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KulturFenster Nr. 04/2015 - August 2015

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-70% – NE BOLZANO – 67. Jahrgang<br />

<strong>Nr</strong>. 4 | AUGUST | <strong>2015</strong><br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Gelebte Kultur ist nicht selbstverständlich<br />

17. Landesmusikfest in Meran<br />

Heimatpflegefest auf Schloss Prösels


• Geleitwort •<br />

• Inhalt •<br />

• Chorwesen<br />

Gelebte Kultur ist nicht selbstverständlich 3<br />

Gesamtkunstwerk mit Engeln –<br />

Probenwoche des Jugendchores<br />

Österreich auf Fürstenburg 4<br />

Fest der Chöre in Sand in Taufers 6<br />

Fünf Jahre Landesjugendchor Südtirol 8<br />

Alpenländische<br />

Sing- und Wanderwoche in Stilfs 9<br />

Tanzen und Singen für Hollywood –<br />

Kindersingwoche 10<br />

Musicalischer Workshop für Jugendliche 11<br />

Radio ,,BR Heimat“ auch in Südtirol 11<br />

Zehn Jahre Mandochor Ehrenburg 12<br />

Auf Spurensuche<br />

in den deutschen Sprachinseln 13<br />

Ein leuchtendes Beispiel<br />

Der österreichische Bundespräsident Heinz<br />

Fischer stellte bei der Eröffnung der Salzburger<br />

Festspiele am 26. Juli in der Felsenreitschule<br />

in Salzburg die Kunst in den<br />

Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Kunst<br />

sei, so Fischer, immer Auseinandersetzung<br />

mit den ureigenen Empfi ndungen<br />

des Menschen – mit seiner Freude, dem<br />

Leid, der Trauer, der Hoffung und Sehnsucht.<br />

Alle Komponisten – alle Künstler –<br />

hätten sich in ihren Werken diesen Grundempfi<br />

ndungen gewidmet.<br />

Kunst hat viele Erscheinungsformen<br />

und Ausprägungen, sie offenbart sich in<br />

der großen Symphonie von Ludwig van<br />

Beethoven oder von Gustav Mahler, in der<br />

kunstvoll strukturierten Fuge, in der Passion<br />

eines J. S. Bach, in den unsagbar ergreifenden<br />

Liedern von Franz Schubert,<br />

aber auch in den Kleinodien der Volkskunst.<br />

Dazu können wir getrost das Volkslied<br />

zählen, wenn es in echter gediegener<br />

unverfälschter Form vorgetragen wird.<br />

• Blasmusik<br />

17. Landesmusikfest in Meran 15<br />

Blasmusik – Erlebnis und Leidenschaft 16<br />

Programm des Landesmusikfestes 17<br />

Sieben neue Kapellmeister 18<br />

Jugendkapelle Crescendo –<br />

Bezirkskonzert in Eppan 19<br />

Dirigenten-Coaching<br />

im VSM-Bezirk Schlanders 20<br />

Zur Person – Werner Weiskopf,<br />

Obmann der MK Mals 21<br />

Frankreich – mit Blasmusik durch die EU 22<br />

Neues 23<br />

Musikpanorama 25<br />

Kaum ein anderes Genre kann Leid und<br />

Hoffnung in solcher Weise zum Ausdruck<br />

bringen wie das Volkslied.<br />

Südtirol hat ebenso wie Nordtirol einen<br />

reichen vielfältigen Schatz von Volksliedern,<br />

und ein Meister, der diesen Schatz<br />

immer wieder sorgsam pfl egt und weiter<br />

entwickelt, ist Ernst Thoma aus Mals, der<br />

vor kurzem sechzig Jahre alt geworden ist.<br />

Thoma – Chorleiter und Komponist – leitet<br />

seit bald zwanzig Jahren die Alpenländische<br />

Sing- und Wanderwoche. Der Obmann<br />

des Südtiroler Chorverbandes Erich<br />

Deltedesco gratuliert im Namen der gesamten<br />

Südtiroler Sängerschar und würdigt<br />

im Vorweg das kreative Schaffen und<br />

pfl ichtbewusste Wirken von Ernst Thoma.<br />

Es mache deutlich, wie man mit dem Gesang<br />

geistig und körperlich jung bleiben<br />

könne. „Mit seinem kompetenten Tiefgang,<br />

seinem stillen Humor und seiner Gelassenheit<br />

ist er ein leuchtendes Beispiel für<br />

alle Freunde der Volksmusik“, erklärt Obmann<br />

Deltedesco.<br />

Alfons Gruber<br />

• Heimatpflege<br />

Heimatpfl egefest auf Schloss Prösels –<br />

Ein Fest für die Sinne 30<br />

Bozen – Bolzano: eine mehrfache Stadt 31<br />

Auf dass Humanität über Gewalt siege –<br />

Gedenkfeier in Niederlana 35<br />

Ein kleines Paradies<br />

für Selbstversorger im Südtiroler Unterland 36<br />

Eine Schnalser Tracht erzählt 39<br />

Rundschau 40<br />

Volkstanzgruppe Deutschnofen<br />

feiert 35-jähriges Bestehen 41<br />

Arge Mundart - „Drunter und drüber“ 41<br />

Büchertisch 42<br />

Titelbild: Der Jugenchor Österreich im Meraner Kursaal<br />

2<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Vorweg<br />

Chorwesen<br />

Orientierung und Vorbild<br />

Gelebte Kultur ist nicht selbstverständlich<br />

Erich Deltedesco<br />

Wir alle brauchen Orientierung – auch<br />

im Chorgesang. Veranstaltungen und Fortbildungen<br />

können Orientierung schenken,<br />

wie etwa der Jugendchor Österreich oder<br />

unsere Schulungen, Orientierung geben uns<br />

aber auch engagierte Menschen, wie der<br />

Komponist Ernst Thoma, der heuer seinen<br />

60. Geburtstag feierte und für den Südtiroler<br />

Chorverband auch in diesem Jahr wiederum<br />

die Alpenländische Sing- und Wanderwoche<br />

leitete.<br />

Der neu gegründete Jugendchor Österreich,<br />

der aus 38 jungen Top-Sängern<br />

und -Sängerinnen aus ganz Österreich<br />

und Südtirol besteht, feierte mit dem Programm<br />

„Himmelswesen“ am 24. Juli im<br />

Kursaal von Meran seine Premiere. Dass<br />

der nationale Auswahlchor unter der künstlerischen<br />

Leitung von Franz M. Herzog sich<br />

für seinen Gründungsauftritt Südtirol als<br />

Aufführungsort ausgesucht hat, sehen wir<br />

als besondere Ehre und auch als Zeichen<br />

der Verbundenheit des Südtiroler Chorverbandes<br />

mit dem Chorverband Österreich,<br />

als Zeichen einer gelebten und gefühlten<br />

Zusammenarbeit des Chorwesens<br />

diesseits und jenseits des Brenners. Besonders<br />

schön ist, dass auch zwei junge<br />

Sänger und eine junge Sängerin aus Südtirol<br />

im Jugendchor Österreich mitsingen<br />

dürfen. Vom 19. bis 24. Juli fand er sich<br />

auf der Fürstenburg in Burgeis zusammen,<br />

um eine Woche lang zu proben und<br />

sich dann mit dem Programm „Himmelswesen“<br />

vorzustellen. Und wer dieses Konzert<br />

erlebt hat, weiß, dass diese länderübergreifende<br />

Initiative reiche Früchte<br />

brachte und noch bringen wird. So kann<br />

man sich nur den Worten von Kammersängerin<br />

Angelika Kirchschlager anschließen,<br />

die neben Anneliese Zeh, Vize-Präsidentin<br />

von Europa Cantat, die Patronanz des<br />

Jugendchor Österreich inne hat: „Ich bin<br />

begeistert von dieser einzigartigen Initiative,<br />

denn Singen ist unschätzbar wertvoll<br />

für die Menschen und die Gesellschaft!<br />

Wenn sich junge Menschen zusammenfinden,<br />

um auf höchstem Niveau als Österreichs<br />

Auswahlchor besondere Konzerte<br />

zu gestalten, verdient dies höchste<br />

Unterstützung.“<br />

Unterstützung erfahren wir aber nicht<br />

nur durch solche wertvolle Initiativen, wie<br />

es der Jugendchor Österreich oder auch<br />

der Landesjugendchor Südtirol sind, sondern<br />

auch durch die regelmäßigen Schulungsangebote,<br />

die in diesem Sommer<br />

wieder viele Menschen wahrgenommen<br />

haben und noch weiter wahrnehmen. Kinder,<br />

Jugendliche und Erwachsene haben<br />

neue Lieder kennen gelernt, aber auch<br />

neue Freunde und neue Aspekte ihrer eigenen<br />

Persönlichkeit. Uns Zuhörer/innen<br />

haben sie viele schöne Momente bei den<br />

Abschlusskonzerten geschenkt, die das<br />

hohe Niveau, den Einsatz und vor allem<br />

die Freude der Teilnehmer/innen und der<br />

Referenten/innen bestätigten. Als Südtiroler<br />

Chorverband, als Sängerinnen und<br />

Sänger in diesem Land muss es uns bewusst<br />

sein, dass wir in der privilegierten<br />

Situation sind, von der Politik in unserer<br />

Kulturarbeit unterstützt zu werden, ideell<br />

und finanziell. Unsere Schulungstätigkeit<br />

wäre ohne die großzügige Unterstützung<br />

durch das Kulturamt des Landes Südtirol<br />

und die Stiftung Südtiroler Sparkasse<br />

nicht möglich. Diese Möglichkeit, relativ<br />

kostengünstig in schöner Umgebung<br />

und unter Anleitung von ausgezeichneten<br />

Referenten Neues lernen zu dürfen,<br />

ist nicht selbstverständlich. So sollten wir<br />

wirklich dankbar auf unser reiches Kulturleben<br />

blicken, an dem wir so direkt<br />

teilnehmen können. Eine weitere Gelegenheit<br />

dazu in diesem Sommer ist das<br />

Abschlusskonzert von Musical Fever am<br />

Samstag, 29. <strong>August</strong>, um 18 Uhr im Vinzentinum<br />

in Brixen. Auch das Wochenendseminar<br />

„Frauenjazzchor – Let’s sing<br />

– let’s swing – let’s groove im Kolpinghaus<br />

in Bozen wird in diesem Sommer vielen<br />

noch schöne musikalische und menschliche<br />

Erlebnisse bescheren.<br />

Die Chorkultur lebt von den<br />

Menschen<br />

Die Chorkultur lebt aber nicht nur von<br />

Initiativen, sondern zuallererst von den<br />

Menschen, die sich Zeit nehmen für Fortbildung,<br />

Zeit nehmen für andere, Zeit nehmen<br />

für Gesang und Musik. Ein solcher<br />

Mensch ist auch Ernst Thoma aus Mals. Er<br />

feierte vor kurzem seinen 60. Geburtstag.<br />

Als Chorleiter und Komponist ist er allen<br />

Freunden der echten Volksmusik bekannt<br />

und viele durften ihn als Referenten kennen<br />

lernen. Gerade die Alpenländische Singund<br />

Wanderwoche ist ohne den Tiefgang,<br />

den stillen Humor und die Gelassenheit<br />

von Ernst Thoma gar nicht mehr denkbar.<br />

Vielen Sänger/innen ist er ein leuchtendes<br />

Vorbild in seiner Art, mit Menschen umzugehen,<br />

in seinem kreativen Schaffen.<br />

Sein pflichtbewusstes Wirken zeigt uns,<br />

wie man mit dem Gesang körperlich und<br />

geistig jung bleiben kann. Im Namen der<br />

gesamten Südtiroler Sängerschar danke<br />

ich ihm auch an dieser Stelle aufrichtig<br />

für seinen Einsatz und wünsche ihm ein<br />

reiches Wirken für die Zukunft.<br />

Erich Deltedesco,<br />

Obmann des Südtiroler Chorverbandes<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 3


Das Thema<br />

Gesamtkunstwerk mit Engeln<br />

Probenwoche des Jugendchor Österreich auf der Fürstenburg<br />

Der Jugendchor Österreich probte auf der Fürstenburg für sein erstes Konzert am<br />

Freitag, 24. Juli, im Meraner Kursaal.<br />

Der Künstlerische Leiter des Jugendchors<br />

Österreich Franz M. Herzog freute sich<br />

auf ein besonderes Konzert mit seinen<br />

jungen Sänger und Sängerinnen.<br />

„Es ist ein fast historischer Moment: Hier<br />

in der Fürstenburg in Burgeis ist der nationale<br />

Jugendchor Österreichs entstanden“,<br />

sagt Franz M. Herzog. Herzog ist der Künstlerische<br />

Leiter des in diesem Jahr gegründeten<br />

„Jugendchor Österreich“, der aus 38<br />

Top-Sängern und -Sängerinnen von 17 bis<br />

26 Jahren aus ganz Österreich und Südtirol<br />

besteht und sich von 19. bis 24. Juli in<br />

der Fürstenburg auf sein allererstes Konzert<br />

„Himmelswesen“ vorbereitete.<br />

Im Probensaal der Fürstenburg herrscht<br />

eine entspannte Atmosphäre. Herzog und<br />

sein Chor sind gerade dabei, die Zugabe<br />

zu proben: „Wir werden von jedem Bundesland<br />

und auch von Südtirol ein bis zwei<br />

Volksliedstrophen singen.“ Im Moment steht<br />

das „oberösterreichische Landlaliad“ auf<br />

dem Programm, dann folgt ein Lied aus<br />

Vorarlberg. Herzog fragt, ob die Oberösterreicher<br />

bzw. Vorarlberger Sänger und Sängerinnen<br />

den Text originalgetreu vorlesen<br />

können. Schließlich bedeuten die verschiedenen<br />

Dialekte für alle eine Herausforderung.<br />

Dann wird gemeinsam rhythmisch<br />

gesprochen und Herzog versucht das unterschiedliche<br />

Wesen der Volkslieder in Worte<br />

zu fassen: „Der oberösterreichische Dialekt<br />

und seine Volkslieder sind ehrlicher,<br />

direkter, hämmernder als zum Beispiel in<br />

Kärnten.“ Bald schon wird versucht, auswendig<br />

zu singen. Man sieht, dass die Sänger<br />

bereits jetzt, am dritten Tag, zu einer<br />

Gemeinschaft zusammengewachsen sind.<br />

Das betont auch Herzog: „Wir haben<br />

bald einen richtigen Chor gehabt, obwohl<br />

sich die Sänger und Sängerinnen in diesen<br />

Tagen zum ersten Mal überhaupt gesehen,<br />

zum ersten Mal gemeinsam geprobt<br />

haben.“ Und er ist auch von der Umgebung<br />

begeistert: „Die Bedingungen hier<br />

auf der Fürstenburg sind ideal. Wir sind<br />

weit weg von allem, es ist nicht zu heiß<br />

und wir haben viel Platz an einem wunderschönen<br />

Ort. Wir sind dem Südtiroler<br />

Chorverband sehr dankbar, dass er uns<br />

dies ermöglicht!“ Vor allem freue es ihn,<br />

dass nicht nur jeweils vier Sänger aus den<br />

österreichischen Bundesländern im Chor<br />

mitsingen, sondern auch drei aus Südtirol,<br />

„dem zehnten Bundesland“. Alle Sänger<br />

rund Sängerinnen singen in den jeweiligen<br />

Landesjugendchören und wurden von<br />

den jeweiligen Landesverbänden entsandt.<br />

So kann Herzog ein anspruchsvolles Programm<br />

einstudieren: „Es wird ein besonderes<br />

Konzert, ein Gesamtkunstwerk, mit<br />

dem wir alle Sinne ansprechen wollen.“<br />

Denn es werden optisch und musikalisch<br />

„Himmelswesen“ auf der Bühne des Kurhauses<br />

erstehen, unterstützt von beeinruckenden<br />

Visuals und opulent-phantasievollen<br />

Engelsgewändern des Künstlers Marc<br />

Thomas Merz, der nach seiner Studienzeit<br />

bei Karl Lagerfeld und Jul Sander außergewöhnliche<br />

Modekollektionen geschaffen<br />

hat. 1999 lernte er Herzog in Graz kennen<br />

und langsam entstand die Idee, Gesang<br />

und Engelskollektionen zu verbinden. Merz<br />

sieht seine Engelsgewänder, die zum Teil<br />

von den Sängern und Sängerinnen getragen<br />

werden, als zeitlose Vision eines „Goldenen<br />

Zeitalters“: „Als ich diese Gewänder<br />

schuf, wollte ich über die Materie die geistige<br />

Welt ausdrücken.“ Er findet es besonders<br />

berührend, dass seine Gewänder zur<br />

selben Zeit geboren wurden wie die jungen<br />

Sänger und Sängerinnen, die sie nun<br />

wieder auf der Bühne auferstehen lassen:<br />

„Meine Engelsgewänder wollen die Menschen<br />

optisch veredeln, sie wollen auf das<br />

Paradies hinweisen.“ Das Konzept der Engelswelten<br />

verbindet so auch die Lieder,<br />

die der junge Chor einstudiert: Von Renaissanceliedern<br />

über Schuberts „Heilig“<br />

und Brahms bis hin zu Gospels und Volksliedern<br />

aus allen „zehn Bundesländern“.<br />

Nach dem Konzert in Meran trat der Jugendchor<br />

Österreich in Spittal an der Drau<br />

auf – für dieses Konzert hat der österreichische<br />

Bundespräsident den Ehrenschutz<br />

übernommen – und in den nächsten Jahren<br />

wird er seine Rolle als offizieller musikalischer<br />

Botschafter Österreichs wahrnehmen<br />

und auch bei offiziellen Anlässen<br />

singen, wie Herzog betont.<br />

4<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Engelhafter Gesang<br />

Weltpremiere des Jugendchors Österreich in Meran<br />

Der Jugendchor Österreich, bei dem auch drei Südtiroler mitsingen, gestaltete ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk mit<br />

