Schlossfestspiel-Magazin 2017 - Die Physiker
Das Magazin zu den Schlossfestspielen im Wasserschloss Hagenwil. Mit Hintergrund-Infos, Ergänzungen zum Stück und vielen Fotos. Das Magazin ist im Ticketpreis inbegriffen.
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im gespräch<br />
Gespräch zwischen dem<br />
Rechtschaffenden und<br />
einem Kulturschaffenden.<br />
Rechtsanwalt Professor<br />
Peter Nobel und<br />
Regisseur Florian Rexer.<br />
3. Juli <strong>2017</strong> in Zürich.<br />
Peter Nobel war Rechtsanwalt, Freund und Vertrauter von Friedrich<br />
Dürrenmatt. Zusammen reisten sie unter anderem nach Venedig und Wien. Es gab<br />
viele persönliche Begegnungen und Peter Nobel gehört zu den fünf Menschen, die<br />
Dürrenmatt portraitierte, darunter auch Dürrenmatts Frau, in einem roten Mantel.<br />
Florian Rexer (FR):<br />
Wann haben Sie Friedrich Dürrenmatt kennengelernt?<br />
Peter Nobel (PN):<br />
So richtig persönlich Anfang der 80er-Jahre, zuvor haben wir<br />
uns schon das ein oder andere Mal gesehen. Dann gab es diesen<br />
Rechtsstreit mit dem «Stern», da hatten wir dann mehr miteinander<br />
zu tun. Dürrenmatt hat sich sehr aufgeregt, dass die<br />
Stern-Redaktion einfach seine Helvetismen ins Hochdeutsche<br />
übersetzen wollte. Später habe ich ihn dann in verschiedenen<br />
Sachen beraten, vertreten und wir begegneten uns auch einfach<br />
privat.<br />
FR:<br />
Was war Friedrich Dürrenmatt für ein Mensch? Wie haben Sie<br />
ihn wahrgenommen?<br />
PN:<br />
Er war eigen. Er konnte abweisend und verschlossen wie ein Fels<br />
sein. Ich erinnere mich, wie er einmal bei uns zu Hause zu Gast<br />
war. Es waren weitere Personen da, die ihm aber nicht passten.<br />
Da hat er einfach den ganzen Abend geschwiegen. Kein Wort<br />
gesprochen.<br />
Ich weiss noch, wie ich einmal ein Bild von Dürrenmatt kaufen<br />
wollte. Das war bei einer Signierstunde bei Orell Füssli. Damals<br />
kannten wir uns noch nicht persönlich. Er sagte ziemlich barsch:<br />
«Nein, nein. <strong>Die</strong> erbt alle meine Frau, die gibt’s nicht. Fertig.<br />
Gehen Sie weiter.» Andererseits konnte er lieb und farbig sein<br />
in seinem Innersten. Er konnte aufblühen wie ein Kind. Dann<br />
sprudelte es aus ihm heraus. Dann konnte er die verrücktesten<br />
Geschichten erspinnen. Voller Fantasie produzierte er diese aus<br />
sich heraus. Es war faszinierend, dem zuzuhören. Und er lachte,<br />
er lachte laut über die ganze Verrücktheit dieser Welt. Ja, er war<br />
ein Mensch, der aus sich selbst schöpfen, sich selbst produzieren<br />
konnte.<br />
FR:<br />
Welches Stück haben Sie zuletzt gelesen oder gesehen?<br />
PN:<br />
«<strong>Die</strong> <strong>Physiker</strong>» im Schauspielhaus Zürich.<br />
FR:<br />
Sie selbst besitzen ja einige Dürrenmatt-Originale. Dabei hat er<br />
Sie sogar einmal portraitiert?<br />
PN:<br />
Ja. In seinem Atelier. Das hat gar nicht lange gedauert. Er skizzierte<br />
mich ca. eine halbe Stunde, dann konnte ich gehen. Das<br />
Bild hängt in Neuchâtel im Centre Dürrenmatt. Ich besitze aber<br />
eine wunderschöne Kopie. Warum er mich malte? Einfach so.<br />
Er hat das nie kommentiert.<br />
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