KulturFenster Nr. 04/2015 - August 2015
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Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.<br />
-70% – NE BOLZANO – 67. Jahrgang<br />
<strong>Nr</strong>. 4 | AUGUST | <strong>2015</strong><br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Gelebte Kultur ist nicht selbstverständlich<br />
17. Landesmusikfest in Meran<br />
Heimatpflegefest auf Schloss Prösels
• Geleitwort •<br />
• Inhalt •<br />
• Chorwesen<br />
Gelebte Kultur ist nicht selbstverständlich 3<br />
Gesamtkunstwerk mit Engeln –<br />
Probenwoche des Jugendchores<br />
Österreich auf Fürstenburg 4<br />
Fest der Chöre in Sand in Taufers 6<br />
Fünf Jahre Landesjugendchor Südtirol 8<br />
Alpenländische<br />
Sing- und Wanderwoche in Stilfs 9<br />
Tanzen und Singen für Hollywood –<br />
Kindersingwoche 10<br />
Musicalischer Workshop für Jugendliche 11<br />
Radio ,,BR Heimat“ auch in Südtirol 11<br />
Zehn Jahre Mandochor Ehrenburg 12<br />
Auf Spurensuche<br />
in den deutschen Sprachinseln 13<br />
Ein leuchtendes Beispiel<br />
Der österreichische Bundespräsident Heinz<br />
Fischer stellte bei der Eröffnung der Salzburger<br />
Festspiele am 26. Juli in der Felsenreitschule<br />
in Salzburg die Kunst in den<br />
Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Kunst<br />
sei, so Fischer, immer Auseinandersetzung<br />
mit den ureigenen Empfi ndungen<br />
des Menschen – mit seiner Freude, dem<br />
Leid, der Trauer, der Hoffung und Sehnsucht.<br />
Alle Komponisten – alle Künstler –<br />
hätten sich in ihren Werken diesen Grundempfi<br />
ndungen gewidmet.<br />
Kunst hat viele Erscheinungsformen<br />
und Ausprägungen, sie offenbart sich in<br />
der großen Symphonie von Ludwig van<br />
Beethoven oder von Gustav Mahler, in der<br />
kunstvoll strukturierten Fuge, in der Passion<br />
eines J. S. Bach, in den unsagbar ergreifenden<br />
Liedern von Franz Schubert,<br />
aber auch in den Kleinodien der Volkskunst.<br />
Dazu können wir getrost das Volkslied<br />
zählen, wenn es in echter gediegener<br />
unverfälschter Form vorgetragen wird.<br />
• Blasmusik<br />
17. Landesmusikfest in Meran 15<br />
Blasmusik – Erlebnis und Leidenschaft 16<br />
Programm des Landesmusikfestes 17<br />
Sieben neue Kapellmeister 18<br />
Jugendkapelle Crescendo –<br />
Bezirkskonzert in Eppan 19<br />
Dirigenten-Coaching<br />
im VSM-Bezirk Schlanders 20<br />
Zur Person – Werner Weiskopf,<br />
Obmann der MK Mals 21<br />
Frankreich – mit Blasmusik durch die EU 22<br />
Neues 23<br />
Musikpanorama 25<br />
Kaum ein anderes Genre kann Leid und<br />
Hoffnung in solcher Weise zum Ausdruck<br />
bringen wie das Volkslied.<br />
Südtirol hat ebenso wie Nordtirol einen<br />
reichen vielfältigen Schatz von Volksliedern,<br />
und ein Meister, der diesen Schatz<br />
immer wieder sorgsam pfl egt und weiter<br />
entwickelt, ist Ernst Thoma aus Mals, der<br />
vor kurzem sechzig Jahre alt geworden ist.<br />
Thoma – Chorleiter und Komponist – leitet<br />
seit bald zwanzig Jahren die Alpenländische<br />
Sing- und Wanderwoche. Der Obmann<br />
des Südtiroler Chorverbandes Erich<br />
Deltedesco gratuliert im Namen der gesamten<br />
Südtiroler Sängerschar und würdigt<br />
im Vorweg das kreative Schaffen und<br />
pfl ichtbewusste Wirken von Ernst Thoma.<br />
Es mache deutlich, wie man mit dem Gesang<br />
geistig und körperlich jung bleiben<br />
könne. „Mit seinem kompetenten Tiefgang,<br />
seinem stillen Humor und seiner Gelassenheit<br />
ist er ein leuchtendes Beispiel für<br />
alle Freunde der Volksmusik“, erklärt Obmann<br />
Deltedesco.<br />
Alfons Gruber<br />
• Heimatpflege<br />
Heimatpfl egefest auf Schloss Prösels –<br />
Ein Fest für die Sinne 30<br />
Bozen – Bolzano: eine mehrfache Stadt 31<br />
Auf dass Humanität über Gewalt siege –<br />
Gedenkfeier in Niederlana 35<br />
Ein kleines Paradies<br />
für Selbstversorger im Südtiroler Unterland 36<br />
Eine Schnalser Tracht erzählt 39<br />
Rundschau 40<br />
Volkstanzgruppe Deutschnofen<br />
feiert 35-jähriges Bestehen 41<br />
Arge Mundart - „Drunter und drüber“ 41<br />
Büchertisch 42<br />
Titelbild: Der Jugenchor Österreich im Meraner Kursaal<br />
2<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Vorweg<br />
Chorwesen<br />
Orientierung und Vorbild<br />
Gelebte Kultur ist nicht selbstverständlich<br />
Erich Deltedesco<br />
Wir alle brauchen Orientierung – auch<br />
im Chorgesang. Veranstaltungen und Fortbildungen<br />
können Orientierung schenken,<br />
wie etwa der Jugendchor Österreich oder<br />
unsere Schulungen, Orientierung geben uns<br />
aber auch engagierte Menschen, wie der<br />
Komponist Ernst Thoma, der heuer seinen<br />
60. Geburtstag feierte und für den Südtiroler<br />
Chorverband auch in diesem Jahr wiederum<br />
die Alpenländische Sing- und Wanderwoche<br />
leitete.<br />
Der neu gegründete Jugendchor Österreich,<br />
der aus 38 jungen Top-Sängern<br />
und -Sängerinnen aus ganz Österreich<br />
und Südtirol besteht, feierte mit dem Programm<br />
„Himmelswesen“ am 24. Juli im<br />
Kursaal von Meran seine Premiere. Dass<br />
der nationale Auswahlchor unter der künstlerischen<br />
Leitung von Franz M. Herzog sich<br />
für seinen Gründungsauftritt Südtirol als<br />
Aufführungsort ausgesucht hat, sehen wir<br />
als besondere Ehre und auch als Zeichen<br />
der Verbundenheit des Südtiroler Chorverbandes<br />
mit dem Chorverband Österreich,<br />
als Zeichen einer gelebten und gefühlten<br />
Zusammenarbeit des Chorwesens<br />
diesseits und jenseits des Brenners. Besonders<br />
schön ist, dass auch zwei junge<br />
Sänger und eine junge Sängerin aus Südtirol<br />
im Jugendchor Österreich mitsingen<br />
dürfen. Vom 19. bis 24. Juli fand er sich<br />
auf der Fürstenburg in Burgeis zusammen,<br />
um eine Woche lang zu proben und<br />
sich dann mit dem Programm „Himmelswesen“<br />
vorzustellen. Und wer dieses Konzert<br />
erlebt hat, weiß, dass diese länderübergreifende<br />
Initiative reiche Früchte<br />
brachte und noch bringen wird. So kann<br />
man sich nur den Worten von Kammersängerin<br />
Angelika Kirchschlager anschließen,<br />
die neben Anneliese Zeh, Vize-Präsidentin<br />
von Europa Cantat, die Patronanz des<br />
Jugendchor Österreich inne hat: „Ich bin<br />
begeistert von dieser einzigartigen Initiative,<br />
denn Singen ist unschätzbar wertvoll<br />
für die Menschen und die Gesellschaft!<br />
Wenn sich junge Menschen zusammenfinden,<br />
um auf höchstem Niveau als Österreichs<br />
Auswahlchor besondere Konzerte<br />
zu gestalten, verdient dies höchste<br />
Unterstützung.“<br />
Unterstützung erfahren wir aber nicht<br />
nur durch solche wertvolle Initiativen, wie<br />
es der Jugendchor Österreich oder auch<br />
der Landesjugendchor Südtirol sind, sondern<br />
auch durch die regelmäßigen Schulungsangebote,<br />
die in diesem Sommer<br />
wieder viele Menschen wahrgenommen<br />
haben und noch weiter wahrnehmen. Kinder,<br />
Jugendliche und Erwachsene haben<br />
neue Lieder kennen gelernt, aber auch<br />
neue Freunde und neue Aspekte ihrer eigenen<br />
Persönlichkeit. Uns Zuhörer/innen<br />
haben sie viele schöne Momente bei den<br />
Abschlusskonzerten geschenkt, die das<br />
hohe Niveau, den Einsatz und vor allem<br />
die Freude der Teilnehmer/innen und der<br />
Referenten/innen bestätigten. Als Südtiroler<br />
Chorverband, als Sängerinnen und<br />
Sänger in diesem Land muss es uns bewusst<br />
sein, dass wir in der privilegierten<br />
Situation sind, von der Politik in unserer<br />
Kulturarbeit unterstützt zu werden, ideell<br />
und finanziell. Unsere Schulungstätigkeit<br />
wäre ohne die großzügige Unterstützung<br />
durch das Kulturamt des Landes Südtirol<br />
und die Stiftung Südtiroler Sparkasse<br />
nicht möglich. Diese Möglichkeit, relativ<br />
kostengünstig in schöner Umgebung<br />
und unter Anleitung von ausgezeichneten<br />
Referenten Neues lernen zu dürfen,<br />
ist nicht selbstverständlich. So sollten wir<br />
wirklich dankbar auf unser reiches Kulturleben<br />
blicken, an dem wir so direkt<br />
teilnehmen können. Eine weitere Gelegenheit<br />
dazu in diesem Sommer ist das<br />
Abschlusskonzert von Musical Fever am<br />
Samstag, 29. <strong>August</strong>, um 18 Uhr im Vinzentinum<br />
in Brixen. Auch das Wochenendseminar<br />
„Frauenjazzchor – Let’s sing<br />
– let’s swing – let’s groove im Kolpinghaus<br />
in Bozen wird in diesem Sommer vielen<br />
noch schöne musikalische und menschliche<br />
Erlebnisse bescheren.<br />
Die Chorkultur lebt von den<br />
Menschen<br />
Die Chorkultur lebt aber nicht nur von<br />
Initiativen, sondern zuallererst von den<br />
Menschen, die sich Zeit nehmen für Fortbildung,<br />
Zeit nehmen für andere, Zeit nehmen<br />
für Gesang und Musik. Ein solcher<br />
Mensch ist auch Ernst Thoma aus Mals. Er<br />
feierte vor kurzem seinen 60. Geburtstag.<br />
Als Chorleiter und Komponist ist er allen<br />
Freunden der echten Volksmusik bekannt<br />
und viele durften ihn als Referenten kennen<br />
lernen. Gerade die Alpenländische Singund<br />
Wanderwoche ist ohne den Tiefgang,<br />
den stillen Humor und die Gelassenheit<br />
von Ernst Thoma gar nicht mehr denkbar.<br />
Vielen Sänger/innen ist er ein leuchtendes<br />
Vorbild in seiner Art, mit Menschen umzugehen,<br />
in seinem kreativen Schaffen.<br />
Sein pflichtbewusstes Wirken zeigt uns,<br />
wie man mit dem Gesang körperlich und<br />
geistig jung bleiben kann. Im Namen der<br />
gesamten Südtiroler Sängerschar danke<br />
ich ihm auch an dieser Stelle aufrichtig<br />
für seinen Einsatz und wünsche ihm ein<br />
reiches Wirken für die Zukunft.<br />
Erich Deltedesco,<br />
Obmann des Südtiroler Chorverbandes<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 3
Das Thema<br />
Gesamtkunstwerk mit Engeln<br />
Probenwoche des Jugendchor Österreich auf der Fürstenburg<br />
Der Jugendchor Österreich probte auf der Fürstenburg für sein erstes Konzert am<br />
Freitag, 24. Juli, im Meraner Kursaal.<br />
Der Künstlerische Leiter des Jugendchors<br />
Österreich Franz M. Herzog freute sich<br />
auf ein besonderes Konzert mit seinen<br />
jungen Sänger und Sängerinnen.<br />
„Es ist ein fast historischer Moment: Hier<br />
in der Fürstenburg in Burgeis ist der nationale<br />
Jugendchor Österreichs entstanden“,<br />
sagt Franz M. Herzog. Herzog ist der Künstlerische<br />
Leiter des in diesem Jahr gegründeten<br />
„Jugendchor Österreich“, der aus 38<br />
Top-Sängern und -Sängerinnen von 17 bis<br />
26 Jahren aus ganz Österreich und Südtirol<br />
besteht und sich von 19. bis 24. Juli in<br />
der Fürstenburg auf sein allererstes Konzert<br />
„Himmelswesen“ vorbereitete.<br />
Im Probensaal der Fürstenburg herrscht<br />
eine entspannte Atmosphäre. Herzog und<br />
sein Chor sind gerade dabei, die Zugabe<br />
zu proben: „Wir werden von jedem Bundesland<br />
und auch von Südtirol ein bis zwei<br />
Volksliedstrophen singen.“ Im Moment steht<br />
das „oberösterreichische Landlaliad“ auf<br />
dem Programm, dann folgt ein Lied aus<br />
Vorarlberg. Herzog fragt, ob die Oberösterreicher<br />
bzw. Vorarlberger Sänger und Sängerinnen<br />
den Text originalgetreu vorlesen<br />
können. Schließlich bedeuten die verschiedenen<br />
Dialekte für alle eine Herausforderung.<br />
Dann wird gemeinsam rhythmisch<br />
gesprochen und Herzog versucht das unterschiedliche<br />
Wesen der Volkslieder in Worte<br />
zu fassen: „Der oberösterreichische Dialekt<br />
und seine Volkslieder sind ehrlicher,<br />
direkter, hämmernder als zum Beispiel in<br />
Kärnten.“ Bald schon wird versucht, auswendig<br />
zu singen. Man sieht, dass die Sänger<br />
bereits jetzt, am dritten Tag, zu einer<br />
Gemeinschaft zusammengewachsen sind.<br />
Das betont auch Herzog: „Wir haben<br />
bald einen richtigen Chor gehabt, obwohl<br />
sich die Sänger und Sängerinnen in diesen<br />
Tagen zum ersten Mal überhaupt gesehen,<br />
zum ersten Mal gemeinsam geprobt<br />
haben.“ Und er ist auch von der Umgebung<br />
begeistert: „Die Bedingungen hier<br />
auf der Fürstenburg sind ideal. Wir sind<br />
weit weg von allem, es ist nicht zu heiß<br />
und wir haben viel Platz an einem wunderschönen<br />
Ort. Wir sind dem Südtiroler<br />
Chorverband sehr dankbar, dass er uns<br />
dies ermöglicht!“ Vor allem freue es ihn,<br />
dass nicht nur jeweils vier Sänger aus den<br />
österreichischen Bundesländern im Chor<br />
mitsingen, sondern auch drei aus Südtirol,<br />
„dem zehnten Bundesland“. Alle Sänger<br />
rund Sängerinnen singen in den jeweiligen<br />
Landesjugendchören und wurden von<br />
den jeweiligen Landesverbänden entsandt.<br />
So kann Herzog ein anspruchsvolles Programm<br />
einstudieren: „Es wird ein besonderes<br />
Konzert, ein Gesamtkunstwerk, mit<br />
dem wir alle Sinne ansprechen wollen.“<br />
Denn es werden optisch und musikalisch<br />
„Himmelswesen“ auf der Bühne des Kurhauses<br />
erstehen, unterstützt von beeinruckenden<br />
Visuals und opulent-phantasievollen<br />
Engelsgewändern des Künstlers Marc<br />
Thomas Merz, der nach seiner Studienzeit<br />
bei Karl Lagerfeld und Jul Sander außergewöhnliche<br />
Modekollektionen geschaffen<br />
hat. 1999 lernte er Herzog in Graz kennen<br />
und langsam entstand die Idee, Gesang<br />
und Engelskollektionen zu verbinden. Merz<br />
sieht seine Engelsgewänder, die zum Teil<br />
von den Sängern und Sängerinnen getragen<br />
werden, als zeitlose Vision eines „Goldenen<br />
Zeitalters“: „Als ich diese Gewänder<br />
schuf, wollte ich über die Materie die geistige<br />
Welt ausdrücken.“ Er findet es besonders<br />
berührend, dass seine Gewänder zur<br />
selben Zeit geboren wurden wie die jungen<br />
Sänger und Sängerinnen, die sie nun<br />
wieder auf der Bühne auferstehen lassen:<br />
„Meine Engelsgewänder wollen die Menschen<br />
optisch veredeln, sie wollen auf das<br />
Paradies hinweisen.“ Das Konzept der Engelswelten<br />
verbindet so auch die Lieder,<br />
die der junge Chor einstudiert: Von Renaissanceliedern<br />
über Schuberts „Heilig“<br />
und Brahms bis hin zu Gospels und Volksliedern<br />
aus allen „zehn Bundesländern“.<br />
Nach dem Konzert in Meran trat der Jugendchor<br />
Österreich in Spittal an der Drau<br />
auf – für dieses Konzert hat der österreichische<br />
Bundespräsident den Ehrenschutz<br />
übernommen – und in den nächsten Jahren<br />
wird er seine Rolle als offizieller musikalischer<br />
Botschafter Österreichs wahrnehmen<br />
und auch bei offiziellen Anlässen<br />
singen, wie Herzog betont.<br />
4<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Engelhafter Gesang<br />
Weltpremiere des Jugendchors Österreich in Meran<br />
Der Jugendchor Österreich, bei dem auch drei Südtiroler mitsingen, gestaltete ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk mit<br />
mystischer Intensität.<br />
Sie kamen barfuß und weiß gekleidet auf<br />
die Bühne, legten sich auf den Boden und<br />
ein sphärisch-engelhafter Klang breitete<br />
sich wie ein Teppich über Chor und Publikum:<br />
So begann das Weltpremieren-Konzert<br />
des heuer gegründeten Jugendchors Österreich<br />
unter der künstlerischen Leitung von<br />
Franz M. Herzog am Freitag, 24. Juli, im Meraner<br />
Kursaal.<br />
Das Chorwerk „Mit den Chören der Engel“<br />
von Manfred Länger, der auch im Publikum<br />
saß, wurde zum ersten Mal aufgeführt<br />
und leitete eindrucksvoll auf das<br />
Thema „Himmelswesen“ ein. Die ersten<br />
drei Werke waren aus dem 20. bzw. dem<br />
16. Jahrhundert und dem Motiv Sakralengel<br />
zugeordnet. Beim „Sanctus“ aus der Deutschen<br />
Messe von Schubert gingen die Sängerinnen<br />
und Sänger in den Saal und das<br />
Publikum wurde aufgefordert in das „Heilig“<br />
mit einzustimmen. Der Teil „Himmelskönigin“<br />
war der Muttergottes gewidmet mit Werken<br />
aus dem 20. Jahrhundert, darunter die<br />
Uraufführung des „Ave Maria“ von Christian<br />
Dreo (geboren 1958). Die Lichtwesen der<br />
Wasserreiche – Meeresengel und Teichengel<br />
schwebten im Hintergrund der Werke<br />
„Ave maris stella“ von Franz M. oder beim<br />
solistisch vorgetragenen Lied „Is scho still<br />
uman See“ von Günther Mittergradnegger<br />
(1923-1992), das allen unter die Haut ging.<br />
Werke von Brahms und Delius ergänzten<br />
den Reigen der Engelslieder, bevor im letzten<br />
Teil „Kristallengel“ mit Eriks Esenvalds<br />
und Rihards Dubra wieder das 20. Jahrhundert<br />
die Engel besang. Dass die mystische<br />
Atmosphäre spürbar war, war nicht<br />
nur dem hervorragenden Gesang der Sänger<br />
und Sängerinnen und der Leitung von<br />
Franz M. Herzog zuzuschreiben, sondern<br />
auch den Visuals und Engelskostümen des<br />
Künstlers Marc Thomas Merz. Wenn plötzlich<br />
ein Chormitglied im opulenten Engelskostüm<br />
über die Bühne wandelte oder im<br />
Hintergrund übergroße Engelsgesichter –<br />
aber auch die Gesichter der Chormitglieder<br />
– schwebten, dann wurden für Momente<br />
tatsächlich Schauen, Hören und Fühlen<br />
zu einer Einheit. Als Zugabe sang der Chor<br />
unter anderem Volksliedstrophen aus allen<br />
neun Bundesländern und aus Südtirol<br />
– und das Publikum musste erraten, aus<br />
welchem Land die Lieder stammen.<br />
Das Publikum dankte dem Chor für dieses<br />
intensive musikalische Erlebnis mit stehendem<br />
Applaus. „Es ist ein historischer Moment!“,<br />
freute sich der Präsident des Jugendchors<br />
Österreich Karl-Gerhard Straßl.<br />
Er sehe den Jugendchor Österreich als<br />
„Leuchtturmprojekt“: „Wenn junge Menschen<br />
gemeinsam singen, ist das doch etwas<br />
vom Schönsten, das es gibt. Unser<br />
Ziel ist es, Freude am gemeinsamen Singen<br />
zu verbreiten.“ Der Künstlerische Leiter<br />
des Jugendchors Österreich Franz M.<br />
Herzog bedankte sich beim Südtiroler Chorverband<br />
für die idealen Bedingungen auf<br />
der Fürstenburg, wo der Chor sich eine Woche<br />
lang auf das Konzert vorbereitet hatte.<br />
Erich Deltedesco, der Obmann des Südtiroler<br />
Chorverbands, der Konzert und Probenwoche<br />
organisiert hatte, konnte viele<br />
Ehrengäste begrüßen, darunter Kulturlandesrat<br />
Philipp Achammer und Wolfgang Ziegler,<br />
den Präsidenten des Chorverbandes<br />
Österreich. Zum Konzert gekommen waren<br />
u.a. auch Anneliese Zeh, die Vizepräsidentin<br />
von „Europa Cantat“, der Künstlerische<br />
Leiter der AGACH P. Urban Stillhard, der<br />
Verbandschorleiter des Südtiroler Chorverbandes<br />
Armin Mitterer sowie viele Vertreter<br />
der österreichischen Chor-Landesverbände.<br />
Obmann Erich Deltedesco betonte, dass es<br />
der Südtiroler Chorverband als „Ehre und<br />
Zeichen der Verbundenheit“ sehe, dass<br />
der Jugendchor Österreich seine Premiere<br />
in Südtirol feiere.<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 5
Aus Verband und Bezirken<br />
Pusterer Chöre singen in<br />
Sand in Taufers<br />
„Fest der Chöre“ mit Liedern der Freude<br />
Der Männerchor Taufers<br />
Rudi Duregger freute sich über die<br />
Teilnahme der acht Chöre.<br />
Zum „Fest der Chöre“ lud am Sonntag,<br />
dem 7. Juni <strong>2015</strong>, der Bezirk Pustertal im<br />
Südtiroler Chorverband alle Freunde der<br />
Chormusik.<br />
Acht Chöre aus dem Pustertal stellten<br />
sich mit einem Lied in der Festhalle von<br />
Sand in Taufers vor und sangen danach den<br />
ganzen Nachmittag hindurch an verschiedenen<br />
Plätzen des Dorfes ihre Lieder. So<br />
ertönte vor allem alpenländisches Liedgut<br />
um Liebe und Heimat, manchmal schwermütig,<br />
manchmal humorvoll. Trotz der Hitze<br />
begleiteten die Chöre gar einige Zuhörer,<br />
Einheimische wie Gäste, und lauschten<br />
den Liedern. In der Festhalle, auf Plätzen<br />
und vor Gasthäusern und Cafés erklang der<br />
Gesang, und so mag der eine oder andere<br />
Nichtsahnende überrascht gewesen sein,<br />
wenn er plötzlich Hubert von Goiserns „Du<br />
bist so weit weit weg“ durch das Dorf klingen<br />
hörte oder die Zeilen „Rundumadum<br />
läutn die Glockn so schian“ und „Hoamtl<br />
