3SAM Zeitschrift 1-2017

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GANZ PERSÖNLICH ANDREAS BÄR GANZ PERSÖNLICH Andy Bär ist im Gemeindeleben unserer 3SAM-Gemeinde eine präsente Figur. Musikalisch tritt er als Posaunenchorleiter und Ausbilder der Jungbläser ebenso in Erscheinung wie als Gitarrist mit dem Singeteam oder der C-Punkt-Band. Aber auch sonst ist er „allzeit bereit“ und vielseitig engagiert, wo Not am Mann ist. Andy, worüber hast du in letzter Zeit richtig gelacht? Über die Witze vom Olli. (Oliver Gimber, 53, ist ein Malermeister aus Pforzheim, der über seinen YouTube-Kanal ein Millionenpublikum mit seinen Witzen erreicht) …wobei ich persönlich mich da immer frage, ob ich jetzt eigentlich über den Witz lache oder über Olli… :D Ja, das mag genauso sein…:D Was wird deiner Meinung nach heutzutage überschätzt? Soziale Medien. Ok, wenn du wenig Wert auf soziale Medien legst: Gibt es ein Buch, das dich neben der Bibel in deinem Leben geprägt hat: Ja, Stephen Covey: Die 7 Wege zur Effektivität. Erzähl mal, worum geht es in diesem Buch? Das Buch ist schon ziemlich alt, vielleicht 30 Jahre. Da stehen so Lebensweisheiten drin, die alle relativ gut sind. Da geht’s um verschiedene Punkte, wie man sein Leben gestalten kann, zum Beispiel „Vom Ende her denken“: Was willst du, dass die Leute an deinem Grab sagen? Bzw. was würdest du in deiner eigenen Grabesrede schreiben? Eigentlich genau biblisch, dieses „Vom Ende her denken“. Dann „Nicht Reaktion leben, sondern Aktion“. Oder so Beispiele: Wenn du jetzt 8 Stunden im Wald arbeiten müsstest, dann könnte einer sagen: „Dann schärfe ich von den 8 Stunden 7 Stunden meine Axt“. Solche Beispiele. Heute gibt’s noch ein Buch mit einem 8. Tipp. Und das hast du wirklich versucht umzusetzen? Ich habe gemerkt, dass ich manches davon sowieso schon mach, aber mir war der Hintergrund vielleicht nicht so bewusst. Jenseits der Tipps in diesem Buch - hast du ein Lebensmotto? Global denken, lokal handeln Ok, inwiefern handelst du lokal? Firma, Gemeinde - alles ist lokal. Denken muss ich global, deswegen war ich zum Beispiel grad firmentechnisch in Amerika. An wessen Seite würdest du gerne mal eine Woche verbringen, und sei es nur zum Spaß? Angela Merkel Wieso? Weil sie eine interessante Person ist, wie sie so ist. Wie aus einer Physikerin aus der DDR eine der mächtigsten Frauen der Welt geworden ist. Ob sie das so gewollt hat oder ob das einfach so geworden ist? Das finde ich interessant. Ich war ja jetzt in Amerika. Wenn die Leute erfahren haben, dass ich aus Deutschland komm, dann haben mich fast alle - und sei es der Taxifahrer im letzten Kaff - auf Frau Merkel angesprochen. Das fand ich interessant. Deutschland ist ja ein kleines Land im Vergleich ... Wen schätzst du, obwohl du anderer Meinung bist? Meine Mitarbeiter. Ein Motto von mir ist: „Wo zwei der gleichen Meinung sind, ist einer zuviel.“ Spontan denke ich: Cooles Motto! Gleich danach denke ich: Was will er mir damit eigentlich sagen? Ich merke, dass ich es nicht wirklich verstehe ... Ich schätze jemanden, der anderer Meinung ist, weil wenn ich alle hab, die gleicher Meinung sind, dann kann ich ja nichts dazu lernen. Die Meinung hab ich ja schon! Wenn ich drei da hab mit verschiedener Meinung, dann bereichert das eher. Dann ist einer zuviel im Sinne von „Der trägt nichts Neues bei“? Genau. Besser nicht einer, der noch zustimmt, sondern einer, der noch eine andere Meinung hat. Das ist viel wichtiger. Du bist vielseitig interessiert. Wir treffen uns z.B. manchmal zufällig bei den Basketball-Damen, aber deine Besuche dort scheinen mir nachgelassen zu haben, seit du die Firma Farr als Geschäftsführer übernommen hast. Wie kam es dazu? Das ist eine längere Geschichte. Weil es keinen Nachfolger gab, bestimmte Sachen ge- 12 3SAM 1/2017 | CVJM-Zeitung 30. Jahrgang Nr. 93
