche aus Forstware.<br />
Ausgleichsfläche an der B6 (neu) bei Leipzig.<br />
Etablierung durch Pflanzung<br />
Pflanzung von Bäumen und Sträuchern<br />
In der Regel werden g Einzelbäume, Baumreihen oder<br />
-gruppen und auch g flächige Gebüsche durch Pflanzung<br />
etabliert. Je nach Rahmenbedingungen (Standort, Flächengröße,<br />
Gestaltungsziel, Budget) können Baumschul- oder<br />
Forstpflanzen eingesetzt werden.<br />
Baumschulware<br />
Der Einsatz von Baumschulware ist bei extremen Standortbedingungen<br />
(g Substratgruppen 1 und g 2) heikel.<br />
Um den Verpflanzungsschock möglichst gering zu halten,<br />
sollten bewusst geringere Pflanzstärken (Bäume: 14/16,<br />
Sträucher: v, 60-100...150, 3 bis 7 Triebe je nach Art) gewählt<br />
werden. Zwar ist <strong>eine</strong> größere Qualität städtebaulich<br />
raumwirksamer, jedoch im Anwuchsverhalten oft problematisch<br />
– insbesondere wenn die Bodenverhältnisse von<br />
den Baumschulbedingungen stark abweichen.<br />
Die beste Pflanzzeit bei wurzelnackter Ware ist Herbst<br />
(Oktober, bei günstiger Witterung noch bis Anfang Dezember)<br />
oder im zeitigen Frühjahr (Mitte März bis Mitte April).<br />
Bei Extremsubstraten sind unbedingt ausreichende Wässerungsgänge<br />
notwendig. Containerware (deutlich teurer!)<br />
kann zwar ganzjährig gepflanzt werden, ist aber auf<br />
Extremsubstraten im Anwuchsverhalten problematisch<br />
und nur bei Absicherung <strong>eine</strong>r umfassenden Fertigstellungs-<br />
und Entwicklungspflege ratsam.<br />
Forstware<br />
Forstware ist – artabhängig – nach den forstlichen Herkunftsgebieten<br />
zertifiziert (RAL-Gütezeichen Nr. RAL-GZ<br />
241) und wird stets wurzelnackt, meist als 2-jährige Sämlinge<br />
mit <strong>eine</strong>r Höhe von etwa 30 cm und 1-2 Trieben, angeboten.<br />
Die Pflanzzeit liegt deshalb im Herbst (Oktober)<br />
oder im zeitigen Frühjahr (Mitte März bis Mitte April). Bei<br />
Extremsubstraten sind unbedingt ausreichende Wässerungsgänge<br />
notwendig. Nach der Anwachsphase sind aus<br />
Forstpflanzen etablierte Bestände meist vital und pflegeextensiv.<br />
Eine städtebaulich wirksame Qualität wird aber<br />
erst nach mehreren Jahren erreicht.<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
w Fertigstellungs- und Entwicklungspflege<br />
Die häufig zu beobachtenden Ausfälle bei Gehölzpflanzungen<br />
sind in der Regel auf <strong>eine</strong> mangelnde Fertigstellungs-<br />
(<strong>eine</strong> Vegetationsperiode) bzw. Entwicklungspflege (drei<br />
Vegetationsperioden, entsprechend DIN 18919) zurückzuführen.<br />
An fachlichen Kriterien ausgerichtete Pflegemaßnahme<br />
sind jedoch <strong>für</strong> <strong>eine</strong> nachhaltige Etablierung aller<br />
Gehölzbestände zwingend notwendig und damit Bestandteil<br />
der zu tätigenden „Investition“ <strong>eine</strong>r städtebaulichen<br />
Aufwertung bzw. Neuordnung nach erfolgtem Abriss. In<br />
der Regel sind diese jedoch nicht Bestandteil der entsprechenden<br />
Investitionsförderung.<br />
Für die Abnahme der Gehölze (Ende der Fertigstellungspflege)<br />
sollte ein Durchtreiben der Gehölze im letzten Juni-<br />
Drittel im zweiten Standjahr ausschlaggebend sein. Bei<br />
trockener Witterung sind Wässerungsgänge zwingend notwendig.<br />
Um ein Anwachsen der Gehölze zu sichern, sollten<br />
in den ersten zwei Standjahren von Mai bis Mitte August<br />
mindestens 8-10 Wässerungsgänge ausgeschrieben sein.<br />
Besser sollte jedoch alle 2 Wochen („konsequent nach<br />
Plan“ – unabhängig von der Witterung!) gewässert werden.<br />
Für die anschließende Entwicklungspflege – einschließlich<br />
Erziehungsschnitt, Lichtraumprofilschnitt (falls erforderlich)<br />
– ist ein Zeitraum von 10 Jahren einzuplanen. Erforderlich<br />
ist dabei das Freihalten der Baumscheibe von unerwünschten<br />
Wildkräutern; der Aufwand lässt sich hierbei durch <strong>eine</strong><br />
g Mulchschicht reduzieren.<br />
Außerdem sind z.B. Verankerungen von Bäumen zu<br />
kontrollieren. In Abhängigkeit von der räumlichen Lage<br />
der zu bepflanzenden Fläche ist zu prüfen, ob ein Verbissschutz<br />
erforderlich ist.<br />
Auf Extremsubstraten sollte <strong>eine</strong> g Mulchschicht <strong>für</strong><br />
Verdunstungsschutz sorgen.<br />
Weiterführende Informationen<br />
DKV - Gütegemeinschaft <strong>für</strong> forstliches Vermehrungsgut<br />
e.V. (www.dkv-net.de)<br />
FLL (2004): Gütebestimmungen <strong>für</strong> Baumschulpflanzen.<br />
DIN 18919 (08/2002): Vegetationstechnik im Landschaftsbau.<br />
Entwicklungs- und Unterhaltungspflege von Grünflächen.<br />
G e h ö l ze
THEMENKOMPLEx 4<br />
Artenreiche Hochstaudensukzession auf der<br />
Rodebillefläche in Dessau-Roßlau.<br />
Frühes Sukzessionsstadium auf der ehemaligen<br />
Bäckereifläche Taubenstraße in Dessau-Roßlau.<br />
43 Etablierung durch Sukzession<br />
Vegetationsentwicklung über Sukzession<br />
Die Entwicklung von großen Stadtumbauflächen über Sukzession<br />
gewinnt zunehmend an Bedeutung und wird auch<br />
als kostengünstige Alternative zur aufwändigen Entwicklung<br />
und Erhaltung von Grünflächen diskutiert (matHey &<br />
rinK 2008). Die spontane Etablierung von Gehölzen kann<br />
– z.B. auch zur Entwicklung von Stadtwäldern – ausgenutzt<br />
werden. Darüber hinaus bieten Sukzessionsflächen infolge<br />
der Strukturvielfalt und des hohen Blütenreichtums im<br />
innerstädtischen Bereich ein breites Lebensraumspektrum<br />
<strong>für</strong> Tagfalter und weitere Artengruppen, wie Heuschrecken,<br />
Zikaden, Laufkäfer oder Vögel.<br />
w Auf Sukzessionsflächen kann durch die Dominanz<br />
von Arten wie z.B. Klette, Beifuß oder Kanadische Goldrute<br />
(s. Abb. oben) schnell ein „verwahrlost“ wirkender Eindruck<br />
entstehen (rinK 2008). Sukzessionsprozesse auf Stadtumbauflächen<br />
werden deshalb meistens nur akzeptiert,<br />
solange Vegetationsbestände durch auffällig blühende<br />
„Wiesen“arten, wie z.B. Wilde Möhre (Abb. unten) geprägt<br />
sind oder ein grundlegendes Ordnungsschema erkennbar<br />
ist (dettmar 2002). Minimale gestalterische Eingriffe können<br />
deshalb <strong>eine</strong> ästhetische und physische Aneignung<br />
erleichtern (vgl. SloBoda 2007, ScHemel 2010):<br />
Z Durch den konsequenten Erhalt von g Pflegerändern<br />
– sowohl im Außenbereich der Fläche als auch entlang<br />
von Wegen, die die Sukzessionsfläche durchqueren – ist<br />
die Fläche auch weiterhin nutzbar. Außerdem wird auf<br />
diese Weise der Eindruck vermieden, dass die Fläche<br />
von der Stadt bzw. dem Eigentümer aufgegeben wurde.<br />
Z Insbesondere auf größeren Flächen kann unter Berücksichtigung<br />
ihrer stadträumlichen Lage gezielt <strong>eine</strong><br />
g Zonierung in Pflegeflächen und Sukzessionsflächen<br />
umgesetzt werden.<br />
Z Durch Kombination von spontaner Gehölzsukzession<br />
mit gezielten g Gehölzpflanzungen kann <strong>eine</strong> ästhetische<br />
Raumbildung erzielt werden.<br />
Z Das regelmäßige Absammeln von Müll reduziert maßgeblich<br />
den Eindruck von Verwahrlosung.<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
Z Regelmäßige g Informationsveranstaltungen können<br />
<strong>eine</strong>n wesentlichen Beitrag zum Verständnis von Sukzession<br />
als Entwicklungsmaßnahmen leisten.<br />
Z Sukzessionsbestände können schon auf kl<strong>eine</strong>r Fläche<br />
große Struktur- und Artenvielfalt bieten. Diese Rahmenbedingungen<br />
können auf einfache Weise in die Umweltbildung<br />
„vor der Haustür“ integriert werden.<br />
Weiterführende Informationen<br />
dettmar, J. (2002): Alternative Wildnis.<br />
Garten + Landschaft. 5/2002: 15-17.<br />
ScHemel, H.-J. (2010): Natur als Spielraum. In: BLfU<br />
(Bayerisches Landesamt <strong>für</strong> Umwelt: Natur in der Stadt –<br />
Impulse <strong>für</strong> die Zukunft, Tagungsband.<br />
SloBodda, S. (2007): Naturschutz im Klimawandel – Entwicklungen<br />
und Anforderungen im Siedlungsbereich.<br />
Workshop E 5 „Kommunen im Klimawandel – Aktuelle<br />
Anforderungen an die Entwicklung von Gemeinden“.<br />
www.smul.sachsen.de/umwelt/klima/17976.htm.<br />
(Zugriff 02.10.2010).<br />
matHey, J. & rinK, d. (2008): Stadtumbau und Frei-<br />
flächenqualität - Zur Frage der Freiflächenentwicklung in<br />
perforierten Städten. conturec 3: 69- 80.<br />
rinK, d. (2008): Wildnis oder Ersatznatur? Soziale<br />
Wahrnehmungen und Vorstellungen von Stadtnatur.<br />
In: Rehberg, K.S. (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft.<br />
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Soziologie in Kassel 2006.<br />
Campus, Frankfurt am Main, S. 489-505.
