... der steirer land ... Ausgabe 02/2017
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<strong>02</strong>017<br />
9 190001 016276<br />
41. <strong>Ausgabe</strong> Nr. <strong>02</strong>/ <strong>2017</strong> I EUR 4,40<br />
5 JEDER MENSCH HAT SEINE ZEIT 5<br />
„Augen zu<br />
durch“ und Seite 4<br />
A Trunk<br />
muaß sein<br />
lSeite 15<br />
Die Susi,<br />
die Gretl und i<br />
lSeite 47<br />
Unvergesslich<br />
– eingebrannt<br />
lSeite 57
INHALT 5<br />
Sehr geehrte<br />
Leserinnen und Leser<br />
von ...<strong>der</strong> <strong>steirer</strong> <strong>land</strong>...,<br />
während diese <strong>Ausgabe</strong> unseres<br />
Magazins entstand, hatte ich<br />
das leidliche Vergnügen, einige<br />
Tage im Krankenhaus zu verbringen.<br />
Nichts Tragisches, dafür aber umso lehrreicher<br />
für mich. Zum Arzt gegangen bin ich, weil ich in <strong>der</strong> Produktionswoche<br />
vom „Steirer<strong>land</strong>“ ganz sicher kein Fieber<br />
gebrauchen konnte – viel zu viel war zu tun. Nach Hause<br />
bin ich eine Woche später gekommen und siehe da, die<br />
Welt ist nicht untergegangen. Heute lache ich darüber,<br />
wie wichtig man sich selbst und seine Arbeit nimmt, wie<br />
sehr man sich von Zeitplänen und Terminen treiben lässt<br />
und wie wenig doch passiert, wenn man sich ein paar<br />
Tage aus diesem Getriebe herausnimmt.<br />
Das Schönste für mich war jedoch das Frühstück. Vier<br />
Tage wurde mein Körper durchgeputzt. Sprich, ich bekam<br />
Infusionen und zu essen gab es nur Suppe. Dann, am<br />
Morgen des fünften Tages, lagen plötzlich ein Stück altes<br />
Weißbrot und ein Becher Marillenmarmelade auf meinem<br />
Frühstückstablett. Meine Augen weiteten sich, ich spürte,<br />
wie Freude in mir aufstieg, und genoss lange den Anblick<br />
dieses kulinarischen Wun<strong>der</strong>s. Langsam und sehr behutsam<br />
strich ich die Marmelade auf, lachte über das ganze<br />
Gesicht und biss mit Genuss in mein Brot. Es schmeckte<br />
einfach himmlisch … etwas Festes zwischen meinen Zähnen,<br />
<strong>der</strong> süße Geschmack auf <strong>der</strong> Zunge und die Wohltat<br />
beim Schlucken lassen sich kaum beschreiben. Ich habe<br />
jeden Bissen genossen. Dieser kleine unscheinbare Moment<br />
brachte mich zum Nachdenken. Die Quintessenz<br />
daraus ist es, die ich mit meinen Lesern teilen möchte,<br />
weil es eine wun<strong>der</strong>bare Erfahrung war, die da lautet: Der<br />
Verzicht verfolgt nicht den Zweck, Dinge aus dem Leben<br />
zu verbannen o<strong>der</strong> zu streichen, son<strong>der</strong>n birgt vielmehr<br />
das Potenzial, dem Vorhandenen/Alltäglichen wie<strong>der</strong><br />
weit mehr Wertschätzung entgegenzubringen.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei Ihrer Reise durch<br />
unsere Geschichten, viel Freude mit den Erzählungen und<br />
im Namen meines Teams einen wun<strong>der</strong>schönen Sommer.<br />
Augen zu und durch 4<br />
Über die DNA des Helfens 6<br />
Die Energie aus dem Wasser 8<br />
Zeit um Kind zu sein 10<br />
Mundart 12<br />
A Trunk muaß sein 15<br />
Woast as noch? 18<br />
Altes Obst 22<br />
Naturpark Südsteiermark 23<br />
Es hot nix g’alt 27<br />
Das Wun<strong>der</strong> Strom 30<br />
Kräuter Rath 34<br />
Des bleibt unter uns! 37<br />
In Gottes Namen 40<br />
Stmk. Berg- und Naturwacht 43<br />
Die Susi, die Gretl und i 47<br />
Gestern noch… 50<br />
Bildgeschichte 52<br />
Kin<strong>der</strong>basteln: Segeln im Wind 53<br />
Alt aber gut: Apfeltommerl 56<br />
Unvergesslich – eingebrannt 57<br />
Geh nicht fort – kauf im Ort 60<br />
Buschenschänker 64<br />
Veranstaltungen 67<br />
Die nächste <strong>Ausgabe</strong> von<br />
Ihr Karl Oswald<br />
erscheint am 1.September <strong>2017</strong>.<br />
3
10 Jahre …<strong>der</strong> Steirer Land…<br />
„Augen zu und durch“<br />
Viele Dinge geschehen im Lauf von 10 Jahren, einige vergisst man, manch an<strong>der</strong>e bleiben<br />
in Erinnerung. Von Anfang an war es mir ein Anliegen, die Geschichten <strong>der</strong> einfachen<br />
Menschen aufzuzeichnen und nie<strong>der</strong>zuschreiben. Dass im Lauf dieser Zeit …<strong>der</strong> Steirer<br />
Land… selbst einige Geschichten erlebte, davon möchte ich euch hier erzählen.<br />
Es war ein sonniger Spätherbsttag, das Heu war<br />
bereits eingebracht und die Ernte ebenso, als wir<br />
daheim unseren Misthaufen räumen mussten. Es<br />
war Zeit, den Mist auf die Wiesen auszubringen,<br />
damit dieser über den kommenden Winter guter<br />
Dünger für unsere Weideflächen würde. Mit <strong>der</strong><br />
Mistgabel wurde ein Anhänger nach dem an<strong>der</strong>en<br />
von Hand beladen, dann auf die Wiese gebracht<br />
und mit dem „Mistkrampfen“ haufenweise abgeleert.<br />
Die Ausbringung, das „Miststrahn“, passierte<br />
Tage darauf. So stand ich in meinen Gummistiefeln<br />
auf unserem Misthaufen, hievte einen<br />
„Poggerl“ nach dem an<strong>der</strong>en auf den Hänger,<br />
war ordentlich verdreckt und roch natürlich auch<br />
meiner Tätigkeit entsprechend, als unser Nachbar<br />
mit einem Urlaubsgast vorbeispazierte. Weil auch<br />
für uns die Zeit gekommen war, eine Pause einzulegen,<br />
boten wir den beiden Spaziergängern<br />
etwas zu trinken an. Es wurde getratscht und<br />
mein Nachbar stellte mich als denjenigen vor, <strong>der</strong><br />
jene Geschichten schreibt, die <strong>der</strong> Urlaubsgast aus<br />
Deutsch<strong>land</strong> so gern in seinem Zimmer liest. Der<br />
war begeistert und wir unterhielten uns eine Zeitlang<br />
über die alten Erzählungen im Steirer<strong>land</strong>.<br />
Die Arbeit ging weiter und die beiden Männer<br />
ebenso. Einige Zeit später, unser Misthaufen war<br />
mittlerweile sichtlich geschrumpft, kamen sie zurück<br />
und <strong>der</strong> Urlaubsgast sagte mir, er wolle die<br />
Zeitung regelmäßig beziehen. „Wos wüllst du?“,<br />
fragte ich ganz erstaunt, denn bis dahin war mir<br />
noch gar nicht <strong>der</strong> Gedanke gekommen, dass jemand<br />
diese Geschichten kaufen möchte und erst<br />
recht nicht jemand aus Deutsch<strong>land</strong>. „Ich will ein<br />
Abo“, war seine Antwort und da er morgen abreisen<br />
würde, müssten wir das heute noch erledigen.<br />
„Na servas“, dachte ich mir, stieg von meinem<br />
Haufen herunter, holte Block und Bleistift und ließ<br />
mir seine Adresse geben. Erst am nächsten Montag<br />
konnte ich mich bei <strong>der</strong> Post erkundigen, was<br />
