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Direkte Demokratie in der Schweiz – Länderbericht ... - servat.unibe.ch

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Die Unters<strong>ch</strong>riftensammlung s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> (dritte Phase) f<strong>in</strong>det als Wahlkampfhandlung<br />

statt. Generell ist die Anspra<strong>ch</strong>e von Passanten mit e<strong>in</strong>em Unters<strong>ch</strong>riftentablett<br />

e<strong>in</strong>fa<strong>ch</strong>er als mit e<strong>in</strong>em Parteistand. Während Parteipositionen wenig<br />

Neues erwarten lassen, ist bei Volks<strong>in</strong>itiativen, die oft au<strong>ch</strong> von ni<strong>ch</strong>tetablierten<br />

Gruppierungen getragen werden, das Interesse des Publikums generell groß. Im<br />

direktdemokratis<strong>ch</strong> kultivierten Alltag <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> gehört die Offenheit gegenüber<br />

Unters<strong>ch</strong>riftensammlern geradezu zum guten Ton. Insgesamt führt die Aufladung<br />

des Wahlkampfes dur<strong>ch</strong> Volks<strong>in</strong>itiativen dadur<strong>ch</strong> zu e<strong>in</strong>er stärkeren <strong>in</strong>haltli<strong>ch</strong>en<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Politik. Was auf den ersten Blick wie e<strong>in</strong>e<br />

sa<strong>ch</strong>fremde Verknüpfung e<strong>in</strong>es ungeeigneten Mittels mit dem Wahlkampf ers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>t,<br />

erweist si<strong>ch</strong> als Berei<strong>ch</strong>erung für den repräsentativen Teil des politis<strong>ch</strong>en<br />

Systems.<br />

2. Fernwirkungen <strong>der</strong> M<strong>in</strong>arettverbots<strong>in</strong>itiative<br />

Die M<strong>in</strong>arettverbots<strong>in</strong>itiative (2009) gab au<strong>ch</strong> zwei Jahre na<strong>ch</strong> ihrer Annahme<br />

fast unverm<strong>in</strong><strong>der</strong>t Anlass zu Diskussionen. Sie steht <strong>in</strong>haltli<strong>ch</strong> betra<strong>ch</strong>tet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Tradition von Volksabstimmungen, die religiöse M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten betreffen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>tverbots<strong>in</strong>itiative (1893). 5 E<strong>in</strong>e neuere Analyse hat seit Beg<strong>in</strong>n<br />

des Bundesstaates (1848) <strong>in</strong>sgesamt 28 sol<strong>ch</strong>e Initiativen ausgema<strong>ch</strong>t, davon<br />

e<strong>in</strong> Viertel im Bund und drei Viertel <strong>in</strong> den Kantonen. 6 Außerdem hat die<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung anlässli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> M<strong>in</strong>arettverbots<strong>in</strong>itiative zahlrei<strong>ch</strong>e Än<strong>der</strong>ungsvors<strong>ch</strong>läge<br />

für das Verfahren <strong>der</strong> Volks<strong>in</strong>itiative hervorgebra<strong>ch</strong>t, von denen<br />

zwei nunmehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong> konkreteres Stadium <strong>der</strong> Reform übergegangen s<strong>in</strong>d.<br />

a) Warnh<strong>in</strong>weis auf Initiativbögen?<br />

Im Dezember haben beide Kammern des Parlaments e<strong>in</strong>em Vorstoß zugestimmt,<br />

<strong>der</strong> mittelbar als Konsequenz <strong>der</strong> M<strong>in</strong>arettverbots<strong>in</strong>itiative anzusehen ist. Na<strong>ch</strong><br />

dem Vors<strong>ch</strong>lag soll das Verfahren <strong>der</strong> Volks<strong>in</strong>itiative um e<strong>in</strong>e frühe <strong>in</strong>haltli<strong>ch</strong>e<br />

Vorprüfung ergänzt werden. S<strong>ch</strong>on vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Unters<strong>ch</strong>riftensammlung<br />

würde das Bundesamt für Justiz geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Direktion für Völkerre<strong>ch</strong>t<br />

die Vere<strong>in</strong>barkeit <strong>der</strong> Initiative mit dem gesamten Völkerre<strong>ch</strong>t beurteilen. Die<br />

5 Analysen dazu bei Christian Bolliger, Die Eidgenössis<strong>ch</strong>e Volksabstimmung über das<br />

S<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>tverbot von 1893, <strong>in</strong>: Adrian Vatter (Hrsg.), Vom S<strong>ch</strong>ä<strong>ch</strong>t- zum M<strong>in</strong>arettverbot.<br />

Religiöse M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> direkten <strong>Demokratie</strong>, Züri<strong>ch</strong> 2011, S. 70 ff.; <strong>der</strong>s., <strong>in</strong>: L<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

u.a., Handbu<strong>ch</strong> (Fn. 1), S. 76 f.<br />

6 Adrian Vatter, E<strong>in</strong>leitung, <strong>in</strong>: <strong>der</strong>s., M<strong>in</strong>arettverbot (Fn. 5), S. 15 (30 f.).<br />

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