44<br />
THEMENKOMPLEx 4<br />
Aufbringen von Langstrohmulch auf Gehölzansaat.<br />
Ehemalige Fleischerei Taubenstraße, Dessau-Rosslau.<br />
Befestigung mit Jutegewebe. Ehemalige Fleischerei<br />
Taubenstraße, Dessau-Rosslau.<br />
Verdunstungsschutz und-reduzierung<br />
Einsatz von Mulchmaterial<br />
Mulchmaterial kann sowohl zur Unterstützung der Vegetationsetablierung<br />
als auch zur Reduzierung von unerwünschten<br />
konkurrenzkräftigen Ruderalarten eingesetzt werden.<br />
Unabhängig vom gewählten Mulchmaterial geht jedoch<br />
allein durch die Abdeckung der Oberfläche <strong>eine</strong> positive<br />
Wirkung auf die Standortverhältnisse aus, wie Vermeidung<br />
von Oberflächenverschlämmung, Förderung von Bodenbildungsprozessen<br />
und Bodenleben, geringerer Wasserverbrauch<br />
durch Reduzierung der Evaporation, günstiges Mikroklima<br />
durch Ausgleich von Temperaturschwankungen.<br />
Auswahl von Mulchmaterial<br />
Die Entscheidung, welches Mulchmaterial in welcher Aufwandmenge<br />
Verwendung findet, hängt vom angestrebten<br />
g Vegetationsbild (Entwicklungsgeschwindigkeit), den<br />
gZStandortverhältnissen (Rohboden, Oberboden, Flächengröße)<br />
und ästhetischen Überlegungen (Farbe, Struktur)<br />
ab:<br />
Z Durch Verwendung von Kies oder Schotter bzw.<br />
diasporenfreiem (-armem) organischem Material können<br />
unerwünschte Begleitarten zurückgedrängt werden.<br />
Dieser Effekt ist insbesondere bei Pflanzungen und der<br />
g Ansaat von Gehölzen erwünscht.<br />
Z Durch den Auftrag von Mulchmaterialien können die<br />
mikroklimatischen Bedingungen, insbesondere die<br />
Wasserspeicherkapazität, <strong>für</strong> die Etablierung von<br />
g Ansaaten (Kräuter, Gräser, Gehölze) sowie Boden-<br />
bildungsprozesse verbessert werden.<br />
Verwendung von organischem Mulchmaterial<br />
Klassische organische Mulchmaterialien sind Rindenmulch,<br />
Holzhäcksel, Stroh und diasporenarmes Mahdgut.<br />
Rindenmulch und Holzhäcksel werden bevorzugt zur Mulchung<br />
von Pflanzflächen und zur Reduzierung von unerwünschtem<br />
Aufwuchs eingesetzt, Stroh kann bei Ansaaten<br />
(Gehölzansaat) zur Verringerung von Konkurrenz zum Einsatz<br />
kommen, Mahdgut ist insbesondere zur Verbesserung<br />
der Wasserversorgung und zur Förderung von Ansaaten<br />
mit Gräsern und Kräutern (g Regiosaatgut) geeignet.<br />
Dicht lagernde Materialien (Rindenmulch) weisen bezüglich<br />
der Unterdrückung von Aufwuchs <strong>eine</strong> bessere Wirkung<br />
auf als locker gelagerte (Holzhäcksel, Stroh, Mahdgut).<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
Die Wirkungsdauer organischer Mulchstoffe hängt maßgeblich<br />
von der Geschwindigkeit des mikrobiellen Abbaus<br />
ab und wird primär vom C/N-Verhältnis des Materials bestimmt.<br />
Dieses ist bei Rindenmulch, Holzhäcksel und Stroh<br />
sehr weit, so dass bei den erstgenannten mit <strong>eine</strong>r Wirkungsdauer<br />
von über drei Jahren und bei Stroh bis zu drei<br />
Jahren gerechnet werden kann. Auf sehr nährstoffarmen<br />
Substraten kann die Wirkung eventuell noch länger andauern.<br />
Diese Mulchstoffe sind daher bei Vegetationsstrukturen<br />
mit langsamerer Entwicklung zu bevorzugen<br />
(Pflanzungen, Gehölzansaaten). Bei Auftrag von Mahdgut<br />
verläuft die Mineralisierung dagegen rascher, der Mulcheffekt<br />
wirkt weniger lang und es treten i.d.R. k<strong>eine</strong> Wachstumshemmungen<br />
auf (Ansaat wiesenartiger Vegetationsbestände).<br />
Rindenmulch und Holzhäcksel sind aufgrund ihres Gewichtes<br />
lagerungsstabil, Stroh kann in windoffenen Lagen verlagerungsempfindlich<br />
sein und bedarf ggf. der Fixierung, z.B.<br />
mittels <strong>eine</strong>s handelsüblichen Klebers, wie er bei Nassansaaten<br />
Verwendung findet (z.B. auf Basis von Alginaten,<br />
Montanwachs, Polybutadien) oder der Überspannung mit<br />
<strong>eine</strong>m sehr großmaschigen verrottbaren Geotextil (Jutegewebe,<br />
200 g/m²), das durch Einschlagen von Holzpflöcken<br />
(ca. 2 Stück/m²) verankert wird. Eine durchdringende<br />
Wässerung direkt nach dem Ausbreiten des Strohs<br />
kann diese Maßnahmen ggf. ersetzen. Mahdgut verzahnt<br />
sich in der Regel nach dem ersten Regen so gut, dass <strong>eine</strong><br />
Fixierung nicht erforderlich ist. Um Kosten zu sparen, kann<br />
bei großen Flächen auch <strong>eine</strong> maschinelle Ausbringung<br />
von Strohhäckseln in Betracht gezogen werden.<br />
Die Auftragsstärke sollte mindestens 5cm betragen. Das<br />
entspricht ca. 50 l/m² bei Rindenmulch und Holzhäcksel<br />
und ca. 300g/m² bei Stroh, Mahdgut. Bei länger erwünschter<br />
Wirkungsdauer kann die Aufwandmenge bis auf 10 cm<br />
erhöht werden (ca. 100 l/m² bzw. 600g/m²). Allerdings<br />
nimmt dadurch die Gefahr <strong>eine</strong>r Schimmelbildung bei<br />
Stroh- und Mahdgutauftrag zu, so dass höhere Aufwandmengen<br />
auf Pflanzflächen beschränkt werden sollten.<br />
Einsatz von Mulchmaterial
45<br />
THEMENKOMPLEx 4<br />
Ziegelrecyclingmulch auf Gehölzansaat.<br />
Ehemalige Fleischerei Taubenstraßei, Dessau-Rosslau.<br />
Ziegelrecyclingmulch auf Gehölzansaat.<br />
Ehemalige Fleischerei Taubenstraßei, Dessau-Rosslau.<br />
Verdunstungsschutz und -reduzierung<br />
Einsatz von Mulchmaterial (Forts.)<br />
Verwendung von mineralischem Mulchmaterial<br />
Mineralische Mulchstoffe weisen physikalisch die gleichen<br />
Eigenschaften wie organische Mulchmaterialien auf. Wie<br />
lange deren Wirkung anhält, wird maßgeblich von der Auftragsstärke<br />
und der gewählten Körnung beeinflusst. Im<br />
Gegensatz zu organischen Mulchstoffen unterliegen sie<br />
k<strong>eine</strong>m Verrottungsprozess und verhalten sich daher nährstoffneutral.<br />
Mineralische Mulchflächen haben ein gutes Wärmespeichervermögen,<br />
trocknen oberflächlich rasch ab und unterstützen<br />
so die Entwicklung von g (Initial-) Pflanzungen<br />
trockenheits- und wärmetoleranter Arten. Es sollten<br />
vorwiegend regionalspezifische Produkte ausgewählt<br />
werden (effektive Transportwege).<br />
Je gröber die Körnung (Verzicht auf Nullanteile), desto<br />
länger hält die Aufwuchs unterdrückende Wirkung an,<br />
der Verdunstungsschutz bleibt dabei gewährleistet. Als<br />
Körnung kommen z.B. die Absiebungen 8/16, 16/32 oder<br />
gröber in Frage. Die Auftragsstärke sollte zur Förderung<br />
von Gehölzansaaten um die 5 cm betragen, bei Pflanzungen<br />
können auch höhere Auftragsstärken realisiert werden.<br />
Mineralische Mulchprodukte verlieren durch Eintrag von<br />
organischem Material und Flugsanden, die sich in den<br />
Poren ablagern, allmählich an Wirkung.<br />
Bei Ziegelrecyclingprodukten kann die Wirkung vom Verwitterungsverhalten<br />
geprägt sein. Mit Kies oder Schotter<br />
gemulchte Flächen wirken bereits nach der Herstellung<br />
optisch attraktiv und können durch entsprechende Farbwahl<br />
auch gestalterische Funktion übernehmen, bis die<br />
Vegetationsschicht den Effekt überlagert.<br />
w Schwierigkeiten<br />
Bei weitem C/N-Verhältnis (Rindenmulch, Holzhäcksel,<br />
Stroh) kann es zunächst zu <strong>eine</strong>r Stickstoffimmobilisierung<br />
im Boden kommen, die das Pflanzenwachstum hemmt.<br />
Durch Mahdgutauftrag findet dagegen ein begrenzter<br />
Nährstoffeintrag statt.<br />
Die Verwendung von Strohmulch kann zu <strong>eine</strong>m höheren<br />
Fraßdruck durch Mäuse führen. Die Brandgefahr (Vandalismus)<br />
ist bei Strohmulch höher und die Flächen können<br />
optisch „unordentlich“ wirken, was bei ihrem Einsatz im<br />
unmittelbaren Wohnumfeld zu bedenken ist.<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
Weiterführende Informationen<br />
Begemann, W. & ScHiecHtl, H.m. (1994): Ingenieurbiologie.<br />
Handbuch zum ökologischen Wasser- und Erdbau. 2.<br />
Auflage. Wiesbaden, Bauverlag, 1994, 203 S.<br />
Bloemer, S. (2002): Großflächenmulchung mit hoch<br />
mechanisierter Ausbringungstechnik. Neue Landschaft.<br />
2/2001: 49-51.<br />
ePPel-Hotz, A. (2010): Mulchstoffe im GaLaBau – Mate-<br />
rialien, Anwendung, Wirkung. In: Neue Landschaft<br />
12/2010, Seite 35-42.<br />
siehe auch http://www.lwg.bayern.de/landespflege/<br />
florinetH, F. (2004): Pflanzen statt Beton – Handbuch zur<br />
Ingenieurbiologie und Vegetationstechnik. Patzer Verlag,<br />
Berlin-Hannover 2004, 272 S.<br />
KeHl, W. (1992): Mulchversuche mit verschiedenen Materialien<br />
bei Gehölzpflanzungen.<br />
Neue Landschaft 37: 358-363.<br />
leSzKo, S. (2006): Alternativen zu Rindenmulch.<br />
DeGa 19: 34-63.<br />
reif, H. (2007): Mineralmulch in Staudenpflanzungen.<br />
Gartenpraxis Nr. 10:. 42-45.<br />
StallJann, E. (2000): Die Nassansaat als ingenieurbiologische<br />
Maßnahme im Straßenbau. Jahrbuch 9 der Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Ingenieurbiologie e.V. Hrsg. Hacker/Johannsen,<br />
Selbstverlag der Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie e.V.,<br />
Aachen, S. 57-98.<br />
zeH, H. (2004): Ingenieurbiologische Bauweisen.<br />
Studienbericht Nr. 4. 2. überarb. Auflage. Studie im<br />
Auftrag des Bundesamtes <strong>für</strong> Umwelt, Verkehr, Energie<br />
und Kommunikation. Publikation des Bundesamtes <strong>für</strong><br />
Wasser und Geologie (BWG), Bern, 59 S.<br />
Einsatz von Mulchmaterial (2)
46<br />
THEMENKOMPLEx 4<br />
Vegetationsdynamik am Beispiel Andes-Gelände Dessau-Roßlau<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbestände<br />
Die ehemalige Fleischerei Andes in Dessau-Roßlau wurde 2007 abgerissen, etwa 1,25 ha befestigte Fläche zurückgebaut. Die Herrichtung des Geländes erfolgte 2008. Anschließend<br />
wurde Regiosaatgut eingesät. Die Wiese etebliert sich seit 2009. Der Sommer 2010 war sehr trocken, sodass sich erst ab August Blütenreichtum zeigte.<br />
November 2006 August 2007 Juni 2008 April 2009<br />
Mai 2009 April 2010 Anfang Juni 2010 Anfang Juli 2010<br />
20. Juli 2010<br />
27. Juli 2010 Ende August 2010 August 2011
47<br />
THEMENKOMPLEx 5<br />
Pflege der Vegetationsbestände<br />
In der Kulturlandschaft sind artenreiche Wiesenflächen<br />
mit gliedernden Gehölzstrukturen das Ergebnis<br />
jahrzehntelanger, traditioneller Nutzung. Anders in der<br />
Stadt. Hier müssen gezielte Pflegemaßnahmen landwirtschaftliche<br />
Nutzung ersetzen.<br />
Grundsätzliches Konzept <strong>für</strong> die Entwicklung der Stadtumbauflächen<br />
sollte die “gestaltende Pflege” (<strong>Station</strong><br />
<strong>C23</strong>, 2009) sein, bei der das Landschaftsbild im Laufe<br />
der Zeit als Folge <strong>eine</strong>r speziell auf die jeweiligen Bedingungen<br />
abgestimmten Pflege und Bewirtschaftung<br />
entsteht: Mit der Fertigstellungs- und Entwicklungspflege<br />
wird abgesichert, dass die ersten Mahdgänge<br />
zu phänologisch optimalen Zeitpunkten stattfinden,<br />
Gehölze bis zum Anwachsen gewässert werden und,<br />
falls erforderlich, <strong>eine</strong>n ersten Erziehungsschnitt erhalten.<br />
Damit wird die Etablierung unterstützt, ist aber in<br />
der Regel noch nicht abgeschlossen. Die Entwicklung<br />
<strong>eine</strong>r Wiese, <strong>eine</strong>s Saums oder <strong>eine</strong>r Gehölzstruktur ist<br />
ein Prozess, der sich über mehr als drei Jahre erstreckt.<br />
Im städtischen Umfeld entsteht so Schritt <strong>für</strong> Schritt<br />
Pflege der Vegetationsbestände<br />
<strong>eine</strong> neue Freiraumqualität die durch offene, weite<br />
und nutzungsabhängige Landschaften geprägt wird.<br />
Variationen in Nutzungs- und Pflegeintensität sowie die<br />
naturräumlichen Gegebenheiten führen sukzessive zu<br />
verschiedenen räumlichen Bildern und Zonierungen.<br />
Um die Folgepflege g kosteneffizient zu gestalten,<br />
sind Pflegezonierung (Abstufung intensiv - extensiv),<br />
die Beschränkung intensiver Pflege auf Pflegeränder,<br />
großflächige Extensivierung und der so genannte „Gestaltende<br />
Abriss“ von Bedeutung. Mahdtermine sollten<br />
nach phänologischer Indikation stattfinden, damit „mit<br />
und nicht gegen“ die Vegetation gepflegt wird.<br />
Die Folgepflege <strong>für</strong> offene Stadtumbaubereiche erstreckt<br />
sich in erster Linie auf die Absicherung <strong>eine</strong>r<br />
bzw. zweier regelmäßiger Mahdgänge im Jahr. Der<br />
Belastbarkeit dieser Flächen sind allerdings Grenzen<br />
gesetzt: bei gewünschter intensiverer Nutzung müssen<br />
Rasenflächen angelegt werden, die dann <strong>eine</strong>n erhöhten<br />
Pflegeaufwand nach sich ziehen.<br />
THEMENKOMPLEx 4<br />
Etablierung Pflege <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />
Die unterschiedlichen Flächengrößen und -funktionen erfordern<br />
angepasste Pflegestrategien:<br />
Intensivere kleinteilige Flächen erfordern Pflege mit der üblichen,<br />
im Garten- und Landschaftsbau verwendeten Technik.<br />
Akteure sind hier z.B. der Stadtpflegebetrieb, g Paten und<br />
g „Landmeister“. Ausdrücklich erwünscht ist dabei die Einbindung<br />
g bürgerschaftlichen Engagements. Durch Aktivitäten<br />
vor Ort wird signalisiert, dass Rückbauflächen nicht aufgegeben<br />
sind. Sie sind außerdem wichtige Multiplikatoren der<br />
Stadtumbauidee und tragen das Konzept in die Öffentlichkeit.<br />
Große Flächen hingegen können extensiv bewirtschaftet<br />
werden. Diese Pflege kann an externe Pflegebetriebe vergeben<br />
werden, die über geeignete g Geräte und Maschinen<br />
verfügen.<br />
Die Pflegemaßnahmen sollten durch g längerfristige Pflegeverträge<br />
abgesichert werden. Sinnvoll ist <strong>eine</strong> Kombination<br />
der unterschiedlichen Pflegeformen, da nicht alle Flächen<br />
gleich behandelt werden können.