mich dieses Versenden eigentlich kostet; Tage darauf<br />
schickte ich ihm eine Rechnung. Noch immer<br />
in dem Glauben, dass er mir aus einer Urlaubslaune<br />
heraus einfach nur einen Bären aufgebunden<br />
hatte, wun<strong>der</strong>te ich mich, dass bereits kurze Zeit<br />
später <strong>der</strong> Betrag bei mir einging. Er war mein erster<br />
Abonnent, bestellt auf unserem Misthaufen,<br />
und blieb treuer Steirer<strong>land</strong>leser bis heute.<br />
Eine an<strong>der</strong>e Geschichte, die ebenfalls mit Mist zu<br />
tun hat, passierte mir im gleichen Jahr am Demmerkogel.<br />
Als ich hinkam, saßen vor dem Haus<br />
zwei Männer und eine Frau; die Männer spielten<br />
Karten und die Frau hatte eine große Blechschüssel<br />
vor sich. Ich stellte mich vor und erklärte, dass<br />
6
ich da bin wegen den alten Geschichten. Der Bauer,<br />
an die 90 Jahre alt, meinte: „Zerscht schnops<br />
ma fertig“. So setzte ich mich zu den dreien, die<br />
Bäuerin, nicht viel jünger als ihr Mann, leerte die<br />
Blechschüssel auf dem Tisch aus und begann damit,<br />
die darin enthaltenen Bohnschoten aufzubrechen.<br />
An <strong>der</strong> Zählmaschine sah ich, dass die<br />
Schnapserei schon kurz vor <strong>der</strong> Entscheidung<br />
stand und als einer <strong>der</strong> beiden gewann, meinte<br />
ich, ob wir jetzt reden können. Der Bauer antwortete:<br />
„Mia spüln auf zwoa gwunnani“ und schon<br />
wurde neu gemischt. Um mir die Zeit zu vertreiben.<br />
half ich <strong>der</strong> Bäuerin beim „Bohan-heppln“.<br />
Bis die beiden Männer fertig waren, hatten auch<br />
wir die Schüssel fertig.<br />
Mein Gesprächspartner, <strong>der</strong> Bauer, war altersbedingt<br />
schon ziemlich „terrisch“ und gesehen hat<br />
er auch nicht mehr viel. Seine Geschichten waren<br />
spannend, ich freute mich schon auf das Schreiben<br />
und für den übernächsten Tag machten wir<br />
einen Termin zum gemeinsamen Durchlesen aus.<br />
Zwei Tage später war ich erneut dort, ich las ihm<br />
seine Geschichte laut vor und Tränen <strong>der</strong> Freude<br />
rannen ihm über das Gesicht.<br />
Es gab viel Lob von ihm und diese schöne Erzählung<br />
musste begossen werden. Zwar weigere<br />
ich mich meistens etwas zu trinken, aber es war<br />
mein letzter Termin für heute und einem 90jährigen<br />
schlägt man nicht so leicht etwas ab. Er verschwand<br />
im Stüberl und kam mit einer Flasche<br />
und zwei uralten Stamperln wie<strong>der</strong> zurück. Gott<br />
sei Dank ein Jägermeister und kein Selbstgebrannter,<br />
dachte ich mir. Ich schaute auf die Gläser, sie<br />
hatten dicke Wände und mussten sehr alt sein,<br />
da man durch ihre vergilbten Seiten nicht einmal<br />
mehr durchsehen konnte. Als er die Stamperln<br />
hinstellte und mit zittriger Hand einzuschenken<br />
begann, sah ich, dass die Gläser nicht wegen ihres<br />
Alters so grau waren, son<strong>der</strong>n vom Staub. Mit<br />
jedem Tropfen, <strong>der</strong> in das Glas kam, löste sich die<br />
Staubschicht von den Rän<strong>der</strong>n und bewegte sich<br />
mit dem Füllstand nach oben.<br />
Und beson<strong>der</strong>s freute es mich, dass da auch noch<br />
eine kleine Mücke mit hochtrieb, die anno dazumal<br />
unter <strong>der</strong> Staubschicht ihr Leben beendet hatte.<br />
Mit strahlendem Gesicht hielt mir <strong>der</strong> Bauer<br />
jetzt das Stamperl hin und meinte noch, dass so<br />
etwas Beson<strong>der</strong>es auch ganz beson<strong>der</strong>s begossen<br />
werden müsse. Ich stand da, mit dem Glas<br />
in <strong>der</strong> Hand und offenem Mund, und überlegte<br />
kurz, was tun. Dann war meine Entscheidung<br />
gefallen: „Prost“, Augen zu und runter damit. Es<br />
wurde noch einmal nachgeschenkt, ich ordentlich<br />
gedrückt und dann verabschiedet. Noch heute<br />
sehe ich die kleine Mücke in den Fluten des Jägermeisters<br />
schwimmen, noch heute muss ich über<br />
diese Geschichte lachen, bei <strong>der</strong> ich es einfach<br />
nicht übers Herz brachte, die Einladung meines<br />
Gesprächspartners auszuschlagen.<br />
In <strong>der</strong> nächsten Steirer<strong>land</strong>ausgabe erzähle<br />
ich Ihnen einige berührende Momente, die<br />
zeigen, wie wichtig unsere Geschichten<br />
für manche Menschen sind.<br />
7
Echtes<br />
Mädesüß<br />
(Filipendula Ulmaria<br />
L. syn. Spiraea Ulmaria L.)<br />
Du wun<strong>der</strong>schöne<br />
Königin <strong>der</strong> Wiese<br />
Fast in Vergessenheit geraten in unseren<br />
Breiten und dabei so betörend duftend<br />
und filigran schön: Das ist das Mädesüß,<br />
das botanisch zur Gattung <strong>der</strong> Rosengewächse<br />
gehört.<br />
Die Pflanze wächst auf nährstoffreichen Wiesen,<br />
aber noch lieber an Bachufern und feuchten Waldrän<strong>der</strong>n.<br />
Sie wird bis zu zwei Meter hoch, hat<br />
kantige Stängel und einen knotigen verdickten<br />
Wurzelstock. Die feinen cremefarbigen „Spiraeaartigen“<br />
Blütenrispen wiegen sich zart im Wind.<br />
Unverkennbar ist aber ihr charakteristischer Mandelduft.<br />
Süß und bitter zugleich, ein unwi<strong>der</strong>stehliches<br />
Bittermandelaroma, das jeden Wan<strong>der</strong>er<br />
zum Stehenbleiben zwingt. Auch Hummeln, Bienen,<br />
verschiedenste Fliegen und Käfer werden<br />
vom Duft magisch angezogen und zählen zu den<br />
die Staude bestäubenden Insekten. Zum Hofstaat<br />
<strong>der</strong> Wiesenkönigin zählen viele, unter Kräutersammlern<br />
beliebte Pflanzen wie Baldrian, Brennnessel,<br />
Blutwei<strong>der</strong>ich, Beinwell und Weidenröschen.<br />
Die beste Sammelzeit ist rund um die Sommersonnenwende.<br />
Für die Kelten war das Mädesüß neben dem Eisenkraut<br />
und <strong>der</strong> Mistel eines <strong>der</strong> heiligsten Kräuter<br />
und wurde zur Sonnenwende geräuchert, um Dämonen<br />
und Geister zu vertreiben. Ebenso wurden<br />
24
Bettina Rath<br />
Kräuterpädagogin<br />
Rezepte<br />
Mädesüß Eiscreme<br />
3 frische Mädesüß-Blütendolden<br />
6 Dotter, 125 g Zucker, 500 ml Milch,<br />
75 ml Schlagobers, 1 EL Wildblüten<br />
Böden und Lager bei Feierlichkeiten mit den Blüten<br />
bestreut, um die Sinne zu erfreuen und das<br />
Herz glücklich zu machen. Dieser Brauch hat zu<br />
Zeiten Elisabeths I. wie<strong>der</strong> eine Renaissance erlebt.<br />
Noch heute wird mancherorts dieser Brauch<br />
gelebt. Aber es gibt auch noch an<strong>der</strong>e seit Generationen<br />