schians, wünsch dir a guate Nocht...“<br />
Der Obmann des Bezirks Pustertal im<br />
Südtiroler Chorverband Rudi Duregger<br />
freute sich über die Teilnahme der acht<br />
Chöre am Fest, das von der Musikkapelle<br />
Sand in Taufers mit einem Konzert eröffnet<br />
wurde. „Es war nicht leicht, Chöre zum<br />
Mitmachen zu gewinnen!“, sagte der Bezirksobmann.<br />
Umso mehr schätze er das<br />
Engagement der Sänger und Sängerinnen,<br />
der Chorleiter und Chorleiterinnen, die an<br />
diesem Sonntagnachmittag Sand in Taufers<br />
mit ihrem Gesang zum Klingen brachten.<br />
Sein besonderer Dank galt dem Männerchor<br />
Taufers, der das Fest zusammen<br />
mit dem Bezirksausschuss „mit viel Fleiß“<br />
organisiert hatte und für Speis und Trank<br />
sorgte. Duregger dankte auch allen freiwilligen<br />
Helfern, ohne die ein solches Fest<br />
nicht möglich wäre.<br />
Die acht Chöre stellen sich vor<br />
Der Männerchor Taufers begann die<br />
„Vorstellungsrunde“ mit dem Lied „Griaß<br />
Gott, griaß enk Gott mitanond“ - die Zeile<br />
„Schian wird die Stund in unserer Rund“<br />
war eine schöne Einstimmung auf das<br />
gemeinsame Sängerfest. Mit dem Lied<br />
„Die Hoamat“ bewegten die Sänger die<br />
Herzen der vielen Zuhörer und Zuhörerinnen.<br />
Der Kirchenchor Taufers mit<br />
Obmann Martin Huber und Chorleiter<br />
Elmar Stimpfl stellte sich als traditionsreichen<br />
Chor vor: 1876 gegründet, feiert<br />
er im nächsten Jahr das 140-Jahr-Jubiläum.<br />
26 Auftritte im Jahr vor allem in<br />
der Kirche zeigt das reiche Wirken dieses<br />
Chores. Der Männerchor Stegen mit<br />
Obmann Albin Pramstaller und Chorleiter<br />
Paul Denicoló wurde 1968 von Kirchensängern<br />
von Stegen gegründet und<br />
„Frohlocket und singet, der Frühling ist da!“, sang der<br />
Kirchenchor Weißenbach unter der Leitung von Josef Stifter.<br />
Der Männerchor Stegen ...<br />
6<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
hat 27 Mitglieder, die gesanglich sowohl<br />
in der Kirche als auch im Weltlichen zuhause<br />
sind, wie ihr Lied zeigte, in dem<br />
es um die „lustigen Leitlan“ und die „Diandln“<br />
ging. „Wer Freude verschenkt, ist<br />
in Wirklichkeit reich“ sang der Kirchenchor<br />
Weißenbach unter der Leitung von<br />
Chorleiter Josef Stifter. Dem 1950 gegründeten<br />
Chor steht Veronika Brunner<br />
als Obfrau vor. Der Männerchor Welsberg<br />
unter der Leitung von Chorleiter<br />
Eugen Oberstaller und Obmann Peter<br />
Edler betonte in seinem Lied, dass man<br />
das Reden sein lassen und lieber singen<br />
sollte. Den Schwerpunkt seiner Tätigkeit<br />
sieht der Kirchenchor Obervintl naturgemäß<br />
im geistlichen Lied und der Gottesdienstgestaltung.<br />
Unter der Leitung von<br />
Chorleiterin Sonja Roalter sang der Chor,<br />
dem Josef Volgger als Obmann vorsteht,<br />
passend zum Fest ein Lied zum Thema<br />
Liebe. Das Männerquartett Percha wurde<br />
von Sänger Sigi Niederwanger vorgestellt.<br />
Seit zwei Jahren gebe es das Quartett<br />
in dieser Besetzung: „Wir singen in der<br />
Kirche und bei verschiedenen Anlässen,<br />
bevorzugt alpenländisches Liedgut.“ Seit<br />
kurzem gibt es erst das Doppelquartett<br />
Sand in Taufers, das über den „Puschtra<br />
Bauer“ sang, übers Wildern und die<br />
Pirsch nach den „Gitschen“.<br />
... suchte sich einen<br />
schattigen Ort<br />
Männerchor Welsberg<br />
Kirchenchor Obervintl<br />
Dank an alle Sänger<br />
und Sängerinnen<br />
Unter den Zuhörern waren der Obmann<br />
des Südtiroler Chorverbandes Erich Deltedesco<br />
und die Referentin für Finanzen<br />
des SCV Carmen Seidner sowie der neugewählte<br />
Bürgermeister von Sand in Taufers<br />
Sigfried Steinmair. Dieser dankte den<br />
Chören für ihre Teilnahme und betonte,<br />
dass Kultur kein „Selbstläufer“ sei: „Wenn<br />
sich Menschen nicht für das Chorwesen<br />
einsetzen und die Familien nicht dahinterstehen,<br />
dann wäre es um diese Art von<br />
Kultur schlecht bestellt!“ Verbandsobmann<br />
Erich Deltedesco freute sich, bei<br />
diesem „tollen Fest“ dabei sein zu dürfen<br />
und gratulierte dem Bezirksobmann und<br />
dem Männerchor Taufers zur guten Organisation.<br />
„Ich wünsche Euch allen viel<br />
Freude bei diesem Fest und noch viele<br />
tolle Erlebnisse mit dem Chorgesang“, rief<br />
der Obmann den Sängerinnen und Sängern<br />
zu. Um 17 Uhr beendeten die Chöre<br />
mit gemeinsamem Gesang das Fest der<br />
Chöre, dem auch ein kurzes Sommergewitter<br />
nichts anhaben konnte.<br />
Männerquartett Percha<br />
Doppelquartett Sand in Taufers<br />
Kirchenchor Taufers<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 7
Aus Verband und Bezirken<br />
Fünf Jahre Landesjugendchor<br />
Südtirol<br />
Konzerte in Neustift und Algund<br />
Der Landesjugendchor Südtirol feierte sein fünfjähriges Bestehen auch mit einem Konzert in Algund.<br />
Mit Lob- und Preisliedern verschiedenster<br />
Komponisten des 20. Jahrhunderts<br />
sowie der einzigen doppelchörigen<br />
Messkomposition von Josef Gabriel<br />
Rheinberger, nämlich dem "Cantus missae"<br />
- nach Otto Ursprung die "schönste<br />
reine Vokalmesse des 19. Jahrhunderts" -,<br />
brachte der Landesjugendchor Südtirol<br />
am 30. Mai in der Stiftskirche in Neustift<br />
und am 31. Mai in der Pfarrkirche in Algund<br />
„die Freude über sein fünfjähriges<br />
Bestehen und den Dank für viele schöne<br />
Begegnungen und gemeinsame Erlebnisse<br />
zum Ausdruck“, wie die Vertreter<br />
des Landesjugendchors auch bei den<br />
Konzerten betonten. Viele waren gekommen<br />
und staunten über die Ausdruckstiefe<br />
und Energie des Gesangs.<br />
Von 2011 bis 2013 stand Stefan Kaltenböck<br />
dem Chor vor, seit Anfang des Jahres<br />
2014 liegt die Leitung in den Händen von<br />
Nataliya Lukina. Derzeit singen 36 Sängerinnen<br />
und Sänger aus allen Landesteilen<br />
im Alter von 16 bis 28 Jahren im Chor mit.<br />
Chorleiter und Sänger gesucht!<br />
Vox Ensemble Terlan<br />
Die „Voxler“ suchen ab Herbst <strong>2015</strong> einen Chorleiter oder eine Chorleiterin. Das Vox Ensemble ist eine singfreudige, buntgemischte<br />
Gruppe und singt gerne Gospels und Spirituals, Musicals, Popsongs und deutsche Evergreens „und alles was so<br />
anfällt“, wie sie von sich sagen. Sie proben regelmäßig, „doch könnten wir uns auch vorstellen auf ein Projekt hinzuarbeiten“,<br />
betont Obfrau Ulrike Tonner. Die Sänger und Sängerinnen würden sich freuen, wenn sich Interessierte melden und<br />
sich mit der Obfrau und dem Chor zu einem persönlichen Gespräch treffen würden.<br />
Kontakt: Obfrau Ulrike Tonner, 335 1420370, Email: voxensemble.terlan@gmail.com<br />
8<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Tau für die Seele<br />
Alpenländische Sing- und Wanderwoche<br />
Chorleiter Ernst Thoma und die Teilnehmer der Alpenländischen Sing- und Wanderwoche des Südtiroler Chorverbandes<br />
„Singen ist Jasagen zum In-der-Welt-<br />
Sein.“ Mit diesen Worten wurde der Obmann<br />
des Südtiroler Chorverbandes Erich<br />
Deltedesco dem Wesen der Alpenländischen<br />
Sing- und Wanderwoche gerecht, die auch<br />
heuer wieder geprägt war von einer Stimmung<br />
der Lebensfreude, Liebe zu Kunst,<br />
Landschaft und Menschen.<br />
Wie viele Freunde des alpenländischen<br />
Volksliedes aus Nah und Fern war Obmann<br />
Erich Deltedesco zum Abschlusskonzert<br />
der Singwoche am 4. Juli ins Haus<br />
der Dorfgemeinschaft in Stilfs gekommen,<br />
um den geistlichen und weltlichen Liedern<br />
rund um Liebe und Tod, Heimat und Himmel<br />
zu lauschen.<br />
Die rund 70 Sänger und Sängerinnen<br />
hatten unter der Leitung von Ernst Thoma<br />
Land und Leute um Stilfs eine Woche lang<br />
wandernd erkundet, aber auch neue Liedliteratur<br />
kennen gelernt und einstudiert. So<br />
bot das Konzertprogramm unter anderem<br />
mit Jodlern, einem Kärnter Volkslied, Liedern<br />
von Ernst Thoma und Sepp Oberhöller,<br />
einer ungewohnten Heiligen-Anrufung,<br />
einem ladinischen Lied und mit einem von<br />
Thoma komponierten Sprechgesang aus<br />
Stilfser rätoromanisch geprägten Wörtern<br />
einen originellen Einblick in die Welt des<br />
Volksliedes. Auch das Publikum durfte mitsingen.<br />
Dass sich die Woche, die nächstes<br />
Jahr in Gsies stattfinden wird, ungebrochener<br />
Beliebtheit erfreue, sei ganz wesentlich<br />
Thoma zu verdanken, betonte der<br />
Obmann des Südtiroler Chorverbandes.<br />
Deltedesco erinnerte an den 60. Geburtstag,<br />
den Thoma heuer gefeiert hat und<br />
würdigte ihn als Komponisten: „Du hast<br />
mit deiner Überzeugungskraft den Sängern<br />
und Sängerinnen eine orientierende<br />
Perspektive gegeben und Bleibendes für<br />
unsere Heimat geschaffen!“ Deltedesco<br />
dankte auch den vielen Teilnehmern für<br />
das schöne Konzert: „Ich bin begeistert!“<br />
Das Wort des Dichters Oswald von Wolkenstein<br />
treffe hier zu, dass „was der Tau den<br />
Fluren, die Lieder für die Seele sind.“ Deltedescos<br />
Dank galt auch Roland Angerer<br />
aus Stilfs, der die Schulung organisatorisch<br />
betreut hatte. Die Teilnehmer gestalteten<br />
am Sonntag, 5. Juli, den Gottesdienst in<br />
der Pfarrkirche von Stilfs, und zwar mit der<br />
Florinusmesse von Ernst Thoma.<br />
Ernst Thoma ist die Seele der<br />
Alpenländischen Sing- und Wanderwoche<br />
des Südtiroler Chorverbandes.<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 9
Aus Verband und Bezirken<br />
Tanzen und singen für Hollywood<br />
Kindersingwoche des Südtiroler Chorverbandes<br />
Kursleiter Michael Feichter mit dem großen Chor der Kinder und Jugendlichen<br />
„Ich gratuliere euch herzlich zu dieser<br />
tollen Show! Wir staunen, was in einer Woche<br />
an Vorbereitungszeit alles möglich ist!“<br />
Mit diesen Worten sprach Peter Berger, Vorstandsmitglied<br />
des Südtiroler Chorverbands,<br />
allen im Publikum Anwesenden aus dem<br />
Herzen, darunter auch Verbandsobmann<br />
Erich Deltedesco und Bezirksobmann Robert<br />
Wiest. Freunde und Familien der rund<br />
dreißig Kinder zwischen neun und 14 Jahren,<br />
die an der Kindersingwoche des Südtiroler<br />
Chorverbandes vom 28. Juni bis 4. Juli<br />
in der Hauswirtschaftsschule Frankenberg in<br />
Tisens teilgenommen hatten, waren begeistert<br />
vom Einsatz und vom Können der jungen<br />
Sänger und Tänzer.<br />
Unter dem Motto „Shrek lass nach. Frankenberg<br />
goes Hollywood!“ hieß es für Kursleiter<br />
Michael Feichter als Filmregisseur in<br />
kürzester Zeit sieben musikalische Filmszenen<br />
für den berühmten Regisseur Steven<br />
Spielberg einzustudieren. „Die Szenen müssen<br />
schnell in den Kasten!“ rief Regisseur<br />
Feichter und trommelte seine Schauspieler<br />
und Musiker zusammen, holte seine selbstgebastelte<br />
Kamera, filmte die Kinder und rief<br />
ihnen zu: „Entwickeln Sie ein gutes Gefühl<br />
für den Raum!“. So wurde zur ersten Szene<br />
„Urlaub“ deutscher Pop von Peter Fox gesungen,<br />
zur Szene „Hl. Messe“ ein Halleluja-Potpourri<br />
von Klassik bis zu Gospels, in<br />
der Szene „Das Rad des Schicksals“ sangen<br />
die Kinder „O Fortuna“ aus den Carmina<br />
Burana von Carl Orff, es folgten ein Instrumentalkonzert,<br />
die Szene „Liebeserklärung<br />
bei Sonnenuntergang“ mit „Dieser Weg wird<br />
kein leichter sein“ von Xavier Naidoo und<br />
schließlich die RAP-Szene der „Straßengang“,<br />
in welcher der Regisseur von den<br />
Jungen verlangte, dass sie möglichst „cool“<br />
wirken sollten. Die Kinder zeigten beachtliches<br />
Können nicht nur als Chorsänger und<br />
Tänzer, sonder auch als Solisten. Dies war<br />
auch der Erfolg von Choreograf Reda Roshdy<br />
und den Vokalbetreuerinnen Andrea<br />
Oberparleiter und Sophie Eder, aber auch<br />
Ergebnis der guten Stimmung im Kurs: So<br />
hießt es in der Schlusschoreografie „We are<br />
family!“, bei der auch Eltern und Geschwister<br />
mittanzen durften.<br />
Dass die Kindersingwoche von Spaß<br />
und Freude geprägt war, zeigte auch die<br />
einleitende Fotoshow mit Eindrücken von<br />
Spiel, Sport und einer kreativen Freizeitgestaltung,<br />
für die Claudia Niederbacher<br />
und Mirjam Pichler zuständig waren. Ihnen,<br />
den Referenten und Kursleiter Michael<br />
Feichter, „Herz und Seele“ der Kindersingwoche,<br />
sei es zu verdanken, dass<br />
die Kindersingwoche so erfolgreich sei,<br />
betonte Peter Berger. Sein Dank galt auch<br />
dem Team von Frankenberg für die Gastfreundschaft<br />
sowie der Stiftung Südtiroler<br />
Sparkasse und dem Land für die finanzielle<br />
Unterstützung.<br />
Lukas Erb, Andrea<br />
Oberparleiter, Sophie<br />
Eder, Kursleiter Michael<br />
Feichter und<br />
Reda Roshdy stellten<br />
mit den Kindern und<br />
Jugendlichen eine tolle<br />
Show auf die Beine.<br />
Viele junge Sänger und<br />
Sängerinnen zeigten<br />
ihr solistisches Können.<br />
10<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Spaß am Singen und Tanzen<br />
Musicalischer Workshop für Jugendliche<br />
„Wir singen, tanzen und spielen, bis die<br />
Bude platzt!“ lautete das Motto des heurigen<br />
MUSICALischen Workshops des Südtiroler<br />
Chorverbandes im Haus der Familie<br />
in Lichtenstern. Sechzig Jugendliche<br />
im Alter zwischen 12 und 17 nahmen zwischen<br />
5. und 11. Juli an den verschiedenen<br />
Workshops teil.<br />
Sie sangen im Chor unter der bewährten<br />
Leitung von Kursleiter Christian Sefan Horvath<br />
aus Wien, erhielten Sologesangscoaching<br />
vom Gesangsexperten Max Gaier und<br />
erarbeiteten unter der Leitung von Harald<br />
Volker Sommer choreografi sche Szenen.<br />
„Wir werden rund um bekannte Popsongs<br />
zum Thema Liebe wie zum Beispiel „Umbrella“<br />
von Rihanna, „Valery“ von Amy Winhouse<br />
oder „All of me“ von John Legend<br />
eine Musicalshow kreieren, in der es um das<br />
Sich-Kennenlernen geht, um Liebesglück<br />
und Liebesschmerz“, erzählt Choreograph<br />
Harald Volker Sommer. „Die Jugendlichen<br />
sind sehr motiviert, viele von ihnen möchten<br />
auch solistisch auftreten, sowohl als Sänger<br />
als auch als Tänzer.“ Niemand müsse zum<br />
Vor allem das<br />
Tanzen zur<br />
Musik der<br />
Popsongs<br />
macht den<br />
Jugendlichen<br />
Spaß.<br />
Mitmachen überredet werden und schon<br />
in den ersten zwei Tagen seien sie mit der<br />
Erarbeitung der „Pop-corn-Show“ schnell<br />
weitergekommen: „Die Jugendlichen, darunter<br />
auch einige Buben, proben sogar<br />
in den Pausen!“ Den ganzen Tag wird in<br />
Gruppen oder gemeinsam gesungen und<br />
getanzt, aber auch schauspielerisch gearbeitet.<br />
Tatsächlich zeigt der Blick in den Probensaal,<br />
dass die Jugendlichen voll bei der<br />
Sache sind, dürfen sie doch zu bekannten<br />
Popliedern selbst Choreographien tanzen.<br />
Das fi ndet etwa auch Marcel (12) aus Gröden<br />
schön: „Ich habe bisher noch nie solche<br />
Workshops besucht, vor allem das Tanzen<br />
macht mir großen Spaß!“ Vom Tanzen<br />
ist auch sein Freund Juri (11) aus Gröden<br />
begeistert: „Auch ich mache es zum ersten<br />
Mal! Es ist eine tolle Stimmung hier!“<br />
Valentina (13) aus Unterinn war schon oft<br />
bei Kursen im Haus der Familie und singt<br />
und tanzt bei einer Tanzgruppe in Klobenstein<br />
Hip Hop und Breakdance: „Mir gefällt<br />
an diesem Kurs, dass man auch Solos<br />
singen darf, außerdem sind die Referenten<br />
sehr nett!“ Ihre Abschlussshow zeigten die<br />
Jugendlichen am 11. Juli im Haus der Familie<br />
in Lichtenstern.<br />
Radio „BR Heimat“ auch in Südtirol zu hören<br />
Für Freunde echter Volksmusik<br />
Für die Freunde echter Volksmusik und<br />
deren zahlreiche Südtiroler Interpreten<br />
verbreitet die RAS das Hörfunkprogramm<br />
BR Heimat nun landesweit über Digitalradio<br />
DAB+. „BR Heimat“ ist das erste<br />
Vollprogramm für traditionelle alpenländische<br />
Volksmusik, Blasmusik, Volkskunde<br />
und Brauchtum im deutschsprachigen<br />
Raum. Das Programm wird seit<br />
vergangenem Februar vom Bayerischen<br />
Rundfunk überaus erfolgreich in Bayern<br />
ausgestrahlt. In diesem Programm - so<br />
RAS-Präsident Rudi Gamper - werden<br />
auch Musik- und Textbeiträge aus Südtirol<br />
gesendet und Südtiroler Interpreten<br />
erhalten somit eine wichtige Plattform für<br />
die Verbreitung ihres kulturell hochwertigen<br />
Lied- und Musiziergutes.<br />
Aufgrund zahlreicher Anfragen von Seiten<br />
der Südtiroler Bevölkerung hat die Landesregierung<br />
beschlossen, das Programm „BR<br />
Heimat“ auch in Südtirol über das digitale<br />
Sendenetz der RAS zu verbreiten. Kulturlandesrat<br />
Philipp Achammer weist darauf<br />
hin, dass es dabei nicht um die Ausstrahlung<br />
eines Konkurrenzprogramms für die<br />
lokalen Hörfunkbetreiber geht, sondern einzig<br />
und allein darum, der Südtiroler Bevölkerung<br />
wertvolles Volksmusikgut rund um<br />
die Uhr zur Verfügung zu stellen.<br />
Untersuchungen in der Radio-Nutzung<br />
haben überdies gezeigt, dass Themenbereiche<br />
wie echte Volksmusik, Brauchtum<br />
und Dialekt auch für jüngere Hörerschichten<br />
attraktiv sind. „BR Heimat“ ist<br />
seit 15. Juni in ganz Südtirol über Digitalradio<br />
DAB+ zu empfangen.<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 11
Begeisterung, Geselligkeit und Verlässlichkeit machen den Mandochor<br />
Ehrenburg unter der Leitung von Johann Mairvongrasspeinten aus.<br />
10 Jahre Mandochor Ehrenburg<br />
•Stimmgabel<br />
Zum Wohl der Allgemeinheit<br />
Der Mandochor Ehrenburg, gegründet im<br />
Jahr 2005, feierte am 6. Juni <strong>2015</strong> sein<br />
zehnjähriges Bestandsjubiläum. Zu diesem<br />
Anlass lud er zu einem Liederabend in die<br />
Aula der Grundschule Ehrenburg ein. Zahlreiche<br />
Gesangs- und Musikbegeisterte aus<br />
Nah und Fern fanden sich ein.<br />
"Singen isch insre Freid“ - mit diesen Worten<br />
aus dem Eröffnungslied begrüßte der<br />
Obmann des Chores Stefan Brunner die<br />
Zuhörerinnen und Zuhörer sowie die Mitwirkenden<br />
in der voll besetzten Aula. Schwerpunkte<br />
des Chores sind neben der Pfl ege<br />
des geistlichen Liedgutes auch die des alpenländischen,<br />
im Besonderen die des Tiroler<br />
Volksliedes. Der vom Mandochor unter<br />
der Leitung von Johann Mairvongrasspeinten<br />
vorgetragene Liedzyklus zum Thema Wandern,<br />
Liebe und Heimat wurde vom Kinderchor<br />
Ehrenburg unter der Leitung von<br />
Angelika Brunner, vom Zweigesang Maria<br />
E. Brunner und Veronika Prünster und<br />
von der Hausmusik mit den Geschwistern<br />
Schwingshackl umrahmt. Robert Schwärzer<br />
(Gitarre/Steirische Harmonika), Matthäus<br />
Winkler (Steirische Harmonika) und<br />
Maria E. Brunner (Klavier) begleiteten den<br />
Kinderchor. Chormitglied Bruno Engl führte<br />
in gekonnter Weise durch den Abend. Sänger<br />
und Instrumentalisten ernteten zwischendurch<br />
immer wieder herzlichen Applaus.<br />
Der Bürgermeister Andreas Falkensteiner<br />
lobte in seinen Grußworten die rege Vereinstätigkeit<br />
des Chores auf Orts- und Gemeindeebene<br />
und sprach die Wichtigkeit der<br />
Musik und des Gesanges bei den verschiedenen<br />
kirchlichen und weltlichen Festen<br />
und Veranstaltungen an. Mit anerkennenden<br />
Worten gratulierte er zum zehnjährigen Bestandsjubiläum<br />
des Mandochores, ebenso<br />
der Obmann des Südtiroler Chorverbandes<br />
Erich Deltedesco. Er bedankte sich für den<br />
uneigennützigen Einsatz des Mandochors<br />
zum Wohle der Allgemeinheit und zeigte<br />
sich begeistert von den gesanglichen und<br />
musikalischen Darbietungen des Abends.<br />
Den Grußworten der Vorredner schloss sich<br />
der Verbandschorleiter Armin Mitterer an.<br />
Anschließend wurden zwölf Mitglieder des<br />
Chores für das zehnjährige Mitwirken mit einer<br />
Urkunde und einer Anstecknadel des<br />
Südtiroler Chorverbandes geehrt. Auf den<br />
Mandochor bezogen hob Stefan Brunner die<br />
Begeisterung, die Ehrenamtlichkeit, die Geselligkeit<br />
sowie die Verlässlichkeit der Mitglieder<br />