48<br />
THEMENKOMPLEx 5<br />
Geplante Pflegezonierung am Beispiel Rodebilleviertel, Dessau-Rosslau.<br />
Gepflegter Randstreifen auf <strong>eine</strong>r Grünfläche im Leipziger Osten.<br />
Pflegeextensive Gestaltung<br />
Kosteneffiziente Folgepflege<br />
Pflegezonierung<br />
Grünflächen können in der Intensität von Nutzung und<br />
Pflege abgestuft werden. Ausgehend von intensiv genutzten<br />
Flächen – wie Eingangs- und häufig genutzte Bereiche<br />
mit „hochwertigen Gestaltungselementen“ (Staudenrabatten,<br />
Sportrasen usw.) – verringert sich die Nutzungsund<br />
damit auch notwendige Pflegeintensität hin zu „wilder“<br />
wirkenden (g Sukzessions-) Randbereichen. In gewissem<br />
Rahmen können hier spontane Besiedlungsprozesse ausgenutzt<br />
und die Zahl der Pflegegänge deutlich reduziert<br />
werden. In solchen Randbereichen lassen sich extensiv<br />
pflegbare Gehölzbänder – aus vorhandenen Gehölzflächen,<br />
auch unter Einbeziehung von g Sukzession – entwickeln.<br />
Die Auswahl der zu belassenden bzw. neu zu g pflanzenden<br />
Gehölze ist dabei nach (stadträumlicher) Funktion des<br />
Standorts auszuwählen.<br />
w Eine zunehmende Vermüllung von Grünflächen resultiert<br />
in <strong>eine</strong>r ablehnenden Haltung gegenüber extensiven<br />
Pflegeflächen. Eine regelmäßige Müllberäumung ist deshalb<br />
sicherzustellen.<br />
Pflegeränder<br />
Entlang von Wegen etc. sollten stets angemessen breite<br />
intensiv gepflegte Randstreifen (2...5 m Breite) <strong>eine</strong>n ansprechenden<br />
Übergang zu extensiv gepflegten Bereichen<br />
vermitteln und <strong>eine</strong>n Rahmen bilden. Hier wird 5 bis 6 mal<br />
pro Jahr gemäht. Entlang von Straßen und Wegen, an<br />
Wohngrundstücken und auf (genutzten) kl<strong>eine</strong>ren Flächen<br />
(< 100m 2 ) sollten Mehrschnittrasen beibehalten werden.<br />
w Obwohl sich Pflegeränder nachgewiesenermaßen positiv<br />
auf die Akzeptanz von extensiver gepflegten Flächen<br />
auswirken, wird diese Maßnahme häufig nicht mit der nötigen<br />
Konsequenz umgesetzt.<br />
Extensivierung<br />
Kl<strong>eine</strong>re Teilflächen (< 100 m2 ) bestehender, früher intensiv<br />
gepflegter Staudenflächen lassen sich in nur einmal jährlich<br />
zurückzuschneidende pflegeleichte g Staudenmischpflanzungen<br />
(z.B. Perennemix ® ) umwandeln. Der Pflegeaufwand<br />
kann in der Folge auf ein bis zwei Pflegegänge im<br />
Jahr reduziert werden.<br />
Pflege <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />
Auf größeren, weniger genutzten Rasenflächen wird die<br />
Schnittfolge allmählich auf lediglich 1-2 Mahdgänge/ Jahr<br />
reduziert bzw. <strong>eine</strong> g Umwandlung zu extensiven Wiesen<br />
vorgenommen. Das Mahdgut wird generell abgefahren,<br />
<strong>eine</strong> Düngung erfolgt nicht. Bei geeigneter Größe und entsprechender<br />
g Mahdfähigkeit der Fläche (Durchfahrtsbreiten,<br />
Erreichbarkeit) ist der Übergang zu g großmaschineller<br />
Pflege möglich.<br />
„Gestaltender Abriss“<br />
Geländegestaltung und Ansaat mit speziellen Saatgutmischungen<br />
erlauben <strong>eine</strong> in der Folgenutzung extensive und<br />
dadurch kosteneffiziente, ökologische und gestalterische<br />
Aufwertung. Eine sorgfältige Durchführung aller dazu notwendigen<br />
Maßnahmen, wie g Standortcharakterisierung,<br />
g Substratwahl und Herstellung <strong>eine</strong>r mahdfähigen,<br />
optimierten g Substratschicht mit anschließenden Begrünungsmaßnahmen<br />
(z.B. g Ansaaten oder g Gehölzetablierung)<br />
und <strong>eine</strong>r ordnungsgemäßen Fertigstellungsund<br />
Entwicklungspflege gewährt die erfolgreiche Entwicklung<br />
extensiv pflegbarer Offenland-Vegetationsbilder<br />
(„gestaltende Pflege“, <strong>Station</strong> <strong>C23</strong>, 2009).<br />
w Rückbau- und Aufwertungsmaßnahmen können<br />
dabei jedoch nicht, wie meist üblich, als getrennte Maßnahmenbereiche<br />
betrachtet werden – die weitere Entwicklung<br />
der Fläche ist beim Abriss bereits „mitzudenken“.<br />
Mahdtermine nach phänologischen Zeigerarten<br />
Der Mahdzeitpunkt spielt <strong>für</strong> die Pflegemahd <strong>eine</strong> herausragende<br />
Rolle. Indikatorarten machen es auch dem botanischen<br />
Laien möglich, phänologisch optimale Mahdtermine<br />
festzulegen. Relevante Arten müssen einmalig in Abhängigkeit<br />
vom jeweiligen Vegetationstyp festgelegt werden.<br />
Glatthaferwiesen werden zur Hauptblüte des Glatthafers<br />
jeweils im ersten und zweiten Aufwuchs gemäht. Für ruderal<br />
beeinflusste Standorte kann die beginnende Blüte des<br />
Johanniskrautes als erster Mahdtermin festgelegt werden.<br />
Weitere Termine hängen von der Entwicklung im jeweiligen<br />
Jahresverlauf ab und liegen etwa im August. Hochstauden<br />
bilden wichtige Überwinterungsquartiere z.B. <strong>für</strong> Insekten.<br />
Hier empfiehlt sich <strong>eine</strong> Mahd im späten Frühjahr. Feuchte<br />
und wechselfeuchte Wiesentypen mit spätblühenden Arten<br />
können nach Abblühen des Blutweiderich gemäht werden.<br />
Kosteneffiziente Folgepflege
49<br />
THEMENKOMPLEx 5<br />
Zur Erstpflege von Sukzessionsflächen kann auch im<br />
städtischen Umfeld ein Forstmulcher eingesetzt werden.<br />
Pflege mit Großtechnik: Häcksler auf Rodebille-Nord, Dessau-Rosslau.<br />
Pflegeextensive Gestaltung<br />
Großmaschinelle Pflege<br />
Stadtumbauflächen in schrumpfenden Städten weisen<br />
häufig Flächengrößen auf, die den Einsatz von Großmaschinen<br />
aus der Landwirtschaft zur Durchführung<br />
der Pflege ermöglichen. Aufwändigere Maßnahmen wie<br />
Flächenzusammenlegungen (z.B. Wegfall wenig genutzter<br />
Wege und/ oder Rückbau von Einbauten) sind in der Regel<br />
nicht erforderlich.<br />
Um diesen Vorteil langfristig ausnutzen ist können, muss<br />
bereits bei der Planung von Begrünungsmaßnahmen die<br />
zukünftige g Mahdfähigkeit, berücksichtigt werden. Wichtige<br />
Parameter sind in diesem Zusammenhang insbesondere<br />
die Gewährung von ausreichenden Durchfahrtsbreiten<br />
und Wendemöglichkeiten – vor allem im Bereich<br />
von Gehölzen – sowie die Erreichbarkeit der Flächen mit<br />
großen Fahrzeugen.<br />
Ein Abschluss von g längerfristigen Pflegeverträgen eröffnet<br />
die Möglichkeit, die Mahd zu phänologisch optimalen<br />
Zeitpunkten durchzuführen. Damit wird <strong>eine</strong> Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> die langfristige Erhaltung von kräuterreichen<br />
Wiesenbeständen geschaffen.<br />
Bei längerfristiger Planung können an <strong>eine</strong>m Tag mehrere<br />
Flächen gemäht werden. Eine Ausnutzung entsprechender<br />
Witterungsbedingungen und die Abfuhr des Mahdgutes in<br />
rationeller Weise (z.B. Container, Heuballen) trägt weiterhin<br />
zur g Kosteneffizienz bei.<br />
Die Möglichkeit der Pflege durch (kostengünstige) Großtechnik<br />
– statt (kostenintensiver) Kleintechnik, wie Freischneider<br />
und Rasenmäher – macht auch die Beteiligung<br />
von Landschaftspflegebetrieben aus dem Einzugsgebiet<br />
der Kommune an Ausschreibungen <strong>für</strong> Pflegeleistungen<br />
interessant. Zudem ist mit <strong>eine</strong>r Zunahme von großflächigen<br />
extensiv zu pflegenden Offenlandflächen im innerstädtischen<br />
Bereich künftig zu rechnen. Erfahrungswerte aus<br />
der Dessauer Praxis gehen in der Folgepflege bei der jährlichen<br />
Mahd mit Abfuhr auf g Extensivwiesen der Stadtumbauflächen<br />
von <strong>eine</strong>r Kosteneinsparung von etwa <strong>eine</strong>m<br />
Drittel gegenüber den Kosten <strong>eine</strong>s Garten- und Landschaftsbaubetriebes<br />
mit üblichem Maschinenpark aus.<br />
Pflege <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />
Weiterführende Informationen<br />
KüHn, N, Von Birgelen, A., ProminSKi, M. & langner, S.<br />
(2008): Hochregallager. Ein entwurfsorientierter<br />
Wissensspeicher. www.handbuch-hochregal.de<br />
(Zugriff 02.10.2010)<br />
Stadt deSSau-roSSlau (Hrsg., 2007): Leitfaden<br />
Landschaftszug Dessau-Rosslau. Handlungs- und<br />
Gestaltungsvereinbarungen.<br />
<strong>Station</strong> c23 (2009): Ästhetisches Pflegewerk <strong>für</strong> den<br />
Landschaftszug der Stadt Dessau. Im Auftrag der<br />
Stadt Dessau-Rosslau.<br />
Großmaschinelle Pflege
50<br />
THEMENKOMPLEx 5<br />
Das großmaschinell geerntete Mahdgut wird zu<br />
Ballen gepresst und abtransportiert.<br />
Pflege mit Freischneider.<br />
Absicherung der dauerhaften Pflege<br />
Absicherung der Pflege durch längerfristige Pflegeverträge<br />
Landschaftspflegebetrieb<br />
Für die Betreuung von großen, möglichst zusammenhängenden<br />
Stadtumbauflächen ist die Bindung <strong>eine</strong>s Pflegebetriebes<br />
über längere Zeiträume hinweg (z.B. 5 Jahre,<br />
ähnlich Pachtverträgen) empfehlenswert. Dieser Betrieb<br />
kann im Laufe der Zeit die Besonderheiten „s<strong>eine</strong>r“ Flächen<br />
richtig einschätzen – insbesondere bei der Festlegung des<br />
(phänologisch) optimalen Mahdzeitpunkts.<br />
Es ergeben sich hierbei Chancen <strong>für</strong><br />
Z Landwirte aus der Region<br />
(Standbein Landschaftspflege) bzw. <strong>für</strong><br />
Z Betriebe des Garten- und Landschaftsbaues<br />
(Standbein Pflege mit g Großtechnik),<br />
längerfristig planbare Einkommen zu erzielen. Die Pflege<br />
kann in das jährliche Programm des Betriebes verlässlich<br />
eingetaktet werden.<br />
Betriebe der Landwirtschaft können – sofern k<strong>eine</strong> Verunreinigungen<br />
auftreten – die nachhaltige Verwendung des<br />
Mahdgutes gewährleisten (Einstreu, Häcksel) und dadurch<br />
günstigere Preise anbieten, da Entsorgungskosten entfallen.<br />
Landmeister<br />
Als Pendant zum „Hausmeister“ kann sich ein „Landmeister“<br />
um kl<strong>eine</strong>re Stadtumbauflächen im Wohngebietsumfeld<br />
kümmern. Ein Landmeister nutzt, pflegt und kommuniziert<br />
die intensiver zu pflegenden Grünbereiche und übernimmt<br />
<strong>für</strong> diese die Verantwortung. Er ist in der Lage, auf den Ort<br />