überlieferte Bräuche. So reibt noch so<br />
mancher Imker seine Bienenstöcke mit <strong>der</strong> Pflanze<br />
aus, um den Bienen ihr künftiges Haus gemütlich<br />
zu machen. Frauen nutzen den Duft <strong>der</strong> getrockneten<br />
Blüten, um sie in Säckchen zu füllen<br />
und in die Klei<strong>der</strong>schränke zu legen. In Eng<strong>land</strong><br />
wird Mädesüß noch heute für die Bierherstellung<br />
verwendet.<br />
Die Heilwirkung <strong>der</strong> Mädesüß-Pflanze ist durch<br />
die großen Mengen an Salicylsäureverbindungen<br />
und Gerbstoffen gefragt, vor allem bei Infektionskrankheiten<br />
des Winters. Sie ist schmerzlin<strong>der</strong>nd,<br />
entzündungshemmend, fiebersenkend und<br />
schweißtreibend. In <strong>der</strong> Naturkosmetik verwendet<br />
man sie für zusammenziehende Lotions und Gesichtswasser.<br />
Aber wie bei fast allen Kräutern verwende<br />
ich das Mädesüß am liebsten in <strong>der</strong> Küche<br />
und frisch. Es süßt (dezent verwendet) Speisen,<br />
gibt allen Arten von Getränken eine erfrischende<br />
Note und aromatisiert Marmeladen, Gelees und<br />
Bowlen. Verwendet werden sollen die oberen Triebe<br />
<strong>der</strong> Blätter und Blüten; ein zu starkes Kochen<br />
ist zu vermeiden. Ein sinnlich duftendes Erlebnis<br />
beim Ausprobieren ist garantiert. Viel Spaß!<br />
Die Dotter mit <strong>der</strong> Hälfte des Zuckers schaumig<br />
rühren. Milch mit dem restlichen Zucker aufkochen.<br />
Die Hitze reduzieren. Die Dotter kräftig<br />
in die Milch einrühren und unter stetem Rühren<br />
vorsichtig erwärmen, bis die Mischung dick<br />
wird. Die Wildblüten in die Creme legen und 20<br />
Minuten ziehen lassen, danach passieren und<br />
erkalten lassen. In einer Eismaschine solange<br />
rühren, bis sie andickt, danach das geschlagene<br />
Obers unterrühren und weitere 15 Minuten<br />
rühren. Mit Blüten garniert servieren.<br />
Mädesüß Likör<br />
10 komplette Blütenstände vom Mädesüß<br />
1 l Cognac o<strong>der</strong> Weinbrand<br />
¼ l Wasser, 250 g Zucker<br />
Blüten in ein großes Glas geben und mit Weinbrand<br />
o<strong>der</strong> Cognac übergießen. Mindestens<br />
3 Wochen ziehen lassen (eventuell an einem<br />
sonnigen Platz). Danach abseihen. Zucker und<br />
Wasser aufkochen und 15 Minuten köcheln<br />
lassen, über den Mädesüß-Ansatz gießen und<br />
gut vermischen. In Flaschen füllen, eventuell<br />
ausgelaugte Mädesüß-Blüten als<br />
Dekoration beifügen.<br />
Kosmetik: Mädesüß Lotion<br />
1 Handvoll Mädesüß-Blüten mit ¼ l kochendem<br />
Wasser übergießen, abkühlen lassen, filtern<br />
und mit 1 TL Hamamelis-Extrakt verrühren,<br />
in Flaschen füllen. Eine hervorragend zusammenziehende<br />
(adstringierende) und pflegende<br />
Gesichtslotion.<br />
25
Dem Selbstverständlichen wird meist sehr<br />
wenig Wertschätzung entgegengebracht.<br />
Was stets da ist, wird als gegeben hingenommen<br />
und kaum jemand verschwendet<br />
einen Gedanken daran.<br />
Dabei waren einige dieser Selbstverständlichkeiten<br />
noch vor wenigen Jahrzehnten kleine Wun<strong>der</strong>, die<br />
den Alltag <strong>der</strong> Menschen schlagartig verän<strong>der</strong>ten,<br />
wie mir Gerhard Kremsner zu erzählen weiß.<br />
Unsere Mühle in Mantrach existierte bereits im<br />
17. Jahrhun<strong>der</strong>t und war ursprünglich eine zweigängige<br />
Mautmühle. Das heißt, zwei Wasserrä<strong>der</strong><br />
trieben zwei Mühlen an und wer hier sein Getreide<br />
vermahlen ließ, musste eine Maut, damals<br />
immer in Form von Naturalien, entrichten. Eine<br />
Mühle befand sich ständig im Wandel, es wurde<br />
erweitert, umgebaut und optimiert. Später wurden<br />
diese beiden kleineren Wasserrä<strong>der</strong> durch<br />
ein großes mit 7 Meter Durchmesser ersetzt. Die<br />
Kraftübertragung in <strong>der</strong> Mühle erfolgte mittels<br />
Transmission. Auf dieser Welle, die durch die ganze<br />
Mühle verlief, waren Riemenscheiben fixiert,<br />
mit <strong>der</strong>en Hilfe die einzelnen Gerätschaften angetrieben<br />
wurden. Doch nicht nur die Mühlen wurden<br />
auf diese Weise mit Wasserkraft angetrieben,<br />
son<strong>der</strong>n auch <strong>land</strong>wirtschaftliche Geräte. Bei uns<br />
wurde beispielsweise ein Seil über den ganzen Hof<br />
gespannt, um damit die Heuschneidemaschine zu<br />
betreiben. Dieses große Wasserrad war bei uns bis<br />
in die späten 1940er Jahre in Betrieb. Bereits viele<br />
Jahre zuvor wurde mittels Transmission ein Gleichstromgenerator<br />
betrieben, <strong>der</strong> unsere Mühle und<br />
auch das Wohnhaus mit Strom versorgte. Generell<br />
waren es die unzähligen kleinen Mühlen, die die<br />
ersten Schritte zur Elektrifizierung <strong>der</strong> Region einläuteten.<br />
Bei uns begann dies in den 30er Jahren.<br />
Gleichstrom war vorhanden und die ersten Bauern<br />
fragten an, ob dieser nicht geliefert werden könnte.<br />
So entstanden die ersten kleinen lokalen Netze.<br />
Von hier aus wurden einige Häuser in Maierhof und<br />
Mantrach und ebenso ein Steinbruch mit Gleichstrom<br />
versorgt. Nahm dieser seinen Steinbrecher in<br />
Betrieb, begann in den übrigen Häusern das Licht<br />
zu flackern und manchmal erlosch es ganz. Zu jedem<br />
Haus wurde ein eigener Anschluss gelegt, in<br />
den Häusern gingen die beiden Drähte ungeschützt<br />
vom Schalter zur Glühbirne und überspannten so<br />
die ganze Stube. In den späten 40er Jahren wurden<br />
die Wehranlagen, bis dahin aus Holz, durch<br />
Betonbauten ersetzt. In jener Zeit trat auch das<br />
8
Verstaatlichungsgesetz für die E-Wirtschaft in<br />
Kraft und viele kleinregionale Stromnetze wurden<br />
abgelöst. Auch das Mühlrad wurde abgelöst und<br />
durch eine Francis-Turbine ersetzt. Damals, 1956,<br />
als meine Eltern den Betrieb übernahmen, reichte<br />
die erzeugte Energie bereits aus, um das Haus mit<br />
Licht und Heizung zu versorgen und die Kürbiskerntrocknungsanlage<br />
sowie ein Sägewerk zu betreiben.<br />
Die Mühle wurde immer noch mechanisch<br />
über die Transmission angetrieben. Bis ins Jahr<br />
1984 waren unsere Schleusen noch immer manuell<br />
zu bedienen, was hieß, dass jemand von uns<br />
bei Wind und Wetter hinausmusste, um die Wasserzufuhr<br />
zu regulieren. Was das bei Hochwasser<br />
bedeutete, kann man sich lebhaft vorstellen. Auch<br />
<strong>der</strong> Rechen musste händisch gereinigt werden; vor<br />
