GarserGN_0416_web
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daheim. urlaub. leben.<br />
Luftkurort Gars am Kamp<br />
Trotz schwieriger Umstände: Nordturm wird planmäßig heuer fertig<br />
Millimeterarbeit<br />
Die Spachtel ist gerade einmal 30<br />
Millimeter breit und 150 Millimeter<br />
lang – der damit bearbeitete<br />
Nordturm dagegen ganze 21,5<br />
Meter hoch – und trotzdem sind<br />
die Arbeiten im Plan: Noch heuer<br />
soll das Jahrhunderte alte Kleinod<br />
der Burg Gars begehbar sein.<br />
Ein Millimeter nach dem anderen – Restauratorin<br />
Mag. Alexandra Sagmeister schließt die<br />
Jahrhunderte alten Fugen.<br />
GARS. Auf fünf Etagen, in vier geschlossenen<br />
Räumen soll der Nordturm der<br />
Babenberger Burg Gars Platz für Ausstellungen<br />
und Veranstaltungen bieten,<br />
ganz oben wird die Ausstellungsplattform<br />
eine traumhafte Aussicht über das<br />
Kamptal ermöglichen. Die Planungen<br />
laufen bereits seit zweieinhalb Jahren,<br />
mit den Umbauarbeiten und Restaurationen<br />
wurde im Frühjahr begonnen.<br />
EINE HERAUSFORDERUNG<br />
Schon in der Planungsphase war klar:<br />
dieses Projekt wird eine Herausforderung,<br />
denn der Nordturm steht unter<br />
Denkmalschutz. Deshalb war das Einziehen<br />
des Holzgebälks an der Innenseite,<br />
das von Bürgermeister Ing. Martin Falk<br />
liebevoll als „bestehendes Kunstwerk“<br />
bezeichnet wird, eine der schwierigsten<br />
Aufgaben: Die Holzverstrebungen<br />
mussten in die bestehenden, 900 Jahre<br />
alten Balkenlöcher eingepasst werden.<br />
Es durften keine neuen Vertiefungen<br />
gestemmt, gebohrt oder geschlagen<br />
werden. Deshalb wurde jeder einzelne<br />
Pflock für die historische Einbuchtung<br />
perfekt „maßgeschneidert“ und modelliert.<br />
Wie die Balken dann in den Turm,<br />
der einen Durchmesser von 10,5 Meter<br />
hat, und die vorgesehenen Löcher ein-<br />
gefädelt werden konnten, bleibt vermutlich<br />
das Geheimnis der bauausführenden<br />
Garser Firma Unfried.<br />
BESTANDSKONSOLIDIE-<br />
RUNG<br />
Mit Mörtel und einer kleinen Spachtel<br />
bewaffnet, machte sich Mag.<br />
Alexandra Sagmeister, selbstständige<br />
Restauratorin für Wandmalerei<br />
und Architekturoberfläche, daran,<br />
alle Fugen vom Bergfried neu zu<br />
verspachteln. Die Restauratorin mit<br />
reichlich Burgenerfahrung beurteilt<br />
den Zustand des Nordturms als<br />
„sehr gut“. Das Neuverfugen ist nur<br />
eine, alle zwei bis drei Jahrzehnte<br />
notwendige, Maßnahme. „Damit<br />
soll der Verfall verzögert werden.<br />
Da die Fugen sehr verwittert sind,<br />
kann Wasser eindringen und das<br />
führt früher oder später dazu, dass<br />
Zwicklsteine herausfallen. Der obere<br />
Teil des Turms wurde in der Spätgothik<br />
aufgesetzt und hier wurde<br />
schlechter Fugenmörtel verwendet“,<br />
so Bauhistoriker Oliver Fries.<br />
Die Arbeiten sind im Plan und so<br />
wird das neue touristische Highlight<br />
auf der Garser Burg noch heuer seiner<br />
Bestimmung übergeben.<br />
Fotos (2): © Reinhard Podolsky | mediadesign<br />
Der kniffelige Einzug der Holzbalken wird zufrieden<br />
begutachtet: GGR Gerald Steindl, Restauratorin<br />
Mag. Alexandra Sagmeister, Bgm. Ing. Martin Falk,<br />
Bauhistoriker Oliver Fries und Ing. Bärbel Urban-<br />
Leschnig vom Bundesdenkmalamt.<br />
Sommer 2016 9