hervor - Eigenschaften, die Dank<br />
und Anerkennung verdienen.<br />
Zum Abschluss bedankte er sich bei allen,<br />
die an der Feier mitgewirkt hatten, für ihren<br />
Einsatz und bei den Zuhörern für ihr<br />
gezeigtes Interesse und lud zum Buffet. So<br />
klang der Abend in geselliger Runde mit Anton<br />
und Lukas Willeit an der Steirischen aus.<br />
Mit dem Mandochor<br />
Ehrenburg feierte<br />
auch der Kinderchor<br />
Ehrenburg unter der<br />
Leitung von Angelika<br />
Brunner.<br />
12<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Auf Spurensuche in den deutschen Sprachinseln<br />
Heimatpfl egeverein und Kirchenchor Untermais<br />
Die Kulturfahrt des Kirchenchors und der<br />
Heimatpfleger von Untermais führte am 30.<br />
Mai – unter der Leitung von Georg Hörwarter<br />
- durch das Puster- und Drautal nach<br />
Friaul und Belluno. Erster Programmpunkt<br />
im Drautal war die Besichtung der Rundkirche<br />
von Berg und ihrer sehr gut erhaltenen<br />
Fresken. Vor dem Kirchlein St. Athanasius<br />
stärkten sich die Teilnehmer und stimmten<br />
ein Weinlied an, bevor es weiter Richtung<br />
Villach zum Schloss Wernberg ging.<br />
Ein Marienlied in der Kirche stimmte ein<br />
auf den Aufenthalt in diesem Kloster. Beeindruckend<br />
war der Blick auf die Drau,<br />
die sich in einer großen Schleife um das<br />
Schloss windet. Als Dank für die gute Bewirtung<br />
erklangen für Schwester Monika,<br />
einer Südtirol-Liebhaberin, ein paar Tiroler<br />
Weisen.<br />
In Tarvis wurde die Gruppe von einem Vertreter<br />
des Kanaltaler Kulturvereines über<br />
die Situation einst und heute informiert. Bei<br />
der Option waren in diesem strukturschwachen<br />
Gebiet 90 Prozent der deutschsprachigen<br />
Bevölkerung abgewandert und nicht<br />
mehr zurückgekehrt. Heute gehören etwa<br />
10 Prozent der Bevölkerung des Kanaltales<br />
der deutschen Sprachgruppe an, die nur<br />
mehr als Haussprache gepfl egt wird. Die<br />
Nähe zu Kärnten ist dabei für den Fortbestand<br />
der Minderheitensprache die wichtigste<br />
Grundlage. Am Weißenfelser See im<br />
Dreiländereck Slowenien – Österreich – Italien<br />
erfreuten sich die Reisenden an der unberührten<br />
Landschaft. Ein eher tristes Bild<br />
bot sich in Tarvis, wo leer stehende Häuser,<br />
Bauten aus der Zeit des Faschismus<br />
und Hotelbauten ein wenig harmonisches<br />
Bild ergeben. Die Fahrt durch das Kanaltal<br />
wurde in Pontebba/Pontafel, der ehemaligen<br />
Grenze zwischen Österreich und<br />
Italien, unterbrochen. Die Besichtung des<br />
spätgotischen Flügelaltares, eine kleine<br />
Marienandacht mit Gesang und die Segnung<br />
durch den Ortspfarrer bildeten den<br />
kulturell-religiösen Abschluss des Tages.<br />
Beim Abendessen im Hotel in Spilimbergo<br />
war Zeit für manch angeregte Diskussion.<br />
Am Sonntag war das erste Tagesziel Zahre/<br />
Sauris, eine abgeschiedene Sprachinsel<br />
auf einem Hochplateau auf 1400 Metern.<br />
Die enge Bergstraße führte an Schluchten<br />
vorbei, über schmale Brücken und durch<br />
lange, wenig beleuchtete Tunnels. Oben tat<br />
Eine echte, bereichernde Kulturfahrt erlebten die Sänger und Sängerinnen von<br />
Untermais.<br />
sich dann eine schöne, unberührte Welt<br />
auf: Grüne Wiesen und Wälder – die Berge<br />
ringsum ließen sich wegen des Nebels leider<br />
nur erahnen – und mitten drin die Streusiedlungen<br />
von Zahre. Sie erinnern in ihrer<br />
Holzbauweise sehr stark an den Baustil<br />
des Pustertales, sind äußerst liebevoll<br />
gepfl egt. Blumen schmücken die Häuser,<br />
davor ist das reichlich vorhandene und in<br />
den kalten Wintermonaten wohl auch dringend<br />
benötige Holz kunstvoll gestapelt. Die<br />
Wiesen sind hier an die Bauern aus der<br />
Ebene verpachtet, die Scheunen teilweise<br />
zu Ferienwohnungen umgebaut worden.<br />
Zwei schöne Flügelaltäre aus der Michael-<br />
Pacher-Schule sind wahre Kleinode in den<br />
Kirchen von Unter- und Oberzahre. Bis in<br />
die Mitte des vergangenen Jahrhunderts<br />
war Sauris dreisprachig: sauranisch, friulanisch<br />
und italienisch. Das Sauranische findet<br />
man noch auf Schautafeln, Aufschriften,<br />
in lokalen Zeitungen. Es handelt sich<br />
hier um eine bayrische Sprache, die viel<br />
Ähnlichkeit mit dem Kärntner und auch<br />
dem Pustertaler Dialekt hat.<br />
Die Sprachinsel Timau/Tischlwong ist den<br />
Südtirolern vor allem als der Ort bekannt,<br />
aus dem die Familie von Bischof Muser<br />
stammt. Wie der Ortspfarrer erklärte,<br />
sind die meisten deutschsprachigen Bewohner<br />
in die Schweiz ausgewandert,<br />
die deutsche Sprache ist nur mehr eine<br />
Randerscheinung. Anzumerken war der<br />
Bevölkerung, darunter auch der Cousine<br />
des Bischofs, aber die Freude über<br />
einen Besuch aus Südtirol. Mit einem<br />
Lied verabschiedete sich die Gruppe von<br />
Tischlwong und seinem Pfarrer. In Sappada/<br />
Plodn bot sich trotz des Regens ein malerisches<br />
Bild: Die Häuser sind auch hier<br />
im kärntnerisch-tirolerischen Stil gehalten,<br />
eingebettet in eine Dolomiten-Landschaft,<br />
die im Winter wie im Sommer viele Gäste<br />
anzieht. Es gab noch eine Kostprobe des<br />
Plodnarischen, bevor es nach einer letzten<br />
Rast in S. Stefano di Cadore über den<br />
Kreuzbergpass nach Südtirol zurückging.<br />
Um 22 Uhr war man wieder in Untermais.<br />
Die Reise hatte interessante Einblicke<br />
in die Situation der deutschen Sprachinseln<br />
von Friaul und Belluno gebracht,<br />
aber auch das Gemeinschaftsgefühl gestärkt.<br />
Die vielen musikalischen Einlagen<br />
des Kirchenchores unter der Leitung von<br />
Julia Perkmann haben dazu sicher einen<br />
wesentlichen Beitrag geleistet. Bleiben<br />
sollte von diesem Ausfl ug aber auch die<br />
Erkenntnis, dass es in Italien sprachliche<br />
Minderheiten gibt, die weniger Glück hatten<br />
als die Südtiroler. Das sollte in uns ein<br />
Gefühl von Dankbarkeit und Zufriedenheit<br />
wecken und gleichzeitig Auftrag sein, an<br />
unseren Wurzeln, unserer Sprache und<br />
Kultur festzuhalten.<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 13
Stimmgabel<br />
„Glurns singt, tanzt und musiziert.“<br />
Kirchenchor Glurns<br />
Ein generationenübergreifendes Erlebnis war das Frühlingskonzert in Glurns.<br />
Mit dem Lied „Guten Abend, guten<br />
Abend“ eröffnete der Schülerchor der<br />
Grundschule das heurige Frühlingskonzert<br />
im Stadtsaal von Glurns. Noch viele<br />
weitere Lieder wurden von den Kindern<br />
begeistert vorgetragen. Dazwischen musizierten<br />
die Musikschüler auf verschiedenen<br />
Instrumenten wie Querflöte, Altflöte,<br />
Steirische Harmonika, Gitarre,<br />
Klavier und Klarinette. Für Unterhaltung<br />
sorgten die Schüler mit ihrem „Kikeriki“-<br />
Tanz, bevor der Kirchenchor und der Männerchor<br />
Glurns ihre Lieder zum Besten<br />
gaben. Eine Klarinettengruppe der Musikkapelle<br />
rundete das abwechslungsreiche<br />
Programm ab.<br />
Im Namen des Kirchenchores bedankte<br />
sich Martin Moriggl bei den Lehrerinnen<br />
der Grundschule Heidi und Evelyn, bei<br />
den Eltern und beim Bildungsausschuss<br />
für die gute Zusammenarbeit. Zum Abschluss<br />
des gelungenen Konzertes sangen<br />
die zahlreichen Zuhörer, darunter<br />
auch der neugewählte Bürgermeister<br />
Alois Frank, der Schülerchor, der Männer-<br />
und Kirchenchor den Kanon „Es tönen<br />
die Lieder“. Und auch die Instrumentalisten<br />
stimmten in den großen Chor ein.<br />
Treue Sänger<br />
MGV Lana<br />
Am Sonntag, dem 26. April <strong>2015</strong>, gab der<br />
Männergesangverein Lana sein alljährliches<br />
Frühjahrskonzert. Im vollbesetzten<br />
Saal des katholischen Arbeitervereins<br />
Lana bot der MGV Lana unter der Gesamtleitung<br />
von Julia Perkmann ein abwechslungsreiches<br />
Programm, welches von traditionellen<br />
Heimatliedern über romantische<br />
Klassiker bis hin zu modernen deutschen<br />
Kompositionen reichte.<br />
Gemeinsam mit der Frauenschola des<br />
Pfarrchores Tramin, unter der Leitung von<br />
Ursula Torggler, und jungen talentierten Instrumentalisten<br />
der Musikschule Lana/Ulten/Nonsberg<br />
- unter der Leitung von Ivo<br />
Crepaldi - wurde den zahlreich erschienenen<br />
Gästen ein abwechslungsreiches<br />
und unterhaltsames Programm geboten.<br />
Veronika Wetzel führte locker und entspannt<br />
durch den Abend.<br />
Im Anschluss an das Konzert wurden im<br />
Rahmen einer Feier mehrere Sänger für<br />
ihre langjährige Mitgliedschaft im Südtiroler<br />
Chorverband und MGV Lana geehrt:<br />
Der MGV Lana und seine treuen Sänger beim Frühjahrskonzert <strong>2015</strong><br />
Manfred Dorigo - 50 Jahre MGV Lana und<br />
Südtiroler Chorverband, Hans Schanung<br />
- 40 Jahre Südtiroler Chorverband, Reinhard<br />
Ladurner - 40 Jahre Südtiroler Chorverband,<br />
Alexander Egger - 40 Jahre Südtiroler<br />
Chorverband und 25 Jahre MGV<br />
Lana, Hans Troger - 25 Jahre MGV Lana,<br />
Albert Moser - 25 Jahre MGV Lana, Hubert<br />
Kofler - 25 Jahre MGV Lana. Die Ehrenurkunden<br />
wurden vom Obmann des Südtiroler<br />
Chorverbandes Erich Deltedesco feierlich<br />
überreicht.<br />
14<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Vorweg<br />
Blasmusik<br />
17. Landesmusikfest in Meran<br />
Im Zeichen von „Blasmusik – Begeisterung und Leidenschaft“<br />
Das 17. Landesmusikfest soll zu einem<br />
großen Fest der Blasmusik werden,<br />
zeigt sich VSM-Verbandsobmann Pepi<br />
Fauster überzeugt.<br />
Nach fünf Jahren ist es wieder soweit! Vom<br />
16. bis 18.Oktober <strong>2015</strong> veranstaltet der Verband<br />
Südtiroler Musikkapellen in enger Zusammenarbeit<br />
mit der Kurverwaltung Meran<br />
das 17. Landesmusikfest, welches im Jahre<br />
1951 zum ersten Mal ausgetragen wurde. Es<br />
ist heuer wieder gekoppelt mit dem traditionsreichen<br />
Meraner Traubenfest.<br />
Damit setzen sowohl der Verband Südtiroler<br />
Musikkapellen (VSM) als auch die<br />
Kurverwaltung von Meran auf Tradition und<br />
Innovation, lassen ein gewachsenes und gefestigtes<br />
Großereignis wieder aufleben, bereichern<br />
es mit neuen Elementen und stellen<br />
die Blasmusik in ihren verschiedenen<br />
Formen in den Mittelpunkt des Geschehens.<br />
Zirka 3.000 Musikerinnen und Musikern<br />
von Musikkapellen, vorwiegend aus Südtirol<br />
und einigen Gastkapellen aus den angrenzenden<br />
Ländern und Landesteilen, dem<br />
Trentino, Tirol, Salzburg und Graubünden<br />
(Schweiz) „bespielen“ das Zentrum der Passerstadt.<br />
Während der drei Festtage herrscht<br />
in der Meraner Altstadt und entlang der Promenade<br />
ein buntes Treiben. Auf mehreren<br />
Bühnen im Freien finden Konzerte statt.<br />
Musikalische Höhepunkte stellen der<br />
Wettbewerb „Musik in Bewegung“ auf der<br />
Promenade und am Thermenplatz, die Festkonzerte<br />
der Jugend und der sechs Bezirke<br />
im Kursaal sowie der große Festumzug durch<br />
die Meraner Altstadt dar, welcher aus bis zu<br />
70 Gruppen – darunter vielen Musikkapellen<br />
und schön geschmückten Festwägen -<br />
besteht. Am Freitag Abend wird der Radiosender<br />
„RAI Südtirol“ eine eigene Sendung<br />
als Auftakt zum großen Fest ausstrahlen.<br />
Vom 16. bis 18. Oktober <strong>2015</strong> wird die Verbandsfahne des VSM darauf hindeuten:<br />
Meran steht ganz im Zeichen der Blasmusik.<br />
Die Gastbetriebe in und um Meran bewirten<br />
ihre Besucher mit landestypischen Gerichten<br />
und edlen Tropfen aus der Region.<br />
„Brauchen wir heute noch solch große<br />
Feste?“, wird sich der eine oder andere überlegen.<br />
„Sind diese noch zeitgemäß?“ Den<br />
Zweiflern kann ich diese Fragen mit einem<br />
klaren „Ja – und wie!“ beantworten, denn<br />
die Menschen suchen heutzutage spezielle<br />
Events, wollen auf Besonderes aufmerksam<br />
gemacht werden, setzen sich gerne mitten<br />
in das Geschehen hinein und erfreuen sich<br />
zum Glück wieder immer mehr am Einzigartigen,<br />
am Regionalen, am Echten – und<br />
an der Qualität.<br />
Ich bin mir sicher, dass der VSM und seine<br />
Mitgliedskapellen diesen Erwartungen Stand<br />
halten können, da<br />
• Südtirol mit seinen 211 Musikkapellen in<br />
116 Gemeinden und den fast 10.000 Mitgliedern<br />
ein echtes Blasmusikland ist;<br />
• die Musikkapellen mit ihrer Musik, mit ihren<br />
Trachten, mit ihrem Auftreten wichtige<br />
Kulturträger in traditioneller und innovativer<br />
Hinsicht für unser Land und<br />
Botschafter nach außen sind;<br />
• die Musikkapellen mit ihrer Tätigkeit in jedem<br />
Ort besondere Aufgaben übernehmen<br />
und darin nicht mehr wegzudenken sind;<br />
• die Musikkapellen wichtige Vereine sind,<br />
welche durch das gemeinsame aktive<br />
Musizieren und durch die Pflege der Gemeinschaft<br />
für Jung und Alt eine bedeutende<br />
soziale Aufgabe erfüllen;<br />
• die Blasmusik in Südtirol lebendig ist, weil<br />
viele Mitglieder mit Begeisterung und Leidenschaft<br />
dabei sind, viel Zeit und Mühen<br />
investieren und sich den Herausforderungen<br />
der Zeit und Gesellschaft<br />
stellen.<br />
Genau aus diesen Tatsachen heraus<br />
„muss“ die Blasmusik auch zwischendurch<br />
ein großes Fest feiern. Sie darf sich dabei<br />
besonders positionieren und bewusst in<br />
den Vordergrund stellen. Es ist wohl mehr<br />
als legitim, wenn für die Organisation eines<br />
solchen Festes Steuergelder des Landes<br />
und der Region über Beiträge verwendet<br />
werden, da die Arbeit in den Musikkapellen<br />
jahrein jahraus ja eh ehrenamtlich und<br />
für die Öffentlichkeit geleistet wird.<br />
Ich freue mich, dass sich am Großereignis<br />
so viele Musikkapellen beteiligen und<br />
danke schon im Voraus dafür. Ich wünsche<br />
dem 17.Landesmusikfest, dass es viele Einheimische<br />
und Gäste anlockt, dass es ein<br />
großes Fest der Musik, der Freude und der<br />
Gemeinschaft wird und dass die Begeisterung<br />
und Leidenschaft für die Blasmusik<br />
ganz kräftig nach außen hin abstrahlt.<br />
Pepi Fauster,<br />
VSM-Verbandsobmann<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 15
Das Thema<br />
„Blasmusik – Erlebnis und<br />
Leidenschaft“<br />
Unter diesem Motto lädt der VSM zum 17. Südtiroler Landesmusikfest mit<br />
einem hochkarätigen Programm<br />
Der aus Kufstein stammende und<br />
in Meran lebende Künstler Franz<br />
Josef Lenhart (1898-1992) war als<br />
bedeutender Grafiker seiner Zeit<br />
weit über die Landesgrenzen hinaus<br />
bekannt. Er schuf u.a. auch das Plakat<br />
zum Landesmusikfest.<br />
Vom 16. bis 18. Oktober <strong>2015</strong> ist die<br />
Kurstadt Meran wieder Schauplatz des<br />
traditionellen Südtiroler Landesmusikfestes,<br />
das der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) seit 1951 veranstaltet. Ursprünglich<br />
wurde das Fest alle drei Jahre<br />
(1951-1972), später alle vier Jahre (1976-<br />
1980) und seit 1985 im Fünfjahresrhythmus<br />
veranstaltet.<br />
Das heurige Jahresmotto des Verbandes<br />
„Blasmusik – Erlebnis und Leidenschaft“<br />
gibt die Richtung vor: „Wir wollen zeigen,<br />
dass wir mit Begeisterung und Leidenschaft<br />
musizieren, konzertieren und marschieren“,<br />
erklärt VSM-Obmann Pepi Fauster.<br />
Die musikalischen Darbietungen sollen für<br />
die Besucher und Gäste, aber auch für die<br />
Musikantinnen und Musikanten selbst zu<br />
einem bunten, abwechslungsreichen und<br />
bleibenden Erlebnis werden und viele Herzen<br />
erfreuen.<br />
Mit Blasmusik in ihrer vielfältigen Form präsentiert sich der Verband Südtiroler<br />
Musikkapellen – im Bild die MK Hafling beim Landesmusikfest 2010.<br />
Am 28. <strong>August</strong> 1948 wurde im Festsaal<br />
der Handelskammer (Merkantilgebäude) in<br />
Bozen der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
gegründet. Damals gab es in unserem<br />
Land 160 Musikkapellen. Mittlerweile zählt<br />
der VSM 211 Mitgliedskapellen in den 116<br />
Südtiroler Gemeinden und ist damit einer der<br />
größten und wichtigsten Kulturverbände des<br />
Landes. Damals galt es in erster Linie, nach<br />
den Wirren der beiden Weltkriege und der<br />
Zwischenkriegszeit die blasmusikalischen<br />
Kräfte wieder zu bündeln und den Musikkapellen<br />
vor Ort eine Hilfe zur Wiedergründung<br />
oder Fortführung der Tätigkeit und<br />
damit zum Erhalt und Aufbau dieser Seite<br />
der Südtiroler Kultur und Identität zu bieten.<br />
Viele der in den Anfangsjahren geborenen<br />
Initiativen und Projekte gibt es noch<br />
heute und sie wurden in den Jahrzehnten<br />
an den gesellschaftlichen, kulturellen und<br />
musikalischen Wandel der Zeit angepasst<br />
und weiterentwickelt. Dazu zählen die Ausbildung<br />
der Kapellmeister, die Jungbläserwochen,<br />
die Jungmusikerleistungsabzeichen<br />
und das Landesmusikfest. Obwohl<br />
die zahlreichen Tätigkeiten des Verbandes<br />
und seiner Mitgliedskapellen jahrein jahraus<br />
zwangsläufig in der Öffentlichkeit stattfinden<br />
und damit jede einzelne Musikantin<br />
und jeder einzelne Musikant der über<br />
10.000 Mitglieder Tag für Tag ein kultureller<br />
Botschafter ist, ist es dem Verband<br />
wichtig, durch eine gemeinsame Großveranstaltung<br />
einem breiten Publikum Einblick<br />
in die intensive Arbeit des Verbandes und<br />
der Mitgliedskapellen zu gewähren und<br />
die Entwicklung der Blasmusik nach innen<br />
und nach außen zu dokumentieren. Das<br />
nächste Schaufenster in die Welt der Südtiroler<br />
Blasmusik öffnet sich am Freitag, dem<br />
16. Oktober, um 12 Uhr beim Eingang des<br />
Meraner Kurhauses.<br />
Konzertwertungsspiel in Brixen<br />
Den musikalischen Auftakt zum Landesmusikfest<br />
hat bereits das Konzertwertungsspiel<br />
am 1. Mai im Forum in Brixen<br />
gemacht. Zehn Musikkapellen aus Südtirol<br />
und eine Gastkapelle stellten sich einer<br />
dreiköpfigen Jury und zeigten damit einmal<br />
mehr die hohe Qualität der Südtiroler<br />
Blasmusik, wie dies der Juryvorsitzende<br />
Johnny Ekkelboom bestätigte: „Das Niveau<br />
der Südtiroler Blasmusik ist sehr hoch und<br />
sie kann sich durchaus auf internationalem<br />
Parkett sehen bzw. hören lassen.“<br />
16<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Am Freitag :<br />
Fernseh-Sondersendung<br />
Nach der offiziellen Eröffnung und einem<br />
Marktlfest mit Böhmischer Musik auf der<br />
Kurpromenade präsentiert RAI Südtirol<br />
am Abend um 20.25 Uhr die Sondersendung<br />
„Blasmusik – Erlebnis und Leidenschaft“.<br />
Die rund 45-minütige Dokumentation<br />
über die Musik und Gemeinschaft<br />
im VSM zeigt die Verbandsarbeit in ihrer<br />
Vielfalt und wird eine Woche später, am<br />
23. Oktober <strong>2015</strong>, um 18 Uhr wiederholt.<br />
Am Samstag:<br />
„Musik in Bewegung“ und Jugend<br />
Der Samstagvormittag steht ganz im<br />
Zeichen der Jugend und lädt im Pavillon<br />
de Fleurs in das „Labyrinth der Instrumente“,<br />
wo Kinder und Jugendliche in<br />
die Welt der Musik und Instrumente eintauchen<br />
können. Mit einem Sternmarsch<br />
eröffnen vier Musikkapellen den Marschmusikwettbewerb,<br />
an dem zwölf Kapellen<br />
aus Südtirol, Tirol, dem Trentino und der<br />
Schweiz teilnehmen.<br />
Südtiroler Jugendblasorchester &<br />
Landesjugendchor<br />
Der Samstagabend bietet im Meraner<br />
Kursaal ein ganz besonderes Konzerterlebnis.<br />
Das Südtiroler Jugendblasorchester<br />
und der Landesjugendchor treten<br />
gemeinsam unter dem Motto „Südtiroler<br />
Jugend musiziert“ auf.<br />
Am Sonntag: Festgottesdienst, Konzerte der<br />
Bezirke und großer Festumzug<br />
Der VSM ist in sechs Bezirke eingeteilt.<br />
Die Bezirke Bozen (56 Musikkapellen),<br />
Bruneck (54), Meran (36), Brixen (28),<br />
Schlanders (24) und Sterzing (13) sind<br />
der „verlängerte Arm“ des Verbandes und<br />
damit kapillares Bindeglied zu den einzelnen<br />
Mitgliedskapellen. Der Sonntagvormittag<br />
wird nach dem Festgottesdienst in<br />