allem im Herbst mussten wir uns Nacht für Nacht<br />
stundenweise abwechseln, um den Rechen mit <strong>der</strong><br />
Hand von Blättern und Unrat zu befreien.<br />
1984 bauten wir unser Kraftwerk um; damals wurde<br />
eine größere Turbine in Betrieb genommen. Heute<br />
können wir den kompletten Energiebedarf unserer<br />
Ölmühle damit abdecken und schaffen es noch<br />
zusätzlich, mit unserer Einspeisung ins öffentliche<br />
Netz rund 250 Haushalte mit Strom zu versorgen.<br />
In <strong>der</strong> Gegenwart spielt neben dem ökonomischen<br />
auch <strong>der</strong> ökologische Aspekt eine sehr große Rolle<br />
in unserem Betrieb. Die Erhaltung <strong>der</strong> Vielfalt ist<br />
uns ein Anliegen und so errichteten wir mit großem<br />
Aufwand eine Fischaufstiegshilfe, dank <strong>der</strong><br />
nun auch „schwimmschwache“ Fische zurück zum<br />
Oberlauf <strong>der</strong> Sulm gelangen. Über Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
hinweg än<strong>der</strong>te sich das Mühlenwesen baulich und<br />
mechanisch; mit <strong>der</strong> Stromerzeugung wurde die<br />
Technik revolutioniert. Eines hat sich bei uns aber<br />
bis heute nicht verän<strong>der</strong>t – die Energie kommt vom<br />
Wasser.<br />
Gerhard Kremsner<br />
Mantrach 23, 8452 Großklein/Steiermark<br />
www.oelmuehle-kremsner.com<br />
Erlebnis<br />
Erdgeschichte<br />
Suche nach den versteinerten<br />
Zeugen unserer Vergangenheit<br />
Fossiliensuche im Steinbruch Retznei<br />
<strong>der</strong> Firma Lafarge Zementwerke GmbH.<br />
Gemeinsam mit „... <strong>der</strong> Steirer Land ...“<br />
Samstag, 24. Juni <strong>2017</strong><br />
Interessierte Erwachsene und Kin<strong>der</strong> sind herzlich<br />
eingeladen zu einer spannenden Suche nach<br />
versteinerten Zeugen längst vergangener Zeiten.<br />
Kin<strong>der</strong> sollten in Begleitung eines Erwachsenen sein,<br />
die Hin- und Rückfahrt ist selbst zu organisieren.<br />
Dauer <strong>der</strong> Veranstaltung:<br />
vormittags 9-12 Uhr, nachmittags 13-16 Uhr<br />
Schriftliche Anmeldung erbeten:<br />
UMJ, Geologie & Paläontologie<br />
E-Mail: ingomar.fritz@museum-joanneum.at<br />
Tel.: 0664 8017 9731<br />
Kosten: Der Unkostenbeitrag für die wissenschaftliche<br />
Begleitung und das Werkzeug beträgt<br />
für Erwachsene € 5,00 und für Kin<strong>der</strong> € 3,50.<br />
9
27
Von Generation zu Generation.<br />
iklas und Lena haben für unsere heutige<br />
Aufgabe bereits vier Holzstücke, einige<br />
Rundholzstäbe, ein paar alte Geschirrtücher<br />
und eine leere Plastikflasche bereitgestellt.<br />
Etwas Leim, Klebeband, eine dünne Eisenstange<br />
und einen Bohrer brauchen wir ebenfalls, um unsere<br />
„Segelschiffe“ auf Kurs zu bringen. Zu allererst<br />
bauen wir die Schiffe. Dafür verwenden Lena<br />
und Niklas vier ca. 15 cm lange Aststücke. Zwei<br />
Löcher werden für die Masten gebohrt. Das erste<br />
für den Großmast kommt in die Mitte und jenes<br />
für den kleineren Mast 1,5 cm davor.<br />
Zwei weitere Löcher (nicht durchbohren) kommen<br />
auf die Seite, das erste zwischen die beiden Mastlöcher,<br />
das an<strong>der</strong>e 3 cm weiter hinten – dort wird<br />
das Schiff später am Drehkreuz befestigt.<br />
Jetzt zerschneidet Lena die Tücher zu rechtwinkeligen<br />
Dreiecken. Diese kommen mit <strong>der</strong> Spitze<br />
nach oben um den Mast und auf <strong>der</strong> Unterseite<br />
rollen wir eine Querverstrebung ein, damit das<br />
Segel auch ordentlich stabil ist. Ihr könnt das Segel<br />
am Holz annähen o<strong>der</strong> ihr macht es wie wir<br />
und benutzt eine Klammermaschine zum Fixieren.<br />
Sind die Segel aufgespannt, könnt ihr die<br />
Masten mit Bastelkleber im Holzrumpf fixieren.<br />
Eine Querstrebe über beide Segel, mit Reißnägeln<br />
befestigt, gibt zusätzliche Festigkeit bei starkem<br />
Wind.<br />
28
Das erste ist fertig und Niklas und Lena machen<br />
sich daran, die restlichen drei Segelschiffe zu bauen.<br />
Jetzt kümmern wir uns um unser Drehkreuz.<br />
Dafür nehmen wir eine leere Plastikflasche und<br />
bohren mit einem heißen Nagel (bitte lasst euch<br />
dabei von einem Erwachsenen helfen) ein Loch<br />
in die Mitte des Bodens. Hier kommt später die<br />
Eisenstange hinein. Wie<strong>der</strong> erwärmen wir den<br />
Nagel mit einer Kerze und machen jetzt jeweils<br />
zwei gegenüberliegende Löcher im Abstand von<br />
3 cm hinein. Die Flasche wird im rechten Winkel<br />
gedreht und noch einmal kommen je zwei gegenüberliegende<br />
Öffnungen hinein. Durch diese<br />
stecken unsere beiden Bastler jetzt kreuzförmig<br />
jeweils zwei gleich lange Rundhölzer hinein und<br />
fixieren diese vier Stöcke mit einem Klebeband.<br />
Das Drehkreuz ist fertig, jetzt müssen wir nur<br />
noch unsere Schiffe auf den Enden befestigen.<br />
Da wir die Hölzer seitlich nicht ganz durchbohrt<br />
haben, können wir sie leicht mit einer kleinen<br />
Schraube o<strong>der</strong> einem Nagel fixieren.<br />
Fertig! Jetzt kommt unser Schiffs-Wind-Rad noch<br />
auf die in <strong>der</strong> Erde steckende Eisenstange. Sobald<br />
ein laues Lüftchen weht, segeln wir davon.<br />
Niklas, Lena und „…<strong>der</strong> Steirer Land…“<br />
wünschen euch einen wun<strong>der</strong>schönen<br />
Sommer und tolle Ferien.<br />
29
Unsere Sprache - unsere Seele<br />
Zullnerglockn jmd., <strong>der</strong> gerne umherflaniert Umsa Humd is wia sei Herrl, a richtige<br />
Zullnaglockn.<br />
Oaß eitrige Entzündung, Furunkel Herr Dokta, i ham a Oaß umtat Laxn.<br />
einschiaßn wenn etw. schnell hineinkommt Ban Brot einschiaßn is da Hexnschuß<br />
eingschossn.<br />
Fleachpulva Flohpulver Geh a Fleachpulva kafn, i kau schon<br />
neama schlofn va lauta Beissn.<br />
Fossungsbiachl Schuldnerbuch des Greislers Sog zan Ladlschupfer, er sull die Sochn<br />
ins Fossungsbiachl schreibn.<br />
lettln etwas riecht nach Lehm Va dir brauch i koan Karpfen mehr,<br />
wal dei lettln mia z ‚ vül.<br />
Mognstrudl Fausthieb in die Magengrube Mit an Mognstrudl hot si da Knecht ba sein Bauern<br />
fia den „guatn“ Lohn bedankt.<br />
Rinkn Rinde Ba deim Brot ist a die Rinkn dicka wia olls andare.<br />
Saubloda Harnblase des Schweines Die Saubloda brauch i zan Tabakbeitl mochn.<br />
Schaua Hagel Hoffentlich kummt heia koa Schaua mehr.<br />
Stipfl Holzpfahl Richt ani Stipfl her, mia miassma den<br />
Holdazaun wie<strong>der</strong> richtn.<br />
zeckfoast wohlgenährt Seitdem du nix mehr oarbeitest, bist a<br />