bezogene, relativ kleinteilig-intensive Pflegemaßnahmen<br />
und „Schönheitsreparaturen“ durchzuführen (Müll beseitigen,<br />
Mahd intensiver Aufenthaltsbereiche, Weiterleiten von<br />
Erneuerungsbedarf etc.), kennt die Probleme vor Ort und<br />
ist idealer Ansprechpartner <strong>für</strong> Anwohner und auch Besucher<br />
(<strong>Station</strong> c23 2009).<br />
Hierbei ergeben sich Möglichkeiten zu <strong>eine</strong>r längerfristigen<br />
Bindung von Bürgern, z.B. als Freiwilligendienst, Rentenhinzuverdienst<br />
oder <strong>für</strong> Existenzgründer. Für die Finanzierung<br />
<strong>eine</strong>s solchen Beschäftigungsprojekts auf städtischen<br />
Flächen ist die Selbstbeteiligung der Kommune Voraussetzung.<br />
Auf privaten Flächen könnten g Patenschaftsverträge<br />
<strong>eine</strong> sinnvolle Lösung sein.<br />
Pflege <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />
w Beschäftigungsgesellschaften<br />
Pflegeeinsätze mit Beschäftigten des so genannten<br />
„2. Arbeitsmarktes“ sind in der Regel nicht langfristig planbar<br />
und abhängig von der aktuellen Arbeitsmarktpolitik.<br />
Im Normalfall sind solche Arbeitskräfte nicht <strong>für</strong> Arbeiten<br />
im Garten- und Landschaftsbau ausgebildet. Es fehlt ihnen<br />
also Fachwissen, um Pflegearbeiten fachgerecht durchführen<br />
zu können.<br />
Die Organisation von Pflegeeinsätzen wird zudem dadurch<br />
erschwert, dass k<strong>eine</strong> Langzeitverträge geschlossen<br />
werden können bzw. dürfen und mit stets wechselnden<br />
Arbeitsgruppen gerechnet werden muss. Eine Einarbeitung<br />
bzw. intensive Schulung zur Grünlandpflege ist<br />
deshalb kaum möglich.<br />
Weiterführende Informationen<br />
<strong>Station</strong> c23 (2009): Ästhetisches Pflegewerk <strong>für</strong> den<br />
Landschaftszug der Stadt Dessau.<br />
Im Auftrag der Stadt Dessau-Rosslau.<br />
Langfristige Pflegeverträge
51<br />
THEMENKOMPLEx 6<br />
Inhalte der Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die Beteiligung der Öffentlichkeit ist ein zentrales,<br />
aber bei weitem nicht selbstverständliches Element im<br />
Stadtumbau, das vor dem Hintergrund sich wandelnder<br />
gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Herausforderungen<br />
zunehmend an Bedeutung gewinnt. Dabei brauchen<br />
Beteiligungsprozesse nicht in erster Linie neue Methoden,<br />
sondern Fürsprecher und Kommunikationskonzepte (vgl.<br />
RöSeneR 2007).<br />
Auch bei der Konzeption, Umsetzung und anschließenden<br />
Pflege bzw. Nutzung von innovativen Vegetationsbildern<br />
ist das allgem<strong>eine</strong> Wissen um Möglichkeiten der Beteiligung<br />
von Bürgern bislang häufig schlecht ausgebildet.<br />
Stadtverwaltungen, Wohnungsunternehmen und Planer<br />
empfinden die Einbeziehung interessierter Bürger oft als<br />
Belastung und Verkomplizierung des Umsetzungsprozesses.<br />
Man beschränkt sich deshalb häufig auf Informationsveranstaltungen,<br />
bei denen fertige Planungen vorgestellt<br />
werden, jedoch kaum Möglichkeiten <strong>eine</strong>r Änderung<br />
bestehen. In der Folge werden Entwicklungen in Zusammenhang<br />
mit der Etablierung extensiver Wiesenflächen im<br />
urbanen Umfeld von Anwohnern oft missverstanden und<br />
deshalb auch nicht oder nur schlecht angenommen.<br />
Öffentlichkeitsbeteiligung sollte deshalb kontinuierlich den<br />
Planungs- bzw. Umwandlungsprozess strukturieren und<br />
begleiten – von Idee über Planung und Ausführung bis hin<br />
zur anschließenden Nutzung. Dabei sind unbedingt Voraussetzungen,<br />
Rahmenbedingungen und Ressourcen klar<br />
zu definieren und dennoch ist den Beteiligten Gelegenheit<br />
zu geben, ihre persönlichen Wünsche und Vorstellungen<br />
zu kommunizieren und im Rahmen der Möglichkeiten zu<br />
integrieren (Transparenz, Verlässlichkeit, Ergebnisoffenheit).<br />
Traditionelle Partizipationsangebote prägen die lokale<br />
Beteiligungskultur, aus der heraus sich erweiterte Formen<br />
der Mitwirkung entwickeln können (vgl. Schmitt 2008).<br />
Aktive Beteiligungsprozesse setzen allerdings ein Verständnis<br />
<strong>für</strong> die Planung und Entwicklung von Freiflächen<br />
in der Bürgerschaft voraus. Deshalb ist <strong>eine</strong> kontinuierliche,<br />
langfristig angelegte und allgemein verständliche<br />
Information sowohl über den Stadtumbauprozess an sich<br />
als auch die damit zusammenhängenden, notwendigen<br />
Veränderungen bei der Anlage und Pflege von Freiflächen<br />
erforderlich.<br />
Inhalte der Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die g Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit unterscheiden<br />
sich in der Intensität der Einbeziehung der Menschen:<br />
Z Information über Vorhaben und Planungen ist Grundlage,<br />
will und soll motivieren, anregen und bewegen.<br />
Z Beteiligung und Einbeziehung bedeutet, selbst tätig<br />
werden zu können und dadurch neben Verständnis auch<br />
<strong>eine</strong> Bindung zur Fläche über ein konkretes Erlebnis zu<br />
erzielen. Erreicht wird <strong>eine</strong> höhere Akzeptanz und Nutzbarkeit<br />
der neu gestalteten Grünflächen.<br />
Z Einbindung der Bürger in die nachhaltige Nutzung der<br />
neu gestalteten Grünflächen stellt das höchste Maß an<br />
Beteiligung dar.<br />
Das verbindende Element aller drei Formen der Öffentlichkeitsarbeit<br />
ist die kontinuierliche Berichterstattung<br />
in lokalen Medien nach dem Motto „Tue Gutes und<br />
rede darüber“.<br />
THEMENKOMPLEx 5<br />
Öffentlichkeitsarbeit Pflege zur Vermittlung <strong>standortangepasste</strong>r innovativer Vegetationsbilder<br />
Es sollten deshalb nicht nur Einladungen zu öffentlichen<br />
Veranstaltungen verteilt werden, sondern auch Berichterstattungen<br />
in der Presse folgen. Gezielte Pressegespräche<br />
können Redakteure zusätzlich vorinformieren und auf<br />
das Thema vorbereiten.<br />
Weiterführende Informationen<br />
röSener, B. (2007): Partizipationsprozesse gestalten: Worauf<br />
kommt es (nicht) an? In: Jonuschat et al.: Partizipation und<br />
Nachhaltigkeit. Vom Leitbild zur Umsetzung. Ergebnisse<br />
Sozialökologischer Forschung Bd. 7, München, S. 76-80.<br />
röSner, B., Selle, K. (2007): Mit Planungskultur zur Baukultur<br />
- Zwölf Grundsätze zur Gestaltung kommunikativer Prozesse.<br />
PLANERIN 06/2007: 12-14.<br />
ScHmitt, g. (2008): Stadtumbau West _Transferwerkstatt<br />
07.10.2008. http://www.stadtumbau.net/stuw_2008/images/<br />
stories/kommentar 2_schmitt.pdf Letzter Zugriff: 18.03.2011
52<br />
THEMENKOMPLEx 6<br />
Radtour zur Vorstellung von extensiven Wiesen<br />
im Landschaftszug von Dessau-Roßlau.<br />
Perennemix ® -Pflanzung mit Kindern.<br />
Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit<br />
Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit<br />
Da die Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiger Bestandteil bei<br />
der Umsetzung neuer Begrünungsstrategien ist, sollte<br />
bereits in der Konzeptphase ein Budget da<strong>für</strong> eingestellt<br />
werden. Große Wohnungsunternehmen haben in der Regel<br />
<strong>eine</strong> Öffentlichkeitsabteilung, die in Kooperation mit den<br />
zuständigen Planern diese Aufgabe übernehmen können.<br />
Ist dies nicht möglich, kann auch das Planungsbüro direkt<br />
oder ein externes Büro <strong>für</strong> Marketing und Öffentlichkeitsarbeit<br />
– das im günstigsten Fall bereits Erfahrung mit der<br />
Thematik hat – damit beauftragt werden.<br />
Empfehlenswert ist in jedem Fall die Zusammenarbeit mit<br />
allen am Projekt beteiligten Partnern: Flächeneigentümer,<br />
Auftraggeber, Planungsbüro und ausführende Firmen. So<br />
können Wissen und Erfahrungen aus allen Bereichen zusammengeführt<br />
und fachkundig vermittelt werden und das<br />
Publikum lernt zudem alle Verantwortlichen kennen.<br />
Hochschulen oder andere Bildungsträger aus diesem<br />
Fachgebiet können in die fachliche Begleitung, z.B. über<br />
Projektarbeiten, eingebunden werden.<br />
Information<br />
Information kann sehr vielgestaltig erfolgen, z.B. mittels<br />
Radtouren und g Spaziergängen, mit Informationsveranstaltungen,<br />
Nachbarschaftsgesprächen und Projektvorstellungen<br />
auf den umzugestaltenden Freiflächen oder im<br />
Zusammenhang mit Feiern zu besonderen Anlässen – z.B.<br />
vor dem Abriss oder der Beräumung <strong>eine</strong>r Fläche (Abschiednehmen)<br />
und später zur Einweihung <strong>eine</strong>r neu etablierten<br />
extensiven Wiese.<br />
Ebenso können auf den Stadtumbauflächen Fachexkursionen<br />
oder Naturbildungsveranstaltungen – z.B. „Langer<br />
Tag der Stadtnatur“ – durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang<br />
besteht zwar die Möglichkeit, Wünsche und<br />
Bedürfnisse zur Planung zu äußern, aber nicht, sie auch in<br />
die Planung einzubeziehen.<br />
Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung innovativer Vegetationsbilder<br />
Beteiligung<br />
Durch die Einbeziehung der Wünsche und Bedürfnisse von<br />
Bürgern bereits während der Planungsphase erreicht man<br />
<strong>eine</strong> höhere Akzeptanz und verbessert die zukünftige Nutzbarkeit<br />
der neu gestalteten Grünflächen. Die Einbeziehung<br />
kann über Workshops, Fragebögen oder aber zu <strong>eine</strong>r konkreten<br />
Fragestellung (Sitzgelegenheiten, Wegeführungen,<br />
etc.) während <strong>eine</strong>r Begehung vor Ort erfolgen. Letztere<br />
Methode ist persönlicher, man kommt mit den Menschen<br />
ins Gespräch und kann die Ergebnisse der Abstimmung in<br />
den weiteren Planungsprozess einfließen lassen.<br />
Die einfachste Form der Beteiligung während der Umsetzungsphase<br />
sind identitätsstiftende Aktionen – das kann<br />
beispielsweise <strong>eine</strong> gemeinsame Schauansaat oder Pflanzaktion<br />
während <strong>eine</strong>r Begehung sein. Dabei werden den<br />
Teilnehmern nicht nur Informationen vermittelt, sie dürfen<br />
