Mai 2010 - Gemeinde Eppendorf
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1939 gründete Erich Käppler eine Kfz-<br />
Reparaturwerkstatt. Wer ihn noch kannte,<br />
weiß, dass er mit seinen Mitarbeitern jeden<br />
„Patienten“ wieder zum Fahren brachte.<br />
Das Besondere an Erich Käppler war, dass er<br />
sein Herz schon seit der Jugend dem Motorsport<br />
verschrieben hatte. Er fuhr auf allen<br />
bekannten DDR-Rennstrecken für Amateure<br />
mit seinem selbstgebauten Rennwagen.<br />
1952 begann er – völlig auf sich gestellt –<br />
einen Motor nach seinen Vorstellungen zu<br />
bauen und entwickelte einen 1100-ccm-<br />
Rennsportwagen, mit dem er auf vielen<br />
Rennstrecken der DDR an Rennen teilgenommen<br />
hat. Der Motor stammte aus einem<br />
VW-Kübel und wurde mit zwei Zylinderköpfen<br />
vom TATRA 87 bestückt.<br />
Sportwagen bis 1100 ccm<br />
Grundbasis VW-Rahmen, Motor original<br />
25 PS, nach Modifizierung ca. 70 PS,<br />
Bernau 1953<br />
Schon 1952 ging er mit seinem Eigenbau-<br />
Wagen zum ersten Mal in Dresden-Hellerau<br />
an den Start. 1953 fuhr er auf der Halle-Saale-Schleife.<br />
Selbst die Fachleute und Repor-<br />
Siegerehrung in Halle 1953<br />
1. Preis Erich Käppler (mitte)<br />
ter waren höchst erstaunt über Käpplers<br />
Leistungen. Hier bewies er sein Können,<br />
denn von der ersten Runde an übernahm er<br />
die Führung, überrundete von den gestarteten<br />
zehn Fahrern sieben und ging mit ein-<br />
01.05.<strong>2010</strong><br />
DER SCHNELLSTE MANN AUS GROßWALTERSDORF<br />
Triumpffahrt nach der Siegerehrung,<br />
Halle 1953<br />
einhalb Minuten Vorsprung vor dem<br />
Zweiten über den Zielstreifen.<br />
1954 wurde er Dritter in der DDR-<br />
Meisterschaft, und 1955 errang er<br />
sogar die Würde eines DDR-Vizemeisters<br />
in der Sportwagenklasse.<br />
Da ab 1956 keine Sportwagenrennen<br />
mehr gefahren wurden, musste er seinen<br />
geliebten Rennsport vorläufig aufgeben.<br />
Als aber 1961 die neue internationale Rennwagenformel<br />
Junior in Kraft trat, ließ es<br />
auch ihm keine Ruhe mehr. 1962 wurde er<br />
wieder aktiv. In diesem Jahr kam es zur Bildung<br />
der ersten „Sozialistischen Entwicklungsgemeinschaft<br />
(SEG)“ in der DDR. Im<br />
Gründungsprotokoll ist folgender Satz zu<br />
lesen: „Aus der Erkenntnis heraus, dass auch<br />
auf dem Gebiet des Automobilrennsportes<br />
Erfolge nur in kollektiver und kameradschaftlicher<br />
Zusammenarbeit zu erzielen<br />
sind, bilden die Sportfreunde Dr. Hofmann,<br />
Lehmann, Seifert, Pfeifer und Käppler eine<br />
sozialistische Arbeitsgemeinschaft über die<br />
Weiterentwicklung eines Formel-Junior-<br />
Rennwagens auf der Basis von Bauteilen<br />
unserer volkseigenen Industrie.“<br />
Nach den Plänen dieser Entwicklungsgemeinschaft<br />
baute<br />
Erich Käppler in unzähligen<br />
Arbeitsstunden nach Feierabend<br />
seinen Rennwagen mit<br />
einem Wartburg-Motor auf.<br />
1963 war es ihm jedoch nicht<br />
mehr möglich, in das Renngeschehen<br />
einzugreifen, denn im<br />
Winter 1963/64 wurde die bisherige<br />
Formel III in das neue<br />
Formel Junior umgewandelt.<br />
Jetzt musste wieder umgebaut<br />
werden. Es gab strenge, einschneidende<br />
Bestimmungen.<br />
Es durften nicht mehr drei<br />
Historie S. 8<br />
Vergaser verwendet werden, sondern<br />
nur noch einer. Nur vier Gänge und der<br />
Rückwärtsgang waren jetzt erlaubt, und<br />
der Wagen hatte ein Mindestgewicht<br />
von 400 kg aufzuweisen. Ende März<br />
konnte dann der neue Rennwagen seinen<br />
Probelauf anlässlich eines öffentlichen<br />
Trainings in Dresden-Hellerau<br />
antreten. Der bearbeitete 1000-ccm-<br />
Wartburgmotor gab dem Wagen eine<br />
Erich Käppler mit seinem Rennwagen<br />
Formel III SEG – Wartburg, Baujahr 1963<br />
Höchstgeschwindigkeit von etwa 200km/h.<br />
Am 19. April 1964 ging es zum ersten Rennen<br />
der Saison auf die Halle-Saale-Schleife.<br />
Im Training erzielte Erich Käppler eine Runde<br />
von 3:10:04 Minuten. Damit erreichte er<br />
einen mittleren Startplatz. Doch dann kam<br />
das Pech. Beim Rennen in der zweiten Runde<br />
traten Schäden an der Kraftstoffzuführung<br />
auf, wodurch er beim Rennen ausscheiden<br />
musste.<br />
Er fuhr später noch weitere Rennen mit<br />
bestem Erfolg, z.B. auf Autobahnstrecken<br />
bei Chemnitz, Dresden-Hellerau, Bautzen<br />
Bernau, Rostock, auf dem Schleizer Dreieck,<br />
dem Sachsenring, der Halle-Saale-Schleife<br />
und dem Leipziger Stadtparkrennen.<br />
Erich Käppler wurde ein Mal<br />
DDR-Meister und mehrmals<br />
Vize-Meister.<br />
1964 musste er seinen geliebten<br />
Rennsport aus gesundheitlichen<br />
Gründen aufgeben.<br />
Die Leidenschaft für den<br />
Motorsport übertrug sich auf<br />
seinen Sohn Jürgen, der<br />
ebenfalls bis zur Wende diesen<br />
Sport erfolgreich betrieb.<br />
Wieder ein Pokal<br />
für den Sieger<br />
Manfred Wünsche