mystischer Intensität.<br />

Sie kamen barfuß und weiß gekleidet auf<br />

die Bühne, legten sich auf den Boden und<br />

ein sphärisch-engelhafter Klang breitete<br />

sich wie ein Teppich über Chor und Publikum:<br />

So begann das Weltpremieren-Konzert<br />

des heuer gegründeten Jugendchors Österreich<br />

unter der künstlerischen Leitung von<br />

Franz M. Herzog am Freitag, 24. Juli, im Meraner<br />

Kursaal.<br />

Das Chorwerk „Mit den Chören der Engel“<br />

von Manfred Länger, der auch im Publikum<br />

saß, wurde zum ersten Mal aufgeführt<br />

und leitete eindrucksvoll auf das<br />

Thema „Himmelswesen“ ein. Die ersten<br />

drei Werke waren aus dem 20. bzw. dem<br />

16. Jahrhundert und dem Motiv Sakralengel<br />

zugeordnet. Beim „Sanctus“ aus der Deutschen<br />

Messe von Schubert gingen die Sängerinnen<br />

und Sänger in den Saal und das<br />

Publikum wurde aufgefordert in das „Heilig“<br />

mit einzustimmen. Der Teil „Himmelskönigin“<br />

war der Muttergottes gewidmet mit Werken<br />

aus dem 20. Jahrhundert, darunter die<br />

Uraufführung des „Ave Maria“ von Christian<br />

Dreo (geboren 1958). Die Lichtwesen der<br />

Wasserreiche – Meeresengel und Teichengel<br />

schwebten im Hintergrund der Werke<br />

„Ave maris stella“ von Franz M. oder beim<br />

solistisch vorgetragenen Lied „Is scho still<br />

uman See“ von Günther Mittergradnegger<br />

(1923-1992), das allen unter die Haut ging.<br />

Werke von Brahms und Delius ergänzten<br />

den Reigen der Engelslieder, bevor im letzten<br />

Teil „Kristallengel“ mit Eriks Esenvalds<br />

und Rihards Dubra wieder das 20. Jahrhundert<br />

die Engel besang. Dass die mystische<br />

Atmosphäre spürbar war, war nicht<br />

nur dem hervorragenden Gesang der Sänger<br />

und Sängerinnen und der Leitung von<br />

Franz M. Herzog zuzuschreiben, sondern<br />

auch den Visuals und Engelskostümen des<br />

Künstlers Marc Thomas Merz. Wenn plötzlich<br />

ein Chormitglied im opulenten Engelskostüm<br />

über die Bühne wandelte oder im<br />

Hintergrund übergroße Engelsgesichter –<br />

aber auch die Gesichter der Chormitglieder<br />

– schwebten, dann wurden für Momente<br />

tatsächlich Schauen, Hören und Fühlen<br />

zu einer Einheit. Als Zugabe sang der Chor<br />

unter anderem Volksliedstrophen aus allen<br />

neun Bundesländern und aus Südtirol<br />

– und das Publikum musste erraten, aus<br />

welchem Land die Lieder stammen.<br />

Das Publikum dankte dem Chor für dieses<br />

intensive musikalische Erlebnis mit stehendem<br />

Applaus. „Es ist ein historischer Moment!“,<br />

freute sich der Präsident des Jugendchors<br />

Österreich Karl-Gerhard Straßl.<br />

Er sehe den Jugendchor Österreich als<br />

„Leuchtturmprojekt“: „Wenn junge Menschen<br />

gemeinsam singen, ist das doch etwas<br />

vom Schönsten, das es gibt. Unser<br />

Ziel ist es, Freude am gemeinsamen Singen<br />

zu verbreiten.“ Der Künstlerische Leiter<br />

des Jugendchors Österreich Franz M.<br />

Herzog bedankte sich beim Südtiroler Chorverband<br />

für die idealen Bedingungen auf<br />

der Fürstenburg, wo der Chor sich eine Woche<br />

lang auf das Konzert vorbereitet hatte.<br />

Erich Deltedesco, der Obmann des Südtiroler<br />

Chorverbands, der Konzert und Probenwoche<br />

organisiert hatte, konnte viele<br />

Ehrengäste begrüßen, darunter Kulturlandesrat<br />

Philipp Achammer und Wolfgang Ziegler,<br />

den Präsidenten des Chorverbandes<br />

Österreich. Zum Konzert gekommen waren<br />

u.a. auch Anneliese Zeh, die Vizepräsidentin<br />

von „Europa Cantat“, der Künstlerische<br />

Leiter der AGACH P. Urban Stillhard, der<br />

Verbandschorleiter des Südtiroler Chorverbandes<br />

Armin Mitterer sowie viele Vertreter<br />

der österreichischen Chor-Landesverbände.<br />

Obmann Erich Deltedesco betonte, dass es<br />

der Südtiroler Chorverband als „Ehre und<br />

Zeichen der Verbundenheit“ sehe, dass<br />

der Jugendchor Österreich seine Premiere<br />

in Südtirol feiere.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 5


Aus Verband und Bezirken<br />

Pusterer Chöre singen in<br />

Sand in Taufers<br />

„Fest der Chöre“ mit Liedern der Freude<br />

Der Männerchor Taufers<br />

Rudi Duregger freute sich über die<br />

Teilnahme der acht Chöre.<br />

Zum „Fest der Chöre“ lud am Sonntag,<br />

dem 7. Juni <strong>2015</strong>, der Bezirk Pustertal im<br />

Südtiroler Chorverband alle Freunde der<br />

Chormusik.<br />

Acht Chöre aus dem Pustertal stellten<br />

sich mit einem Lied in der Festhalle von<br />

Sand in Taufers vor und sangen danach den<br />

ganzen Nachmittag hindurch an verschiedenen<br />

Plätzen des Dorfes ihre Lieder. So<br />

ertönte vor allem alpenländisches Liedgut<br />

um Liebe und Heimat, manchmal schwermütig,<br />

manchmal humorvoll. Trotz der Hitze<br />

begleiteten die Chöre gar einige Zuhörer,<br />

Einheimische wie Gäste, und lauschten<br />

den Liedern. In der Festhalle, auf Plätzen<br />

und vor Gasthäusern und Cafés erklang der<br />

Gesang, und so mag der eine oder andere<br />

Nichtsahnende überrascht gewesen sein,<br />

wenn er plötzlich Hubert von Goiserns „Du<br />

bist so weit weit weg“ durch das Dorf klingen<br />

hörte oder die Zeilen „Rundumadum<br />

läutn die Glockn so schian“ und „Hoamtl<br />

schians, wünsch dir a guate Nocht...“<br />

Der Obmann des Bezirks Pustertal im<br />

Südtiroler Chorverband Rudi Duregger<br />

freute sich über die Teilnahme der acht<br />

Chöre am Fest, das von der Musikkapelle<br />

Sand in Taufers mit einem Konzert eröffnet<br />

wurde. „Es war nicht leicht, Chöre zum<br />

Mitmachen zu gewinnen!“, sagte der Bezirksobmann.<br />

Umso mehr schätze er das<br />

Engagement der Sänger und Sängerinnen,<br />

der Chorleiter und Chorleiterinnen, die an<br />

diesem Sonntagnachmittag Sand in Taufers<br />

mit ihrem Gesang zum Klingen brachten.<br />

Sein besonderer Dank galt dem Männerchor<br />

Taufers, der das Fest zusammen<br />

mit dem Bezirksausschuss „mit viel Fleiß“<br />

organisiert hatte und für Speis und Trank<br />

sorgte. Duregger dankte auch allen freiwilligen<br />

Helfern, ohne die ein solches Fest<br />

nicht möglich wäre.<br />

Die acht Chöre stellen sich vor<br />

Der Männerchor Taufers begann die<br />

„Vorstellungsrunde“ mit dem Lied „Griaß<br />

Gott, griaß enk Gott mitanond“ - die Zeile<br />

„Schian wird die Stund in unserer Rund“<br />

war eine schöne Einstimmung auf das<br />

gemeinsame Sängerfest. Mit dem Lied<br />

„Die Hoamat“ bewegten die Sänger die<br />

Herzen der vielen Zuhörer und Zuhörerinnen.<br />

Der Kirchenchor Taufers mit<br />

Obmann Martin Huber und Chorleiter<br />

Elmar Stimpfl stellte sich als traditionsreichen<br />

Chor vor: 1876 gegründet, feiert<br />

er im nächsten Jahr das 140-Jahr-Jubiläum.<br />

26 Auftritte im Jahr vor allem in<br />

der Kirche zeigt das reiche Wirken dieses<br />

Chores. Der Männerchor Stegen mit<br />

Obmann Albin Pramstaller und Chorleiter<br />

Paul Denicoló wurde 1968 von Kirchensängern<br />

von Stegen gegründet und<br />

„Frohlocket und singet, der Frühling ist da!“, sang der<br />

Kirchenchor Weißenbach unter der Leitung von Josef Stifter.<br />

Der Männerchor Stegen ...<br />

6<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

hat 27 Mitglieder, die gesanglich sowohl<br />

in der Kirche als auch im Weltlichen zuhause<br />

sind, wie ihr Lied zeigte, in dem<br />

es um die „lustigen Leitlan“ und die „Diandln“<br />

ging. „Wer Freude verschenkt, ist<br />

in Wirklichkeit reich“ sang der Kirchenchor<br />

Weißenbach unter der Leitung von<br />

Chorleiter Josef Stifter. Dem 1950 gegründeten<br />

Chor steht Veronika Brunner<br />

als Obfrau vor. Der Männerchor Welsberg<br />

unter der Leitung von Chorleiter<br />

Eugen Oberstaller und Obmann Peter<br />

Edler betonte in seinem Lied, dass man<br />

das Reden sein lassen und lieber singen<br />

sollte. Den Schwerpunkt seiner Tätigkeit<br />

sieht der Kirchenchor Obervintl naturgemäß<br />

im geistlichen Lied und der Gottesdienstgestaltung.<br />

Unter der Leitung von<br />

Chorleiterin Sonja Roalter sang der Chor,<br />

dem Josef Volgger als Obmann vorsteht,<br />

passend zum Fest ein Lied zum Thema<br />

Liebe. Das Männerquartett Percha wurde<br />

von Sänger Sigi Niederwanger vorgestellt.<br />

Seit zwei Jahren gebe es das Quartett<br />

in dieser Besetzung: „Wir singen in der<br />

Kirche und bei verschiedenen Anlässen,<br />

bevorzugt alpenländisches Liedgut.“ Seit<br />

kurzem gibt es erst das Doppelquartett<br />

Sand in Taufers, das über den „Puschtra<br />

Bauer“ sang, übers Wildern und die<br />

Pirsch nach den „Gitschen“.<br />

... suchte sich einen<br />

schattigen Ort<br />

Männerchor Welsberg<br />

Kirchenchor Obervintl<br />

Dank an alle Sänger<br />

und Sängerinnen<br />

Unter den Zuhörern waren der Obmann<br />

des Südtiroler Chorverbandes Erich Deltedesco<br />

und die Referentin für Finanzen<br />

des SCV Carmen Seidner sowie der neugewählte<br />

Bürgermeister von Sand in Taufers<br />

Sigfried Steinmair. Dieser dankte den<br />

Chören für ihre Teilnahme und betonte,<br />

dass Kultur kein „Selbstläufer“ sei: „Wenn<br />

sich Menschen nicht für das Chorwesen<br />

einsetzen und die Familien nicht dahinterstehen,<br />

dann wäre es um diese Art von<br />

Kultur schlecht bestellt!“ Verbandsobmann<br />

Erich Deltedesco freute sich, bei<br />

diesem „tollen Fest“ dabei sein zu dürfen<br />

und gratulierte dem Bezirksobmann und<br />

dem Männerchor Taufers zur guten Organisation.<br />

„Ich wünsche Euch allen viel<br />

Freude bei diesem Fest und noch viele<br />

tolle Erlebnisse mit dem Chorgesang“, rief<br />

der Obmann den Sängerinnen und Sängern<br />

zu. Um 17 Uhr beendeten die Chöre<br />

mit gemeinsamem Gesang das Fest der<br />

Chöre, dem auch ein kurzes Sommergewitter<br />

nichts anhaben konnte.<br />

Männerquartett Percha<br />

Doppelquartett Sand in Taufers<br />

Kirchenchor Taufers<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 7


Aus Verband und Bezirken<br />

Fünf Jahre Landesjugendchor<br />

Südtirol<br />

Konzerte in Neustift und Algund<br />

Der Landesjugendchor Südtirol feierte sein fünfjähriges Bestehen auch mit einem Konzert in Algund.<br />

Mit Lob- und Preisliedern verschiedenster<br />

Komponisten des 20. Jahrhunderts<br />

sowie der einzigen doppelchörigen<br />

Messkomposition von Josef Gabriel<br />

Rheinberger, nämlich dem "Cantus missae"<br />

- nach Otto Ursprung die "schönste<br />

reine Vokalmesse des 19. Jahrhunderts" -,<br />

brachte der Landesjugendchor Südtirol<br />

am 30. Mai in der Stiftskirche in Neustift<br />

und am 31. Mai in der Pfarrkirche in Algund<br />

„die Freude über sein fünfjähriges<br />

Bestehen und den Dank für viele schöne<br />

Begegnungen und gemeinsame Erlebnisse<br />

zum Ausdruck“, wie die Vertreter<br />

des Landesjugendchors auch bei den<br />

Konzerten betonten. Viele waren gekommen<br />

und staunten über die Ausdruckstiefe<br />

und Energie des Gesangs.<br />

Von 2011 bis 2013 stand Stefan Kaltenböck<br />

dem Chor vor, seit Anfang des Jahres<br />

2014 liegt die Leitung in den Händen von<br />

Nataliya Lukina. Derzeit singen 36 Sängerinnen<br />

und Sänger aus allen Landesteilen<br />

im Alter von 16 bis 28 Jahren im Chor mit.<br />

Chorleiter und Sänger gesucht!<br />

Vox Ensemble Terlan<br />

Die „Voxler“ suchen ab Herbst <strong>2015</strong> einen Chorleiter oder eine Chorleiterin. Das Vox Ensemble ist eine singfreudige, buntgemischte<br />

Gruppe und singt gerne Gospels und Spirituals, Musicals, Popsongs und deutsche Evergreens „und alles was so<br />

anfällt“, wie sie von sich sagen. Sie proben regelmäßig, „doch könnten wir uns auch vorstellen auf ein Projekt hinzuarbeiten“,<br />

betont Obfrau Ulrike Tonner. Die Sänger und Sängerinnen würden sich freuen, wenn sich Interessierte melden und<br />

sich mit der Obfrau und dem Chor zu einem persönlichen Gespräch treffen würden.<br />

Kontakt: Obfrau Ulrike Tonner, 335 1420370, Email: voxensemble.terlan@gmail.com<br />

8<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Tau für die Seele<br />

Alpenländische Sing- und Wanderwoche<br />

Chorleiter Ernst Thoma und die Teilnehmer der Alpenländischen Sing- und Wanderwoche des Südtiroler Chorverbandes<br />

„Singen ist Jasagen zum In-der-Welt-<br />

Sein.“ Mit diesen Worten wurde der Obmann<br />

des Südtiroler Chorverbandes Erich<br />

Deltedesco dem Wesen der Alpenländischen<br />

Sing- und Wanderwoche gerecht, die auch<br />

heuer wieder geprägt war von einer Stimmung<br />

der Lebensfreude, Liebe zu Kunst,<br />

Landschaft und Menschen.<br />

Wie viele Freunde des alpenländischen<br />

Volksliedes aus Nah und Fern war Obmann<br />

Erich Deltedesco zum Abschlusskonzert<br />

der Singwoche am 4. Juli ins Haus<br />

der Dorfgemeinschaft in Stilfs gekommen,<br />

um den geistlichen und weltlichen Liedern<br />

rund um Liebe und Tod, Heimat und Himmel<br />

zu lauschen.<br />

Die rund 70 Sänger und Sängerinnen<br />

hatten unter der Leitung von Ernst Thoma<br />

Land und Leute um Stilfs eine Woche lang<br />

wandernd erkundet, aber auch neue Liedliteratur<br />

kennen gelernt und einstudiert. So<br />

bot das Konzertprogramm unter anderem<br />

mit Jodlern, einem Kärnter Volkslied, Liedern<br />

von Ernst Thoma und Sepp Oberhöller,<br />

einer ungewohnten Heiligen-Anrufung,<br />

einem ladinischen Lied und mit einem von<br />

Thoma komponierten Sprechgesang aus<br />

Stilfser rätoromanisch geprägten Wörtern<br />

einen originellen Einblick in die Welt des<br />

Volksliedes. Auch das Publikum durfte mitsingen.<br />

Dass sich die Woche, die nächstes<br />

Jahr in Gsies stattfinden wird, ungebrochener<br />

Beliebtheit erfreue, sei ganz wesentlich<br />

Thoma zu verdanken, betonte der<br />

Obmann des Südtiroler Chorverbandes.<br />

Deltedesco erinnerte an den 60. Geburtstag,<br />

den Thoma heuer gefeiert hat und<br />

würdigte ihn als Komponisten: „Du hast<br />

mit deiner Überzeugungskraft den Sängern<br />

und Sängerinnen eine orientierende<br />

Perspektive gegeben und Bleibendes für<br />

unsere Heimat geschaffen!“ Deltedesco<br />

dankte auch den vielen Teilnehmern für<br />

das schöne Konzert: „Ich bin begeistert!“<br />

Das Wort des Dichters Oswald von Wolkenstein<br />

treffe hier zu, dass „was der Tau den<br />

Fluren, die Lieder für die Seele sind.“ Deltedescos<br />

Dank galt auch Roland Angerer<br />

aus Stilfs, der die Schulung organisatorisch<br />

betreut hatte. Die Teilnehmer gestalteten<br />

am Sonntag, 5. Juli, den Gottesdienst in<br />

der Pfarrkirche von Stilfs, und zwar mit der<br />

Florinusmesse von Ernst Thoma.<br />

Ernst Thoma ist die Seele der<br />

Alpenländischen Sing- und Wanderwoche<br />

des Südtiroler Chorverbandes.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 9


Aus Verband und Bezirken<br />

Tanzen und singen für Hollywood<br />

Kindersingwoche des Südtiroler Chorverbandes<br />

Kursleiter Michael Feichter mit dem großen Chor der Kinder und Jugendlichen<br />

„Ich gratuliere euch herzlich zu dieser<br />

tollen Show! Wir staunen, was in einer Woche<br />

an Vorbereitungszeit alles möglich ist!“<br />

Mit diesen Worten sprach Peter Berger, Vorstandsmitglied<br />

des Südtiroler Chorverbands,<br />

allen im Publikum Anwesenden aus dem<br />

Herzen, darunter auch Verbandsobmann<br />

Erich Deltedesco und Bezirksobmann Robert<br />

Wiest. Freunde und Familien der rund<br />

dreißig Kinder zwischen neun und 14 Jahren,<br />

die an der Kindersingwoche des Südtiroler<br />

Chorverbandes vom 28. Juni bis 4. Juli<br />

in der Hauswirtschaftsschule Frankenberg in<br />

Tisens teilgenommen hatten, waren begeistert<br />

vom Einsatz und vom Können der jungen<br />

Sänger und Tänzer.<br />

Unter dem Motto „Shrek lass nach. Frankenberg<br />

goes Hollywood!“ hieß es für Kursleiter<br />

Michael Feichter als Filmregisseur in<br />

kürzester Zeit sieben musikalische Filmszenen<br />

für den berühmten Regisseur Steven<br />

Spielberg einzustudieren. „Die Szenen müssen<br />

schnell in den Kasten!“ rief Regisseur<br />

Feichter und trommelte seine Schauspieler<br />

und Musiker zusammen, holte seine selbstgebastelte<br />

Kamera, filmte die Kinder und rief<br />

ihnen zu: „Entwickeln Sie ein gutes Gefühl<br />

für den Raum!“. So wurde zur ersten Szene<br />

„Urlaub“ deutscher Pop von Peter Fox gesungen,<br />

zur Szene „Hl. Messe“ ein Halleluja-Potpourri<br />

von Klassik bis zu Gospels, in<br />

der Szene „Das Rad des Schicksals“ sangen<br />

die Kinder „O Fortuna“ aus den Carmina<br />

Burana von Carl Orff, es folgten ein Instrumentalkonzert,<br />

die Szene „Liebeserklärung<br />

bei Sonnenuntergang“ mit „Dieser Weg wird<br />

kein leichter sein“ von Xavier Naidoo und<br />

schließlich die RAP-Szene der „Straßengang“,<br />

in welcher der Regisseur von den<br />

Jungen verlangte, dass sie möglichst „cool“<br />

wirken sollten. Die Kinder zeigten beachtliches<br />

Können nicht nur als Chorsänger und<br />

Tänzer, sonder auch als Solisten. Dies war<br />

auch der Erfolg von Choreograf Reda Roshdy<br />

und den Vokalbetreuerinnen Andrea<br />

Oberparleiter und Sophie Eder, aber auch<br />

Ergebnis der guten Stimmung im Kurs: So<br />

hießt es in der Schlusschoreografie „We are<br />

family!“, bei der auch Eltern und Geschwister<br />

mittanzen durften.<br />

Dass die Kindersingwoche von Spaß<br />

und Freude geprägt war, zeigte auch die<br />

einleitende Fotoshow mit Eindrücken von<br />

Spiel, Sport und einer kreativen Freizeitgestaltung,<br />

für die Claudia Niederbacher<br />

und Mirjam Pichler zuständig waren. Ihnen,<br />

den Referenten und Kursleiter Michael<br />

Feichter, „Herz und Seele“ der Kindersingwoche,<br />

sei es zu verdanken, dass<br />

die Kindersingwoche so erfolgreich sei,<br />

betonte Peter Berger. Sein Dank galt auch<br />

dem Team von Frankenberg für die Gastfreundschaft<br />

sowie der Stiftung Südtiroler<br />

Sparkasse und dem Land für die finanzielle<br />

Unterstützung.<br />

Lukas Erb, Andrea<br />

Oberparleiter, Sophie<br />

Eder, Kursleiter Michael<br />

Feichter und<br />

Reda Roshdy stellten<br />

mit den Kindern und<br />

Jugendlichen eine tolle<br />

Show auf die Beine.<br />

Viele junge Sänger und<br />

Sängerinnen zeigten<br />

ihr solistisches Können.<br />

10<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Spaß am Singen und Tanzen<br />

Musicalischer Workshop für Jugendliche<br />

„Wir singen, tanzen und spielen, bis die<br />

Bude platzt!“ lautete das Motto des heurigen<br />

MUSICALischen Workshops des Südtiroler<br />

Chorverbandes im Haus der Familie<br />

in Lichtenstern. Sechzig Jugendliche<br />

im Alter zwischen 12 und 17 nahmen zwischen<br />

5. und 11. Juli an den verschiedenen<br />

Workshops teil.<br />

Sie sangen im Chor unter der bewährten<br />

Leitung von Kursleiter Christian Sefan Horvath<br />

aus Wien, erhielten Sologesangscoaching<br />

vom Gesangsexperten Max Gaier und<br />

erarbeiteten unter der Leitung von Harald<br />

Volker Sommer choreografi sche Szenen.<br />

„Wir werden rund um bekannte Popsongs<br />

zum Thema Liebe wie zum Beispiel „Umbrella“<br />

von Rihanna, „Valery“ von Amy Winhouse<br />

oder „All of me“ von John Legend<br />

eine Musicalshow kreieren, in der es um das<br />

Sich-Kennenlernen geht, um Liebesglück<br />

und Liebesschmerz“, erzählt Choreograph<br />

Harald Volker Sommer. „Die Jugendlichen<br />

sind sehr motiviert, viele von ihnen möchten<br />

auch solistisch auftreten, sowohl als Sänger<br />

als auch als Tänzer.“ Niemand müsse zum<br />

Vor allem das<br />

Tanzen zur<br />

Musik der<br />

Popsongs<br />

macht den<br />

Jugendlichen<br />

Spaß.<br />

Mitmachen überredet werden und schon<br />

in den ersten zwei Tagen seien sie mit der<br />

Erarbeitung der „Pop-corn-Show“ schnell<br />

weitergekommen: „Die Jugendlichen, darunter<br />

auch einige Buben, proben sogar<br />

in den Pausen!“ Den ganzen Tag wird in<br />

Gruppen oder gemeinsam gesungen und<br />

getanzt, aber auch schauspielerisch gearbeitet.<br />

Tatsächlich zeigt der Blick in den Probensaal,<br />

dass die Jugendlichen voll bei der<br />

Sache sind, dürfen sie doch zu bekannten<br />

Popliedern selbst Choreographien tanzen.<br />

Das fi ndet etwa auch Marcel (12) aus Gröden<br />

schön: „Ich habe bisher noch nie solche<br />

Workshops besucht, vor allem das Tanzen<br />

macht mir großen Spaß!“ Vom Tanzen<br />

ist auch sein Freund Juri (11) aus Gröden<br />

begeistert: „Auch ich mache es zum ersten<br />

Mal! Es ist eine tolle Stimmung hier!“<br />

Valentina (13) aus Unterinn war schon oft<br />

bei Kursen im Haus der Familie und singt<br />

und tanzt bei einer Tanzgruppe in Klobenstein<br />

Hip Hop und Breakdance: „Mir gefällt<br />

an diesem Kurs, dass man auch Solos<br />

singen darf, außerdem sind die Referenten<br />

sehr nett!“ Ihre Abschlussshow zeigten die<br />

Jugendlichen am 11. Juli im Haus der Familie<br />

in Lichtenstern.<br />

Radio „BR Heimat“ auch in Südtirol zu hören<br />

Für Freunde echter Volksmusik<br />

Für die Freunde echter Volksmusik und<br />

deren zahlreiche Südtiroler Interpreten<br />

verbreitet die RAS das Hörfunkprogramm<br />

BR Heimat nun landesweit über Digitalradio<br />

DAB+. „BR Heimat“ ist das erste<br />

Vollprogramm für traditionelle alpenländische<br />

Volksmusik, Blasmusik, Volkskunde<br />

und Brauchtum im deutschsprachigen<br />

Raum. Das Programm wird seit<br />

vergangenem Februar vom Bayerischen<br />

Rundfunk überaus erfolgreich in Bayern<br />

ausgestrahlt. In diesem Programm - so<br />

RAS-Präsident Rudi Gamper - werden<br />

auch Musik- und Textbeiträge aus Südtirol<br />

gesendet und Südtiroler Interpreten<br />

erhalten somit eine wichtige Plattform für<br />

die Verbreitung ihres kulturell hochwertigen<br />

Lied- und Musiziergutes.<br />

Aufgrund zahlreicher Anfragen von Seiten<br />

der Südtiroler Bevölkerung hat die Landesregierung<br />

beschlossen, das Programm „BR<br />

Heimat“ auch in Südtirol über das digitale<br />

Sendenetz der RAS zu verbreiten. Kulturlandesrat<br />

Philipp Achammer weist darauf<br />

hin, dass es dabei nicht um die Ausstrahlung<br />

eines Konkurrenzprogramms für die<br />

lokalen Hörfunkbetreiber geht, sondern einzig<br />

und allein darum, der Südtiroler Bevölkerung<br />

wertvolles Volksmusikgut rund um<br />

die Uhr zur Verfügung zu stellen.<br />

Untersuchungen in der Radio-Nutzung<br />

haben überdies gezeigt, dass Themenbereiche<br />

wie echte Volksmusik, Brauchtum<br />

und Dialekt auch für jüngere Hörerschichten<br />

attraktiv sind. „BR Heimat“ ist<br />

seit 15. Juni in ganz Südtirol über Digitalradio<br />

DAB+ zu empfangen.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 11


Begeisterung, Geselligkeit und Verlässlichkeit machen den Mandochor<br />

Ehrenburg unter der Leitung von Johann Mairvongrasspeinten aus.<br />

10 Jahre Mandochor Ehrenburg<br />

•Stimmgabel<br />

Zum Wohl der Allgemeinheit<br />

Der Mandochor Ehrenburg, gegründet im<br />

Jahr 2005, feierte am 6. Juni <strong>2015</strong> sein<br />

zehnjähriges Bestandsjubiläum. Zu diesem<br />

Anlass lud er zu einem Liederabend in die<br />

Aula der Grundschule Ehrenburg ein. Zahlreiche<br />

Gesangs- und Musikbegeisterte aus<br />

Nah und Fern fanden sich ein.<br />

"Singen isch insre Freid“ - mit diesen Worten<br />

aus dem Eröffnungslied begrüßte der<br />

Obmann des Chores Stefan Brunner die<br />

Zuhörerinnen und Zuhörer sowie die Mitwirkenden<br />

in der voll besetzten Aula. Schwerpunkte<br />

des Chores sind neben der Pfl ege<br />

des geistlichen Liedgutes auch die des alpenländischen,<br />

im Besonderen die des Tiroler<br />

Volksliedes. Der vom Mandochor unter<br />

der Leitung von Johann Mairvongrasspeinten<br />

vorgetragene Liedzyklus zum Thema Wandern,<br />

Liebe und Heimat wurde vom Kinderchor<br />

Ehrenburg unter der Leitung von<br />

Angelika Brunner, vom Zweigesang Maria<br />

E. Brunner und Veronika Prünster und<br />

von der Hausmusik mit den Geschwistern<br />

Schwingshackl umrahmt. Robert Schwärzer<br />

(Gitarre/Steirische Harmonika), Matthäus<br />

Winkler (Steirische Harmonika) und<br />

Maria E. Brunner (Klavier) begleiteten den<br />

Kinderchor. Chormitglied Bruno Engl führte<br />

in gekonnter Weise durch den Abend. Sänger<br />

und Instrumentalisten ernteten zwischendurch<br />

immer wieder herzlichen Applaus.<br />

Der Bürgermeister Andreas Falkensteiner<br />

lobte in seinen Grußworten die rege Vereinstätigkeit<br />

des Chores auf Orts- und Gemeindeebene<br />

und sprach die Wichtigkeit der<br />

Musik und des Gesanges bei den verschiedenen<br />

kirchlichen und weltlichen Festen<br />

und Veranstaltungen an. Mit anerkennenden<br />

Worten gratulierte er zum zehnjährigen Bestandsjubiläum<br />

des Mandochores, ebenso<br />

der Obmann des Südtiroler Chorverbandes<br />

Erich Deltedesco. Er bedankte sich für den<br />

uneigennützigen Einsatz des Mandochors<br />

zum Wohle der Allgemeinheit und zeigte<br />

sich begeistert von den gesanglichen und<br />

musikalischen Darbietungen des Abends.<br />

Den Grußworten der Vorredner schloss sich<br />

der Verbandschorleiter Armin Mitterer an.<br />

Anschließend wurden zwölf Mitglieder des<br />

Chores für das zehnjährige Mitwirken mit einer<br />

Urkunde und einer Anstecknadel des<br />

Südtiroler Chorverbandes geehrt. Auf den<br />

Mandochor bezogen hob Stefan Brunner die<br />

Begeisterung, die Ehrenamtlichkeit, die Geselligkeit<br />

sowie die Verlässlichkeit der Mitglieder<br />

hervor - Eigenschaften, die Dank<br />

und Anerkennung verdienen.<br />

Zum Abschluss bedankte er sich bei allen,<br />

die an der Feier mitgewirkt hatten, für ihren<br />

Einsatz und bei den Zuhörern für ihr<br />

gezeigtes Interesse und lud zum Buffet. So<br />

klang der Abend in geselliger Runde mit Anton<br />

und Lukas Willeit an der Steirischen aus.<br />

Mit dem Mandochor<br />

Ehrenburg feierte<br />

auch der Kinderchor<br />

Ehrenburg unter der<br />

Leitung von Angelika<br />

Brunner.<br />

12<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Auf Spurensuche in den deutschen Sprachinseln<br />

