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3SAM Zeitschrift 1-2017

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ANDREAS BÄR<br />

plant waren, das hat alles nicht funktioniert,<br />

und weil die Bank gesagt hat, sie<br />

finanzieren das, was wir uns vorher gar<br />

nicht vorstellen konnten. Und dann ist<br />

das einfach so geworden, grob zusammengefasst.<br />

Wenn ich das nicht gemacht<br />

hätte, wäre die Firma wahrscheinlich verkauft<br />

worden, und dann hätte ich vermutlich<br />

selbst schlechte Karten gehabt.<br />

Was gab für dich den Ausschlag dafür,<br />

dich dieser Aufgabe zu stellen?<br />

Verantwortung für die Mitarbeiter, die<br />

vorher schon da waren, die durch Höhen<br />

und Tiefen mitgegangen sind. Wenn die<br />

Firma verkauft worden wäre, weiß keiner,<br />

wie es ausgesehen hätte, wie viele<br />

Arbeitsplätze erhalten geblieben wären.<br />

Inwiefern warst du denn vorher schon<br />

in einer Position, dass du sagst, du<br />

bist verantwortlich?<br />

Ich war vorher schon verantwortlich.<br />

Wir waren ja vorher zu zweit, meine Tante<br />

und ich. Ich war Prokurist - „in prokura“<br />

heißt „in Vertretung“, ich war Vertreter<br />

der Geschäftsleitung.<br />

Aber um auf deine Frage eben zurückzukommen,<br />

was den Ausschlag dafür gab,<br />

mich dieser Verantwortung zu stellen: Da<br />

gehört natürlich Dankbarkeit dazu, dass<br />

die Mitarbeiter das so lange mitgetragen<br />

haben. Und dann habe ich Hilfe bekommen,<br />

finanzieller Seite. Und zwar nicht<br />

nur von der Bank, sondern auch von privaten<br />

Familienmitgliedern. Und Tradition/Familie,<br />

denn ich bin die dritte Generation.<br />

Mein Großvater Artur Farr hat<br />

die Firma gegründet.<br />

Wo kam der „Bär“ dann her?<br />

Das waren vier Söhne und eine Tochter,<br />

meine Mutter. Deswegen heiße ich „Bär“<br />

und nicht „Farr“.<br />

Welche neuen Herausforderungen<br />

hat diese Position für dich mit sich<br />

gebracht?<br />

Mit dem Risiko des Scheiterns zu leben.<br />

Es geht einfach um viel Geld. Und<br />

wenn’s schief geht, hast du halt viel in<br />

den Sand gesetzt.<br />

Und das ist neu.<br />

Ja, die Verantwortung hatte ich ja schon<br />

vorher, und jetzt kam das Risiko dazu.<br />

Und schläfst du jetzt unruhiger deswegen?<br />

Nein, gar nicht. Uschi und ich, wir haben<br />

das vorher abgeklärt, dass wir,<br />

wenn’s wirklich schief<br />

geht, auch mit<br />

wenig weiter<br />

leben können. Es ist uns bewusst, dass<br />

das passieren kann.<br />

Dass Uschi also quasi mit in Sippenhaft<br />

genommen wird, „in guten und<br />

in schlechten Tagen“ bei dir stehen<br />

muss ...<br />

Ja, dass es uns dann nachher nicht mehr<br />

unbedingt so gut geht, falls das schief<br />

geht.<br />

BIOGRAFISCHE ECKDATEN:<br />

Geboren am 11.09.1963 in Pforzheim<br />

Geschwister: Michael und Eveline<br />

Verheiratet mit Uschi (geb. Müller)<br />

Kinder: Mona (29) und Marvin (27)<br />

Ausbildung / Berufliche Stationen:<br />

Wirtschaftsabitur und Industriekaufmann<br />

in Pforzheim, ab 1986 bei Firma<br />

Farr<br />

Aufgaben in der Gemeinde: Posaunenchor,<br />

Musikteams<br />

Hobbies: Lesen und Musik<br />

Das Risiko des Scheiterns minimiert sich<br />

mit jedem Tag. Je länger es gut läuft,<br />

desto besser. In ein paar Jahren geht das<br />

wahrscheinlich gegen Null, aber jetzt ist<br />

es halt noch ziemlich hoch. Das ist wie<br />

überall ...<br />

Aus dieser Lebenssituation hast du<br />

vermutlich einiges gelernt?<br />

Ja. Ich habe zwei Dinge gelernt: Erstens,<br />

ich muss nicht alles selber machen. Und<br />

zweitens, ich kann meine Sorgen abgeben.<br />

Und das lässt mich auch gut schlafen.<br />

Wie meinst du das, du musst nicht alles<br />

selber machen?<br />

Rein aus christlichem Hintergrund. Ich<br />

muss die Verantwortung nicht allein tragen.<br />

Ich hab auch Mitarbeiter und alles,<br />

aber ich muss auch alle Sorgen nicht allein<br />

tragen.<br />

Und da übst du dich jetzt Tag für Tag<br />

drin?<br />

Ja, zwangsweise (lacht).<br />

<strong>3SAM</strong> 1/<strong>2017</strong> | CVJM-Zeitung 30. Jahrgang Nr. 93 13

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