auch selbst tätig werden. Neben dem Verständnis wird so<br />
auch <strong>eine</strong> Bindung zur neu entstehenden Grünfläche über<br />
ein konkretes Erlebnis geschaffen, welche durch Aktionen<br />
wie z.B. g Bürger-Bonituren über <strong>eine</strong>n längeren Zeitraum<br />
erhalten werden kann. Auf diese Weise können auch Fürsprecher<br />
und Multiplikatoren zur Informationsvermittlung in<br />
der Nachbarschaft gewonnen werden.<br />
Einbindung in nachhaltige Nutzungsstrukturen<br />
Das höchste Maß an Beteiligung wird mit der Einbindung<br />
der Bürger in die nachhaltige Nutzung der neu gestalteten<br />
Freiflächen erreicht (vgl. www.iba-stadtumbau.de/index.<br />
php?iba-praesentation-in-dessau-rosslau). So können insbesondere<br />
über g Flächenpatenschaften neue Nutzungen<br />
entstehen, die <strong>für</strong> Eigentümer und Nutzer viele Vorteile<br />
bringen.<br />
Information / Beteiligung / Nachhaltige Einbindung
53<br />
THEMENKOMPLEx 6<br />
Zielgruppe Jugend. Detektivspiel auf der Rodebillefläche Dessau-<br />
Roßlau anlässlich des Langen Tags der Stadtnatur 2011.<br />
Zielgruppe Anwohner. Einbeziehung in die<br />
Bauausführung Heidestraße Dessau-Roßlau.<br />
Zielgruppen<br />
Zielgruppen<br />
Die ersten Überlegungen vor Konzeption der Öffentlichkeitsarbeit<br />
zu <strong>eine</strong>r bestimmten Freifläche sollten der angesprochenen<br />
Zielgruppe gelten. Es muss geklärt sein, wen<br />
man erreichen möchte, um entsprechend abgestimmte<br />
Aktionen durchführen zu können. Die Zielgruppe richtet<br />
sich nach Lage, Größe, Nutzung und besonderen Eigenschaften<br />
von Fauna und Vegetation auf der Fläche.<br />
Nachbarschaft<br />
Öffentlichkeitsarbeit sollte sich vor allem an Nachbarn und<br />
interessierte Bürger der Umgebung richten. Dieses Publikum<br />
ist meist direkt von den Veränderungen betroffen und<br />
steht diesen oft misstrauisch gegenüber. Insbesondere<br />
Nachbarn sind aber die potentiellen neuen Nutzer der entstehenden<br />
Flächen.<br />
Durch zeitige g Information über das Vorhaben fördert man<br />
Verständnis und erhält in Gesprächen oft wichtige Informationen<br />
zur Geschichte oder bisherigen Nutzungen und Besonderheiten<br />
der Flächen, die im weiteren Planungsverlauf<br />
hilfreich sein können. Das Verantwortungsgefühl gegenüber<br />
der Fläche nimmt zu, wenn Wünsche und Bedürfnisse<br />
der Anwohnerschaft berücksichtigt werden. Schon kl<strong>eine</strong><br />
Möglichkeiten der Mitbestimmung tragen dazu bei, dass<br />
Anwohner mehr auf die Fläche achten und weniger Vandalismus<br />
und Vermüllung zugelassen wird. Im besten Fall finden<br />
sich dadurch sogar neue Nutzer <strong>für</strong> <strong>eine</strong> (Teil-) Fläche.<br />
Interessierte Bürger<br />
Die meisten Bürger sind an den allgem<strong>eine</strong>n Veränderungen<br />
im Stadtbild interessiert. Ihnen reichen oft jedoch<br />
schon Informationen über Projekte, Planungen, Zuständigkeiten<br />
und künftige Nutzungen. Interessierte Bürger verfügen<br />
zum Teil über gute regionalgeschichtliche Kenntnisse,<br />
von denen auch die Planer profitieren können. Auch sie<br />
können als Multiplikatoren der vermittelten Inhalte dienen.<br />
Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung innovativer Vegetationsbilder<br />
Kinder/Jugendliche<br />
Kinder und Jugendliche haben meist k<strong>eine</strong> persönliche<br />
Bindung zur Fläche und deren Lage im Stadtgebiet, können<br />
aber durch Besonderheiten, wie z.B. die vorhandene<br />
Fauna und Flora angesprochen werden.<br />
Stadtumbauflächen können deshalb gut als Naturerlebnisraum<br />
genutzt werden. Die Lage innerhalb der Stadt und<br />
somit in Nähe zu Schulen oder Kindergärten begünstigt<br />
<strong>eine</strong>n Ausflug oder Projekttag. Auch <strong>für</strong> Familien sind diese<br />
Flächen unkompliziert zu erreichen und deshalb <strong>für</strong> <strong>eine</strong>n<br />
kurzen Ausflug „in die Natur“ gut geeignet. Kinder sind sehr<br />
begeisterungsfähig und unvoreingenommen dem Naturerlebnis<br />
in der Stadt gegenüber. Darum erreicht man sie<br />
leicht und darüber hinaus häufig auch die Eltern. Für die<br />
Anlage <strong>eine</strong>s Schulgartens oder <strong>eine</strong>s Schaubeetes bieten<br />
sich deshalb Kooperationen mit Schulen an.<br />
Fachpublikum Planung<br />
Wohnungsunternehmen (als Flächeneigner und Auftraggeber),<br />
GaLaBau-Firmen (als Auftragnehmer), Mitarbeiter<br />
von Stadtplanungs- oder Grünflächenämtern oder<br />
Planungsbüros sollten ebenfalls in die Öffentlichkeitsarbeit<br />
einbezogen werden. Ein Erfahrungsaustausch zwischen<br />
diesen Gruppen trägt dazu bei, innovative Begrünungsstrategien<br />
bekannter zu machen und Fehler zu vermeiden.<br />
Dabei sind auch Schwierigkeiten in Planung und<br />
Umsetzung zu kommunizieren.<br />
Darüber hinaus besteht je nach Flächenausstattung auch<br />
bei z.B. Botanikern, Ornithologen, Entomologen und Imker<br />
Interesse an <strong>eine</strong>r Begleitung der Entwicklungsprozesse.<br />
Akteure
54<br />
THEMENKOMPLEx 6<br />
Erläuterungen zur geplanten Vegetationsetablierung<br />
in der Heidestraße Dessau-Roßlau.<br />
Ein Jahr Bürger-Bonitur in der Heidestraße Dessau-Roßlau.<br />
Zeitpunkte<br />
Zeitpunkte<br />
Die g Beteiligung gliedert sich grob in folgende Phasen.<br />
Ideen- und Konzeptphase<br />
Bereits bei Festlegung des Abrisses <strong>eine</strong>s Gebäudes bzw.<br />
der Neugestaltung <strong>eine</strong>r schon beräumten Fläche sollte die<br />
Öffentlichkeitsarbeit ansetzen. Dies kann beispielsweise<br />
in Form <strong>eine</strong>r Pressemitteilung oder Informationsveranstaltung,<br />
besser aber mit <strong>eine</strong>r Aktion vor Ort geschehen.<br />
Hierzu können öffentlich – aber auch gezielt – Nachbarn,<br />
ehemalige Bewohner oder Mitarbeiter eingeladen werden.<br />
Es wird ein kurzer Rückblick in die Geschichte und <strong>eine</strong>n<br />
Ausblick in die Zukunft gegeben sowie Planungen, Ideen<br />
und Konzepte <strong>für</strong> die Fläche vorgestellt. Das gibt den Betroffenen<br />
die Möglichkeit, sich von bekannten Orten zu<br />
„verabschieden“ und diese vor dem Abriss noch einmal<br />
zu besichtigen und zu fotografieren. Dieses Format stößt<br />
daher häufig auf großes Interesse.<br />
Planungsphase<br />
Die Öffentlichkeitsbeteiligung in dieser Phase ist die wohl<br />
bedeutendste und sollte am intensivsten betrieben werden.<br />
Hier können Wünsche und Bedürfnisse der Anwohner an<br />
die Entwicklung und künftige Nutzung der Freifläche abgefragt<br />
und im günstigsten Fall sogar neue Nutzer akquiriert<br />
werden. Die Ergebnisse können in dieser Phase noch Aufnahme<br />
in die Planung finden und die spätere Nutzung und<br />
Akzeptanz nach Fertigstellung absichern.<br />
w Hierbei muss jedoch der Spagat zwischen den Ideen<br />
beteiligter Laien und realistischer Planung geübt werden.<br />
Die Planer haben die Aufgabe, die Anforderungen an die<br />
Fläche umzusetzen. Die Beteiligten müssen sich wiederfinden.<br />
Die Vorstellungen der Bürger müssen dabei nicht 1:1<br />
umgesetzt werden.<br />
Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung innovativer Vegetationsbilder<br />
Bauphase<br />
Während der Umsetzung bietet sich ein öffentlicher Besichtigungstermin<br />
auf der Baustelle an. Dabei können beteiligte<br />
Baufirmen vorgestellt, Zwischenstände gezeigt, Probleme<br />
angesprochen und ein Ansprechpartner genannt werden.<br />
Der Beginn der Baumaßnahme ist auch ein guter Zeitpunkt<br />
<strong>für</strong> <strong>eine</strong> gemeinsame, öffentliche Aktion. Aktivwerden<br />
schafft Verbundenheit.<br />
Nach Fertigstellung<br />
Die Fertigstellung <strong>eine</strong>r Neugestaltung ist ein guter Anlass<br />
<strong>für</strong> <strong>eine</strong> Abschlussveranstaltung. Man kann diese Gelegenheit<br />
nutzen, sich bei den Beteiligten zu bedanken, Hinweise<br />
zur Nutzung zu geben oder auch Probleme, die während<br />
der Bauphase aufgetreten sind, zu erläutern. Haben sich<br />
bis dahin neue Nutzer gefunden, die <strong>eine</strong> Pflege oder sogar<br />
Bewirtschaftung der Freifllächen übernehmen, müssen<br />
diese auch weiterhin betreut und unterstützt werden. So<br />
können Anwohner z.B. über <strong>eine</strong> g Bürger-Bonitur noch<br />
längere Zeit an das Projekt gebunden werden und dadurch<br />
den Planern helfen, die Neugestaltung zu evaluieren.<br />
Da viele der in dieser Praxisempfehlung vorgestellten Begrünungsstrategien<br />
erst einige Jahre nach Fertigstellung ihren<br />
Endzustand erreichen, sollten optimalerweise in regelmäßigen<br />
Abständen (evtl. jedes 2. Jahr) nach der Fertigstellung<br />
weitere Informationsveranstaltungen durchgeführt<br />
werden. Dabei kann z.B. auf das sich verändernde<br />
Pflanzenartenspektrum in den ersten Jahren oder auf<br />
die jahreszeitliche Dynamik von einschürigen Wiesen<br />
eingegangen werden.<br />
Phasen / Dynamik
55<br />
THEMENKOMPLEx 6<br />
Einbeziehung von Bürgern in die Wiesenansaat beim<br />
Stadtspaziergang auf Rodebille, Dessau-Roßlau.<br />
Erstbonitur in der Heidestraße Dessau-Roßlau.<br />
Beispiel Stadtspaziergang<br />
Der (Stadt-) Spaziergang ist ein wirksames g Instrument,<br />
Planungsinhalte anschaulich zu vermitteln (www.spaziergangswissenschaft.de).<br />
Spaziergänge eignen sich, je nach<br />
zu vermittelnden Inhalten, <strong>für</strong> fast alle g Zielgruppen und<br />
g Planungsphasen. Der organisatorische Aufwand ist<br />
relativ gering. Sachverhalte oder Besonderheiten können<br />
direkt vor Ort erläutert und veranschaulicht werden.<br />
Um möglichst vielen Menschen die Teilnahme zu ermöglichen,<br />
sind Termine in den frühen Abendstunden in der<br />
Woche oder am Wochenende sinnvoll. Die Einladung erfolgt<br />
über die lokalen Medien. Sofern Nachbarschaft vorhanden<br />
ist, können in den Hauseingängen zusätzlich Einladungen<br />
aushängen. Das lässt sich am besten über die Eigentümer<br />
