... der steirer land ... Ausgabe 02/2017
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Ich bin in Bergla<br />
bei St. Martin auf<br />
die Welt gekommen<br />
und habe die ersten<br />
33 Jahre meines Lebens<br />
dort verbracht.<br />
Vater und Mutter waren<br />
Bauern; ganz selbstverständlich<br />
haben meine<br />
Geschwister und ich dort gelernt<br />
und gearbeitet. Das ganze<br />
Jahr über gab es immer genug zu tun. Oft<br />
haben wir uns wirklich geschunden, aber grantig<br />
ist keiner von uns gewesen, weil es auch immer<br />
lustig gewesen ist. Unsere Arbeitsabläufe bestimmten<br />
die Heiligen: So hieß es zum Beispiel<br />
immer, dass acht Tage vor und nach dem „Jiagl-<br />
Tog“ (Hl. Georg, 23. April) die beste Zeit dafür ist,<br />
den Woaz zu setzen. Und die Kürbiskerne wurden<br />
in <strong>der</strong> Florianiwoche (Anfang Mai) angekeimt und<br />
gesetzt.<br />
Gut erinnere ich mich noch daran, wie es beim<br />
Woazsetzen auf dem Acker umging. Der Mist war<br />
ja schon im Frühjahr ausgebreitet worden und jetzt<br />
baute <strong>der</strong> Vater mit unserem alten Ochsengespann<br />
den Acker um. Mit dem jüngeren Ochsengespann<br />
fuhr meine Schwester; sie marschierte hinter <strong>der</strong><br />
Egge her, um die Ackererde ordentlich aufzulockern.<br />
Meine Aufgabe war es, unsere Kuh zu führen,<br />
die den Woazsetzer zog und so eine Reihe<br />
nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en bepflanzte. Der Natur wurde ihr<br />
Lauf gelassen, immer ist alles aufgegangen und<br />
reif geworden. Die<br />
Jahreszeiten gaben<br />
uns unsere Aufgaben<br />
vor; selbst im<br />
Winter hatten wir<br />
genug zu tun. Die<br />
Wasserrüben waren im<br />
Feld vergraben und mussten<br />
geholt werden, die Woazstrohhiefeln<br />
wurden heimgebracht<br />
und eingeschnitten und war<br />
es einmal ruhiger, so gab es genug im Haus<br />
zu erledigen. Nach getaner Arbeit war gut Ruhen.<br />
Der Sonntag und die Feiertage waren den Eltern<br />
immer heilig. Da standen Gemütlichkeit und geselliges<br />
Beisammensein im Vor<strong>der</strong>grund. Damals<br />
gab es ja noch ein paar Bauernfeiertage mehr als<br />
heute und weil wir viele Bekannte hatten, war an<br />
diesen Tagen bei uns am Hof immer viel Betrieb.<br />
Der Haustrunk wurde ausgeschenkt, Geschichten<br />
erzählt, so mancher Handel abgeschlossen und natürlich<br />
gesungen und gelacht.<br />
Obwohl die 30er Jahre als die schlechten galten,<br />
hat es bei uns an nichts gemangelt. Schwieriger<br />
wurde es, als <strong>der</strong> Krieg kam. Zwar brauchte <strong>der</strong><br />
Vater nicht einrücken, aber alles, was wir produzierten,<br />
musste abgeliefert werden. Damals war<br />
eine Sau ja noch richtig groß, nicht solche Wuggala<br />
wie heute. Der Ortsbauernführer bestimmte,<br />
wann geschlachtet wurde und was damit zu geschehen<br />
hatte. Zum Glück schaute dieser nie so<br />
ganz genau, was im Stall war – so konnten wir<br />
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