der Meraner Pfarrkirche mit einem „Konzert<br />
der Bezirke“ gestaltet, das die Vielfalt<br />
der Bläsermusik vom Reschen bis Winnebach<br />
und vom Brenner bis Salurn zeigt.<br />
Die Veranstaltungen am Samstag und<br />
Sonntag werden mit Kurzkonzerten von 24<br />
Musikkapellen auf verschiedenen Plätzen<br />
ergänzt. Höhepunkt und gleichzeitig krönender<br />
Abschluss dieses Wochenendes der<br />
„Blasmusik für Aug' und Ohr“ ist der große<br />
Festumzug am Nachmittag. Der Umzug<br />
startet um 14.15 Uhr am Vingschger Tor.<br />
Stephan Niederegger<br />
Einer der<br />
Höhepunkte beim<br />
Landesmusikfest<br />
wird sicher<br />
wieder der große<br />
Festumzug sein<br />
– im Bild der<br />
Festwagen mit dem<br />
VSM-Logo beim<br />
Landesmusikfest<br />
2010.<br />
Programm des Landesmusikfestes<br />
Freitag, 16. Oktober <strong>2015</strong><br />
12:00 Uhr: Eröffnung des LMF (Eingang Kurhaus)<br />
12:45 Uhr: Marktlfest (Kurpromenade)<br />
20:25 Uhr: Sondersendung "Blasmusik - Erlebnis und Leidenschaft"<br />
(RAI Südtirol)<br />
Samstag, 17. Oktober <strong>2015</strong><br />
9:30 bis 14:00 Uhr: Jugend "Das Labyrinth der Instrumente - Töne zum Anfassen“<br />
(Pavillon des Fleurs)<br />
10:00 bis 17:30 Uhr: Platzkonzerte (Sandplatz, Thermenplatz)<br />
14:00 Uhr: Sternmarsch "Im Schritt – Marsch (von Theaterplatz, Sandplatz,<br />
Galilei-Straße und Thermenplatz zur Kurpromenade)<br />
14:45 bis 16:00 Uhr: Wettbewerb "Musik in Bewegung" und Show<br />
(Kurpromenade und Thermenplatz)<br />
17:00 Uhr: Preisverleihung (Kurpromenade und Thermenplatz)<br />
20:00 Uhr: Bläsermusik (Balkon des Kurhauses)<br />
20:30 Uhr: Festkonzert "Südtiroler Jugend musiziert" (Kursaal)<br />
Sonntag, 18. Oktober <strong>2015</strong><br />
9:00 Uhr: Festgottesdienst "Jauchzet vor Gott alle Länder der Erde"<br />
(Pfarrkirche)<br />
9:30 bis 14:00 Uhr: Platzkonzerte<br />
(Sparkassenplatz, Sandplatz, Pfarrkirche, Kurhaus)<br />
10:30 bis 12:00 Uhr: Konzert der Bezirke "Vielfalt der Bläsermusik" (Kursaal)<br />
14:15 Uhr: Großer Festumzug "Blasmusik für Aug' und Ohr"<br />
(vom Vingschger Tor bis zur Garibaldi-Straße)<br />
Meran bietet nach fünf Jahren wieder die kongeniale Kulisse zum Landesmusikfest –<br />
im Bild die Eröffnung auf dem Thermenplatz im Jahr 2010.<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 17
Aus Verband und Bezirken<br />
Sieben neue Kapellmeister<br />
Abschluss des dreijährigen Kapellmeister-Lehrgangs<br />
Sigisbert Mutschlechner und Philipp Kufner (Erster und Zweiter von links) sowie Markus Silbernagl und Gottfried Veit (Erster und<br />
Zweiter von rechts) gratulierten den sieben neuen Kapellmeistern (v.l.): Christian Hofer, Julian Toll, Raphael Franzelin, Tobias<br />
Tammerle, Markus Erlacher, Philipp Gunsch und Carolin Profanter.<br />
Auch heuer gibt es sieben frisch gebackene<br />
Kapellmeister. Zum vorletzten Mal<br />
stellten sich die Absolventen der Abschlussprüfung<br />
des vom Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) organisierten Kapellmeister-Lehrgangs.<br />
Mit einem internen und einem öffentlichen<br />
Prüfungsteil ging wiederum der dreijährige<br />
Lehrgang zu Ende, der vorletzte in<br />
dieser Form. Als Prüfungsorchester stellte<br />
sich diesmal die Bürgerkapelle Sterzing<br />
zur Verfügung. Jeder Prüfungskandidat<br />
musste zwei Stücke proben – ein vorbereitetes<br />
und ein so genanntes „Prima-Vista-Stück“,<br />
das die Musikkapelle zuvor<br />
noch nicht gesehen hatte. Die vierköpfige<br />
Prüfungskommission, bestehend<br />
aus VSM-Verbandskapellmeister Sigisbert<br />
Mutschlechner und seinem Stellvertreter<br />
Markus Silbernagl, VSM-Verbandsehrenkapellmeister<br />
Gottfried Veit sowie dem Musikpädagogen<br />
und Dirigenten Philipp Kufner<br />
aus Bayern, bewertete unter anderem<br />
die Probenmethodik, Musikalität und Dirigiertechnik.<br />
Die Sterzinger Musikantinnen<br />
und Musikanten zeigten sich als geduldige<br />
Lehrkapelle, spielten immer wieder alles<br />
von vorne und unterstützten die Kandidatinnen<br />
und Kandidaten in ihrer Arbeit.<br />
Bei der internen Prüfung wurde das musikalische<br />
und dirigiertechnsiche Wissen<br />
der Kandidaten auf Herz und Nieren geprüft.<br />
Schließlich stand es fest: Alle sieben<br />
Kandidaten haben die Prüfung bestan-<br />
den. Mutschlechner gratulierte ihnen im<br />
Namen des Verbandes zum erfolgreichen<br />
Abschluss und überreichte die Diplome.<br />
Nur noch einmal wird es den Abschluss<br />
in dieser Form geben, nämlich im kommenden<br />
Jänner wird der Lehrgang 2013/14<br />
zur Prüfung antreten. Damit fällt der letzte<br />
Vorhang dieses Lehrgangs, denn die<br />
Grundausbildung zum Kapellmeister ist<br />
in Zukunft nur mehr an den Musikschulen<br />
angesiedelt. In Ergänzung dazu wird<br />
der Verband ab Februar ein so genanntes<br />
„Coaching“ anbieten. Damit sollen aktive<br />
Kapellmeister von Fachleuten ein Jahr<br />
lang in ihrer Arbeit begleitet und weitergebildet<br />
werden.<br />
Stephan Niederegger<br />
18<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Jugendkapelle Crescendo <strong>2015</strong><br />
Bezirkskonzert in St. Michael/Eppan – Ausflug nach München<br />
Die Jugendkapelle Crescendo bei ihrem eindrucksvollen Konzert in St. Michael/Eppan<br />
Am Sonntag, den 31. Mai, feierte die Jugendkapelle<br />
Crescendo mit ihrem Konzert<br />
im Kultursaal von St. Michael einen gelungenen<br />
Abschluss der heurigen „Crescendosaison“.<br />
Die rund 100 Jungmusikanten<br />
der Musikkapellen aus Andrian, Frangart,<br />
Girlan, Kaltern, St. Michael, St. Pauls und<br />
Tramin begeisterten unter der Leitung von<br />
Kapellmeister Karl Hanspeter das Publikum<br />
im vollbesetzten Kultursaal mit einem<br />
abwechslungsreichen Konzertprogramm.<br />
Besonders die Soloeinlagen von Sophie<br />
Pardatscher mit „Csardas“ auf der Klarinette,<br />
Lukas Hanspeter mit „Tuba-Wahnsinn“<br />
und Karl Hanspeter mit „My Way“ zogen<br />
die Zuseher in Ihren Bann!<br />
Erwin Hölzl, seit nunmehr 14 Jahren<br />
Organisator der Jugendkapelle, bewies<br />
heuer einmal mehr sein besonderes Organisationstalent<br />
und organisierte neben<br />
dem Abschlusskonzert auch einen Ausflug<br />
der Superlative nach München. Bei<br />
der zweitägigen Fahrt ging es zunächst<br />
in die Allianzarena, wo den jungen Musikanten<br />
eine besonders ehrenvolle Aufgabe<br />
zuteil wurde: Beim Meisterschaftsfinale<br />
marschierte die Truppe, angeführt<br />
von Stabführer Erwin Hölzl, auf dem Rasen<br />
der Münchner Arena auf und gratulierte<br />
dem FC Bayern mit einigen Märschen vor<br />
75.000 Zuschauern zum Gewinn des 25.<br />
Meistertitels. Gespielt wurde sowohl vor<br />
dem letzten Bundesligaspiel als auch in<br />
der Pause, wo noch „Der bayerische Defiliermarsch“<br />
zum Besten gegeben wurde.<br />
Zudem überreichte die Kapelle dem FC<br />
Bayern eine Magnumflasche "Crescendowein"<br />
vom Weingut Ritterhof in Kaltern.<br />
Am Abend begeisterte die Jugendkapelle<br />
im vollbesetzten <strong>August</strong>inerkeller die Zuhörer<br />
vor allem mit den gekonnt vorgetragenen<br />
Soloeinlagen. Leider verhinderte<br />
das schlechte Wetter ein Konzert im größten<br />
Biergarten der Welt, sodass die viel zu<br />
kleine Bühne im Saal bis auf den letzten<br />
Platz und sogar mit fliegendem Wechsel<br />
ausgereizt werden musste. Am Sonntag<br />
ging es nach einer gelungenen Marscheinlage<br />
auf einem Zeltfest bei Holzkirchen<br />
wieder zurück nach Hause.<br />
Diese besonderen Erlebnisse, die gemeinsame<br />
Begeisterung für die Musik und<br />
die neu entstandenen Freundschaften zwischen<br />
den Jungmusikanten der verschiedenen<br />
Musikkapellen machen diese Jugendkapelle<br />
zu etwas ganz Besonderem.<br />
Die Jungmusikanten bedanken sich bei<br />
Erwin Hölzl und dem OK-Team für die tolle<br />
Organisation und für den unermüdlichen<br />
Einsatz. Ein Dank geht auch an alle Gönner<br />
und Sponsoren, die öffentlichen Körperschaften<br />
und an all jene, die zum Erfolg<br />
der Jugendkapelle Crescendo <strong>2015</strong><br />
beigetragen haben. Auf dass Crescendo<br />
noch lange weiterlebe!<br />
Die Jungmusikanten<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 19
Aus Verband und Bezirken<br />
Dirigentencoaching im VSM-Bezirk Schlanders<br />
Fortbildungslehrgang mit Blasorchesterfachmann Thomas Ludescher<br />
Von Februar 2014 bis Juni <strong>2015</strong> wurden<br />
neun Dirigenten des Bezirkes Schlanders<br />
im Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM)<br />
in einem intensiven Dirigentencoaching geschult<br />
und zudem in ihrer täglichen Arbeit<br />
mit den Musikkapellen begleitet. Bezirkskapellmeister<br />
Georg Horrer konnte hierfür<br />
Prof. Mag. Thomas Ludescher gewinnen.<br />
Als Dirigierlehrer, Landeskapellmeister von<br />
Vorarlberg, Bundesdirigent-Stellvertreter<br />
des ÖBV, Dirigent des Sinfonischen Blasorchesters<br />
Vorarlberg ist er ein ausgewiesener<br />
Blasorchesterfachmann.<br />
Neben der Vertiefung vielfältiger Bereiche,<br />
wie z.B. Schlagtechnik, Partiturstudium,<br />
Literaturkunde, Partiturdirigieren<br />
usw., konnten die Teilnehmer ihr Wissen<br />
auch mit den verschiedenen Praktikumsorchestern<br />
bzw. Musikkapellen praxisnah testen<br />
und umsetzen. Zum Abschluss dieses<br />
lehrreichen Dirigentencoachings gab es ein<br />
öffentliches Konzert am Freitag, 12. Juni,<br />
um 20.00 Uhr im Naturparkhaus „Aquaprad“<br />
in Prad am Stilfserjoch.<br />
Fünf Musikkapellen (Mals, Glurns, Prad,<br />
Eyrs und Kortsch) aus dem Bezirk haben<br />
sich freundlicherweise für das Projekt zur<br />
Beim Abschluss des erfolgreichen Dirigentencoachings: (v.l.) Manfred Horrer, Alois<br />
Kuntner, Josef Kofler, Georg Horrer, Verena Tröger, Thomas Ludescher, Hanspeter<br />
Rinner, Stefan Rechenmacher, Sebastian Kurz (nicht im Bild Martin Punter)<br />
Verfügung gestellt und damit wesentlich<br />
zum guten Gelingen dieser einzigartigen<br />
Dirigentenfortbildung beitragen. Bezirksobmann<br />
Manfred Horrer bedankte sich bei allen<br />
Musikkapellen, den teilnehmenden Dirigenten,<br />
beim Referenten Thomas Ludescher<br />
und beim Organisator Georg Horrer für ihren<br />
Einsatz und gratulierte zum hervorragenden<br />
Erfolg diese einmaligen Projektes.<br />
Martin Punter<br />
verband<br />
südtiroler<br />
musikkapellen<br />
Programmvorschau<br />
Dreimonatskalender<br />
Datum Veranstalter Veranstaltung Ort Haus Beginn<br />
AUGUST<br />
SEPTEM.<br />
Mo-Sa, 17.–22. <strong>August</strong> Bezirk Schlanders Bezirksjungbläsertage Burgeis Fürstenburg 15.00<br />
Mo-So, 17.-23. <strong>August</strong> Bezirk Sterzing Bezirksjungbläsertage Pflersch Vereinshaus - Hotel Argentum 09.00<br />
Di-Sa, 25.–29. <strong>August</strong> Bezirk Brixen Bezirksjungbläsertage Natz Fürstenhof 09.00<br />
Mo, 07. September VSM Abschlusskurs Stabführer - 1. Einheit Stegen Mehrzwecksaal 19.00<br />
Mo, 14. September Bezirk Bruneck 1. Probe Bezirksseniorenkapelle St. Georgen Vereinshaus 20.00<br />
Do, 08. Oktober Bezirk Sterzing Bezirksstammtisch Sterzing Musikschule Sterzing 19.30<br />
OKTOBER<br />
Fr-So, 16.–18. Oktober VSM 17. Landesmusikfest Meran Verschiedene Säle und Plätze<br />
Mo. 26. Oktober Bezirk Meran Bezirksstammtisch Obermais Kolpinghaus 19.30<br />
Sa, 31. Oktober Bezirk Brixen Musikantenhoangart Barbian Vereinshaus 20.00<br />
20<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Zur Person<br />
Blasmusik<br />
Werner Weiskopf,<br />
Obmann der Musikkapelle Mals<br />
Ein Vereinsobmann sollte über Menschenkenntnis, Humor, Sinn für<br />
Kameradschaft und jede Menge Geduld verfügen.<br />
Zur Person<br />
Werner Weiskopf, Jahrgang<br />
1977, wohnt in<br />
Mals im Vinschgau und<br />
führt dort einen Tischlereibetrieb.<br />
Seit 1990,<br />
seit einem Vierteljahrhundert<br />
also, ist er Mitglied<br />
der Musikkapelle<br />
Mals. Im Jahr 1994 hat<br />
er das Amt des Kassiers<br />
übernommen und seit<br />
mittlerweile 15 Jahren<br />
leitet er den Verein als<br />
Obmann.<br />
<strong>KulturFenster</strong>: Haben Sie in Ihrer Familie<br />
musikalische Wurzeln?<br />
Werner Weiskopf: Die Mutter ist Sängerin<br />
im Kirchenchor<br />
KF: Wer ist Ihr Vorbild?<br />
W. Weiskopf: Mein viel zu früh verstorbener<br />
Vater<br />
KF: Welche Charakterzüge schätzen Sie bei<br />
Ihren Mitmenschen am meisten?<br />
W. Weiskopf: Ehrlichkeit und Ehrgeiz<br />
KF: Ihr Lieblingsschriftsteller?<br />
W. Weiskopf: Paulo Coelho und Jürgen<br />
Todenhöfer<br />
KF: Ihr Lieblingsmaler?<br />
W. Weiskopf: Karl Plattner<br />
KF: Ihr/e Lieblingskomponist/en?<br />
W. Weiskopf: Johann Sebastian Bach,<br />
Joseph Haydn, Gustav Mahler und Peter<br />
Tschaikowsky<br />
KF: Sollte ein Obmann einer Kapelle immer<br />
auch ein aktiver Musiker sein oder<br />
könnten Sie sich vorstellen, dass auch<br />
ein (musikalisch) inaktives Mitglied einen<br />
Verein führt?<br />
W. Weiskopf: Ich könnte mir durchaus vorstellen,<br />
dass ein Obmann auch von extern<br />
berufen wird. In Zeiten endloser Zettelwirtschaft<br />
und ständig zunehmender<br />
Verantwortung wäre es vielleicht sinnvoll,<br />
dass diese Funktion jene Leute übernehmen,<br />
die auch die Gesetze dazu machen?!<br />
KF: Über welche Eigenschaften sollte ein<br />
Vereinsobmann verfügen?<br />
W. Weiskopf: Menschenkenntnis, Humor,<br />
Sinn für Kameradschaft und jede<br />
Menge Geduld<br />
KF: Wie würden Sie als Obmann Ihren Führungsstil<br />
bezeichnen?<br />
W. Weiskopf: freundschaftlich-autoritär<br />
KF: Was war als Vereinsvorstand Ihr bisher<br />
positivstes Erlebnis?<br />
W. Weiskopf: die Gründung der Jugendkapelle<br />
und die qualitative musikalische<br />
Steigerung unserer Kapelle<br />
KF: Aus welchem Fehler haben Sie am<br />
meisten gelernt?<br />
W. Weiskopf: Menschen in Führungspositionen<br />
zu viel Vertrauen zu schenken<br />
KF: Was war Ihr größter Erfolg als Obmann<br />
bzw. Vorstandsmitglied?<br />
W. Weiskopf: 15 Jahre Obmann ohne Streitigkeiten<br />
in der Kapelle. Ein gesund wachsender<br />
Klangkörper von jetzt 80 Mitgliedern<br />
und auf die richtigen „Pferde“ in den vorderen<br />
Reihen gesetzt zu haben<br />
KF: An welche internationale Aktivität erinnern<br />
Sie sich gerne zurück?<br />
W. Weiskopf: die Teilnahme am internationalen<br />
Wettbewerb „Flicorno d’oro“ in<br />
Riva 2010<br />
KF: Was war Ihr bislang einschneidendstes<br />
Blasmusikerlebnis?<br />
W. Weiskopf: der erste Platz in unserer Kategorie<br />
bei „Flicorno d’oro“ 2010<br />
KF: Ihre Hoffnungen und Wünsche für die<br />
Zukunft der Blasmusikszene?<br />
W. Weiskopf: Ich wünsche den Kapellen<br />
die gebührende Anerkennung der Dorfbevölkerung<br />
für Ihr Wirken in den Dörfern<br />
und gut ausgebildete und motivierte<br />
Nachwuchsmusikanten.<br />
Interview: Joachim Buch<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 21
Komponisten im Porträt<br />
Mit Blasmusik durch die EU<br />
Komponisten aus den EU-Ländern – 16. Teil<br />
Unsere musikalische Reise durch die EU-Länder endet mit der 28. Etappe in Frankreich. Für Joachim Buch, den fachkundigen Reisebegleiter,<br />
war es nach eigenen Worten „am Anfang der Serie noch nicht ganz sicher, ob ich wirklich für jedes Land einen Komponisten<br />
finden würde. Es hat aber funktioniert, auch wenn man die Kategorien etwas weit auslegen musste, oder bei manchen Ländern<br />
die Qual der Wahl hatte.“<br />
(28) Frankreich - Maxime Aulio<br />
Land<br />
Fläche<br />
Frankreich<br />
668.763 km²<br />
Einwohner 66.317.994<br />
Hauptstadt<br />
Paris<br />
Eine Idee, ein Bild, eine Geschichte mit<br />
der Musik beschreiben, also eine Art<br />
Filmmusik ohne Film schaffen, möchte<br />
Maxime Aulio mit seinen Kompositionen.<br />
Für den Schweizer Felix Hauswirth, der<br />
dem Blasmusik-Weltverband WASBE während<br />
der Jahrtausendwende vorstand, ist Maxime<br />
Aulio der bedeutendste französische Blasorchester-Komponist<br />
seiner Generation. Der<br />
1980 in Chartres, westlich von Paris, geborene<br />
Tonsetzer hat mit 35 Jahren bereits<br />
einige herausragende Werke veröffentlicht.<br />
Im Rahmen seiner musikalischen Studien<br />
belegte Aulio auch das Fach Orgel.<br />
Das großartige Instrument in der Kathedrale<br />
seiner Geburtsstadt, auf dem alle zwei<br />
Jahre der Orgelwettbewerb „Grand Prix de<br />
Chartres“ ausgetragen wird, war für diese<br />
Instrumentenwahl jedoch nicht ausschlaggebend.<br />
Die Familie zog bereits sechs Monate<br />
nach seiner Geburt nach Toulouse, wo<br />
der Vater eine Stelle bei Airbus annahm.<br />
Ohne seine anderen Instrumente (Cembalo,<br />
Schlagzeug, Horn) herabzuwürdigen,<br />
steht die Orgel für ihn bis heute im Mittelpunkt.<br />
„Es gibt kein anderes Instrument,<br />
auf dem man besser improvisieren, harmonisieren,<br />
transponieren usw. kann. Und alles<br />
zumeist in Echtzeit.“ Die Orgel habe ihn<br />
zum Komponieren angeregt. „Auf einem<br />
Klavier oder Keyboard in meinem Zimmer<br />
hätte ich nicht so einfach mit dem Improvisieren<br />
begonnen.“ Der Übergang vom<br />
Organisten zum Komponisten ist für Aulio<br />
daher ein ganz logischer.<br />
Sein erstes Werk für Blasorchester „Prophéties“<br />
(Prophezeiungen) entstand im<br />
Sommer 1999 und wurde vom Blasorchester<br />
des Konservatoriums Toulouse<br />
uraufgeführt. Im Rückblick hält Aulio dieses<br />
Stück heute für naiv und mit Fehlern<br />
behaftet - „vor allem in der Harmonik und<br />
der Instrumentierung.“ Kenntnisse in diesen<br />
und anderen musiktheoretischen Fächern<br />
vervollkommnete er erst ab 2003 im<br />
Rahmen eines Studiums bei Jan Van der<br />
Roost in Belgien, wo er 2006 seine Master-<br />
Prüfung ablegte.<br />
Auch wenn Van der Roost oft unterwegs<br />
gewesen sei, erinnert sich Aulio gern an<br />
ihn als sehr freundlichen und umfassend<br />
gebildeten Lehrer. Er habe immer wieder<br />
Freunde wie Philip Sparke, Jan de Haan<br />
oder Peter Kleine Schaars eingeladen, von<br />
denen man natürlich auch viel gelernt habe.<br />
Irgendwann, so Aulio, habe er aber andere<br />
Vorstellungen vom Komponieren gehabt,<br />
weshalb er seine Stücke nach einiger Zeit<br />
auch nicht mehr bei De Haske veröffentlicht<br />
habe. Die Zeit mit Jan Van der Roost<br />
möchte er trotzdem nicht missen. „Immer<br />
wenn ich in Belgien bin, treffen wir uns zu<br />
einem gemeinsamen Drink.“<br />
Neufassungen oder Revisionen eigener<br />
Werke lehnt Aulio ab. Die Urfassungen seiner<br />
Stücke sind für ihn wie Fotos aus der<br />
jeweiligen Entstehungszeit. „Ich möchte ja<br />
nicht die Vergangenheit ändern.“ Eine kleine<br />
Ausnahme hat er bei seinem zweiten größeren<br />
Werk „Gulliver’s Reisen“ gemacht,<br />
das zunächst für ein Ensemble mit zahlreichen<br />
Sonderinstrumenten orchestriert<br />
war (u.a. Altflöte, 2 Harfen, Celesta). „Ich<br />
habe die Instrumentation für die Druckausgabe<br />
vereinfacht“, erzählt er. Es sei immer<br />
noch ein nicht perfektes Stück, das auch<br />
einige Fehler enthalte. „Aber ich werde es<br />
nicht revidieren!“<br />
Aulio sieht sich in der Tradition der Filmmusik,<br />
für die er seit Beginn seiner kom-<br />
22<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Neues<br />
Blasmusik<br />
positorischen Aktivität ein besonderes<br />
Faible hat: „Ich möchte eine Idee, ein<br />
Bild, eine Geschichte mit meiner Musik<br />
beschreiben, also eine Art Filmmusik<br />
ohne Film schaffen. Ich denke, dass<br />
dies bisher ganz ordentlich funktioniert<br />
hat.“ Manchmal gehe es in seiner Musik<br />
um die Beschreibung von Objekten<br />
oder Personen, manchmal „nur“ um<br />
Gefühle, philosophische Aspekte oder<br />
Gedanken. „Filmmusik-Komponisten<br />
machen in der Regel dasselbe“, sagt er.<br />
Mehrere Kompositionen Aulios sind<br />
von der griechischen Mythologie beeinflusst,<br />
z.B. „Triton“, „Odysseia“ oder die<br />
Solostücke „Marsias“ (Flöte) oder „Phaeton“<br />
(Bassposaune). Beim Vertonen<br />
solcher Stoffe habe er stets einen ähnlichen<br />