ANDREAS BÄR plant waren, das hat alles nicht funktioniert, und weil die Bank gesagt hat, sie finanzieren das, was wir uns vorher gar nicht vorstellen konnten. Und dann ist das einfach so geworden, grob zusammengefasst. Wenn ich das nicht gemacht hätte, wäre die Firma wahrscheinlich verkauft worden, und dann hätte ich vermutlich selbst schlechte Karten gehabt. Was gab für dich den Ausschlag dafür, dich dieser Aufgabe zu stellen? Verantwortung für die Mitarbeiter, die vorher schon da waren, die durch Höhen und Tiefen mitgegangen sind. Wenn die Firma verkauft worden wäre, weiß keiner, wie es ausgesehen hätte, wie viele Arbeitsplätze erhalten geblieben wären. Inwiefern warst du denn vorher schon in einer Position, dass du sagst, du bist verantwortlich? Ich war vorher schon verantwortlich. Wir waren ja vorher zu zweit, meine Tante und ich. Ich war Prokurist - „in prokura“ heißt „in Vertretung“, ich war Vertreter der Geschäftsleitung. Aber um auf deine Frage eben zurückzukommen, was den Ausschlag dafür gab, mich dieser Verantwortung zu stellen: Da gehört natürlich Dankbarkeit dazu, dass die Mitarbeiter das so lange mitgetragen haben. Und dann habe ich Hilfe bekommen, finanzieller Seite. Und zwar nicht nur von der Bank, sondern auch von privaten Familienmitgliedern. Und Tradition/Familie, denn ich bin die dritte Generation. Mein Großvater Artur Farr hat die Firma gegründet. Wo kam der „Bär“ dann her? Das waren vier Söhne und eine Tochter, meine Mutter. Deswegen heiße ich „Bär“ und nicht „Farr“. Welche neuen Herausforderungen hat diese Position für dich mit sich gebracht? Mit dem Risiko des Scheiterns zu leben. Es geht einfach um viel Geld. Und wenn’s schief geht, hast du halt viel in den Sand gesetzt. Und das ist neu. Ja, die Verantwortung hatte ich ja schon vorher, und jetzt kam das Risiko dazu. Und schläfst du jetzt unruhiger deswegen? Nein, gar nicht. Uschi und ich, wir haben das vorher abgeklärt, dass wir, wenn’s wirklich schief geht, auch mit wenig weiter leben können. Es ist uns bewusst, dass das passieren kann. Dass Uschi also quasi mit in Sippenhaft genommen wird, „in guten und in schlechten Tagen“ bei dir stehen muss ... Ja, dass es uns dann nachher nicht mehr unbedingt so gut geht, falls das schief geht. BIOGRAFISCHE ECKDATEN: Geboren am 11.09.1963 in Pforzheim Geschwister: Michael und Eveline Verheiratet mit Uschi (geb. Müller) Kinder: Mona (29) und Marvin (27) Ausbildung / Berufliche Stationen: Wirtschaftsabitur und Industriekaufmann in Pforzheim, ab 1986 bei Firma Farr Aufgaben in der Gemeinde: Posaunenchor, Musikteams Hobbies: Lesen und Musik Das Risiko des Scheiterns minimiert sich mit jedem Tag. Je länger es gut läuft, desto besser. In ein paar Jahren geht das wahrscheinlich gegen Null, aber jetzt ist es halt noch ziemlich hoch. Das ist wie überall ... Aus dieser Lebenssituation hast du vermutlich einiges gelernt? Ja. Ich habe zwei Dinge gelernt: Erstens, ich muss nicht alles selber machen. Und zweitens, ich kann meine Sorgen abgeben. Und das lässt mich auch gut schlafen. Wie meinst du das, du musst nicht alles selber machen? Rein aus christlichem Hintergrund. Ich muss die Verantwortung nicht allein tragen. Ich hab auch Mitarbeiter und alles, aber ich muss auch alle Sorgen nicht allein tragen. Und da übst du dich jetzt Tag für Tag drin? Ja, zwangsweise (lacht). 3SAM 1/2017 | CVJM-Zeitung 30. Jahrgang Nr. 93 13
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