Heimatpfl egeverein und Kirchenchor Untermais<br />

Die Kulturfahrt des Kirchenchors und der<br />

Heimatpfleger von Untermais führte am 30.<br />

Mai – unter der Leitung von Georg Hörwarter<br />

- durch das Puster- und Drautal nach<br />

Friaul und Belluno. Erster Programmpunkt<br />

im Drautal war die Besichtung der Rundkirche<br />

von Berg und ihrer sehr gut erhaltenen<br />

Fresken. Vor dem Kirchlein St. Athanasius<br />

stärkten sich die Teilnehmer und stimmten<br />

ein Weinlied an, bevor es weiter Richtung<br />

Villach zum Schloss Wernberg ging.<br />

Ein Marienlied in der Kirche stimmte ein<br />

auf den Aufenthalt in diesem Kloster. Beeindruckend<br />

war der Blick auf die Drau,<br />

die sich in einer großen Schleife um das<br />

Schloss windet. Als Dank für die gute Bewirtung<br />

erklangen für Schwester Monika,<br />

einer Südtirol-Liebhaberin, ein paar Tiroler<br />

Weisen.<br />

In Tarvis wurde die Gruppe von einem Vertreter<br />

des Kanaltaler Kulturvereines über<br />

die Situation einst und heute informiert. Bei<br />

der Option waren in diesem strukturschwachen<br />

Gebiet 90 Prozent der deutschsprachigen<br />

Bevölkerung abgewandert und nicht<br />

mehr zurückgekehrt. Heute gehören etwa<br />

10 Prozent der Bevölkerung des Kanaltales<br />

der deutschen Sprachgruppe an, die nur<br />

mehr als Haussprache gepfl egt wird. Die<br />

Nähe zu Kärnten ist dabei für den Fortbestand<br />

der Minderheitensprache die wichtigste<br />

Grundlage. Am Weißenfelser See im<br />

Dreiländereck Slowenien – Österreich – Italien<br />

erfreuten sich die Reisenden an der unberührten<br />

Landschaft. Ein eher tristes Bild<br />

bot sich in Tarvis, wo leer stehende Häuser,<br />

Bauten aus der Zeit des Faschismus<br />

und Hotelbauten ein wenig harmonisches<br />

Bild ergeben. Die Fahrt durch das Kanaltal<br />

wurde in Pontebba/Pontafel, der ehemaligen<br />

Grenze zwischen Österreich und<br />

Italien, unterbrochen. Die Besichtung des<br />

spätgotischen Flügelaltares, eine kleine<br />

Marienandacht mit Gesang und die Segnung<br />

durch den Ortspfarrer bildeten den<br />

kulturell-religiösen Abschluss des Tages.<br />

Beim Abendessen im Hotel in Spilimbergo<br />

war Zeit für manch angeregte Diskussion.<br />

Am Sonntag war das erste Tagesziel Zahre/<br />

Sauris, eine abgeschiedene Sprachinsel<br />

auf einem Hochplateau auf 1400 Metern.<br />

Die enge Bergstraße führte an Schluchten<br />

vorbei, über schmale Brücken und durch<br />

lange, wenig beleuchtete Tunnels. Oben tat<br />

Eine echte, bereichernde Kulturfahrt erlebten die Sänger und Sängerinnen von<br />

Untermais.<br />

sich dann eine schöne, unberührte Welt<br />

auf: Grüne Wiesen und Wälder – die Berge<br />

ringsum ließen sich wegen des Nebels leider<br />

nur erahnen – und mitten drin die Streusiedlungen<br />

von Zahre. Sie erinnern in ihrer<br />

Holzbauweise sehr stark an den Baustil<br />

des Pustertales, sind äußerst liebevoll<br />

gepfl egt. Blumen schmücken die Häuser,<br />

davor ist das reichlich vorhandene und in<br />

den kalten Wintermonaten wohl auch dringend<br />

benötige Holz kunstvoll gestapelt. Die<br />

Wiesen sind hier an die Bauern aus der<br />

Ebene verpachtet, die Scheunen teilweise<br />

zu Ferienwohnungen umgebaut worden.<br />

Zwei schöne Flügelaltäre aus der Michael-<br />

Pacher-Schule sind wahre Kleinode in den<br />

Kirchen von Unter- und Oberzahre. Bis in<br />

die Mitte des vergangenen Jahrhunderts<br />

war Sauris dreisprachig: sauranisch, friulanisch<br />

und italienisch. Das Sauranische findet<br />

man noch auf Schautafeln, Aufschriften,<br />

in lokalen Zeitungen. Es handelt sich<br />

hier um eine bayrische Sprache, die viel<br />

Ähnlichkeit mit dem Kärntner und auch<br />

dem Pustertaler Dialekt hat.<br />

Die Sprachinsel Timau/Tischlwong ist den<br />

Südtirolern vor allem als der Ort bekannt,<br />

aus dem die Familie von Bischof Muser<br />

stammt. Wie der Ortspfarrer erklärte,<br />

sind die meisten deutschsprachigen Bewohner<br />

in die Schweiz ausgewandert,<br />

die deutsche Sprache ist nur mehr eine<br />

Randerscheinung. Anzumerken war der<br />

Bevölkerung, darunter auch der Cousine<br />

des Bischofs, aber die Freude über<br />

einen Besuch aus Südtirol. Mit einem<br />

Lied verabschiedete sich die Gruppe von<br />

Tischlwong und seinem Pfarrer. In Sappada/<br />

Plodn bot sich trotz des Regens ein malerisches<br />

Bild: Die Häuser sind auch hier<br />

im kärntnerisch-tirolerischen Stil gehalten,<br />

eingebettet in eine Dolomiten-Landschaft,<br />

die im Winter wie im Sommer viele Gäste<br />

anzieht. Es gab noch eine Kostprobe des<br />

Plodnarischen, bevor es nach einer letzten<br />

Rast in S. Stefano di Cadore über den<br />

Kreuzbergpass nach Südtirol zurückging.<br />

Um 22 Uhr war man wieder in Untermais.<br />

Die Reise hatte interessante Einblicke<br />

in die Situation der deutschen Sprachinseln<br />

von Friaul und Belluno gebracht,<br />

aber auch das Gemeinschaftsgefühl gestärkt.<br />

Die vielen musikalischen Einlagen<br />

des Kirchenchores unter der Leitung von<br />

Julia Perkmann haben dazu sicher einen<br />

wesentlichen Beitrag geleistet. Bleiben<br />

sollte von diesem Ausfl ug aber auch die<br />

Erkenntnis, dass es in Italien sprachliche<br />

Minderheiten gibt, die weniger Glück hatten<br />

als die Südtiroler. Das sollte in uns ein<br />

Gefühl von Dankbarkeit und Zufriedenheit<br />

wecken und gleichzeitig Auftrag sein, an<br />

unseren Wurzeln, unserer Sprache und<br />

Kultur festzuhalten.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 13


Stimmgabel<br />

„Glurns singt, tanzt und musiziert.“<br />

Kirchenchor Glurns<br />

Ein generationenübergreifendes Erlebnis war das Frühlingskonzert in Glurns.<br />

Mit dem Lied „Guten Abend, guten<br />

Abend“ eröffnete der Schülerchor der<br />

Grundschule das heurige Frühlingskonzert<br />

im Stadtsaal von Glurns. Noch viele<br />

weitere Lieder wurden von den Kindern<br />

begeistert vorgetragen. Dazwischen musizierten<br />

die Musikschüler auf verschiedenen<br />

Instrumenten wie Querflöte, Altflöte,<br />

Steirische Harmonika, Gitarre,<br />

Klavier und Klarinette. Für Unterhaltung<br />

sorgten die Schüler mit ihrem „Kikeriki“-<br />

Tanz, bevor der Kirchenchor und der Männerchor<br />

Glurns ihre Lieder zum Besten<br />

gaben. Eine Klarinettengruppe der Musikkapelle<br />

rundete das abwechslungsreiche<br />

Programm ab.<br />

Im Namen des Kirchenchores bedankte<br />

sich Martin Moriggl bei den Lehrerinnen<br />

der Grundschule Heidi und Evelyn, bei<br />

den Eltern und beim Bildungsausschuss<br />

für die gute Zusammenarbeit. Zum Abschluss<br />

des gelungenen Konzertes sangen<br />

die zahlreichen Zuhörer, darunter<br />

auch der neugewählte Bürgermeister<br />

Alois Frank, der Schülerchor, der Männer-<br />

und Kirchenchor den Kanon „Es tönen<br />

die Lieder“. Und auch die Instrumentalisten<br />

stimmten in den großen Chor ein.<br />

Treue Sänger<br />

MGV Lana<br />

Am Sonntag, dem 26. April <strong>2015</strong>, gab der<br />

Männergesangverein Lana sein alljährliches<br />

Frühjahrskonzert. Im vollbesetzten<br />

Saal des katholischen Arbeitervereins<br />

Lana bot der MGV Lana unter der Gesamtleitung<br />

von Julia Perkmann ein abwechslungsreiches<br />

Programm, welches von traditionellen<br />

Heimatliedern über romantische<br />

Klassiker bis hin zu modernen deutschen<br />

Kompositionen reichte.<br />

Gemeinsam mit der Frauenschola des<br />

Pfarrchores Tramin, unter der Leitung von<br />

Ursula Torggler, und jungen talentierten Instrumentalisten<br />

der Musikschule Lana/Ulten/Nonsberg<br />

- unter der Leitung von Ivo<br />

Crepaldi - wurde den zahlreich erschienenen<br />

Gästen ein abwechslungsreiches<br />

und unterhaltsames Programm geboten.<br />

Veronika Wetzel führte locker und entspannt<br />

durch den Abend.<br />

Im Anschluss an das Konzert wurden im<br />

Rahmen einer Feier mehrere Sänger für<br />

ihre langjährige Mitgliedschaft im Südtiroler<br />

Chorverband und MGV Lana geehrt:<br />

Der MGV Lana und seine treuen Sänger beim Frühjahrskonzert <strong>2015</strong><br />

Manfred Dorigo - 50 Jahre MGV Lana und<br />

Südtiroler Chorverband, Hans Schanung<br />

- 40 Jahre Südtiroler Chorverband, Reinhard<br />

Ladurner - 40 Jahre Südtiroler Chorverband,<br />

Alexander Egger - 40 Jahre Südtiroler<br />

Chorverband und 25 Jahre MGV<br />

Lana, Hans Troger - 25 Jahre MGV Lana,<br />

Albert Moser - 25 Jahre MGV Lana, Hubert<br />

Kofler - 25 Jahre MGV Lana. Die Ehrenurkunden<br />

wurden vom Obmann des Südtiroler<br />

Chorverbandes Erich Deltedesco feierlich<br />

überreicht.<br />

14<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Vorweg<br />

Blasmusik<br />

17. Landesmusikfest in Meran<br />

Im Zeichen von „Blasmusik – Begeisterung und Leidenschaft“<br />

Das 17. Landesmusikfest soll zu einem<br />

großen Fest der Blasmusik werden,<br />

zeigt sich VSM-Verbandsobmann Pepi<br />

Fauster überzeugt.<br />

Nach fünf Jahren ist es wieder soweit! Vom<br />

16. bis 18.Oktober <strong>2015</strong> veranstaltet der Verband<br />

Südtiroler Musikkapellen in enger Zusammenarbeit<br />

mit der Kurverwaltung Meran<br />

das 17. Landesmusikfest, welches im Jahre<br />

1951 zum ersten Mal ausgetragen wurde. Es<br />

ist heuer wieder gekoppelt mit dem traditionsreichen<br />

Meraner Traubenfest.<br />

Damit setzen sowohl der Verband Südtiroler<br />

Musikkapellen (VSM) als auch die<br />

Kurverwaltung von Meran auf Tradition und<br />

Innovation, lassen ein gewachsenes und gefestigtes<br />

Großereignis wieder aufleben, bereichern<br />

es mit neuen Elementen und stellen<br />

die Blasmusik in ihren verschiedenen<br />

Formen in den Mittelpunkt des Geschehens.<br />

Zirka 3.000 Musikerinnen und Musikern<br />

von Musikkapellen, vorwiegend aus Südtirol<br />

und einigen Gastkapellen aus den angrenzenden<br />

Ländern und Landesteilen, dem<br />

Trentino, Tirol, Salzburg und Graubünden<br />

(Schweiz) „bespielen“ das Zentrum der Passerstadt.<br />

Während der drei Festtage herrscht<br />

in der Meraner Altstadt und entlang der Promenade<br />

ein buntes Treiben. Auf mehreren<br />

Bühnen im Freien finden Konzerte statt.<br />

Musikalische Höhepunkte stellen der<br />

Wettbewerb „Musik in Bewegung“ auf der<br />

Promenade und am Thermenplatz, die Festkonzerte<br />

der Jugend und der sechs Bezirke<br />

im Kursaal sowie der große Festumzug durch<br />

die Meraner Altstadt dar, welcher aus bis zu<br />

70 Gruppen – darunter vielen Musikkapellen<br />

und schön geschmückten Festwägen -<br />

besteht. Am Freitag Abend wird der Radiosender<br />

„RAI Südtirol“ eine eigene Sendung<br />

als Auftakt zum großen Fest ausstrahlen.<br />

Vom 16. bis 18. Oktober <strong>2015</strong> wird die Verbandsfahne des VSM darauf hindeuten:<br />

Meran steht ganz im Zeichen der Blasmusik.<br />

Die Gastbetriebe in und um Meran bewirten<br />

ihre Besucher mit landestypischen Gerichten<br />

und edlen Tropfen aus der Region.<br />

„Brauchen wir heute noch solch große<br />

Feste?“, wird sich der eine oder andere überlegen.<br />

„Sind diese noch zeitgemäß?“ Den<br />

Zweiflern kann ich diese Fragen mit einem<br />

klaren „Ja – und wie!“ beantworten, denn<br />

die Menschen suchen heutzutage spezielle<br />

Events, wollen auf Besonderes aufmerksam<br />

gemacht werden, setzen sich gerne mitten<br />

in das Geschehen hinein und erfreuen sich<br />

zum Glück wieder immer mehr am Einzigartigen,<br />

am Regionalen, am Echten – und<br />

an der Qualität.<br />

Ich bin mir sicher, dass der VSM und seine<br />

Mitgliedskapellen diesen Erwartungen Stand<br />

halten können, da<br />

• Südtirol mit seinen 211 Musikkapellen in<br />

116 Gemeinden und den fast 10.000 Mitgliedern<br />

ein echtes Blasmusikland ist;<br />

• die Musikkapellen mit ihrer Musik, mit ihren<br />

Trachten, mit ihrem Auftreten wichtige<br />

Kulturträger in traditioneller und innovativer<br />

Hinsicht für unser Land und<br />

Botschafter nach außen sind;<br />

• die Musikkapellen mit ihrer Tätigkeit in jedem<br />

Ort besondere Aufgaben übernehmen<br />

und darin nicht mehr wegzudenken sind;<br />

• die Musikkapellen wichtige Vereine sind,<br />

welche durch das gemeinsame aktive<br />

Musizieren und durch die Pflege der Gemeinschaft<br />

für Jung und Alt eine bedeutende<br />

soziale Aufgabe erfüllen;<br />

• die Blasmusik in Südtirol lebendig ist, weil<br />

viele Mitglieder mit Begeisterung und Leidenschaft<br />

dabei sind, viel Zeit und Mühen<br />

investieren und sich den Herausforderungen<br />

der Zeit und Gesellschaft<br />

stellen.<br />

Genau aus diesen Tatsachen heraus<br />

„muss“ die Blasmusik auch zwischendurch<br />

ein großes Fest feiern. Sie darf sich dabei<br />

besonders positionieren und bewusst in<br />

den Vordergrund stellen. Es ist wohl mehr<br />

als legitim, wenn für die Organisation eines<br />

solchen Festes Steuergelder des Landes<br />

und der Region über Beiträge verwendet<br />

werden, da die Arbeit in den Musikkapellen<br />

jahrein jahraus ja eh ehrenamtlich und<br />

für die Öffentlichkeit geleistet wird.<br />

Ich freue mich, dass sich am Großereignis<br />

so viele Musikkapellen beteiligen und<br />

danke schon im Voraus dafür. Ich wünsche<br />

dem 17.Landesmusikfest, dass es viele Einheimische<br />

und Gäste anlockt, dass es ein<br />

großes Fest der Musik, der Freude und der<br />

Gemeinschaft wird und dass die Begeisterung<br />

und Leidenschaft für die Blasmusik<br />

ganz kräftig nach außen hin abstrahlt.<br />

Pepi Fauster,<br />

VSM-Verbandsobmann<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 15


Das Thema<br />

„Blasmusik – Erlebnis und<br />

Leidenschaft“<br />

Unter diesem Motto lädt der VSM zum 17. Südtiroler Landesmusikfest mit<br />

einem hochkarätigen Programm<br />

Der aus Kufstein stammende und<br />

in Meran lebende Künstler Franz<br />

Josef Lenhart (1898-1992) war als<br />

bedeutender Grafiker seiner Zeit<br />

weit über die Landesgrenzen hinaus<br />

bekannt. Er schuf u.a. auch das Plakat<br />

zum Landesmusikfest.<br />

Vom 16. bis 18. Oktober <strong>2015</strong> ist die<br />

Kurstadt Meran wieder Schauplatz des<br />

traditionellen Südtiroler Landesmusikfestes,<br />

das der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) seit 1951 veranstaltet. Ursprünglich<br />

wurde das Fest alle drei Jahre<br />

(1951-1972), später alle vier Jahre (1976-<br />

1980) und seit 1985 im Fünfjahresrhythmus<br />

veranstaltet.<br />

Das heurige Jahresmotto des Verbandes<br />

„Blasmusik – Erlebnis und Leidenschaft“<br />

gibt die Richtung vor: „Wir wollen zeigen,<br />

dass wir mit Begeisterung und Leidenschaft<br />

musizieren, konzertieren und marschieren“,<br />

erklärt VSM-Obmann Pepi Fauster.<br />

Die musikalischen Darbietungen sollen für<br />

die Besucher und Gäste, aber auch für die<br />

Musikantinnen und Musikanten selbst zu<br />

einem bunten, abwechslungsreichen und<br />

bleibenden Erlebnis werden und viele Herzen<br />

erfreuen.<br />

Mit Blasmusik in ihrer vielfältigen Form präsentiert sich der Verband Südtiroler<br />

Musikkapellen – im Bild die MK Hafling beim Landesmusikfest 2010.<br />

Am 28. <strong>August</strong> 1948 wurde im Festsaal<br />

der Handelskammer (Merkantilgebäude) in<br />

Bozen der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

gegründet. Damals gab es in unserem<br />

Land 160 Musikkapellen. Mittlerweile zählt<br />

der VSM 211 Mitgliedskapellen in den 116<br />

Südtiroler Gemeinden und ist damit einer der<br />

größten und wichtigsten Kulturverbände des<br />

Landes. Damals galt es in erster Linie, nach<br />

den Wirren der beiden Weltkriege und der<br />

Zwischenkriegszeit die blasmusikalischen<br />

Kräfte wieder zu bündeln und den Musikkapellen<br />

vor Ort eine Hilfe zur Wiedergründung<br />

oder Fortführung der Tätigkeit und<br />

damit zum Erhalt und Aufbau dieser Seite<br />

der Südtiroler Kultur und Identität zu bieten.<br />

Viele der in den Anfangsjahren geborenen<br />

Initiativen und Projekte gibt es noch<br />

heute und sie wurden in den Jahrzehnten<br />

an den gesellschaftlichen, kulturellen und<br />

musikalischen Wandel der Zeit angepasst<br />

und weiterentwickelt. Dazu zählen die Ausbildung<br />

der Kapellmeister, die Jungbläserwochen,<br />

die Jungmusikerleistungsabzeichen<br />

und das Landesmusikfest. Obwohl<br />

die zahlreichen Tätigkeiten des Verbandes<br />

und seiner Mitgliedskapellen jahrein jahraus<br />

zwangsläufig in der Öffentlichkeit stattfinden<br />

und damit jede einzelne Musikantin<br />

und jeder einzelne Musikant der über<br />

10.000 Mitglieder Tag für Tag ein kultureller<br />

Botschafter ist, ist es dem Verband<br />

wichtig, durch eine gemeinsame Großveranstaltung<br />

einem breiten Publikum Einblick<br />

in die intensive Arbeit des Verbandes und<br />

der Mitgliedskapellen zu gewähren und<br />

die Entwicklung der Blasmusik nach innen<br />

und nach außen zu dokumentieren. Das<br />

nächste Schaufenster in die Welt der Südtiroler<br />

Blasmusik öffnet sich am Freitag, dem<br />

16. Oktober, um 12 Uhr beim Eingang des<br />

Meraner Kurhauses.<br />

Konzertwertungsspiel in Brixen<br />

Den musikalischen Auftakt zum Landesmusikfest<br />

hat bereits das Konzertwertungsspiel<br />

am 1. Mai im Forum in Brixen<br />

gemacht. Zehn Musikkapellen aus Südtirol<br />

und eine Gastkapelle stellten sich einer<br />

dreiköpfigen Jury und zeigten damit einmal<br />

mehr die hohe Qualität der Südtiroler<br />

Blasmusik, wie dies der Juryvorsitzende<br />

Johnny Ekkelboom bestätigte: „Das Niveau<br />

der Südtiroler Blasmusik ist sehr hoch und<br />

sie kann sich durchaus auf internationalem<br />

Parkett sehen bzw. hören lassen.“<br />

16<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Am Freitag :<br />

Fernseh-Sondersendung<br />

Nach der offiziellen Eröffnung und einem<br />

Marktlfest mit Böhmischer Musik auf der<br />

Kurpromenade präsentiert RAI Südtirol<br />

am Abend um 20.25 Uhr die Sondersendung<br />

„Blasmusik – Erlebnis und Leidenschaft“.<br />

Die rund 45-minütige Dokumentation<br />

über die Musik und Gemeinschaft<br />

im VSM zeigt die Verbandsarbeit in ihrer<br />

Vielfalt und wird eine Woche später, am<br />

23. Oktober <strong>2015</strong>, um 18 Uhr wiederholt.<br />

Am Samstag:<br />

„Musik in Bewegung“ und Jugend<br />

Der Samstagvormittag steht ganz im<br />

Zeichen der Jugend und lädt im Pavillon<br />

de Fleurs in das „Labyrinth der Instrumente“,<br />

wo Kinder und Jugendliche in<br />

die Welt der Musik und Instrumente eintauchen<br />

können. Mit einem Sternmarsch<br />

eröffnen vier Musikkapellen den Marschmusikwettbewerb,<br />

an dem zwölf Kapellen<br />

aus Südtirol, Tirol, dem Trentino und der<br />

Schweiz teilnehmen.<br />

Südtiroler Jugendblasorchester &<br />

Landesjugendchor<br />

Der Samstagabend bietet im Meraner<br />

Kursaal ein ganz besonderes Konzerterlebnis.<br />

Das Südtiroler Jugendblasorchester<br />

und der Landesjugendchor treten<br />

gemeinsam unter dem Motto „Südtiroler<br />

Jugend musiziert“ auf.<br />

Am Sonntag: Festgottesdienst, Konzerte der<br />

Bezirke und großer Festumzug<br />

Der VSM ist in sechs Bezirke eingeteilt.<br />

Die Bezirke Bozen (56 Musikkapellen),<br />

Bruneck (54), Meran (36), Brixen (28),<br />

Schlanders (24) und Sterzing (13) sind<br />

der „verlängerte Arm“ des Verbandes und<br />

damit kapillares Bindeglied zu den einzelnen<br />

Mitgliedskapellen. Der Sonntagvormittag<br />

wird nach dem Festgottesdienst in<br />

der Meraner Pfarrkirche mit einem „Konzert<br />

der Bezirke“ gestaltet, das die Vielfalt<br />

der Bläsermusik vom Reschen bis Winnebach<br />

und vom Brenner bis Salurn zeigt.<br />

Die Veranstaltungen am Samstag und<br />

Sonntag werden mit Kurzkonzerten von 24<br />

Musikkapellen auf verschiedenen Plätzen<br />

ergänzt. Höhepunkt und gleichzeitig krönender<br />

Abschluss dieses Wochenendes der<br />

„Blasmusik für Aug' und Ohr“ ist der große<br />

Festumzug am Nachmittag. Der Umzug<br />

startet um 14.15 Uhr am Vingschger Tor.<br />

Stephan Niederegger<br />

Einer der<br />

Höhepunkte beim<br />

Landesmusikfest<br />

wird sicher<br />

wieder der große<br />

Festumzug sein<br />

– im Bild der<br />

Festwagen mit dem<br />

VSM-Logo beim<br />

Landesmusikfest<br />

2010.<br />

Programm des Landesmusikfestes<br />

Freitag, 16. Oktober <strong>2015</strong><br />

12:00 Uhr: Eröffnung des LMF (Eingang Kurhaus)<br />

12:45 Uhr: Marktlfest (Kurpromenade)<br />

20:25 Uhr: Sondersendung "Blasmusik - Erlebnis und Leidenschaft"<br />

(RAI Südtirol)<br />

Samstag, 17. Oktober <strong>2015</strong><br />

9:30 bis 14:00 Uhr: Jugend "Das Labyrinth der Instrumente - Töne zum Anfassen“<br />