Sound im Kopf, den man in seinen<br />
anderen Stücken nicht finde. „Seltsame.<br />
ätherische Klänge, manchmal<br />
ganz klar und dann doch wieder abgenutzt<br />
wirkend.“<br />
Von 2008 bis 2013 war Aulio Vizedirigent<br />
beim Stabsmusikkorps des Französischen<br />
Heeres (Musique Principale<br />
de l’Armee de Terre). Aufgrund verschiedener<br />
Probleme, die in diesem Umfeld<br />
auftauchten, möchte er sich darüber<br />
heute nicht mehr äußern. Auch eine<br />
Rückkehr zur Armee ist für ihn derzeit<br />
nicht denkbar. Um unser Gespräch trotzdem<br />
zu einem positiven Ende zu bringen,<br />
müssen wir nicht lange suchen. Es<br />
geht um den inzwischen 88 Jahre alten<br />
Robert Austin Boudreau und sein American<br />
Wind Symphony Orchestra, das<br />
mit vier- bis fünffach besetzten Bläsern<br />
eines Sinfonieorchesters spielt - also<br />
ohne Saxophone und Tenorblech - und<br />
das im Laufe der Jahrzehnte mehrere<br />
hundert Kompositionsaufträge vergeben<br />
hat, oft Tonsetzer aus der „ersten<br />
Reihe“. Er hatte eines dieser Stücke mit<br />
einem Ensemble seines Militärorchesters<br />
einstudiert und war davon restlos begeistert,<br />
so dass er mit Boudreau Kontakt<br />
aufnahm. 2012 dirigierte Aulio die<br />
europäische Erstaufführung des Trompetenkonzerts<br />
von Lalo Schifrin (u.a.<br />
Komponist der Musik zu „Mission Impossible“)<br />
und <strong>2015</strong> lud er Boudreau<br />
und das Orchester nach Frankreich für<br />
ein Konzert im Gedenken an den kurz<br />
zuvor verstorbenen Komponisten Jacques<br />
Castérède ein. „Es war wundervoll<br />
und sehr emotional.“<br />
Joachim Buch<br />
EIN TIROL – Marsch für Blasorchester<br />
Der neue Konzertmarsch von Konrad Plaickner<br />
Der Meraner Konrad Plaickner (Jahrgang<br />
1938), selbst als Posaunist viele Jahre in<br />
verschiedenen Kapellen Südtirols tätig, widmet<br />
sich seit Jahren nur mehr dem Komponieren.<br />
Verschiedene Preise bei Kompositionswettbewerben<br />
unterstreichen sein<br />
Schaffen. Obwohl er in seinem Musikerleben<br />
die verschiedensten Musikrichtungen<br />
praktiziert hat, von der Volksmusik bis zum<br />
Jazz, und mit Vorliebe für großes Orchester<br />
komponiert und arrangiert, ist und bleibt sein<br />
„liebstes Kind“ die Blasmusik und natürlich<br />
alles, was mit Bläsern zu tun hat - ob kleine<br />
oder große Formation. Mit seinem Musikverlag<br />
REKON hat er nun ein neues Projekt<br />
gestartet und möchte sich vermehrt Südtiroler<br />
Komponisten widmen: „Wir möchten<br />
uns bemühen, bodenständige und gleichzeitig<br />
auch moderne Blasmusik mit Niveau<br />
aus Südtirol anzubieten.“<br />
Neujahrskonzert <strong>2015</strong> der<br />
Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg<br />
Neue CD-Einspielung, einfach zum Genießen<br />
Es scheint alles schon gesagt, geschrieben<br />
und gehört. Das macht es einerseits umso<br />
schwieriger, neue Tonträger der Bläserphilharmonie<br />
Mozarteum Salzburg vorzustellen.<br />
Anderseits macht es die Aufgabe umso einfacher,<br />
denn es genügt, den Hörer einzuladen:<br />
„Einfach reinhören und genießen!“<br />
Mittlerweile ist die sensationelle Diskografie<br />
um die CD des Neujahrskonzertes <strong>2015</strong><br />
reicher: Die Doppel-CD ist ein Live-Mitschnitt<br />
des viel umjubelten Neujahrskonzertes<br />
vom vergangenen 6. Jänner aus dem<br />
Großen Festspielhaus Salzburg. Unter dem<br />
Motto „Wien trifft London“ setzte Hansjörg<br />
Angerer das Konzert wiederum unter ein eigenes<br />
musikalisches Vorzeichen. Die erste<br />
CD präsentiert Musik aus Wien (Carl Michael<br />
Ziehrer, Franz von Suppé, Johann Strauß<br />
Vater, Johann Strauß Sohn, Josef Strauß)<br />
sowie des nach New York emigrierten Wieners<br />
Fritz Kreisler (Niccoló Paganinis Violinkonzert<br />
<strong>Nr</strong>. 1 op. 6) und stellt diese der<br />
zweiten CD mit Musik Englands gegenüber<br />
(Gustav Holst, Edward Elgar, Eric Coates,<br />
Ralph Vaughan Williams, William Walton). Der<br />
Der neue Konzertmarsch „Ein Tirol“ macht<br />
dazu den Anfang. Es ist ein konzertanter<br />
Marsch für Blasorchester der Mittel- und<br />
Oberstufe (Schwierigkeitsstufe 3,5) im Tiroler<br />
Stil, aber mit teils eigenwilligen harmonischen<br />
Entwicklungen. Im Trio ist das<br />
bekannte Volkslied „Tirol isch lei oans“ (diesmal<br />
im 4/4-Takt) eingebaut und verarbeitet.<br />
Die Noten mit CD sind direkt über den<br />
Meraner Musikverlag REKON (rekon@rolmail.net)<br />
oder im einschlägigen Fachhandel<br />
erhältlich. Stephan Niederegger<br />
Titelblatt<br />
des neuen<br />
Konzertmarsches<br />
„Ein Tirol“ von<br />
Konrad Plaickner<br />
österreichische Geiger Benjamin Schmid tritt<br />
als Soloviolinist auf und ist nach dem Paganini-Konzert<br />
im zweiten Teil mit „Valentina's<br />
Air – Ben's Jig“ seines Schülers Florian<br />
Willeitner zu hören. Schmid konzertiert auf<br />
der „Guyot“-Stradivarius aus dem Jahr 1705.<br />
Sämtliche Werke sind von Albert Schwarzmann<br />
für Bläsersymphonik arrangiert; er hat<br />
auch die Konzertaufnahme geleitet.<br />
Stephan Niederegger<br />
„… die Neujahrskonzerte der Bläserphilharmonie<br />
Mozarteum Salzburg sind zur<br />
Bläser-Parallele der traditionsreichen Neujahrskonzerte<br />
der Wiener Philharmoniker<br />
geworden.“<br />
EUROWINDS – BLÄSERMUSIK IN EUROPA<br />
(Fachzeitschrift)<br />
Cover der<br />
neuen CD<br />
„Wien trifft<br />
London“<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 23
Neues<br />
Märchen & Sagen aus Tirol … musikalisch interpretiert<br />
Die Musikkapelle Wiesen mit eigener CD zum 175-jährigen Gründungsjubiläum<br />
Heuer feiert die Musikkapelle Wiesen ihr<br />
175-jähriges Gründungsjubiläum. Mit<br />
dem Jubiläumskonzert im März und dem<br />
großen Jubiläumsfest Mitte Juli wurde gebührend<br />
Geburtstag gefeiert. Zudem haben<br />
die Wiesner sich selbst und ihrem Publikum<br />
ein ganz besonderes Geschenk gemacht:<br />
die CD „Märchen & Sagen aus Tirol<br />
… musikalisch interpretiert“.<br />
Die Idee dazu hatte Joachim Bacher, der<br />
die Kapelle seit 20<strong>04</strong> dirigiert. Auf dem Tonträger<br />
interpretiert die Musikkapelle Werke<br />
von Komponisten aus Südtirol, Nordtirol<br />
und Vorarlberg. Das Herzstück der CD ist<br />
dabei das Auftragswerk „Pfeifer Huisele“<br />
aus der Feder von Robert Neumair. Der<br />
junge Komponist aus dem Pustertal stellt<br />
darin die Sage des berühmten Wipptaler<br />
Hexenmeisters dar und verwendet dazu innovative<br />
und genreübergreifende Klänge.<br />
Das Werk wurde am vergangenen 21. März<br />
anlässlich des Jubiläumskonzertes uraufgeführt.<br />
Zu „Pfeifer Huisele“ sowie Hermann<br />
Pallhubers „König Laurins Rosengarten“,<br />
Thomas Ludeschers „Antholza<br />
Berchta“ und Günter Dibiasis „La Principessa“<br />
gibt es auch Informationen über<br />
deren Inhalt und Entstehungsgeschichte,<br />
gesprochen von der Klarinettistin Verena<br />
Ninz. Die Märsche „Wiesen March“ von<br />
Pasquale Magnifici und „Zu unserem Jubiläum“<br />
von Richard Bacher sind musikalische<br />
Zeitdokumente der Kapelle.<br />
„Auf neuen Pfaden“ von Florian Pranger,<br />
„Nordwind“ von Armin Kofl er und „Servus<br />
Innsbruck“ von Werner Morscher sind<br />
blasmusikalische Besonderheiten. Diese<br />
werden mit dem „Marsch fürs Bürgerliche<br />
Schützen Corps“ von Johann Baptist<br />
Gänsbacher und dem bekannten Konzertmarsch<br />
„Meraner Herbstzauber“ von<br />
Emil Hornoff ergänzt. Dem Zuhörer bleibt<br />
das Drücken der Wiederholungstaste seines<br />
CD-Spielers, verbunden mit den besten<br />
Wünschen an die Jubelkapelle: „Ad<br />
multos annos!“<br />
Stephan Niederegger<br />
Cover der CD „Märchen & Sagen aus<br />
Tirol … musikalisch interpretiert“<br />
Was man als Fagottist wissen sollte<br />
Bemerkenswerte Publikation von Gottfried Veit über ein nicht alltägliches Instrument<br />
Die neu vorliegende Broschüre „Was man<br />
als Fagottist wissen sollte“ von Gottfried<br />
Veit ist nicht nur eine prägnante Darstellung<br />
der geschichtlichen Entwicklung<br />
sämtlicher Fagott-Instrumente. Sie gehört<br />
zur bewährten DVO-Reihe „Aus der Praxis<br />
– für die Praxis“ und ist in zwölf Kapiteln<br />
gegliedert. Aus diesem Grunde gibt<br />
sie auch Auskunft über interessante Themen<br />
wie „Das Mundstück des Fagotts“,<br />
„Der Bau des Fagotts“, „Ton und Klang des<br />
Fagotts“, „Die Spieltechnik des Fagotts“,<br />
„Die Instrumentenpflege“, „Die Vorfahren<br />
des Fagotts“ und vieles mehr. Hätten Sie<br />
beispielsweise gewusst, dass das Fagott<br />
vom Dulzian abstammt? Oder wer der Erfi<br />
nder des heutigen tiefsten Doppelrohrblattinstruments<br />
ist? Diese rund vierzigseitige<br />
Veröffentlichung liefert unzählige<br />
Antworten auf solche und weitere Fragen.<br />
Da die Atmung beim Spielen von Blasinstrumenten<br />
eine ganz wichtige Rolle einnimmt,<br />
behandelt das erste Kapitel dieser<br />
Veröffentlichung dieses ganz spezielle<br />
Thema. Sogar den neuesten Instrumententypen<br />
der Fagott-Familie wie „Fagottino“,<br />
„Fagonello“ und „Kontraforte“ werden<br />
eigene Abhandlungen gewidmet. Am<br />
Ende dieser Broschüre fi ndet sich noch<br />
eine Aufl istung sämtlicher bedeutender<br />
Konzerte für Fagott und Orchester. Mehrere<br />
ausdrucksstarke Bilder vervollständigen<br />
dieses zwar kurz gefasste, aber deshalb<br />
nicht weniger nützliche Kompendium<br />
für Fagottisten.<br />
Möge diese praxisorientierte Publikation<br />
dazu beitragen, dass Fagottistinnen und<br />
Fagottisten ihr Instrument nicht nur besser<br />
beherrschen, sondern es auch noch<br />
mehr lieben.<br />
pr<br />
DVO-Musikverlag, Bahnhofstraße 33,<br />
D-86807-Buchloe<br />
Telefon 0<strong>04</strong>9 0 8241 5008-48,<br />
E-Mail: info@dvo-verlag-de<br />
Wer das Fagott besser kennen- und vielleicht<br />
dazu auch lieben lernen möchte, ist<br />
mit der neuen Publikation über dieses Instrument<br />
von Gottfried Veit bestens bedient<br />
24<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Die Musikkapelle St. Martin in Thurn bot unter der Leitung von Kapellmeister Sepl Pezzei ein Frühjahrskonzert mit großen Emotionen.<br />
•Musikpanorama<br />
Emotionales Frühjahrskonzert<br />
Musikkapelle St. Martin in Thurn – Erinnerung an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren<br />
Die 51 Musikantinnen und Musikanten<br />
der Musikkapelle St. Martin in Thurn unter<br />
der Leitung von Kapellmeister Sepl<br />
Pezzei setzten beim heurigen Frühjahrskonzert<br />
mit den Werken “Colonel Bogey<br />
March” (Kenneth Alford), “Slovenia” (Alfred<br />
Bösendorfer), “A Choral for a solemn<br />
occasion” (Marc van Delft) und “Queen<br />
of the Dolomites” (Jacob de Haan) markante<br />
Zeichen der Erinnerung an den Ersten<br />
Weltkrieg, der besonders in den ladinischen<br />
Tälern viel Leid und große Not<br />
verursachte. Die zu den Musikstücken<br />
projizierten Bilder erzeugten im Saal tiefe<br />
Stille und große Emotionen.<br />
Der zweite Teil des Konzertabends war hingegen<br />
mit “Sweet Caroline” (Neil Diamond),<br />
“Castles in Spain“ (R. Beck & J. Mabaar),<br />
“The Lion King“ (Elton John/Hans Zimmer)<br />
und “Über sieben Brücken” (Karat) eindeutig<br />
heiterer und rhythmischer gestimmt.<br />
Das Konzert endete mit der Zugabe “Böhmischer<br />
Traum”, gesungen von der jungen<br />
Musikantin Ilenia Videsott.<br />
Manuela Pezzei, Katja Clara und Franz Moling<br />
wurden für 10 Jahre Mitgliedschaft in<br />
der Kapelle geehrt sowie Lucia Sorà und<br />
Roman Castlunger für ihre 25-jährige Musikantentätigkeit.<br />
Als Neuzugänge konnten Tanja Graffonara,<br />
Teresa Planatscher, Marina Rubatscher<br />
(Querflöte); Arianne Schanung (Oboe),<br />
Jessica Dapoz (Fagott), Silvia Graffonara<br />
(Klarinette) und die Marketenderin Marina<br />
Dapoz vorgestellt werden.<br />
MK St. Martin in Thurn<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 25
Musikpamorama<br />
Jugend musiziert<br />
Musikschüler und Jungmusikanten der MK Niederdorf konzertieren zum Muttertag<br />
Nach dem erfolgreichen Frühjahrskonzert<br />
hat die Musikkapelle Niederdorf zum<br />
nächsten Höhepunkt geladen: Die Musikschüler<br />
und Jungmusikanten haben am<br />
Vorabend zum Muttertag einen unterhaltsamen<br />
Konzertnachmittag gestaltet. Unter<br />
dem Motto „Jugend musiziert“ haben<br />
sich die 25 jungen Musikantinnen und<br />
Musikanten dem begeisterten Publikum<br />
als Solisten, in verschiedenen Ensembles<br />
und als Jugendkapelle präsentiert. Dabei<br />
reichte der musikalische Bogen vom Lied<br />
des „Blattfußindianers“ bis zum Mozart-<br />
Konzert und von Musikschulanfängern bis<br />
zu Konservatoriumsstudenten. Jugendleiter<br />
Alois Fauster bedankte sich bei den Eltern,<br />
Musiklehrern und der Musikkapelle<br />
für die Unterstützung und freute sich über<br />
das gelungene Konzert.<br />
(sn)<br />
Mit einer musikalischen Muttertagsüberraschung wartete „der Nachwuchs“ der MK<br />
Niederdorf auf.<br />
165-Jahr-Jubiläum der Musikkapelle Niederdorf<br />
Gemeinschaftskonzert mit dem „Corale Santa Cecilia“ aus Zoppola und dem Kirchenchor Niederdorf<br />
Die Musikkapelle Niederdorf wird heuer<br />
165 Jahre alt. Zu diesem kleinen Jubiläum<br />
hat sie den örtlichen Kirchenchor<br />
und den gemischten Chor „Corale Santa<br />
Cecilia“ aus Zopola (Pordenone) zu einem<br />
Gemeinschaftskonzert geladen und damit<br />
die musikalische Freundschaft zwischen<br />
den Sängern und Musikanten gefestigt.<br />
Die Chorleiter Christian Graber und<br />
Giorgio Molinari sowie Kapellmeister Stephan<br />
Niederegger haben dem Publikum<br />
am Samstagabend nach der Festmesse<br />
zu Fronleichnam am örtlichen Musikpavillon<br />
ein kurzweiliges Abendständchen<br />
präsentiert. Zuerst gaben die Chöre und<br />
die Musikkapelle einzeln bekannte Volkslieder,<br />
den „Jubiläumsmarsch“ von Josef<br />
Walder und die geschmeidige Polka „Böhmischer<br />
Traum“ von Kurt Gäble zum Besten.<br />
Die gemeinsam gesungene und gespielte<br />
Musik von Vangelis („Conquest<br />
of Paradise“), Verdis Gefangenenchor<br />
aus „Nabucco“ und schließlich die Europahymne<br />
(„Ode an die Freude“) waren<br />
der krönende Abschluss dieses besonderen<br />
Abends. Anschließend trafen<br />
sich die Sänger und Musikanten im Kulturhaus,<br />
um gemeinsam den gelungenen<br />
Konzertabend zu feiern und die musikalische<br />
Freundschaft zwischen Niederdorf<br />
und Zoppola zu festigen.<br />
(sn)<br />
Die „Ode an die Freude“ von Ludwig van Beethoven erklang zum Abschluss des<br />
Gemeinschaftskonzertes der Musikkapelle und des Kirchenchores Niederdorf sowie<br />
des von Maestro Giorgio Molinari geleiteten befreundeten Chores „Corale Santa<br />
Cecilia“ aus Zoppola (Pordenone).<br />
26<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Gelungenes Frühjahrskonzert der Schützenkapelle Pichl<br />
Premiere für Kapellmeister Joachim Schwingshackl<br />
Unter ihrem neuen<br />
Kapellmeister<br />
Joachim<br />
Schwingshackl bot<br />
die Schützenkapelle<br />
Pichl unterhaltsame<br />
wie anspruchsvolle<br />
Blasmusik.<br />
Mit dem Marsch „Arsenal“ hat die Schützenkapelle<br />
Pichl in dem bis auf den<br />
letzten Platz gefüllten Vereinssaal ihr<br />
diesjähriges Frühjahrskonzert eröffnet.<br />
Kapellmeister Joachim Schwingshackl<br />
wählte als zweites Stück „Alm“, in dem<br />
der Südtiroler Komponist Armin Kofler<br />
die schöne Bergwelt, aber auch ihre Gefahren<br />
beschreibt.<br />
Nach dem Stück „Intermezzo“ aus „Cavalleria<br />
Rusticana“ von Pietro Mascagni<br />
spielten die Musikanten als Hauptwerk<br />
die dreisätzige Suite „First Suite in ES“<br />
von Gustav Holst. Dieser Klassiker der englischen<br />
Militärmusik stellte für die Musikanten<br />
eine große Herausforderung dar.<br />
Den zweiten Teil eröffnete die Musikkapelle<br />
mit dem Marsch „Das Abzeichen“.<br />
Blasmusik der heutigen Zeit konnten die<br />
Zuhörer bei den zwei Werken „Imagasy“<br />
von Thiemo Kraas und „Eiger“ von James<br />
Swearingen hören. Mit der „Heidrun Polka“<br />
von Franz Watz beendete die Schützenkapelle<br />
Pichl das erste Konzert unter<br />
der Leitung ihres neuen Kapellmeisters<br />
Joachim Schwingshackl.<br />
SK Pichl<br />
253 Tenorhörner blasen zum Rekord<br />
Musikkapelle Latzfons mit außergewöhnlicher Aktion erfolgreich<br />
Eine im wahrsten Sinne des Wortes einzigartige<br />
Veranstaltung bot die Musikkapelle<br />
Latzfons, als sie anlässlich ihres Musikfestes<br />
einen besonderen musikalischen<br />
Weltrekordversuch startete. Die Tenorhorn-,<br />
Euphonium- und Bariton-Spieler<br />
aus Südtirol und darüber hinaus waren<br />
zum gemeinsamen Musizieren nach<br />
Latzfons geladen. „Einen Rekord auf diesem<br />
Instrument gab es bislang noch keinen,<br />
und im Grunde geht es um die ‚Hetz‘,<br />
das Beisammensein, das gemeinsame<br />
Musizieren und darum, das Tenorhorn in<br />
dem Mittelpunkt zu stellen ", erklärte der<br />
Initiator und Organisator, Musikobmann<br />
Andreas Mitterrutzner.<br />
Am Samstag, den 30. Mai <strong>2015</strong>, stellten<br />
sich immer mehr Musikanten, die sich<br />
an der Aktion beteiligen wollten, der offiziellen<br />
Registrierung. „Es war spannend<br />
zu beobachten, wie sich das Festzelt mehr<br />
und mehr füllte und Tenorhörner in allen<br />
Formen und Lackierungen glänzten", beschreibt<br />
ein Teilnehmer aus den Reihen der<br />
Terlaner Delegation die Stimmung. Zwei<br />
Stücke, nämlich die irische Volksweise<br />
Erfreut über den gelungenen Rekordversuch (v.l.): Sepp Pfattner, Rainer Stiassny, Oswald<br />
Kollmann (er hat ein vom Instrumentenbauer Peter Oberrauch gestiftetes Tenorhorn<br />
gewonnen), Georg Hasler, LA Magdalena Amhof, Obmann Andreas Mitterrutzner<br />
„Londonderry Air“ und die bekannte Polka<br />
„Böhmischer Traum“, wurden daraufhin<br />
unter der Leitung von VSM-Verbandskapellmeister<br />
Sigisbert Mutschlechner und<br />
in Anwesenheit des Verbandsobmannes<br />
Pepi Fauster gemeinsam musiziert. Die<br />
Moderation hatte Rainer Stiassny übernommen.<br />
Die rund 1000 Zuhörer waren<br />
sichtlich wie auch hörbar begeistert und sie<br />
erklatschten sich auch noch eine Zugabe.<br />
Die Landtagsabgeordnete Magdalena<br />
Amhof hatte nur mehr die angenehme<br />
Pflicht, den Weltrekord und den damit verbundenen<br />
Eintrag ins „Alternative Buch<br />
der Weltrekorde“ zu bestätigen.<br />
MK Latzfons<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 27
Musikpamorama<br />
Frauenpower in der Musikkapelle Stilfes<br />
Sowohl die Vereinsführung als auch die musikalisch Leitung ist weiblich<br />
Ab heuer steht die MK Stilfes unter ihrer Führung: (v.l.) Gertrud Pircher (Obfrau),<br />
Magdalena Wurzer (Kapellmeisterin), Herta Pircher (Schriftführerin)<br />
Die Musikkapelle Stilfes ist nachweislich<br />
eine der ältesten Musikkapellen des Landes;<br />
sie wurde 1820 gegründet und bereits<br />
drei Jahre später war sie als eine<br />
„leistungsfähige Musikmannschaft“ dokumentiert.<br />
Gertrud Pircher, die heuer<br />
bereits ihre zweite Amtszeit angetreten<br />
hat, ist die erste Obfrau seit der Gründung<br />
der Musikkapelle. Zum zweiten Mal<br />
gewählt wurde auch die Schriftführerin<br />
Herta Pircher. Mit der jungen Kapellmeisterin<br />
Magdalena Wurzer gibt seit heuer<br />
eine weitere Frau den Ton in der Musikkapelle<br />
Stilfes an; es ist zugleich ihr Debüt<br />
in dieser Funktion. Am 30. Mai bestand<br />
sie gemeinsam mit den Musikantinnen<br />
und Musikanten ihre musikalische Feuertaufe<br />
anlässlich des Frühjahrskonzertes,<br />
das im Pavillon von Stilfes über die Bühne<br />
ging. Es ist dies der musikalische Höhepunkt<br />
jedes Musikjahres und heuer fand<br />
er, passend zum Datum, zum 30-sten Mal<br />
statt. Doppelt so viele Jahre hat der älteste<br />
Musikant Richard Holzer aufzuweisen;<br />
für seine 60-jährige Treue zum Ver-<br />
ein wurde ihm bereits 2014 die höchste<br />