schea zeckfoast gwoardn.<br />
timman laut Klopfen Her auf zan timman, i moch eh schon auf.<br />
Roastoa Grenzstein Da Nochbar hot schon wie<strong>der</strong> den Roastoa<br />
vasetzt.<br />
oft dann Oft geh ‚ mas holt schea langsam wie<strong>der</strong> aun.<br />
michaln schwindeln Da Opa tuat ban Koartnspüln imma michaln,<br />
damit er gwinnt.<br />
Liachtschippl Nachtfalter Moch in da Nocht es Fensta zua, sumst<br />
kemman die Liachtschippln wieda eini.<br />
Weitere 1.400 Mundartausdrücke und über 400 Beispielsätze<br />
finden Sie in unserem Buch„Rotzbua & Hobagoaß“<br />
10
Dr. Hans Kloepfer,<br />
<strong>der</strong> Dichter <strong>der</strong> Weststeiermark<br />
In <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> erfolgreichsten<br />
österreichischen Autorinnen und<br />
Autoren finden wir Dr. Hans Kloepfer.<br />
Obwohl für seine Werke, wie „Sulmtal<br />
und Kainachboden“ und „Joahrlauf“,<br />
nie geworben wird, sind sie seit acht<br />
Jahrzehnten ein fixer Bestandteil des<br />
Buchhandels und erfreuen sich einer<br />
beständigen Leserschaft.<br />
Wer war Dr. Kloepfer? Seinen Lebenslauf verfasste<br />
er einmal selbst für die Aufnahme in einen<br />
Verein: „Geboren in Eibiswald am 18. August<br />
1867 als Sohn des aus dem Königreich Württemberg<br />
eingewan<strong>der</strong>ten Wundarztes Johannes<br />
Kloepfer und <strong>der</strong> Schulmeisterstochter Ludovika<br />
Fuchs aus St. Peter im Sulmtal. […] Besuch des<br />
k. u. k. Staatsgymnasiums in Graz, Studium <strong>der</strong><br />
Medizin, Promotion im Jahr 1891. Militärdienst<br />
in Graz 1888/89. Ab 1894 Werksarzt <strong>der</strong> ÖAMG<br />
[Österreichische Alpine-Montan-Gesellschaft] in<br />
Köflach sowie nie<strong>der</strong>gelassener praktischer Arzt<br />
daselbst. Verheiratet seit 19<strong>02</strong>, zwei Söhne, eine<br />
Tochter.“ Seiner berufsbezogenen Darstellung<br />
fügte Kloepfer bescheiden hinzu: „Zahlreiche Publikationen<br />
lokalhistorischer Natur und Gedichte<br />
in deutscher Schriftsprache wie auch in steirischer<br />
Mundart.“ Was seine überragende Persönlichkeit<br />
als Arzt und viel mehr noch als steirischer Dichter<br />
ausmacht, bleibt in diesen knappen Sätzen verborgen.<br />
Der Landarzt im Dienst <strong>der</strong> weststeirischen<br />
Schwerindustrie, <strong>der</strong> Köflacher Bürgerschaft und<br />
eines bis zur Kärntner Grenze reichenden Bauernvolkes<br />
begann im Alter von etwa 40 Jahren<br />
mit seiner Tätigkeit als Schriftsteller und Dichter.<br />
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg verfasste er<br />
heimatkundliche Texte sowie seine ersten Verse<br />
in <strong>der</strong> Bauernsprache seiner Umgebung. Um die<br />
Wirkung eines in Kainachtaler Mundart abgefassten<br />
Gedichtes beurteilen zu können, sandte er es<br />
an Peter Rosegger, <strong>der</strong> es im Juni 1914 in seiner<br />
Literaturzeitschrift „Heimgarten“<br />
veröffentlichte. Das<br />
lebhafte Echo unter den steirischen<br />
Germanisten ermutigte<br />
den Köflacher Arzt zu weiterem Schaffen. In den<br />
folgenden Jahren entstanden seine erfolgreichsten<br />
Gedichte: „Da Russ“, „Ohne Beruf“, „Bol<br />
i ‚ n Stodl deckt hon, rost i aus“ und „Dahoam“.<br />
Nachdem ihn seine Mundartdichtung berühmt<br />
gemacht hatte, überraschte er bald darauf seine<br />
Leser mit hochdeutschen Meistergedichten wie<br />
„Spätherbst“ und „Glockenmärlein“. Der Wert<br />
seiner Dichtkunst liegt in ihrer Unmittelbarkeit.<br />
Kloepfer brauchte nichts zu erfinden, er berichtete<br />
meistens von Ereignissen, die sich tatsächlich<br />
zugetragen hatten. Seine „Krankenwan<strong>der</strong>ungen“,<br />
wie er seine Visiten nannte, boten ihm Zeit,<br />
Erlebtes zu überdenken und im Geiste in Reimform<br />
zu bringen. Müde heimgekommen, hielt er<br />
es im Telegrammstil fest und schrieb es später in<br />
einem Schulheft nie<strong>der</strong>. In den Jahren 1936 und<br />
1937 erschien sein Gesamtwerk in fünf Bänden.<br />
Damit hatte das literarische Schaffen des Dichterarztes<br />
seinen Abschluss gefunden. Nach <strong>der</strong><br />
Machtübernahme <strong>der</strong> Nationalsozialisten im Jahr<br />
1938 verfasste er noch einige Texte und Gedichte<br />
im Sinne <strong>der</strong> neuen Machthaber, doch „war das<br />
alles“, wie er selbst einmal sagte, „nichts mehr“.<br />
Dr. Kloepfer gelangte als Arzt und Dichter zu hohen<br />
Ehren. Unter an<strong>der</strong>em war er Ehrenbürger von<br />
Eibiswald, Köflach und Graz. Am 27. Juni 1944<br />
verstarb er in Köflach. Anlässlich <strong>der</strong> 150. Wie<strong>der</strong>kehr<br />
seines Geburtstages am 18. August <strong>2017</strong><br />
ehrt die Marktgemeinde Eibiswald sein Werk mit<br />
einem Festabend und zahlreichen hochkarätigen<br />
Veranstaltungen. Herbert Blatnik, Eibiswald<br />
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Aus Feuer,<br />
Erde und Stahl.<br />
Kachelherd und Kachelofen<br />
Für ein einwandfreies Raumklima<br />
ist die richtige Heizung eine<br />
entscheidende Voraussetzung.<br />
Wir sind ein bodenständiger Familienbetrieb<br />
mit sehr gut geschulten Mitarbeitern und sorgen,<br />
dank unserer Produkte, für optimales<br />
Wohnklima in Ihrem Zuhause. Der Kachelherd<br />
zeicnet sich durch vielfältige Funktionen wie Kochen,<br />
Backen, Warmwasserbereitung aus. Diese<br />
Herde finden vorwiegend in Wohnküchen Verwendung,<br />
da man eine schnelle Wärmeabgabe<br />
über die Herdplatte sowie eine Speicherwärme<br />
<strong>der</strong> Kachelflächen erzielt.<br />
Die Wärmestrahlen des Kachelofens erwärmen<br />
vor allem die im Raum befindlichen Körper und<br />
Wände und erzeugen dadurch die gesunde, unvergleichliche<br />
Kachelofenwärme. Das ist die Grundvoraussetzung<br />
eines idealen Raumklimas.<br />
Durch unsere 40jährige Erfahrung im Herdeund<br />
Metallbau sind wir in <strong>der</strong> Lage, auf unsere<br />
Kunden einzugehen und <strong>der</strong>en Wünsche in relativ<br />
kurzer Zeit zu realisieren.<br />
Fleischhacker<br />
Schlosserei & Herdebau KG<br />
Gersdorf 78, 8471 Spielfeld<br />
T. +43 (0) 3453 - 2572<br />
M. +43 (0) 676 - 509 51 04<br />
www.herdebau-fleischhacker.at<br />
12
Woast as noch?<br />
1<br />
Schuster<br />
bleib bei deinem<br />
Leisten.<br />
Über hun<strong>der</strong>te, ja sogar tausende von Jahren erfuhren die Werkzeuge des täglichen<br />
Gebrauchs zwar eine ständige Weiterentwicklung, aber kaum eine entscheidende<br />