(Pavillon des Fleurs)<br />

10:00 bis 17:30 Uhr: Platzkonzerte (Sandplatz, Thermenplatz)<br />

14:00 Uhr: Sternmarsch "Im Schritt – Marsch (von Theaterplatz, Sandplatz,<br />

Galilei-Straße und Thermenplatz zur Kurpromenade)<br />

14:45 bis 16:00 Uhr: Wettbewerb "Musik in Bewegung" und Show<br />

(Kurpromenade und Thermenplatz)<br />

17:00 Uhr: Preisverleihung (Kurpromenade und Thermenplatz)<br />

20:00 Uhr: Bläsermusik (Balkon des Kurhauses)<br />

20:30 Uhr: Festkonzert "Südtiroler Jugend musiziert" (Kursaal)<br />

Sonntag, 18. Oktober <strong>2015</strong><br />

9:00 Uhr: Festgottesdienst "Jauchzet vor Gott alle Länder der Erde"<br />

(Pfarrkirche)<br />

9:30 bis 14:00 Uhr: Platzkonzerte<br />

(Sparkassenplatz, Sandplatz, Pfarrkirche, Kurhaus)<br />

10:30 bis 12:00 Uhr: Konzert der Bezirke "Vielfalt der Bläsermusik" (Kursaal)<br />

14:15 Uhr: Großer Festumzug "Blasmusik für Aug' und Ohr"<br />

(vom Vingschger Tor bis zur Garibaldi-Straße)<br />

Meran bietet nach fünf Jahren wieder die kongeniale Kulisse zum Landesmusikfest –<br />

im Bild die Eröffnung auf dem Thermenplatz im Jahr 2010.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 17


Aus Verband und Bezirken<br />

Sieben neue Kapellmeister<br />

Abschluss des dreijährigen Kapellmeister-Lehrgangs<br />

Sigisbert Mutschlechner und Philipp Kufner (Erster und Zweiter von links) sowie Markus Silbernagl und Gottfried Veit (Erster und<br />

Zweiter von rechts) gratulierten den sieben neuen Kapellmeistern (v.l.): Christian Hofer, Julian Toll, Raphael Franzelin, Tobias<br />

Tammerle, Markus Erlacher, Philipp Gunsch und Carolin Profanter.<br />

Auch heuer gibt es sieben frisch gebackene<br />

Kapellmeister. Zum vorletzten Mal<br />

stellten sich die Absolventen der Abschlussprüfung<br />

des vom Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) organisierten Kapellmeister-Lehrgangs.<br />

Mit einem internen und einem öffentlichen<br />

Prüfungsteil ging wiederum der dreijährige<br />

Lehrgang zu Ende, der vorletzte in<br />

dieser Form. Als Prüfungsorchester stellte<br />

sich diesmal die Bürgerkapelle Sterzing<br />

zur Verfügung. Jeder Prüfungskandidat<br />

musste zwei Stücke proben – ein vorbereitetes<br />

und ein so genanntes „Prima-Vista-Stück“,<br />

das die Musikkapelle zuvor<br />

noch nicht gesehen hatte. Die vierköpfige<br />

Prüfungskommission, bestehend<br />

aus VSM-Verbandskapellmeister Sigisbert<br />

Mutschlechner und seinem Stellvertreter<br />

Markus Silbernagl, VSM-Verbandsehrenkapellmeister<br />

Gottfried Veit sowie dem Musikpädagogen<br />

und Dirigenten Philipp Kufner<br />

aus Bayern, bewertete unter anderem<br />

die Probenmethodik, Musikalität und Dirigiertechnik.<br />

Die Sterzinger Musikantinnen<br />

und Musikanten zeigten sich als geduldige<br />

Lehrkapelle, spielten immer wieder alles<br />

von vorne und unterstützten die Kandidatinnen<br />

und Kandidaten in ihrer Arbeit.<br />

Bei der internen Prüfung wurde das musikalische<br />

und dirigiertechnsiche Wissen<br />

der Kandidaten auf Herz und Nieren geprüft.<br />

Schließlich stand es fest: Alle sieben<br />

Kandidaten haben die Prüfung bestan-<br />

den. Mutschlechner gratulierte ihnen im<br />

Namen des Verbandes zum erfolgreichen<br />

Abschluss und überreichte die Diplome.<br />

Nur noch einmal wird es den Abschluss<br />

in dieser Form geben, nämlich im kommenden<br />

Jänner wird der Lehrgang 2013/14<br />

zur Prüfung antreten. Damit fällt der letzte<br />

Vorhang dieses Lehrgangs, denn die<br />

Grundausbildung zum Kapellmeister ist<br />

in Zukunft nur mehr an den Musikschulen<br />

angesiedelt. In Ergänzung dazu wird<br />

der Verband ab Februar ein so genanntes<br />

„Coaching“ anbieten. Damit sollen aktive<br />

Kapellmeister von Fachleuten ein Jahr<br />

lang in ihrer Arbeit begleitet und weitergebildet<br />

werden.<br />

Stephan Niederegger<br />

18<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Jugendkapelle Crescendo <strong>2015</strong><br />

Bezirkskonzert in St. Michael/Eppan – Ausflug nach München<br />

Die Jugendkapelle Crescendo bei ihrem eindrucksvollen Konzert in St. Michael/Eppan<br />

Am Sonntag, den 31. Mai, feierte die Jugendkapelle<br />

Crescendo mit ihrem Konzert<br />

im Kultursaal von St. Michael einen gelungenen<br />

Abschluss der heurigen „Crescendosaison“.<br />

Die rund 100 Jungmusikanten<br />

der Musikkapellen aus Andrian, Frangart,<br />

Girlan, Kaltern, St. Michael, St. Pauls und<br />

Tramin begeisterten unter der Leitung von<br />

Kapellmeister Karl Hanspeter das Publikum<br />

im vollbesetzten Kultursaal mit einem<br />

abwechslungsreichen Konzertprogramm.<br />

Besonders die Soloeinlagen von Sophie<br />

Pardatscher mit „Csardas“ auf der Klarinette,<br />

Lukas Hanspeter mit „Tuba-Wahnsinn“<br />

und Karl Hanspeter mit „My Way“ zogen<br />

die Zuseher in Ihren Bann!<br />

Erwin Hölzl, seit nunmehr 14 Jahren<br />

Organisator der Jugendkapelle, bewies<br />

heuer einmal mehr sein besonderes Organisationstalent<br />

und organisierte neben<br />

dem Abschlusskonzert auch einen Ausflug<br />

der Superlative nach München. Bei<br />

der zweitägigen Fahrt ging es zunächst<br />

in die Allianzarena, wo den jungen Musikanten<br />

eine besonders ehrenvolle Aufgabe<br />

zuteil wurde: Beim Meisterschaftsfinale<br />

marschierte die Truppe, angeführt<br />

von Stabführer Erwin Hölzl, auf dem Rasen<br />

der Münchner Arena auf und gratulierte<br />

dem FC Bayern mit einigen Märschen vor<br />

75.000 Zuschauern zum Gewinn des 25.<br />

Meistertitels. Gespielt wurde sowohl vor<br />

dem letzten Bundesligaspiel als auch in<br />

der Pause, wo noch „Der bayerische Defiliermarsch“<br />

zum Besten gegeben wurde.<br />

Zudem überreichte die Kapelle dem FC<br />

Bayern eine Magnumflasche "Crescendowein"<br />

vom Weingut Ritterhof in Kaltern.<br />

Am Abend begeisterte die Jugendkapelle<br />

im vollbesetzten <strong>August</strong>inerkeller die Zuhörer<br />

vor allem mit den gekonnt vorgetragenen<br />

Soloeinlagen. Leider verhinderte<br />

das schlechte Wetter ein Konzert im größten<br />

Biergarten der Welt, sodass die viel zu<br />

kleine Bühne im Saal bis auf den letzten<br />

Platz und sogar mit fliegendem Wechsel<br />

ausgereizt werden musste. Am Sonntag<br />

ging es nach einer gelungenen Marscheinlage<br />

auf einem Zeltfest bei Holzkirchen<br />

wieder zurück nach Hause.<br />

Diese besonderen Erlebnisse, die gemeinsame<br />

Begeisterung für die Musik und<br />

die neu entstandenen Freundschaften zwischen<br />

den Jungmusikanten der verschiedenen<br />

Musikkapellen machen diese Jugendkapelle<br />

zu etwas ganz Besonderem.<br />

Die Jungmusikanten bedanken sich bei<br />

Erwin Hölzl und dem OK-Team für die tolle<br />

Organisation und für den unermüdlichen<br />

Einsatz. Ein Dank geht auch an alle Gönner<br />

und Sponsoren, die öffentlichen Körperschaften<br />

und an all jene, die zum Erfolg<br />

der Jugendkapelle Crescendo <strong>2015</strong><br />

beigetragen haben. Auf dass Crescendo<br />

noch lange weiterlebe!<br />

Die Jungmusikanten<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 19


Aus Verband und Bezirken<br />

Dirigentencoaching im VSM-Bezirk Schlanders<br />

Fortbildungslehrgang mit Blasorchesterfachmann Thomas Ludescher<br />

Von Februar 2014 bis Juni <strong>2015</strong> wurden<br />

neun Dirigenten des Bezirkes Schlanders<br />

im Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM)<br />

in einem intensiven Dirigentencoaching geschult<br />

und zudem in ihrer täglichen Arbeit<br />

mit den Musikkapellen begleitet. Bezirkskapellmeister<br />

Georg Horrer konnte hierfür<br />

Prof. Mag. Thomas Ludescher gewinnen.<br />

Als Dirigierlehrer, Landeskapellmeister von<br />

Vorarlberg, Bundesdirigent-Stellvertreter<br />

des ÖBV, Dirigent des Sinfonischen Blasorchesters<br />

Vorarlberg ist er ein ausgewiesener<br />

Blasorchesterfachmann.<br />

Neben der Vertiefung vielfältiger Bereiche,<br />

wie z.B. Schlagtechnik, Partiturstudium,<br />

Literaturkunde, Partiturdirigieren<br />

usw., konnten die Teilnehmer ihr Wissen<br />

auch mit den verschiedenen Praktikumsorchestern<br />

bzw. Musikkapellen praxisnah testen<br />

und umsetzen. Zum Abschluss dieses<br />

lehrreichen Dirigentencoachings gab es ein<br />

öffentliches Konzert am Freitag, 12. Juni,<br />

um 20.00 Uhr im Naturparkhaus „Aquaprad“<br />

in Prad am Stilfserjoch.<br />

Fünf Musikkapellen (Mals, Glurns, Prad,<br />

Eyrs und Kortsch) aus dem Bezirk haben<br />

sich freundlicherweise für das Projekt zur<br />

Beim Abschluss des erfolgreichen Dirigentencoachings: (v.l.) Manfred Horrer, Alois<br />

Kuntner, Josef Kofler, Georg Horrer, Verena Tröger, Thomas Ludescher, Hanspeter<br />

Rinner, Stefan Rechenmacher, Sebastian Kurz (nicht im Bild Martin Punter)<br />

Verfügung gestellt und damit wesentlich<br />

zum guten Gelingen dieser einzigartigen<br />

Dirigentenfortbildung beitragen. Bezirksobmann<br />

Manfred Horrer bedankte sich bei allen<br />

Musikkapellen, den teilnehmenden Dirigenten,<br />

beim Referenten Thomas Ludescher<br />

und beim Organisator Georg Horrer für ihren<br />

Einsatz und gratulierte zum hervorragenden<br />

Erfolg diese einmaligen Projektes.<br />

Martin Punter<br />

verband<br />

südtiroler<br />

musikkapellen<br />

Programmvorschau<br />

Dreimonatskalender<br />

Datum Veranstalter Veranstaltung Ort Haus Beginn<br />

AUGUST<br />

SEPTEM.<br />

Mo-Sa, 17.–22. <strong>August</strong> Bezirk Schlanders Bezirksjungbläsertage Burgeis Fürstenburg 15.00<br />

Mo-So, 17.-23. <strong>August</strong> Bezirk Sterzing Bezirksjungbläsertage Pflersch Vereinshaus - Hotel Argentum 09.00<br />

Di-Sa, 25.–29. <strong>August</strong> Bezirk Brixen Bezirksjungbläsertage Natz Fürstenhof 09.00<br />

Mo, 07. September VSM Abschlusskurs Stabführer - 1. Einheit Stegen Mehrzwecksaal 19.00<br />

Mo, 14. September Bezirk Bruneck 1. Probe Bezirksseniorenkapelle St. Georgen Vereinshaus 20.00<br />

Do, 08. Oktober Bezirk Sterzing Bezirksstammtisch Sterzing Musikschule Sterzing 19.30<br />

OKTOBER<br />

Fr-So, 16.–18. Oktober VSM 17. Landesmusikfest Meran Verschiedene Säle und Plätze<br />

Mo. 26. Oktober Bezirk Meran Bezirksstammtisch Obermais Kolpinghaus 19.30<br />

Sa, 31. Oktober Bezirk Brixen Musikantenhoangart Barbian Vereinshaus 20.00<br />

20<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Zur Person<br />

Blasmusik<br />

Werner Weiskopf,<br />

Obmann der Musikkapelle Mals<br />

Ein Vereinsobmann sollte über Menschenkenntnis, Humor, Sinn für<br />

Kameradschaft und jede Menge Geduld verfügen.<br />

Zur Person<br />

Werner Weiskopf, Jahrgang<br />

1977, wohnt in<br />

Mals im Vinschgau und<br />

führt dort einen Tischlereibetrieb.<br />

Seit 1990,<br />

seit einem Vierteljahrhundert<br />

also, ist er Mitglied<br />

der Musikkapelle<br />

Mals. Im Jahr 1994 hat<br />

er das Amt des Kassiers<br />

übernommen und seit<br />

mittlerweile 15 Jahren<br />

leitet er den Verein als<br />

Obmann.<br />

<strong>KulturFenster</strong>: Haben Sie in Ihrer Familie<br />

musikalische Wurzeln?<br />

Werner Weiskopf: Die Mutter ist Sängerin<br />

im Kirchenchor<br />

KF: Wer ist Ihr Vorbild?<br />

W. Weiskopf: Mein viel zu früh verstorbener<br />

Vater<br />

KF: Welche Charakterzüge schätzen Sie bei<br />

Ihren Mitmenschen am meisten?<br />

W. Weiskopf: Ehrlichkeit und Ehrgeiz<br />

KF: Ihr Lieblingsschriftsteller?<br />

W. Weiskopf: Paulo Coelho und Jürgen<br />

Todenhöfer<br />

KF: Ihr Lieblingsmaler?<br />

W. Weiskopf: Karl Plattner<br />

KF: Ihr/e Lieblingskomponist/en?<br />

W. Weiskopf: Johann Sebastian Bach,<br />

Joseph Haydn, Gustav Mahler und Peter<br />

Tschaikowsky<br />

KF: Sollte ein Obmann einer Kapelle immer<br />

auch ein aktiver Musiker sein oder<br />

könnten Sie sich vorstellen, dass auch<br />

ein (musikalisch) inaktives Mitglied einen<br />

Verein führt?<br />

W. Weiskopf: Ich könnte mir durchaus vorstellen,<br />

dass ein Obmann auch von extern<br />

berufen wird. In Zeiten endloser Zettelwirtschaft<br />

und ständig zunehmender<br />

Verantwortung wäre es vielleicht sinnvoll,<br />

dass diese Funktion jene Leute übernehmen,<br />

die auch die Gesetze dazu machen?!<br />

KF: Über welche Eigenschaften sollte ein<br />

Vereinsobmann verfügen?<br />

W. Weiskopf: Menschenkenntnis, Humor,<br />

Sinn für Kameradschaft und jede<br />

Menge Geduld<br />

KF: Wie würden Sie als Obmann Ihren Führungsstil<br />

bezeichnen?<br />

W. Weiskopf: freundschaftlich-autoritär<br />

KF: Was war als Vereinsvorstand Ihr bisher<br />

positivstes Erlebnis?<br />

W. Weiskopf: die Gründung der Jugendkapelle<br />

und die qualitative musikalische<br />

Steigerung unserer Kapelle<br />

KF: Aus welchem Fehler haben Sie am<br />

meisten gelernt?<br />

W. Weiskopf: Menschen in Führungspositionen<br />

zu viel Vertrauen zu schenken<br />

KF: Was war Ihr größter Erfolg als Obmann<br />

bzw. Vorstandsmitglied?<br />

W. Weiskopf: 15 Jahre Obmann ohne Streitigkeiten<br />

in der Kapelle. Ein gesund wachsender<br />

Klangkörper von jetzt 80 Mitgliedern<br />

und auf die richtigen „Pferde“ in den vorderen<br />

Reihen gesetzt zu haben<br />

KF: An welche internationale Aktivität erinnern<br />

Sie sich gerne zurück?<br />

W. Weiskopf: die Teilnahme am internationalen<br />

Wettbewerb „Flicorno d’oro“ in<br />

Riva 2010<br />

KF: Was war Ihr bislang einschneidendstes<br />

Blasmusikerlebnis?<br />

W. Weiskopf: der erste Platz in unserer Kategorie<br />

bei „Flicorno d’oro“ 2010<br />

KF: Ihre Hoffnungen und Wünsche für die<br />

Zukunft der Blasmusikszene?<br />

W. Weiskopf: Ich wünsche den Kapellen<br />

die gebührende Anerkennung der Dorfbevölkerung<br />

für Ihr Wirken in den Dörfern<br />

und gut ausgebildete und motivierte<br />

Nachwuchsmusikanten.<br />

Interview: Joachim Buch<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 21


Komponisten im Porträt<br />

Mit Blasmusik durch die EU<br />

Komponisten aus den EU-Ländern – 16. Teil<br />

Unsere musikalische Reise durch die EU-Länder endet mit der 28. Etappe in Frankreich. Für Joachim Buch, den fachkundigen Reisebegleiter,<br />

war es nach eigenen Worten „am Anfang der Serie noch nicht ganz sicher, ob ich wirklich für jedes Land einen Komponisten<br />

finden würde. Es hat aber funktioniert, auch wenn man die Kategorien etwas weit auslegen musste, oder bei manchen Ländern<br />