(häufig Wohnungsunternehmen) organisieren. Wenn die<br />
angrenzenden Häuser großen Wohnungsunternehmen<br />
gehören, sollte im Vorfeld die Geschäftsführung bzw.<br />
Abteilung <strong>für</strong> Öffentlichkeitsarbeit in <strong>eine</strong>m persönlichen<br />
Gespräch über das Vorhaben informiert werden. Dabei<br />
erhält man gegebenenfalls wichtige Informationen und Unterstützung<br />
bei der Bekanntmachung der Veranstaltung.<br />
Beispiel Bonitur<br />
Eine Bonitur ist ein g Instrument zur visuellen Bewertung<br />
von einzelnen Pflanzen oder Pflanzenbeständen nach festgelegten<br />
Kriterien. Die „Bürger-Bonitur“ beschränkt sich<br />
auf das Aufnehmen und Bewerten einfacher Pflanzen-<br />
Merkmale, die auch Laien oder Hobbygärtner ohne Probleme<br />
bewältigen. Sie ist ein Instrument, um Anwohner stärker<br />
einzubeziehen und um als Planer <strong>eine</strong> Rückkopplung zur<br />
Entwicklung und Akzeptanz der Fläche zu bekommen.<br />
Anhand <strong>eine</strong>s einfachen Fragebogens begutachten die Bewohner<br />
von der Fertigstellung an mindestens <strong>eine</strong> Vegetationsperiode<br />
lang einmal monatlich die Flächen. Dabei wird<br />
die visuelle Wirkung der Bepflanzung im Schulnotensystem<br />
bewertet. Des Weiteren erfolgt die ungefähre Schätzung<br />
des Deckungsgrades, die Bestimmung der dominierenden<br />
Farbe, außerdem werden erkannte Arten notiert.<br />
Für <strong>eine</strong> solche Bonitur können zunächst „aktive Bürger“<br />
z.B. während <strong>eine</strong>s g Spazierganges als Teilnehmer und<br />
Multiplikatoren gewonnen werden. Alle teilnehmenden Anwohner<br />
erhalten neben ausreichend Fragebögen <strong>für</strong> den<br />
Beobachtungszeitraum <strong>eine</strong>n Plan der Fläche und die Liste<br />
Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung innovativer Vegetationsbilder<br />
Zum Spaziergang selbst sollten neben den Flächeneigentümern<br />
die Bauleitung, beteiligte Planer und eventuell<br />
Vertreter beauftragter Baufirmen anwesend sein. Ein<br />
Spaziergang in der g Ideen- und Konzeptphase kann<br />
folgenden Inhalt haben: kurzer geschichtlicher Abriss – Anlass<br />
der Umgestaltung – Präsentation angestrebter Vegetationsbilder<br />
und Erläuterung der Etablierung (Regio-Saatgut,<br />
Gehölzansaaten etc.) – späteres Pflegeregime – Ansprechpartner.<br />
Details können an Ort und Stelle erläutert werden<br />
und Visualisierungen oder Fotos von vergleichbaren Vegetationsbeständen<br />
zur besseren Vorstellung beitragen.<br />
Besonderes Erlebnis kann <strong>eine</strong> konkrete Aktion sein<br />
(g Beteiligung), die symbolisch <strong>eine</strong>n (kl<strong>eine</strong>n) Teil der<br />
Planung realisiert und bestehen bleibt. Das ermöglicht den<br />
Anwohnern und eventuell künftigen Nutzern Mitbestimmung<br />
und erleichtert die spätere Akzeptanz.<br />
Es empfiehlt es sich, <strong>für</strong> die Presse über die Aktion <strong>eine</strong>n<br />
kurzen Text mit Foto zu verfassen. Oft nehmen Redakteure<br />
diese kl<strong>eine</strong> Unterstützung gern an.<br />
mit den ausgesäten Arten. Die Erst-Bonitur wird gemeinsam<br />
mit dem Planer durchgeführt, so dass Unklarheiten<br />
beim Ausfüllen der Bögen sofort behoben werden können.<br />
Es sollte über den gesamten Zeitraum ein Ansprechpartner<br />
<strong>für</strong> die Boniteure zur Verfügung stehen.<br />
Die Bewertung gibt Hinweise auf das subjektive Empfinden<br />
und das Verständnis der Bewohner <strong>für</strong> die neu etablierten<br />
Vegetationsbilder in unmittelbarer Wohnumgebung. Außerdem<br />
schafft die Einbindung in <strong>eine</strong> langfristige Aufgabe in<br />
der Nachbarschaft <strong>eine</strong> größere Akzeptanz und das Gefühl<br />
kommunaler Mitbestimmung bei den Bürgern. Vorteilhaft<br />
wäre in jedem Fall ein längerer Zeitraum, um Entwicklungen<br />
und Veränderungen auch über mehrere Vegetationsperioden<br />
hinweg beobachten und dokumentieren zu können.<br />
Am Ende des Boniturzeitraums wird den aktiven Teilnehmern<br />
in <strong>eine</strong>r abschließenden Öffentlichkeitsaktion<br />
<strong>für</strong> ihre Mithilfe gedankt. Das setzt <strong>eine</strong>n positiven<br />
Abschlusspunkt und eignet sich hervorragend <strong>für</strong> <strong>eine</strong>n<br />
weiteren Pressebericht.<br />
Beispiele Information: Spaziergang / Beteiligung: Bonitur
56<br />
THEMENKOMPLEx 6<br />
Das Tanzforum Dessau hat <strong>für</strong> die Wiese an der<br />
Quellendorfer Straße Dessau-Roßlau <strong>eine</strong> Patenschaft<br />
zur temporären Freizeitnutzung übernommen.<br />
„Multi-Kulti-Garten“ als Form der Flächenpatenschaft.<br />
Beispiele<br />
Beispiel Patenschaften<br />
Die intensivste (und erstrebenswerteste) Form der g Beteiligung<br />
ist die so genannte Flächenpatenschaft. Sie bedeutet,<br />
dass sich <strong>für</strong> die neu entstandene Freifläche Nutzer auf<br />
Zeit finden. Die Fläche bleibt im Besitz des Eigentümers,<br />
es wird lediglich ein Patenvertrag geschlossen. Dieser beinhaltet,<br />
dass der Pate die Fläche in <strong>eine</strong>r bestimmten festzulegenden<br />
Art und Weise nutzen darf, da<strong>für</strong> aber Pflege<br />
und Aufsicht der Fläche übernimmt (g langfristiger Pflegevertrag,<br />
„Landmeister“). Solche Verträge werden <strong>für</strong> <strong>eine</strong>n<br />
begrenzten Zeitraum abgeschlossen, meist <strong>für</strong> 1-5 Jahre,<br />
so dass der Eigentümer, falls er die Fläche verkaufen oder<br />
wieder bebauen möchte, jederzeit auf diese zurückgreifen<br />
kann. Die Nutzungen auf den Flächen sind damit temporär<br />
und sollten k<strong>eine</strong> größeren, statischen An- oder Einbauten<br />
beinhalten. Im günstigsten Fall kauft der Flächenpate später<br />
selbst das Grundstück.<br />
Die Suche nach Paten und der damit verbundenen künftigen<br />
Nutzung sollte bereits vor Entstehen der neuen Freifläche<br />
beginnen. Sobald bspw. ein Wohnungsunternehmen<br />
weiß, dass ein Haus abgerissen werden soll und es k<strong>eine</strong><br />
Nachnutzung <strong>für</strong> das Grundstück gibt, kann <strong>eine</strong> Bewerbung<br />
der Fläche, z.B. im Internet oder über gezielte Gespräche<br />
mit potentiellen Interessenten beginnen. Infrage<br />
kommen da<strong>für</strong> Anwohner, soziale Einrichtungen, Kinderund<br />
Jugendeinrichtungen, Ver<strong>eine</strong> und jede andere Institution,<br />
die <strong>eine</strong> Nutzung von Freiflächen anstrebt oder darauf<br />
angewiesen ist.<br />
Vorteilhaft ist, wenn der künftige Nutzer in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft angesiedelt ist. Kurze Wege und die Lage<br />
der Fläche im eigenen Quartier vereinfachen Pflege und<br />
Nutzung und stärken die Bindung und das Interesse an der<br />
Fläche.<br />
Die angestrebte Nutzung sollte jedoch kompatibel zu den<br />
Eigenschaften der Fläche (Größe, Lage, angestrebtes Vegetationsbild,<br />
Nachbarschaft usw.) sein, um Konflikte und<br />
Enttäuschungen zu vermeiden. Letztendlich entscheidet<br />
der Eigentümer über die Art der Zwischennutzung. Deshalb<br />
kann die Suche nach geeigneten Flächenpaten in<br />
einigen Fällen längere Zeit in Anspruch nehmen. Bei den<br />
Verhandlungen sollte <strong>eine</strong> Win-Win-Situation angestrebt<br />
werden. Das heißt, beide Parteien, Eigentümer und Nutzer,<br />
ziehen Vorteil aus der Einigung. Die gegenseitigen Erwartungen<br />
sollten dabei nicht zu hoch gesteckt sein – offene<br />
und ehrliche Kommunikation ist Grundvoraussetzung <strong>für</strong><br />
Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung innovativer Vegetationsbilder<br />
ein entspanntes Verhältnis. Dem Eigentümer wird geraten,<br />
den Nutzern in bestimmten Vertragsklauseln entgegen-<br />
zukommen. Zudem wirkt <strong>eine</strong> Patenschaft, durch Öffentlichkeitsarbeit<br />
kontinuierlich begleitet, häufig als Image-<br />
gewinn <strong>für</strong> den Flächeneigner. Hier nur einige Beispiele:<br />
Z Temporäre Gärten (Urban Gardening) <strong>für</strong> Privatpersonen<br />
Z Tanzschule/Fitnessstudio als Freifläche <strong>für</strong> Yoga, Tai Chi<br />
Z Schule/Kindereinrichtung als Schulgarten<br />
Z Modellbauclub als Übungs-/Ausfahrtsfläche<br />
Z BMX-Radsportler als Dirt-Strecke<br />
Z temporärer Spielplatz <strong>für</strong> Kinder/Familien aus der Nachbarschaft<br />
Sind Paten gefunden und die Konditionen des Vertrages<br />
geklärt, sollten unbedingt auch die angrenzenden Nachbarn<br />
über die Art der künftigen Nutzung und die zukünftigen<br />
Nutzer in Kenntnis gesetzt werden. Hier<strong>für</strong> bietet sich<br />
ein kl<strong>eine</strong>s Quartiersfest, möglichst direkt auf der Fläche<br />
an, das von Flächenpaten und Eigentümern gemeinsam<br />
organisiert wird. Dabei können Ideen, Planungen und Vorhaben<br />
erläutert sowie verantwortliche Personen und Ansprechpartner<br />
vorgestellt werden.<br />
Weiterführende Informationen<br />
Stadt deSSau roSSlau (2010), S. 66ff.<br />
Einbindung: Patenschaften
57<br />
THEMENKOMPLEx 6<br />
Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung innovativer Vegetationsbilder
58<br />
ANHANG<br />
Quellenverzeichnis<br />
Literatur<br />
Allgemein<br />
KLAMIS-Modellvorhaben der Raumordnung zur Klimaanpassung<br />
in Mittel- und Südhessen (MORO-KLAMIS).<br />
Kommunen im Klimawandel – Wege zur Anpassung.<br />
März 2011 (Handlungsempfehlungen).<br />
Potsdam-Institut <strong>für</strong> Klimafolgenforschung: Studie<br />
“Klimawandel in Sachsen-Anhalt”. Studie im Auftrag<br />
des MLU LSA, November 2009<br />
HSA (2011): Abschlussbericht zum Forschungsprojekt<br />
„Dünen, Heiden, Trockenrasen – Standortangepasste<br />
Freiflächenentwicklung am Modellbeispiel der Stadt<br />
Dessau-Roßlau“. Förderkennzeichen DBU Az. 27551-33<br />
Standort<br />
Beyer, w. (1964): Zur Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit<br />
von Kiesen und Sanden aus der Kornverteilungskurve.<br />