Auszeichnung des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen VSM, nämlich „Großgold<br />
am Bande“, verliehen.<br />
MK Stilfes (Herta Pircher)<br />
Neues Kapitel für die MK Pater Haspinger - St.Martin/Gsies<br />
Frühjahrskonzert unter neuer musikalischer Leitung – Neuaufnahmen - Ehrungen<br />
Zusammen zählen sie 190 Jahre Tätigkeit in der MK Pater Haspinger St. Martin/Gsies<br />
(v.l.) - Andreas Walder (25), Johann Lamp (60), Albuin Reier (40), Anton Lamp (40),<br />
Horst Bachmann (25)<br />
Mit dem heurigen Pfingstkonzert hat die<br />
Musikkapelle Pater Haspinger ein neues<br />
Kapitel in ihrer 64-jährigen Vereinsgeschichte<br />
aufgeschlagen: ein neuer Kapellmeister,<br />
drei Jungmusikanten und<br />
fünf Musikanten, die für ihre langjährige<br />
Mitgliedschaft geehrt wurden.<br />
Dabei stand die Fantasie „A new Age“<br />
(Ein neues Zeitalter) des Südtiroler Komponisten<br />
Armin Kofler sprichwörtlich Pate<br />
für das Debüt des 20-jährigen Daniel Niederegger<br />
am Dirigentenpult. Für die Oboistin<br />
Elisa Lamp, die Hornistin Hanna Felderer<br />
und den Schlagzeuger Marc Ferula<br />
war es der erste Auftritt, zu dem sie Musikobmann<br />
Andreas Walder besonders<br />
begrüßte und ihnen viel Freude beim<br />
Musizieren in der Kapelle wünschte. Ein<br />
weiterer Höhepunkt des Abends war die<br />
Ehrung langjähriger Mitglieder: Bezirkskapellmeister<br />
Andreas Pramstraller und<br />
Bezirksjugendleiter Hannes Zingerle<br />
überreichten dem Flügelhornisten Horst<br />
Bachmann und dem Obmann und Klarinettisten<br />
Andreas Walder das Ehrenzeichen<br />
in Silber des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen (VSM) für 25-jährige Mitgliedschaft.<br />
Das VSM-Ehrenzeichen in<br />
Gold für 40 Jahre erhielten Anton Lamp<br />
(Posaune) und Albuin Reier (Bass). Der<br />
Trompeter Johann Lamp trat nur wenige<br />
Jahre nach der Gründung der Kapelle bei<br />
und wurde mit dem VSM-Ehrenzeichen<br />
in Gold am Bande für seine 60-jährige<br />
Tätigkeit ausgezeichnet. (sn)<br />
28<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Eine Freundschaft über die Grenze<br />
Treffen der Musikkapellen St. Martin/Gsies und Innervillgraten<br />
Seit Jahren verbindet die Musikkapelle<br />
Pater Haspinger (St.Martin/Gsies) eine<br />
enge Freundschaft mit der Musikkapelle<br />
Innervillgraten. Vor kurzem haben sich die<br />
Musikantinnen und Musikanten mit ihren<br />
Familien am Gaishörndl auf 2615 Metern<br />
Meereshöhe an der Grenze zwischen Südund<br />
Osttirol getroffen.<br />
Den Wortgottesdienst unterm Gipfelkreuz<br />
hat Sebastian Theiner gestaltet. Für die<br />
musikalische Note sorgten die Jungmusikanten<br />
der beiden Kapellen unter der Leitung<br />
von Kapellmeisterin Manuela Lusser<br />
und Kapellmeister Daniel Niederegger.<br />
Anschließend wurde einige Höhenmeter<br />
tiefer in der Gsieser „Modegruibe“ gemeinsam<br />
gefeiert. Dabei wurden jahrelange<br />
Bekanntschaften vertieft, neue Freundschaften<br />
geknüpft und Ideen zu zukünftigen<br />
gemeinsamen Musikprojekten geschmiedet,<br />
freuten sich Musikobmann<br />
Andreas Walder und sein Osttiroler Kollege<br />
Andreas Mair.<br />
(sn)<br />
Auf dem Gaishörndl haben sich die Musikkapellen von St.Martin/Gsies und<br />
Innervillgraten zu einem gemeinsamen Wortgottesdienst getroffen.<br />
„Abenteuer auf hoher See“ in Lana<br />
Die Bürgerkapelle Lana gemeinsam mit Bozen Brass auf großer Fahrt<br />
Am 23. Mai bot sich den Besuchern in der<br />
Lanarena in der Industriezone Lana ein einzigartiges<br />
Blasmusikerlebnis. Im Mittelpunkt<br />
des diesjährigen Konzerts der Bürgerkapelle<br />
Lana, das im Rahmen des Kulturfestivals<br />
„LanaLive“ stattfand, stand die gemeinsame<br />
musikalisch-theatralische Reise<br />
mit der Gruppe „Bozen Brass“.<br />
Die Handlung umfasste das Einsteigen der<br />
Passagiere und die abwechslungsreichen<br />
Aktivitäten während der Kreuzfahrt, einen<br />
schweren Sturm mit dem Untergang des<br />
Schiffes, die Strandung auf einer geheimnisvollen<br />
Insel und schließlich die glückliche<br />
Rettung.<br />
Das Arrangement des musikalischen Teils<br />
hatte Robert Neumair übernommen, während<br />
Regisseurin Kathrin Hirber und Nadja<br />
Olivieri für den theatralischen Teil gewonnen<br />
werden konnten. Mit Bozen Brass hat man<br />
zudem eine perfekte Begleitung gefunden.<br />
Das bekannte Südtiroler Blechbläserquintett<br />
hat die Idee von Anfang an begeistert<br />
mitgetragen und mitgestaltet. Dabei waren<br />
nicht nur die musikalischen Fähigkeiten aller<br />
Beteiligten gefragt, sondern auch deren<br />
theatralischen Begabung in den verschiedenen<br />
Rollen: Kapellmeister Martin Knoll<br />
als Kapitän, die Musikanten der Bürgerkapelle<br />
Lana als Passagiere, Bozen Brass<br />
als Matrosen, die Jungmusikanten der Jugendkapelle<br />
als Ureinwohner und Walter<br />
Tribus als sprechender Papagei. Der lang<br />
anhaltende Applaus der zahlreichen Konzertbesucher<br />
nach der gelungenen Aufführung<br />
spiegelte den großartigen Erfolg dieses<br />
einzigartigen Blasmusikerlebnisses wider.<br />
Andreas Mengon<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 29
Vorweg<br />
Ein Fest für die Sinne<br />
7. Heimatpflegefest auf Schloss Prösels – Impressionen<br />
Schloss Prösels mit Völs im Hintergrund bot für das Heimatpflegefest einen würdigen Rahmen. Der Parcours der lebendigen<br />
Werkstätten führte die Besucher nicht nur in die Innenhöfe des historischen Gemäuers, sondern darüber hinaus von Raum zu<br />
Raum. Die ungezwungene Verknüpfung von Geselligem und Kulturellem war mitunter eine der Intentionen der Veranstalter.<br />
Am 21. Juni <strong>2015</strong> wurde das malerische<br />
Schloss am Fuße des Schlernmassives zum<br />
Schauplatz echter unverfälschter Volkskultur<br />
und bot den zahlreich erschienenen<br />
Besuchern einen wahren Genuss für alle<br />
Sinne. Farbenprächtige Trachten mit liebevoll<br />
drapierten Details, volksmusikalische<br />
Klänge und schwungvolle Tänze,<br />
Die Burggräfl er Alphornbläser stellten<br />
bereits vor dem Eingangstor einen<br />
direkten Bezug zur alpenländischen<br />
Kultur her und boten den zahlreichen<br />
Gästen ein dankbares Motiv für ihre<br />
fotografi sche Dokumentation.<br />
Wissenswertes und Besinnliches, Lehrreiches<br />
und Köstliches, so präsentierte<br />
sich die Riege der Heimatpfleger – allen<br />
voran das Organisatorenkomitee bestehend<br />
aus dem Verband, der Arbeitsgemeinschaft<br />
Lebendige Tracht und dem<br />
Heimatpfl egeverein Schlern-Kastelruth –<br />
der Öffentlichkeit.<br />
Die ansonsten in dezentem Schwarz<br />
gehaltene Tracht der Volkstanzgruppe<br />
Ulten besticht vor allem durch<br />
ihre Schürzen mit rot leuchtenden<br />
Blumenmustern.<br />
Das Schloss öffnete dem Publikum<br />
seine Pforten um 9.30 Uhr; begleitet von<br />
den warmen Klängen der Burggräfler Alphornbläser<br />
erwarteten uns die Gastgeber<br />
bereits mit einem kühlen Glas regionalen<br />
Weißwein. Über den Anblick der<br />
zahlreichen unterschiedlichen Trachten<br />
und dem reichen Angebot an traditionellem<br />
Handwerk innerhalb der lebendigen<br />
Werkstätten gerieten wir schnell in<br />
fasziniertes Staunen und ließen uns von<br />
den jeweiligen Experten die Kniffe des<br />
Kunsthandwerks erklären. Völser Bauernkost<br />
lud überdies zu einer kulinarischen<br />
Auszeit ein, während „Die 6 Kraxn“, die<br />
„Schildbergmusig“ oder der „Kinderchor<br />
Völs am Schlern“ die passende musikalische<br />
Umrahmung boten. Vor der Kulisse<br />
des mit Efeu umrankten Gemäuers<br />
zeigten die Volkstanzgruppen Ulten und<br />
Fodom/Buchenstein abwechselnd ihr<br />
klangliches und farbenfrohes Schauspiel.<br />
Neben Hören, Sehen und schmackhaften<br />
Gaumenfreuden blieb in den lebensnahen<br />
Werkstätten auch der Tastsinn nicht un-<br />
30<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
Heute ist der Silbergürtel der Buchensteiner Frauentracht nur mehr ein schmuckes<br />
Detail; der metallene Blickfang verbirgt aber nach wie vor kunstvoll gearbeitetes<br />
Besteck für unterwegs.<br />
Wolle waschen, kämmen und spinnen:<br />
Nur mehr wenige beherrschen diese<br />
Kunst.<br />
bedacht: Stoffe durften befühlt werden,<br />
in rohe Wolle gegriffen, Trachtenschuhe<br />
und Sarner standen zur Anprobe bereit<br />
und am Spinnrad konnte unter Anleitung<br />
gar Wolle gezwirbelt werden.<br />
Im Zeichen von Tracht und<br />
Volkskultur<br />
Das diesjährige Heimatpflegefest stand<br />
im Zeichen zweier Jubiläen. Zum einen<br />
feierte der Heimatpflegeverein Schlern-Kastelruth<br />
sein 55-jähriges Bestehen, zum<br />
anderen stieß die Arbeitsgemeinschaft Lebendige<br />
Tracht auf 35 Jahre Zusammenarbeit<br />
an. Dies zum Anlass standen die<br />
Tracht und das damit verbundene Handwerk<br />
im Zentrum der Veranstaltung. Wie<br />
Agnes Andergassen, die Vorsitzende der<br />
Arbeitsgemeinschaft, in ihrem Festvortrag<br />
ansprach, sei es im Interesse aller,<br />
auf die Wichtigkeit der Tracht als Teil unserer<br />
Volkskultur unermüdlich hinzuweisen.<br />
Sie sei nämlich – gebunden an die<br />
entsprechenden Kunstfertigkeiten – Spiegel<br />
der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Entwicklung unseres Landes. Folglich<br />
gehöre es zu den Hauptaufgaben der<br />
Arbeitsgemeinschaft, dies ins Bewusstsein<br />
vor allem der jungen Generation zu rücken,<br />
um dem sich anbahnenden Rückgang<br />
des Handwerks entgegenzuwirken<br />
und den Fortbestand der Tracht im Speziellen<br />
und der gewachsenen Volkskultur<br />
im Allgemeinen zu garantieren. Der Vortrag<br />
spiegelte am − im doppelten Sinne<br />
− leuchtenden Beispiel der Tracht die Er-<br />
öffnungsworte des Landesobmannes Peter<br />
Ortner wider, der unermüdlich dafür<br />
sorgt, dass am Wert der Kulturlandschaft<br />
Südtirols nicht gekratzt wird. Auch Landesrat<br />
Philipp Achammer unterstrich dessen<br />
Bedeutung und wies auf die Wichtigkeit<br />
derartiger Veranstaltungen hin, die Grundsätze<br />
nicht plakatieren, sondern über das<br />
Eintauchen in neue Erfahrungswelten unschätzbare<br />
Sensibilisierungsarbeit leisten.<br />
Sylvia Rottensteiner<br />
Trachtenschuhe werden traditionsgemäß<br />
handgefertigt. Mindestens einen vollen<br />
Arbeitstag braucht Andreas Augschöll<br />
aus Villnöss für ein Paar. Bis das weiche<br />
Leder in sorgsam angelegten Falten<br />
mit Holznägeln an der Sohle befestigt<br />
und verleimt ist, dauert seine Zeit,<br />
die Stickereien erfordern ein weiteres<br />
Pensum. Nicht verwunderlich also,<br />
dass ein entsprechender Trachtengurt<br />
ein wertvolles und kostspieliges<br />
Zubehör darstellt, so Georg Patzleiner,<br />
Federkielsticker aus Prags.<br />
Nicht jeder Strohhalm eignet sich<br />
für die Fertigung von Hüten. Bei<br />
genauerem Hinsehen erschließt sich<br />
erst die geduldige Arbeit, die hinter der<br />
sommerlichen Kopfbedeckung steckt.<br />
Ein stolzer Preis für ein Trachtendetail<br />
in Klosterarbeit! Doch lauscht man den<br />
Erklärungen von Elfriede und Wilhelmina<br />
Piazzesi aus Klobenstein, so erscheint<br />
er ob der minutiösen Feinarbeit<br />
mit gestanzten und gewachsten<br />
Stoffblümchen, Drähten und Perlen<br />
durchaus gerechtfertigt.<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 31
Das Thema<br />
Bozen-Bolzano<br />
eine mehrfache Stadt<br />
Josef Oberhofer, Auszug aus “Stadt und Siedlung –<br />
Heimat im Wandel”<br />
Abb. 1: Bozen, Luftbild<br />
Ich will versuchen, den Aspekt Stadt – Landschaft – Wandel anhand meiner Wahl-Heimatstadt<br />
Bozen zu erläutern, verschiedene Merkmale von sichtbaren und unsichtbaren Entwicklungen<br />
aufzugreifen und hoffe, auf einige der dieser Veranstaltung zugrunde liegenden<br />
Fragen zufriedenstellende Antworten oder Impulse geben zu können.<br />
Josef<br />
Oberhofer<br />
Geschichtliche Dimension<br />
Bozen liegt eingebettet in einer herrlichen<br />
Natur- und Kulturlandschaft am Fuße der Alpen<br />
und bildet gleichsam das Tor zum Süden.<br />
In keiner Stadt Südtirols sind die geschichtlichen<br />
Ereignisse des Landes deutlicher ablesbar<br />
als in Bozen. Der Autor beschränkt<br />
sich – was den historischen Aspekt in Bezug<br />
auf die leidvolle Geschichte Südtirols<br />
betrifft – lediglich auf ein paar wesentliche<br />
Kernaussagen. Während die gebauten Elemente<br />
in der Stadt auch noch nach über<br />
50 Jahren eher eine Barriere als eine Verknüpfung<br />
darstellen, haben die Menschen<br />
der drei Sprachgruppen die Vorteile eines<br />
friedlichen Zusammenlebens erkannt und<br />
leben diese größtenteils auch aus.<br />
Abbildung 2 zeigt das Siegesdenkmal,<br />
das anstelle eines österreichischen Kaiserjägerdenkmals<br />
von den Faschisten als Triumphbogen<br />
und Eingangstor zu den neu<br />
geplanten Stadtteilen errichtet wurde. Aus<br />
weißem Marmor, mit seinen 20 Metern Höhe<br />
weithin sichtbar, beansprucht es für sich<br />
das Recht kundzutun, dass Südtirol seit<br />
dem Sieg der Italiener gegen Österreich-<br />
Ungarn zu Italien gehört. Die in der ganzen<br />
Stadt verteilten Denkmäler, mit ihrer faschistischen<br />
Herrschersymbolik geschmückt, werden<br />
seit jeher von einem Teil der Südtiroler<br />
Minderheit als Affront empfunden und geben<br />
immer wieder Anlass zu Spannungen<br />
und feindseligen Auseinandersetzungen. Als<br />
Beispiel zeigt Abbildung 3 das sehr umstrittene<br />
Piffrader-Relief am Finanzgebäude, wo<br />
u.a. in der Mitte der Duce Benito Mussolini<br />
hoch zu Ross dargestellt ist.<br />
Bozen befindet sich am Zusammenfluss<br />
der Flüsse Talfer, Eisack und Etsch, die die<br />
Stadt in drei große Zonen teilen. Da ist auf<br />
der einen Seite zwischen den Flüssen Talfer<br />
und Eisack das historische Bozen, das<br />
auf eine jahrhundertealte Tradition auf dem<br />
Gebiet der Handelstätigkeit zurückblicken<br />
kann und vorwiegend von deutschsprachiger<br />
Bevölkerung bewohnt wird, und auf<br />
der anderen Seite, nicht weit davon entfernt,<br />
gleich hinter der Talferbrücke die<br />
neue „moderne“, in der Zeit des Faschismus<br />
erbaute und vorwiegend von Italienern<br />
bewohnte Stadt. Orographisch rechts Gries,<br />
eine ehemals von Landwirtschaft und Weinbau<br />
geprägte Streusiedlung, die ebenfalls<br />
mehrheitlich von deutschsprachiger Bevölkerung,<br />
den Grieser Bauern, bewohnt wird.<br />
Im Westen der Stadt befinden sich schließlich<br />
die neuen Wohnbauzonen und im Süden<br />
die Industriezone.<br />
Kultur-Landschaft<br />
Was die Kultur-Landschaft betrifft, so<br />
wurde durch die – wenn auch für viele<br />
Menschen sehr leidvolle – Trennung vom<br />
Heimatland Tirol ungewollt eine Besonderheit<br />
geschaffen, die heute von den Touristikern<br />
gerne als Attraktion gehandelt wird:<br />
Bozen liegt in Italiens nördlichster Region<br />
und wird von der Zentralregierung regelmäßig<br />
als eine der lebenswertesten Metropolen<br />
des ganzen Staates gekürt. In der Ursprungsheimat<br />
Österreich spricht man von<br />
der „Toskana Tirols“, die man bei jeder Gelegenheit<br />
gerne besucht.<br />
Abb. 2: Bozen, Siegesdenkmal<br />
32<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
Abb. 3: Bozen, Finanzgebäude mit dem umstrittenen Relief<br />
Stadt-Landschafts-Gestaltung<br />
Was die Gestaltung und Weiterentwicklung<br />
von Bozen betrifft, so besteht eine<br />
ungeheure Spannung zwischen dem begrenzt<br />
verfügbaren Raum durch seine geographische<br />
Lage (die Stadt befindet sich in<br />
einem Talkessel, umringt von Bergen und<br />
Hügeln), was die Entwicklungsmöglichkeiten<br />
in vielen Bereichen stark eingrenzt, und der<br />
Herausforderung, der Stadt Bozen dennoch<br />
die Rolle einer kleinen Hauptstadt zu verleihen,<br />
und zwar als Stadt der Kultur und der<br />
Begegnung von Kulturen, als Stadt mit innovativen<br />
Funktionen. Die räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten<br />
und eine nachhaltige<br />
Stadterneuerung werden zudem durch<br />
das vorhandene Stadtbild erschwert, das<br />
bereits durch politische Systeme und Sozialentwürfe<br />
mit ihren unterschiedlichen<br />
Ordnungsvorstellungen stark geprägt ist.<br />
Die sonnige, windstille Lage am Fuße des<br />
Tschögglberges war Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
für kurze Zeit sogar als internationaler<br />
Luftkurort bekannt. Heute wird dieser<br />
Stadtteil mehr und mehr von neuen<br />
Baulichkeiten eingekreist. Diese Spannung<br />
generiert zwar Kreativität, die sich jedoch<br />
nicht immer vorteilhaft auf die räumliche<br />
Entwicklung auswirkt.<br />
Strukturwandel<br />
Das Thema Strukturwandel ist sehr weitläufig,<br />
unzählige Beispiele könnten aufgezeigt<br />
werden. Ich habe mich für ein Beispiel<br />
entschieden, das auch den klimatischen<br />
Aspekt mit einbezieht. „Studieren unter<br />
Palmen“ lautet der sympathische Slogan,<br />
mit dem die „freie“ Universität Bozen um<br />
Studenten wirbt. Ich nehme an, dass auch<br />
Sie sich etwas mehr Palmen erwarten würden,<br />
doch die Werbestrategie scheint zu<br />
funktionieren, denn viele junge Menschen<br />
bevölkern die Stadt, verändern den Wohnungsmarkt<br />
und das bislang eher konservativ<br />
strukturierte Stadtleben. Neue Zweckbauten<br />
wie in Abbildung 10 entstehen, die<br />
sich jedoch recht unsensibel in bestehende<br />
Strukturen hineinzwängen und das Stadtbild<br />
verändern.<br />
Gesellschaftswandel<br />
Der seit 1295 stets von einheimischen<br />
Händlern ununterbrochen gehaltene, sehr<br />
malerische Obst- und Gemüsemarkt, der in<br />
jedem Werbeprospekt als eines der Highlights<br />
von Bozen zu finden ist, wird mehr<br />
und mehr von asiatischen und nordafrikanischen<br />
Migranten übernommen, wodurch<br />
sich sowohl das Stadtbild als auch<br />
das Warenangebot verändern.<br />
Als gegen Ende des vorigen Jahrhunderts<br />
die Verkehrsverbindungen von und<br />
nach Bozen sowohl auf der Straße, als auch<br />
auf der Schiene großzügig ausgebaut wurden,<br />
gewann die alte Handelsstadt auch<br />
für den Fremdenverkehr zunehmend an<br />
Bedeutung, und in der Stadt entwickelte<br />
sich schleichend, aber konstant eine weitere<br />
Besonderheit Bozens: Der Mix aus<br />
alpenländischer Lebensart, vermischt mit<br />
der italienischen „Dolce Vita“. Und so wird<br />
heute am Fuße der Dolomiten Tirolerisch,<br />
Ladinisch und Italienisch und bei Bedarf<br />
auch Hochdeutsch, Englisch und allerlei<br />
Sonstiges gesprochen. Knödel und Spaghetti<br />
gehören mittlerweile genauso zum<br />
Selbstverständnis wie Sachertorte gepaart<br />
mit Cappuccino.<br />
Bevölkerungswandel<br />
Die italienische Bevölkerung nimmt<br />
ständig zu und wird mehr und mehr auch<br />
in den bislang rein deutschen Stadtvierteln<br />
ansässig. Hinzu gesellen sich die vielen<br />
Migranten, die – wie in ganz Europa<br />
– das soziale Gefüge kräftig durchrütteln.<br />
Diese Gesellschaftsvermischung, verbunden<br />
mit dem allgemeinen Wohlstand, hat in<br />
den letzten Jahren zu einer zunehmenden<br />
Verwahrlosung von Traditionen (Herz Jesu/<br />
Fronleichnam, wie im ländlichen Raum)<br />
geführt, und wir Heimatpfleger beklagen<br />
schon seit geraumer Zeit einen starken<br />
Identitätsverlust der deutschsprachigen<br />
Stadtbevölkerung.<br />
Traditionswandel<br />
Die historischen Lauben werden nach<br />
und nach von den alteingesessenen Handelsfamilien<br />
verlassen und die Geschäfte<br />
Abb. 5: Die aus dem 12. Jahrhundert stammende<br />
Laubengasse, eine mittelalterliche Straßenmarktanlage und seit<br />
jeher Kern des alten und vor allem geschäftigen Bozen<br />
Abb. 6: Die den historischen Lauben nachempfundenen und<br />
im rationalistischen Baustil von den Faschisten verwirklichten<br />
Arkadengänge im neuen Stadtteil von Bozen<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 33
Das Thema<br />
Abb. 7: Gries, ehemals eine eigenständige Gemeinde, wurde 1926 von den<br />