die Qual der Wahl hatte.“<br />

(28) Frankreich - Maxime Aulio<br />

Land<br />

Fläche<br />

Frankreich<br />

668.763 km²<br />

Einwohner 66.317.994<br />

Hauptstadt<br />

Paris<br />

Eine Idee, ein Bild, eine Geschichte mit<br />

der Musik beschreiben, also eine Art<br />

Filmmusik ohne Film schaffen, möchte<br />

Maxime Aulio mit seinen Kompositionen.<br />

Für den Schweizer Felix Hauswirth, der<br />

dem Blasmusik-Weltverband WASBE während<br />

der Jahrtausendwende vorstand, ist Maxime<br />

Aulio der bedeutendste französische Blasorchester-Komponist<br />

seiner Generation. Der<br />

1980 in Chartres, westlich von Paris, geborene<br />

Tonsetzer hat mit 35 Jahren bereits<br />

einige herausragende Werke veröffentlicht.<br />

Im Rahmen seiner musikalischen Studien<br />

belegte Aulio auch das Fach Orgel.<br />

Das großartige Instrument in der Kathedrale<br />

seiner Geburtsstadt, auf dem alle zwei<br />

Jahre der Orgelwettbewerb „Grand Prix de<br />

Chartres“ ausgetragen wird, war für diese<br />

Instrumentenwahl jedoch nicht ausschlaggebend.<br />

Die Familie zog bereits sechs Monate<br />

nach seiner Geburt nach Toulouse, wo<br />

der Vater eine Stelle bei Airbus annahm.<br />

Ohne seine anderen Instrumente (Cembalo,<br />

Schlagzeug, Horn) herabzuwürdigen,<br />

steht die Orgel für ihn bis heute im Mittelpunkt.<br />

„Es gibt kein anderes Instrument,<br />

auf dem man besser improvisieren, harmonisieren,<br />

transponieren usw. kann. Und alles<br />

zumeist in Echtzeit.“ Die Orgel habe ihn<br />

zum Komponieren angeregt. „Auf einem<br />

Klavier oder Keyboard in meinem Zimmer<br />

hätte ich nicht so einfach mit dem Improvisieren<br />

begonnen.“ Der Übergang vom<br />

Organisten zum Komponisten ist für Aulio<br />

daher ein ganz logischer.<br />

Sein erstes Werk für Blasorchester „Prophéties“<br />

(Prophezeiungen) entstand im<br />

Sommer 1999 und wurde vom Blasorchester<br />

des Konservatoriums Toulouse<br />

uraufgeführt. Im Rückblick hält Aulio dieses<br />

Stück heute für naiv und mit Fehlern<br />

behaftet - „vor allem in der Harmonik und<br />

der Instrumentierung.“ Kenntnisse in diesen<br />

und anderen musiktheoretischen Fächern<br />

vervollkommnete er erst ab 2003 im<br />

Rahmen eines Studiums bei Jan Van der<br />

Roost in Belgien, wo er 2006 seine Master-<br />

Prüfung ablegte.<br />

Auch wenn Van der Roost oft unterwegs<br />

gewesen sei, erinnert sich Aulio gern an<br />

ihn als sehr freundlichen und umfassend<br />

gebildeten Lehrer. Er habe immer wieder<br />

Freunde wie Philip Sparke, Jan de Haan<br />

oder Peter Kleine Schaars eingeladen, von<br />

denen man natürlich auch viel gelernt habe.<br />

Irgendwann, so Aulio, habe er aber andere<br />

Vorstellungen vom Komponieren gehabt,<br />

weshalb er seine Stücke nach einiger Zeit<br />

auch nicht mehr bei De Haske veröffentlicht<br />

habe. Die Zeit mit Jan Van der Roost<br />

möchte er trotzdem nicht missen. „Immer<br />

wenn ich in Belgien bin, treffen wir uns zu<br />

einem gemeinsamen Drink.“<br />

Neufassungen oder Revisionen eigener<br />

Werke lehnt Aulio ab. Die Urfassungen seiner<br />

Stücke sind für ihn wie Fotos aus der<br />

jeweiligen Entstehungszeit. „Ich möchte ja<br />

nicht die Vergangenheit ändern.“ Eine kleine<br />

Ausnahme hat er bei seinem zweiten größeren<br />

Werk „Gulliver’s Reisen“ gemacht,<br />

das zunächst für ein Ensemble mit zahlreichen<br />

Sonderinstrumenten orchestriert<br />

war (u.a. Altflöte, 2 Harfen, Celesta). „Ich<br />

habe die Instrumentation für die Druckausgabe<br />

vereinfacht“, erzählt er. Es sei immer<br />

noch ein nicht perfektes Stück, das auch<br />

einige Fehler enthalte. „Aber ich werde es<br />

nicht revidieren!“<br />

Aulio sieht sich in der Tradition der Filmmusik,<br />

für die er seit Beginn seiner kom-<br />

22<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Neues<br />

Blasmusik<br />

positorischen Aktivität ein besonderes<br />

Faible hat: „Ich möchte eine Idee, ein<br />

Bild, eine Geschichte mit meiner Musik<br />

beschreiben, also eine Art Filmmusik<br />

ohne Film schaffen. Ich denke, dass<br />

dies bisher ganz ordentlich funktioniert<br />

hat.“ Manchmal gehe es in seiner Musik<br />

um die Beschreibung von Objekten<br />

oder Personen, manchmal „nur“ um<br />

Gefühle, philosophische Aspekte oder<br />

Gedanken. „Filmmusik-Komponisten<br />

machen in der Regel dasselbe“, sagt er.<br />

Mehrere Kompositionen Aulios sind<br />

von der griechischen Mythologie beeinflusst,<br />

z.B. „Triton“, „Odysseia“ oder die<br />

Solostücke „Marsias“ (Flöte) oder „Phaeton“<br />

(Bassposaune). Beim Vertonen<br />

solcher Stoffe habe er stets einen ähnlichen<br />

Sound im Kopf, den man in seinen<br />

anderen Stücken nicht finde. „Seltsame.<br />

ätherische Klänge, manchmal<br />

ganz klar und dann doch wieder abgenutzt<br />

wirkend.“<br />

Von 2008 bis 2013 war Aulio Vizedirigent<br />

beim Stabsmusikkorps des Französischen<br />

Heeres (Musique Principale<br />

de l’Armee de Terre). Aufgrund verschiedener<br />

Probleme, die in diesem Umfeld<br />

auftauchten, möchte er sich darüber<br />

heute nicht mehr äußern. Auch eine<br />

Rückkehr zur Armee ist für ihn derzeit<br />

nicht denkbar. Um unser Gespräch trotzdem<br />

zu einem positiven Ende zu bringen,<br />

müssen wir nicht lange suchen. Es<br />

geht um den inzwischen 88 Jahre alten<br />

Robert Austin Boudreau und sein American<br />

Wind Symphony Orchestra, das<br />

mit vier- bis fünffach besetzten Bläsern<br />

eines Sinfonieorchesters spielt - also<br />

ohne Saxophone und Tenorblech - und<br />

das im Laufe der Jahrzehnte mehrere<br />

hundert Kompositionsaufträge vergeben<br />

hat, oft Tonsetzer aus der „ersten<br />

Reihe“. Er hatte eines dieser Stücke mit<br />

einem Ensemble seines Militärorchesters<br />

einstudiert und war davon restlos begeistert,<br />

so dass er mit Boudreau Kontakt<br />

aufnahm. 2012 dirigierte Aulio die<br />

europäische Erstaufführung des Trompetenkonzerts<br />

von Lalo Schifrin (u.a.<br />

Komponist der Musik zu „Mission Impossible“)<br />

und <strong>2015</strong> lud er Boudreau<br />

und das Orchester nach Frankreich für<br />

ein Konzert im Gedenken an den kurz<br />

zuvor verstorbenen Komponisten Jacques<br />

Castérède ein. „Es war wundervoll<br />

und sehr emotional.“<br />

Joachim Buch<br />

EIN TIROL – Marsch für Blasorchester<br />

Der neue Konzertmarsch von Konrad Plaickner<br />

Der Meraner Konrad Plaickner (Jahrgang<br />

1938), selbst als Posaunist viele Jahre in<br />

verschiedenen Kapellen Südtirols tätig, widmet<br />

sich seit Jahren nur mehr dem Komponieren.<br />

Verschiedene Preise bei Kompositionswettbewerben<br />

unterstreichen sein<br />

Schaffen. Obwohl er in seinem Musikerleben<br />

die verschiedensten Musikrichtungen<br />

praktiziert hat, von der Volksmusik bis zum<br />

Jazz, und mit Vorliebe für großes Orchester<br />

komponiert und arrangiert, ist und bleibt sein<br />

„liebstes Kind“ die Blasmusik und natürlich<br />

alles, was mit Bläsern zu tun hat - ob kleine<br />

oder große Formation. Mit seinem Musikverlag<br />

REKON hat er nun ein neues Projekt<br />

gestartet und möchte sich vermehrt Südtiroler<br />

Komponisten widmen: „Wir möchten<br />

uns bemühen, bodenständige und gleichzeitig<br />

auch moderne Blasmusik mit Niveau<br />

aus Südtirol anzubieten.“<br />

Neujahrskonzert <strong>2015</strong> der<br />

Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg<br />

Neue CD-Einspielung, einfach zum Genießen<br />

Es scheint alles schon gesagt, geschrieben<br />

und gehört. Das macht es einerseits umso<br />

schwieriger, neue Tonträger der Bläserphilharmonie<br />

Mozarteum Salzburg vorzustellen.<br />

Anderseits macht es die Aufgabe umso einfacher,<br />

denn es genügt, den Hörer einzuladen:<br />

„Einfach reinhören und genießen!“<br />

Mittlerweile ist die sensationelle Diskografie<br />

um die CD des Neujahrskonzertes <strong>2015</strong><br />

reicher: Die Doppel-CD ist ein Live-Mitschnitt<br />

des viel umjubelten Neujahrskonzertes<br />

vom vergangenen 6. Jänner aus dem<br />

Großen Festspielhaus Salzburg. Unter dem<br />

Motto „Wien trifft London“ setzte Hansjörg<br />

Angerer das Konzert wiederum unter ein eigenes<br />

musikalisches Vorzeichen. Die erste<br />

CD präsentiert Musik aus Wien (Carl Michael<br />

Ziehrer, Franz von Suppé, Johann Strauß<br />

Vater, Johann Strauß Sohn, Josef Strauß)<br />

sowie des nach New York emigrierten Wieners<br />

Fritz Kreisler (Niccoló Paganinis Violinkonzert<br />

<strong>Nr</strong>. 1 op. 6) und stellt diese der<br />

zweiten CD mit Musik Englands gegenüber<br />

(Gustav Holst, Edward Elgar, Eric Coates,<br />

Ralph Vaughan Williams, William Walton). Der<br />

Der neue Konzertmarsch „Ein Tirol“ macht<br />

dazu den Anfang. Es ist ein konzertanter<br />

Marsch für Blasorchester der Mittel- und<br />

Oberstufe (Schwierigkeitsstufe 3,5) im Tiroler<br />

Stil, aber mit teils eigenwilligen harmonischen<br />

Entwicklungen. Im Trio ist das<br />

bekannte Volkslied „Tirol isch lei oans“ (diesmal<br />

im 4/4-Takt) eingebaut und verarbeitet.<br />

Die Noten mit CD sind direkt über den<br />

Meraner Musikverlag REKON (rekon@rolmail.net)<br />

oder im einschlägigen Fachhandel<br />

erhältlich. Stephan Niederegger<br />

Titelblatt<br />

des neuen<br />

Konzertmarsches<br />

„Ein Tirol“ von<br />

Konrad Plaickner<br />

österreichische Geiger Benjamin Schmid tritt<br />

als Soloviolinist auf und ist nach dem Paganini-Konzert<br />

im zweiten Teil mit „Valentina's<br />

Air – Ben's Jig“ seines Schülers Florian<br />

Willeitner zu hören. Schmid konzertiert auf<br />

der „Guyot“-Stradivarius aus dem Jahr 1705.<br />

Sämtliche Werke sind von Albert Schwarzmann<br />

für Bläsersymphonik arrangiert; er hat<br />

auch die Konzertaufnahme geleitet.<br />

Stephan Niederegger<br />

„… die Neujahrskonzerte der Bläserphilharmonie<br />

Mozarteum Salzburg sind zur<br />

Bläser-Parallele der traditionsreichen Neujahrskonzerte<br />

der Wiener Philharmoniker<br />

geworden.“<br />

EUROWINDS – BLÄSERMUSIK IN EUROPA<br />

(Fachzeitschrift)<br />

Cover der<br />

neuen CD<br />

„Wien trifft<br />

London“<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 23


Neues<br />

Märchen & Sagen aus Tirol … musikalisch interpretiert<br />

Die Musikkapelle Wiesen mit eigener CD zum 175-jährigen Gründungsjubiläum<br />

Heuer feiert die Musikkapelle Wiesen ihr<br />

175-jähriges Gründungsjubiläum. Mit<br />

dem Jubiläumskonzert im März und dem<br />

großen Jubiläumsfest Mitte Juli wurde gebührend<br />

Geburtstag gefeiert. Zudem haben<br />

die Wiesner sich selbst und ihrem Publikum<br />

ein ganz besonderes Geschenk gemacht:<br />

die CD „Märchen & Sagen aus Tirol<br />

… musikalisch interpretiert“.<br />

Die Idee dazu hatte Joachim Bacher, der<br />

die Kapelle seit 20<strong>04</strong> dirigiert. Auf dem Tonträger<br />

interpretiert die Musikkapelle Werke<br />

von Komponisten aus Südtirol, Nordtirol<br />

und Vorarlberg. Das Herzstück der CD ist<br />

dabei das Auftragswerk „Pfeifer Huisele“<br />

aus der Feder von Robert Neumair. Der<br />

junge Komponist aus dem Pustertal stellt<br />

darin die Sage des berühmten Wipptaler<br />

Hexenmeisters dar und verwendet dazu innovative<br />

und genreübergreifende Klänge.<br />

Das Werk wurde am vergangenen 21. März<br />

anlässlich des Jubiläumskonzertes uraufgeführt.<br />

Zu „Pfeifer Huisele“ sowie Hermann<br />

Pallhubers „König Laurins Rosengarten“,<br />

Thomas Ludeschers „Antholza<br />

Berchta“ und Günter Dibiasis „La Principessa“<br />

gibt es auch Informationen über<br />

deren Inhalt und Entstehungsgeschichte,<br />

gesprochen von der Klarinettistin Verena<br />

Ninz. Die Märsche „Wiesen March“ von<br />

Pasquale Magnifici und „Zu unserem Jubiläum“<br />

von Richard Bacher sind musikalische<br />

Zeitdokumente der Kapelle.<br />

„Auf neuen Pfaden“ von Florian Pranger,<br />

„Nordwind“ von Armin Kofl er und „Servus<br />

Innsbruck“ von Werner Morscher sind<br />

blasmusikalische Besonderheiten. Diese<br />

werden mit dem „Marsch fürs Bürgerliche<br />

Schützen Corps“ von Johann Baptist<br />

Gänsbacher und dem bekannten Konzertmarsch<br />

„Meraner Herbstzauber“ von<br />

Emil Hornoff ergänzt. Dem Zuhörer bleibt<br />

das Drücken der Wiederholungstaste seines<br />

CD-Spielers, verbunden mit den besten<br />

Wünschen an die Jubelkapelle: „Ad<br />

multos annos!“<br />

Stephan Niederegger<br />

Cover der CD „Märchen & Sagen aus<br />

Tirol … musikalisch interpretiert“<br />

Was man als Fagottist wissen sollte<br />

Bemerkenswerte Publikation von Gottfried Veit über ein nicht alltägliches Instrument<br />

Die neu vorliegende Broschüre „Was man<br />

als Fagottist wissen sollte“ von Gottfried<br />

Veit ist nicht nur eine prägnante Darstellung<br />

der geschichtlichen Entwicklung<br />

sämtlicher Fagott-Instrumente. Sie gehört<br />

zur bewährten DVO-Reihe „Aus der Praxis<br />

– für die Praxis“ und ist in zwölf Kapiteln<br />

gegliedert. Aus diesem Grunde gibt<br />

sie auch Auskunft über interessante Themen<br />

wie „Das Mundstück des Fagotts“,<br />

„Der Bau des Fagotts“, „Ton und Klang des<br />

Fagotts“, „Die Spieltechnik des Fagotts“,<br />

„Die Instrumentenpflege“, „Die Vorfahren<br />

des Fagotts“ und vieles mehr. Hätten Sie<br />

beispielsweise gewusst, dass das Fagott<br />

vom Dulzian abstammt? Oder wer der Erfi<br />

nder des heutigen tiefsten Doppelrohrblattinstruments<br />

ist? Diese rund vierzigseitige<br />

Veröffentlichung liefert unzählige<br />

Antworten auf solche und weitere Fragen.<br />

Da die Atmung beim Spielen von Blasinstrumenten<br />

eine ganz wichtige Rolle einnimmt,<br />

behandelt das erste Kapitel dieser<br />

Veröffentlichung dieses ganz spezielle<br />

Thema. Sogar den neuesten Instrumententypen<br />

der Fagott-Familie wie „Fagottino“,<br />

„Fagonello“ und „Kontraforte“ werden<br />

eigene Abhandlungen gewidmet. Am<br />

Ende dieser Broschüre fi ndet sich noch<br />

eine Aufl istung sämtlicher bedeutender<br />

Konzerte für Fagott und Orchester. Mehrere<br />

ausdrucksstarke Bilder vervollständigen<br />

dieses zwar kurz gefasste, aber deshalb<br />

nicht weniger nützliche Kompendium<br />

für Fagottisten.<br />

Möge diese praxisorientierte Publikation<br />

dazu beitragen, dass Fagottistinnen und<br />

Fagottisten ihr Instrument nicht nur besser<br />

beherrschen, sondern es auch noch<br />

mehr lieben.<br />

pr<br />

DVO-Musikverlag, Bahnhofstraße 33,<br />

D-86807-Buchloe<br />

Telefon 0<strong>04</strong>9 0 8241 5008-48,<br />

E-Mail: info@dvo-verlag-de<br />

Wer das Fagott besser kennen- und vielleicht<br />

dazu auch lieben lernen möchte, ist<br />

mit der neuen Publikation über dieses Instrument<br />

von Gottfried Veit bestens bedient<br />

24<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Die Musikkapelle St. Martin in Thurn bot unter der Leitung von Kapellmeister Sepl Pezzei ein Frühjahrskonzert mit großen Emotionen.<br />

•Musikpanorama<br />

Emotionales Frühjahrskonzert<br />

Musikkapelle St. Martin in Thurn – Erinnerung an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren<br />

Die 51 Musikantinnen und Musikanten<br />

der Musikkapelle St. Martin in Thurn unter<br />

der Leitung von Kapellmeister Sepl<br />

Pezzei setzten beim heurigen Frühjahrskonzert<br />

mit den Werken “Colonel Bogey<br />

March” (Kenneth Alford), “Slovenia” (Alfred<br />

Bösendorfer), “A Choral for a solemn<br />

occasion” (Marc van Delft) und “Queen<br />

of the Dolomites” (Jacob de Haan) markante<br />

Zeichen der Erinnerung an den Ersten<br />

Weltkrieg, der besonders in den ladinischen<br />

Tälern viel Leid und große Not<br />

verursachte. Die zu den Musikstücken<br />

projizierten Bilder erzeugten im Saal tiefe<br />

Stille und große Emotionen.<br />

Der zweite Teil des Konzertabends war hingegen<br />

mit “Sweet Caroline” (Neil Diamond),<br />

“Castles in Spain“ (R. Beck & J. Mabaar),<br />

“The Lion King“ (Elton John/Hans Zimmer)<br />

und “Über sieben Brücken” (Karat) eindeutig<br />

heiterer und rhythmischer gestimmt.<br />

Das Konzert endete mit der Zugabe “Böhmischer<br />

Traum”, gesungen von der jungen<br />

Musikantin Ilenia Videsott.<br />

Manuela Pezzei, Katja Clara und Franz Moling<br />

wurden für 10 Jahre Mitgliedschaft in<br />

der Kapelle geehrt sowie Lucia Sorà und<br />

Roman Castlunger für ihre 25-jährige Musikantentätigkeit.<br />

Als Neuzugänge konnten Tanja Graffonara,<br />

Teresa Planatscher, Marina Rubatscher<br />

(Querflöte); Arianne Schanung (Oboe),<br />

Jessica Dapoz (Fagott), Silvia Graffonara<br />

(Klarinette) und die Marketenderin Marina<br />

Dapoz vorgestellt werden.<br />

MK St. Martin in Thurn<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 25


Musikpamorama<br />

Jugend musiziert<br />

Musikschüler und Jungmusikanten der MK Niederdorf konzertieren zum Muttertag<br />

Nach dem erfolgreichen Frühjahrskonzert<br />

hat die Musikkapelle Niederdorf zum<br />

nächsten Höhepunkt geladen: Die Musikschüler<br />

und Jungmusikanten haben am<br />

Vorabend zum Muttertag einen unterhaltsamen<br />

Konzertnachmittag gestaltet. Unter<br />

dem Motto „Jugend musiziert“ haben<br />

sich die 25 jungen Musikantinnen und<br />

Musikanten dem begeisterten Publikum<br />

als Solisten, in verschiedenen Ensembles<br />

und als Jugendkapelle präsentiert. Dabei<br />

reichte der musikalische Bogen vom Lied<br />

des „Blattfußindianers“ bis zum Mozart-<br />

Konzert und von Musikschulanfängern bis<br />

zu Konservatoriumsstudenten. Jugendleiter<br />

Alois Fauster bedankte sich bei den Eltern,<br />

Musiklehrern und der Musikkapelle<br />

für die Unterstützung und freute sich über<br />

das gelungene Konzert.<br />

(sn)<br />

Mit einer musikalischen Muttertagsüberraschung wartete „der Nachwuchs“ der MK<br />

Niederdorf auf.<br />

165-Jahr-Jubiläum der Musikkapelle Niederdorf<br />

Gemeinschaftskonzert mit dem „Corale Santa Cecilia“ aus Zoppola und dem Kirchenchor Niederdorf<br />

Die Musikkapelle Niederdorf wird heuer<br />

165 Jahre alt. Zu diesem kleinen Jubiläum<br />

hat sie den örtlichen Kirchenchor<br />

und den gemischten Chor „Corale Santa<br />

Cecilia“ aus Zopola (Pordenone) zu einem<br />

Gemeinschaftskonzert geladen und damit<br />

die musikalische Freundschaft zwischen<br />

den Sängern und Musikanten gefestigt.<br />

Die Chorleiter Christian Graber und<br />

Giorgio Molinari sowie Kapellmeister Stephan<br />

Niederegger haben dem Publikum<br />

am Samstagabend nach der Festmesse<br />

zu Fronleichnam am örtlichen Musikpavillon<br />

ein kurzweiliges Abendständchen<br />

präsentiert. Zuerst gaben die Chöre und<br />

die Musikkapelle einzeln bekannte Volkslieder,<br />

den „Jubiläumsmarsch“ von Josef<br />

Walder und die geschmeidige Polka „Böhmischer<br />

Traum“ von Kurt Gäble zum Besten.<br />

Die gemeinsam gesungene und gespielte<br />

Musik von Vangelis („Conquest<br />

of Paradise“), Verdis Gefangenenchor<br />

aus „Nabucco“ und schließlich die Europahymne<br />

(„Ode an die Freude“) waren<br />

der krönende Abschluss dieses besonderen<br />

Abends. Anschließend trafen<br />

sich die Sänger und Musikanten im Kulturhaus,<br />

um gemeinsam den gelungenen<br />

Konzertabend zu feiern und die musikalische<br />

Freundschaft zwischen Niederdorf<br />

und Zoppola zu festigen.<br />

(sn)<br />

Die „Ode an die Freude“ von Ludwig van Beethoven erklang zum Abschluss des<br />

Gemeinschaftskonzertes der Musikkapelle und des Kirchenchores Niederdorf sowie<br />

des von Maestro Giorgio Molinari geleiteten befreundeten Chores „Corale Santa<br />

Cecilia“ aus Zoppola (Pordenone).<br />

26<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Gelungenes Frühjahrskonzert der Schützenkapelle Pichl<br />

Premiere für Kapellmeister Joachim Schwingshackl<br />

Unter ihrem neuen<br />

Kapellmeister<br />

Joachim<br />

Schwingshackl bot<br />

die Schützenkapelle<br />

Pichl unterhaltsame<br />

wie anspruchsvolle<br />

Blasmusik.<br />

Mit dem Marsch „Arsenal“ hat die Schützenkapelle<br />

Pichl in dem bis auf den<br />

letzten Platz gefüllten Vereinssaal ihr<br />

diesjähriges Frühjahrskonzert eröffnet.<br />

Kapellmeister Joachim Schwingshackl<br />

wählte als zweites Stück „Alm“, in dem<br />

der Südtiroler Komponist Armin Kofler<br />

die schöne Bergwelt, aber auch ihre Gefahren<br />

beschreibt.<br />

Nach dem Stück „Intermezzo“ aus „Cavalleria<br />

Rusticana“ von Pietro Mascagni<br />

spielten die Musikanten als Hauptwerk<br />

die dreisätzige Suite „First Suite in ES“<br />

von Gustav Holst. Dieser Klassiker der englischen<br />

Militärmusik stellte für die Musikanten<br />

eine große Herausforderung dar.<br />

Den zweiten Teil eröffnete die Musikkapelle<br />

mit dem Marsch „Das Abzeichen“.<br />

Blasmusik der heutigen Zeit konnten die<br />

Zuhörer bei den zwei Werken „Imagasy“<br />

von Thiemo Kraas und „Eiger“ von James<br />

Swearingen hören. Mit der „Heidrun Polka“<br />

von Franz Watz beendete die Schützenkapelle<br />

Pichl das erste Konzert unter<br />

der Leitung ihres neuen Kapellmeisters<br />

Joachim Schwingshackl.<br />

SK Pichl<br />

253 Tenorhörner blasen zum Rekord<br />

Musikkapelle Latzfons mit außergewöhnlicher Aktion erfolgreich<br />

Eine im wahrsten Sinne des Wortes einzigartige<br />

Veranstaltung bot die Musikkapelle<br />

Latzfons, als sie anlässlich ihres Musikfestes<br />

einen besonderen musikalischen<br />

Weltrekordversuch startete. Die Tenorhorn-,<br />

Euphonium- und Bariton-Spieler<br />

aus Südtirol und darüber hinaus waren<br />

zum gemeinsamen Musizieren nach<br />

Latzfons geladen. „Einen Rekord auf diesem<br />

Instrument gab es bislang noch keinen,<br />

und im Grunde geht es um die ‚Hetz‘,<br />

das Beisammensein, das gemeinsame<br />

Musizieren und darum, das Tenorhorn in<br />

dem Mittelpunkt zu stellen ", erklärte der<br />

Initiator und Organisator, Musikobmann<br />

Andreas Mitterrutzner.<br />

Am Samstag, den 30. Mai <strong>2015</strong>, stellten<br />

sich immer mehr Musikanten, die sich<br />

an der Aktion beteiligen wollten, der offiziellen<br />

Registrierung. „Es war spannend<br />

zu beobachten, wie sich das Festzelt mehr<br />

und mehr füllte und Tenorhörner in allen<br />

Formen und Lackierungen glänzten", beschreibt<br />

ein Teilnehmer aus den Reihen der<br />

Terlaner Delegation die Stimmung. Zwei<br />

Stücke, nämlich die irische Volksweise<br />

Erfreut über den gelungenen Rekordversuch (v.l.): Sepp Pfattner, Rainer Stiassny, Oswald<br />

Kollmann (er hat ein vom Instrumentenbauer Peter Oberrauch gestiftetes Tenorhorn<br />

gewonnen), Georg Hasler, LA Magdalena Amhof, Obmann Andreas Mitterrutzner<br />

„Londonderry Air“ und die bekannte Polka<br />

„Böhmischer Traum“, wurden daraufhin<br />

unter der Leitung von VSM-Verbandskapellmeister<br />

Sigisbert Mutschlechner und<br />

in Anwesenheit des Verbandsobmannes<br />

Pepi Fauster gemeinsam musiziert. Die<br />

Moderation hatte Rainer Stiassny übernommen.<br />

Die rund 1000 Zuhörer waren<br />

sichtlich wie auch hörbar begeistert und sie<br />

erklatschten sich auch noch eine Zugabe.<br />

Die Landtagsabgeordnete Magdalena<br />

Amhof hatte nur mehr die angenehme<br />

Pflicht, den Weltrekord und den damit verbundenen<br />

Eintrag ins „Alternative Buch<br />

der Weltrekorde“ zu bestätigen.<br />

MK Latzfons<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 27


Musikpamorama<br />

Frauenpower in der Musikkapelle Stilfes<br />

Sowohl die Vereinsführung als auch die musikalisch Leitung ist weiblich<br />

Ab heuer steht die MK Stilfes unter ihrer Führung: (v.l.) Gertrud Pircher (Obfrau),<br />