Verän<strong>der</strong>ung. Erst im letzten Jahrhun<strong>der</strong>t wurden viele unserer Hilfsmittel durch<br />
technische Errungenschaften abgelöst und beginnen seitdem langsam in Vergessenheit<br />
zu geraten. Erinnern Sie sich noch an den Verwendungszweck<br />
nachstehen<strong>der</strong> Werkzeuge?<br />
2 3 4<br />
Die Exponate wurden uns von www.erinnerungshof-hermann.at zur Verfügung gestellt.<br />
1) Scheagn & Nägel<br />
Die Sohle dieses Bergschuhs zeigt sehr gut, wie<br />
mit Scheagn und Nägeln gearbeitet wurde, um<br />
dem Schuh Trittfestigkeit in steilen Lagen zu<br />
verleihen. Die Scheagn wurden exakt dem Rand<br />
entlang eingeschlagen, während die Nägel in die<br />
Sohle kamen. So war auch bei Eis und Schnee ein<br />
gefahrloses Auftreten gewährleistet.<br />
2) Leisten<br />
Der Leisten ist ein Formstück aus Holz, welches<br />
<strong>der</strong> Form eines Fußes nachempfunden ist und zum<br />
Bau eines Schuhs verwendet wird. Er sorgt für die<br />
Passform und bestimmt, welche Form <strong>der</strong> Schuhoberteil<br />
(Schaft) erhält. Über den Leisten wird das<br />
Le<strong>der</strong> gespannt und auf <strong>der</strong> Unterseite mit <strong>der</strong><br />
Sohle verbunden.<br />
16
6<br />
5<br />
3) Schusterbein<br />
Das Schusterbein o<strong>der</strong> Schustereisen war ein unverzichtbarer<br />
Helfer, wenn es um die Endfertigung<br />
eines Schuhs o<strong>der</strong> um dessen Reparatur ging. Der<br />
Schuh wurde über das Schusterbein gesteckt und<br />
mit dieser stabilen Unterlage konnten z.B. Schuhnägel<br />
neu eingeschlagen werden.<br />
4) Schusterpresse<br />
Waren Le<strong>der</strong>, Brandsohle, Sohle und Absatz ordentlich<br />
miteinan<strong>der</strong> verbunden, kam <strong>der</strong> Schuh in<br />
die Schuster- o<strong>der</strong> Sohlenpresse, damit <strong>der</strong> Kleber<br />
unter festem Druck langsam aushärten konnte.<br />
5) Raspel<br />
Mit <strong>der</strong> Raspel wurde das Le<strong>der</strong> aufgeraut, bevor<br />
es verklebt wurde, um eine bessere Verbindung und<br />
ein gutes Einwirken des Klebers zu sichern.<br />
6) Geldkatze<br />
Wer mit Le<strong>der</strong> umgehen konnte, schaffte sich mit<br />
Gürteln und Trägern so manchen Zusatzverdienst.<br />
Eine Beson<strong>der</strong>heit aus <strong>der</strong> Werkstatt etlicher Schuhmacher<br />
war die Geldkatze. Diese trug man wie einen<br />
Gürtel am Körper; im Inneren <strong>der</strong> Katze konnten<br />
Geld und Wertsachen verstaut werden.<br />
17
Josef Pugl – Baumwärter<br />
Altes Obst<br />
Der Obstgarten bzw. die Streuobstwiese<br />
waren jahrhun<strong>der</strong>telang wichtige Komponenten<br />
<strong>der</strong> Versorgung auf den Bauernhöfen.<br />
Josef Pugl beschäftigte sich sein Leben<br />
lang mit <strong>der</strong> Kultivierung von Obst und<br />
erzählt uns hier, wie die Sommerarbeiten<br />
im Obstgarten anno dazumal aussahen.<br />
Angst und bange wurde uns, wenn im April die<br />
Temperaturen so weit absanken, dass <strong>der</strong> Frost den<br />
Blüten und Knospen Schaden zufügen konnte. Das<br />
„Rauchen“, wie es heute in manchen Weingärten<br />
praktiziert wird, kannten wir damals auch. Ich erinnere<br />
mich noch daran, wie mein Mentor im Obstbau,<br />
<strong>der</strong> alte Innerhofer von Weißheim, unter seinen<br />
Nussbäumen kleine Feuer entzündete, damit er diese<br />
vor dem Erfrieren schützen konnte. Der Sommer<br />
war eine Zeit, in <strong>der</strong> wir für die Obstbäume nicht viel<br />
tun konnten, außer <strong>der</strong> Natur ihren Lauf zu lassen.<br />
Der Frühjahrsfrost war überstanden, die Eisheiligen<br />
sind ebenfalls gut vorübergegangen und alles, was<br />
wir jetzt tun konnten, war dafür zu beten, dass <strong>der</strong><br />
Hagel unsere Ernte verschonen würde. Es war ganz<br />
selbstverständlich, dass wir, wenn eine Gewitterfront<br />
aufzog, Weihwasser mit einem Palmbuschen in<br />
alle Himmelsrichtungen versprengten und dann ein<br />
Stück Palmholz im Tischherd verbrannten, damit <strong>der</strong><br />
Herrgott uns vor dem Unwetter bewahren sollte. Oft<br />
hat es geholfen, aber lei<strong>der</strong> nicht immer.<br />
Im Sommer düngten wir immer wie<strong>der</strong> unsere jungen<br />
Bäume nach. Dafür trugen wir mit Körben den<br />
Stallmist in den Obstgarten und breiteten ihn um die<br />
Stämme herum aus, so dass <strong>der</strong> nächste Regen den<br />
Dünger tief in die Erde hineinbrachte. Der Sommer<br />
wurde bei allen mit <strong>der</strong> Heuernte und dem Hauen<br />
von Erdäpfeln, Kürbissen und Mais verbracht, denn<br />
kaum jemand lebte vom Obstbau allein, son<strong>der</strong>n<br />
alle hatten gemischte Landwirtschaften. Das Gras<br />
in unserer Obstanlage war durch den Schatten <strong>der</strong><br />
Bäume beson<strong>der</strong>s zart und fein. Damit hatten unsere<br />
Hasen und Schweindln die größte Freude. Für<br />
mich als jungen Burschen hieß das, jeden zweiten<br />
Tag mit Sense und Rechen auszurücken, um das Sauo<strong>der</strong><br />
Hasengras zu mähen. Tat ich dies im flacheren<br />
Teil, so brachte ich das Gras mit dem „Ziehachgoan“<br />
nach Hause; erfolgte die Mahd im steileren Gelände,<br />
so trug ich es mit dem „Streubogen“ heim.<br />
Blieb zwischen allen unseren Arbeiten noch Zeit, so<br />
brachten wir im Sommer den Keller auf Vor<strong>der</strong>mann.<br />
Most und Wein mussten in den Fässern abgezogen<br />
werden, damit <strong>der</strong> Bodensatz im alten und <strong>der</strong> wertvolle<br />
Trunk im neuen Fass waren. Das passierte nicht<br />
mit Pumpen, son<strong>der</strong>n einfach mit einem Schlauch,<br />
an dem so lange gesaugt wurde, bis es zu rinnen<br />
begann. Alter Most wurde dafür verwendet, wie<strong>der</strong><br />
ein Fass mit Essig anzusetzen, und bei Bedarf reparierte<br />
<strong>der</strong> Vater (er war Fassbin<strong>der</strong>) das eine o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e Holzfass. Sah die Ernte vielversprechend aus,<br />
konnte es auch sein, dass er neue Leergebinde für<br />
unseren Keller herstellte. Hin und wie<strong>der</strong> Feldbeten<br />
sowie <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Wettersegen in <strong>der</strong> Kirche<br />
gaben uns die Gewissheit, dass wir alles Nötige<br />
getan hatten, um im Herbst die Früchte unserer Arbeit<br />
einbringen zu können.<br />
Welche Arbeiten für den Obstbau seinerzeit<br />