Faschisten in die Landeshauptstadt zwangseingemeindet.<br />
an große Einkaufsketten vermietet. Diese<br />
reißen die einstmals kleinen Häusereingänge<br />
auf und bauen enorme Geschäftseingänge,<br />
die das äußere Erscheinungsbild<br />
stark beeinträchtigen. Die oberen Stockwerke<br />
werden als Lager verwendet oder<br />
an Migranten vermietet. Nach Geschäftsschluss<br />
ist die Altstadt ausgestorben.<br />
Leitbild<br />
Die Stadtverwalter haben erkannt, dass<br />
Bozen als Knotenpunkt für Umwelt, Kultur<br />
und Forschung ein Vermögen darstellt, das<br />
aufgewertet werden muss, indem die Humanressourcen,<br />
die Ressourcen an Platz<br />
und urbaner Qualität verstärkt werden.<br />
Sie haben unter dem Schlagwort „Ideen<br />
<strong>2015</strong>“ einen Masterplan erarbeitet, der,<br />
gestützt auf den strategischen Entwicklungsplan,<br />
einen Leitfaden für eine menschengerechte<br />
städtebaumäßige Weiterentwicklung<br />
der Landeshauptstadt vorsieht,<br />
sei es vom Standpunkt der Umwelt aus,<br />
oder sei es unter Berücksichtigung des<br />
wirtschaftlichen und sozialen Aspektes.<br />
Ich bitte um Nachsicht, wenn ich auf dieses<br />
interessante Dokument nicht näher<br />
eingehen kann. Soviel sei jedoch gesagt:<br />
Es bildet unter dem Aspekt Stadt–Landschaft–Wandel<br />
einen guten Ausgangspunkt<br />
für die Festlegung zukünftiger Strategien<br />
in allen Bereichen und bietet gleichzeitig<br />
auch allen Interessierten Gelegenheit für<br />
die Auseinandersetzung mit der langfristigen<br />
Verantwortung, die die Verwaltung<br />
übernimmt.<br />
Perspektiven der Heimatpflege<br />
Sehr viele Gestaltungsabläufe passieren<br />
schleichend, aber kontinuierlich auf<br />
einer Ebene, auf welche die Heimatpflege<br />
nur begrenzt Einfluss nehmen kann. Bei<br />
größeren Szenarien versucht der Heimatpflegeverband,<br />
sich beratend einzubringen<br />
und gegebenenfalls auch mit gezielten<br />
Aktionen (Unterschriftenaktionen, Protestkundgebungen,<br />
Bürgerversammlungen)<br />
Abb. 8: Die Industriezone, die seit dem in<br />
den späten 1930er Jahren begonnenen<br />
Bau der Arbeiterwohnsiedlungen, den sogenannten<br />
Semirurali, ständig gewachsen<br />
ist und, wie die meisten Gewerbegebiete,<br />
einen eher chaotischen Eindruck erweckt.<br />
vermeintlichen Fehlentscheidungen der<br />
Stadtverwalter entgegenzuwirken. Das betrifft<br />
Vorhaben wie z.B. die geplante Verlegung<br />
des Bahnhofs zur Schaffung neuen<br />
Wohn- und Handelsraums, die seit Jahrzehnten<br />
immer wieder angestrebte Verbauung<br />
der umliegenden Hügel (Virgl, Kohlern,<br />
St. Magdalena etc., weil in der Talsohle bereits<br />
alles versiegelt ist), den umstrittenen<br />
Ausbau des Bozener Flughafens, die Ausarbeitung<br />
des Bauleitplanes oder anderes.<br />
Bozen ist heute Treffpunkt der Kulturen,<br />
und man verspürt eine mitteleuropäische<br />
Atmosphäre. Geschichte und Architektur,<br />
Kunst und Musik sind umgeben von<br />
einer herrlichen Naturkulisse. All dies ist<br />
in stetem Wandel, den es aufmerksam zu<br />
verfolgen und zu beobachten gilt.<br />
Was macht Bozen aus?<br />
Interkulturelles Flair durch das tägliche<br />
Aufeinandertreffen der drei Kulturen? Der<br />
Mix aus Alt und Neu? Die Größe der Stadt,<br />
die durch ihre bescheidene und menschliche<br />
Dimension nicht stresst? Die die Stadt<br />
umgebende Natur, die in kürzester Zeit erreichbar<br />
ist, zu Fuß oder mit dem Fahrrad?<br />
Die Neugierde und die Herzlichkeit<br />
der Menschen? Die Liste der Fragen könnte<br />
noch lange fortgesetzt werden. Eine eindeutige<br />
Antwort auf all die Fragen gibt es<br />
vermutlich nicht!<br />
Wofür könnte Bozen stehen?<br />
Um es auf einen Nenner zu bringen: Bozen<br />
bedeutet für den Autor dieses Beitrages<br />
gewachsene Kultur gepaart mit Regionalität<br />
als Wohlfühl-Faktor, dies alles eingebettet<br />
in eine einzigartige Landschaft mit angenehmem,<br />
sub-mediterranem Klima. Was<br />
die Menschen betrifft, die in der Stadt leben,<br />
so befindet sich vieles zwischen Umbruch<br />
und Aufbruch.<br />
Josef Oberhofer<br />
Abb. 9: Universitätsgebäude mit Palmen Abb. 10: Neubau eines Institutsgebäudes Abb. 11: Eindrücke vom Markt<br />
34<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Aus Verband und Bezirken<br />
Heimatpflege<br />
Auf dass Humanität über<br />
Gewalt siege<br />
Gedenkfeier vor dem restaurierten Kriegerdenkmal in Niederlana<br />
Die Gedenkfeier unter der Vorhalle fand im Anschluss an die Fronleichnamsprozession statt. (Foto: Egon Zemmer)<br />
Hundert Jahre nach Ausbruch des Krieges<br />
an der Südwestfront (Mai 1915) gedachte<br />
man vor dem Kriegerdenkmal an der Pfarrkirche<br />
Maria Himmelfahrt in Niederlana<br />
der 86 gefallenen und vermissten Mitbürger<br />
aus Ober-, Mitter-, Niederlana, Ackpfeif<br />
und Pawigl. Die aus diesem Anlass durchgeführte<br />
Restaurierung des Denkmals von<br />
Rudolf Stolz und der Vorhalle der Pfarrkirche<br />
sollten ein Beitrag zum Weltkriegs-Gedenkjahr<br />
sein.<br />
Die Schützenkompanie „Franz Höfler“,<br />
der Heimatschutzverein Lana, die<br />
Ortsgruppe des Südtiroler Kriegsopferund<br />
Frontkämpferverbandes, die Kameradschaft<br />
vom Edelweiß und Alexander<br />
Schwabl vom „Kleinen Museum“ hatten<br />
zusammen die Initiative zur Restaurierung<br />
und zur Feier ergriffen. Die von den Firmen<br />
Höllrigl aus Lana und Hubert Mayr<br />
aus Percha ausgeführten Restaurierungsarbeiten<br />
kamen Dank des Beitrages der<br />
Marktgemeinde Lana, der beteiligten Vereine<br />
und der zahlreichen privaten Spender<br />
zustande.<br />
Mahnung für Friede und<br />
Toleranz<br />
Nach der Fronleichnamsprozession fand<br />
die von den obgenannten Vereinen und Abordnungen<br />
sowie der Bürgerkapelle Lana<br />
gestaltete bzw. umrahmte Feier vor dem<br />
mit Efeugirlanden geschmückten Denkmal<br />
statt. In der Gedenkrede betonte der<br />
Lananer Bürgermeister Harald Stauder<br />
die Dimensionen des Krieges und dessen<br />
Folgen: „Wir wollen heute innehalten und<br />
uns bewusst machen, dass jeder einzelne<br />
Name auf diesen Tafeln uns eine Mahnung<br />
sei für Friede, Toleranz und Offenheit“. Er<br />
hoffe darauf, dass es eines Tages möglich<br />
werde, dass es in dieser Welt keinen Krieg<br />
mehr gibt und dass die Humanität über<br />
die Gewalt siege.<br />
Werke des Malers Rudolf Stolz<br />
Simon Terzer, Vizeobmann des Heimatschutzvereins,<br />
dankte den ausführenden<br />
Firmen, den Spendern und den Mitwirkenden<br />
und ging auf die bewegte Geschichte<br />
des Denkmals ein. Der Gemeindeausschuss<br />
in Lana hatte einst einen<br />
Denkmalfonds geschaffen und 1920 den<br />
Maler Rudolf Stolz aus Bozen mit den Ar-<br />
Das Kriegerdenkmal von Rudolf Stolz<br />
(1920) unter der Vorhalle der Pfarrkirche<br />
Maria Himmelfahrt in Niederlana (Foto:<br />
Egon Zemmer)<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 35
Aus Verband und Bezirken<br />
Die Abordnungen der Ortsgruppe des Südtiroler Kriegsopferund<br />
Frontkämpferverbandes und der Kameradschaft vom<br />
Edelweiß nehmen Aufstellung. (Foto: Tobias Gruber)<br />
Kranzniederlegung für die Standschützen des Bataillons Lana<br />
durch die Schützenkompanie „Franz Höfler“, Lana (Foto Egon<br />
Zemmer)<br />
beiten beauftragt. Er schuf nicht nur das<br />
monumentale Wandfresko, sondern entwarf<br />
die Marmortafeln mit den Inschriften,<br />
die Wandleuchter und den hölzernen Dankesschild<br />
der Kriegsheimkehrer links vom<br />
Haupteingang. Die Ausmalung der Vorhalle<br />
und die Fassung der Gewölberippen gehen<br />
gleichfalls auf ihn zurück.<br />
Als das Werk fertig war, sollte es zu<br />
einem der umstrittensten Kriegerdenkmäler<br />
Südtirols werden. Die Einweihung<br />
fand ob der Anfeindungen der Darstellung<br />
erst 1921 statt.<br />
In eine stilisierte, hügelige Landschaft<br />
mit Bergen im Hintergrund hatte Stolz<br />
die Grausamkeit des Krieges ohne Heroisierungen<br />
gemalt. Die Toten liegen wie<br />
verweht und verwelkt in der Landschaft,<br />
darüber erhebt sich Christus am Kreuz.<br />
In der Tagespresse wurde das Fresko<br />
als unkirchlich verurteilt. Vor allem die<br />
Darstellung des Gekreuzigten war vielen<br />
fremd.<br />
Andere Stimmen hingegen priesen<br />
es als großes Kunstwerk von erschütternder<br />
Wirkung. Nur die Intervention<br />
des Kunsthistorikers Probst Josef Weingartner<br />
schützte es vor einer Übermalung.<br />
Er versuchte zu überzeugen und<br />
mahnte gleichzeitig: „Der Gedanke des<br />
Gedenkansprache des Bürgermeisters Harald Stauder (Foto: Egon Zemmer)<br />
Gemäldes ist klar: ein sterbender Erlöser,<br />
voll Schmerz über die Gräuel des<br />
Krieges und zugleich als sühnendes Opfer<br />
all des Hasses, all der Grausamkeit,<br />
all der tierischen Wut, mit denen sich<br />
die Menschheit im Kriege gegenseitig<br />
zerfleischte.“<br />
Ehrung der Kriegsopfer<br />
Dekan P. Peter Unterhofer OT nahm<br />
anschließend die Segnung des Denkmals<br />
vor und gedachte der Gefallenen und aller<br />
Kriegstoten. Die Ehrung der Gefallenen<br />
begann mit der von der Schützenkompanie<br />
„Franz Höfler“ unter Hauptmann Andreas<br />
Pixner durchgeführten Ehrensalve.<br />
Zur Kranzniederlegung durch die Kompanie,<br />
die Ortsgruppe des Südtiroler Kriegsopfer-<br />
und Frontkämpferverbandes und die<br />
Kameradschaft vom Edelweiß spielte eine<br />
Bläsergruppe der Bürgerkapelle Lana das<br />
Lied vom „Guten Kameraden“. Den Abschluss<br />
der Gedenkfeier bildete die Landeshymne.<br />
Simon Terzer<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s ist<br />
Dienstag, 15. September <strong>2015</strong>. Bitte Termin genau beachten!<br />
36<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Ins Bild gerückt<br />
Heimatpflege<br />
Nachahmen erwünscht<br />
Ein kleines Paradies für Selbstversorger im Südtiroler Unterland<br />
ren einer komplexen Infrastruktur und Logistik<br />
angewiesen“ (Grundsatzpapier der<br />
Arbeitsgruppe). Diese Tatsache hat bei<br />
den Heimatpflegern in Kurtatsch einige<br />
grundlegende Fragen aufgeworfen: Wie<br />
lange könnte sich der Südtiroler Durchschnittshaushalt<br />
ohne Lebensmittelnachschub<br />
versorgen? Welche Lösungsansätze<br />
sind für uns möglich? Die Idee der Selbstversorgung<br />
war geboren. Obwohl das Vorhaben<br />
sehr umfassend und schwierig war,<br />
ist es aufgrund fachkundiger Anleitung<br />
und ungebrochener Motivation zu einer<br />
nachahmenswerten Institution im Unterland<br />
gewachsen.<br />
Die Anfänge<br />
Othmar Sanin erklärt einer Grundschulklasse die Grundzüge des Maisanbaus. (Foto:<br />
Arbeitsgemeinschaft Selbstversorgung)<br />
„Schulacker“ nennt sich das Projekt,<br />
welches 2009 auf Initiative der Ortsgruppe<br />
Heimatpflege Kurtatsch in die Wege geleitet<br />
wurde. Von der Gemeinde wurde hierfür<br />
ein Grundstück in der Talsohle zur Verfügung<br />
gestellt, die Arbeitsgruppe „Selbstversorgung“<br />
wurde ins Leben gerufen und die<br />
Zusammenarbeit mit den örtlichen Grundschulen<br />
angepeilt. Heute, sechs Jahre später,<br />
erzählt das Projekt eine erstaunliche Erfolgsgeschichte<br />
und wird nicht nur von den<br />
Initiatoren, sondern von zahlreichen Mitgliedern<br />
der Gesellschaft getragen.<br />
Der moderne Mensch im 21. Jahrhundert<br />
ist verwöhnt von der Vielzahl an Möglichkeiten<br />
in sämtlichen Bereichen und Lebenslagen.<br />
Viele davon sind untrennbar<br />
gekoppelt an materielle Ressourcen. Nur die<br />
wenigsten erkennen dahinter eine krankhafte<br />
Abhängigkeit, eine Abhängigkeit, die<br />
auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist,<br />
schließlich haben wir ja alles. Eben! Aber:<br />
„Strom, Wasser, Treibstoff, Heizöl, Essen<br />
– bei allem ist er (der Mensch) auf das reibungslose<br />
und kontinuierliche Funktionie-<br />
Franz Hauser, Ortsbeauftragter der Heimatpflege<br />
in Kurtatsch, ist passionierter<br />
Bauer – das Zügeln von Reben ist eine seiner<br />
Leidenschaften –, er ist Fotograf und<br />
Buchautor. Nach dem Erscheinen der Bücher<br />
„Europaregion Tirol“ und „Welt der<br />
Väter“ entstand der Wunsch, die zu Papier<br />
gebrachten Praktiken alter Generationen<br />
in die Tat umzusetzen. Mit Othmar<br />
Sanin hatte er auch bald einen Verbündeten<br />
gefunden. Letztgenannter ist besonders<br />
engagiert im Umgang mit den Schülern,<br />
weist die Projektgruppen in die einzelnen<br />
Arbeitsschritte ein und erzählt über Nutzen<br />
und Wirkung der selbst angebauten Produkte.<br />
Auch in Karl-Heinz Peer hat Franz<br />
Hauser nicht nur einen ehrgeizigen Mitarbeiter,<br />
sondern in naher Zukunft auch einen<br />
würdigen Nachfolger.<br />
„Wenn wir heute mit vollem Bauch nicht<br />
an morgen denken, werden wir morgen<br />
mit leerem Bauch an gestern denken.“<br />
Franz Hauser<br />
Grundidee<br />
Die Schülerinnen und Schüler erfahren<br />
bei jedem Arbeitsschritt – hier bei<br />
der Ernte – Wissenswertes. (Foto:<br />
Arbeitsgemeinschaft Selbstversorgung)<br />
Ausgewogener Anbau von<br />
Grundnahrungsmitteln<br />
Noch vor wenigen Jahrzehnten bauten<br />
die Bauernfamilien die wichtigsten Grundnahrungsmittel<br />
selbst an, meist nur für den<br />
eigenen Hausbedarf. Im Südtiroler Unterland<br />
stand an erster Stelle der Maisanbau;<br />
der „Türgg“ musste für Mensch und<br />
Vieh ausreichen. An zweiter Stelle folgten<br />
schließlich Kartoffeln, dann Weizen und<br />
vielerlei Arten von Obst und Gemüse. Um<br />
Zucker zu gewinnen, pflanzten manche<br />
Bauern gar Zuckerrüben an.<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 37
Ins Bild gerückt<br />
Jedes Kind hat auf dem Maisfeld seine<br />
eigene Zeile, welche es von Anfang bis<br />
Ende betreut.<br />
Franz Hauser betätigt die Pumpe des<br />
Ziggls, welcher gespendet wurde.<br />
An der Vielzahl der Freiwilligen<br />
misst der Ortsbeauftragte des<br />
Heimatpflegeverbandes die<br />
Anerkennung und Wertschätzung der<br />
Initiative in der Öffentlichkeit.<br />
Sonnenblumen säumen das Maisfeld<br />
der Arbeitsgemeinschaft.<br />
Dieser Tradition fühlt sich die Unterlandler<br />
Arbeitsgruppe heute noch verpflichtet.<br />
Sie kennt den Nutzen der ertragreichen<br />
Getreide- und Gemüsesorten und darüber<br />
hinaus die Wirkung anderer Pflanzen,<br />
wie beispielsweise Kräuter, um Schädlinge<br />
auf natürlichem Wege zu bekämpfen. So<br />
wehrt zwischen den Tomaten gepflanzter<br />
Thymian Nacktschnecken ab, Kapuzinerkresse<br />
sieht nicht nur hübsch aus,<br />
sondern hält auch den Kartoffelkäfer fern<br />
oder Stangenbohnen kombiniert mit Bohnenkraut<br />
mindern den lästigen Lausbefall.<br />
Beweggründe und Ziele<br />
All diese über Generationen weitergegebenen<br />
Kenntnisse werden sorgsam umgesetzt,<br />
gehütet und Jahr für Jahr an eine<br />
vierte Klasse der Grundschule weitergegeben.<br />
Auf diese Weise gehen die einzelnen<br />
Arbeitsgänge nicht verloren und bei Bedarf<br />
– im Ernstfall einer Katastrophe zum Beispiel<br />
– kann darauf zurückgegriffen werden. Darüber<br />
hinaus stiftet die Initiative über den<br />
Einbezug der Schüler neben der schulpädagogischen<br />
Bedeutung auch soziale Stabilität<br />
und kulturelles Engagement. Vor allem<br />
in den Obstbaugebieten wird mit der alternativen<br />
Anbauweise die Monokultur aufgelockert<br />
und damit für den ökologischen Anbau<br />
sensibilisiert. Die Schüler lernen, zur Mutter<br />
Erde eine Beziehung aufzubauen: Sie werden<br />
dazu angehalten, die Arbeiten auf dem<br />
Feld barfuß auszuführen, um eine Affinität<br />
zum lebensspendenden Boden zu entwickeln.<br />
Ganze sechs Arbeitsschritte durchlaufen<br />
die 9-10jährigen dabei: „Türgg“ setzen,<br />
„peckn“, „heifln“, „ouklaubn“, „tschilln“<br />
und „tschippeln“.<br />
Aus purem Idealismus<br />
Geld spielt in diesem großartigen Projekt<br />
keine Rolle. Weder die Mitglieder der<br />
Arbeitsgemeinschaft, noch die freiwilligen<br />
Helfer und Spender (Ziggl, Gartenbänke,<br />
Pumpe, etc.) werden monetär entlohnt.<br />
Nach der Ernte aber werden die Erzeugnisse<br />
auf sämtliche Helfer aufgeteilt; viel<br />
ist es nicht, maximal 10 Kilogramm Mehl<br />
können pro Person abgegeben werde. Der<br />
Rest wird für das folgende Jahr als Saatgut<br />
zurückgehalten. Damit sind alle zufrieden,<br />
ist doch der Genuss eines mit eigenen<br />
Händen angebauten und verarbeiteten<br />
„Plent“ unvergleichlich größer als der Verzehr<br />
handelsüblicher Ware.<br />
Zukunftsperspektiven<br />
Natürlich hofft die Ortsgruppe Kurtatsch,<br />
dass das ein oder andere Kind aus<br />
dem Erlernten früher oder später eine Leidenschaft<br />
entwickelt, der Arbeitsgruppe<br />
beitritt und die Tradition in nächster Generation<br />
fortführt.<br />
Aber auch über die Gemeindegrenzen<br />
hinaus sind bereits Initiativen gestartet<br />
worden, welche von der SVG Kurtatsch<br />
begleitet werden: Anbauprojekte mit anderen<br />
Schulen, Kleingartenanlagen oder<br />
die Zusammenarbeit mit der Bauernjugend<br />
und dem Heimatpflegeverband. Es<br />
ist zu hoffen, dass die Initiative des alternativen<br />
Anbaues noch weite Kreise zieht<br />
und zahlreiche Nachahmer findet. Informationen<br />
hierzu können gerne über den<br />
SVG Kurtatsch angefordert werden.<br />
Sylvia Rottensteiner<br />
Das Grundstück des Gemeinde- bzw. Schulackers wurde mit Stockeichen – einer<br />
heute nur mehr selten anzutreffenden Baumart – eingefriedet.<br />
38<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Arge Lebendige Tracht<br />
Heimatpflege<br />
Eine Schnalser Tracht erzählt<br />
Unterörlhof im See versunken – Tracht überlebt<br />
Es ist schon einige Jahre her, dass mir der<br />
Schnalser Bildhauer Martin Rainer erzählt hat,<br />
dass er eine alte Tracht zu Hause hätte. Er<br />
wollte mir gerne einmal die Geschichte dazu<br />
erzählen. Leider kam es dann nie zu unserem<br />
Treffen. 2012 ist Martin Rainer verstorben.<br />
Es war dann sein Sohn Josef, der sich vor<br />
Kurzem in gleicher Angelegenheit an mich<br />
gewandt hat. Diesmal klappte es.<br />
Die Tracht des Urgroßvaters<br />
Und da lagen sie nun auf dem großen<br />
Tisch, die altehrwürdigen Trachtenteile:<br />
gamslederne Hosen, rotes, besticktes Leibl,<br />
Stiefel, ein Paar wollene Wadenstrümpfe<br />
und ein Paar Stutzen, grüner Hosenheber,<br />
Gupfhut mit reichlich roten Schnüren und<br />
dazu noch ein handgefertigtes Messer samt<br />
Schaft. Alles zwar etwas abgebraucht, aber<br />
von hervorragender Qualität und Farbe, so,<br />
als hätte sie ihr Besitzer erst gestern in die<br />
Truhe gelegt. Familienfotos belegen es: Bereits<br />
der Urgroßvater Fridolin und auch der<br />
Großvater Martin hatten diese Tracht getragen<br />
und wer weiß wer schon alles vor ihnen.<br />
Vom Material und von der Verarbeitung her<br />
dürfte sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />
angefertigt worden sein. Sie wurde also als<br />
etwas besonders Kostbares immer wieder<br />
weiter vererbt. Heute ist sie im Besitz von<br />
Josef Rainer, Jahrgang 1970, selbst Künstler<br />
wie sein Vater.<br />
Das Schicksal der Örlhöfe<br />
Die Örlhöfe vor dem Abriss<br />
Die Familie Rainer stammte vom Unterörlhof<br />
in Vernagt/Schnalstal. Über Generationen<br />
bearbeiteten sie ihren Heimathof, einen<br />
der großen Höfe im Tal. Zum Hof gehörten<br />
fruchtbare Wiesen und Felder im Spechtenhauser<br />
Boden und auch die Sprungstelle<br />
war am Hof angesiedelt. Die Familie<br />
hatte ihr Auskommen. Doch dann kam<br />
die Technik, elektrischer Strom wurde gebraucht<br />
und es veränderte sich alles im Leben<br />
der Familie Rainer.<br />
Mit dem Bau des Vernagt-Stausees nach<br />
dem 2. Weltkrieg musste neben sechs weiteren<br />
Höfen auch der Unterörlhof aufgegeben<br />
werden. Schweren Herzens räumten die<br />
Rainers ihren Hof. Bevor das Wasser stieg,<br />
nahmen sie alles mit, was ihnen lieb und<br />