Magdalena Wurzer (Kapellmeisterin), Herta Pircher (Schriftführerin)<br />

Die Musikkapelle Stilfes ist nachweislich<br />

eine der ältesten Musikkapellen des Landes;<br />

sie wurde 1820 gegründet und bereits<br />

drei Jahre später war sie als eine<br />

„leistungsfähige Musikmannschaft“ dokumentiert.<br />

Gertrud Pircher, die heuer<br />

bereits ihre zweite Amtszeit angetreten<br />

hat, ist die erste Obfrau seit der Gründung<br />

der Musikkapelle. Zum zweiten Mal<br />

gewählt wurde auch die Schriftführerin<br />

Herta Pircher. Mit der jungen Kapellmeisterin<br />

Magdalena Wurzer gibt seit heuer<br />

eine weitere Frau den Ton in der Musikkapelle<br />

Stilfes an; es ist zugleich ihr Debüt<br />

in dieser Funktion. Am 30. Mai bestand<br />

sie gemeinsam mit den Musikantinnen<br />

und Musikanten ihre musikalische Feuertaufe<br />

anlässlich des Frühjahrskonzertes,<br />

das im Pavillon von Stilfes über die Bühne<br />

ging. Es ist dies der musikalische Höhepunkt<br />

jedes Musikjahres und heuer fand<br />

er, passend zum Datum, zum 30-sten Mal<br />

statt. Doppelt so viele Jahre hat der älteste<br />

Musikant Richard Holzer aufzuweisen;<br />

für seine 60-jährige Treue zum Ver-<br />

ein wurde ihm bereits 2014 die höchste<br />

Auszeichnung des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen VSM, nämlich „Großgold<br />

am Bande“, verliehen.<br />

MK Stilfes (Herta Pircher)<br />

Neues Kapitel für die MK Pater Haspinger - St.Martin/Gsies<br />

Frühjahrskonzert unter neuer musikalischer Leitung – Neuaufnahmen - Ehrungen<br />

Zusammen zählen sie 190 Jahre Tätigkeit in der MK Pater Haspinger St. Martin/Gsies<br />

(v.l.) - Andreas Walder (25), Johann Lamp (60), Albuin Reier (40), Anton Lamp (40),<br />

Horst Bachmann (25)<br />

Mit dem heurigen Pfingstkonzert hat die<br />

Musikkapelle Pater Haspinger ein neues<br />

Kapitel in ihrer 64-jährigen Vereinsgeschichte<br />

aufgeschlagen: ein neuer Kapellmeister,<br />

drei Jungmusikanten und<br />

fünf Musikanten, die für ihre langjährige<br />

Mitgliedschaft geehrt wurden.<br />

Dabei stand die Fantasie „A new Age“<br />

(Ein neues Zeitalter) des Südtiroler Komponisten<br />

Armin Kofler sprichwörtlich Pate<br />

für das Debüt des 20-jährigen Daniel Niederegger<br />

am Dirigentenpult. Für die Oboistin<br />

Elisa Lamp, die Hornistin Hanna Felderer<br />

und den Schlagzeuger Marc Ferula<br />

war es der erste Auftritt, zu dem sie Musikobmann<br />

Andreas Walder besonders<br />

begrüßte und ihnen viel Freude beim<br />

Musizieren in der Kapelle wünschte. Ein<br />

weiterer Höhepunkt des Abends war die<br />

Ehrung langjähriger Mitglieder: Bezirkskapellmeister<br />

Andreas Pramstraller und<br />

Bezirksjugendleiter Hannes Zingerle<br />

überreichten dem Flügelhornisten Horst<br />

Bachmann und dem Obmann und Klarinettisten<br />

Andreas Walder das Ehrenzeichen<br />

in Silber des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen (VSM) für 25-jährige Mitgliedschaft.<br />

Das VSM-Ehrenzeichen in<br />

Gold für 40 Jahre erhielten Anton Lamp<br />

(Posaune) und Albuin Reier (Bass). Der<br />

Trompeter Johann Lamp trat nur wenige<br />

Jahre nach der Gründung der Kapelle bei<br />

und wurde mit dem VSM-Ehrenzeichen<br />

in Gold am Bande für seine 60-jährige<br />

Tätigkeit ausgezeichnet. (sn)<br />

28<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Eine Freundschaft über die Grenze<br />

Treffen der Musikkapellen St. Martin/Gsies und Innervillgraten<br />

Seit Jahren verbindet die Musikkapelle<br />

Pater Haspinger (St.Martin/Gsies) eine<br />

enge Freundschaft mit der Musikkapelle<br />

Innervillgraten. Vor kurzem haben sich die<br />

Musikantinnen und Musikanten mit ihren<br />

Familien am Gaishörndl auf 2615 Metern<br />

Meereshöhe an der Grenze zwischen Südund<br />

Osttirol getroffen.<br />

Den Wortgottesdienst unterm Gipfelkreuz<br />

hat Sebastian Theiner gestaltet. Für die<br />

musikalische Note sorgten die Jungmusikanten<br />

der beiden Kapellen unter der Leitung<br />

von Kapellmeisterin Manuela Lusser<br />

und Kapellmeister Daniel Niederegger.<br />

Anschließend wurde einige Höhenmeter<br />

tiefer in der Gsieser „Modegruibe“ gemeinsam<br />

gefeiert. Dabei wurden jahrelange<br />

Bekanntschaften vertieft, neue Freundschaften<br />

geknüpft und Ideen zu zukünftigen<br />

gemeinsamen Musikprojekten geschmiedet,<br />

freuten sich Musikobmann<br />

Andreas Walder und sein Osttiroler Kollege<br />

Andreas Mair.<br />

(sn)<br />

Auf dem Gaishörndl haben sich die Musikkapellen von St.Martin/Gsies und<br />

Innervillgraten zu einem gemeinsamen Wortgottesdienst getroffen.<br />

„Abenteuer auf hoher See“ in Lana<br />

Die Bürgerkapelle Lana gemeinsam mit Bozen Brass auf großer Fahrt<br />

Am 23. Mai bot sich den Besuchern in der<br />

Lanarena in der Industriezone Lana ein einzigartiges<br />

Blasmusikerlebnis. Im Mittelpunkt<br />

des diesjährigen Konzerts der Bürgerkapelle<br />

Lana, das im Rahmen des Kulturfestivals<br />

„LanaLive“ stattfand, stand die gemeinsame<br />

musikalisch-theatralische Reise<br />

mit der Gruppe „Bozen Brass“.<br />

Die Handlung umfasste das Einsteigen der<br />

Passagiere und die abwechslungsreichen<br />

Aktivitäten während der Kreuzfahrt, einen<br />

schweren Sturm mit dem Untergang des<br />

Schiffes, die Strandung auf einer geheimnisvollen<br />

Insel und schließlich die glückliche<br />

Rettung.<br />

Das Arrangement des musikalischen Teils<br />

hatte Robert Neumair übernommen, während<br />

Regisseurin Kathrin Hirber und Nadja<br />

Olivieri für den theatralischen Teil gewonnen<br />

werden konnten. Mit Bozen Brass hat man<br />

zudem eine perfekte Begleitung gefunden.<br />

Das bekannte Südtiroler Blechbläserquintett<br />

hat die Idee von Anfang an begeistert<br />

mitgetragen und mitgestaltet. Dabei waren<br />

nicht nur die musikalischen Fähigkeiten aller<br />

Beteiligten gefragt, sondern auch deren<br />

theatralischen Begabung in den verschiedenen<br />

Rollen: Kapellmeister Martin Knoll<br />

als Kapitän, die Musikanten der Bürgerkapelle<br />

Lana als Passagiere, Bozen Brass<br />

als Matrosen, die Jungmusikanten der Jugendkapelle<br />

als Ureinwohner und Walter<br />

Tribus als sprechender Papagei. Der lang<br />

anhaltende Applaus der zahlreichen Konzertbesucher<br />

nach der gelungenen Aufführung<br />

spiegelte den großartigen Erfolg dieses<br />

einzigartigen Blasmusikerlebnisses wider.<br />

Andreas Mengon<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 29


Vorweg<br />

Ein Fest für die Sinne<br />

7. Heimatpflegefest auf Schloss Prösels – Impressionen<br />

Schloss Prösels mit Völs im Hintergrund bot für das Heimatpflegefest einen würdigen Rahmen. Der Parcours der lebendigen<br />

Werkstätten führte die Besucher nicht nur in die Innenhöfe des historischen Gemäuers, sondern darüber hinaus von Raum zu<br />

Raum. Die ungezwungene Verknüpfung von Geselligem und Kulturellem war mitunter eine der Intentionen der Veranstalter.<br />

Am 21. Juni <strong>2015</strong> wurde das malerische<br />

Schloss am Fuße des Schlernmassives zum<br />

Schauplatz echter unverfälschter Volkskultur<br />

und bot den zahlreich erschienenen<br />

Besuchern einen wahren Genuss für alle<br />

Sinne. Farbenprächtige Trachten mit liebevoll<br />

drapierten Details, volksmusikalische<br />

Klänge und schwungvolle Tänze,<br />

Die Burggräfl er Alphornbläser stellten<br />

bereits vor dem Eingangstor einen<br />

direkten Bezug zur alpenländischen<br />

Kultur her und boten den zahlreichen<br />

Gästen ein dankbares Motiv für ihre<br />

fotografi sche Dokumentation.<br />

Wissenswertes und Besinnliches, Lehrreiches<br />

und Köstliches, so präsentierte<br />

sich die Riege der Heimatpfleger – allen<br />

voran das Organisatorenkomitee bestehend<br />

aus dem Verband, der Arbeitsgemeinschaft<br />

Lebendige Tracht und dem<br />

Heimatpfl egeverein Schlern-Kastelruth –<br />

der Öffentlichkeit.<br />

Die ansonsten in dezentem Schwarz<br />

gehaltene Tracht der Volkstanzgruppe<br />

Ulten besticht vor allem durch<br />

ihre Schürzen mit rot leuchtenden<br />

Blumenmustern.<br />

Das Schloss öffnete dem Publikum<br />

seine Pforten um 9.30 Uhr; begleitet von<br />

den warmen Klängen der Burggräfler Alphornbläser<br />

erwarteten uns die Gastgeber<br />

bereits mit einem kühlen Glas regionalen<br />

Weißwein. Über den Anblick der<br />

zahlreichen unterschiedlichen Trachten<br />

und dem reichen Angebot an traditionellem<br />

Handwerk innerhalb der lebendigen<br />

Werkstätten gerieten wir schnell in<br />

fasziniertes Staunen und ließen uns von<br />

den jeweiligen Experten die Kniffe des<br />

Kunsthandwerks erklären. Völser Bauernkost<br />

lud überdies zu einer kulinarischen<br />

Auszeit ein, während „Die 6 Kraxn“, die<br />

„Schildbergmusig“ oder der „Kinderchor<br />

Völs am Schlern“ die passende musikalische<br />

Umrahmung boten. Vor der Kulisse<br />

des mit Efeu umrankten Gemäuers<br />

zeigten die Volkstanzgruppen Ulten und<br />

Fodom/Buchenstein abwechselnd ihr<br />

klangliches und farbenfrohes Schauspiel.<br />

Neben Hören, Sehen und schmackhaften<br />

Gaumenfreuden blieb in den lebensnahen<br />

Werkstätten auch der Tastsinn nicht un-<br />

30<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

Heute ist der Silbergürtel der Buchensteiner Frauentracht nur mehr ein schmuckes<br />

Detail; der metallene Blickfang verbirgt aber nach wie vor kunstvoll gearbeitetes<br />

Besteck für unterwegs.<br />

Wolle waschen, kämmen und spinnen:<br />

Nur mehr wenige beherrschen diese<br />

Kunst.<br />

bedacht: Stoffe durften befühlt werden,<br />

in rohe Wolle gegriffen, Trachtenschuhe<br />

und Sarner standen zur Anprobe bereit<br />

und am Spinnrad konnte unter Anleitung<br />

gar Wolle gezwirbelt werden.<br />

Im Zeichen von Tracht und<br />

Volkskultur<br />

Das diesjährige Heimatpflegefest stand<br />

im Zeichen zweier Jubiläen. Zum einen<br />

feierte der Heimatpflegeverein Schlern-Kastelruth<br />

sein 55-jähriges Bestehen, zum<br />

anderen stieß die Arbeitsgemeinschaft Lebendige<br />

Tracht auf 35 Jahre Zusammenarbeit<br />

an. Dies zum Anlass standen die<br />

Tracht und das damit verbundene Handwerk<br />

im Zentrum der Veranstaltung. Wie<br />

Agnes Andergassen, die Vorsitzende der<br />

Arbeitsgemeinschaft, in ihrem Festvortrag<br />

ansprach, sei es im Interesse aller,<br />

auf die Wichtigkeit der Tracht als Teil unserer<br />

Volkskultur unermüdlich hinzuweisen.<br />

Sie sei nämlich – gebunden an die<br />

entsprechenden Kunstfertigkeiten – Spiegel<br />

der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Entwicklung unseres Landes. Folglich<br />

gehöre es zu den Hauptaufgaben der<br />

Arbeitsgemeinschaft, dies ins Bewusstsein<br />

vor allem der jungen Generation zu rücken,<br />

um dem sich anbahnenden Rückgang<br />

des Handwerks entgegenzuwirken<br />

und den Fortbestand der Tracht im Speziellen<br />

und der gewachsenen Volkskultur<br />

im Allgemeinen zu garantieren. Der Vortrag<br />

spiegelte am − im doppelten Sinne<br />

− leuchtenden Beispiel der Tracht die Er-<br />

öffnungsworte des Landesobmannes Peter<br />

Ortner wider, der unermüdlich dafür<br />

sorgt, dass am Wert der Kulturlandschaft<br />

Südtirols nicht gekratzt wird. Auch Landesrat<br />

Philipp Achammer unterstrich dessen<br />

Bedeutung und wies auf die Wichtigkeit<br />

derartiger Veranstaltungen hin, die Grundsätze<br />

nicht plakatieren, sondern über das<br />

Eintauchen in neue Erfahrungswelten unschätzbare<br />

Sensibilisierungsarbeit leisten.<br />

Sylvia Rottensteiner<br />

Trachtenschuhe werden traditionsgemäß<br />

handgefertigt. Mindestens einen vollen<br />

Arbeitstag braucht Andreas Augschöll<br />

aus Villnöss für ein Paar. Bis das weiche<br />

Leder in sorgsam angelegten Falten<br />

mit Holznägeln an der Sohle befestigt<br />

und verleimt ist, dauert seine Zeit,<br />

die Stickereien erfordern ein weiteres<br />

Pensum. Nicht verwunderlich also,<br />

dass ein entsprechender Trachtengurt<br />

ein wertvolles und kostspieliges<br />

Zubehör darstellt, so Georg Patzleiner,<br />

Federkielsticker aus Prags.<br />

Nicht jeder Strohhalm eignet sich<br />

für die Fertigung von Hüten. Bei<br />

genauerem Hinsehen erschließt sich<br />

erst die geduldige Arbeit, die hinter der<br />

sommerlichen Kopfbedeckung steckt.<br />

Ein stolzer Preis für ein Trachtendetail<br />

in Klosterarbeit! Doch lauscht man den<br />

Erklärungen von Elfriede und Wilhelmina<br />

Piazzesi aus Klobenstein, so erscheint<br />

er ob der minutiösen Feinarbeit<br />

mit gestanzten und gewachsten<br />

Stoffblümchen, Drähten und Perlen<br />

durchaus gerechtfertigt.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 31


Das Thema<br />

Bozen-Bolzano<br />

eine mehrfache Stadt<br />

Josef Oberhofer, Auszug aus “Stadt und Siedlung –<br />

Heimat im Wandel”<br />

Abb. 1: Bozen, Luftbild<br />

Ich will versuchen, den Aspekt Stadt – Landschaft – Wandel anhand meiner Wahl-Heimatstadt<br />

Bozen zu erläutern, verschiedene Merkmale von sichtbaren und unsichtbaren Entwicklungen<br />

aufzugreifen und hoffe, auf einige der dieser Veranstaltung zugrunde liegenden<br />

Fragen zufriedenstellende Antworten oder Impulse geben zu können.<br />

Josef<br />

Oberhofer<br />

Geschichtliche Dimension<br />

Bozen liegt eingebettet in einer herrlichen<br />

Natur- und Kulturlandschaft am Fuße der Alpen<br />

und bildet gleichsam das Tor zum Süden.<br />

In keiner Stadt Südtirols sind die geschichtlichen<br />

Ereignisse des Landes deutlicher ablesbar<br />

als in Bozen. Der Autor beschränkt<br />

sich – was den historischen Aspekt in Bezug<br />

auf die leidvolle Geschichte Südtirols<br />

betrifft – lediglich auf ein paar wesentliche<br />

Kernaussagen. Während die gebauten Elemente<br />

in der Stadt auch noch nach über<br />

50 Jahren eher eine Barriere als eine Verknüpfung<br />

darstellen, haben die Menschen<br />

der drei Sprachgruppen die Vorteile eines<br />

friedlichen Zusammenlebens erkannt und<br />

leben diese größtenteils auch aus.<br />

Abbildung 2 zeigt das Siegesdenkmal,<br />

das anstelle eines österreichischen Kaiserjägerdenkmals<br />

von den Faschisten als Triumphbogen<br />

und Eingangstor zu den neu<br />

geplanten Stadtteilen errichtet wurde. Aus<br />

weißem Marmor, mit seinen 20 Metern Höhe<br />

weithin sichtbar, beansprucht es für sich<br />

das Recht kundzutun, dass Südtirol seit<br />

dem Sieg der Italiener gegen Österreich-<br />

Ungarn zu Italien gehört. Die in der ganzen<br />

Stadt verteilten Denkmäler, mit ihrer faschistischen<br />

Herrschersymbolik geschmückt, werden<br />

seit jeher von einem Teil der Südtiroler<br />

Minderheit als Affront empfunden und geben<br />

immer wieder Anlass zu Spannungen<br />

und feindseligen Auseinandersetzungen. Als<br />

Beispiel zeigt Abbildung 3 das sehr umstrittene<br />

Piffrader-Relief am Finanzgebäude, wo<br />

u.a. in der Mitte der Duce Benito Mussolini<br />

hoch zu Ross dargestellt ist.<br />

Bozen befindet sich am Zusammenfluss<br />

der Flüsse Talfer, Eisack und Etsch, die die<br />

Stadt in drei große Zonen teilen. Da ist auf<br />

der einen Seite zwischen den Flüssen Talfer<br />

und Eisack das historische Bozen, das<br />

auf eine jahrhundertealte Tradition auf dem<br />

Gebiet der Handelstätigkeit zurückblicken<br />

kann und vorwiegend von deutschsprachiger<br />

Bevölkerung bewohnt wird, und auf<br />

der anderen Seite, nicht weit davon entfernt,<br />

gleich hinter der Talferbrücke die<br />

neue „moderne“, in der Zeit des Faschismus<br />

erbaute und vorwiegend von Italienern<br />

bewohnte Stadt. Orographisch rechts Gries,<br />

eine ehemals von Landwirtschaft und Weinbau<br />

geprägte Streusiedlung, die ebenfalls<br />

mehrheitlich von deutschsprachiger Bevölkerung,<br />

den Grieser Bauern, bewohnt wird.<br />

Im Westen der Stadt befinden sich schließlich<br />

die neuen Wohnbauzonen und im Süden<br />

die Industriezone.<br />

Kultur-Landschaft<br />

Was die Kultur-Landschaft betrifft, so<br />

wurde durch die – wenn auch für viele<br />

Menschen sehr leidvolle – Trennung vom<br />

Heimatland Tirol ungewollt eine Besonderheit<br />

geschaffen, die heute von den Touristikern<br />

gerne als Attraktion gehandelt wird:<br />

Bozen liegt in Italiens nördlichster Region<br />

und wird von der Zentralregierung regelmäßig<br />

als eine der lebenswertesten Metropolen<br />

des ganzen Staates gekürt. In der Ursprungsheimat<br />

Österreich spricht man von<br />

der „Toskana Tirols“, die man bei jeder Gelegenheit<br />

gerne besucht.<br />

Abb. 2: Bozen, Siegesdenkmal<br />

32<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

Abb. 3: Bozen, Finanzgebäude mit dem umstrittenen Relief<br />

Stadt-Landschafts-Gestaltung<br />

Was die Gestaltung und Weiterentwicklung<br />

von Bozen betrifft, so besteht eine<br />

ungeheure Spannung zwischen dem begrenzt<br />

verfügbaren Raum durch seine geographische<br />

Lage (die Stadt befindet sich in<br />

einem Talkessel, umringt von Bergen und<br />

Hügeln), was die Entwicklungsmöglichkeiten<br />

in vielen Bereichen stark eingrenzt, und der<br />

Herausforderung, der Stadt Bozen dennoch<br />

die Rolle einer kleinen Hauptstadt zu verleihen,<br />

und zwar als Stadt der Kultur und der<br />

Begegnung von Kulturen, als Stadt mit innovativen<br />

Funktionen. Die räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

und eine nachhaltige<br />

Stadterneuerung werden zudem durch<br />

das vorhandene Stadtbild erschwert, das<br />

bereits durch politische Systeme und Sozialentwürfe<br />

mit ihren unterschiedlichen<br />

Ordnungsvorstellungen stark geprägt ist.<br />

Die sonnige, windstille Lage am Fuße des<br />

Tschögglberges war Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

für kurze Zeit sogar als internationaler<br />

Luftkurort bekannt. Heute wird dieser<br />

Stadtteil mehr und mehr von neuen<br />

Baulichkeiten eingekreist. Diese Spannung<br />

generiert zwar Kreativität, die sich jedoch<br />

nicht immer vorteilhaft auf die räumliche<br />

Entwicklung auswirkt.<br />

Strukturwandel<br />

Das Thema Strukturwandel ist sehr weitläufig,<br />

unzählige Beispiele könnten aufgezeigt<br />

werden. Ich habe mich für ein Beispiel<br />

entschieden, das auch den klimatischen<br />

Aspekt mit einbezieht. „Studieren unter<br />

Palmen“ lautet der sympathische Slogan,<br />

mit dem die „freie“ Universität Bozen um<br />

Studenten wirbt. Ich nehme an, dass auch<br />

Sie sich etwas mehr Palmen erwarten würden,<br />

doch die Werbestrategie scheint zu<br />

funktionieren, denn viele junge Menschen<br />

bevölkern die Stadt, verändern den Wohnungsmarkt<br />

und das bislang eher konservativ<br />

strukturierte Stadtleben. Neue Zweckbauten<br />

wie in Abbildung 10 entstehen, die<br />

sich jedoch recht unsensibel in bestehende<br />

Strukturen hineinzwängen und das Stadtbild<br />

verändern.<br />

Gesellschaftswandel<br />

Der seit 1295 stets von einheimischen<br />

Händlern ununterbrochen gehaltene, sehr<br />

malerische Obst- und Gemüsemarkt, der in<br />

jedem Werbeprospekt als eines der Highlights<br />

von Bozen zu finden ist, wird mehr<br />

und mehr von asiatischen und nordafrikanischen<br />

Migranten übernommen, wodurch<br />

sich sowohl das Stadtbild als auch<br />

das Warenangebot verändern.<br />

Als gegen Ende des vorigen Jahrhunderts<br />

die Verkehrsverbindungen von und<br />

nach Bozen sowohl auf der Straße, als auch<br />

auf der Schiene großzügig ausgebaut wurden,<br />

gewann die alte Handelsstadt auch<br />

für den Fremdenverkehr zunehmend an<br />

Bedeutung, und in der Stadt entwickelte<br />

sich schleichend, aber konstant eine weitere<br />

Besonderheit Bozens: Der Mix aus<br />

alpenländischer Lebensart, vermischt mit<br />

der italienischen „Dolce Vita“. Und so wird<br />

heute am Fuße der Dolomiten Tirolerisch,<br />

Ladinisch und Italienisch und bei Bedarf<br />

auch Hochdeutsch, Englisch und allerlei<br />

Sonstiges gesprochen. Knödel und Spaghetti<br />

gehören mittlerweile genauso zum<br />

Selbstverständnis wie Sachertorte gepaart<br />

mit Cappuccino.<br />

Bevölkerungswandel<br />

Die italienische Bevölkerung nimmt<br />

ständig zu und wird mehr und mehr auch<br />

in den bislang rein deutschen Stadtvierteln<br />

ansässig. Hinzu gesellen sich die vielen<br />

Migranten, die – wie in ganz Europa<br />

– das soziale Gefüge kräftig durchrütteln.<br />

Diese Gesellschaftsvermischung, verbunden<br />

mit dem allgemeinen Wohlstand, hat in<br />

den letzten Jahren zu einer zunehmenden<br />

Verwahrlosung von Traditionen (Herz Jesu/<br />

Fronleichnam, wie im ländlichen Raum)<br />

geführt, und wir Heimatpfleger beklagen<br />

schon seit geraumer Zeit einen starken<br />

Identitätsverlust der deutschsprachigen<br />

Stadtbevölkerung.<br />

Traditionswandel<br />

Die historischen Lauben werden nach<br />

und nach von den alteingesessenen Handelsfamilien<br />

verlassen und die Geschäfte<br />

Abb. 5: Die aus dem 12. Jahrhundert stammende<br />

Laubengasse, eine mittelalterliche Straßenmarktanlage und seit<br />

jeher Kern des alten und vor allem geschäftigen Bozen<br />

Abb. 6: Die den historischen Lauben nachempfundenen und<br />

im rationalistischen Baustil von den Faschisten verwirklichten<br />

Arkadengänge im neuen Stadtteil von Bozen<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 33