im Herbst wichtig waren, erzählt uns<br />
unser Baumwärter Josef Pugl in <strong>der</strong><br />
nächsten Steirer<strong>land</strong>-<strong>Ausgabe</strong>.<br />
18
MITTENDRIN IM<br />
Naturpark SÜDSTEIRMARK<br />
Projekt Biotop Streuobstwiese:<br />
Biodiversitätserhalt = Kultur<strong>land</strong>schaftsschutz<br />
Am Samstag, dem 25. März <strong>2017</strong>, wurden gleichzeitig<br />
mit dem Saisonstart des Naturparkladens<br />
am Grottenhof durch den Naturpark Südsteiermark<br />
Jungbäume alter regionaler Obstsorten<br />
verteilt. Das von <strong>der</strong> Naturschutzabteilung des<br />
Landes Steiermark unterstützte Projekt „Biotop<br />
Streuobstwiese“ konnte damit seinen nächsten<br />
Schwerpunkt setzen. Aus ursprünglich 1.000 geplanten<br />
Jungbäumen wurden durch die Bestellbegeisterung<br />
<strong>der</strong> Naturparkbürger 2.400 verteilte<br />
Jungbäume alter regionaler Obstsorten (Baumschulen<br />
Oikos und Grinschgl).<br />
Gemeinsam mit <strong>der</strong> Berg- und Naturwacht, den<br />
Steirischen BaumwärterInnen und dank <strong>der</strong> Unterstützung<br />
<strong>der</strong> NaturparkbürgerInnen konnte <strong>der</strong><br />
Naturpark ein starkes Zeichen setzen, um dem<br />
für die Südsteiermark so wichtigen Kultur<strong>land</strong>schaftselement<br />
<strong>der</strong> Streuobstwiese wie<strong>der</strong> mehr<br />
Bedeutung zu verleihen. Der Natur- und Kultur<strong>land</strong>schaftsschutz<br />
stellt für den Naturpark Südsteiermark<br />
die Basis seiner Arbeit dar. Nur gemeinsam<br />
mit den NaturparkbürgerInnen ist es möglich,<br />
das touristisch so attraktive Landschaftsbild <strong>der</strong><br />
Region mit seiner ökologischen Artenvielfalt zu<br />
erhalten!<br />
Sie haben eine Streuobstwiese? Der Naturpark<br />
braucht Sie! Schützen durch Nützen!<br />
Der Naturpark Südsteiermark versucht die Wertschöpfung<br />
<strong>der</strong> Streuobstwiesen für die heimischen<br />
Bauern wie<strong>der</strong> zu steigern und arbeitet damit aktiv<br />
am Kultur<strong>land</strong>schaftsschutz. In diesem Sinn suchen<br />
wir für ein geplantes Streuobstveredelungsprojekt<br />
BesitzerInnen von Streuobstwiesenflächen,<br />
die ihre Äpfel für einen ihrer Arbeit angemessenen<br />
Preis verkaufen würden. Voraussetzung: Die<br />
Streuobstwiese liegt in einer <strong>der</strong> 15 Naturparkgemeinden.<br />
Bitte melden bei Naturpark Südsteiermark:<br />
0664/88524705 o<strong>der</strong> m.rode@naturparksuedsteiermark.at.<br />
19
NATURPARK SÜDSTEIERMARK<br />
Die Lehre von den Erscheinungen –<br />
die Phänologie<br />
Die Tage werden immer länger und die Natur zeigt<br />
sich in ihrer vollen Pracht. Vögel wie <strong>der</strong> Neuntöter<br />
sind nach ihrer langen Wan<strong>der</strong>ung wie<strong>der</strong> bei<br />
uns eingetroffen, die Kuckuckslichtnelken blühen<br />
schon, wohingegen das gefleckte Knabenkraut<br />
gerade erst damit angefangen hat. Die Zeichen<br />
deuten darauf hin, dass wir uns am Ende des Vollfrühlings-<br />
und am Anfang des Frühsommers befinden.<br />
Frühsommer ist ein geläufiger Begriff, aber<br />
was ist <strong>der</strong> Vollfrühling? Er ist Teil <strong>der</strong> phänologischen<br />
Jahreszeiten und ist damit unabhängig vom<br />
Tradition und Brauchtum:<br />
Markt <strong>der</strong> Artenvielfalt<br />
Das Naturpark- Highlight im Mai war <strong>der</strong> Markt<br />
<strong>der</strong> Artenvielfalt am 19.5.<strong>2017</strong>. Auch dieses Jahr<br />
fand das traditionelle Familienfest auf dem historischen<br />
Gut Grottenhof statt und war den ganzen<br />
Tag ein Riesenspektakel für Groß und Klein.<br />
Unsere Besucher (über 750 Kin<strong>der</strong> am Vormittag<br />
und zahlreiche Familien am Nachmittag) erhielten<br />
dieses Jahr reichhaltige und spannende Einblicke<br />
in die Vielfalt des gelebten Brauchtums und in das<br />
lebendige Handwerk.<br />
Ganz bewusst hat <strong>der</strong> Naturpark gemeinsam mit<br />
den Naturpark-Schulen und Naturpark-Kin<strong>der</strong>gärten<br />
diesen Schwerpunkt für dieses Jahr ausgewählt.<br />
Altes Handwerk wird meist nur noch<br />
von wenigen, oft älteren Personen betrieben. Das<br />
Wissen darüber wurde immer mündlich weitergegeben.<br />
Die Aussteller am Markt <strong>der</strong> Artenvielfalt<br />
trugen das Ihre dazu bei, dass unsere Gäste wie<strong>der</strong><br />
selbst zumindest die Grundlagen verschiedenster<br />
Handwerkskenntnisse erlernten, um so einen Teil<br />
des kulturellen Erbes zu bewahren und weiterzutragen.<br />
Der Bogen <strong>der</strong> Aktivitäten spannte sich<br />
vom Strohkörbe nähen, Schafwollfilzen, Schau-<br />
Schnitzen, Schau-Drechseln, Keramik töpfern,<br />
Sensen mähen, alte Hausmittel herstellen, Pressen<br />
von Lavendelöl, bis hin zu unserem Bauerngarten<br />
mit dem Thema „Das aufregende Leben einer Tomatenpflanze“!<br />
Neben allen diesen informativen<br />
und interessanten Hinweisen kam natürlich auch<br />
<strong>der</strong> Spaß nicht zu kurz. Smovey-Ringe und eine<br />
große Spielwiese sorgten für die notwendige Abwechslung<br />
und unsere Kin<strong>der</strong> wurden zusätzlich<br />
noch mit regionalen Snacks verwöhnt! Nach <strong>der</strong><br />
feierlichen Begrüßung durch Naturpark-Obmann<br />
Bgm. Reinhold Höflechner folgte die Präsentation<br />
des Kin<strong>der</strong>regionsführers Naturpark Südsteiermark.<br />
Dieses Projekt wird mit Unterstützung durch<br />
Mittel <strong>der</strong> europäischen Union, des Bundes und <strong>der</strong><br />
Steiermärkischen Landesregierung verwirklicht.<br />
20
DIE JAHRESZEIT SCHAFFT AN.<br />
Es hot<br />
nix g’alt<br />
„Die Menschen mochen sich ihr Leben heit sölber kompliziert, früher<br />
woa olles ärmer und einfacher, aber mit viel mehr Arbeit verbunden und<br />
trotzdem haben die Menschen weit net sovül zu Spinnen aungfangen<br />
wie sies heit tuan“, beginnt Frau Anna Kerschbacher, geboren 1930, ihre<br />
kleine Geschichte.<br />
21
Ich bin in Bergla<br />
bei St. Martin auf<br />
die Welt gekommen<br />
und habe die ersten<br />
33 Jahre meines Lebens<br />
dort verbracht.<br />
Vater und Mutter waren<br />
Bauern; ganz selbstverständlich<br />
haben meine<br />
Geschwister und ich dort gelernt<br />
und gearbeitet. Das ganze<br />
Jahr über gab es immer genug zu tun. Oft<br />
haben wir uns wirklich geschunden, aber grantig<br />
ist keiner von uns gewesen, weil es auch immer<br />