WWT 14 6: 165-168.<br />
BodenKundlicHe Kartieranleitung (Ka 5) (2005): Hrsgg. v.d.<br />
Bundesanstalt <strong>für</strong> Geowissenschaften und Rohstoffe in<br />
Zus. mit den Staatlichen Geologischen Diensten der Bundesrepublik<br />
Deutschland Ad-Hoc-Arbeitsgruppe Boden: W.<br />
ecKelmann. Red.: H. SPonagel; w. grottentHaler; K.-J. u.a.<br />
din 18123 (04/2011): Baugrund, Untersuchung von<br />
Bodenproben - Bestimmung der Korngrößenverteilung.<br />
din 18196 (06/2011): Erd- und Grundbau – Bodenklassifikation<br />
<strong>für</strong> bautechnische Zwecke.<br />
din 18915 (08/2002): Vegetationstechnik im<br />
Landschaftsbau - Bodenarbeiten.<br />
din 19682-7 (07/2007): Bodenbeschaffenheit –<br />
Felduntersuchungen - Teil 7: Bestimmung der Infiltrationsrate<br />
mit dem Doppelzylinder-Infiltrometer.<br />
QUELLEN<br />
din en 14688-1 (06/2010): Geotechnische Erkundung<br />
und Untersuchung - Benennung, Beschreibung und<br />
Klassifizierung von Boden - Teil 1: Benennung und Beschreibung<br />
(ISO 14688-1:2002); Deutsche Fassung<br />
EN ISO 14688-1:2002; Änderung A100.<br />
forScHungSgeSellScHaft landScHaftSentwicKlung land-<br />
ScHaftSBau e.V. (fll) (2008): Richtlinie <strong>für</strong> die Planung,<br />
Ausführung und Pflege von Dachbegrünungen – Dachbegrünungsrichtlinie<br />
forScHungSgeSellScHaft landScHaftSentwicKlung land-<br />
ScHaftSBau e.V. (fll) (2008): Versuche in der Landespflege.<br />
Gemeinsame Veröffentlichung der Forschungsinstitute<br />
des deutschen Gartenbaues.<br />
Hazen, a. (1894): Experiments on the purification of<br />
sewage at the Lawrence Experimental <strong>Station</strong>,<br />
24th Annual Report to the State Board of Health,<br />
Commonwealth of Massachusetts, Public Document 34,<br />
Write and Potter Printing Co.: 393–555<br />
Horn, r., tauBner H. (1996): Bewertung anthropogener<br />
Stadtböden. Endbericht Teilvorhaben 2. Kenngrößen <strong>für</strong><br />
den Wasser- und Lufthaushalt. BMBF Forschungsprojekt<br />
Förderkennzeichen 0339513A.<br />
Jordan, H.P., weder, H.J. (1995): Hydrogeologie – Grundlagen<br />
und Methoden. Stuttgart, Enke-Verlag.<br />
Auswahl <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />
dierScHKe, H. & Briemle, g. (2002): Kulturgrasland. Ulmer.<br />
ellenBerg, H. (1986): Vegetation Mitteleuropas<br />
mit den Alpen. Ulmer, Stuttgart.<br />
ellenBerg, H., weBer, H.e., düll, r. & wirtH, V. (1992):<br />
Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Scripta<br />
Geobot. 18: 180 S.<br />
JedicKe, l. & JedicKe, e. (1992): Farbatlas Landschaften<br />
und Biotope Deutschlands, Ulmer.<br />
ScHuBert, r. (2001): Prodromus der Pflanzengesellschaften<br />
Sachsen-Anhalts. Mitteilungen zur floristischen Kartierung<br />
in Sachsen-Anhalt, Sonderheft 2: 1-685.<br />
ScHuBert, r., HilBig, w. & Klotz, S. (1995): Bestimmungsbuch<br />
der Pflanzengesellschaften Mittel- und<br />
Nordostdeutschlands. Fischer, Jena, Stuttgart.<br />
Substrateinsatz in der Praxis<br />
Konold, w., BöKer, r. & HamPicKe, u. (Hrsg., 1999 und<br />
ErgLfg): Handbuch Naturschutz und Landschaftspflege.<br />
Wiley-VCH, Weinheim.<br />
<strong>Station</strong> c23 (2009): Ästhetisches Pflegewerk <strong>für</strong> den<br />
Landschaftszug der Stadt Dessau. Im Auftrag der<br />
Stadt Dessau-Rosslau.<br />
Etablierung <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />
engelHardt, J. (2000): Das Heudrusch®-Verfahren<br />
im ingenieurbiologischen Sicherungsbau. Jahrbuch<br />
der Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie 9/2000.<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Ingenieurbiologie, Aachen: 165-174<br />
felinKS, B. ; rudolPH, m.; langner, S. (2011): Neue<br />
Wiesenlandschaften. Etablierung von Blumenwiesen<br />
über Ansaaten im Landschaftszug von Dessau-Roßlau.<br />
In: Stadt + Grün 3/2011: 50-57<br />
Kirmer, a. & S. tiScHew (Hrsg., 2006): Handbuch<br />
naturnahe Begrünung von Rohböden.<br />
Vieweg+Teubner Verlag, 2006, 150 S.<br />
dVl (Hrsg., 2006): Das grüne Wunder. Naturnahe<br />
Begrünungen mit gebietsheimischen Diasporen.<br />
Siehe auch:<br />
www.sachsen.lpv.de/gebietsheimische-pflanzen.html
ANHANG<br />
Pflege <strong>standortangepasste</strong>r Vegetationsbilder<br />
dierScHKe, H. (1995): Phänologische und symphänologische<br />
Artengruppen von Blütenpflanzen Mitteleuropas, Tuexenia<br />
15: 523-560<br />
KüHn, n, Von Birgelen, a., ProminSKi, m. & langner, S. (2008):<br />
Hochregallager. Ein entwurfsorientierter Wissensspeicher.<br />
www.handbuch-hochregal.de (Zugriff 02.10.2010)<br />
langner, S. 2009: Gestaltung durch Pflege. In Garten und<br />
Landschaft 4/09: 14-18<br />
ruSSKe, m. (2010): Erarbeitung <strong>eine</strong>s Entwicklungs-<br />
konzeptes <strong>für</strong> den Pollingpark der Stadt Dessau-Roßlau.<br />
Bachelorarbeit an der Hochschule Anhalt, FB Landwirtschaft,<br />
Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung.<br />
unveröff. Material, 105 S.<br />
Stadt deSSau-roSS lau (Hrsg., 2007): Leitfaden<br />
Landschaftszug Dessau-Rosslau. Handlungs- und<br />
Gestaltungsvereinbarungen.<br />
<strong>Station</strong> c23 (2009): Ästhetisches Pflegewerk <strong>für</strong> den<br />
Landschaftszug der Stadt Dessau. Im Auftrag der<br />
Stadt Dessau-Rosslau.<br />
Öffentlichkeitsarbeit zur Vermittlung <strong>standortangepasste</strong>r<br />
Vegetationsbilder<br />
BurcKHardt, L. (2006): Warum ist Landschaft schön?<br />
Die Spaziergangswissenschaft. Hrsg.: Markus Ritter;<br />
Martin Schmitz, Berlin.<br />
Siehe auch www.spaziergangswissenschaft.de<br />
Stadt deSSau roSSlau (2010): Urbane Kerne und land-<br />
schaftliche Zonen. Projekte und Erfahrungen der IBA Stadtumbau<br />
2010 in Dessau-Roßlau. Amt <strong>für</strong> Stadt-<br />
entwicklung, Stadtplanung und Denkmalpflege.<br />
Weitere Veröffentlichungen zur IBA Stadtumbau Ost,<br />
Dessau-Roßlau siehe auch www.iba-stadtumbau.de/index.<br />
php?dessau-rosslau-2010-de; www.dessau-rosslau.de/<br />
Deutsch/Bauen-und-Wohnen/IBA-Stadtumbau-2010/<br />
Bildnachweis<br />
Elias, D.: S. 23 unten<br />
Felinks, B. (HSA): S. 2, 11 unten, 12 unten, 13 unten, 16<br />
oben, 17 unten, 18 unten, 19, 20 unten, 21 oben, 22 oben,<br />
23 unten, 24, 27 unten, 29, 31 oben, 32 oben, 36 unten,<br />
39, 41 oben, 43 unten, 44 unten, 46 (7), 48 unten, 49<br />
oben, 50, 52 unten, 57<br />
Friedrich, A. (HSA): S. 56 oben<br />
Henning, M. (HSA): S. 8, 9 oben, 14, 36 oben<br />
Kausch, E. (HSA): S. 37 unten<br />
Kegler, U. (BfSE): S. 6, 9 unten, 12 oben, 32 unten, 35<br />
oben, 38 oben, 45 oben, 48 oben, 52 oben, 53 oben, 55<br />
unten, 56 unten,<br />
Kirmer, A. (HSA): S. 40 oben<br />
Langner, S. (<strong>C23</strong>): S. 33, 55 oben<br />
Maaß, M. (<strong>C23</strong>): S. 13 oben, 42 oben<br />
Mann, S. (HSA): S. 40 unten<br />
Möller, M. (medial mirage): S. 7, 28, 46 (2)<br />
Rudolph, M. (<strong>C23</strong>): S. 38 unten, 46 (3), 64<br />
Sichting, H. (<strong>C23</strong>): S. 11 oben, 15, 16 unten, 20 oben, 21<br />
unten, 22 unten, 25, 26, 27 oben, 30, 31 unten, 34 oben,<br />
35 unten, 37 oben, 41 unten, 42 unten, 43 oben, 44 unten,<br />
45 unten, 47, 49 unten, 51, 53 unten, 54,<br />
Stolle, M.: S. 17 oben, 18 oben, 23 oben, 63<br />
www: http://commons.wikimedia.org/wiki/<br />
File:Vibromax_2.JPG: S. 34 unten<br />
Impressum<br />
<strong>PRAXISEMPFEHLUNGEN</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>standortangepasste</strong><br />
Vegetationsetablierung auf Stadtumbauflächen.<br />
Im Ergebnis des Forschungsprojekts „Dünen, Heiden,<br />
Trockenrasen – Standortangepasste Freiflächenentwicklung<br />
am Modellbeispiel der Stadt Dessau-Roßlau“.<br />
Das Projekt wurde gefördert durch die<br />
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU).<br />
Projektleitung:<br />
Prof. Dr. Birgit Felinks, Hochschule Anhalt<br />
Projektpartner:<br />
Hochschule Anhalt, Fachbereich LOEL,<br />
Strenzfelder Allee 28, D-06406 Bernburg:<br />
Prof. Dr. Ellen Kausch<br />
Matthias Henning<br />
<strong>Station</strong> <strong>C23</strong> – Büro <strong>für</strong> Architektur, Landschaftsarchitektur<br />
und Städtebau, Lützner Straße 91, D-04177 Leipzig:<br />
Sigrun Langner<br />
Michael Rudolph<br />
Heike Sichting<br />
Malte Maaß<br />
Matthias Stolle – Wildpflanzenvermehrung und -handel, Saalestrasse<br />
5, D-06118 Halle/Saale<br />
Büro <strong>für</strong> Siedlungserneuerung,<br />
Humperdinckstraße 16, D-06844 Dessau-Roßlau:<br />
Prof. Dr. Holger Schmidt<br />
Ulrike Kegler<br />
Kooperationspartner:<br />
Stadt Dessau-Rosslau,<br />
Dezernat VI – Wirtschaft und Stadtentwicklung<br />
Postfach 1425, D-06813 Dessau-Roßlau:<br />
Marion Krause<br />
Dessauer Wohnungsbaugesellschaft mbH<br />
Ferdinand-von-Schill-Str. 8, D-06844 Dessau-Roßlau:<br />
Sonja Ackermann<br />
Heidi Hempel<br />
Bearbeitungszeitraum:<br />
Februar 2010 – Oktober 2011<br />
59 QUELLEN
60<br />
ANHANG<br />
Artenlisten <strong>für</strong> Ansaatmischungen<br />
Hinweise zur Verwendung<br />
Die Artenlisten sind als erste Orientierung zur Auswahl <strong>standortangepasste</strong>r<br />
krautiger Pflanzenarten mit Schwerpunkt im<br />
Mitteldeutschen Raum gedacht. Sie sollen auch Hilfe bei der<br />
Beurteilung <strong>eine</strong>r Saatgutmischung sein.<br />
Alle aufgeführten Arten werden im Wildpflanzenhandel vertrieben.<br />
Da die Ernteerträge mehr als bei anderen Kulturen sehr<br />
starken Schwankungen unterliegen können jedoch vor allem<br />
seltener nachgefragte Arten nur eingeschränkt verfügbar sein.<br />
Die Artenlisten umfassen daher wesentlich mehr Arten, als in<br />
Mischungen üblicherweise zusammengestellt werden. In der<br />
Regel können so genügend lieferbare Arten ausgewählt werden.<br />
Die konkrete Zusammensetzung der jeweiligen Mischung hängt<br />
von der jeweiligen Situation vor Ort ab. Hier sollten die Berater<br />
der Wildpflanzenfachhändler hinzugezogen werden. Wichtige<br />
Entscheidungshilfen <strong>für</strong> diese Berater sind – neben der Art des<br />