Das Thema<br />

Abb. 7: Gries, ehemals eine eigenständige Gemeinde, wurde 1926 von den<br />

Faschisten in die Landeshauptstadt zwangseingemeindet.<br />

an große Einkaufsketten vermietet. Diese<br />

reißen die einstmals kleinen Häusereingänge<br />

auf und bauen enorme Geschäftseingänge,<br />

die das äußere Erscheinungsbild<br />

stark beeinträchtigen. Die oberen Stockwerke<br />

werden als Lager verwendet oder<br />

an Migranten vermietet. Nach Geschäftsschluss<br />

ist die Altstadt ausgestorben.<br />

Leitbild<br />

Die Stadtverwalter haben erkannt, dass<br />

Bozen als Knotenpunkt für Umwelt, Kultur<br />

und Forschung ein Vermögen darstellt, das<br />

aufgewertet werden muss, indem die Humanressourcen,<br />

die Ressourcen an Platz<br />

und urbaner Qualität verstärkt werden.<br />

Sie haben unter dem Schlagwort „Ideen<br />

<strong>2015</strong>“ einen Masterplan erarbeitet, der,<br />

gestützt auf den strategischen Entwicklungsplan,<br />

einen Leitfaden für eine menschengerechte<br />

städtebaumäßige Weiterentwicklung<br />

der Landeshauptstadt vorsieht,<br />

sei es vom Standpunkt der Umwelt aus,<br />

oder sei es unter Berücksichtigung des<br />

wirtschaftlichen und sozialen Aspektes.<br />

Ich bitte um Nachsicht, wenn ich auf dieses<br />

interessante Dokument nicht näher<br />

eingehen kann. Soviel sei jedoch gesagt:<br />

Es bildet unter dem Aspekt Stadt–Landschaft–Wandel<br />

einen guten Ausgangspunkt<br />

für die Festlegung zukünftiger Strategien<br />

in allen Bereichen und bietet gleichzeitig<br />

auch allen Interessierten Gelegenheit für<br />

die Auseinandersetzung mit der langfristigen<br />

Verantwortung, die die Verwaltung<br />

übernimmt.<br />

Perspektiven der Heimatpflege<br />

Sehr viele Gestaltungsabläufe passieren<br />

schleichend, aber kontinuierlich auf<br />

einer Ebene, auf welche die Heimatpflege<br />

nur begrenzt Einfluss nehmen kann. Bei<br />

größeren Szenarien versucht der Heimatpflegeverband,<br />

sich beratend einzubringen<br />

und gegebenenfalls auch mit gezielten<br />

Aktionen (Unterschriftenaktionen, Protestkundgebungen,<br />

Bürgerversammlungen)<br />

Abb. 8: Die Industriezone, die seit dem in<br />

den späten 1930er Jahren begonnenen<br />

Bau der Arbeiterwohnsiedlungen, den sogenannten<br />

Semirurali, ständig gewachsen<br />

ist und, wie die meisten Gewerbegebiete,<br />

einen eher chaotischen Eindruck erweckt.<br />

vermeintlichen Fehlentscheidungen der<br />

Stadtverwalter entgegenzuwirken. Das betrifft<br />

Vorhaben wie z.B. die geplante Verlegung<br />

des Bahnhofs zur Schaffung neuen<br />

Wohn- und Handelsraums, die seit Jahrzehnten<br />

immer wieder angestrebte Verbauung<br />

der umliegenden Hügel (Virgl, Kohlern,<br />

St. Magdalena etc., weil in der Talsohle bereits<br />

alles versiegelt ist), den umstrittenen<br />

Ausbau des Bozener Flughafens, die Ausarbeitung<br />

des Bauleitplanes oder anderes.<br />

Bozen ist heute Treffpunkt der Kulturen,<br />

und man verspürt eine mitteleuropäische<br />

Atmosphäre. Geschichte und Architektur,<br />

Kunst und Musik sind umgeben von<br />

einer herrlichen Naturkulisse. All dies ist<br />

in stetem Wandel, den es aufmerksam zu<br />

verfolgen und zu beobachten gilt.<br />

Was macht Bozen aus?<br />

Interkulturelles Flair durch das tägliche<br />

Aufeinandertreffen der drei Kulturen? Der<br />

Mix aus Alt und Neu? Die Größe der Stadt,<br />

die durch ihre bescheidene und menschliche<br />

Dimension nicht stresst? Die die Stadt<br />

umgebende Natur, die in kürzester Zeit erreichbar<br />

ist, zu Fuß oder mit dem Fahrrad?<br />

Die Neugierde und die Herzlichkeit<br />

der Menschen? Die Liste der Fragen könnte<br />

noch lange fortgesetzt werden. Eine eindeutige<br />

Antwort auf all die Fragen gibt es<br />

vermutlich nicht!<br />

Wofür könnte Bozen stehen?<br />

Um es auf einen Nenner zu bringen: Bozen<br />

bedeutet für den Autor dieses Beitrages<br />

gewachsene Kultur gepaart mit Regionalität<br />

als Wohlfühl-Faktor, dies alles eingebettet<br />

in eine einzigartige Landschaft mit angenehmem,<br />

sub-mediterranem Klima. Was<br />

die Menschen betrifft, die in der Stadt leben,<br />

so befindet sich vieles zwischen Umbruch<br />

und Aufbruch.<br />

Josef Oberhofer<br />

Abb. 9: Universitätsgebäude mit Palmen Abb. 10: Neubau eines Institutsgebäudes Abb. 11: Eindrücke vom Markt<br />

34<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Aus Verband und Bezirken<br />

Heimatpflege<br />

Auf dass Humanität über<br />

Gewalt siege<br />

Gedenkfeier vor dem restaurierten Kriegerdenkmal in Niederlana<br />

Die Gedenkfeier unter der Vorhalle fand im Anschluss an die Fronleichnamsprozession statt. (Foto: Egon Zemmer)<br />

Hundert Jahre nach Ausbruch des Krieges<br />

an der Südwestfront (Mai 1915) gedachte<br />

man vor dem Kriegerdenkmal an der Pfarrkirche<br />

Maria Himmelfahrt in Niederlana<br />

der 86 gefallenen und vermissten Mitbürger<br />

aus Ober-, Mitter-, Niederlana, Ackpfeif<br />

und Pawigl. Die aus diesem Anlass durchgeführte<br />

Restaurierung des Denkmals von<br />

Rudolf Stolz und der Vorhalle der Pfarrkirche<br />

sollten ein Beitrag zum Weltkriegs-Gedenkjahr<br />

sein.<br />

Die Schützenkompanie „Franz Höfler“,<br />

der Heimatschutzverein Lana, die<br />

Ortsgruppe des Südtiroler Kriegsopferund<br />

Frontkämpferverbandes, die Kameradschaft<br />

vom Edelweiß und Alexander<br />

Schwabl vom „Kleinen Museum“ hatten<br />

zusammen die Initiative zur Restaurierung<br />

und zur Feier ergriffen. Die von den Firmen<br />

Höllrigl aus Lana und Hubert Mayr<br />

aus Percha ausgeführten Restaurierungsarbeiten<br />

kamen Dank des Beitrages der<br />

Marktgemeinde Lana, der beteiligten Vereine<br />

und der zahlreichen privaten Spender<br />

zustande.<br />

Mahnung für Friede und<br />

Toleranz<br />

Nach der Fronleichnamsprozession fand<br />

die von den obgenannten Vereinen und Abordnungen<br />

sowie der Bürgerkapelle Lana<br />

gestaltete bzw. umrahmte Feier vor dem<br />

mit Efeugirlanden geschmückten Denkmal<br />

statt. In der Gedenkrede betonte der<br />

Lananer Bürgermeister Harald Stauder<br />

die Dimensionen des Krieges und dessen<br />

Folgen: „Wir wollen heute innehalten und<br />

uns bewusst machen, dass jeder einzelne<br />

Name auf diesen Tafeln uns eine Mahnung<br />

sei für Friede, Toleranz und Offenheit“. Er<br />

hoffe darauf, dass es eines Tages möglich<br />

werde, dass es in dieser Welt keinen Krieg<br />

mehr gibt und dass die Humanität über<br />

die Gewalt siege.<br />

Werke des Malers Rudolf Stolz<br />

Simon Terzer, Vizeobmann des Heimatschutzvereins,<br />

dankte den ausführenden<br />

Firmen, den Spendern und den Mitwirkenden<br />

und ging auf die bewegte Geschichte<br />

des Denkmals ein. Der Gemeindeausschuss<br />

in Lana hatte einst einen<br />

Denkmalfonds geschaffen und 1920 den<br />

Maler Rudolf Stolz aus Bozen mit den Ar-<br />

Das Kriegerdenkmal von Rudolf Stolz<br />

(1920) unter der Vorhalle der Pfarrkirche<br />

Maria Himmelfahrt in Niederlana (Foto:<br />

Egon Zemmer)<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 35


Aus Verband und Bezirken<br />

Die Abordnungen der Ortsgruppe des Südtiroler Kriegsopferund<br />

Frontkämpferverbandes und der Kameradschaft vom<br />

Edelweiß nehmen Aufstellung. (Foto: Tobias Gruber)<br />

Kranzniederlegung für die Standschützen des Bataillons Lana<br />

durch die Schützenkompanie „Franz Höfler“, Lana (Foto Egon<br />

Zemmer)<br />

beiten beauftragt. Er schuf nicht nur das<br />

monumentale Wandfresko, sondern entwarf<br />

die Marmortafeln mit den Inschriften,<br />

die Wandleuchter und den hölzernen Dankesschild<br />

der Kriegsheimkehrer links vom<br />

Haupteingang. Die Ausmalung der Vorhalle<br />

und die Fassung der Gewölberippen gehen<br />

gleichfalls auf ihn zurück.<br />

Als das Werk fertig war, sollte es zu<br />

einem der umstrittensten Kriegerdenkmäler<br />

Südtirols werden. Die Einweihung<br />

fand ob der Anfeindungen der Darstellung<br />

erst 1921 statt.<br />

In eine stilisierte, hügelige Landschaft<br />

mit Bergen im Hintergrund hatte Stolz<br />

die Grausamkeit des Krieges ohne Heroisierungen<br />

gemalt. Die Toten liegen wie<br />

verweht und verwelkt in der Landschaft,<br />

darüber erhebt sich Christus am Kreuz.<br />

In der Tagespresse wurde das Fresko<br />

als unkirchlich verurteilt. Vor allem die<br />

Darstellung des Gekreuzigten war vielen<br />

fremd.<br />

Andere Stimmen hingegen priesen<br />

es als großes Kunstwerk von erschütternder<br />

Wirkung. Nur die Intervention<br />

des Kunsthistorikers Probst Josef Weingartner<br />

schützte es vor einer Übermalung.<br />

Er versuchte zu überzeugen und<br />

mahnte gleichzeitig: „Der Gedanke des<br />

Gedenkansprache des Bürgermeisters Harald Stauder (Foto: Egon Zemmer)<br />

Gemäldes ist klar: ein sterbender Erlöser,<br />

voll Schmerz über die Gräuel des<br />

Krieges und zugleich als sühnendes Opfer<br />

all des Hasses, all der Grausamkeit,<br />

all der tierischen Wut, mit denen sich<br />

die Menschheit im Kriege gegenseitig<br />

zerfleischte.“<br />

Ehrung der Kriegsopfer<br />

Dekan P. Peter Unterhofer OT nahm<br />

anschließend die Segnung des Denkmals<br />

vor und gedachte der Gefallenen und aller<br />

Kriegstoten. Die Ehrung der Gefallenen<br />

begann mit der von der Schützenkompanie<br />

„Franz Höfler“ unter Hauptmann Andreas<br />

Pixner durchgeführten Ehrensalve.<br />

Zur Kranzniederlegung durch die Kompanie,<br />

die Ortsgruppe des Südtiroler Kriegsopfer-<br />

und Frontkämpferverbandes und die<br />

Kameradschaft vom Edelweiß spielte eine<br />

Bläsergruppe der Bürgerkapelle Lana das<br />

Lied vom „Guten Kameraden“. Den Abschluss<br />

der Gedenkfeier bildete die Landeshymne.<br />

Simon Terzer<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s ist<br />

Dienstag, 15. September <strong>2015</strong>. Bitte Termin genau beachten!<br />

36<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Ins Bild gerückt<br />

Heimatpflege<br />

Nachahmen erwünscht<br />

Ein kleines Paradies für Selbstversorger im Südtiroler Unterland<br />

ren einer komplexen Infrastruktur und Logistik<br />

angewiesen“ (Grundsatzpapier der<br />

Arbeitsgruppe). Diese Tatsache hat bei<br />

den Heimatpflegern in Kurtatsch einige<br />

grundlegende Fragen aufgeworfen: Wie<br />

lange könnte sich der Südtiroler Durchschnittshaushalt<br />

ohne Lebensmittelnachschub<br />

versorgen? Welche Lösungsansätze<br />

sind für uns möglich? Die Idee der Selbstversorgung<br />

war geboren. Obwohl das Vorhaben<br />

sehr umfassend und schwierig war,<br />

ist es aufgrund fachkundiger Anleitung<br />

und ungebrochener Motivation zu einer<br />

nachahmenswerten Institution im Unterland<br />

gewachsen.<br />

Die Anfänge<br />

Othmar Sanin erklärt einer Grundschulklasse die Grundzüge des Maisanbaus. (Foto:<br />

Arbeitsgemeinschaft Selbstversorgung)<br />

„Schulacker“ nennt sich das Projekt,<br />

welches 2009 auf Initiative der Ortsgruppe<br />

Heimatpflege Kurtatsch in die Wege geleitet<br />

wurde. Von der Gemeinde wurde hierfür<br />

ein Grundstück in der Talsohle zur Verfügung<br />

gestellt, die Arbeitsgruppe „Selbstversorgung“<br />

wurde ins Leben gerufen und die<br />

Zusammenarbeit mit den örtlichen Grundschulen<br />

angepeilt. Heute, sechs Jahre später,<br />

erzählt das Projekt eine erstaunliche Erfolgsgeschichte<br />

und wird nicht nur von den<br />

Initiatoren, sondern von zahlreichen Mitgliedern<br />

der Gesellschaft getragen.<br />

Der moderne Mensch im 21. Jahrhundert<br />

ist verwöhnt von der Vielzahl an Möglichkeiten<br />

in sämtlichen Bereichen und Lebenslagen.<br />

Viele davon sind untrennbar<br />

gekoppelt an materielle Ressourcen. Nur die<br />

wenigsten erkennen dahinter eine krankhafte<br />

Abhängigkeit, eine Abhängigkeit, die<br />

auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist,<br />

schließlich haben wir ja alles. Eben! Aber:<br />

„Strom, Wasser, Treibstoff, Heizöl, Essen<br />

– bei allem ist er (der Mensch) auf das reibungslose<br />

und kontinuierliche Funktionie-<br />

Franz Hauser, Ortsbeauftragter der Heimatpflege<br />

in Kurtatsch, ist passionierter<br />

Bauer – das Zügeln von Reben ist eine seiner<br />

Leidenschaften –, er ist Fotograf und<br />

Buchautor. Nach dem Erscheinen der Bücher<br />

„Europaregion Tirol“ und „Welt der<br />

Väter“ entstand der Wunsch, die zu Papier<br />

gebrachten Praktiken alter Generationen<br />

in die Tat umzusetzen. Mit Othmar<br />

Sanin hatte er auch bald einen Verbündeten<br />

gefunden. Letztgenannter ist besonders<br />

engagiert im Umgang mit den Schülern,<br />

weist die Projektgruppen in die einzelnen<br />

Arbeitsschritte ein und erzählt über Nutzen<br />

und Wirkung der selbst angebauten Produkte.<br />

Auch in Karl-Heinz Peer hat Franz<br />

Hauser nicht nur einen ehrgeizigen Mitarbeiter,<br />

sondern in naher Zukunft auch einen<br />

würdigen Nachfolger.<br />

„Wenn wir heute mit vollem Bauch nicht<br />

an morgen denken, werden wir morgen<br />

mit leerem Bauch an gestern denken.“<br />

Franz Hauser<br />

Grundidee<br />

Die Schülerinnen und Schüler erfahren<br />

bei jedem Arbeitsschritt – hier bei<br />

der Ernte – Wissenswertes. (Foto:<br />

Arbeitsgemeinschaft Selbstversorgung)<br />

Ausgewogener Anbau von<br />

Grundnahrungsmitteln<br />

Noch vor wenigen Jahrzehnten bauten<br />

die Bauernfamilien die wichtigsten Grundnahrungsmittel<br />

selbst an, meist nur für den<br />

eigenen Hausbedarf. Im Südtiroler Unterland<br />

stand an erster Stelle der Maisanbau;<br />

der „Türgg“ musste für Mensch und<br />

Vieh ausreichen. An zweiter Stelle folgten<br />

schließlich Kartoffeln, dann Weizen und<br />

vielerlei Arten von Obst und Gemüse. Um<br />

Zucker zu gewinnen, pflanzten manche<br />

Bauern gar Zuckerrüben an.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 37


Ins Bild gerückt<br />

Jedes Kind hat auf dem Maisfeld seine<br />

eigene Zeile, welche es von Anfang bis<br />

Ende betreut.<br />

Franz Hauser betätigt die Pumpe des<br />

Ziggls, welcher gespendet wurde.<br />

An der Vielzahl der Freiwilligen<br />

misst der Ortsbeauftragte des<br />

Heimatpflegeverbandes die<br />

Anerkennung und Wertschätzung der<br />

Initiative in der Öffentlichkeit.<br />

Sonnenblumen säumen das Maisfeld<br />

der Arbeitsgemeinschaft.<br />

Dieser Tradition fühlt sich die Unterlandler<br />

Arbeitsgruppe heute noch verpflichtet.<br />

Sie kennt den Nutzen der ertragreichen<br />

Getreide- und Gemüsesorten und darüber<br />

hinaus die Wirkung anderer Pflanzen,<br />

wie beispielsweise Kräuter, um Schädlinge<br />

auf natürlichem Wege zu bekämpfen. So<br />

wehrt zwischen den Tomaten gepflanzter<br />

Thymian Nacktschnecken ab, Kapuzinerkresse<br />

sieht nicht nur hübsch aus,<br />

sondern hält auch den Kartoffelkäfer fern<br />

oder Stangenbohnen kombiniert mit Bohnenkraut<br />

mindern den lästigen Lausbefall.<br />

Beweggründe und Ziele<br />

All diese über Generationen weitergegebenen<br />

Kenntnisse werden sorgsam umgesetzt,<br />

gehütet und Jahr für Jahr an eine<br />

vierte Klasse der Grundschule weitergegeben.<br />

Auf diese Weise gehen die einzelnen<br />

Arbeitsgänge nicht verloren und bei Bedarf<br />

– im Ernstfall einer Katastrophe zum Beispiel<br />

– kann darauf zurückgegriffen werden. Darüber<br />

hinaus stiftet die Initiative über den<br />

Einbezug der Schüler neben der schulpädagogischen<br />

Bedeutung auch soziale Stabilität<br />

und kulturelles Engagement. Vor allem<br />

in den Obstbaugebieten wird mit der alternativen<br />

Anbauweise die Monokultur aufgelockert<br />

und damit für den ökologischen Anbau<br />

sensibilisiert. Die Schüler lernen, zur Mutter<br />

Erde eine Beziehung aufzubauen: Sie werden<br />

dazu angehalten, die Arbeiten auf dem<br />

Feld barfuß auszuführen, um eine Affinität<br />

zum lebensspendenden Boden zu entwickeln.<br />

Ganze sechs Arbeitsschritte durchlaufen<br />

die 9-10jährigen dabei: „Türgg“ setzen,<br />

„peckn“, „heifln“, „ouklaubn“, „tschilln“<br />

und „tschippeln“.<br />

Aus purem Idealismus<br />

Geld spielt in diesem großartigen Projekt<br />

keine Rolle. Weder die Mitglieder der<br />

Arbeitsgemeinschaft, noch die freiwilligen<br />

Helfer und Spender (Ziggl, Gartenbänke,<br />

Pumpe, etc.) werden monetär entlohnt.<br />

Nach der Ernte aber werden die Erzeugnisse<br />

auf sämtliche Helfer aufgeteilt; viel<br />

ist es nicht, maximal 10 Kilogramm Mehl<br />

können pro Person abgegeben werde. Der<br />

Rest wird für das folgende Jahr als Saatgut<br />

zurückgehalten. Damit sind alle zufrieden,<br />

ist doch der Genuss eines mit eigenen<br />

Händen angebauten und verarbeiteten<br />

„Plent“ unvergleichlich größer als der Verzehr<br />

handelsüblicher Ware.<br />

Zukunftsperspektiven<br />

Natürlich hofft die Ortsgruppe Kurtatsch,<br />

dass das ein oder andere Kind aus<br />

dem Erlernten früher oder später eine Leidenschaft<br />

entwickelt, der Arbeitsgruppe<br />

beitritt und die Tradition in nächster Generation<br />

fortführt.<br />

Aber auch über die Gemeindegrenzen<br />

hinaus sind bereits Initiativen gestartet<br />

worden, welche von der SVG Kurtatsch<br />

begleitet werden: Anbauprojekte mit anderen<br />

Schulen, Kleingartenanlagen oder<br />

die Zusammenarbeit mit der Bauernjugend<br />

und dem Heimatpflegeverband. Es<br />

ist zu hoffen, dass die Initiative des alternativen<br />

Anbaues noch weite Kreise zieht<br />

und zahlreiche Nachahmer findet. Informationen<br />

hierzu können gerne über den<br />

SVG Kurtatsch angefordert werden.<br />

Sylvia Rottensteiner<br />

Das Grundstück des Gemeinde- bzw. Schulackers wurde mit Stockeichen – einer<br />

heute nur mehr selten anzutreffenden Baumart – eingefriedet.<br />

38<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Arge Lebendige Tracht<br />

