<strong>850</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Reichshof</strong>
77 BILDUNG IN DER GEMEINDE REICHSHOF Die historische Entwicklung von zwanzig Volksschulen im Gebiet der Altgemeinden Denklingen und Eckenhagen wird vom Heimatforscher Oswald Gerhard in seinem Heimatbuch „Eckenhagen und Denklingen im Wandel der Zeiten“ aus dem Jahr 1953 sehr umfassend beschrieben und nachfolgend auszugsweise wiedergegeben. „Bei dem furchtbaren Brand des Dorfes Eckenhagen in der Nacht vom 17. auf den 18. April 1777, dem das Schulhaus und 47 weitere Häuser zum Opfer fielen, wurden auch das Dach, die Inneneinrichtung, der Turmhelm und der Glockenstuhl der Kirche zerstört.“ Damit gingen wertvolle Unterlagen zur früheren Schulgeschichte für immer verloren. Über die Jahrhunderte hinweg hat sich das Schulleben im Gebiet der heutigen Gemeinde <strong>Reichshof</strong> immer weiter entwickelt und zahlreiche kleine Dorfschulen sind in den verschiedenen Ortschaften entstanden. Zu nennen sind die Volksschulen: Baldenberg (heute Bergneustadt), Berg, Bergerhof, Denklingen, Dorn, Dreschhausen, Drespe, Eckenhagen, Hahnenseifen, Heischeid, Hespert, Hunsheim, Mennkausen, Mittelagger, Nosbach, Oberderschlag (heute Gummersbach), Oberwehnrath, Odenspiel, Ohlhagen, Sotterbach. Interessant ist dabei auch die Beschreibung der sog. „Heckschulen“ von Oswald Gerhard. – „Die Kirchspielschulen“ Eckenhagen, Odenspiel und Denklingen, wie auch die alte Schule zu Dorn werden von den weit entfernt liegenden Höfen ziemlich wenig besucht worden sein, da namentlich bei ungünstiger Witterung die Wege zu weit und zu schlecht waren. (Chausseen wurden erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut.) Oft zwangen schon die ärmlichen Verhältnisse dazu.“ Landrat Maurer berichtet noch 1863: „Eine fast die ganze Bevölkerung zu sehr in Anspruch nehmende Sorge für den Lebensunterhalt, die auch die schulpflichtige Jugend schon in ihren drückenden Bereich zieht, lässt eine nur sehr dürftige, auf die Schule vorbereitende und sie begleitende häusliche Erziehung aufkommen. Primum vivere, deinde philosophari (erst leben, dann lernen) darf bei der Beurteilung des hiesigen Schulwesen nicht außer acht gelassen werden.“ Ebenso fehlte der staatliche Zwang. Zwar erschien schon am 19. Mai 1813 eine Verfügung: Der Schulbesuch darf in keiner <strong>Jahre</strong>szeit unterbrochen werden, nur zur Erntezeit sind den Lehrern auf dem Lande höchstens 14 tägige Ferien gestattet. So wuchsen denn viele ohne Schulkenntnisse auf, weshalb man noch gegen Ende des vorigen Jahrhunderts Leute antreffen konnte, die ihre Unterschrift - weil des Schreibens unkundig - durch andere machen lassen