Bodens oder Substrates – Angaben zu Exposition, Beschattung,<br />
Wasserversorgung und naturräumlichen Zuordnung des<br />
Standortes.<br />
Einige Arten sind auf sehr unterschiedlichen Standorten zu<br />
finden (Mehrfachkreuze in den Listen). Sie bilden unter diesen<br />
Bedingungen häufig besonders angepasste Ökotypen aus. Es<br />
empfiehlt sich daher, je nach Standortverhältnissen, solche Typen<br />
im Fachhandel nachzufragen. Das Saatgut sollte soweit als<br />
möglich aus der Region stammen und auch dort vermehrt sein,<br />
wo es eingesetzt werden soll. Informationen zur Abgrenzung<br />
solcher Regionen finden sich unter beispielsweise unter www.<br />
natur-im-vww.de .<br />
Grobe Richtwerte <strong>für</strong> Wildpflanzenmischungen:<br />
Z 2000 – 5000 Samen/m² (je feinsamiger die Arten, desto<br />
höhere Samenanzahlen in der Mischung)<br />
Z 20 – 50 Pflanzenarten/Mischung (je extremer der Standort,<br />
desto weniger geeignete Arten)<br />
Z Preise: 0,10 – 0,40 €/m²<br />
ARTENLISTEN<br />
Pionierfluren auf Kies und Schotter Sandmagerrasen<br />
Gattung / Art auf Substrat ...basisch ...sauer<br />
Agrostis capillaris x x<br />
Alyssum alyssoides x -<br />
Alyssum montanum x -<br />
Anthericum liliago - x<br />
Anthericum ramosum x -<br />
Arenaria serpyllifolia - x<br />
Asperula cynanchica - x<br />
Bupleurum falcatum x x<br />
Campanula rotundifolia x x<br />
Carlina vulgaris x -<br />
Corynephorus canescens - x<br />
Dianthus carthusianorum x -<br />
Euphorbia cyparissias x x<br />
Festuca brevipila - x<br />
Festuca cinerea x (x)<br />
Festuca ovina - x<br />
Galium verum x x<br />
Globularia punctata x -<br />
Hieracium pilosella x x<br />
Jasione montana - x<br />
Koeleria macrantha x x<br />
Melica ciliata x -<br />
Melica transsilvanica x -<br />
Poa badensis x -<br />
Potentilla argentea - x<br />
Rumex acetosella - x<br />
Scabiosa canescens - x<br />
Sedum acre x x<br />
Sedum rupestre x x<br />
Seseli hippomarathrum x -<br />
Silene otites - x<br />
Teucrium chamaedrys x -<br />
Thymus pulegioides x (x)<br />
Gattung / Art Variante ...artenarm ...artenreich<br />
Agrostis capillaris - x<br />
Anthemis tinctoria - x<br />
Anthyllis vulneraria - x<br />
Arenaria serpyllifolia x x<br />
Armeria maritima - x<br />
Campanula rotundifolia - x<br />
Centaurea stoebe - x<br />
Corynephorus canescens x x<br />
Dianthus armeria x x<br />
Dianthus deltoides - x<br />
Euphorbia cyparissias - x<br />
Festuca brevipila x x<br />
Festuca ovina x x<br />
Galium verum - x<br />
Helichrysum arenarium x x<br />
Hieracium pilosella x x<br />
Jasione montana x x<br />
Koeleria macrantha - x<br />
Lychnis viscaria - x<br />
Oenothera biennis x x<br />
Potentilla argentea - x<br />
Rumex acetosella - x<br />
Sedum acre x x<br />
Sedum rupestre x x<br />
Thymus pulegioides - x<br />
Trifolium arvense - x<br />
Trifolium campestre - x<br />
Verbascum nigrum - x
61<br />
ANHANG<br />
Artenlisten <strong>für</strong> Ansaatmischungen<br />
Halbtrockenrasen auf trockenen, neutral-basischen Standorten Mesophile Glatthaferwiesen<br />
Gattung / Art Gattung / Art auf Standort ...trocken ...frisch Gattung / Art auf Standort ...trocken ...frisch<br />
Achillea millefolium<br />
Achillea nobilis<br />
Agrimonia eupatoria<br />
Agrostis capillaris<br />
Agrostis gigantea<br />
Allium oleraceum<br />
Allium scorodoprasum<br />
Allium vineale<br />
Anthemis tinctoria<br />
Anthoxanthum odoratum<br />
Anthyllis vulneraria<br />
Arrhenaterum elatius<br />
Astragalus glycyphyllos<br />
Betonica officinalis<br />
Brachypodium pinnatum<br />
Briza media<br />
Bromus erectus<br />
Campanula glomerata<br />
Campanula rotundifolia<br />
Carex flacca<br />
Centaurea jacea jacea<br />
Centaurea scabiosa<br />
Clinopodium vulgare<br />
Dactylis glomerata<br />
Daucus carota<br />
Dianthus carthusianorum<br />
Echium vulgare<br />
Eryngium campestre<br />
Euphorbia cyparissias<br />
Falcaria vulgaris<br />
Festuca brevipila<br />
Festuca ovina<br />
Festuca rupicola<br />
Galium album<br />
Galium verum<br />
Helictotrichon pratense<br />
Helictotrichon pubescens<br />
Holcus lanatus<br />
Inula conycae<br />
Knautia arvensis<br />
Koeleria macrantha<br />
Koeleria pyramidata<br />
Lathyrus tuberosus<br />
Leucanthemum vulgare<br />
Lotus corniculatus<br />
Malva moschata<br />
Medicago falcata<br />
Medicago lupulina<br />
Melica transsilvanica<br />
Onobrychis arenaria<br />
Origanum vulgare<br />
Pimpinella saxifraga<br />
Plantago lanceolata<br />
Plantago media<br />
Poa angustifolia<br />
Prunella grandiflora<br />
Pseudolysimachion spicatum<br />
Reseda lutea<br />
Reseda luteola<br />
Salvia nemorosa<br />
Salvia pratense<br />
Sanguisorba minor<br />
Saponaria officinalis<br />
Scabiosa ochroleuca<br />
Silene nutans<br />
Stachys recta<br />
Trifolium campestre<br />
Trifolium pratense<br />
Trisetum flavescens<br />
Verbascum densiflorum<br />
Verbascum lychnitis<br />
Verbascum thapsus<br />
Trifolium montanum<br />
Achillea millefolium x x<br />
Agrimonia eupatoria x x<br />
Agrostis capillaris x -<br />
Agrostis gigantea x x<br />
Allium oleraceum x -<br />
Allium scorodoprasum x x<br />
Anthoxanthum odoratum x x<br />
Anthriscus sylvestris - x<br />
Anthyllis vulneraria x -<br />
Arrhenaterum elatius x x<br />
Betonica officinalis x x<br />
Brachypodium pinnatum x -<br />
Briza media x -<br />
Bromus erectus x -<br />
Campanula glomerata x -<br />
Campanula patula x -<br />
Campanula rapunculoides x -<br />
Campanula rotundifolia x -<br />
Carex flacca x -<br />
Centaurea jacea angustifolia x -<br />
Centaurea jacea jacea - x<br />
Centaurea scabiosa x -<br />
Cichorium intybus - x<br />
Clinopodium vulgare - x<br />
Crepis biennis - x<br />
Crepis capillaris x -<br />
Dactylis glomerata - x<br />
Daucus carota - x<br />
Dianthus carthusianorum x -<br />
Dipsacus fullonum - x<br />
Echium vulgare x -<br />
Eryngium campestre x -<br />
Euphorbia cyparissias x -<br />
Falcaria vulgaris x -<br />
Festuca pratense - x<br />
Festuca rupicola x -<br />
Galium album - x<br />
Galium verum x -<br />
Galium wirtgenii - x<br />
Geranium pratense - x<br />
Helictotrichon pratense x -<br />
Helictotrichon pubescens x x<br />
Heracleum sphondylium - -<br />
Holcus lanatus x x<br />
Hypericum perforatum - -<br />
Inula conycae x -<br />
Knautia arvensis - x<br />
Koeleria macrantha x -<br />
Lathyrus tuberosus x -<br />
Leontodon autumnalis x x<br />
Leontodon hispidus x -<br />
Leucanthemum vulgare x x<br />
Linaria vulgaris x -<br />
Lotus corniculatus x x<br />
Malva moschata x -<br />
Medicago falcata x -<br />
Medicago lupulina x x<br />
Pastinaca sativa - x<br />
Pastinaca sativa - x<br />
Plantago lanceolata x x<br />
Plantago media x -<br />
Poa angustifolia x -<br />
Poa pratensis - x<br />
Prunella vulgaris x x<br />
Rumex acetosa - x<br />
Rumex thyrsiflorus x -<br />
Salvia nemorosa x -<br />
Salvia pratense x -<br />
Sanguisorba minor x -<br />
Scabiosa ochroleuca x -<br />
Serratula tinctoria x x<br />
Silaum silaus - x<br />
Silene vulgaris x -<br />
Stachys recta x -<br />
Succisa pratensis x x<br />
Tragopogon dubius x -<br />
Tragopogon pratense - x<br />
Trifolium dubium x -<br />
Trifolium pratense x x<br />
Trisetum flavescens x -<br />
Verbascum densiflorum x -<br />
Verbascum lychnitis x -<br />
Verbascum thapsus x -<br />
Vicia cracca - x<br />
ARTENLISTEN
62<br />
ANHANG<br />
Artenlisten <strong>für</strong> Ansaatmischungen<br />
Hochstaudensäume<br />
Gattung / Art auf Standort ...trocken ...frisch ...schattig Gattung / Art auf Standort ...trocken ...frisch ...schattig<br />
Achillea millefolium x x -<br />
Agrimonia eupatoria x x -<br />
Alliaria petiolata - - x<br />
Allium scorodoprasum x x -<br />
Anthemis tinctoria x - -<br />
Anthriscus sylvestris - x -<br />
Betonica officinalis x x -<br />
Brachypodium sylvaticum - - x<br />
Bromus ramosus - - x<br />
Campanula persicifolia x - -<br />
Campanula rapunculoides x - -<br />
Campanula trachelium - - x<br />
Carduus nutans x - -<br />
Centaurea jacea angustifolia x - -<br />
Centaurea jacea jacea - x -<br />
Chaerophyllum aureum - x -<br />
Chaerophyllum bulbosum - x -<br />
Cichorium intybus x x -<br />
Cirsium eriophorum x - -<br />
Clinopodium vulgare x x -<br />
Crepis biennis - x -<br />
Dactylis polygama - - x<br />
Dipsacus fullonum - x -<br />
Dipsacus pilosus - x x<br />
Echinops sphaerocephalus x - -<br />
Festuca gigantea - - x<br />
Festuca heterophylla - - x<br />
Filipendula vulgaris x - -<br />
Galium album - x -<br />
Galium verum x - -<br />
Geum urbanum - - x<br />
Heracleum sphondylium - x -<br />
Hordelymus europaeus - - x<br />
Hypericum hirsutum - - x<br />
Hypericum maculatum - - x<br />
Hypericum perforatum x x -<br />
Knautia arvensis x x -<br />
Lamium album - - x<br />
Lamium maculatum - - x<br />
Lavatera thuringiaca x - -<br />
ARTENLISTEN<br />
Leonurus cardiaca - x -<br />
Leucanthemum vulgare x x -<br />
Malva moschata x - -<br />
Melica transsilvanica x - -<br />
Milium effusum - - x<br />
Onobrychis arenaria x - -<br />
Onopordum acanthium x - -<br />
Pastinaca sativa x x -<br />
Peucedanum oreoselinum x - -<br />
Pimpinella major - x -<br />
Pimpinella saxifraga x - -<br />
Plantago lanceolata x x -<br />
Plantago media x - -<br />
Poa nemoralis - - x<br />
Prunella vulgaris x x -<br />
Ranunculus lanuginosus - x x<br />
Reseda lutea x - -<br />
Reseda luteola x - -<br />
Rumex acetosa - x -<br />
Salvia nemorosa x - -<br />
Saponaria officinalis x x -<br />
Securigera varia x - -<br />
Silene dioica - x x<br />
Silene latifolia ssp alba x - -<br />
Solidago virgaurea x - -<br />
Stachys recta x - -<br />
Stachys sylvatica - - x<br />
Tanacetum corymbosum x - -<br />
Tanacetum vulgare x x -<br />
Torilis japonica - - x<br />
Tragopogon dubius x - -<br />
Trifolium pratense - x -<br />
Verbascum densiflorum x - -<br />
Verbascum lychnitis x - -<br />
Verbena officinalis - x -<br />
Veronica chamaedrys - x -<br />
Vicia sylvatica - - x
63<br />
ANHANG
64<br />
11/10/2011<br />
Wir dANkEN<br />
<strong>für</strong> iHrE<br />
AufmErkSAmkEit!