Heimatpflege<br />

Eine Schnalser Tracht erzählt<br />

Unterörlhof im See versunken – Tracht überlebt<br />

Es ist schon einige Jahre her, dass mir der<br />

Schnalser Bildhauer Martin Rainer erzählt hat,<br />

dass er eine alte Tracht zu Hause hätte. Er<br />

wollte mir gerne einmal die Geschichte dazu<br />

erzählen. Leider kam es dann nie zu unserem<br />

Treffen. 2012 ist Martin Rainer verstorben.<br />

Es war dann sein Sohn Josef, der sich vor<br />

Kurzem in gleicher Angelegenheit an mich<br />

gewandt hat. Diesmal klappte es.<br />

Die Tracht des Urgroßvaters<br />

Und da lagen sie nun auf dem großen<br />

Tisch, die altehrwürdigen Trachtenteile:<br />

gamslederne Hosen, rotes, besticktes Leibl,<br />

Stiefel, ein Paar wollene Wadenstrümpfe<br />

und ein Paar Stutzen, grüner Hosenheber,<br />

Gupfhut mit reichlich roten Schnüren und<br />

dazu noch ein handgefertigtes Messer samt<br />

Schaft. Alles zwar etwas abgebraucht, aber<br />

von hervorragender Qualität und Farbe, so,<br />

als hätte sie ihr Besitzer erst gestern in die<br />

Truhe gelegt. Familienfotos belegen es: Bereits<br />

der Urgroßvater Fridolin und auch der<br />

Großvater Martin hatten diese Tracht getragen<br />

und wer weiß wer schon alles vor ihnen.<br />

Vom Material und von der Verarbeitung her<br />

dürfte sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />

angefertigt worden sein. Sie wurde also als<br />

etwas besonders Kostbares immer wieder<br />

weiter vererbt. Heute ist sie im Besitz von<br />

Josef Rainer, Jahrgang 1970, selbst Künstler<br />

wie sein Vater.<br />

Das Schicksal der Örlhöfe<br />

Die Örlhöfe vor dem Abriss<br />

Die Familie Rainer stammte vom Unterörlhof<br />

in Vernagt/Schnalstal. Über Generationen<br />

bearbeiteten sie ihren Heimathof, einen<br />

der großen Höfe im Tal. Zum Hof gehörten<br />

fruchtbare Wiesen und Felder im Spechtenhauser<br />

Boden und auch die Sprungstelle<br />

war am Hof angesiedelt. Die Familie<br />

hatte ihr Auskommen. Doch dann kam<br />

die Technik, elektrischer Strom wurde gebraucht<br />

und es veränderte sich alles im Leben<br />

der Familie Rainer.<br />

Mit dem Bau des Vernagt-Stausees nach<br />

dem 2. Weltkrieg musste neben sechs weiteren<br />

Höfen auch der Unterörlhof aufgegeben<br />

werden. Schweren Herzens räumten die<br />

Rainers ihren Hof. Bevor das Wasser stieg,<br />

nahmen sie alles mit, was ihnen lieb und<br />

teuer war. Neben Hausrat und Gerätschaften<br />

auch Klöppelzeug, alte Fäden, handgemachte<br />

Nägel und eben auch die alte Tracht.<br />

Ein Stück Familiengeschichte<br />

Josef Rainer stöberte mit seinem Bruder<br />

Paulus schon immer gern im Unterdach<br />

des Vaterhauses herum. Dabei stießen sie<br />

auf die Kiste mit der alten Tracht. Vorsichtig<br />

hat Josef sie anprobiert. Und siehe da:<br />

Sie passte ihm wie angegossen. Lederhose,<br />

Leibl, Stiefel, wie auf Maß für ihn gemacht.<br />

Er ist vom Schlag her eben ein echter Rainer!<br />

Nachdem er die Tracht gesäubert und<br />

von der Trachtenschneiderin Helga Trenkwalder<br />

mit altem Material vorsichtig hat<br />

aufrichten lassen, trägt er sie nun zu allen<br />

möglichen Anlässen mit sichtlichem Stolz.<br />

Künstler in Tracht<br />

Bildhauer Martin Rainer (1923-2012)<br />

Josef Rainer ist ein Künstler durch und<br />

durch. Die alte Tracht hat für ihn eine besondere<br />

Bedeutung. Nichts will er damit vortäuschen,<br />

nichts Neues dazu tun. So trägt er<br />

nur das, was er geerbt hat, zieht bewusst einen<br />

Bruchstrich zwischen Alt und Neu. „Mit<br />

der Tracht hab‘ ich schon eine Freude, und<br />

ich denke, es ist viel Glück und Zufall dabei,<br />

dass das alles erhalten geblieben ist“.<br />

Und seine Augen strahlen.<br />

Agnes Andergassen<br />

Der Künstler Josef Rainer in der Tracht<br />

seiner Vorfahren<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 39


Rundschau<br />

Lange Nacht der Kirchen im Kloster Lanegg in Lana<br />

Pfarrchor Lana mit Chorleiterin Ingrid Rieder und Pfarrorchester Lana mit<br />

Konzertmeister Josef Höhn<br />

Mit Bozen, Meran, Sterzing und Kaltern<br />

hatte auch Lana zur Langen Nacht der Kirchen<br />

geladen, welche heuer zum 10. Mal<br />

stattfand. Das altehrwürdige Kloster Lanegg<br />

bot hierfür den passenden Rahmen. Es gab<br />

einen Krabbelgottesdienst mit dem Katholischen<br />

Familienverband, ein Wissensquiz<br />

mit Schatzsuche der Katholischen Jungschar,<br />

eine Meditationsstunde mit Buchpräsentation<br />

der Deutschorden-Schwestern,<br />

Marienlieder mit dem Kapuzinerchor unter<br />

der Leitung von Erika Kerschbamer sowie<br />

eine „Stunde der Barmherzigkeit“ mit<br />

Anbetungsgruppen aus Lana.<br />

Höhepunkt dieser Langen Nacht der<br />

Kirche war zweifelsohne das geistliche<br />

Konzert „Gloria in excelsis Deo“ mit dem<br />

Pfarrchor Lana und dem Pfarrorchester<br />

Lana, den Solisten Petra Sölva, Sopran,<br />

Johanna Psaier, Alt, Robert Graber, Oboe,<br />

Klaus Gruber, Trompete, und Heidi Nock<br />

an der Orgel. Als Konzertmeister fungierte<br />

Josef Höhn; die Gesamtleitung oblag Ingrid<br />

Rieder.<br />

Zur Aufführung gelangten die Instrumentalstücke<br />

„Trumpet voluntary“ von Jeremiah<br />

Clarke, das Concerto Grosso <strong>Nr</strong>. 4 in D-Dur,<br />

op 6 von Arcangelo Corelli und zum krönenden<br />

Abschluss das „Goria in D-Dur, RV<br />

589“ von Antonio Vivaldi. Es war ein wahrlich<br />

gelungener und glanzvoller Konzertabend,<br />

ein Ohren- und Augenschmaus,<br />

der mit viel Beifall bedacht wurde.<br />

Ein besonderes Sommernachtskonzert<br />

Zum 25jährigen Jubiläum des Pflegeheims<br />

St. Anna in Lana gab es ein umfangreiches<br />

Rahmenprogramm. So lud kürzlich<br />

der Deutsche Orden mit Heimdirektor<br />

P. Peter Lantschner OT zu einem besonderen<br />

Sommernachtskonzert in den malerischen<br />

Innenhof von St. Anna.<br />

Es gab Musik und Gesang vom Feinsten;<br />

dafür sorgte das Vokalensemble „Stimmt`s“<br />

aus Lana unter der Leitung von Ingrid<br />

Rieder, die Sängerinnen Julia Knoll, Rosi<br />

Holzner, Barbara Weger, Rosa Marsoner<br />

und Gertrud Laimer sowie das klassische<br />

Bläserquartett der Bürgerkapelle Lana unter<br />

der Leitung von Robert Graber. Ebenso<br />

mit von der Partie war das Streicherensemble<br />

mit Emma Pircher und Anna Knoll an<br />

der Violine, sowie Mathias Marsoner am<br />

Violoncello und Josef Höhn am Klavier.<br />

Abwechselnd wurde gesungen und musiziert;<br />

zu hören gab es unter anderem<br />

die Ouvertüre zur Oper „Così fan tutte“<br />

von W. A. Mozart sowie Ausschnitte aus<br />

der „Zauberflöte“ und aus „Le nozze di<br />

Figaro“, ebenso von W. A. Mozart, wobei<br />

die Sopranistin Ingrid Rieder die Arie der<br />

Gräfin „Porgi amor“ meisterhaft vortrug.<br />

Es war ein erlesener Konzertabend gespickt<br />

mit verbindenden Worten von Angelika<br />

Holzner.<br />

Zum Abschluss erklang das wunderbare<br />

Wiegenlied „Schlafe, mein Prinzchen,<br />

schlaf ein“, einfühlsam interpretiert<br />

vom Vokalensemble „Stimmt`s“. Das zahlreich<br />

gekommene Publikum dankte es mit<br />

herzlichem Applaus.<br />

Das Vokalensemble „Stimmt`s“: v. l.<br />

Julia Knoll, Rosi Holzner, Ingrid Rieder,<br />

Barbara Weger, Rosa Marsoner und<br />

Gertrud Laimer<br />

Schönheit<br />

zerstört<br />

man<br />

nicht!<br />

In vielen Gemeinden Italiens sieht<br />

man derzeit immer wieder großformatige<br />

Spruchbänder mit folgender<br />

Aufschrift: „La bellezza non si distrugge“.<br />

Dort legt man nämlich verstärkt<br />

und besonders großen Wert<br />

auf historische Denkmäler, wertvolle<br />

charakteristische Bauten und stadtund<br />

ortsbildprägende Architektur. So<br />

beispielsweise an der Basilica Palladiana<br />

in Vicenza. In Südtirol sind<br />

wir noch vielerorts weit davon entfernt,<br />

leider! Wir alle hätten nämlich<br />

den kulturellen Auftrag, Denkmäler<br />

zu schützen, zu erhalten und sie −<br />

wenn nötig − neuen Bestimmungen<br />

zuzuführen. Dessen sind sich viele<br />

leider immer noch nicht bewusst.<br />

Albert Innerhofer<br />

40<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Arge Volkstanz<br />

Heimatpflege<br />

Almtanz auf der Petersberger Leger Alm<br />

Volkstanzgruppe Deutschnofen feiert ihr 35-jähriges Bestehen<br />

Viele Tänzerinnen und Tänzer füllten den Tanzboden.<br />

Der diesjährige Almtanz, der von der Arbeitsgemeinschaft<br />

Volkstanz in Südtirol jedes<br />

Jahr durchgeführt wird, war für die Volkstanzgruppe<br />

Deutschnofen der Anlass, das<br />

35-jährige Bestehen der Gruppe zu feiern.<br />

Hochwürden Heinrich Ganthaler zelebrierte<br />

mit vielen Volkstänzern und Tanzbegeisterten<br />

die heilige Messe und wies in<br />

seiner Predigt auf die Wichtigkeit des Volkstanzes<br />

hin. Er stellte die Begegnungen und<br />

den sozialen Aspekt der ehrenamtlichen<br />

Tätigkeiten in den Mittelpunkt. „Durch die<br />

Begegnungen entstehen Beziehungen und<br />

Zusammenhalt. Dazu bereiten die Volkstänzer<br />

vielen Menschen bei der Präsentation<br />

ihres Tanzgutes Freude", so Ganthaler.<br />

Anschließend spielte die Burgstaller<br />

Tanzlmusig zum Tanz auf. Der traditionelle<br />

Auftanz wurde vom Tanzleiter der Volkstanzgruppe<br />

Deutschnofen, Werner Mittermair,<br />

und der Ersten Vorsitzenden der<br />

Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Südtirol,<br />

Monika Rottensteiner, angeführt. Die<br />

hohen Temperaturen hielten Tänzerinnen<br />

und Tänzer davon nicht ab, die Tiroler<br />

Brauchtumstänze zum Besten zu geben.<br />

Renate Langhofer kümmerte sich um die<br />

Kinder und brachte mit ihnen nach einer<br />

kurzen Probe einige Kindertänze zur Aufführung.<br />

Das schöne Wetter und die gute<br />

Stimmung bei guter Musik trugen wiederum<br />

zu einem würdigen Fest für die Gemeinschaft<br />

des Volkstanzes bei.<br />

Erich Niedermair<br />

Arge MundArt<br />

“Drunter und drüber”<br />

Buchpräsentation am 11. Juli beim Sandwirt in Passeier<br />

Eine gelungene und lebhafte Präsentation<br />

der Mundartanthologie „Drunter und<br />

drüber“, erschienen im Verlag Edition Tirol,<br />

organisierte der Tiroler Mundartkreis unter<br />

der Leitung von Obfrau Lilo Galley am<br />

11. Juli <strong>2015</strong> beim Sandwirt im Passeier.<br />

Anna Lanthaler, Moos i.P., Anna Steinacher,<br />

Verdings, Lilo Galley, Innsbruck,<br />

Bernhard Brugger, Bruneck, und Theo<br />

Lanthaler, St. Leonhard i.P., lasen nicht<br />

nur aus der Anthologie, sondern auch humorvolle<br />

Texte aus ihren Werken und begeisterten<br />

das Publikum.<br />

Musikalisch wurde die Veranstaltung<br />

von den „Gelegentlichn Pssairern“ (Christl<br />

Fauner, Toni Fauner, Hubert Prünster) mit<br />

Südtiroler Volksmusik umrahmt.<br />

Unter den Gästen befanden sich der<br />

sympathische Graf Johannes Firmian und<br />

Junior Ferdinand von Kronmetz. Nach der<br />

Lesung saßen die Autorinnen und Autoren<br />

sowie einige Gäste in gemütlicher Atmosphäre<br />

beisammen.<br />

Gruppenfoto der Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />

Bilder unter: https://www.facebook.com/tirolerland?ref=aymt_homepage_panel<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 41


• Büchertisch •<br />

Michael Forcher/Bernhard Mertelseder<br />

Gesichter der Geschichte<br />

Schicksale aus Tirol 1914-1918<br />

Wie kann man die Ungeheuerlichkeit<br />

eines Weltkrieges begreifen? Wir kennen<br />

die Zahlen und Fakten aus den Geschichtsbüchern,<br />

aber wie erlebten die<br />

Menschen der damaligen Zeit den Ersten<br />

Weltkrieg? Welches menschliche<br />

Leid hat er verursacht und welche Folgen<br />

hatte er für die Gesellschaft? Anhand<br />

von 44 Einzelschicksalen erzählen Michael<br />

Forcher und Bernhard Mertelseder<br />

sowie eine Reihe von Co-Autorinnen<br />

und Co-Autoren, wie Tirolerinnen und<br />

Tiroler die Kriegsjahre 1914 bis 1918<br />

und die Zeit danach erlebten. Exemplarische<br />

Schicksale, Lebensumstände und<br />

die Erinnerung daran geben erschütternde<br />

Einblicke – Frauen, Männer<br />

und Kinder, Menschen mit deutscher,<br />

ladinischer oder italienischer Muttersprache,<br />

herausgehoben aus der Anonymität<br />

der Namenslisten von Kriegerdenkmälern<br />

und der trockenen Zahlen<br />

von Statistiken. Zahlreiche Fotografien<br />

und Bilddokumente, die für sich sprechen<br />

oder durch einen einfühlsamen<br />

Text erst zum Sprechen gebracht werden,<br />

gewähren Einsichten in den Alltag<br />

und das Leben an der Front. Neben<br />

den historisch belegbaren Fakten stehen<br />

ergreifende, bedrückende und erschreckende<br />

Auszüge aus Briefen und<br />

Tagebüchern. So gibt dieses Buch den<br />

unmittelbaren Blick frei auf das Leben<br />

und Sterben von Soldaten und Zivilpersonen<br />

in jenen Schreckensjahren und<br />

stellt eindrücklich dar, wie unsere Vorfahren<br />

ihr jeweils unterschiedliches,<br />

doch von derselben Katastrophe geprägtes<br />

Schicksal bewältigt haben.<br />

Einzelschicksale aus allen<br />

Regionen Tirols<br />

Die Menschen und Einzelschicksale,<br />

die in „Gesichter der Geschichte“ vorgestellt<br />

werden, kommen aus vielen<br />

verschiedenen Gemeinden und aus<br />

allen Landesteilen des historischen<br />

Tirols, also auch aus<br />

dem Trentino. Sie stehen<br />

repräsentativ für<br />

die Soldaten Tirols, die<br />

als Mitglieder der Kaiserjäger,<br />

Landes- bzw.<br />

Kaiserschützen, Landsturm<br />

und Standschützen<br />

an den Fronten<br />

Galiziens, Serbiens,<br />

am Isonzo und an der<br />

Tiroler Grenze, aber<br />

auch bei der Artillerie<br />

oder in der Marine gekämpft<br />

haben. Die Autoren<br />

erzählen auch<br />

von den Schicksalen<br />

der Kriegsgefangenen,<br />

etwa in Sibirien oder in<br />

den Lagern Italiens.<br />

Und natürlich schildert<br />

das Buch den Alltag<br />

und Überlebenskampf von Frauen im<br />

Arbeitseinsatz, von Witwen, Verwundeten,<br />

Kranken und Waisen, von Internierten<br />

und Evakuierten in den Barackenstädten<br />

Ober- und Niederösterreichs, Mährens<br />

und Böhmens.<br />

Die Autoren<br />

Michael Forcher, geboren 1941 in Lienz/<br />

Osttirol; promovierter Historiker, Journalist,<br />

Gründer und langjähriger Verleger<br />

des Haymon Verlags; zahlreiche Publikationen<br />

und Bücher zur Geschichte<br />

und Kulturgeschichte Tirols, bei Haymon<br />

u.a.: "Die Frau in der Geschichte Tirols"<br />

(gemeinsam mit Gretl Kölfker, 1986), "Zu<br />

Gast im Herzen der Alpen". Eine Bildgeschichte<br />

des Tourismus in Tirol (1989),<br />

"Plakatkunst im Tourismus. 100 Bilder<br />

aus Tirol" (gemeinsam mit Petra Köck,<br />

1998), "Kleine Geschichte Tirols" (2006),<br />

"Der Riese Haymon" (2007), "Die Geschichte<br />

der Stadt Innsbruck" (2008),<br />

"Anno Neun" (2008), "Tirols Geschichte<br />

in Wort und Bild" (11., überarbeitete und<br />

erweiterte Auflage, 2009), "Südtirol in Geschichte<br />

und Gegenwart" (gemeinsam mit<br />

Hans Karl Peterlini, 2010) "Tirol und der<br />

Erste Weltkrieg. Ereignisse, Hintergründe,<br />

Schicksale" (2014), "Zu Gast im Herzen<br />

der Alpen. Eine Bildgeschichte des Tourismus<br />

in Tirol" (überarbeitete und erweiterte<br />

Aufl age, <strong>2015</strong>) und "Gesichter der<br />

Geschichte. Schicksale aus Tirol 1914–<br />

1918" (gemeinsam mit Bernhard Mertelseder,<br />

<strong>2015</strong>).<br />

Bernhard Mertelseder ist Referent für das<br />

Chronikwesen beim Tiroler Bildungsforum<br />

und wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am "Zentrum für Erinnerungskultur und<br />

Geschichtsforschung (ZEG)" sowie an der<br />

Universität Innsbruck; zahlreiche Publikationen<br />

zur Tiroler Geschichte und Erinnerungskultur.<br />

Michael Forcher/Bernhard Mertelseder:<br />

Gesichter der Geschichte. Schicksale aus<br />

Tirol 1914-1918. 3<strong>04</strong> Seiten, gebunden<br />

mit Schutzumschlag; EUR 24,90, auch als<br />

E-Book erhältlich.<br />

42<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

Stadt und Siedlung – Heimat im Wandel<br />

Eine Publikation der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien<br />

Stadt und Siedlung sind Lebensorte und<br />

Lebensformen. Was sich hier im Leben<br />

der Menschen und im Aussehen der Orte<br />

in den letzten Jahren wandelt und wie es<br />

weitergehen könnte, ist Thema einer Neuerscheinung<br />

des Bunds Heimat und Umwelt<br />

in Deutschland (BHU), Bundesverband<br />

der Heimatverbände, Heimat- und<br />

Bürgervereine. Die Menschen spielen dabei<br />

eine Hauptrolle, denn es geht um ihre<br />

Heimat und Identität.<br />

Wo Menschen wohnen, finden sie Heimat<br />

und Identität. Sowohl das Leben in<br />

den Städten, als auch das Leben in den<br />

Siedlungen war und ist immer im Wandel<br />

– aktuell vielleicht besonders deutlich:<br />

„Wandel betrifft viele Faktoren und<br />

Aspekte von Stadt und Siedlung: Es geht<br />

um Demographie, Migration, Wohn- und<br />

Lebensformen, Ressourcenverbrauch<br />

und Nachhaltigkeit und ganz besonders<br />

um sozialen Zusammenhalt. Es geht um<br />

die Menschen in Stadt und Siedlung, um<br />

ihr Engagement und ihre Heimat – das<br />

macht das Thema für uns als Bundesverband<br />

der Heimat- und Bürgervereine so<br />

wichtig“, betont Herlind Gundelach, Präsidentin<br />

des BHU. „Wir wollen herausfinden,<br />

was den Wandel ausmacht und wie<br />

die Menschen ihn mitgestalten und sich<br />

einbringen können“.<br />

Mancher Wandel ist offen sichtbar, anderer<br />

eher für Eingeweihte: Städte suchen neue<br />

Identitäten, Streetart-Kunstwerke tauchen<br />

auf, Siedlungen werden weitergebaut und<br />

energetisch gedämmt, Bauherrengemeinschaften<br />

und neue Lebensformen eröffnen<br />

ungeahnte Möglichkeiten, Großsiedlungen<br />

werden Denkmäler – um einige Beispiele zu<br />

nennen. Mit Beiträgen zu diesen und weiteren<br />

Themen werden vielfältige Facetten<br />

aufgezeigt, die Ideen geben und Diskussionen<br />

anregen. Der Blick geht in Deutschland<br />

u.a. nach Stuttgart, Köln, Dresden<br />

und Halle und weiter in die europäischen<br />

Nachbarländer: So kommen Impulse u.a.<br />

aus der Schweiz, Südtirol und Lettland.<br />

„Der Heimatbegriff erweist sich als Schlüssel<br />

zu einem umfassenden Verständnis.<br />

Konnte und kann man Heimat planen und<br />

gezielt bauen?“, fragt Wolfgang Börnsen<br />

(Bönstrup), Vizepräsident des BHU, und<br />

ist überzeugt: „Heimat muss man gestalten,<br />

denn sie ist der Nahbereich persönlicher<br />

Verantwortung und eigenen Engagements<br />

– das gilt in der Stadt und in der<br />

Siedlung gleichermaßen“. Im Stadtquartier<br />

wie in der Siedlung kann dies gelingen.<br />

Die reich bebilderte Publikation enthält Beiträge<br />

von drei Fachveranstaltungen 2014<br />

in Berlin, Stuttgart und Halle-Neustadt.<br />

Sie präsentiert damit eine Fülle von Aspekten<br />

zur Stadtlandschaft im Wandel<br />

und zum Siedlungsbau des 20. Jahrhunderts,<br />

der Kulturerbe und Lebensraum<br />

zugleich ist. Das Projekt wurde<br />

gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung<br />

für Kultur und Medien.<br />

Das Buch mit 264 Seiten kann beim<br />

BHU kostenfrei bestellt werden. Um eine<br />

Spende wird gebeten.<br />

Kontakt: Bund Heimat und Umwelt in<br />

Deutschland (BHU), Bundesverband für<br />

Kultur, Natur und Heimat e. V., Adenauerallee<br />

68, 53113 Bonn.<br />

Tel.: (0228) 224091, Fax: (0228) 215503,<br />

E-Mail: bhu@bhu.de, Internet: www.bhu.de<br />

Silentium<br />

Karthaus – Das Dorf der Stille<br />

Dieses Buch erzählt die Geschichte von Karthaus,<br />

dem Dorf im Schnalstal, das einmal ein<br />

Kloster des Kartäuserordens war. Die Mönche<br />

sind längst verschwunden, aber noch immer<br />

liegt eine geheimnisvolle Stille über diesem<br />

Ort. Der Kulturverein Schnals, welcher mit<br />

dem Projekt „Silentium“ die Aufwertung der<br />

Kartause vorangetrieben und im letzten Jahr<br />

umgesetzt hat, hat dieses schöne und leicht<br />

lesbare Geschichtsbuch vor Kurzem im Eigenverlag<br />

herausgegeben. Texte von Josef<br />

Rohrer und Bilder des bekannten Illustrators<br />

Alessandro Gatto zeichnen die einzigartige<br />

Geschichte dieses Ortes. Fotoimpressionen<br />

der in Karthaus lebenden Fotografin<br />

Daniela Brugger bringen das Thema Stille<br />

und Kontemplation, aber auch historische<br />

Details in Karthaus näher und vermitteln<br />

diese auf künstlerische Weise.<br />

Das Buch ist in deutscher und italienischer<br />

Sprache über den Kulturverein Schnals erhältlich;<br />

84 Seite; Preis Euro 19,90; www.<br />

kulturverein-schnals.it<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 43


Impressum<br />

Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen, des Südtiroler Chorverbandes<br />

und des Heimapflegeverbandes Südtirol<br />

Eigentümer und Herausgeber:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen<br />

Ermächtigung Landesgericht Bozen<br />

<strong>Nr</strong>. 27/1948<br />

Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes<br />

verantwortlich:<br />

Dr. Alfons Gruber<br />

Als Pressereferenten für die Darstellung der<br />

entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:<br />

VSM: Stephan Niederegger,<br />

E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

SCV: Paul Bertagnolli,<br />

E-Mail: bertagnolli.paul@rolmail.net<br />

HPV: Sylvia Rottensteiner,<br />

E-Mail: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />

Unverlangt eingesandte Bilder und Texte<br />

werden nicht zurückerstattet.<br />

Redaktion und Verwaltung:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />

I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus<br />

Tel. <strong>04</strong>71 976387 - Fax <strong>04</strong>71 976347<br />

E-Mail: info@vsm.bz.it<br />

Einzahlungen sind zu richten an:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,<br />

Waltherhaus<br />

Raiffeisen-Landesbank, BZ<br />

IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771<br />

SWIFT-BIC: RZSBIT2B<br />

Jahresbezugspreis: Euro 20<br />

Gefördert von der Kulturabteilung<br />

der Südtiroler Landesregierung.<br />

Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />

Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,<br />

und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,<br />

<strong>August</strong>, Oktober und Dezember.<br />

Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen<br />

Vormonats.<br />

44<br />

<strong>KulturFenster</strong>

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