teuer war. Neben Hausrat und Gerätschaften<br />
auch Klöppelzeug, alte Fäden, handgemachte<br />
Nägel und eben auch die alte Tracht.<br />
Ein Stück Familiengeschichte<br />
Josef Rainer stöberte mit seinem Bruder<br />
Paulus schon immer gern im Unterdach<br />
des Vaterhauses herum. Dabei stießen sie<br />
auf die Kiste mit der alten Tracht. Vorsichtig<br />
hat Josef sie anprobiert. Und siehe da:<br />
Sie passte ihm wie angegossen. Lederhose,<br />
Leibl, Stiefel, wie auf Maß für ihn gemacht.<br />
Er ist vom Schlag her eben ein echter Rainer!<br />
Nachdem er die Tracht gesäubert und<br />
von der Trachtenschneiderin Helga Trenkwalder<br />
mit altem Material vorsichtig hat<br />
aufrichten lassen, trägt er sie nun zu allen<br />
möglichen Anlässen mit sichtlichem Stolz.<br />
Künstler in Tracht<br />
Bildhauer Martin Rainer (1923-2012)<br />
Josef Rainer ist ein Künstler durch und<br />
durch. Die alte Tracht hat für ihn eine besondere<br />
Bedeutung. Nichts will er damit vortäuschen,<br />
nichts Neues dazu tun. So trägt er<br />
nur das, was er geerbt hat, zieht bewusst einen<br />
Bruchstrich zwischen Alt und Neu. „Mit<br />
der Tracht hab‘ ich schon eine Freude, und<br />
ich denke, es ist viel Glück und Zufall dabei,<br />
dass das alles erhalten geblieben ist“.<br />
Und seine Augen strahlen.<br />
Agnes Andergassen<br />
Der Künstler Josef Rainer in der Tracht<br />
seiner Vorfahren<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 39
Rundschau<br />
Lange Nacht der Kirchen im Kloster Lanegg in Lana<br />
Pfarrchor Lana mit Chorleiterin Ingrid Rieder und Pfarrorchester Lana mit<br />
Konzertmeister Josef Höhn<br />
Mit Bozen, Meran, Sterzing und Kaltern<br />
hatte auch Lana zur Langen Nacht der Kirchen<br />
geladen, welche heuer zum 10. Mal<br />
stattfand. Das altehrwürdige Kloster Lanegg<br />
bot hierfür den passenden Rahmen. Es gab<br />
einen Krabbelgottesdienst mit dem Katholischen<br />
Familienverband, ein Wissensquiz<br />
mit Schatzsuche der Katholischen Jungschar,<br />
eine Meditationsstunde mit Buchpräsentation<br />
der Deutschorden-Schwestern,<br />
Marienlieder mit dem Kapuzinerchor unter<br />
der Leitung von Erika Kerschbamer sowie<br />
eine „Stunde der Barmherzigkeit“ mit<br />
Anbetungsgruppen aus Lana.<br />
Höhepunkt dieser Langen Nacht der<br />
Kirche war zweifelsohne das geistliche<br />
Konzert „Gloria in excelsis Deo“ mit dem<br />
Pfarrchor Lana und dem Pfarrorchester<br />
Lana, den Solisten Petra Sölva, Sopran,<br />
Johanna Psaier, Alt, Robert Graber, Oboe,<br />
Klaus Gruber, Trompete, und Heidi Nock<br />
an der Orgel. Als Konzertmeister fungierte<br />
Josef Höhn; die Gesamtleitung oblag Ingrid<br />
Rieder.<br />
Zur Aufführung gelangten die Instrumentalstücke<br />
„Trumpet voluntary“ von Jeremiah<br />
Clarke, das Concerto Grosso <strong>Nr</strong>. 4 in D-Dur,<br />
op 6 von Arcangelo Corelli und zum krönenden<br />
Abschluss das „Goria in D-Dur, RV<br />
589“ von Antonio Vivaldi. Es war ein wahrlich<br />
gelungener und glanzvoller Konzertabend,<br />
ein Ohren- und Augenschmaus,<br />
der mit viel Beifall bedacht wurde.<br />
Ein besonderes Sommernachtskonzert<br />
Zum 25jährigen Jubiläum des Pflegeheims<br />
St. Anna in Lana gab es ein umfangreiches<br />
Rahmenprogramm. So lud kürzlich<br />
der Deutsche Orden mit Heimdirektor<br />
P. Peter Lantschner OT zu einem besonderen<br />
Sommernachtskonzert in den malerischen<br />
Innenhof von St. Anna.<br />
Es gab Musik und Gesang vom Feinsten;<br />
dafür sorgte das Vokalensemble „Stimmt`s“<br />
aus Lana unter der Leitung von Ingrid<br />
Rieder, die Sängerinnen Julia Knoll, Rosi<br />
Holzner, Barbara Weger, Rosa Marsoner<br />
und Gertrud Laimer sowie das klassische<br />
Bläserquartett der Bürgerkapelle Lana unter<br />
der Leitung von Robert Graber. Ebenso<br />
mit von der Partie war das Streicherensemble<br />
mit Emma Pircher und Anna Knoll an<br />
der Violine, sowie Mathias Marsoner am<br />
Violoncello und Josef Höhn am Klavier.<br />
Abwechselnd wurde gesungen und musiziert;<br />
zu hören gab es unter anderem<br />
die Ouvertüre zur Oper „Così fan tutte“<br />
von W. A. Mozart sowie Ausschnitte aus<br />
der „Zauberflöte“ und aus „Le nozze di<br />
Figaro“, ebenso von W. A. Mozart, wobei<br />
die Sopranistin Ingrid Rieder die Arie der<br />
Gräfin „Porgi amor“ meisterhaft vortrug.<br />
Es war ein erlesener Konzertabend gespickt<br />
mit verbindenden Worten von Angelika<br />
Holzner.<br />
Zum Abschluss erklang das wunderbare<br />
Wiegenlied „Schlafe, mein Prinzchen,<br />
schlaf ein“, einfühlsam interpretiert<br />
vom Vokalensemble „Stimmt`s“. Das zahlreich<br />
gekommene Publikum dankte es mit<br />
herzlichem Applaus.<br />
Das Vokalensemble „Stimmt`s“: v. l.<br />
Julia Knoll, Rosi Holzner, Ingrid Rieder,<br />
Barbara Weger, Rosa Marsoner und<br />
Gertrud Laimer<br />
Schönheit<br />
zerstört<br />
man<br />
nicht!<br />
In vielen Gemeinden Italiens sieht<br />
man derzeit immer wieder großformatige<br />
Spruchbänder mit folgender<br />
Aufschrift: „La bellezza non si distrugge“.<br />
Dort legt man nämlich verstärkt<br />
und besonders großen Wert<br />
auf historische Denkmäler, wertvolle<br />
charakteristische Bauten und stadtund<br />
ortsbildprägende Architektur. So<br />
beispielsweise an der Basilica Palladiana<br />
in Vicenza. In Südtirol sind<br />
wir noch vielerorts weit davon entfernt,<br />
leider! Wir alle hätten nämlich<br />
den kulturellen Auftrag, Denkmäler<br />
zu schützen, zu erhalten und sie −<br />
wenn nötig − neuen Bestimmungen<br />
zuzuführen. Dessen sind sich viele<br />
leider immer noch nicht bewusst.<br />
Albert Innerhofer<br />
40<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Arge Volkstanz<br />
Heimatpflege<br />
Almtanz auf der Petersberger Leger Alm<br />
Volkstanzgruppe Deutschnofen feiert ihr 35-jähriges Bestehen<br />
Viele Tänzerinnen und Tänzer füllten den Tanzboden.<br />
Der diesjährige Almtanz, der von der Arbeitsgemeinschaft<br />
Volkstanz in Südtirol jedes<br />
Jahr durchgeführt wird, war für die Volkstanzgruppe<br />
Deutschnofen der Anlass, das<br />
35-jährige Bestehen der Gruppe zu feiern.<br />
Hochwürden Heinrich Ganthaler zelebrierte<br />
mit vielen Volkstänzern und Tanzbegeisterten<br />
die heilige Messe und wies in<br />
seiner Predigt auf die Wichtigkeit des Volkstanzes<br />
hin. Er stellte die Begegnungen und<br />
den sozialen Aspekt der ehrenamtlichen<br />
Tätigkeiten in den Mittelpunkt. „Durch die<br />
Begegnungen entstehen Beziehungen und<br />
Zusammenhalt. Dazu bereiten die Volkstänzer<br />
vielen Menschen bei der Präsentation<br />
ihres Tanzgutes Freude", so Ganthaler.<br />
Anschließend spielte die Burgstaller<br />
Tanzlmusig zum Tanz auf. Der traditionelle<br />
Auftanz wurde vom Tanzleiter der Volkstanzgruppe<br />
Deutschnofen, Werner Mittermair,<br />
und der Ersten Vorsitzenden der<br />
Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Südtirol,<br />
Monika Rottensteiner, angeführt. Die<br />
hohen Temperaturen hielten Tänzerinnen<br />
und Tänzer davon nicht ab, die Tiroler<br />
Brauchtumstänze zum Besten zu geben.<br />
Renate Langhofer kümmerte sich um die<br />
Kinder und brachte mit ihnen nach einer<br />
kurzen Probe einige Kindertänze zur Aufführung.<br />
Das schöne Wetter und die gute<br />
Stimmung bei guter Musik trugen wiederum<br />
zu einem würdigen Fest für die Gemeinschaft<br />
des Volkstanzes bei.<br />
Erich Niedermair<br />
Arge MundArt<br />
“Drunter und drüber”<br />
Buchpräsentation am 11. Juli beim Sandwirt in Passeier<br />
Eine gelungene und lebhafte Präsentation<br />
der Mundartanthologie „Drunter und<br />
drüber“, erschienen im Verlag Edition Tirol,<br />
organisierte der Tiroler Mundartkreis unter<br />
der Leitung von Obfrau Lilo Galley am<br />
11. Juli <strong>2015</strong> beim Sandwirt im Passeier.<br />
Anna Lanthaler, Moos i.P., Anna Steinacher,<br />
Verdings, Lilo Galley, Innsbruck,<br />
Bernhard Brugger, Bruneck, und Theo<br />
Lanthaler, St. Leonhard i.P., lasen nicht<br />
nur aus der Anthologie, sondern auch humorvolle<br />
Texte aus ihren Werken und begeisterten<br />
das Publikum.<br />
Musikalisch wurde die Veranstaltung<br />
von den „Gelegentlichn Pssairern“ (Christl<br />
Fauner, Toni Fauner, Hubert Prünster) mit<br />
Südtiroler Volksmusik umrahmt.<br />
Unter den Gästen befanden sich der<br />
sympathische Graf Johannes Firmian und<br />
Junior Ferdinand von Kronmetz. Nach der<br />
Lesung saßen die Autorinnen und Autoren<br />
sowie einige Gäste in gemütlicher Atmosphäre<br />
beisammen.<br />
Gruppenfoto der Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />
Bilder unter: https://www.facebook.com/tirolerland?ref=aymt_homepage_panel<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 41
• Büchertisch •<br />
Michael Forcher/Bernhard Mertelseder<br />
Gesichter der Geschichte<br />
Schicksale aus Tirol 1914-1918<br />
Wie kann man die Ungeheuerlichkeit<br />
eines Weltkrieges begreifen? Wir kennen<br />
die Zahlen und Fakten aus den Geschichtsbüchern,<br />
aber wie erlebten die<br />
Menschen der damaligen Zeit den Ersten<br />
Weltkrieg? Welches menschliche<br />
Leid hat er verursacht und welche Folgen<br />
hatte er für die Gesellschaft? Anhand<br />
von 44 Einzelschicksalen erzählen Michael<br />
Forcher und Bernhard Mertelseder<br />
sowie eine Reihe von Co-Autorinnen<br />
und Co-Autoren, wie Tirolerinnen und<br />
Tiroler die Kriegsjahre 1914 bis 1918<br />
und die Zeit danach erlebten. Exemplarische<br />
Schicksale, Lebensumstände und<br />
die Erinnerung daran geben erschütternde<br />
Einblicke – Frauen, Männer<br />
und Kinder, Menschen mit deutscher,<br />
ladinischer oder italienischer Muttersprache,<br />
herausgehoben aus der Anonymität<br />
der Namenslisten von Kriegerdenkmälern<br />
und der trockenen Zahlen<br />
von Statistiken. Zahlreiche Fotografien<br />
und Bilddokumente, die für sich sprechen<br />
oder durch einen einfühlsamen<br />
Text erst zum Sprechen gebracht werden,<br />
gewähren Einsichten in den Alltag<br />
und das Leben an der Front. Neben<br />
den historisch belegbaren Fakten stehen<br />
ergreifende, bedrückende und erschreckende<br />
Auszüge aus Briefen und<br />
Tagebüchern. So gibt dieses Buch den<br />
unmittelbaren Blick frei auf das Leben<br />
und Sterben von Soldaten und Zivilpersonen<br />
in jenen Schreckensjahren und<br />
stellt eindrücklich dar, wie unsere Vorfahren<br />
ihr jeweils unterschiedliches,<br />
doch von derselben Katastrophe geprägtes<br />
Schicksal bewältigt haben.<br />
Einzelschicksale aus allen<br />
Regionen Tirols<br />
Die Menschen und Einzelschicksale,<br />
die in „Gesichter der Geschichte“ vorgestellt<br />
werden, kommen aus vielen<br />
verschiedenen Gemeinden und aus<br />
allen Landesteilen des historischen<br />
Tirols, also auch aus<br />
dem Trentino. Sie stehen<br />
repräsentativ für<br />
die Soldaten Tirols, die<br />
als Mitglieder der Kaiserjäger,<br />
Landes- bzw.<br />
Kaiserschützen, Landsturm<br />
und Standschützen<br />
an den Fronten<br />
Galiziens, Serbiens,<br />
am Isonzo und an der<br />
Tiroler Grenze, aber<br />
auch bei der Artillerie<br />
oder in der Marine gekämpft<br />
haben. Die Autoren<br />
erzählen auch<br />
von den Schicksalen<br />
der Kriegsgefangenen,<br />
etwa in Sibirien oder in<br />
den Lagern Italiens.<br />
Und natürlich schildert<br />
das Buch den Alltag<br />
und Überlebenskampf von Frauen im<br />
Arbeitseinsatz, von Witwen, Verwundeten,<br />
Kranken und Waisen, von Internierten<br />
und Evakuierten in den Barackenstädten<br />
Ober- und Niederösterreichs, Mährens<br />
und Böhmens.<br />
Die Autoren<br />
Michael Forcher, geboren 1941 in Lienz/<br />
Osttirol; promovierter Historiker, Journalist,<br />
Gründer und langjähriger Verleger<br />
des Haymon Verlags; zahlreiche Publikationen<br />
und Bücher zur Geschichte<br />
und Kulturgeschichte Tirols, bei Haymon<br />
u.a.: "Die Frau in der Geschichte Tirols"<br />
(gemeinsam mit Gretl Kölfker, 1986), "Zu<br />
Gast im Herzen der Alpen". Eine Bildgeschichte<br />
des Tourismus in Tirol (1989),<br />
"Plakatkunst im Tourismus. 100 Bilder<br />
aus Tirol" (gemeinsam mit Petra Köck,<br />
1998), "Kleine Geschichte Tirols" (2006),<br />
"Der Riese Haymon" (2007), "Die Geschichte<br />
der Stadt Innsbruck" (2008),<br />
"Anno Neun" (2008), "Tirols Geschichte<br />
in Wort und Bild" (11., überarbeitete und<br />
erweiterte Auflage, 2009), "Südtirol in Geschichte<br />
und Gegenwart" (gemeinsam mit<br />
Hans Karl Peterlini, 2010) "Tirol und der<br />
Erste Weltkrieg. Ereignisse, Hintergründe,<br />
Schicksale" (2014), "Zu Gast im Herzen<br />
der Alpen. Eine Bildgeschichte des Tourismus<br />
in Tirol" (überarbeitete und erweiterte<br />
Aufl age, <strong>2015</strong>) und "Gesichter der<br />
Geschichte. Schicksale aus Tirol 1914–<br />
1918" (gemeinsam mit Bernhard Mertelseder,<br />
<strong>2015</strong>).<br />
Bernhard Mertelseder ist Referent für das<br />
Chronikwesen beim Tiroler Bildungsforum<br />
und wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am "Zentrum für Erinnerungskultur und<br />
Geschichtsforschung (ZEG)" sowie an der<br />
Universität Innsbruck; zahlreiche Publikationen<br />
zur Tiroler Geschichte und Erinnerungskultur.<br />
Michael Forcher/Bernhard Mertelseder:<br />
Gesichter der Geschichte. Schicksale aus<br />
Tirol 1914-1918. 3<strong>04</strong> Seiten, gebunden<br />
mit Schutzumschlag; EUR 24,90, auch als<br />
E-Book erhältlich.<br />
42<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
Stadt und Siedlung – Heimat im Wandel<br />
Eine Publikation der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien<br />
Stadt und Siedlung sind Lebensorte und<br />
Lebensformen. Was sich hier im Leben<br />
der Menschen und im Aussehen der Orte<br />
in den letzten Jahren wandelt und wie es<br />
weitergehen könnte, ist Thema einer Neuerscheinung<br />
des Bunds Heimat und Umwelt<br />
in Deutschland (BHU), Bundesverband<br />
der Heimatverbände, Heimat- und<br />
Bürgervereine. Die Menschen spielen dabei<br />
eine Hauptrolle, denn es geht um ihre<br />
Heimat und Identität.<br />
Wo Menschen wohnen, finden sie Heimat<br />
und Identität. Sowohl das Leben in<br />
den Städten, als auch das Leben in den<br />
Siedlungen war und ist immer im Wandel<br />
– aktuell vielleicht besonders deutlich:<br />
„Wandel betrifft viele Faktoren und<br />
Aspekte von Stadt und Siedlung: Es geht<br />
um Demographie, Migration, Wohn- und<br />
Lebensformen, Ressourcenverbrauch<br />
und Nachhaltigkeit und ganz besonders<br />
um sozialen Zusammenhalt. Es geht um<br />
die Menschen in Stadt und Siedlung, um<br />
ihr Engagement und ihre Heimat – das<br />
macht das Thema für uns als Bundesverband<br />
der Heimat- und Bürgervereine so<br />
wichtig“, betont Herlind Gundelach, Präsidentin<br />
des BHU. „Wir wollen herausfinden,<br />
was den Wandel ausmacht und wie<br />
die Menschen ihn mitgestalten und sich<br />
einbringen können“.<br />
Mancher Wandel ist offen sichtbar, anderer<br />
eher für Eingeweihte: Städte suchen neue<br />
Identitäten, Streetart-Kunstwerke tauchen<br />
auf, Siedlungen werden weitergebaut und<br />
energetisch gedämmt, Bauherrengemeinschaften<br />
und neue Lebensformen eröffnen<br />
ungeahnte Möglichkeiten, Großsiedlungen<br />
werden Denkmäler – um einige Beispiele zu<br />
nennen. Mit Beiträgen zu diesen und weiteren<br />
Themen werden vielfältige Facetten<br />
aufgezeigt, die Ideen geben und Diskussionen<br />
anregen. Der Blick geht in Deutschland<br />
u.a. nach Stuttgart, Köln, Dresden<br />
und Halle und weiter in die europäischen<br />
Nachbarländer: So kommen Impulse u.a.<br />
aus der Schweiz, Südtirol und Lettland.<br />
„Der Heimatbegriff erweist sich als Schlüssel<br />
zu einem umfassenden Verständnis.<br />
Konnte und kann man Heimat planen und<br />
gezielt bauen?“, fragt Wolfgang Börnsen<br />
(Bönstrup), Vizepräsident des BHU, und<br />
ist überzeugt: „Heimat muss man gestalten,<br />
denn sie ist der Nahbereich persönlicher<br />
Verantwortung und eigenen Engagements<br />
– das gilt in der Stadt und in der<br />
Siedlung gleichermaßen“. Im Stadtquartier<br />
wie in der Siedlung kann dies gelingen.<br />
Die reich bebilderte Publikation enthält Beiträge<br />
von drei Fachveranstaltungen 2014<br />
in Berlin, Stuttgart und Halle-Neustadt.<br />
Sie präsentiert damit eine Fülle von Aspekten<br />
zur Stadtlandschaft im Wandel<br />
und zum Siedlungsbau des 20. Jahrhunderts,<br />
der Kulturerbe und Lebensraum<br />
zugleich ist. Das Projekt wurde<br />
gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung<br />
für Kultur und Medien.<br />
Das Buch mit 264 Seiten kann beim<br />
BHU kostenfrei bestellt werden. Um eine<br />
Spende wird gebeten.<br />
Kontakt: Bund Heimat und Umwelt in<br />
Deutschland (BHU), Bundesverband für<br />
Kultur, Natur und Heimat e. V., Adenauerallee<br />
68, 53113 Bonn.<br />
Tel.: (0228) 224091, Fax: (0228) 215503,<br />
E-Mail: bhu@bhu.de, Internet: www.bhu.de<br />
Silentium<br />
Karthaus – Das Dorf der Stille<br />
Dieses Buch erzählt die Geschichte von Karthaus,<br />
dem Dorf im Schnalstal, das einmal ein<br />
Kloster des Kartäuserordens war. Die Mönche<br />
sind längst verschwunden, aber noch immer<br />
liegt eine geheimnisvolle Stille über diesem<br />
Ort. Der Kulturverein Schnals, welcher mit<br />
dem Projekt „Silentium“ die Aufwertung der<br />
Kartause vorangetrieben und im letzten Jahr<br />
umgesetzt hat, hat dieses schöne und leicht<br />
lesbare Geschichtsbuch vor Kurzem im Eigenverlag<br />
herausgegeben. Texte von Josef<br />
Rohrer und Bilder des bekannten Illustrators<br />
Alessandro Gatto zeichnen die einzigartige<br />
Geschichte dieses Ortes. Fotoimpressionen<br />
der in Karthaus lebenden Fotografin<br />
Daniela Brugger bringen das Thema Stille<br />
und Kontemplation, aber auch historische<br />
Details in Karthaus näher und vermitteln<br />
diese auf künstlerische Weise.<br />
Das Buch ist in deutscher und italienischer<br />
Sprache über den Kulturverein Schnals erhältlich;<br />
84 Seite; Preis Euro 19,90; www.<br />
kulturverein-schnals.it<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>04</strong> | <strong>August</strong> <strong>2015</strong> 43
Impressum<br />
Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen, des Südtiroler Chorverbandes<br />
und des Heimapflegeverbandes Südtirol<br />
Eigentümer und Herausgeber:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen<br />
Ermächtigung Landesgericht Bozen<br />
<strong>Nr</strong>. 27/1948<br />
Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes<br />
verantwortlich:<br />
Dr. Alfons Gruber<br />
Als Pressereferenten für die Darstellung der<br />
entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:<br />
VSM: Stephan Niederegger,<br />
E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
SCV: Paul Bertagnolli,<br />
E-Mail: bertagnolli.paul@rolmail.net<br />
HPV: Sylvia Rottensteiner,<br />
E-Mail: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />
Unverlangt eingesandte Bilder und Texte<br />
werden nicht zurückerstattet.<br />
Redaktion und Verwaltung:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />
I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus<br />
Tel. <strong>04</strong>71 976387 - Fax <strong>04</strong>71 976347<br />
E-Mail: info@vsm.bz.it<br />
Einzahlungen sind zu richten an:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,<br />
Waltherhaus<br />
Raiffeisen-Landesbank, BZ<br />
IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771<br />
SWIFT-BIC: RZSBIT2B<br />
Jahresbezugspreis: Euro 20<br />
Gefördert von der Kulturabteilung<br />
der Südtiroler Landesregierung.<br />
Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />
Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,<br />
und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,<br />
<strong>August</strong>, Oktober und Dezember.<br />
Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen<br />
Vormonats.<br />
44<br />
<strong>KulturFenster</strong>