lustig gewesen ist. Unsere Arbeitsabläufe bestimmten<br />
die Heiligen: So hieß es zum Beispiel<br />
immer, dass acht Tage vor und nach dem „Jiagl-<br />
Tog“ (Hl. Georg, 23. April) die beste Zeit dafür ist,<br />
den Woaz zu setzen. Und die Kürbiskerne wurden<br />
in <strong>der</strong> Florianiwoche (Anfang Mai) angekeimt und<br />
gesetzt.<br />
Gut erinnere ich mich noch daran, wie es beim<br />
Woazsetzen auf dem Acker umging. Der Mist war<br />
ja schon im Frühjahr ausgebreitet worden und jetzt<br />
baute <strong>der</strong> Vater mit unserem alten Ochsengespann<br />
den Acker um. Mit dem jüngeren Ochsengespann<br />
fuhr meine Schwester; sie marschierte hinter <strong>der</strong><br />
Egge her, um die Ackererde ordentlich aufzulockern.<br />
Meine Aufgabe war es, unsere Kuh zu führen,<br />
die den Woazsetzer zog und so eine Reihe<br />
nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en bepflanzte. Der Natur wurde ihr<br />
Lauf gelassen, immer ist alles aufgegangen und<br />
reif geworden. Die<br />
Jahreszeiten gaben<br />
uns unsere Aufgaben<br />
vor; selbst im<br />
Winter hatten wir<br />
genug zu tun. Die<br />
Wasserrüben waren im<br />
Feld vergraben und mussten<br />
geholt werden, die Woazstrohhiefeln<br />
wurden heimgebracht<br />
und eingeschnitten und war<br />
es einmal ruhiger, so gab es genug im Haus<br />
zu erledigen. Nach getaner Arbeit war gut Ruhen.<br />
Der Sonntag und die Feiertage waren den Eltern<br />
immer heilig. Da standen Gemütlichkeit und geselliges<br />
Beisammensein im Vor<strong>der</strong>grund. Damals<br />
gab es ja noch ein paar Bauernfeiertage mehr als<br />
heute und weil wir viele Bekannte hatten, war an<br />
diesen Tagen bei uns am Hof immer viel Betrieb.<br />
Der Haustrunk wurde ausgeschenkt, Geschichten<br />
erzählt, so mancher Handel abgeschlossen und natürlich<br />
gesungen und gelacht.<br />
Obwohl die 30er Jahre als die schlechten galten,<br />
hat es bei uns an nichts gemangelt. Schwieriger<br />
wurde es, als <strong>der</strong> Krieg kam. Zwar brauchte <strong>der</strong><br />
Vater nicht einrücken, aber alles, was wir produzierten,<br />
musste abgeliefert werden. Damals war<br />
eine Sau ja noch richtig groß, nicht solche Wuggala<br />
wie heute. Der Ortsbauernführer bestimmte,<br />
wann geschlachtet wurde und was damit zu geschehen<br />
hatte. Zum Glück schaute dieser nie so<br />
ganz genau, was im Stall war – so konnten wir<br />
22
war eine sehr gute Köchin und Gärtnerin. Unser<br />
Hausgarten wucherte von Gemüse und mit einfachsten<br />
Mitteln konnte sie wun<strong>der</strong>bare Mahlzeiten<br />
zubereiten. Es wurde auch viel Salat gegessen,<br />
im Frühjahr warteten wir schon darauf, dass <strong>der</strong><br />
„Röhrlsalat“ (Löwenzahn) endlich aufging. Frisch<br />
ausgestochen und klein geschnitten war er, mit<br />
Erdäpfeln vermischt, eine wun<strong>der</strong>bare Kost – und<br />
obendrein gesund. Bereits damals arbeitete eine<br />
Nachbarin von uns für einen Doktor, für diesen<br />
musste sie in den umliegenden Weingärten Unmengen<br />
von Röhrl stechen. Der meinte nämlich<br />
immer: „Wenn die Leut wüssten, wie gesund <strong>der</strong><br />
Röhrlsalat ist, würden sie keinen Doktor mehr<br />
brauchen“. Auch ich lernte das Kochen von <strong>der</strong><br />
Mutter und habe heute noch eine Freude an den<br />
einfachen Speisen von damals. Wenn ich mir hin<br />
und wie<strong>der</strong> Kochrezepte von heute anschaue,<br />
wun<strong>der</strong>e ich mich über alles, was da verkocht<br />
wird. Oft kenne ich die Zutaten nicht einmal und<br />
für manche Gerichte müsste ich auf meine alten<br />
Tage noch einen Sprachkurs machen, damit ich sie<br />
verstehe.<br />
doch hin und wie<strong>der</strong> in einer Nacht- und Nebelaktion<br />
ein Schwein für uns aufarbeiten. Das alles<br />
passierte im Keller, die große Sau wurde aus dem<br />
Stall getrieben und noch in <strong>der</strong> gleichen Nacht<br />
musste alles eingebraten, eingekocht und verarbeitet<br />
werden. Gut im Gedächtnis ist mir geblieben,<br />
wie <strong>der</strong> Vater am nächsten Tag das kleinere<br />
<strong>der</strong> beiden Tiere zur Schlachtung anmeldete und<br />
<strong>der</strong> Ortsbauernführer meinte: „Du host a schon<br />
scheanari ghob.“ Auch Schafe gab es bei uns am<br />
Hof, sie waren eine gute Alternative auf unserem<br />
Speiseplan und ihre Wolle half uns ebenfalls<br />
sehr. Wurden die Tiere geschoren, wuschen wir<br />
die Wolle und ließen sie kartatschen. Unter dem<br />
Kartatschen („Kardieren“) versteht man das Aufrauen<br />
<strong>der</strong> Wolle. Die kardierte Schafwolle wurde<br />
dann von <strong>der</strong> Mutter und einigen an<strong>der</strong>en Frauen<br />
am häuslichen Spinnrad zu Garn versponnen.<br />
So schufen wir selbst eine gute Grundlage dafür,<br />
dass einfache und warme Kleidungsstücke im<br />
Winter gestrickt werden konnten. Meine Mutter<br />
Meinen späteren Mann Alois kannte ich schon<br />
von klein auf, waren doch unsere Höfe nicht allzu<br />
weit voneinan<strong>der</strong> entfernt. Näher gekommen sind<br />
wir uns, als <strong>der</strong> Krieg vorüber war, aber es hat<br />
noch einige Jahre gedauert, bis wir geheiratet haben.<br />
Wir hatten es nicht weit zueinan<strong>der</strong> und eilig<br />
hatten wir es ebenfalls nicht. Meine Eltern waren<br />
froh, dass ich zum Arbeiten daheimblieb, und bei<br />
Alois waren auch noch zwei Schwestern am Hof,<br />
die zuerst unter die Haube gebracht werden mussten,<br />
damit wir überhaupt einen Platz hatten.<br />
So vergingen die Jahre, unsere erste Tochter war<br />
bereits auf <strong>der</strong> Welt, als ich mit 33 Jahren meinen<br />
Alois, er war drei Jahre älter als ich, geheiratet<br />
habe. Es war eine schöne Hochzeit, die wir<br />
im kleinen Rahmen hatten. Gemeinsam wurden<br />
uns 53 wun<strong>der</strong>bare Ehejahre und vier Kin<strong>der</strong> geschenkt,<br />
bis Alois im 89. Lebensjahr seine Augen<br />
für immer schloss. Heute bin ich selber 87 Jahre alt<br />
und wun<strong>der</strong>e mich oft darüber, wie ich überhaupt<br />
so alt geworden bin. Dann denke ich mir, dass die<br />
Kost von damals und die viele Arbeit wohl dafür<br />
verantwortlich sind, denn dadurch hatten wir keine<br />
Zeit, uns krank zu jammern, und wenngleich<br />
wenig da war – gefehlt hat es an nichts und lustig<br />
ist es auch immer gewesen.<br />
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